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Impressum Herausgegeben von Theater Dortmund, Spielzeit 2014/15 Geschäftsführende Direktorin: Bettina Pesch Intendant der Oper: Jens-Daniel Herzog Re...
Author: Sylvia Melsbach
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Impressum Herausgegeben von Theater Dortmund, Spielzeit 2014/15 Geschäftsführende Direktorin: Bettina Pesch Intendant der Oper: Jens-Daniel Herzog Redaktion: Heike Buderus (Theater Dortmund), Karoline Philippi, Maike Fölling (Deutsche Oper am Rhein) Die Junge Oper Rhein-Ruhr ist eine Kooperation der Opernhäuser Düsseldorf/Duisburg, Dortmund und Bonn Dieses Materialheft finden Sie auch auf unserer Website http://www.theaterdo.de/detail/event/vom-maedchen-das-nicht-schlafen-wollte/

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Inhaltsverzeichnis Den Vorstellungsbesuch planen ……………………………………………………………………….

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Zum Inhalt Handlung …………………………………………………………………………………………………………..

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Hintergrundinformationen Biographien ……………………………………………………………………………………………………..…

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Martin Balscheit berichtet aus der Opern-Werkstatt ………………………………………..… 11 Johannes Schmid über das Regiekonzept ………………………………………………………..…. 14

Für den Unterricht Fantasiereise ………………………………………………………………………………………………..…… 16 Suchsel …………………………………………………………………………………………………………..…. 18 Ein Schlafmittel für Lena ………………………………………………………………………………..….. 21 Abendlied ………………………………………………………………………………………………………..… 23 Vom Einschlafen und Schlafen …………………………………………………………………………… 24 Die Singstimme in der Oper ……………………………………………………………………………….. 30 Lena und der Mond ……………………………………………………………………………………………. 32

Für den Theaterbesuch Wo werde ich meine Jacke los und warum geht das Licht aus? …………………………… 34 Saaalplan Opernhaus …………………………………………………………………………………………. 35 Anfahrt ………………………………………………………………………………………………………………. 36

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Den Vorstellungsbesuch planen Vorstellungen So, 31.05.2015, 16.00 Uhr (Premiere) Sa, 06.06.2015, 18.00 Uhr Di, 09.06.2015, 11.00 Uhr Di, 16.06.2015, 11.00 Uhr So, 21.06.2015, 15.00 Uhr Di, 23.06.2015, 11.00 Uhr Mi, 24.06.2015, 11.00 Uhr

Preise Für Schülergruppen kosten die Karten 6,00 € pro Person. Erwachsene bezahlen 11,00 € pro Karte. Dies gilt für alle Veranstaltungen inklusive der Premiere.

Kartenbuchung Karten für Ihre Schülergruppe erhalten Sie über unseren Aboservice (Di – Fr 11.00 – 17.00 Uhr) Tel.: 0231 / 50 22 442 Fax: 0231 / 50 22 443 E-Mail: [email protected]

Lehrerfortbildung* Mi, 22.04.2015, 17.00 – 20.00 Uhr Bei dieser kostenlosen Veranstaltung erhalten Pädagogen und Erzieher eine Theaterpädagogische und dramaturgische Einführung in das Stück.

Öffentliche Probe* Do, 21.05.2015, 18.30 Uhr Bei dieser kostenlosen Veranstaltung erhalten Pädagogen und Erzieher eine dramaturgische Einführung in das Stück und besuchen im Anschluss die öffentliche Probe.

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Themenabend* Do, 28.05.2015, 17.30 Uhr Bei dieser kostenlosen Veranstaltung erhalten Pädagogen und Erzieher eine theaterpädagogische und dramaturgische Einführung in das Stück und besuchen im Anschluss eine Probe. *Bitte melden Sie sich vorab bei der Theaterpädagogin Heike Buderus per Mail unter [email protected] oder unter der Telefonnummer 0231 / 50 22 413

Beratung Unsere Theaterpädagogin Heike Buderus berät Sie gerne, was die Vorbereitung des Stückes im Unterricht angeht. Sie kommt auch zu Ihnen in die Schule und kann Extras wie Blicke hinter die Kulissen vor dem Vorstellungsbesuch vermitteln.

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Handlung Erster Akt Die beiden Freunde Lena und Leander sitzen an einem Sommertag unter einem Baum am Fluss. Zur selben Zeit proben die Schützen eine äußerst klägliche Marschmusik, worüber sich die beiden lustig machen. Leander versucht Lena seine Wurfkunst zu beweisen, und schießt einen Apfel vom Baum – dies gelingt ihm aber erst beim zweiten Versuch. Die beiden Jugendlichen reden über ihre Träume – Lena träumt von ihrem Märchenprinzen und Leander davon, die Welt zu entdecken. Lena hat Angst, Leander könnte sie auf seiner Reise vergessen, doch er beteuert, dass es kein anderes Mädchen außer Lena für ihn gibt. Auf dem Weg nach Hause entdecken die beiden einen toten Vogel unter einem Baum. Lena beschuldigt Leander, ihn abgeschossen zu haben, doch Leander beruhigt sie mit einem alten Spruch, den sein Vater ihm beigebracht hat: „Die legen sich hin und schlafen. Dann kommt eine Prinzessin und küsst sie, danach sind sie wach und zwitschern.“ Aber damit überzeugt er Lena nicht. Sie geht nach Hause, während Leander den toten Vogel mit ein paar Blättern zudeckt. Am nächsten Tag geht Leander zu Lenas Haus und trifft auf ihre Mutter. Diese weiß genau, dass Leander in Lena verliebt ist und verhält sich eher skeptisch dem Jungen gegenüber. Sie erzählt ihm, dass Lena die ganze Nacht nicht geschlafen hat. Mit schlechtem Gewissen nimmt Leander Lena mit zum Schwimmen im Bach und hofft, dass es sie müde macht. Doch auch am Abend kann sie nicht schlafen. Stattdessen trifft sie den Mondmann. Nach einer Weile dringt es auch zu den Schützen vor, dass Lena seit Wochen nicht schläft. Diese haben Angst, die Schlaflosigkeit sei ansteckend, und geraten in immer größere Panik. Sogar Ärzte untersuchen Lena, doch sie finden kein Mittel, mit welchem sie das Mädchen wieder zum Schlafen bringen könnten. Die Situation eskaliert, als die Schützen, die immer größere Angst haben, untote Seelen zu werden und sich bei Lena anzustecken, Leander in einem Streit schlagen. Daraufhin verspricht Lena Leander, wieder zu schlafen. Doch es gelingt ihr einfach nicht. In ihrer Verzweiflung greift sie zu einer Flasche Alkohol. Doch beschwipst will sie gar nicht mehr schlafen sondern in den Kampf gegen die Schützen ziehen. Diese sind aber in der Übermacht, sodass Lena und Leander über das Wasser fliehen müssen.

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Zweiter Akt Leander ist darum bemüht, ein Schlafmittel für Lena zu finden. Und so beginnt die Reise der beiden. Beeindruckt von den Holzfällern am Ufer hofft Leander hier ein Schlafmittel für seine Freundin zu finden. Aber auch die schwerste Arbeit will Lena einfach nicht müde werden lassen. Während die Flößer und Leander nach der getanen Arbeit tief schlafen, liegt Lena wach und hört einen Trauermarsch am Ufer. Sie weckt Leander. Da die Brücke eingestürzt ist, bitten die Trauernden Lena und Leander, sie mit ihrem Boot überzusetzen. Als Dank erhofft sich Leander nun auch von den Totengräbern ein Schlafmittel für Lena, doch sie sagen nur: „Schlafen? Schlafen könnt ihr, wenn ihr tot seid“. Als der Totengräber Leander bittet, ihm beim Tragen des Sarges zu helfen, wird Leander kurzerhand selbst zum Sargträger und stimmt in die Gesänge der Totengräber mit ein. Lenas verzweifeltes Rufen hört er nicht mehr. Zurückgelassen verbringt Lena die Nacht alleine. Währenddessen trifft der Trauerzug mit Leander auf einer hellen Lichtung in einem paradiesischen Wald ein, in dem die Vogelprinzessin Alba lebt. Der Trauerzug bittet Alba einen kleinen schwarzen Vogel, der von einem Stein getroffen wurde, zu heilen. Leander bekommt ein ganz schlechtes Gewissen. Mit Hilfe einer heilenden Musik erweckt Alba den Vogel wieder zum Leben. Die Trauergemeinde und Leander sind tief beeindruckt von der Kunst der Prinzessin. Die Trauernden machen sich mit Leander auf den Rückweg, jedoch wird Leander von der Prinzessin mit den Worten „Du bleibst. Vogelmörder!“ zurückgerufen. Leander versucht sich zu rechtfertigen, er habe doch nur einen Apfel für Lena vom Baum schießen wollen. Er fragt die Vogelprinzessin, ob sie nicht auch Lena helfen könnte, wie sie dem Vogel geholfen hat. Das kann sie, aber im Gegenzug dazu fordert die Prinzessin einen Kuss und die Hochzeit mit Leander ein. Eingelullt von Alba stimmt er dem Kuss und der Heirat zu. Währenddessen ist Lenas Geist schon so geschwächt von der Schlaflosigkeit, dass sie fast wahnsinnig wird. Der Mond führt sie in das Paradies der Vogelprinzessin, wo sie Zeugin der Hochzeit von Leander und Alba wird. Als sie sieht, wie sich die beiden küssen, bricht sie zusammen und schläft ein. Leander bringt seine schlafende Freundin nach Hause.

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Dritter Akt Auf der Heimfahrt singt Leander Lena ein Liebeslied. Im Dorf angekommen, wird die Ankunft der beiden mit einem großen Fest gefeiert. Alle sind erleichtert, dass Lena nun endlich eingeschlafen ist. Lena schläft und schläft, und will gar nicht mehr aufwachen. Da beschließt Lenas Vater, sie zu wecken. Doch nichts und niemand weckt Lena auf, nicht einmal das Getöse der Kanonen. Keiner, bis auf Leander, glaubt mehr an ihr Erwachen. Zurückgelassen, trägt der traurige Leander seine Freundin zum Fluss. Dort, wo die ganze Geschichte begann, lehnt er sie gegen einen Baum. Der Mond kommt vorbei und bringt frischen Mondkuchen mit, der herrlich duftet. Leander hält Lena den duftenden Kuchen unter die Nase und sie erwacht. Wie zwei Verliebte, die sich endlich wiedergefunden haben, schauen sich Lena und Leander an, und küssen sich.

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Biographien Der Komponist Marius Felix Lange 1968 in Berlin geboren, erhält Marius Felix Lange bereits mit acht Jahren seinen ersten Violinunterricht – und mit elf Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Als Jungstudent geht er an das Julius-Stern-Institut der HdK Berlin. Während seiner Studienzeit erhält er zahlreiche Preise bei „Jugend musiziert“ und wird Mitglied im Festivalorchester des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Er absolviert ein Schulmusikstudium, erste Kompositionen entstehen u.a. die Kinderopern „Das Opernschiff oder Am Südpol, denkt man, ist es heiß“ auf ein Libretto von Elke Heidenreich. Weitere Uraufführungen seiner Kinderopern folgen: „Schneewittchen“ in Köln, „das Gespenst von Canterville“ in Zürich und schließlich in Duisburg/Düsseldorf „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“.

Der Librettist Martin Balscheit Martin Baltscheit, geboren 1965 in Düsseldorf, studierte Kommunikationsdesign an der Folkwangschule für Gestaltung Essen. Im Anschluss war er tätig als Illustrator, Sprecher, Bilderbuch-, Prosa-, Hörspiel- und Theaterautor. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den Deutschen Jugendtheaterpreis 2010 und den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011. Der in Düsseldorf lebende Kinderbuchautor und -illustrator ist bekannt durch seine phantasievollen, unkonventionellen Kinderbücher wie „Vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ oder „Der Philosofisch“. Für die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg und die Opern in Dortmund und Bonn schrieb er zum ersten Mal ein Opernlibretto für die Familienoper „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“.

Der Regisseur Johannes Schmid Johannes Schmid, geboren 1973 in Niederbayern, studierte Theater- und Filmwissenschaften, Germanistik, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft in Erlangen und München. Seit 2000 ist er als freischaffender Regisseur tätig, u.a. für das Bayerische Staatsschauspiel, das Theater Sankt Gallen, die Oper Dortmund, die Junge Oper Mannheim. Seine Inszenierung „Eine Odyssee“ erhielt den TZ-Rosenstrauß des Jahres 2007

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als beste Münchner Theaterproduktion. Neben seiner Theaterarbeit dreht Johannes Schmid Filme. Sein Kinodebüt „Blöde Mütze!“ wurde mehrfach Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte national und international ausgezeichnet und war 2008 in den deutschen Kinos zu sehen. Sein zweiter Kinospielfilm, die deutsch-polnische Co-Produktion „Wintertochter“ erhielt u.a. den Deutschen Filmpreis 2012 in der Kategorie Kinderfilm. An der Oper Dortmund inszenierte er „Anatevka“ und für die Rhein-Ruhr Kooperation Düsseldorf, Bonn, Dortmund „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“. Die Bühnenbildnerin Tatjana Ivschina Tatjana Ivschina wurde in Taschkent, Usbekistan geboren und studierte Bildende Künste in ihrer Heimatstadt und an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach bei rosalie, HansJürgen Drescher und Hans Hollmann. Bereits während ihrer Studienzeit arbeitete sie als Bühnen- und Kostümbildnerin und ist seit 2000 selbstständig. Sie arbeitet regelmäßig mit Regisseuren wie Christine Mielitz, Ragna Kirck und vor allem Anthony Pilavachi. Neben ihrer Theaterarbeit widmet sich die vielseitige junge Künstlerin regelmäßig diversen Ausstellungsprojekten, u.a. in Marburg, Frankfurt am Main, Berlin und Dresden. An der Oper Dortmund gestaltete sie die Bühnenbilder für „Die verkaufte Braut“, „Der gestiefelte Kater“, „Cenerentola“ und nun für „Das Mädchen, das nicht schlafen wollte“. Die Choreographin Anna Holter Die Choreographin Anna Holter lebt in ihrer Heimatstadt Stockholm und München. 1997 schloss sie ihr Studium an der Iwanson Schule für zeitgenössischen Tanz in München ab. Seit-her arbeitet Anna Holter international als Tänzerin und Choreo-graphin. Seit 2001 choreographiert sie mit ihrer eigenen Company Anna Holter & Company Tanzstücke, unterstützt u.a. vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Fonds Darstellende Künste und der Bayerischen Landeszentrale für Zeitgenössischen Tanz. Mit „Meeting with Oneself“ wurde sie u.a. als Repräsentantin für Deutschland zum Tanzfestival Danse à Lille eingeladen. Neben den eigenen Tanzstücken choreographiert Anna Holter auch für Sprechtheater und Oper, 2013/14 die Familienoper „Vom Mädchen das nicht schlafen wollte“.

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Martin Balscheit berichtet aus der Opern - Werkstatt „Sie hat die letzte Nacht nicht geschlafen, war Schwimmen und ist kein bisschen müde. - Na und ? Vielleicht ist sie verliebt? Wer macht da schon ein Auge zu…“

Wer nach dieser Oper nicht verzaubert ist, hat keine Ohren. Wer sich nicht über beide Ohren verliebt in Lena oder Leander hat kein Herz und wer nach dieser Oper keinen Appetit auf Mondkuchen hat, ist wahrscheinlich schon gestorben. Denn so darf eine Oper sein, sie berührt alle Sinne und bleibt unvergesslich. Das ist es. Die jüngeren Zuschauer sollen nichts weniger mitnehmen, als eine unvergessliche Erinnerung und die Erwachsenen sollen sich an das Gefühl erster Unvergesslichkeiten erinnern. Mindestens. Hoffentlich. Wer eine Oper schreibt, darf nicht zögern in den Topf der großen Gefühle zu greifen. Erste Verliebtheit ist so ein Gefühl. Verliebtheit öffnet den Phantasiepferden die Zäune. Nichts beflügelt uns Menschen so sehr wie die Verliebtheit. Na gut, der Tod beflügelt uns auch, denn wie heißt es im Sprichwort – Angst verleiht Flügel. So sind wir denn von zwei Seiten beflügelt und Tod und Liebe machen aus uns Menschen phantastische Erfinder, Dichter, Tänzer, Priester und Chirurgen, Dompteure und Abenteurer. Und genau diese Fähigkeit zur Phantasie gehört in eine Oper, die sein soll wie wir selbst sind und noch etwas mehr. Wer soviel Aufwand betreibt, um ein Publikum zu unterhalten, sollte es nicht gehen lassen, ohne ihm eine neue Idee für das eigene Leben zu schenken. Große Worte für eine Oper für Kinder. Aber wer nicht nach den Sternen greift, kommt wahrscheinlich nicht einmal bis zum Dachboden. Weil es mein erstes Libretto ist, will ich der Reihe nach vorgehen. Das Thema steht: Eine Liebesgeschichte von Zweien, die erwachsen werden. Es ist eine ältere Geschichte von mir und die will ich nun in ein Libretto verwandeln. Worte für Musik. Aber zu Beginn der Arbeit gibt es keine Musik. Das Blatt auf meinem Bildschirm ist zwar nicht weiß, aber vollkommen tonlos. Es raschelt nicht einmal. Weil die Zuschauer aber vor allem wegen der Musik in eine Oper gehen, und meine Texte gesungen werden, schreibe ich schon mal so klingend wie möglich und führe die Handlung wie an einem Melodiefaden spazieren. Dieser Faden soll nicht verloren gehen, denn die Zuschauer, vor allem die Opernneulinge sollen sich zurechtfinden. Meine Worte haben Rhythmus, lassen sich gut sprechen und auch die Literatur selbst hat einen gewissen Ton. Steht der Text, kommt ein zweiter Künstler. Der Komponist Marius Felix Lange. In meiner Vorstellung arbeitet Marius wie ein Übersetzer, er verarbeitet die Geschichte aus meiner Sprache in seine Sprache. Er übersetzt Wortsprache in Klangsprache und das macht er ganz vollkommen. In einer Oper gibt es keine Sprechszenen wie im Theater, alles klingt. Der Komponist formt aus einem Blatt Papier ein Haus der Töne, in – 11 –

dem der Zuschauer sich bewegen soll, ja er soll darin leben, wenn auch nur für eine Stunde. Der Komponist hat die Sache jetzt in der Hand. Er kann gegen meine Worte arbeiten oder dahinter zurück bleiben, er kann Chancen auslassen und das Unwichtige betonen oder aber großartige Musik schreiben, auch wenn der Text misslungen ist. Eine Oper mit einer lausigen Geschichte und guter Musik wird trotzdem gespielt. Eine gute Geschichte mit lausiger Musik – nicht. Es klingt banal, aber so ist es: Ohne einen guten Komponisten ist eine Oper undenkbar. Und gute Musik versteht jeder. Musik geht schneller ins Herz als ein Pfeil und leuchtet jeden Winkel unseres Verstandes aus. Ein Auge kann sich schließen, ein Kopf sich abwenden, aber das Ohr ist ausgeliefert. Man muss weit laufen, wenn es einem nicht gefällt. Ist die Arbeit des Librettos jedoch gelungen, lauert Musik schon zwischen den Zeilen und inspiriert den Komponisten, dann haben sich zwei Sprachen verheiratet und alle Zuschauer werfen Reis und Rosen vor Begeisterung. Aber noch sind wir nicht soweit. Es kommt der Regisseur Johannes Schmid ins Spiel. Dieser Mann schafft die Bilder für Text und Musik. Zuerst untersucht er das Libretto auf Machbarkeit. Können wir 1000 Schützen nicht durch einen einzigen Schützen ersetzen? Müssen es wirklich Elefanten auf der Bühne sein? Nein, wir brauchen keine Elefanten und drei Schützen tun es auch. Der Regisseur lobt die Änderungen und fängt an darüber nachzudenken, wie Worte in Musik nun Bilder auf der Bühne werden. In welchem Licht die Sänger ihre Lieder singen und was sie dabei tragen. Darüber denkt er nicht alleine nach. Die Kostüm und Bühnenbildnerin Tatjana Ivschina hat das Libretto längst gelesen und sich eingehört. Sie erfindet den Bühnenraum zur Geschichte und die Zeichnungen der Kostüme gelingen ihr traumhaft ohne eine einzige Sängerin gesehen zu haben. Noch bevor ein Ton Musik geschrieben ist, entwerfen Regisseur und Bühnenbildnerin die Welt meiner Verliebten und statten Gefährten, Freunde und Feinde mit Kleidern aus. Das sind mehr Kleider, als ich in zehn Jahren auftragen kann. Zumal ich für das Kleid der Alba sowieso zu breit bin. Aber wäre ich eine junge Frau, wüsste ich mir keinen heiligeren Auftritt als in Tatjanas Robe für die Königin des Waldes. Zeichnungen und ein Modell. Skizzen und Ideen. Langsam wird dreidimensional, was auf meinem Bildschirm nur Licht und Schatten war. Ich bin

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berührt, wenn ich sehe, was eine kleine Idee freigesetzt hat. Was passiert, wenn ein Mohn- zu einem Mondkuchen wird. Wie viele Einfälle ein einziger Einfall macht, sobald man ihn freilässt und auffordert die Welt zu erobern. Und ich habe noch gar nicht gesprochen von den anderen Helden, den Sängern und Musikern, dem Dirigenten, der Choreografin, den Technikern und allen Beteiligten. Ein ganzes Dorf voller Menschen mit Talenten ist unterwegs um etwas zu erzählen. Und jeder von ihnen ist an seiner Stelle der Wichtigste. Nichts wird nebenbei gemacht und alles ist durchdacht. Über das Denken wacht der Dramaturg. Er ist der letzte und erste in der Reihe der Reise eines kleinen Librettos in die Welt der Oper. Bernhard F. Loges hat uns zusammengeführt, er überwacht und lenkt die Arbeit, damit am Ende dabei heraus kommt, was wir uns am Anfang vorgenommen haben. Einen Klassiker wollten wir machen. Das Hänsel und Gretel des 21. Jahrhunderts. Das Märchen „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ . Aber warum eigentlich ein Märchen? Nur der Kinder wegen? Nein, ein Märchen, das wäscht alle Seelen rein. Es kennt sich aus mit uns Menschen und wir kennen uns aus mit ihm. Ein gutes Märchen spricht uns ein ganzes Leben lang an. Wir sind familiär mit Prinzen und Königen, Zauberern und Totengräbern. Ein Freund erklärte mir einmal, dass die Märchen erfunden wurden, als die Menschheit sich ungefähr im achten Lebensjahr befand. Er hat mir nicht verraten, ob wir inzwischen älter geworden sind, aber ich mag die Idee und versuche immer neue Märchen und Fabeln zu erfinden, die für die Leser eine Bedeutung haben. Nun wird aus einer meiner Geschichten eine Oper und darüber freue ich mich jeden Tag, wenn es Neuigkeiten gibt, wenn Marius neue Musik auf den Server stellt und es intensiver, lebendiger und schöner geworden ist, als ich es mir je vorgestellt habe. Das Glück ein Autor zu sein, der für einen kurzen Augenblick glauben darf, so viele Künstler zu einem großen Kunstwerk inspiriert zu haben, ist mehr als fabelhaft und ich bin sehr dankbar.

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Johannes Schmid über das Regiekonzept

Eine neue Oper für junge Menschen! Seit Jahren arbeite ich sowohl für Kino und Bühne regelmäßig auch für Kinder und Jugendliche und habe diese Arbeit immer als besonders wichtig und befriedigend empfunden. Martin Baltscheit und Marius Felix Lange haben für die Inszenierung der Oper „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ eine großartige Grundlage geschaffen. Die Musik ist sehr intelligent komponiert, aber nie verkopft, sondern emotional, und man findet sofort Zugang zu ihr. Das Libretto ist sehr poetisch, aber auch humorvoll und witzig. Es ist eine Oper, die für Kinder und Erwachsene genauso gut funktionieren kann. Um was geht es? Lena will nicht mehr schlafen. Da ihr bester Freund Leander beim Anblick eines toten Vogels beschwichtigend sagt, der würde nur „schlafen“, weigert sie sich zu schlafen: Schlaf und Tod scheinen ihr ein und dasselbe. Was zunächst als stark, mutig und verführerisch erscheint, denn welches Kind will schon schlafen, wenn es was erleben kann, wird mehr und mehr zum Problem. Nicht nur die Eltern machen sich Sorgen, auch die Gesellschaft, in der Oper repräsentiert durch eine Truppe von Schützen, will die Schlaflosigkeit nicht zulassen. Denn wenn man nicht mehr schläft, so die Logik der Schützen, dann könnte man ja auf die Idee kommen, dass man auch nachts arbeiten kann! Das muss um jeden Preis verhindert werden! Und da die Ärzte, die gerufen werden, erwartungsgemäß ordentlich wichtig tun und viele Untersuchungen machen, aber zu keinem Resultat kommen, vertreiben sie Leander und

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Lena aus dem Dorf. Leander flieht mit Lena auf seinem Boot und es beginnt eine abenteuerliche Reise, auf der Suche nach einem Schlafmittel für Lena. Dabei werden ihre Begegnungen immer surrealer... So führt uns die Oper u .a. auch in eine Unterwasserwelt, zu einer eigenartigen düsteren Trauergemeinde samt Totengräber oder in das Reich einer kusswütigen Vogelprinzessin und ihrem Gefolge. Die große Stärke der Oper ist, dass sie durchaus ernste Themen für Kinder verarbeitet – z. B. die Angst vor dem Tod –, diese aber nie zu eindeutig aufs Brot schmiert und immer auch ein komödiantisches Gegengewicht liefert. So sind die Schützen zwar bedrohlich, aber auch eine sehr skurrile unfähige, fast slapstickmäßige Truppe. Und der Mond, der die Geschichte kommentierend begleitet, ist eher ein Straßenphilosoph mit Zu- und Abnehmproblemen, als ein klassischer Mondmann. Und es geht eben nicht nur um die Angst vor dem Tod, sondern auch um die Geschichte einer ersten zarten Liebe, um den ersten Kuss. Das Erwachen der Pubertät, die Ablösung von den Eltern, ja das Erwachsenwerden ist der zweite große Themenkomplex. Martin Baltscheit und Marius Felix Lange erzählen uns über all diese Themen auf eine immer wieder überraschende Weise. Realistisch beginnend, folgt die Oper zunehmend der Logik eines Traumes. Und wenn Leander und Lena am Ende der Oper sich in der gleichen Situation wie am Anfang wiederfinden, so könnte alles dazwischen auch ein Traum gewesen sein. Doch auch hier gibt es keine platte Eindeutigkeit. Denn Lena und Leander haben sich inzwischen deutlich weiterentwickelt! Und der Kuss zwischen den beiden, der am Ende steht, wäre ohne die Handlung, die vielleicht eben auch nur ein Traum war, nicht möglich.

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Fantasiereise Leander: Ich bin gerne mit dir auf Reisen. Lena: Ich auch.

Leander und Lena unternehmen eine Reise, um ein geeignetes Schlafmittel zu finden. Nehmen Sie die Schüler mit auf diese Reise. Im Anschluss beschreiben die Schüler die Bilder, die sie auf der Fantasiereise gesehen haben. 1.

Den unterschiedlichen Orten der Reise ordnen die Schüler verschiedene Farben zu und verbinden sie mit Klängen, die sie selbst im Klassenraum herstellen können (mit Papier / mit Klanghölzern / mit Linealen und Stiften / Stimmvariationen).

2.

Die Schüler bilden Gruppen, malen den Ort in der von ihnen gewählten Farbe, füllen den Ort mit Klängen und stellen ihn den Mitschülern vor. Durch das unterschiedliche Aneinanderlegen der Bilder kann ein neuer Reiseverlauf entstehen und eine eigene Klangwelt.

Die Reise

Legt bitte alle euren Kopf in die Arme auf den Tisch. Schließt die Augen, atmet ruhig ein und aus, wir begeben uns auf eine Reise. „Vor deinem inneren Auge erscheint eine wunderschöne grüne Wiese mit vielen Bäumen. Am Ende der Wiese kannst du einen Fluss erkennen. Am Ufer des Flusses siehst du ein kleines Ruderboot. Du setzt dich vorsichtig hinein und ruderst. Es ist ein wunderschöner, warmer Sommertag und auch die Fische, die du im klaren Wasser sehen kannst, scheinen sich an dem schönen Wetter zu erfreuen. Die kleinen Fische verstecken sich zwischen den Algen und die größeren gleiten gemächlich dahin. Plötzlich hörst du ein merkwürdiges Geräusch und als du aufschaust, siehst du am Ufer Holzfäller, die gerade dabei sind, einen riesengroßen Baum für ein Floß zu fällen. Die schwere Arbeit scheint sie sehr müde gemacht zu haben. Im Vorbeifahren hörst du, wie ihr Hacken immer langsamer und leiser wird, bis du es gar nicht mehr hörst. Doch was ist das? Die Sonne verdunkelt sich und auf der anderen Seite des Flusses erkennst du einen alten düsteren Wald. Zwischen den verdorrten Bäumen siehst du viele traurige Menschen, die sich an diesem Ort gar nicht wohl fühlen. Am liebsten

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würdest du aussteigen und sie in deinem Boot mitnehmen, aber dazu bist du auch schon wieder zu weit getrieben. Allmählich wird es Abend und der Mond erscheint am Himmel. Du wirst auch sehr müde, machst dein Boot am Ufer fest und schläfst ein. Du bist dir sicher, der Mond am Himmel wacht mit Ruhe und Liebe über dich und die Welt, die im Schlaf versunken ist. Du hast es gar nicht mitbekommen, aber schon ist der neue Morgen erwacht. Die Sonnenstrahlen kitzeln dich an deiner Nase, und du hörst das Zwitschern der Vögel. Du fährst mit deinem Boot weiter, und nach kurzer Zeit entdeckst du eine wunderschöne Blumenwiese. Als du genau hinschaust, erkennst du, dass die Blumen gar keine Blumen, sondern bunte Paradiesvögel sind, die dem Lied einer hell leuchtenden Vogelprinzessin lauschen. Am liebsten möchtest du mitsingen, weil es ein so schöner Gesang ist, aber du weißt, dass du langsam deinen Rückweg antreten musst. So winkst du der Prinzessin zum Dank zu, und sie lächelt zurück. Jetzt musst du all deine Kraft gebrauchen, denn flussaufwärts ist es viel schwerer zu rudern. Mit aller Kraft ruderst du gegen den Strom, und gelangst schließlich wieder zur grünen Wiese. Du bindest dein Boot an den Baum, steigst aus, und freust dich wieder zu Hause zu sein.

Nehmt eure Eindrücke und Bilder mit in unseren Raum zurück. Nun räkelt euch. Wenn ihr gähnen müsst, könnt ihr das tun. Atmet noch einmal tief ein und mit dem Ausatmen öffnet die Augen.

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Suchsel Vater: „Das Kind hat einen Fehler gemacht, na und?“ Zur Vor- oder Nachbereitung. Die Handlung muss den SchülerInnen bekannt sein.

Lena und Leander machen sich auf die Suche nach einem Schlafmittel. Finden die Kinder die acht Wesen, die ihnen auf ihrer Suche begegnen? Geben Sie jedem Kind ein Rätsel und die Figurinen. Die Lösung:

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Suchsel Vater: „Das Kind hat einen Fehler gemacht, na und?“ Lena und Leander machen sich auf die Suche nach einem Schlafmittel. Findet ihr die acht Wesen, die ihnen auf ihrer Suche begegnen zwischen den Buchstaben? Die Worte können senkrecht und waagerecht stehen. Gar nicht leicht, oder? Die Bilder helfen euch dabei. Tragt die Namen daneben ein!

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Suchsel Vater: „Das Kind hat einen Fehler gemacht, na und?“

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Ein Schlafmittel für Lena „Am Morgen singt Lieder!“ / „Nackt ins Gewitter!“ „Öffnet das Mieder!“ / „Bier und zwar bitter!“ Jedes Kind erhält einen vorbereiteten Zettel für die eigenen Vorschläge. Diese können auch an der Tafel gesammelt werden.

Mit allen Mitteln versuchen Leander und Lenas Familie, das Mädchen zum Schlafen zu bringen. Als nichts nützen will, ziehen sie sogar Ärzte zurate. Diese kommen mit ziemlich seltsamen Heilungsvorschlägen (s.o.). Was tust Du, wenn Du nicht einschlafen kannst?“

Kennst Du noch weitere Tipps?

„Der Chor der Ratschläge“ Die Klasse wird in drei Gruppen aufgeteilt. Die Aufgabe jeder Gruppe ist es, einen Sprechchor zu entwickeln. Wie Ärzte erteilen sie Ratschläge, wie man Lena zum Schlafen bringen kann. a) Innerhalb der Gruppe überlegen die Kinder zuerst, welche Ratschläge und in welcher Reihenfolge sie diese geben wollen. b) Sie üben nun, die Vorschläge so schnell wie möglich hintereinander zu sagen, ohne den anderen ins Wort zu fallen. c) Vielleicht möchten sie immer lauter oder immer schneller werden, einige Vorschläge mit mehreren Kindern gleichzeitig sprechen, zu dem einen oder anderen Vorschlag ein Geräusch machen. Jede Gruppe präsentiert anschließend ihren „Chor der Ratschläge“ den anderen.

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„Ärzteballett“ Aus den drei Sprechchören kann nun ein großer Sprech- und Bewegungschor entstehen: jede Gruppe entwickelt zu ihrem Chor eine passende Bewegung („aufstehen“ oder „Rezept schreiben“ oder „Arm untersuchen“ oder ähnliches). Nun ist festzulegen, in welcher Reihenfolge die drei Gruppen aufeinander folgen. Steht die Abfolge fest, kann sie in einem Loop mehrmals wiederholt werden und sich zum „Ärzteballett“ entwicken.

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Abendlied „Ich lese Träume , wie andere Leute Zeitungen.“

Der Mond ist ein immer wiederkehrender Begleiter auf Lenas und Leanders Reise. Marius Felix Lange zitiert musikalisch das „Abendlied“, besser bekannt als „Der Mond ist aufgegangen“ von Johann Abraham Peter Schulz nach einem Text von Matthias Claudius. 1.

Fragen Sie die Kinder, ob sie es kennen, wenn man nicht einschlafen kann oder möchte. Was tun die Kinder, um in solchen Fällen doch zu schlafen? Gibt es feste Einschlafrituale bei ihnen zu Hause?

2.

Studieren Sie mit den Kindern die erste Strophe vom „Abendlied“ (siehe folgende Seiten) ein. Sie können es a cappella singen, oder auf einem Instrument begleiten.

3.

Überlegen Sie nun gemeinsam eine musikalische Gestaltung mit den Kindern: a) Wie ist die Stimmung insgesamt? b) Wie schnell möchten sie das Lied singen? c) Singen alle sofort mit oder setzen die Kinder nacheinander ein? d) Welche Stellen möchten sie laut, welche leise singen?

4.

Nun teilen Sie die Klasse in sechs Gruppen ein. Jede Gruppe überlegt sich gemeinsam ein Einschlafritual, das sie in einem Standbild darstellt.

5.

Die sechs Gruppen stellen sich so auf, dass alle einander sehen können. Jeder Gruppe wird ein Liedabschnitt der ersten Strophe zugewiesen. Gruppe 1: Der Mond ist aufgegangen. Gruppe 2: Die goldnen Sternlein prangen usw.

6.

Während alle Kinder das Lied singen, stellt die Gruppe, deren Abschnitt gesungen wird, ihr Standbild dar.

7.

Hinterher kann besprochen werden, was die Kinder in den jeweiligen Standbildern erkannt haben, und ob es gleiche Ideen gab.

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8.

Der Text von Matthias Claudius hat ganze sieben Strophen. Wenn die Kinder Lust dazu haben, können sie auch die weiteren sechs Strophen singen.

9.

Der Librettist Martin Baltscheit geht sehr offen mit dem Text um. Die erste Veränderung besteht schon darin, dass der Mond über sich selbst singt und das Lied in die Ich-Form bringt: „So bin ich aufgegangen…“. Haben die Kinder Lust, eigene Strophen zu dichten?

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Abendlied

2. Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold! Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt.

5. Gott, lass uns dein Heil schauen, Auf nichts Vergänglichs trauen, Nicht Eitelkeit uns freun! Laß uns einfältig werden Und vor dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

3. Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen, Und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn.

6. Wollst endlich sonder Grämen Aus dieser Welt uns nehmen Durch einen sanften Tod! Und, wenn du uns genommen, Laß uns in Himmel kommen, Du unser Herr und unser Gott!

4. Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel; Wir spinnen Luftgespinste Und suchen viele Künste Und kommen weiter von dem Ziel.

7. So legt euch denn, ihr Brüder, In Gottes Namen nieder; Kalt ist der Abendhauch. Verschon uns, Gott! mit Strafen, Und laß uns ruhig schlafen! Und unsern kranken Nachbar auch!

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Vom Einschlafen und Schlafen Warum der Mensch schlafen muss Wenn wir rennen, können wir das ein paar Minuten lang durchhalten - manche länger, manche kürzer. Aber alle werden irgendwann müde, und die Muskeln machen schlapp. So ähnlich ist es auch, wenn wir einfach nur unseren Tag leben - wir bekommen viele Eindrücke: Unser Körper riecht, sieht, hört, schmeckt und fühlt alles Mögliche. Irgendwann wird er müde und muss sich ausruhen. Am besten sieht man das bei kleinen Babys, die ungefähr sechzehn Stunden am Tag schlafen - denn für sie ist alles in der Welt noch neu und sie verarbeiten die vielen Eindrücke, indem sie viel schlafen. Der Chef über den Schlaf Eine Stelle in unserem Körper ist der Chef über unseren Schlaf, übernimmt sozusagen das Kommando: die Zirbeldrüse. Das kleine Organ im Gehirn sendet ein Hormon in unseren Körper aus: das Melatonin, eine Art Schlafmittel. Abends wenn es dunkel wird, arbeitet die Zirbeldrüse auf Hochtouren. Wir werden immer müder und müder und schlafen ein. Im Schlaf wird unser Atem ruhiger, die Muskeln entspannen sich – auch die, die unser Augenlid hochziehen. Und so gehen die Augen „automatisch zu“. Geschlossene Augen beim Schlafen sind ziemlich praktisch: Weil wir nichts mehr sehen, wird unser Gehirn erst einmal nicht mehr durch die vielen Bilder vom Einschlafen abgehalten. Die geschlossenen Augenlider schützen aber auch: Sie halten unsere Augäpfel feucht und verhindern, dass Staub oder Fliegen in unser Augen kommen. Wenn sich unser Gehirn im Schlaf ausruht, würden wir so etwas nicht mehr erkennen und rechtzeitig die Augen schließen können. Mit offenen Augen zu schlafen, wäre deshalb nicht gut für die Augen. Einschlafen könnten wir aber trotzdem irgendwann, wenn die Augenlider nicht mehr zugehen würden. Denn wenn das Gehirn schlafen will, macht es Feierabend und verarbeitet einfach viele der Informationen nicht mehr, die es von außen bekommt. Woanders funktioniert das auch schon. Viele Geräusche „hören“ wir nicht im Schlaf, obwohl wir uns nicht die ganze Nacht die Ohren zuhalten. Weil wir das bei den Augen nicht gewöhnt sind, wäre es aber viel schwieriger, überhaupt einzuschlafen.. Wenn wir dann schlafen, ruhen sich die Organe aus. Unsere Körpertemperatur sinkt, der Körper fährt auf Sparflamme. Allerdings nicht ganz: Gerade im Schlaf bildet unser Körper besonders viel Wachstumshormon, den Stoff, der dafür zuständig ist, dass wir wachsen.

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Vom Einschlafen und Schlafen Weißt du noch, wie du letzte Nacht eingeschlafen bist? Oder was du in den Minuten davor gedacht hast? Keine Ahnung? - Kein Wunder! Wir erinnern uns nicht ans Einschlafen, weil es so schnell geht: in Sekundenbruchteilen! Unser Gehirn schüttet nämlich chemische Stoffe aus, die unser Wachzentrum betäuben und lähmen. Deswegen können wir uns auch nicht ans Einschlafen erinnern. Vorher hat unser Körper aber auch schon jede Menge geleistet! Unsere innere Uhr zeigt an, dass wir endlich eine Pause brauchen. Unser Körper meldet dem Gehirn, wann es losgehen kann. Meist sind wir dazu an einem dunklen und ruhigen Ort, an dem uns keine lauten Geräusche stören – im Bett. Wir schlafen in verschiedenen Phasen: Zuerst schlafen wir tief ein. Dann wechseln wir in eine Traumphase, dann wieder in eine Tiefschlafphase und so weiter – und das alle anderthalb Stunden. In der Tiefschlafphase erholt sich vor allem unser Körper, in der Traumphase ist dann das Gehirn dran. Zur Erholung „legt es sich aber nicht schlafen“, sondern fängt im Gegenteil heftig an zu arbeiten: Denn wenn es grenzenlos phantasieren und träumen darf, erholt es sich am besten. Unsere Muskeln müssen deswegen in der Traumphase ganz entspannt sein, damit wir nicht gegen ein böses Monster boxen können, das es eigentlich nur im Traum gibt. In der Tiefschlafphase können die Muskeln sich dann wieder bewegen. Wer zum Beispiel schlafwandelt, schläft also gerade ganz tief - aber traumlos. Es gibt Tiefschlafphasen und sogenannte REMPhasen, die sich immer abwechseln. In der Tiefschlafphase schlafen wir, wie das Wort schon sagt, sehr tief. Die Muskeln sind entspannt, wir atmen gleichmäßig. In der REMPhase träumen wir. REM ist eine Abkürzung für die englischen Wörter „rapid eye movements“. Diese „schnellen Augen-Bewegungen“ zeigen an, dass wir träumen. Wenn man einen schlafenden Menschen beobachtet (oder zum Beispiel auch eine Katze, Katzen träumen nämlich sehr oft), kann man diese REM-Phase ganz gut erkennen. Die Augen sind geschlossen, aber unter dem Augenlid bewegt sich das Auge schnell hin und her. Man vermutet, dass die Augen sich deshalb bewegen, weil wir im Traum den Dingen oder Menschen, die wir sehen, nachschauen.

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Bereit für Reparaturarbeiten Noch etwas passiert im Tiefschlaf: Unser Körper schüttet Wachstumshormone aus. Nicht nur bei Kindern, sondern bei jedem Menschen. Die Wachstumshormone lassen den Körper nicht nur wachsen, sondern sie reparieren ihn auch. Andere Hormone helfen unserem Körper gegen Krankmacher wie Bakterien und Viren und bekämpfen Entzündungen. Schlafen macht also auch gesund! Wenn wir gut und lang genug geschlafen haben, brauchen wir keinen Wecker. Unser Körper hat einen ganz natürlichen Wachmacher: das Stresshormon Cortisol. Gegen Morgen wird immer mehr davon ausgeschüttet – bis wir irgendwann so richtig wach sind.

Mehr zum Thema findest du auf „Schlaue Mausklicks“, Wissens-Lexikon http://www.br-online.de/kinder/fragenverstehen/wissen/2004/00428/

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Vom Einschlafen und Schlafen Lies den Text „Vom Einschlafen und Schlafen“ aufmerksam durch und fülle dann den Lückentext aus. Der Chef über den Schlaf ist ____________________________________. In der _______________________________________ können manche Menschen schlafwandeln. REM ist die Abkürzung für _____________________________________________________. Während des Schlafs ________________________________ der Mensch. Wenn wir ausgeschlafen sind, sorgt das _________________________________________ dafür, dass wir ohne Wecker wach werden. Lena will nicht einschlafen, weil ___________________________________________________________________________ Leander macht sich mit ihr auf die Reise, um ein Schlafmittel zu finden. Wie kannst du besonders gut einschlafen? Von welchen Einschlaftipps hast du schon gehört? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ________________________________________________ Mein Einschlaftipp: ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ________________________________________________

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Die Singstimme in der Oper Die Singstimmen und Stimmlagen werden bis auf wenige Ausnahmen nach dem Geschlecht in Frauen- und Männerstimmen unterschieden. Die jeweiligen geschlechtsspezifischen Stimmlagen werden untereinander durch tonale Bandbreiten unterschieden, sind aber keine festen und unüberwindbare Abgrenzungen. Zudem gibt es innerhalb einer Singstimme, z.B. Sopran, Einordnungen hinsichtlich der Rolle, der Liedart und des Darstellungsgegenstandes des Sängers (z.B. lyrischer, dramatischer, Koloratursopran). Ausbildung und Training der menschlichen Stimme für einen gekonnten Gesang ist ein langwieriger und intensiver Prozess. Deswegen ist eine Spezialisierung auf eine Singstimme notwendig, die auch von körperlichen und physischen Gegebenheiten abhängt (z.B. Brust, Kehlkopf, Stimmbänder, Lunge).

Die weiblichen Singstimmen Sopran ist die hohe Frauenstimme oder Knabenstimme. Der Tonumfang geht von „h bis f´´“. Sopran ist die meistgesungene Frauenstimme, daher ist die rollenspezifische Unterscheidung in lyrischen, jugendlich-dramatischen, dramatischen, hoch-dramatischen und Koloratursopran vielfältig. Mezzosopran (ital. „mezzo“ = halb) ist die mittlere Frauenstimme zwischen Sopran und Alt. Der Umfang geht von „g bis c´´“. Man unterscheidet lyrischen, dramatischen und Koloratur-Mezzosopran. Alt (lat. „altus“ = tief) bezeichnete früher die mittlere Tonlage von Frauen, heute ist das die tiefe Frauenstimme, vergleichbar mit dem männlichen Bass. Der Stimmumfang geht von „e bis a´´“.

Die männlichen Singstimmen Der Tenor ist die hohe männliche Stimme und reicht von „a bis d´“. Wie der Sopran bei Frauen ist der Tenor die meistgesungene Männerstimme. Tenöre kombinieren Kopf- und Bruststimme. Man unterscheidet in Spieltenor, lyrischen Tenor, Helden- und Charaktertenor. Bariton ist die mittlere Männerstimme und liegt zwischen Tenor und Bass. Der Tonumfang geht von „F bis b´“. Tendiert der Bariton hin zu Bass so spricht man Bassbariton. Es gibt lyrische, Kavalier-, Helden-, Charakterbaritone. Bass (lat. „bassus“ = tief) ist die tiefe Männerstimme und die tiefste Stimme einer Komposition mit dem Umfang von „C bis g´“. Man unterscheidet Bassbuffo, Charakterbass, seriöser Bass, Basso cantante. – 30 –

Die Kombination von Stimmen Neben Solo-Arien von Stimmen wird der musikalische Ausdruck erst dann besonders schön, wenn unterschiedliche Stimmen in gemeinsamen Ensembles und Auftritten dargeboten werden. Die klassische Kombination von Sopran und Tenor findet man z.B. in Verdis „La Traviata“, in Puccinis „La Boheme“; Sopran und Bariton in Wagners „Der fliegende Holländer“. Es gibt eine einzige Oper mit ausschließlich weiblichen Stimmen (5 x Sopran, 3 x Mezzo-sopran, 1 x Alt): Giacomo Puccini, „Suor Angelica“ (Schwester Angelica). Ist die weibliche Stimme in einer Oper Protagonist, die herausragende Rolle, und ist eine Opernsängerin weltweit erfahren und berühmt, eine Könnerin auf ihrem Gebiet, dann spricht man von „Primadonna“ oder gar von „Primadonna assoluta“. „Seconda donna“ ist eine weitere, die zweite wichtige Frauenstimme und -rolle neben der Primadonna. Bei Männern spricht man von „Primo uomo“, „Secondo uomo“.

Koloratur (lat. „color“ = Farbe) ist die Ausschmückung, “Färbung” einer Stimme durch Triller, schnelle Läufe oder Sprünge. Seit dem 17. Jahrhundert sind Koloraturarien, insbesondere des Sopran, unverzichtbarer Bestandteil italienischer Opern. Zu unterscheiden sind virtuose und dramatische Koloratur. Erstere ist die individuelle Darstellung der sängerischen und stimmlichen Fähigkeiten einer Sängerin (man gibt der Rolle und Stimme eine persönliche und brillante „Farbe), zweitere ist der in der Rolle und der Komposition vorgesehene Ausdruck einer Rolle, z.B. „dem Wahnsinn verfallen“ (in Donizettis „Lucia di Lammermoor“). In der Sopran-Stimmlage gibt es das Stimmfach eines Koloratur-Soprans.

Quellen/Literatur Harenberg Opernführer, Harenberg Kommunikation, Dortmund 2001 Hans Koeltzsch, Der neue Operführer, Deutscher Bücherbund, Stuttgart o.J. (~1961) Musiklexikon, Brockhaus Riemann, Schott/Piper Verlag, Mainz 1989

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Lena und der Mond

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„Wo werde ich meine Jacke los und warum geht das Licht aus?“ Liebe LehrerInnen, wir freuen uns, dass Sie mit Ihrer Schulklasse eine Vorstellung im Opernhaus besuchen möchten, und dass Sie sich der verantwortungsvollen Aufgabe stellen, die Kinder bei ihrem vielleicht ersten Opernbesuch zu begleiten. Gerade Kinder, die zum ersten Mal ins Opernhaus kommen und denen das große Haus noch nicht vertraut ist, wissen oft nicht, was sie erwartet und dass einige Regeln zu beachten sind, die Zuschauern und Ensemble eine gelungene Vorstellung gewährleisten. Wir möchten deshalb anregen, dass Sie mit der Gruppe über die Besonderheiten eines Besuchs im Opernhaus sprechen. Manchmal ist es den Kindern nicht bewusst, dass eine Opernaufführung im Gegensatz zu Film und Fernsehen ein gemeinsames Erlebnis zwischen den Zuschauern und den Künstlern auf der Bühne ist. Große Unruhe im Zuschauerraum beeinträchtigt dieses Erlebnis. Ihre Oper Dortmund

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Ankommen Es ist gut, 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus anzukommen. Jacken und Taschen kann man in den dafür vorgesehenen Schränken einschließen, dafür braucht man ein 10 Cent Stück, das man beim Aufschließen wieder zurückbekommt.

Im Foyer Das Foyer des Opernhauses ist geräumig und weitläufig aber kein Schulhof. Rennen, rempeln und schreien gehören hier nicht hin. Auf einem Übersichtsplan im Foyer kann man schon einmal schauen, wo man im Zuschauerraum sitzen wird. Auf den Eintrittskarten stehen neben Datum und Uhrzeit der Vorstellung auch Reihe und Platznummer. Die Damen und Herren des Foyerdienstes helfen gern bei Fragen

Im Zuschauerraum 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn werden die Türen zum Zuschauerraum geöffnet. Letzte Chance noch einmal zur Toilette zu gehen. Spätestens beim dritten Gong sollten sich alle im Zuschauerraum einfinden. Essen und Trinken während der Vorstellung ist nicht erlaubt. Alles, was piepst, brummt, klingelt oder sonstige Geräusche von sich gibt, muss spätestens jetzt ausgeschaltet sein. Vor Vorstellungsbeginn erlischt im Zuschauerraum das Licht – kein Grund panisch aufzuschreien. Es geht sofort danach auf der Bühne wieder an. Dort ist jetzt unsere ganze Aufmerksamkeit. Während der Vorstellung besser nicht mit dem Nachbarn reden, das stört die anderen Zuschauer und auch die Sänger auf der Bühne. Auch wenn das Bühnenbild noch so schön ist – fotografieren und filmen (auch mit dem Handy und ohne Blitz) ist aus urheberrechtlichen Gründen verboten. Wir haben besonders schöne Fotos für das Materialheft und die Website des Theaters ausgesucht. Mit Klatschen zeigt man den Künstlern auf der Bühne und im Orchestergraben, dass einem die Vorstellung gefällt. Pfeifen gehört nicht ins Opernhaus, Fans rufen „Bravo“. Und wenn es einem nicht gefällt, obwohl alle ihr Bestes geben, dann kann man ein Nickerchen machen und einfach nicht klatschen.

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Saalplan Opernhaus

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Die Anfahrt

Opernhaus Dortmund, Platz der Alten Synagoge (Hansastraße/ Ecke Hiltropwall) Der U-Bahnhof Stadtgarten ist zwei Stationen vom Hauptbahnhof Dortmund entfernt. Es ver-kehren von dort aus die Linien U41 (Richtung Clarenberg), U45 (Richtung Westfalenhallen), U47 (Richtung Aplerbeck) und U49 (Richtung Hacheney). Der Beschilderung „Stadttheater“ in der U-Bahn-Station folgen. Bei Überquerung der Hansastraße gehen Sie direkt auf den Eingang des Opernhauses zu. Elektronische Fahrplanauskunft: vrr.de

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