Digitalisierungsstrategie der Bibliotheken Schaffhausen

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Bibliotheken Schaffhausen Stand: 01.06.16 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ....................................
Author: Horst Jaeger
4 downloads 3 Views 511KB Size
Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Bibliotheken Schaffhausen Stand:

01.06.16

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ....................................................................................................................... 2 1.1 Gründe für die Digitalisierung 1.2 Stellenwert des Dokuments, Organisation und Umsetzung 1.3 Begriffsbestimmung und Gegenstand 1.4 Abgrenzung

2. Zielsetzung und Ausrichtung ........................................................................................... 3 2.1 Zielgruppen 2.2 Zielsetzung der Digitalisierung

3. Derzeitiger Stand ........................................................................................................... 4 3.1 Digitalisierung eigener Bestände 3.2 Lizenzierte E-Medien 3.3 Born Digitals 3.4 Archivierung der Daten 3.5 Erschliessung

4. Rahmenbedingungen ..................................................................................................... 7 4.1 Finanzierung und Infrastruktur, Kooperation 4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen und Zugänglichmachung 4.3 Richtlinien und Standards

5. Auswahl der zu digitaliserenden Bestände ..................................................................... 9 5.1 Grundsätze 5.2 Detailkriterien 6. Geplante und mögliche Digitalsisierungsprojekte, Plattformen ...........................................10 6.1 Mittelalterliche Handschriften: e-codices 6.2 Neuzeitliche Handschriften: e-manuscripta 6.3 Alte Drucke: e-rara 6.4 Kundenwünsche und Varia: EoD

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

1. Einleitung 1.1. Gründe für die Digitalisierung Das Internet ist ein mächtiger Vereinfacher des Zugangs zum historischen Buchbestand der Bibliotheken. Die Digitalisierung historischer Bestände ist eine grosse Chance für die Sichtbarkeit dieser Bestände über den kleinen Kreis von Experten und lokalen Benutzern hinaus, der sie bisher kannte und nutzte. In den grossen Bibliotheken des Westens ist dieser Prozess weit fortgeschritten. Die Bestände der kleineren Bibliotheken, zumal an nichtuniversitären Standorten, drohen unverdient in Vergessenheit zu geraten und aus dem Gesichtskreis ihrer potentiellen Benutzer zu verschwinden. Die Bereitstellung von digitalen Repräsentationen kann bestandserhaltend wirken, falls man die Benutzung der analogen Originale wegen der Digitalisierung einschränkt. Andererseits zieht die erhöhte Sichtbarkeit der digitalisierten Bestände auch eine erhöhte Attraktivität der Originale nach sich. Im Weiteren kann die Herstellung einer digitalen Repräsentation ein Zwischenschritt sein bei der Herstellung von Sicherheitskopien; im Katastrophenfall bietet sie die Grundlage einer möglichen Replikation. Die digitale Langzeitarchivierung wiederum ist ein komplexes und noch nicht abschliessend gelöstes Problem.

1.2. Stellenwert des Dokuments, Organisation und Umsetzung Die vorliegende Digitalisierungsstrategie ist eine interne Handlungsgrundlage. Sie basiert auf der Bibliotheksstrategie der Bibliotheken Schaffhausen 2015-2020 und legt die Grundsätze der damit verbundenen Digitalisierungsmassnahmen im definierten Zeitraum fest. Sie soll aber Fragestellungen weit über diese Periode im Auge haben. Im Rahmen der jährlichen Umsetzungsplanung wird geprüft, ob eine Anpassung vor Ablauf der Gültigkeit erforderlich ist. Die Planung und Vorbereitung von Digitalisierungsmassnahmen findet innerhalb des Bezugsrahmens Bibliotheksstrategie, Budgetierungsprozess, Investitionsplanung und strategische Informatikplanung statt. In Planung und Abwicklung der Digitalisierung sind die Geschäftsleitung der Bibliothek, ihre Informatikpartner und je nachdem regionale Partner wie Stadtund Staatsarchiv oder überregionale Kooperationspartner involviert. Die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie erfolgt in Form eines Digitalisierungsprogramms, das einzelne Vorhaben in Form von Projekten abwickelt. Das Programm wird von der verantwortlichen Person für den Digitalisierungsdienst koordiniert und durch die Geschäftsleitung der Bibliothek genehmigt. Im Rahmen der jährlichen Umsetzungsplanung, die eingebettet ist in die Jahresplanung1 der Bibliothek, werden die einzelnen Vorhaben des Programms definiert.

1.3. Begriffsbestimmung und Gegenstand Unter Digitalisierung wird nachfolgend im weiteren Sinne die Überführung analoger Bestände in eine digitale Form mit allen dazugehörenden Arbeitsschritten und Aufgaben ver-

1

Weiterführend: "Jahresplanung.xls", jeweils aktuellste Version.

2

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

standen. Im engeren Sinn wird Digitalisierung als Oberbegriff für die Erfassung analoger Vorlagen durch Scanner und digitale Kameras und die anschliessende Erzeugung digitaler Bilddaten verwendet. Das Ergebnis der Digitalisierung sind Digitalisate. Ein Digitalisat besteht aus zwei Komponenten: Als erste strukturelle Komponente sind Primärdaten zu nennen, die aus Bilddaten und teilweise aus diesen gewonnenen Volltexten bestehen. Die zweite Komponente bilden die Metadaten über das digitalisierte Werk (also das Katalogisat) und über den Digitalisierungsvorgang als solchen (die Dokumentation über verwendete Software, Technik, Finanzierung etc.). Digitalisate liegen in mindestens einer Form, der Masterdatei, vor. Diese wird von der Bibliothek gespeichert, und ihre Les- und Interpretierbarkeit als digitales Objekt ist langfristig sicherzustellen (durch digitale Langzeitarchivierung DLA). Die Masterdatei ist die Basis für die Herstellung von Nutzungs- und Sicherheitskopien.

1.4. Abgrenzung Die vorliegende Strategie befasst sich vornehmlich mit den „analog geborenen“ Medien, im Fall der Bibliotheken Schaffhausen mit mittelalterlichen Handschriften, Alten Drucken, Scaphusiana (lokalgeschichtlichen Zeugnissen) und handschriftlichen Nachlässen. Neben der Digitalisierung historischer Bestände gehört zur Digitalen Bibliothek Schaffhausen auch das Angebot lizenzierter oder gekaufter externer digitaler Inhalte. Dieses Angebot ist nicht Hauptgegenstand dieses Papiers und wird in Kapitel 6.1 nur skizziert. Im Weiteren sind „Born Digitals“ Teil jeder Digitalen Bibliothek. Dieser Begriff bezeichnet Materialien ohne analoge Vorlage. „Digital entstandene Objekte“ oder „primär digital produzierte Informationen sind in Kapitel 6.2 knapp angesprochen. Ein Konzept für die Digitale Langzeitarchivierung (DLA) der Digitalisate ist ein Desiderat. Dabei ist eine Lösung in Schaffhausen (Kooperation mit Stadtarchiv, Staatsarchiv) oder ein Anschluss an eine überregionale Bibliothekslösung denkbar. 2. Zielsetzung und Ausrichtung der Digitalisierung der Bibliotheken Schaffhausen 2.1. Zielgruppen Zu den Zielgruppen der Bibliothek in der Bibliotheksstrategie 2015-20202, die Ansprüche hinsichtlich digitaler Angebote haben, gehören in erster Linie:  ZG 7: Forscher: Lokale Forschung, Hobbyforscher / Internationale Wissenschaftler  ZG 8: Die Nachwelt Mit nachrangigem Interesse rücken auch die folgenden Zielgruppen ins Blickfeld:  ZG 6: Institutionen wie Verwaltung, Kultur- u. Bildungsinstitutionen, Bibliotheken  ZG 3: Schüler und Studierende  ZG 4: Erwachsene mit Freizeitinteressen / mit Weiterbildungsinteressen

2

Bibliotheken Schaffhausen: Strategie und Massnahmen 2015-2020.

3

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

Die Bibliotheksstrategie benennt vier Handlungsfelder der Bibliotheksentwicklung, an erster Stelle: „Digitalisierung/E-Medien für die konsequente Weiterentwicklung des Kernangebots Ausleihe in der digitalen Welt und für die Sichtbarkeit der historischen Bestände.“ Die für die Digitalisierung in Frage kommende Dienstleistung wird dabei wie folgt beschrieben: „DL 3: Historische Bestände: Das historische Erbe von Generationen liegt in Form von bedeutenden Buch- und Handschriftenbeständen im Magazin der Stadtbibliothek und verschafft dieser überregionale Bedeutung. Deren Konservierung, Erschliessung und Zurverfügungstellung ist von erstrangiger Bedeutung. Dabei tritt die Digitalisierung zur Erhöhung der Sichtbarkeit und Schonung der Bestände in den Vordergrund, in Schaffhausen verbunden mit der Erschliessung im Onlinekatalog, die noch nicht erfolgt ist. Es handelt sich hierbei um anspruchsvolle Arbeiten, die entsprechend aufwendig und teuer sind und deshalb gut priorisiert werden müssen. Dabei bietet sich im Bereich der Handschriften die enge Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv an. Weiterhin zu gewährleisten ist zudem das Sammeln und Erschliessen der Scaphusiana, der Literatur von und zu Schaffhausen. Dazu kommt die Definition der über den Tag hinaus für die Region relevanten allgemeinen Literatur.“ Daraus werden die folgenden beiden Ziele für die Bibliotheksentwicklung abgeleitet:  Z1 Die Bibliothek ist im Web angemessen mit ihren digitalisierten historischen Beständen vertreten  Z4 Die Recherche und Ausleihe der Bibliotheksbestände im Internet ist einfach und bequem 2.2. Zielsetzung der Digitalisierung Für die Bibliotheken Schaffhausen bietet die Digitalisierung und damit Onlinestellung ihres analogen Schriftguts die Chance, ihre Dienstleistungen nach dem Modell der grossen Bibliotheken zu modernisieren und einen zeitgemässen Zugang zu dem in ihren Magazinen lagernden historischen Schriftgut von regionaler bis internationaler Bedeutung anzubieten. Damit sollen die folgenden Ziele erreicht werden:    

Bessere Sichtbarkeit der historischen Beständen Bessere Zugänglichkeit durch orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit Bessere Recherchierbarkeit des Inhalts historischer Bestände Anschluss der analogen Überlieferung an die neu entstehende digitale Überlieferung

3. Derzeitiger Stand der Digitalisierung bei den Bibliotheken Schaffhausen 3.2. Digitalisierung eigener Bestände Seit 2008 nehmen die Bibliotheken Schaffhausen am mit Bundesmitteln geförderten Projekt e-codices der Universität Fribourg zur Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften teil. Aus den rund 160 mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek und der Ministerialbibliothek wurden in einem ersten Schritt 14 Handschriften von besonderer Bedeutung digitalisiert; bis Ende 2016 soll die Digitalisierung der im engeren Sinn Schaffhauser Handschriften 4

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

(insg. 36 Codices aus dem Skriptorium des Klosters Allerheiligen) mit einer zweiten Tranche komplettiert sein. Die Digitalisate stehen in der public domain zur Verfügung. Im Rahmen der Kooperation der Bibliotheken der Euregio Bodensee 3 (Verein der Bodenseebibliotheken) wurden die beiden regionalgeschichtlichen Zeitschriften „Schaffhauser Beiträge zur Geschichte“ und die „Schaffhauser Mappe“ digitalisiert und über eine Website der Bibliothek der Universität Konstanz öffentlich gemacht. Die Daten sind frei nutzbar. Die Tageszeitung Schaffhauser Nachrichten wurde in Kooperation mit der Herausgeberin und der Schweizerischen Nationalbibliothek vollständig digitalisiert. Es besteht kein freier Zugang des Archivs für Nicht-Abonnent/innen. 3.3. Lizenzierte E-Medien Im Bereich der E-Books und anderer E-Medien nimmt die Bibliothek seit 2011 gemeinsam mit den anderen Ostschweizer Bibliotheken an der dibiost (Digitale Bibliothek Ostschweiz) teil, der grössten Schweizer Plattform für die elektronische Ausleihe elektronischer Medien. Seit Oktober 2014 lizenziert die Bibliothek gemeinsam mit anderen Ostschweizer Bibliotheken das Zeitschriften- und Zeitungsportal GENIOS4, seit September 2015 wird das Angebot an E-Books durch englischsprachige E-Medien auf der Plattform OverDrive ergänzt. 3.4. Born Digitals Born Digitals, also digital entstandene Objekte oder primär digital produzierte Informationen sind also in Form von E-Books, E-Journals, Websites, elektronischen Arbeitsdokumenten oder Photographien zu finden. Dabei kann es sich sowohl um Online- als auch um OfflineDateien handeln. Sofern sie Schaffhauser Themen behandeln (E-Scaphusiana), gehören sie an sich zweifellos zum Sammelgebiet der Bibliothek, werden bis dato aber weder gesammelt noch archiviert. Der Grund dafür liegt in der vorderhand geringen Menge relevanter Medien, während viele Fragen dazu ungeklärt sind - beispielsweise die genaue Definition des Sammelgebiets, ihre Erschliessung und Ablage, Zugänglichkeit und Langzeitarchivierung. Als Partnerin oder richtungsweisende Institution müsste u.E. die Nationalbibliothek5 fungieren. Bereits heute wird das Sammeln von relevanten Webseiten6 durch das Projekt Webarchiv7 Schweiz der Nationalbibliothek angegangen, bei dem die Kantonsbibliotheken Partnerinnen sind. Unbefriedigend ist dabei die restriktive Zugänglichkeit des Webarchivs. Inzwischen ist durch die HTW Chur ein darüber hinausgehendes Projekt "Repositorium für Digitale Medien" mit Fokus auf die Speicherung, Langzeitarchivierung und Vermittlung verschiedener digitaler

Bodensee Bibliotheken: “In den Jahren 2008 bis 2012 wurden in einem von Interreg IV Alpenrhein-BodenseeHochrhein geförderten Projekt durch Bibliotheken in Baden-Württemberg, Bayern, Liechtenstein, der Schweiz und Vorarlberg ca. 350.000 Seiten regionaler Kernzeitschriften digitalisiert.“ 4 Für BibliothekskundInnen ist GENIOS zugänglich. Die Zugangskontrolle erfolgt über die Eingabe der Nummer des Bibliotheksausweises mit dem dazugehörigen Passwort. 5 Auf ihrer Website hält die Nationalbibliothek fest: „Als schweizerische Bibliothek bemüht sich die NB im Rahmen von e-Helvetica besonders um die Zusammenarbeit mit anderen schweizerischen Bibliotheken auf kantonaler oder universitärer Ebene.“ 6 Das Einsammeln von Websites aus dem Internet wird als Harvesting bezeichnet. Spezielle Programme sorgen dafür, dass ausgehend von einer Startseite alle Links weiterverfolgt werden und Dateien, die innerhalb des definierten Sammelgebiets liegen, heruntergeladen werden. 7 Webarchiv Schweiz: Grundlagenpapier, Glossar, Merkblätter etc. 3

5

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

Inhalte initiiert worden8, an dem sich verschiedene Bibliotheken mit kantonalem Sammelauftrag beteiligen könnten. Abzuwarten bleibt ausserdem das Produktportfolio und die Zugänglichkeit des Projekts SLSP (Swiss Libraries Service Platform) der Hochschulbibliotheken. 3.5. Archivierung der Daten Die aus der Partnerschaft mit e-codices entsprungenen Masterdateien sind unkomprimiert (und somit verlustfrei) auf einer externen Festplatte abgelegt, die im Kulturgüterschutzraum der Bibliothek aufbewahrt wird. Ausserdem sind die tiff-Dateien an der federführenden Universität Fribourg abgelegt. Die Dateien aus der Digitalisierung von Periodika für die Bodensee-Bibliotheken wie die „Schaffhauser Mappe“ und die „Schaffhauser Beiträge zur Geschichte“ befinden sich ebenfalls auf externen Festplatten und im Weiteren an der Universität Konstanz. Daneben ist weiteres Bildmaterial (Fotografien von Beständen, hochaufgelöste Aufnahmen aus Digitalisierungen von Beständen, Bildmaterial der Bibliotheks-Website, usw.) auf internen Laufwerken sowie Speichermedien wie CD-ROMs gesichert. Diese Archivierung und Ordnung ist unzureichend und muss in einem Konzept für die Digitale Langzeitarchivierung (DLA) überarbeitet werden. 3.6. Erschliessung Alle Buchbestände in der Stadtbibliothek sind erfasst. Die nach 1985 erworbenen Bestände sind sämtlich im elektronischen Katalog BISCH ONLINE katalogisiert. Für den Nachweis gedruckter Bestände vor 1984 ist der Zettelkatalog zu konsultieren; dieser Bestand bis derzeit systematisch durch internes und externes Personal bis 1800 elektronisch nacherfasst. Im "Handbuch der historischen Buchbestände" sind zudem die historischen Bestände der Bibliothek in einem beschreibenden Inventar erfasst.9 Die handschriftlichen Bestände der Bibliothek sind hingegen uneinheitlich erfasst. Die mittelalterlichen Handschriften der Bibliotheken Schaffhausen (Stadtbibliothek und Ministerialbibliothek) wurden in zwei umfangreichen, illustrierten Katalogen von Rudolf Gamper beschrieben.10 Die auf der Plattform e-codices digitalisierten Handschriften sind zudem dort mit einer kurzen Beschreibung versehen.11 Für die neuzeitlichen Nachlässe und handschriftlichen Bestände besteht keine einheitliche Nachweissituation; es gibt aber keine Bestände, 8

Aus der Anfrage an die Direktion vom 28.9.2015: "Der wichtigste Use Case besteht im elektronischen Sammlungsauftrag der Kantonsbibliotheken, für den es nach wie vor keine Lösung gibt. Im neu ausgerichteten Projekt soll also eine Lösung entwickelt werden, welche die Anforderungen des elektronischen Sammlungsauftrags abdeckt: unterschiedliche Formate sollen eingefügt/importiert, katalogisiert (bzw. in Discovery oder OPAC integriert), langzeitarchiviert und zu unterschiedlichen Bedingungen genutzt werden können. Die Projektpartner gehen aktuell davon aus, dass der Teil des Repositoriums durch bestehende, ev. auch offene Software weitgehend abgedeckt werden kann, dass aber die Nutzungsoberfläche und die Verwaltung der Nutzerberechtigungen entwickelt werden müssen. Im Projekt soll zudem der Betrieb einer solchen Plattform – idealerweise in Zusammenarbeit mehrerer (oder alle) Kantonsbibliotheken und weiterer Bibliotheken geplant werden, sowohl in technischer wie in betrieblicher/finanzieller Sicht." 9 In Band 2 sind die historischen Buchbestände der Stadtbibliothek Schaffhausen beschrieben inklusive der Ministerialbibliothek Schaffhausen. 10 Der "Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Schaffhausen" und " Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Ministerialbibliothek Schaffhausen" sind auf der Website des Urs Graf Verlags online einsehbar. 11 Kapitel 6.1.

6

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

die nicht zumindest als Zugang vermerkt wurden. Hauptnachweisquelle ist der Handschriften-Zettelkatalog im Lesesaal der Stadtbibliothek. Zu einzelnen Beständen gibt es gedruckte und ungedruckte, teils annotierte Findmittel, zum Nachlass Johannes von Müller sind zwei aufwändige Briefeditionen erschienen.12 Im Rahmen der vertieften Kooperation von Stadtbibliothek und Stadtarchiv Schaffhausen sollen Nachlässe bzw. die Aufnahmen zugehöriger Findmittel in der Archivdatenbank SCOPE des Stadtarchivs erfasst werden.13 Um eine gute Auffindbarkeit in der bibliothekarischen Tradition zu gewährleisten, gilt die Regel: Keine Digitalisierung ohne Erschliessung. Diese Erfassung geschieht für die Buchbestände nach den Bestimmungen der international gültigen Katalogisierungsregelwerke, derzeit der RDA. Für die handschriftlichen Bestände wird sich die Bibliothek nach der Erfas sungssystematik des Stadtarchivs richten. 4. Rahmenbedingungen 4.1. Finanzierung und Infrastruktur, Kooperation Digitalisierung ist kostspielig: Scanner für hochwertige Digitalisate und die schonende Behandlung wertvoller Bestände sind teuer, ihre Bedienung erfordert Fachwissen. Dazu kommt die Erschliessungsarbeit, die bei historischen Beständen besonders hohe Anforderungen aufweist. Ebenfalls im Auge zu behalten sind die wiederkehrenden Kosten für die Speicherung der Daten. Die Digitalisierung ersetzt zudem keinesfalls die Massnahmen im Bereich der Bestandserhaltung analoger Unterlagen. Zur Durchführung der Digitalisierung muss die Bibliothek über interne Personalressourcen verfügen, mit denen sie die Planung und Durchführung sicherstellt. Diese Aufgaben sind auf der Ebene der Bibliotheksleitung angesiedelt und heute durch die Stelle der Direktionsassistenz bereits abgedeckt. Die Erschliessung der Digitalisate erfordert ausgebildetes Personal, ggf. mit Zusatzkenntnissen zur Erschliessung historischer Bestände. Dieses Personal ist in der Bibliothek derzeit nur begrenzt vorhanden; allenfalls ist Weiterbildung angezeigt oder der projektbezogene Beizug von externen Kräften. Lediglich kleinere Routine-Digitalsierungen können aus dem ordentlichen Budget bestritten werden (Bsp. EoD, s.u. Kap. 6.4). Grössere Digitalisierungsvorhaben sind als Projekte mit besonderer Finanzierung aufzugleisen. Neben Investitionsbeiträgen der Stadt müssen Drittmittel eingeworben werden. Dabei erwies sich die Sturzenegger-Stiftung14 als verlässlicher Partner. Im Weiteren konnte die Bibliothek auch immer wieder von Beiträgen des Kantons über den Lotteriefonds profitieren. Ein Sponsoring durch Firmen wurde bis dato nicht gesucht.

12

Dabei lag der Fokus auf der Edition, in zweiter Linie ist ein Teilbestand in gewisser Weise erschlossen. Weiterführend: "Handschriftliche Bestände in der Stadtbibliothek: Elektronische Erschliessung" vom 30.12.2014. 14 Sturzenegger-Stiftung: „Die Sturzenegger-Stiftung dient in erster Linie den Belangen des Museums zu Allerheiligen sowie dem Erwerb von Handschriften für die Stadtbibliothek Schaffhausen. Hauptzweck ist das Sammeln qualitätsvoller Kunstwerke sowie historischer Objekte, welche für Stadt und Region von Bedeutung sind und dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt werden. Damit verbunden ist ihre wissenschaftliche Erschliessung und adäquate Präsentation. Zusätzliche Unterstützung können für das Museum relevante Projekte, Ausstellungen und Publikationen erfahren. Die Möglichkeiten der Finanzierung prüft der Stiftungsrat von Fall zu Fall.“. 13

7

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

Aus Kostengründen wird keine eigene Präsentationsplattform im Internet betrieben. Nur etablierte Plattformen bieten einer kleinen Institution wie den Bibliotheken Schaffhausen die nötige Sichtbarkeit und Professionalität. Das Gleiche gilt für die Digitalisierungsinfrastruk tur. Dienstleister mit etablierten Abläufen und professionellem Gerätepark stehen im Umfeld der der Nachweis-Plattformen zur Verfügung. Bei der Langzeitarchivierung werden in Zukunft nach Möglichkeit Synergien mit den anderen Gedächtnisinstitutionen der Region genutzt. Bei allen Kooperationen ist auf die längerfristige Verfügbarkeit der Dienstleistung zu achten (Finanzierung, technischer Unterhalt). 4.2. Rechtliche Rahmenbedingungen und Zugänglichmachung Die geltenden rechtlichen Grundlagen der bibliothekarischen Arbeit kommen bei allen Aspekten der Digitalisierung zur Anwendung, insbesondere der öffentliche Auftrag an die Bibliothek15 sowie deren Benutzungsordnung16. Ferner bilden das Datenschutzgesetz und das Urheberrechtsgesetz normative Schranken. Die Bibliothek ist für die Einhaltung der geltenden Rechtslage, insbesondere des Datenschutzes sowie des Urheberrechts besorgt. Besondere Bestimmungen für Deposita von Privaten werden eingehalten In diesem Rahmen verfolgen die Bibliotheken Schaffhausen eine Open Data Policy. Digitalisate der Bibliotheken Schaffhausen entstehen aus urheberrechtsfreien Beständen und werden in Form von Nutzungskopien zugänglich gemacht, die nicht redundant gespeichert werden. Der Zugang erfolgt online und kostenlos. Die Anforderungen an die benutzerseitige Infrastruktur sind dabei so niedrig wie möglich zu halten. Die Digitalisate stehen unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung“ (by), d. h. sie können bei Namensnennung des Urhebers und Nennung der Herausgeberschaft zu beliebigen Zwecken vervielfältigt, verbreitet und öffentlich wiedergegeben (z.B. online gestellt) werden. Digitalisiertes Schriftgut, das gemeinfrei ist, wird als solches bezeichnet. Spezielle Nutzungskopien für besondere Verwendungszwecke können gegen Erstattung der Bereitstellungskosten bezogen werden. Im Falle von e-codices sind die Daten gemäss den Zielsetzungen der Plattform public domain. Die Bilder können damit für wissenschaftliche, private, nicht-kommerzielle und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.17 Die Frage nach der Zugänglichkeit der Daten ist bei der Auswahl von Kooperations-Plattformen ein entscheidendes Kriterium. 4.3. Richtlinien und Standards Bei Kooperationen werden die Richtlinien der Partnerinnen (Anforderungen an Scanning/Aufnahme-Parameter, Volltexterfassung, Dateiformate, Metadaten und Strukturierung der Digitalisate etc.) und Rechteinhaber (Datenschutzbestimmungen, Sicherungskopien etc.) nach Möglichkeit befolgt. Bei den Anforderungen an Transport, Lagerung und Handhabung von Schriftgut bei der Digitalisierung lehnen wir uns an die Richtlinien von e-codices18 an.

15

Reglement für die Bibliotheken der Stadt Schaffhausen. Benutzungsbestimmungen. 17 Weiterführend: Creativecommons.org. 18 http://www.e-codices.unifr.ch/documents/media/1_buechertransport.pdf / ; "Der Transport von mittelalterlichen Handschriften und anderen wertvollen Büchern" vom 31.8.2015. 16

8

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

Arbeitsabläufe (Workflows) bei der Digitalisierung von Schriftgut 19 und Qualitätssicherung der Digitalisierung20 erfolgen nach der "best practice" der grösseren Bibliotheken. 5. Auswahl der zu digitalisierenden Bestände 5.1. Grundsätze Aus Ressourcengründen ist in Schaffhausen die grossflächige Digitalisierung historischer Bestände nicht realistisch. Es gilt, eine Selektion zu treffen, die in kleinen Schritten über die Jahre digitalisiert und erschlossen werden kann. Dabei können Nachfrage und Gelegenheit die Auswahl befördern, denn immer wieder treten Externe mit Digitalisierungswünsche an die Bibliothek heran.  Es wird digitalisiert, was gesucht ist Darüber hinaus stehen die Schaffhausen auszeichnenden besonderen oder einmaligen Bestände im Vordergrund.  Es wird digitalisiert, was einmalig ist Drittens bietet es sich an, die zahlreichen bereits existierenden analogen Findmittel zu Teilbeständen und Nachlässen zu digitalisieren.  Es wird digitalisiert, was die Suche erleichtert Die Grundsätze 1 und 3 sind einfach umzusetzen; die „Einmaligkeit“ in Grundsatz 2 festzustellen bedingt hingegen sehr gute Kenntnisse der Schaffhauser wie der internationalen Bestände. Hilfreich hierbei sind Beschreibungen wie das Handbuch der Historischen Buchbestände. Die Digitalisierung berücksichtigt dabei den Kontext der Gesamtüberlieferung wie auch des bereits digitalisierten Materials. 5.2. Detailkriterien  

 

Nachfrage: Handelt es sich um häufig oder intensiv genutztes Schriftgut bzw. wurde von Seiten relevanter Kunden Interesse an der Digitalisierung geäussert? Konservatorischer Zustand: Befinden sich die Unterlagen in einem guten Erhaltungszustand? Gibt es bereits Schäden resp. sind irreparable und fortschreitende Schäden bei weiterer Benutzung zu erwarten? Macht die Digitalisierung Schriftgut zugänglich, das aufgrund konservatorischer Schutzmassnahmen nicht mehr konsultiert werden kann? Referenz und Relevanz: Eröffnet das Digitalisat Zugänge zu weiteren Archivalien? Handelt es sich um Unterlagen von hoher Relevanz für die Überlieferungsbildung? Recht: Gibt es Einschränkungen für die Nutzung aufgrund des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Datenschutz), des Urheberrechts oder anderer Rechtsgüter?

19

Weiterführend: Vertragswerk zwischen den Parteien mit zugehörigen Dokumenten vom Dezember 2015. Im Regelfall ist die Qualitätskontrolle vertraglich mit dem Digitalisierungsunternehmen vereinbart und geschieht unmittelbar nach der Erstellung des Bildes durch die Scan-Fachkraft. 20

9

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken



 

Form und Umfang: Handelt es sich um geeignetes Material? Wie umfangreich ist das Digitalisierungspaket? Handelt es sich um einen ganzen Bestand oder um eine Teileinheit? Dient das Digitalisat als Grundlage einer physischen Ausgabeform? Aufwand: Kann die Digitalisierung im Rahmen der bestehenden Anforderungen, Vorgaben und Infrastruktur erfolgen oder müssten diese angepasst oder erweitert werden? Ressourcen: Sind die Kosten für Digitalisierung und Erschliessung der Bedeutung des Bestands angemessen? Wie gross ist die Chance für Drittmittelgenerierung? Wie zeitaufwendig sind die Durchführung und die Qualitätssicherung? Wie gross ist das generierte Speichervolumen?

6. Geplante und mögliche Digitalisierungsprojekte und Plattformen 6.1. Mittelalterliche Handschriften: e-codices Im Bereich der mittelalterlichen Handschriften ist die Digitalisierung schon weit fortgeschritten. Die Erfassung und Beschreibung ist mit den beiden Katalogen von Gamper abschliessend erfolgt. Von den ca. 160 Exemplaren in der Bibliothek werden mit Abschluss der laufenden Digitalisierungsperiode 2016 36 Handschriften auf der Plattform e-codices.ch der Universität Fribourg zur Verfügung stehen. E-codices ist eine international weitbekannte Plattform, die von allen wichtigen Schweizer Bibliotheken genutzt wird. Die Abläufe der Digitalisierung sind gut etabliert, die Digitalisierung erfolgt in St. Gallen beim spezialisierten Anbieter dreischiibe, dem Partner der Stiftsbibliothek St. Gallen. Bis dato werden keine Beiträge der Bibliotheken an den laufenden Betrieb der Plattform verlangt. Weitere Digitalisierungen können gezielt über die dort laufende Praxis der "calls for collaboration" laufen, bei denen Forscher und Institutionen Interesse an einzelnen Handschriften anmelden können. Die Finanzierung solcher Digitalisierungen muss im Einzelfall aufgrund der oben genannten Kriterien angesehen werden. 6.2. Neuzeitliche Handschriften: e-manuscripta Im Bereich der neuzeitlichen Handschriften ist der Bestand der Stadtbibliothek weniger bedeutend als bei den mittelalterlichen Handschriften oder den Alten Drucken. Zwei Bestände ragen heraus:  Zum einen die UImeriana, der fast 5'000 Seiten umfassende Nachlass und Briefwechsel des Schaffhauser Reformators Johann Conrad Ulmer, dessen Geburtstag sich 2019 zum 500. Mal jährt. Ulmer verankerte die Reformation in Schaffhausen und gab ihr Inhalt und Form. Er korrespondierte dabei mit den bedeutendsten deutschsprachigen Reformatoren der Zeit; sein Nachlass ist eine reiche reformationshistorische Quelle der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts und als solche von internationaler Bedeutung. Die Sammlung ist nur unzureichend erschlossen. Ihre Digitalisierung und formale Erschliessung bildet einen Schwerpunkt der Bemühungen der Bibliothek für die Jahre 2016-2018. Dabei ist vorgesehen, die Plattform e-manuscripta für die Digitalisate zu nutzen. e-manuscripta wird von den Grossbibliotheken UB Basel, ETH-Bibliothek und Zentralbibliothek Zürich betrieben und bietet eine Präsentationsplattform auf modernster IT-Basis. Die Teilnahme weiterer Institutionen ist noch nicht etabliert, Schaffhausen wird hier einer der ersten Nutzniesserinnen sein. Die Digitalisierung erfolgt im Digitalisierungszentrum der Zentralbibliothek 10

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken



Zürich. Für die formale Erschliessung kommt SCOPE zum Einsatz, das über das Stadtarchiv Schaffhausen zur Verfügung steht. Die Finanzierung soll Stadt und Kanton Schaffhausen, die reformierte Kirche des Kantons sowie Stiftungen umfassen. Zum andern die Briefsammlung Johannes von Müllers, des bedeutenden Schaffhauser Historikers des späten 18. Jahrhunderts. Er korrespondierte mit zahlreichen Geistesgrössen seiner Zeit, darunter Goethe, Schiller, Wieland, Georg Forster oder Alexander von Humboldt. Diese Briefe werden immer wieder nachgefragt, eine Digitalisierung dieser einzelnen Schmuckstücke via e-manuscripta bietet sich an. Der Nachlass Müllers ist heterogen und komplex erschlossen, immerhin aber existieren gedruckte Findmittel, deren Digitalisierung einfach und hilfreich wäre. Daneben wurden Briefe Müllers (und seines Bruders Johann Georg Müller) in zwei Bucheditionen herausgegeben - einerseits die Familienbriefe von hohem sozialgeschichtlichem Wert, andererseits die Briefe Müllers an einen Hochstapler angeblich adliger Herkunft, die eine positive homosexuelle Identität von grosser Modernität formulieren. Die Editionen sind leider nicht elektronisch verfügbar. Eine Auswahl der Briefe zu digitalisieren ist prüfenswert, aber angesichts der vorliegenden Editionen nicht vordringlich.

6.3. Alte Drucke: e-rara Im Bereich der Alten Drucke weist Schaffhausen einen überdurchschnittlich hochwertigen Bestand auf. Dies gilt sowohl für den Bereich der Inkunabeln wie auch für Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Schwierigkeit bei der Auswahl liegt in der Feststellung der Seltenheit oder überregionalen Bedeutung einzelner Bände aus dem grossen Bestand. Denn im Bereich der Drucke sind schon sehr viele Digitalisierungen durch grosse nationale und internationale Bibliotheken erfolgt. Darunter sind nicht etwa nur grosse Klassiker wie die Schedel'sche Weltchronik, sondern auch Regionalia wie der erste Schaffhauser Druck, die Kirchenordnung von 1592 (digitalisiert ist das Exemplar der Zentralbibliothek Zürich über e-rara). Erschlossen ist der historische Bestand der Bibliothek nur im Zettelkatalog. Eine systematische Erschliessung wäre ein grosses langjähriges Projekt, das von spezialisiertem Fachpersonal durchgeführt werden müsste. Dafür fehlen im Moment die Ressourcen, bzw. die Prioritäten im Betrieb liegen andernorts. Elektronisches Findmittel im weiteren Sinn ist die Beschreibung des Bestands für das Handbuch der Historischen Buchbestände der Schweiz, das als pdfDatei abrufbar ist. Davon ausgehend und mit Rückgriff auf Experten wie alt Stadtbibliothekar René Specht kann eine kleine Selektion von Zimelien und lokalen Besonderheiten für die Digitalisierung der nächsten Jahre getroffen werden. Diesen werden Digitalisierungswünsche von Kunden folgen, wie sie regelmässig in der Bibliothek eintreffen. Hier steht die Frage nach der Qualität und Wichtigkeit der angefragten Bestände. Je nachdem wird eine Publikation als pdf-Datei über EoD genügen (s.u., 6.4.). Für darüber hinaus gehende Bedürfnisse ist die Plattform e-rara in Betracht zu ziehen, sofern diese einer Aufnahme zustimmt. Sie wird wie e-manuscripta an der ETH-Bibliothek gehostet und gilt als Referenzadresse für Alte Schweizer Drucke aus Schweizer Bibliotheken. Wie bei e-manuscripta ist die langfristige Archivierung der Daten noch zu klären.

11

Digitalisierungsstrategie 2015-2020 der Schaffhauser Bibliotheken

6.4. Kundenwünsche und Varia: EoD eBooks on Demand (EoD) ist ein kostenpflichtiger Dokumentenlieferdienst. Der Service entstand als EU-Projekt und ist an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck angesiedelt. Derzeit beteiligen sich über 30 Bibliotheken in Europa, aus der Schweiz sind zurzeit die Schweizerische Nationalbibliothek, die Bibliothek am Guisanplatz, die Zentralbibliothek Zürich, die Universitätsbibliothek Basel und die Universitätsbibliothek Bern dabei. Der Bestellservice für Digitalisate aus dem historischen Bestand bietet die Digitalisierung ganzer Bücher (mit oder ohne Texterkennung) als pdf-Datei an, auf Wunsch auch die Herstellung eines EoD-Reprints, eines Nachdrucks in der Form eines Buches. Ein eigenes EoD-System mit Scanner für die EoD Bestellungen ist für Schaffhausen zu aufwendig; in einer Testphase tritt die Zentralbibliothek Zürich als Dienstleister für die Bibliotheken Schaffhausen als EoD- und Digitalisierungszentrale auf. Mögliche E-Books on Demand in Schaffhausen könnten rare Drucke, Vereinschroniken, Dissertationen oder mit Autographen versehene Drucke sein. Nach bestätigtem Kostenvoranschlag wird das Buch an die ZB Zürich geliefert und dort gescannt. Über EoD wird das Digitalisat bezahlt und an den Endkunden geliefert, Schaffhausen wird das Originalbuch retourniert sowie eine pdf-Datei zugestellt, die im Katalog BISCH ONLINE verlinkt und frei verfügbar wird. Die Dateien werden auf einem KSDServer gespeichert.

Oliver Thiele, Bereichsleiter Bibliotheken Barbara Tribelhorn Mai 2016

12