das medien spezial 2016

Die Zukunft des Fernsehens Nichts bleibt, wie es früher einmal war. Neue Technologien und Social Media stellen den TV-Sektor auf den Kopf.

Print Wie Zeitungen überleben können Alejandro Plater Alexander Wrabetz

Telekom Austria

orf Miriam Meckel wirtschaftswoche

Top-Medienmanager: Was sie zu sagen haben. Was ihre Herausforderungen sind. Welchen Job sie machen.

ENTERPRISE.ORF.AT ZT  JET U!

NE

BUCHEN SIE ERFOLG.

medien spezial 2016

editorial [email protected]

Liebe Leserin, lieber Leser!

S

IE KÖNNTEN BALD SEX HABEN, wie Sie ihn noch nie hatten. Denn bis 2020 dürfte dieses Virtual-Realty-Ding mit der Verschmelzung von echter und nur fast so echter Wirklichkeit endgültig serienreif sein. Und dann vieles auf den Kopf stellen. Gesprochen wird darüber und über noch viel mehr bei den 23. Medientagen, dem gewichtigen Zusammentreffen ­internationaler Medienmanager in Wien. Es ist Tradition, dass die ­beiden Redaktionen der Magazine trend und bestseller zu diesem ­Anlass ein gemeinsames Special produzieren. Sie halten es in Händen. Klaus Puchleitner trend-Redakteurin Barbara Steininger erzählt Ihnen darin in Leitung Redaktion ­einer ungewöhnlichen Story aus der Zukunft, was rund um Virtual ­Reality nicht nur in Sachen Sex passieren wird, wenn Sie Ihren Platz erste Reihe fußfrei erst einmal verlassen haben und mittendrin im ­Geschehen sind, statt nur dabei. Sie werden dann ziemlich viel Spaß ­haben – und die Story werden Sie auch mögen. Weniger spaßig ist die Realität für die TV-Branche. So muss der neue, alte ORF-General Alexander Wrabetz viele Baustellen ab­arbeiten, bestseller-Chefredakteurin Marlene Auer und ihr Stellvertreter Jürgen Hofer fassen die wichtigsten Herausforderungen zusammen. Überhaupt wird das Fernsehen der Zukunft anders daherkommen. In der ­Coverstory beleuchtet Gastautor Bastian Kellhofer die Herausforderungen, denen sich die Branche heute, morgen und übermorgen zu stellen hat. Und trend-Autor Rainer Himmelfreundpointner porträtiert junge Medienmacher der neuen Art, die auf Y ­ ouTube Millionen User erreichen und dem alten TV zusetzen. Wo bleibt da Print? Nun ja. Dass die Zukunft gedruckter Nachrichten problematisch ist, wissen wir. Aber schlaue neue Printprodukte und ­geschickt gestrickte Evolutionsmodelle traditioneller Medien ­haben Chancen. Miriam Meckel, Chefredakteurin der Wirtschafts­Woche, ­erzählt im per Mail geführten Interview, wie sie das sieht. Ein wenig gehen bei den Diskussionen um künftige Medien jene unter, von denen die I­ nhalte für alles kommen müssen, was kommt: der journalis­tische Nachwuchs. Er kämpft einen Kampf auf verlorenem Posten gegen Prekariate, um weniger Arbeitsplätze und in finan­ zieller Dauernot. Wir baten drei Journalismus-Studenten, uns zu ­erklären, warum sie ihrem Traumjob trotzdem mit demselben Enthusiasmus nachjagen wie bereits Generationen angehender Journalisten vor ihnen. Warum das gut so ist, sagt uns schließlich der Meister aller Meister journalistischen Storytellings, Helmut A. Gansterer, in seinem Essay zum Ausklang des Heftes. Viel Spaß beim Lesen! Fotos: puchleitner, elisabeth kessler, Lukas Ilgner

II Sie werden ziemlich viel Spaß haben, wenn Sie Ihren Platz erste Reihe fußfrei erst­ ­einmal verlassen ­haben und plötzlich mittendrin sind. II

K l au s Pu ch l e i tn e r

Bilder mit Damen. bestseller-Chefredakteurin Marlene Auer bei ORF-General Alexander Wrabetz (l.) und trend-Redakteurin Barbara Steininger bei TA-CEO Alejandro Plater.

T REND bestseller

3

INHALT Medien spezial 2016

12

Cover Internet, Gesellschaft und die Wirtschaftskrise ­verändern ­praktisch alles. Nicht nur die TV-Welt funktioniert heute völlig anders als noch vor zehn Jahren. Wer mit dem Neuen nicht Schritt hält, geht unter.

chefredaktion Marlene Auer, MA, Andreas Weber projekt- und redaktionsleitung Klaus Puchleitner, MA art direction Martin Renner chefin vom dienst Alexandra O’Neill redaktion/Autoren dieser ausgabe Marlene Auer, MA, Mag. Thomas Drozda, Elisabeth K. Fürst, Prof. Helmut A. Gansterer, Michael Graswald, Dr. Markus Groll, Rainer Himmelfreundpointner, Mag. (FH) Jürgen Hofer, Bastian Kellhofer, Magdalena Mistlberger, Klaus Puchleitner, MA, Rainer Seebacher, Barbara Steininger, Armin Thurnher, Selina Willfort Who is Who trend Herausgeber: Dr. Horst Pirker CHefredakteurE Mag. Andreas Lampl, Andreas Weber Stv. Chefredakteur Oliver Judex FOTOREDAKTION Yvonne Dellin-Sonnberger (Bildchefin VGN) REDAKTIONs-, Herausgeber-, Verwaltungsadresse Taborstraße 1–3, A-1020 Wien, Tel.: +43 1 213 12-0, Fax: +43 1 213 12-4600 E-Mail: [email protected], Homepage: www.trend.at Eigentümer, MEDIENINHABER, produktion Verlagsgruppe NEWS Gesellschaft m.b.H. FN 183971 (HG Wien)

4

T RE ND bestseller

Taborstraße 1–3, A-1020 Wien VERLAGSORT/-SITZ A-1020 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG VGN Dr. Horst Pirker (CEO & Vorsitz), Mag. Claudia Gradwohl (CHRO), Susanne Herczeg (CFO & Prok.) GESCHÄFTSFÜHRUNG top media Dr. Markus Fallenböck (CSO), Mag. Helmut Schoba (COO), Dietmar Zikulnig (CSO) GEneralbevollmächtigter Dkfm. Helmut Hanusch ANZEIGENLEITUNG Christine Nöbauer PRODUKTION Sabine Stumvoll (Ltg.), Martina Höttinger VERTRIEB Morawa Pressevertrieb GmbH & Co KG, Hackinger Straße 52, A-1140 Wien ART COPYRIGHT VBK COPYRIGHT Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Offenlegung Die Offenlegung gemäß § 25 MedG ist unter www.trend.at/offenlegung abrufbar. Who is Who bestseller medieninhaber und verleger Manstein Zeitschriftenverlagsgesellschaft m.b.H., DVR 0753220 herausgeber Mag. Oliver Stribl Chefredakteurin Marlene Auer, MA stv. Chefredakteur Mag. (FH) Jürgen Hofer redaktionsassistentin Carolin Daiker

anzeigenleitung Martina Hofmann anzeigen Martin Kaindel, Jennifer Bartl sekretariat Ariane Schlosser, Alexandra Ziermann vertrieb Katharina Artner lektorat Angelika Hierzenberger-Gokesch verlagsort Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf Tel.: +43 1 866 48-0, Fax: +43 1 866 48-620 E-Mail: [email protected], Web: www.bestseller.at anschrift medieninhaber/herausgeber/redaktion Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf gründer Prof. Hans-Jörgen Manstein vertretungsbefugte organe Mag. Oliver Stribl, Geschäftsführer Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin aufsichtsrat Prof. Hans-Jörgen Manstein (Vorsitz), Klaus Kottmeier, Peter Ruß und Peter Kley Elektronische produktion DTP-Abteilung, Manstein Verlag: Markus Brocza, Georg Vorstand­lechner, Johanna Weber Hersteller Leykam Druck GmbH & Co KG Herstellungsort A-7201 Neudörfl Offenlegung Die Offenlegung gemäß § 25 MedG ist unter www.bestseller.at abrufbar.

cover: Derek Berwin/getty images, Thomas Ramstorfer wirtschaftswoche, Wolfgang Wolak

Im pr e s s u m Medien spezial 2016 Erscheint in Arbeitsgemeinschaft trend.bestseller

II Wirkliche Wow-Produkte zu entwickeln, ist schwierig geworden. II Telekom-Austria-ceo Alejandro Plater über die Entwicklung in der Telekom-Branche und in der Medienwelt.

70

menschen 62 Alles neu gedacht

Wir werden viel SpaSS haben.

Wie die Kids und Jugendlichen von heute die bunt gewordene Welt der Medien nutzen.

News aus der Zukunft: Wie Virtual Reality in den nächsten Jahren das Zusammenleben von uns allen verändert.

68 Interview

Drei junge JournalismusStudenten erklären, warum sie trotz schwierigster Rahmen­ bedingungen immer noch in die Medien gehen wollen.

70 GruSS von morgen

Standpu nkte 6 Leitartikel

Marlene Auer fordert von Medien­machern Tatendrang und den Mut zum Brechen mit gelernten Manövern.

C over 12 Revolution reloaded Lineares Fernsehen, das war gestern. YouTube und Streaming sind heute. Und morgen? Was die TV-Zukunft alles bringen könnte.

Print 46 Miriam Meckel

Die Chefredakteurin der deutschen WirtschaftsWoche erzählt im Interview, warum Papier doch nicht sterben wird.

Wie Virtual Reality in den kommenden Jahren die Medien und vor allem das Zusammenleben der Menschen verändern wird.

78 Jäger und Sammler

Wie uns das neuartige Handyspiel „Pokémon Go“ in den vergangenen Monaten seltsame Dinge tun ließ.

8 Thomas Drozda

Wie wir mit Medien und Medien­ förderung umgehen müssen, um die Todesgefahr für Print zu reduzieren.

80 Helmut A. Gansterer Die guten Gründe, warum es sich immer noch auszahlt, Journalist werden zu wollen und in die Medien zu gehen.

Fotos: Danil Melekhin/getty images, Blutgruppe/getty images, oculus, wirtschaftswoche, Ian Ehm

82 Armin Thurnher

Die Beantwortung der Frage aller F ­ ragen: Warum Österreich genau jene Medien hat, die es hat.

48 Hat Print Zukunft?

TV 20 Alexander Wrabetz Die sieben Baustellen des neuen, alten ORF-Generaldirektors.

30 Alejandro Plater

Interview: Wie die Telekom Austria zum neuen Trend der Telkos steht, die immer vehementer in die Content-Produktion drängen.

Was es braucht, damit gedruckte Nachrichten überleben können. Plus: Beispiele für erfolgreiche Über­ lebensstrategien von Printmedien.

58 Matthias Karmasin Der Kommunikationsforscher im Interview zum PrintÜberlebenskampf.

34 Die neuen Stars

start 10 Medien in Zahlen

Alt und neu: Facts über die österrei­ chische Medienbranche – auf einen Blick und inklusive Social Media.

20

Alexander Wrabetz Die sieben Baustellen des neuen, alten ORF-Generaldirektors.

Wie die jungen Medienmacher auf YouTube die TV-Branche revolutionieren und längst zu Stars wurden.

46

Miriam Meckel

Die Chefredakteurin der WirtschaftsWoche, eine der spannendsten Medienfrauen des deutschen Sprachraums, im Interview.

TREND bestseller

5

medien spezial 2016

Gebt Gas!

Wenn klassische Medien weiter publizieren wollen, brauchen sie Tatendrang und Mut zur Veränderung, das Brechen mit alten Strukturen und gelernten Manövern.

D

as WirtschaftsBlatt wurde eingestellt, ATV steht zum Verkauf, der Kurier führt sein Drei-Millionen-Sparpaket konsequent weiter und viele andere Verlage arbeiten noch immer an der Sanierung und Neuausrichtung. Ja, die Medien- und speziell die Printbranche hat ein Pro­ blem: steigende strukturelle Kosten bei zugleich ­sinkenden Anzeigenerlösen. Rufe nach einer neuen Medienabgabe werden laut, nach neuen Rahmen­ bedingungen und höheren Förderungen. Vieles davon hat Berechtigung, vor allem in Zeiten, in denen internationale Giganten wie Facebook und Google das Feld von hinten aufrollen, Content verwerten, ohne Wertschöpfung zu generieren, und Werbegelder absaugen, die österreichischen Medien fehlen. Trotzdem müssen heimische Unternehmen zunächst ihre Hausaufgaben machen und damit aufhören, den Schwarzen Peter anderen II zuschieben zu wollen. Innovation muss im eigenen Haus pas­sieren – wenn mit alten Strukturen gebrochen wird, gewachsene Systeme erodieren und neu erschaffen werden. Der technologische, digitale Wandel verändert die Medienwelt in rasantem Tempo. Die Mediengattung Fernsehen etwa steckt in einer fundamentalen Veränderung, Bewegtbild wird künftig mit unserem Alltag vernetzt oder über holografische Assistenten in die Luft projiziert werden. In der Printbranche wird verzweifelt nach zusätzlichen Erlösmodellen gesucht, um das Gedruckte weiter (quer-)finanzieren zu können. Bis auf wenige Ausnahmen kann die Kombination von Paid Content und Onlinewerbung die Einnahmenrückgänge von Medienunternehmen nicht wettmachen. Internationale Verlagshäuser beschreiten neue Wege etwa über E-Commerce, Content-Marketing oder Beteiligungen. Das ist etwa beim Verlag Axel Springer gut aufgegangen: Springer stieg 2013 mit 50,1 Prozent bei der österreichi-

II Die Werbesteuer sollte

in Medien­bildung fließen – damit Menschen über neue Technologien ­aufgeklärt werden.

6

TR END bestseller

schen Fitness-App Runtastic ein, damals lag die Bewertung des Start-ups noch bei 22 Millionen Euro. Zwei Jahre später konnte Springer seinen Anteilswert verzehnfachen, als adidas Runtastic für 220 Millionen Euro kaufte. Ein weiteres Erfolgs­ modell könnte jenes der Washington Post werden: Das hauseigene Content-Management-System „Arc“ soll zu einem Hundert-Millionen-Dollar-Geschäft anwachsen. In Hubs arbeiten knapp 200 Programmierer und Software-Ingenieure, die Apps, Algorithmen und künstliche Intelligenz weiterentwickeln. Ziel ist, Inhalte der Websites bestmöglich zu distribuieren. Seit 2015 wird an andere Medienunternehmen lizenziert, darunter auch die kanadische Globe and Mail. Und Österreich? Während die Start-up-Szene mit Innovationen voranschreitet – man denke etwa an die Übernahme der Flohmarkt-App Shpock durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted oder an die Tiscover-Plattform, die hierzulande entstand und erst im Ausland Anklang fand –, treten die Medienhäuser oftmals am Fleck. Dabei wäre es essenziell, hier und heute auf Reformen zu setzen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Auch die Politik kann ihren Beitrag zur Medien­vielfalt leisten: Sie könnte die sinnvolle Verteilung einer neuen Medienabgabe erwirken und auf die Werbesteuer verzichten. Und wenn schon nicht verzichten, dann zumindest zweckgebunden umver­ teilen. Die etwas mehr als hundert Millionen Euro, die durch die Werbesteuer jährlich in die Kassen des Ministeriums fließen, könnten in die Medienbildung und -ausbildung investiert werden. Es ist höchste Zeit, die Menschen über die neuen Technologien – und jene, die noch kommen werden – aufzuklären. Sie darüber zu informieren, dass nicht preisgege­ bene und sich ständig verändernde Algorithmen die Informationen selektieren, manche Nachrichten nicht durch bestimmte Filter dringen und die Werbung zum neuen Gadget, das man doch schon so lange im Auge hat, nicht rein zufällig als Banner oder Pop-up im Browserfenster erscheint. Dann lernen Menschen wieder, den traditionellen Medien zu vertrauen. Wenn das gelingt, ist schon viel erreicht. [email protected]

Foto: ian ehm

Marlene Auer ist Chefredakteurin von HORIZONT und bestseller.

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Service-Hotline 0820 810 910 Geschäftsbedingungen und Entgeltbestimmungen zum Tarif erhältlich auf www.kronemobile.at. Ein Angebot der A1 Telekom Austria AG. Alle aktiven Abonnenten der gedruckten Kronen Zeitung (unentgeltliche Abonnements ausgenommen) erhalten monatlich zusätzlich 1 GB gratis. Inkludierte Leistungen gelten österreichweit, vom freien Datenvolumen ausgenommen sind verlinkte und eingebettete Inhalte von Drittanbietern.

T h o mas D r o zda

Die Demokratie und die Medien “Through online exposure, newspapers are reaching more people than ever. The problem is how they make money.”

S

chon vor Jahren haben in den USA die ­neuen Medien traditionelle Printmedien überflügelt. In Europa passiert das ­gerade. Trotzdem sind klassische Medien nicht tot. Sie müssen nur ebenso neu gedacht werden wie ihre gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.

D

iesen Satz, den Sie oben sehen, konnte man vor kurzer Zeit in der New York Times lesen. Lakonisch, wie angelsächsischer Journalismus meist auftritt, analysierte das Blatt die Situation redaktionell gestalteter Printmedien in den Vereinigten Staaten. Anlass: Der US-amerikanische Zeitungsverband verabschiedet sich vom Begriff „Zeitung“ in seinem ­Namen. Aus der Newspaper Association of America wird nun die News Media ­Alliance. Nebenbei wurde eine Zahl verlautbart, die uns alle nachdenklich machen sollte: Von rund 2.700 Mitglieds­ unternehmen dieser Vereinigung im Jahr 2008 sind heute noch 2.000 am Markt vertreten. 700 haben das Zeitliche gesegnet. Innerhalb von acht Jahren. Die Welt aus amerikanischer Perspektive zu betrachten, hat auf diesen Medien­ tagen Tradition. Der Blick über den Großen Teich ist oft, in diesem Fall leider, ein Blick in unsere eigene Zukunft. Ebenfalls Tradition hat die doch erstaunliche Ratlosigkeit vieler Akteure, wenn es um den entscheidenden Schritt von der Diagnose in die Therapie geht.

dann ist die Frage nicht: Wieso? Sondern: Wie lange noch? How to make money – natürlich gilt auch für die Medienbranche Bill Clintons Satz: It’s all about the economy, stupid! Unabhängigkeit sichern, das bedeutet natürlich in erster Linie: Medienunternehmen – und hier vor allem solche, deren Inhalte redaktionell hergestellt werden – ökonomisch lebensfähig zu erhalten.

M

edien sind natürlich mehr als „nur“ Unternehmen. Vor allem in der Demokratie. Medien sind wichtige Träger des gesellschaftlichen Diskurses. Es geht also auch darum, die für eine Demokratie so wichtige Medieninfrastruktur abzu­ sichern. Die größten Bedrohungen einer österreichischen, eigenständigen und in ihren Haltungen und Einstellungen vielfältigen Medienlandschaft gehen nicht von den einzelnen inländischen Mitbewerbern aus, sondern von jenen Platt­ formen, die weder inhaltlich noch kaufmännisch eine Unterscheidung zwischen eigenem und nicht eigenem Content

D

ie Diagnose fällt allen leicht: Bereits vor Jahren haben in den USA die neuen Medien die Printmedien über­ flügelt, wenn man deren Einnahmen aus Werbung vergleicht. In den USA werden Wahlkämpfe nahezu ausschließlich im TV und in den sozialen Medien geführt. Aus einer einstmals durch Zeitungen beglei­ teten und geformten Gesellschaft ist im zwanzigsten Jahrhundert eine vom Radio und Fernsehen dominierte geworden, die sich gerade mit unglaublichem Tempo zur Social-Media-Gesellschaft wandelt. Europa ist hier (noch) anders, die Tendenz ist jedoch die gleiche. Wenn „Print nicht tot“ ist und lineares Fernsehen noch immer funktioniert,

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TR END bestseller

Thomas Drozda Bevor Drozda letzten Mai Kanzleramtsminister für die SPÖ wurde, war er Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien, kaufmännischer Direktor des Wiener Burgtheaters, Wirtschafts- und kulturpolitischer ­Berater des früheren Bundeskanzler Viktor Klima, ­Berater von Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky sowie Abteilungsleiter in der Österreichischen Nationalbank.

die Redaktionen beziehungsweise qualifizierte Journalistinnen und Journalisten. Grundsätzlich sind somit journalistische Leistung und der journalistische Beitrag zur demokratischen Willensbildung förderbar, sinnvollerweise jedoch nicht spezifische Modelle der Herstellung oder des Vertriebs von Medien. Folgerichtig sollten wir in die Ausstattung von redaktionell gestalteten Medien investieren – als Demokratie, als öffentliche Hand. Als eine denkbare Maßzahl, die dafür relevant ist, erscheint mir die Anzahl von Journalistinnen und Journalisten, die ein Medienunternehmen zu fairen Bedingungen u ­ nter Beschäftigung hat. Zurück ins Haifischbecken: Nicht unähnlich ist die Finanzierung von elektronischen Medien in Zeiten hoher Raubfischkonzentrationen zu sehen.

Fotos: Wolfgang Wolak, wuapaa/picturedesk.com

II Aus einer durch Zeitungen begleiteten und auch geformten Gesellschaft ist eine von Radio und Fernsehen dominierte geworden, die sich gerade mit unglaublichem Tempo zur Social-Media-Gesellschaft wandelt. II v­ornehmen, die also mit nicht eigener Leistung Traffic herbeiführen, Umsätze und letztlich Gewinn erzielen. Auf diesen Plattformen findet auch keine Unterscheidung zwischen Information und Meinungspluralismus, wie er in Redaktionen vorherrscht, und dem völlig willkürlichen Auswahlmodus durch intransparente Algorithmen statt, der in den sozialen Medien letztlich zu einer immer größeren Meinungs- und Haltungsarmut führt. Nationale Medienförderung wird nicht ausreichen, um die Bedrohung abzuwehren, denen redaktionell gestaltete Medien ausgesetzt sind, aber nicht zu agieren und damit die ökonomische ­Situation der redaktionellen Medien zu negieren, hieße, sich, wenn es um die Funktionsfähigkeit dieser demokratischen Infrastruktur geht, für unzuständig zu erklären.

nomischer Abhängigkeit und inhaltlicher Unabhängigkeit ist uns allen geläufig. Genauso wie in einer Gesellschaft, die das Recht auf Information, das Recht auf Teilhabe an demokratischen Prozessen und das Recht auf freie Meinungsäußerung hochhält, diese Freiheit der Meinungsäußerung unteilbar sein muss, so muss auch die ökonomische Absicherung der Medien – und diese sind Garanten dieser Freiheiten – nach weitgehend objektiven, transparenten Kriterien bestmöglich sichergestellt werden. Ceterum censeo: Es wäre ein großer Fortschritt, würde die Diskussion um die Bestandssicherung von redaktionell gestalteten Medien nicht ein weiteres Mal als Verteilungskampf innerhalb der Branche inszeniert werden. Wenn die Haie einen Fischschwarm umkreisen, macht es evolutionär keinen Sinn, wenn sich die Beute­ fische zuerst einmal selbst kannibalisieren.

E

Z

s muss uns aber auch bewusst sein, dass öffentliche Finanzierung und Unabhängigkeit nicht ohne Friktionen in einem Satz genannt werden können. Medien gehören zu den heiklen Fördernehmern, das Spannungsfeld zwischen öko-

usammengefasst: Medien, die durch abwägende und diskursive Bericht­ erstattung die demokratische Willensbildung fördern, leisten einen wesentlichen Beitrag zur demokratischen Kultur in Österreich. Träger dieser Leistung sind ­

L

assen Sie mich an dieser Stelle Roger de Weck, Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft, zitieren: „Das öffentliche Medienhaus journalistisch oder finanziell zu schwächen, würde die Privaten nicht stärken. Es ­würde die Strukturkrise in der Medienlandschaft nicht beheben, sondern verschärfen und den Qualitätsabbau beschleunigen. In Europa verabschieden sich Medienkonzerne allmählich vom Journalismus, da er wenig rentiert. Eine geschwächte SRG neben geschwächten privaten Medien wäre die schlechteste Option. Gemeinsames Ziel muss sein: starke private Medienhäuser und ein starkes öffentliches Medienhaus. (…) Die Hälfte der Ausgaben für TV-Werbespots wandert ins Ausland und wird nicht in den Schweizer Journalismus reinvestiert, zwei Drittel der Onlinewerbung gehen an globale Anbieter. Schweizer Medienhäuser sind da konkurrenz­ fähiger, wenn sie einander stärken. Ob privat oder öffentlich – im Netzzeitalter wird kein Schweizer Medienhaus im Alleingang gewinnen.“ Das gilt nahezu deckungsgleich auch für unser Land. Schauen wir darauf, dass sich im Sinne de Wecks „Journalismus rentiert“. Der Artikel in der New York Times trug übrigens den Titel: „Yes, the News Can Survive the Newspaper“. Um die News macht sich niemand Sorgen. Um redaktionell gestaltete Me­ dien als Orte für demokratischen Diskurs sollten wir jedoch im besten Sinne ­besorgt sein. T REND bestseller

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medien spezial 2016

start

Das Land und seine Medien

Einige Zahlen und Fakten zu den Größenordnungen der Branche in Österreich. Re daktion: K l aus p uchl ei t n er

3.307 Medien in Österreich

40

275

(inkl. Regionalund Teilausgaben)

Wochenzeitungen

Tageszeitungen

64 2.206 Magazine, Illustrierte

Fachmedien

370

96

CorporateMedien

Nachrichtendienste

32

213

Fernsehsender

Internetportale

(inkl. Regionalstationen)

Quelle: Pressehandbuch

Schöne neue Welt

Wie resilient die Social Media langfristig sind, wird sich erst zeigen. Beinahe die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher befindet sich mittlerweile auf Facebook – wobei sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ebenfalls einigermaßen die Waage hält. Die Social Media sind auch bei uns längst zum Massenphänomen geworden. Selbst auf Twitter, in Österreich immer wieder als einigermaßen abgeschlossener Raum für eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Elite diffamiert, treffen sich beinahe 150.000 Landsleute zum fröhlichen Gezwitscher. Wenig überraschend natürlich: Die Jugend facebookt, twittert und instagramt weitaus häufiger als die Generation 50 plus. Wie sehr die Star-Plattformen der Social Media allerdings resilient gegen disruptive Entwicklungen sind, muss sich erst zeigen. Das noch sehr junge Snapchat zum Beispiel setzt Facebook zu, wirklich aussage­ kräftige und vor allem nachhaltige Zahlen dazu gibt es aber noch nicht. Während die traditionellen Medien sowohl in Print wie auch in TV Jahrzehnte überdauert haben, müssen die Social Media ihre langfristige Resistenz erst unter Beweis stellen. 10

T R EN D bestseller

3.700.000 Österreicher auf Facebook Frauen 48,65 %

49+ Jahre 600.000

Männer 51,35 %

14–49 Jahre 3.100.000

Verkaufsauflagen TageszeitungeN Verkaufsauflage

Print erodiert

illustrationen: fotolia

Nimmt man Heute und Österreich aus der Statistik, ist in Österreich nach wie vor die Kronen Zeitung das Maß aller Dinge. Im Vergleich zu vor einem Jahrzehnt hat sich aber viel verändert – Tageszeitungen haben, bis auf wenige Ausnahmen, an Boden verloren, die Auflagen sinken. E-Papers, also die elektronischen Varianten der gedruckten Nachricht hauptsächlich für Tablets, gewinnen zwar an Statur, richtig vom Fleck kommen sie aber nicht. Und noch eines zeigt sich: Der Verkauf an den Kiosken verliert immer mehr an Bedeutung. Immer öfter gilt für Tageszeitungen, aber auch für Magazine: Wer sie nicht abonniert hat, liest sie nicht. Traurige Anmerkung: Das WirtschaftsBlatt, in der „rollierenden“ Durchschnittsjahresstatistik der ÖAK (Österreichische Auflagenkontrolle) noch vertreten, hat mit seiner Printausgabe inzwischen das Zeitliche gesegnet. Wieder eine Tageszeitung weniger – R. I. P. Bei den Medienunternehmen führt in Bezug auf Umsatz und Mitarbeiter nach wie vor der ORF das Ranking als mediales Flaggschiff des Landes an, gefolgt von Mediaprint und Styria.

Abos

Krone gesamt

757.534

9.488

652.040

Kleine Zeitung gesamt

282.618

9.054

271.523

Kurier gesamt

133.994

2.893

107.347

OÖ Nachrichten

106.782

1.319

95.467

82.827

964

77.867

Tiroler Tageszeitung

Soeben hat sich das WirtschaftsBlatt in die ewigen Jagdgründe verabschiedet.

davon E-Paper

Die Presse

68.115

6.331

55.862

Salzburger Nachrichten

67.086

2.473

61.578

Der Standard

62.688

3.331

53.179

Vorarlberger Nachrichten

60.400

4.832

57.802

19.798

2.470

15.510

7.186

0

4.468

WirtschaftsBlatt Neue Vorarlberger Tageszeitung Montag bis Samstag, Quelle: ÖAK

Österreichs gröSSte Medienhäuser Umsatz

EGT

FTE

ORF

968,6 Mio. €

2,6 Mio. €

3.857

Mediaprint

433,9 Mio. €

14,4 Mio. €

1.659 3.063

Styria Media Group

327 Mio. €

10,6 Mio. €

Sky Österreich

150 Mio. €

2,1 Mio. €

120

ProSiebenSat.1 Puls 4

130 Mio. €

22,2 Mio. €

255

110 Mio. €

14 Mio. €

1.500

103,8 Mio. €

8 Mio. €

1.420 500

Russmedia Moser Holding Verlagsgruppe News

100 Mio. €

5 Mio. €

Mediengruppe Österreich

100 Mio. €

1,2 Mio. €

180

Regionalmedien Austria

92,1 Mio. €

7,7 Mio. €

663

Niederösterr. Pressehaus

92,1 Mio. €

–4,4 Mio. €

474

81 Mio. €

3 Mio. €

665 569

Wimmer Holding APA-Gruppe SN-Gruppe Standard-Gruppe Red Bull Media House

71 Mio. €

2,9 Mio. €

69,8 Mio. €

–3,2 Mio. €

477

59 Mio. €

–3,1 Mio. €

430

51,9 Mio. €

9,4 Mio. €

900

Quelle: Der Standard, Zahlen aus 2013 und 2014. EGT = Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, FTE = Full Time Equivalent

840.000

231.000

148.380

Österreicher auf instagram

Österreicher auf linkedin

Österreicher auf twitter

Frauen 52,38 %

49+ Jahre 30.000

Männer 47,62 %

14–49 Jahre 810.000

Quelle: Social Media Radar Austria, Statista

Frauen 39,82 %

Männer 60,18 %

medien spezial 2016

cover

Revolution reloaded Die Zukunft am TV-Sektor sind holografische Assistenten, personalisierte Inhalte und Geräte auf Glasscheiben. Zudem werden Sportübertragungen nun erlebbar: Die Fußball-WM 2022 könnte zum Beispiel bereits ins Heimstadion projiziert werden.

12

TR END bestseller

Foto: Blutgruppe/getty images

story: Ba st ia n K ellho f er

T REND bestseller

13

medien spezial 2016

cover

W

den kommenden Jahren wird es sich von den Geräten lösen und in den Alltag ­einziehen.  Bewegtbild auf neuen Kanälen. Das

Ende der guten alten Flimmerkiste? Nicht unbedingt. Laut ORF-Medienfor­ schung verbrachten die Österreicher im vergangenen Jahr 171 Minuten pro Tag vor den Fernsehgeräten, die TV-aktive Bevölkerung sogar 269 Minuten am Tag. Und es ist keineswegs ein Phänomen, das sich auf die Zielgruppe 60 plus konzen­ triert. Die 25- bis 34-Jährigen verbringen im Schnitt 140 Stunden pro Monat vor dem traditionellen Fernseher. Zum Ver­ gleich: YouTube nutzt die gleiche Ziel­ gruppe nur fünf Stunden pro Monat. Allerdings zeigen Prognosen, dass sich die Sehgewohnheiten zunehmend in Rich­ tung der Onlinevideotheken verla­ gern. Zwei Drittel der Mediennutzer kon­ sumieren Bewegtbild bereits über mobile Endgeräte wie Laptop oder Smartphone. Fernsehen wurde damit als Hauptinfor­

mationskanal zwar entthront, sattelt nun aber um, löst sich von den technischen Gegebenheiten und bewegt sich hin zu On-Demand und neuen virtuellen Be­ wegtbildangeboten – inklusive sozialer und interaktiver Vernetzung. Der Fern­ seh-Content wird sich immer stärker wandeln. Weg vom Entertainment (das künftig Streaming-Dienste übernehmen könnten), hin zu individuellem Bildungsund Wissenstransport. Das wird Gewin­ ner hervorbringen: Unternehmen, die schnell auf die neuen technischen Gege­ benheiten reagieren und Content produ­ zieren, finanzieren und kuratieren, wie es die neuen Sehgewohnheiten verlangen. Doch es wird auch Verlierer geben: Jene, die aufgrund ehemaliger Machtpositio­ nen die Entwicklung verschlafen und sich gegen die fundamentale Veränderung stemmen. Denn das lineare Programm­ fernsehen wird mit selbst kuratierten und selbst produzierten Inhalten zu einem hochgradig individuellen Programm ver­ schmelzen. Knapp ein Drittel aller

Das Lean-back-Internet hat die ­digitale Nutzung vom Schreibtisch auf das Sofa verlegt. In den ­kommenden Jahren wird es sich von den Geräten lösen und in den Alltag einziehen.

Foto: Gandini/fotolia

illkommen in der Welt von morgen: Beim Be­ treten des Badezimmers projiziert ein holografi­ scher Assistent die Nach­ richten des Tages auf den Spiegel, liest sie vor und aktualisiert den Terminkalender, während Daten über Schlafdauer, Was­ ser- und Vitaminbedarf über den aufge­ klebten, durchsichtigen Screen flimmern. Die digitale Sekretärin verliest Termin­ kalender, Memos und Wissenswertes aus der Firma. Während der vom Computer gesteuerten Fahrt ins Büro spult der As­ sistent Staus und regionale Informatio­ nen ab, gemischt mit Details zum an­ stehenden Arbeitstag. Abends wird via Stimmsteuerung der Urlaub geplant, die Erlebnisse aus den vergangenen Jahren werden mit 3D-Ansichten der passenden Hotelzimmer und der beliebtesten Reise­ ziele der Saison ausgestrahlt. Via Gesten­ steuerung lässt sich Gefallen oder Ableh­ nung der Angebote mit einem Fingerzeig ausdrücken. Der persönliche Assistent lernt und leitet Angebote und Bewertun­ gen an die Hotels und Tourismus­regionen weiter. Alles bloß Science-Fiction? Keines­ wegs. Diese Features gibt es bereits, sie wurden teilweise auch schon bei der CES, der Consumer Electronics Show in Las Vegas, präsentiert. Das „Lean-back-­ Internet“ hat die digitale Nutzung vom Schreibtisch auf das Sofa verlegt. In

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TR END bestseller

DIGITALE TRANSFORMATION FÜR 1 MRD BRUTTOKONTAKTE Wie wir das machen erfahren Sie auf 4gamechanger.com

medien spezial 2016

cover Wie lang verweilen Sie bei der Onlinenutzung täglich durchschnittlich im Internet? Diese Statistik gibt nach Geschlecht die durchschnittliche tägliche Verweildauer bei der Onlinenutzung wieder. Im Jahr 2010 betrug die durchschnittliche Internetverweildauer von Frauen 115 Minuten pro Tag. Männer

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Frauen

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TV-Nutzer hat heute schon eine selbst zusammengestellte Playlist mit favorisierten Shows. Die Infrastruktur ­ wird sich aus dem analogen Gerät lösen, vollständig im Internet aufgehen und auf Wände und Gegenstände projizierbar werden. TV auf Glasflächen, Display auf Folien. Die Hersteller haben sich für

2013

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© Statista 2016

TV-Nutzungszeit der Gesamtbevölkerung in Österreich in den Jahren 1997 bis 2015 (in Minuten)

diese Entwicklung bereits gerüstet und sind mit neuen Angeboten am Start: Samsung präsentierte einen Prototyp, der sich per Knopfdruck und durch eine 90-Grad-Wendung von der Standard­ größe 16 : 9 in das Kinoformat 21 : 9 verändern kann. LG beeindruckte auf einer

Diese Statistik zeigt die Entwicklung des Fernsehkonsums in Österreich. Die durchschnittliche Nutzungszeit der Bevölkerung ab zwölf Jahren lag im Jahr 2015 laut AGTT bei 171 Minuten pro Tag. Vor fünfzehn Jahren sahen die Österreicher mit knapp 150 Minuten deutlich weniger fern. 162 161 164 166 163 157 156 153 162 167 169 168 172 171 142 146 147 148 152

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 © AGTT/GfK Teletest

Gesamtumsätze der Fernsehbranche in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2019 (in Millionen Euro) Diese Statistik bildet die Umsatzentwicklung der deutschen Fernsehbranche in den Jahren 2003 bis 2019 ab. Im Jahr 2009 wurde im Fernsehmarkt in Deutschland ein Gesamtumsatz in Höhe von rund 11,23 Milliarden Euro erzielt. Für 2016 erwartet PwC, dass die Umsätze der Fernsehbranche bei mehr als 14,59 Milliarden Euro liegen werden.

13.836

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Messe mit einem Sensor, der Content auf ein handelsübliches Schaufenster wirft und so ein duales Erlebnis der Produkte und der dazugehörigen Werbefilme möglich macht. Es gibt gewellte und konkave Produkte, die sich den Gewohnheiten der Konsumenten je nach Sitzposition und Lichteinfall anpassen können. Die neuen TV-Geräte, die in den kommenden Jahren auf den Markt kommen, werden auf Glasflächen geklebt werden und sind nur mehr 0,49 Millimeter dick. Die DisplayTechnologie wird auf Folien transferiert. Der nächste Schritt wird die holografische Auflösung der Inhalte auf Gebrauchsgegenständen sein. Japan plant beispielsweise, dank dieser Technik die Fußballweltmeisterschaft 2022 auf der ganzen Welt in holografische Stadien zu übertragen und so weltweit zu ermöglichen, das Länderspiel im eigenen Stadion zu sehen. Dabei werden die Arenen mit Tausenden kleinen Bildschirmen

Foto: Robert Daly/getty images

11.044 11.054

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Der nächste Schritt wird die holografische Auflösung sein. Japan plant, die Fußballweltmeisterschaft 2022 auf der ganzen Welt in holografische Stadien zu übertragen.

FOTO © ALBERTINA

SA | 1. OKT | 2016 IN GANZ ÖSTERREICH AB 18:00 | LANGENACHT.ORF.AT

medien spezial 2016

Die Entscheidungen, die die Googles und Amazons dieser Welt treffen, haben Auswirkungen, die über die Einflusssphäre der Sendeanstalten hinaus Relevanz erzeugen.

cover ausgestattet, die das Spiel selbst in Echtzeit übertragen und die einzelnen Spieler direkt auf dem Rasen erscheinen lassen, als wären sie tatsächlich vor Ort.  Gestreamtes Entertainment. Und die Unterhaltung? Dieses Genre könnte künftig zum Teil per Stream gewählt werden. Denn ein weiterer Wendepunkt wird das Aufkommen einer Vielzahl privater Sender sein, die sich vom Erfolg der Onlinevideotheken wie Netflix und Amazon Prime speist. Die Analysten des MarketInstituts prognostizieren, dass 2018 die Mehrheit der Netflix-User international sein und nicht mehr im Heimatmarkt USA liegen wird. 2020 sollen hundert Millionen Menschen den Service nutzen – vor allem, weil Netflix die Synchronisa­ tion der Filme und Serien sukzessive vorantreibt. Die großen Wachstumsmärkte sehen die Betreiber für Europa in Großbritannien und Skandinavien, wo die Hemmschwelle, für Content zu bezahlen,

aufgrund einer hohen Durchdringung mit Pay-TV deutlich geringer ist. Wegen des hohen Anteils an Free-TV schwächeln Deutschland und Österreich bei den Zugriffszahlen noch deutlich. Gemeinsam mit Amazon Prime und noch zu gründenden Konkurrenzprodukten wird Netflix den Stil und die Art, Unterhaltung zu konsumieren, völlig verändern. Zudem drängen Social-Media-Größen wie Snapchat und Facebook mit dem selbst pro­ duzierten Content immer näher an den Mainstream heran.  Sender vor RadikalSchritten. Für

die Werbeindustrie bedeuten diese Veränderungen ebenfalls einen gedanklichen Siebenmeilenschritt. Budgets müssen in den kommenden Jahren diversifiziert

werden. Online wird dazugewinnen. Werbeformen werden sich den neuen Sehgewohnheiten anpassen. Auch wenn der Fernseher noch einige Jahre eine ­wesentliche Rolle im Alltag spielen wird, verändert sich das Geschäft bereits jetzt radikal: Die Wege, die neue Spieler heute eingeschlagen haben, werden die komplette Fernsehlandschaft grundlegend wandeln. In dieser neuen Welt müssen die traditionellen Sender schnelle und ­radikale Schritte wagen, um eine Chance zu haben. Denn die Entscheidungen, die die Googles und Amazons dieser Welt treffen, haben Auswirkungen, die weit über die Einflusssphäre der Sendeanstalten Relevanz erzeugen. In diesem Sinne heißt es mehr denn je: Die Zukunft hat bereits begonnen.

Moderne Mediennutzung

Erstellung einer Video-Playlist

Filme und Fußball am TV – Clips und Content auf den mobilen Devices. Angaben in Prozent Filme in voller Länge und TV

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Live-Inhalte

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der Konsumenten haben bereits eigene Video-Playlists in ihren aktuellen Videoservices erstellt.

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Kurze Videoclips

Usergenerierte Inhalte

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TV PC/Laptop Mobile/Smartphone Tablet

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%

betiteln die Playlists als „sehr nützlich“.

Apple Inhalt iTunes

Google Entwickler App Store

Services/Content YouTube/Gmail

Kerngeschäft Geräte

schrittweise Werttreiber)

Amazon Entwickler App Store

Services/Inhalte Amazon Prime und Instant Video

Services AWS

Kerngeschäft Werbung

Kerngeschäft Einzelhandel Kindle (Geräte)

Software iOS

Zubehör Lizenzierung

Software Android, Chrome OS

Quellen: Accenture Outlook/The eyes have it: Guess who controls the future of TV (February 2013)

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Geräte Motorola Mobility

Kindle-Zubehör Lizenzierung

Management Zulieferkette

Foto: Blend Images – Colin Anderson/getty images

Die neuen Anbieter von Inhalten Im Laufe der nächsten fünf Jahre finden die Erzeugung und die Verbreitung neuer Inhalte über nichttraditionelle Player statt (

WENN’S BEI DEN ÖSTERREICHERN WIEDER MAL NICHT L ÄUFT? DANN L ÄUFT’S AUF RTL UND RTL NITRO. Die WM-Qualifikationsspiele der Deutschen und die besten Duelle der Teams Italien, Spanien, Frankreich, Schweden, Luxemburg und Niederlande werden in Österreich nur von RTL und RTL NITRO live übertragen. Wie Sie davon profitieren können? Schreiben Sie uns: [email protected]

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tv

Finanzierung

Strategie gegen Google und Co.

Neues Programm

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Social Media

Die Baustellen des ORF Die Wahl ist geschlagen. Für den neuen, alten Generaldirektor ALEXANDER WRABETZ heißt es jetzt, das Unter­ nehmen fit für die Zukunft zu machen. Ein Fahrplan in sieben Akten durch seine wichtigsten Herausforderungen. Story: M arlene Auer , Jü rgen Hofer

Umbau Küniglberg

Foto: Jeff Mangione, illustrationen; fotolia

Sportrechte

Mehrheiten stabilisieren

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tv

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Woher kommt die Kohle? Das Tauziehen um die Gebühren geht in die nächste Runde. Indes fordern Verleger die Schaffung einer neuen Medienabgabe.

bemarkt reagieren zu können und auch mittelfristig eine Partizipation an On­ lineerlösen zu ermöglichen, muss dem ORF ein größerer Handlungsspielraum eingeräumt werden.“ Die Privatsender sehen das naturgemäß anders.

Onlineerlöse. Fakt ist aber, dass nicht

wohl darauf drängen, die Gebühren­ pflicht auf Streaming von ORF-Program­ men zu erweitern. Im Sommer 2015 ent­ schied der Verwaltungsgerichtshof, dass Streaming nach technischer Definition kein Rundfunkempfang sei. Wrabetz dazu: „Wir haben das Problem, dass ORF-­ Streaming beim Radio nicht ge­ bührenpflichtig ist. Das gehört mittel­ fristig geregelt, durch eine Weiterent­ wicklung der klassischen Gebühr, indem man den Gerätebegriff erweitert oder durch ein neues Modell, zum Beispiel eine Haushaltsabgabe.“ Es müsse aber ein System ­bleiben, das staatsfern sei und stark in der Autonomie der ORF-Organe läge. Sonst würde Regierung oder Parlament über die finanzielle Ausstattung des Unternehmens entscheiden. „Dann wären wir erpressbar“, so der Generaldirektor.

nur weniger rauskommen sollte, sondern mehr. Denn: Die strukturellen Kosten steigen in den nächsten Jahren massiv, parallel sinken die klassischen Werbe­ erlöse. „Die disruptiven Veränderungen in der Medienwelt setzen das duale System unter Druck“, schreibt ­ Wrabetz in seinem Konzept für die nächste Geschäftsführungs­ periode. Der langfristig be­ obachtbare starke Rück­ gang bei den Werbe­ erlösen konnte zwar in den letzten Jahren ver­ langsamt werden, sie wür­ den aber durch gesetzliche Beschränkungen wie im Be­ reich der Onlinewerbung nicht nachhaltig stabilisiert wer­ den. Also meint Wrabetz im Konzept weiter: „Um auf die aktuellen Trends am Wer­

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Strengere gis-Kontrolle. Wrabetz

will auch hier ansetzen. „Man muss die Effizienz erhöhen, da waren wir schon mal besser“, so der Generaldirektor. „Wir sollten unsere Hausaufgaben machen und durch positive Ansprache und ge­ zielte Kommunikation die Schwarzseher­ quote verringern.“ Die weniger gebüh­ renaffinen Zielgruppen seien durch Marktstudien bekannt. Derzeit werden per Gebühren rund 600 Millionen Euro pro Jahr eingenommen.

Geräteerweiterung. Wrabetz wird

Foto: Jeff Mangione

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s ist das heiße Eisen im Herbst: Alle fünf Jahre wird geprüft, ob es zu ­einer Anpassung der ORF-Gebüh­ ren kommt. Die vorerst letzte Anhebung fand 2012 statt, seither ist die Inflation um 10,5 Prozent gestiegen. Wrabetz muss nun entscheiden, ob er einen Gebühren­ antrag samt Erhöhung stellt. Die Thematik könnte zum Drahtseil­ akt werden. Denn während Medien­ minister Thomas Drozda zuletzt eine Erhöhung ausschloss, pocht Verleger­ Präsident Thomas Kralinger auf eine Neuordnung der Medienabgabe – auch zugunsten anderer Marktteilnehmer und Mediengattungen. Von Wrabetz habe er bereits „positive Signale“ bekommen, ­dieser betonte zuletzt im Interview mit Horizont, dass dabei für den ORF nicht weniger rauskommen dürfe.

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tv

Kampf um den Sport

Rechtepakete werden teurer, der ORF gerät von außen unter Druck.

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Küniglberg neu

Unbekannte Strukturen, und: Hält der Kostenrahmen?

ußball, Skifahren, Formel 1: die im Programmauftrag vom Gesetzgeber geforderte „umfassende Information über (…) sportliche Fragen“ findet im ORF-Programm gewichtigen Niederschlag. Umfassende Sportberichterstattung ist vor allem an Winterwochenenden auf ORF eins keine Seltenheit. Auch bei Fußballfesten wird der Sender regelmäßig zum Sportkanal – von der Eröffnungsfeier bis zum finalen Elfmeterschießen. Denn der öffentlich-rechtliche Rund­funk hält einen Großteil der relevanten Rechtepakete bei den beliebten

rechten, Wrabetz verwies zuletzt immer auf den Programmauftrag – und auch die Quoten geben den Investments recht. Trotzdem wird der neue, alte Generaldirektor, dem die Kultur näher als der Sport steht, künftige ­Bestrebungen im Rechteerwerb noch überzeugender argumentieren müssen. Parallel kämpft der vom Gesetzgeber geforderte Spartenkanal ORF Sport+ um jeden Euro und seine Da­

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Alles Neu. Am Standort Wien-Küniglberg wird um 300 Millionen Euro das ORF-Zentrum neu gebaut. Ein „Meilenstein“, so Wrabetz.

Sport im Fokus. Von David Alaba in der Champions League bis Sebastian Vettel in der Formel 1: Der ORF hält nach wie vor einen Großteil der wichtigsten Sportrechte.

Sportarten. Österreichische Bundes­ liga, Champions League, Großereignisse von UEFA und FIFA, Wintersport von Ski Alpin über Nordisch bis hin zu diversen Olympischen Groß­ ereignissen und auch die vor allem finanziell immer wieder hinterfragte ­ Formel 1. Nicht immer exklusiv, aber dennoch dominant vereint der ORF die großen Packages. Vor allem das Engagement in der Formel 1 wird durchleuchtet werden, in der Bundesliga stehen Neuausschreibungen an, auch bei Großereignissen ist allum­ fassender Rechteerwerb keine Selbstverständlichkeit. Sky strebt in der Bundesliga größere Exklusivität an, andere Player wie ATV bemühen sich immer wieder um Sublizenzierungen, Puls 4 drängt in Sachen Sport und Vermarktung verstärkt in den Markt. Quotengarant. Zugleich stellen ORF-­Kritiker immer wieder die Frage der Notwendigkeit von teuren Sport-

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TREND bestseller

seinsberechtigung. Premiuminhalte darf der ORF dort nicht spielen, die Übertragung von Breitensportevents von Tischtennis bis Faustball sind in der Relation teuer – und wurden daher zuletzt auch reduziert. Onlinespiele. Und dann sind da noch neue Player im Online-Streaming, die auf exklusive Packages im Spitzensport hoffen: Anfang August trat etwa der Live-Streaming-Dienst DAZN in den D-A-CH-Raum ein, er verspricht 8.000 Live-Übertragungen – gegen Gebühr – pro Jahr. Laola1.tv agiert schon länger am Markt, krallt sich aber auch immer wieder beliebte Rechte. Das tut dem ORF bis hierhin nicht weh, könnte aber – auch wenn etwa finanzkräftige Telko-Anbieter in den (Online-)Rechtewettstreit einsteigen – zu einem Preiskampf um das Live-Sportrecht führen, in dem der ORF finanziell vielleicht nicht mehr an allen Fronten mithalten kann.

Fotos: orf, Roman Zach-Kiesling, Srdjan Suki

00 Millionen Euro schwer, baut das Architektenteam Riepl Kaufmann Bammer am Küniglberg bis 2020 das ORF-Zentrum neu. Wrabetz sprach bei der Auftragsvergabe von einem „Meilenstein“. Herzstück ist der neue Newsroom, in dem unter dem Schlagwort multimediales Arbeiten die Verschränkung von TV, Radio und Online passieren soll. Dabei wird das medienübergreifende journalistische Arbeiten bei gleichzeitiger Wahrung der jeweiligen Markenidenti­ täten erfolgen. Unerwartete Mehrkosten bereits bei der Sanierung von Objekt 1 zeigen die Komplexität des Umbaus eines Gebäudes, das in den 60er-Jahren kon­ zipiert wurde. Der seit 2007 geltende Denkmalschutz für das ORF-Zentrum am Küniglberg tut sein Übriges. Die Mehrkosten hätten jedoch keine Aus­ wirkungen auf das Gesamtbudget, entsprechende Reserven seien eingeplant, ­beschwichtigen Verantwortliche im ORF.

www.lotterien.at

r ü f n aft n i h w c e s G l l Ein Gese die

ls z, a rer in t u sc h rde eler er Fö oneni p S lli tig r im , wich für Mi ie e t i d s orre Lande Quelle ingen V cht . g h s t ni br n r c s e i l e g u d r rt 3 tü län nd 86 two n Top nd na hr 19 , die u n a n e a e c hs t u im J i er ter d g r e V n o r n g re Sp ter s tu Jah ahler u r und ündun le Lei se Ös 0 e r s 3 i z tu nv tere uer er G Kul Ste lem, eit ihr otterie Im In ia s L . Soz nne - chen sind n i s i e w h nk ge rreic ude n. e z t g s e e Ö hr w ensch e m er M sein

Gut für Österreich.

medien spezial 2016

tv

Das Griss um New Media

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Vom YouTube-Kanal bis zu „ORF eins to go“: Geplant ist viel, manches muss aber genehmigt werden.

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um Social-Media-Haus soll sich der ORF entwickeln, hat Wrabetz bereits vor der Generaldirektorenwahl angekündigt. Es war e­ iner der zentralen Punkte, in denen sein Konzept sich von jenem seines Herausforderers Richard Grasl unterschied. Wrabetz will künftig die Babyboomer und die Millennials erreichen. Dafür brauche es eine gute Kom­bination aus linearen und nonlinearen Angeboten.

kret: ein Angebot, das rund um die Uhr mobil abrufbar ist, stark infolastig. Der Arbeitstitel dafür: „ORF eins to go“. Es wäre die konsequente Weiterentwicklung zur jüngsten Innovation „ZiB100“ – ­einer hundert Sekunden langen Nachrichtensendung, die auch via Messenger verbreitet wird. Gesetzliche Hürden. Ganz

so einfach ist es aber für den Öffentlich-Rechtlichen nicht, neue digitale Produkte auf den Markt zu bringen. Mobile News. Neben eiGrundsätzlich darf der ORF nem YouTube-Kanal soll Social Media wie Facebook in auch die Streaming-Plattvollem Umfang nutzen, er form Flimmit weiterentwidarf aber keine eigenen FaZib100. Das neueste ckelt und von einem komcebook-Plattformen entwiAngebot des ORF: eine merziellen zu einem öffentckeln oder betreiben – so will hundert Sekunden lange lich-rechtlichen Angebot Nachrichtensendung zur es der Verfassungsgerichtsmobilen Nutzung. umfunktioniert werden – hof. Daher spricht aus rechtohne Abogebühren. Inhalte licher Sicht grundsätzlich sollen online länger als sieben Tage ver- nichts gegen Wrabetz’ Plan, Social-Mefügbar sein und im Bereich Social Media dia-Aktivitäten zu stärken. Auch der forciert Wrabetz eine „Line Extension“ YouTube-Kanal ist ohne Weiteres umvon ORF eins in die digitale Welt. Kon- setzbar. Schwieriger wird es aber bei

Strategie gegen Google und Co. Die globalen Giganten saugen Werbegeld ab. Zeit für einen Schulterschluss.

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ie verkorkst die Lage ist, hat Alexander Wrabetz bereits selbst erlebt: Die Beteiligung an Flimmit war bei den Wettbewerbshütern in Brüssel gelandet, da eine marktbe­ herrschende Stellung vermutet wurde. Währenddessen, skizzierte Wrabetz das Szenario von damals bei einem Referat, wolle „Netflix für ein paar Tausend Euro die ‚Vorstadtweiber‘ einkaufen“. Medienunternehmen würden in Europa diskriminiert, während US-Giganten in Allianz mit Washington auftreten. Doch Netflix ist nur einer der großen internationalen Konkurrenten – neben Google und Facebook, die mehr und mehr zu Nachrichten­ diensten mutieren. Schulterschluss? Immer wieder gab

und gibt es Vorstöße von Österreichs ­Medien, gemeinsam gegen die globalen Riesen auftreten zu wollen, bislang ist aber noch nichts geschehen. Der General­

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„ORF eins to go“: Da dies ein neuer Abrufdienst ist, käme Paragraf 4f des ORFGesetzes zu tragen, heißt es aus Juristenkreisen. Der Wortlaut: „Solche Angebote dürfen nur nach Erstellung eines Angebotskonzepts erbracht werden. Sind die Voraussetzungen erfüllt, ist eine Auftragsprüfung vorzunehmen.“ Das bedeutet: Der Vorschlag ist der Komm­Austria, der Wirtschaftskammer Österreich und der Bundesarbeiterkammer sowie der Bundeswettbewerbsbehörde zu übermitteln. Nach deren Stellungnahme entscheidet die KommAustria, ob der ORF das neue Angebot umsetzen darf. Im vergangenen November zeigte sich Wrabetz betreffend die gesetzlichen Schranken kampfeslustig: „Es ist immer noch kompliziert, neue Angebote programmieren zu dürfen. Wir müssen der Politik zeigen, dass das der Weg ist, den man gehen können muss, wenn man auch in Zukunft sein Publikum erreichen will.“ direktor verglich die Situation im Medien Spezial des vergangenen Jahres gar als „Schrebergartenszenerie“. „Öffentlich und im Vieraugengespräch herrscht Einigkeit. Doch wenn es ernst wird“, so Wrabetz ­damals in Richtung der privaten Medienmacher, „stellt sich heraus, dass offenbar jeder lieber auf die Zäune der anderen achtet.“ Streitpunkt war zu diesem Zeitpunkt unter anderem das Projekt einer gemeinsamen Bewegtbildplattform mit den Verlegern, die für den ORF eine zusätzliche Vermarktung auf Websites von Zeitungen gebracht hätte. Das Ergebnis: Der ORF stellt die Inhalte nun über den APA-Basisdienst zur Verfügung. Aber: In Zeiten, in denen Google und Facebook immer mehr Werbegeld absaugen, ist es höchste Zeit für einen nationalen Plan, Wertschöpfung und Anzeigenvolumina im Land halten zu können. Auf diesem Sektor sind in nächster Zeit also viele Schrauben zu drehen.

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100 %

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medien spezial 2016

tv

Mehrheiten sind gefragt Knappstes Wahlergebnis für Wrabetz – und was bedeutet die ungewisse politische Zukunft?

M Den Auftrag verteidigen Kritiker empfinden ihn als zu schwammig.

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er ORF hat sich neben dem Ver­ sorgungsauftrag, der die Anzahl und Verbreitung der Angebote definiert, vor allem im Programm­ auftrag zu rechtfertigen. Der ORF habe für „die umfassen­ de Information der Allge­ meinheit über alle wichti­ gen politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturel­ len und sportlichen Fragen“ zu sorgen, heißt es in Para­ graf 4 des ORF-Gesetzes. Was am Papier deutlich klingt, wird allerdings in der Praxis immer wieder dem Belas­ tungstest ausgesetzt. Denn: Vor allem private Rundfunkanbieter und der Pri­ vatsenderverband VÖP sehen den ORF immer wieder abseits seines öffentlichrechtlichen Kernauftrags agieren. Regel­ mäßige Beschwerden vor der Komm­ Austria sind die Folge. Vor allem neu gelaunchte Services wie Smartphone­ Apps geraten dabei immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Aber auch inhalt­ lich sehen Kritiker beispielsweise die Un­ terhaltung in der Programmgestaltung oft überproportional dargestellt. Diesen Kritiken muss auch die im Wahlpro­ gramm vorgestellte Programmoffensive standhalten. 28

TREND bestseller

it dem Ergebnis von 18 zu 15 Stimmen setzte sich der amtierende Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der Wahl am 9. August dieses Jahres vor dem ORFStiftungsrat durch. Jene 13 Stiftungs­ räte, die der SPÖ zuzuordnen sind, er­ gänzt durch Wilfried Embacher (Grü­ ne), Hans Peter Haselsteiner (Neos), Siggi Neuschitzer (ursprünglich BZÖ/ FPK, von der SPÖ erneut entsandt) sowie die beiden Unabhängigen Ger­ hard Moser und Christiana Jankovics, votierten für Wrabetz. 13 ÖVP-nahe Stiftungsräte plus Norbert Steger (FPÖ) und Günter Leitold (Team Stro­ nach) gaben ihre Stimme nach e­ inem stundenlangen Hearing beider Kan­ didaten für Herausforderer Richard Grasl. Die Unabhängigen Franz K ­ überl und Gudrun Stindl enthielten sich ­ihrer Stimmen. Erstes Triple. Auch wenn Wrabetz

damit seine dritte Amtsperiode en suite, übrigens ein Novum in der Geschichte des ORF, bestreitet, bedeutete die Wahl das schwächste Ergebnis seit seinem erstmaligen An­ treten. Beim ersten Wahl­ kampf 2006 bugsierte er in der Funktion als Fi­ nanzdirektor Amtsinha­ berin Monika Lindner mit 20 von möglichen 35 Stimmen vom Thron. Eine Regenbogenkoalition aus SPÖ, BZÖ, Grünen, FPÖ und Unabhängigen übertrumpfte die Stimmen des bürgerlichen Lagers rund um die ÖVP. Fünf Jahre später, 2011, erreichte er gar 29 Stimmen – sein bestes Ergebnis. Gegenkandidat Christian Wehrschütz waren aller­ dings auch nie reale Chancen einge­ räumt worden, er erhielt bei der Wahl keine Stimme, die Wrabetz’sche Wie­ derwahl war damals quasi nur Form­ sache – im Gegensatz zur Wahl 2016, bei der noch am Wahltag selbst bei Experten Unklarheit herrschte, ob ­ ­Herausforderer Grasl nicht doch noch die notwendigen Stimmen aufstellen konnte. Im Hintergrund wurde jeden­ falls eifrigst um das Wohlwollen der

Stiftungsräte gebuhlt. In den kom­ menden Jahren gilt es, stabile Mehr­ heiten zu bilden. Einerseits auf politi­ scher Ebene, wenn beispielsweise die richtungsweisende Entscheidung zu einer Gebührenerhöhung anfällt – der ORF wird wohl mehr Geld benö­tigen und auch fordern. Die ÖVP hat bereits angekündigt, dieser nur zuzustimmen, wenn sie mit Reformen einhergeht. Anderseits perspektivisch natürlich im Stiftungsrat, dessen Wohlwollen für eine Wahl ausschlaggebend ist. Auch andere gravierende Entscheidungen bedürfen der Zustimmung des Kon­ trollorgans. Veränderte Macht? In fünf Jahren,

sollte sich Wrabetz einer vierten Wahl stellen, werden vielleicht auch die real­ politischen Verhältnisse andere sein – und ebendiese sind ja im ORF-Stif­ tungsrat abgebildet. Allein die Bundes­ regierung bestellt neun Mitglieder in den 35-köpfigen Stiftungsrat, sechs Mitglieder entsendet diese unter Be­ rücksichtigung der Kräfteverhältnisse im Nationalrat. Eine FPÖ mit Regie­ rungsbeteiligung hätte auf einen Schlag eklatant mehr Stimmen und daher weitaus größere Macht als aktuell die eine Stimme Stegers. Ab sofort gilt: Nach der Wahl ist vor der Wahl.

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Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianz Austria.

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tv

„Wir wollen disruptiv mitgestalten“

Alejandro Plater Der 49-jährige ARGENTINIER übernahm seine Funktion als Chief Operating Officer bei der TA im März 2015 und wurde wenig später CEO der Telekom Austria Group. Sein Vertrag ist auf drei Jahre befristet und beinhaltet eine Option auf Verlängerung um zwei Jahre.

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Foto: Lukas Ilgner

ceo Telekom Austria Group

Telkos drängen neuerdings in die Produktion von Content und machen dort TV-Anstalten Konkurrenz. Telekom-Austria-CEO Alejandro Plater sagt, warum sein Unternehmen das eher nicht plant. In den Telekom-Shops werden bald ­immer mehr Datenbrillen neben den Smartphones liegen? Natürlich. Und wir werden mit dem trend.bestseller: Den reinen ­entsprechenden Content für einzigartige Netzzugang, die Connectivity, zu verkau- Erlebnisse sorgen. Für Virtual Reality fen, reicht als ­Geschäftsmodell nicht brauchen Sie Gigabit-starke Verbindunmehr aus, um als Telekom-Unternehmen gen. 90 Prozent dessen, was Sie brauchen, optimistisch in die Zukunft schauen zu um das zu erleben – die Hardware und können: U ­ nter welchen Voraussetzungen dicke Leitungen –, kommen von uns. macht es überhaupt Sinn, sich tiefer in Wir bringen die zwei Welten zusammen. das ­Content-Geschäft zu wagen? Für die Verbraucher wird es ja immer plater: Das Content-Geschäft macht schwieriger, sich in diesen neuen Multifür Telkos eigentlich nur auf drei Arten mediawelten zurechtzufinden, die für Sinn: als Produzent, sie interessanten Quellen das ist für uns aber unauszumachen. In wenigen „Für ein echtes interessant. Das Zweite Jahren wird es „Content Wow-Produkt ist Engines“ geben, die das ist die Aggregation, das machen wir zum Beies wirklich schwie- Finden erheblich erleichspiel mit A1 TV. Und werden. Den Zugang rig geworden, das tern das Dritte ist die Verteidorthin, den legen wir. muss man schon lung von Inhalten, also die klassische DistribuMuss man sich diese Conehrlich sagen.“ tion. Wir können sotent Engine als eine SuperA le ja n dro P l at e r wohl Aggregation als suchmaschine vorstellen? auch Verteilung orchesIch gebe Ihnen ein Beitrieren – als komplementäres Geschäftsspiel: Ich möchte ein AC/DC-Konzert modell. Je besser einem das gelingt, sehen. Das gebe ich in die Suchmaschine umso besser läuft das Geschäft. ein und bekomme die verschiedenen Quellen, von Amazon Prime bis zur Mit diesem Zugang sind Sie natürlich Website der Band oder was auch immer. nicht allein. Wie differenziert man sich Sie müssen diese ganzen Quellen erst für vom Mitbewerb? Mit welchen Produkten sich sortieren – so läuft das heute. In Zusind die Konsumenten heute noch zu kunft bekommen Sie bei so einer Suche überraschen? eben gleich die adäquaten KonzertmitAlso für ein echtes Wow-Produkt ist es schnitte angezeigt. wirklich schwierig geworden, das muss man schon ehrlich sagen, weil es sehr Nicht alle Telkos begnügen sich mit der viele Innovationen gibt und diese so Vermittlung von Content. In den USA schnell passieren. Wir können hier nur hat jüngst der Telekom-Konzern Verizon auf technologischer Basis Neues schafbei Yahoo zugeschlagen. Einige Analysfen, die Verbraucher etwa mit noch besten meldeten Zweifel an, ob eine sinn­ serer Qualität überraschen. Das heißt in volle Integration hier gelingen kann. unserem Geschäft, etwa die Übertragung Wie beurteilen Sie das? von hochauflösendem Content in 4K Alle großen Telekom-Firmen versuchen, ­sicherzustellen. Das mag banal klingen, sich zu innovieren. Die Strategien unterist für sich aber eine echte Herausfordescheiden sich natürlich. Verizon wird rung. Als Nächstes werden Inhalte in 8K schon wissen, warum sie dieses Risiko produziert, die Olympischen Spiele 2020 eingeht. Ein sehr gutes Argument gibt es wird man dann schon in 8K sehen köndoch: Wenn man so eine Browserplattnen. Und bei den Virtual-Reality-Anform hat, gibt es wahnsinnig viele Daten wendungen sind wir auch am Start. über die Kunden – und das sind I nterview: Ba r ba r a s t e i ni ng e r

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tv ­Daten, die ein Telekom-Konzern in dieser Form nicht hat. Mit denen man dann was machen kann? Big Data ist ein großes und wichtiges Thema für uns. Man kann die Daten etwa für die Onlinewerbung nutzen. Welche Möglichkeiten es gibt, Daten zu nützen, ohne regulatorische Auflagen zu verletzen, evaluieren wir gerade. Durch

die Datenanalyse kann der Kunde viel gezielter bei seinen Interessen abgeholt werden. Natürlich muss das unter strenger Achtung der Privatsphäre vor sich gehen. Man weiß aber dann einfach besser, wie und an wen man Content verteilt. Ich denke, genau davon ist zum Beispiel die Verizon-Strategie getragen. Wie sieht denn die Bilanz zu A1 TV aus?

„In wenigen Jahren wird es Content Engines geben. Den Zugang dazu legen wir.“

Wir hatten eine sehr lange und ausgie­ bige Testphase, und das war auch gut so. Mittlerweile wird es sehr gut angenommen und die Zahlen sprechen für sich. Vor allem das zeitversetzte Fernsehen geht extrem gut. TV steht bei unserer Content-Strategie über allem, deswegen konzentrieren wir uns darauf. Wir ­wollen nicht mit Netflix konkurrieren, sondern die Transformation des Fern­ sehens mitgestalten. In fünf bis sechs Jahren werden die Leute nur mehr so fernsehen, und wir wollen das disruptiv mitgestalten. In einem früheren Gespräch schlossen Sie die Option, bestimmten Content zu lizenzieren, nicht aus: Haben Sie etwas Spannendes gefunden? Theoretisch ja, aber leider ist der Markt für Bezahlfernsehen in Österreich nicht so groß. Wenn das Angebot passt, ist das aber auch weiterhin eine Option. Am attraktivsten sind g ­ roße Live-Events: Was schauen Sie sich noch live an? Nachrichten und Sport – das sind die zwei Inhalte, die Live-Fernsehen noch

„Für die Verbraucher wird es ja immer schwieriger, sich in diesen neuen Multimediawelten zurechtzufinden.“ A le ja n dro P l ate r

Bei den Konsumenten werden die ­Telekom-Unternehmen gemeinhin nicht als große Medienrevolutionäre ­wahrgenommen, weil da zwischen ­Over-the-top-Playern nicht viel Platz scheint zur Entfaltung einer eigenen ­Medienidentität. Das stimmt leider. Es geht uns da ein bisschen wie den Energieversorgern. Wenn das Licht brennt, beschwert sich keiner. Erst wenn es einmal ausfällt, ­wissen die Nutzer, wie wichtig eine gute Basisversorgung ist. Wir haben extrem viel investiert in unsere sicheren und leistungsfähigen Datennetze, ohne die eben auch bei den Medien das Licht aus wäre. Fast schade, dass unsere Netze so verlässlich funktionieren. 32

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Foto: Lukas Ilgner

aufregend machen. Und deswegen sind die Rechte für Sportübertragungen auch so teuer geworden.

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YouTuber werden verehrt wie junge Götter,

haben Millionen von Fans und scheffeln mit Bastel-, Blödel- und Privatvideos nicht selten Millionen. Wer heute was zu sagen hat, filmt und vloggt es. Ein kleiner Einblick in ein weltweites Megaphänomen mit fünf YouTuber-Starporträts aus Österreich. Sto ry: Rai n er Hi mmel f r eun dp o i nt ne r

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Fotos: youtube

Medienstars T REND bestseller

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S

o wird heutzutage Medienkarriere gemacht: Mit 17 startet der junge Schwede Felix Arvid Ulf Kjellberg, heute 26, einen YouTube-Kanal. Inhalt: sogenannte „Let’s Plays“ – seine Tricks beim Computerspiel „Amnesia: The Dark Descent“. Er nennt den Channel „PewDiePie“. „Pew“ für den Sound, den die Strahlenpistole im Spiel erzeugt. „Die“ für „Stirb!“, den Standardbefehl in „Amnesia“. Und „Pie“ – übersetzt: Torte – steht für sein Password. Teeniekram, der sich wieder gibt, ­spätestens mit seinem Technik-Studium ab 2008? Aber woher. Felix erfindet immer neue Life Plays, mixt „Pranks“ – das sind schräge spielerische Streiche – in seine Videoclips und blödelt mit seiner hübschen Freundin CutiePieMarzia. Im Juli 2012 hatte sein Kanal erstmals eine Milli­ on Abonnenten, Mitte 2013 waren es zehn Millionen, im Juni 2014 über 20 Milli­ onen, und das Studium ist längst geschmissen. Heute haben exakt 47.841.162 Fans PewDiePie abonniert, die Zahl der Aufrufe liegt bei knapp 13,3 Milliarden. Milliarden! Damit ist Felix in beiden Kategorien der unangefochtene YouTuber Nummer eins der Welt. Nur zum Vergleich: Justin Bieber kommt mit 24 Millionen Abonnenten gerade mal auf etwas mehr als die Hälfte. Rihanna liegt bei 22, Taylor Swift bei 20 Millionen. Und die Branchenwebsite Social Blade taxiert das monatliche Einkommen von PewDiePie dank der vielen Werbeverträge auf bis zu 870.000 Euro, seinen Jahresverdienst auf an die zehn Millionen. Es läppert sich also was zusammen, wenn man das YouTuben ­beherrscht. PewDiePie ist nicht der einzige YouTube-Vlogger – Video-Blogger – mit Super-

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star-Status. Er und Leute wie „Smosh“ (Comedy), „HolaSoyGerman“ (Entertain­ ment) oder „elrubiusOMG“ (Comedy), um nur ein paar zu nennen, haben Musik- oder Hollywood-Celebritys in Wahrheit längst den Rang abgelaufen. In den USA, so eine Studie, sind die fünf größten Stars der Jugendlichen unter 20 Jahren allesamt YouTuber. Kurzum: Was früher die Beatles, Madonna oder die Spice Girls waren, sind heute die YouTube-Stars. Sie sind die neuen Medienmacher in eigener Sache, die auf herkömmliche Regeln der Branche pfeifen und vielleicht gerade deswegen erfolgreich sind. Das neue fernsehen. „YouTube ist das neue Fernsehen“, sagt Sandra Thier, Chefin von Österreichs einzigem VloggerNetzwerk, diego5, das sie 2015 gemeinsam mit dem Werber Rudi Kobza (56 Prozent) und Ex-SPÖ-Kommunikati­ onsmann Niko Pelinka (zehn Prozent) gegründet hat. Und: „Die YouTuber schaffen, was herkömmlichen TV-Sendern oft nicht gelingt, sie holen die begehrte junge Zielgruppe in ihrer Lebenswelt ab – und zwar auf Augenhöhe.“ Dieses Phänomen ist gerade mal gut zehn Jahre alt. Kurz nach dem Start von YouTube 2005, als noch vor allem Musikund Filmvideos gezeigt wurden, kam es zum legendären „Nipplegate-Skandal“ – der Sängerin J­ anet Jackson waren bei einem Superbowl-Auftritt ihre Brüste rausgerutscht. Das Privatvideo davon ging sofort viral um die Welt. Die YouTube-Leute erkannten das Potenzial des Schrägen und öff­ neten ihre Plattform schnell für Video­kanäle aller Art. Parallel dazu wurden die Internetbandbreiten höher, der Zugang günstiger und die Preise für Video-Equipment begannen ebenfalls ihren Tiefflug. „Die Eintrittsbarriere bei YouTube ist für junge Leute viel niedriger ­geworden“, sagt Christoph Poropatits, Managing Director bei diego5 und Ex-YouTube-Mitarbeiter. Mit dem Wachstum von YouTube – aktuell hält die Plattform etwa bei einer Milliarde meist mobiler Nutzer und bei mehreren hundert Milliarden täglichen Aufrufen – haben auch immer mehr Kids, die eine Kamera auf ein Stativ setzen und ein paar gerade Sätze sagen können, dieses gewaltige Potenzial zur Selbstdarstellung für sich entdeckt. Sie erzählen aus ihrem jungen Leben, schildern ehrlich, was sie bewegt, machen Bastelanleitungen („Life Hacks“), Videos von der letzten Party oder vloggen einfach Blödsinn.

Und ihre gleichaltrigen Fans lieben das. „Der neue Berufswunsch von Kids heißt: YouTuber“, erzählt Thier. „Ich bekomme andauernd Anrufe von ratlosen Eltern, deren Kinder nur noch das werden wollen. Die verstehen die Welt nicht mehr und flehen mich an: ‚Hilf mir!‘“ Thier, die sich nach 13 Jahren als Nachrichtenmoderatorin bei ATV und RTL2 nun „um die Lebenswelten dieser jungen Menschen“ kümmert, ist Teil einer neuen, mächtigen Werbeindustrie, die sich schnell rund um die YouTuber entwickelt hat. Im Vergleich zu den T ­ opagenturen der Branche – allen voran Netzwerke wie BroadbandTV, Maker Studios oder Fullscreen in den USA, aber auch Mediakraft in Deutschland – ist ihre noch junge diego5 mit 18 Mitarbeitern zwar noch ein recht kleiner Spieler. Aber nach nur einem Jahr betreut sie in Österreich bereits 54 You­ Tube-Kanäle, die zusammen auf eine

„YouTuber schaffen es, die Jungen in ihrer Lebenswelt abzuholen.“ Sa n dr a T hi e r Yo uTuber-v erm a rkter in

Reichweite von zwei Millionen Abonnenten zustreben. Das ist nicht schlecht angesichts der rund 2,7 Millionen aktiven YouTube-Nutzer in Österreich. Hegen und pflegen. Das Angebot von diego5 – „Branded Entertainment und Online Video Marketing“ – ist eine Mischung aus Werbe- und Künstleragentur. Zum einen handelt sie für ihre Topstars wie Celina Blogsta, Cute Life Hacks oder inspiredbyDzeni (siehe auch VloggerPorträts) Werbe- und YouTube-Verträge aus. Zum anderen hegt und pflegt sie ­diese wegen ihrer Jugend und Unerfahrenheit oft auch wie eine wohlmeinende Glucke. Abgerundet wird das noch durch Urheberrechte-Management und Workshops für Schnitt-, Dreh- und Präsenta­ tionstechniken. Inzwischen sind die meisten Vlogger erstaunlich professionelle Handwerker mit coolen, frischen, frechen Videos. ­Diese folgen alle nur einer Regel: „Wenn du was zu sagen hast, film es.“ Und laut Thier ist das wahre Erfolgsgeheimnis hinter diesem Megatrend ganz einfach: „Authentizität“. Lesen Sie selbst, wie das in der Praxis aussieht. Und hören Sie fünf österreichischen YouTube-Stars zu, die aus dem Nähkästchen plaudern.

„inspiredbyDzeni“

Die Lebenslustige

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zeni beim Autofahren. Dzeni im Urlaub in Zagreb. Dzeni verkauft ihre Klamotten. Dzeni bei einer Schaumparty. Dzeni isst Chicken Nuggets. Dzeni tanzt. Dzeni macht dies, Dzeni denkt das. So what, meinen Sie? Tja, mehr als 170.000 Abonnenten ihres YouTube-Kanals „inspiredbyDzeni“ finden das nicht und wollen dies alles und noch viel mehr wissen. Deswegen haben sie in nur sechs Monaten über neun Millionen Mal bei den Clips der gebürtigen Oberösterreicherin vorbei­ geschaut. „Für eine YouTube-Anfängerin ist das ein Traum“, sagt sie. Die Clips der Vloggerin kommen meist tatsächlich so luftig, leichtfüßig und lebenslustig daher, dass man gar nicht anders kann, als sich von ihr begeistern zu lassen. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass Dzeni in zweierlei Hinsicht Profi in solchen Dingen ist. Zum einen hat sie gerade ihr Studium der Bildungswissenschaft, bei dem man ja mitunter auch die Kunst der Inspiration erlernen soll, in Wien mit einem Master abgeschlossen – und zum anderen mit ihren fundierten Background-Kenntnissen über das YouTube-Business.

inspiredbyDzeni Dzeni, 23, aus Oberösterreich hat ihren YouTube-Channel „inspiredbyDzeni“ erst im März 2016 gestartet, aber bereits mehr Fans als so manche TV-Sendung. Sie hat soeben ihr Studium der Bildungswissenschaften in Wien abgeschlossen und will sich nun voll auf ihre Alltags­ videos konzentrieren. 172.439 Abonnenten 9,2 Millionen Aufrufe



12.500 Follower

Fotos: Antonios Larentzakis, youtube

341.000 Follower

„Meine Laufbahn hat ja recht ungewöhnlich begonnen“, erzählt sie. „Ich war eigentlich bereits bekannt, bevor ich meinen eigenen Kanal gestartet habe.“ Das kam so: Drei Jahre lang war Dzeni sozusagen das unverzicht­ bare Mädchen für alles für ihren Exfreund „KsFreak“ – einen der erfolgreichsten YouTuber Österreichs. Sie half, wo es nötig war, wirkte hinter der Kamera, war aber auch vor der Kamera allseits präsent. Je erfolgreicher KsFreak wurde, desto mehr stieg auch Dzenis Bekanntheit bei Millionen von YouTubeUsern. „Das war natürlich ein gewisser Startvorteil“, so Dzeni. „Erst dann hab ich mit meinem eigenen Kanal begonnen.“ „Der rasche Erfolg von Dzeni“, sagt ihre Managerin Sandra Thier von diego5, „liegt sicherlich auch darin, dass sie gleich von Anfang an mit anderen Vloggern, etwa Celina oder DATV, zusammengearbeitet hat.“ Aber auch an dem Ausmaß von Ehrgeiz, Engagement und Disziplin, das sie für ihren Kanal aufbringt. So ist „inspiredby­ Dzeni“ inzwischen zu einem „absoluten Vollzeitjob“ geworden. „Aus meiner Sicht ist das auf jeden Fall ein richtiger Beruf“, sagt Dzeni. „Das müssen viele erst noch begreifen – Fans, Erwachsene und auch Unternehmen.“

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Celina Blogsta Celina, 16, ist der Shooting-Star unter den YouTubern in Österreich. Ihre Themen sind Beauty, Lifestyle und Entertainment, ihre Fantreffen regelmäßige Megaevents. Celina „Blogsta“ wohnt in Niederösterreich, geht in Wien zur Schule und hat zwei Geschwister.



182.660 Abonnenten 6,42 Millionen Aufrufe 20.000 Follower 339.000 Follower

„Celina Blogsta“

D

u hast dich verknallt, weißt aber nicht, wie du es deinem Schwarm sagen sollst? Sieh nach bei Celina. Du gehst auf dein erstes Date, doch das richtige Outfit fehlt noch? Celina hat die Lösung. Heute Abend ins Kino oder doch lieber chillen? Celina weiß, was passt. Fast sechseinhalb Millionen Teenies haben schon in ihr YouTube-Vlog (Video-Blog) reingeguckt, um Antwort auf diese wirklich wichtigen Fragen im Leben zu finden. Im November 2014, als sie noch in der Unterstufe paukte, hat Celina Blogsta als YouTuberin begonnen, und ihre lustigen, sympathischen und lehrreichen Clips haben abgehoben wie eine Rakete. „Am Anfang wurde ich verarscht“, hat Celina der Bravo, in der sie gerade einen Starschnitt bekommen hat, verraten. „Erst jetzt, wo ich in der höheren Stufe bin, entspannt sich alles.“

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Über 180.000 Abonnenten hat ihr Kanal inzwischen, die sie regelmäßig zu Fantreffen einlädt. Das sind inzwischen regelrechte Massenaufläufe. Anfang 2016 hat so ein Event den Wiener Stephansplatz dichter gefüllt als zu Silvester. Kreischendes, winkendes, ekstatisches Jungvolk, alle auf ein Selfie mit dem Webstar aus. Celina hat ein Video darüber online gestellt, in dem sie „Oh Scheiße“ sagt und dann von der Polizei in Sicherheit gebracht wird. „Leute, passt wirklich auf“, warnt sie darin. Hinter der außergewöhnlichen Beliebtheit von Celina steckt jede Menge harte Arbeit. Einerseits von ihrer Agentur diego5, die die junge Niederösterreicherin hegt, pflegt, abschirmt und ihre teils recht lukrativen Product-Placement-Verträge managt. Aber mehr noch ihre bereits erstaunlich ausgeprägte Medienprofessionalität, wie

ein Blick auf die Info-Seite ihres Kanals zeigt. Sogar ihr Equipment wird dort detailliert aufgelistet. Kamera: Canon EOS 600D. Stativ: Traveller Compact Pro. Belichtung: Walimex. Schnittprogramm: Camtasia Studio 8, Sony Vegas Pro 13, Premiere Pro CC. Wer will, kann’s damit ja selbst versuchen, so die Botschaft. Im Moment merkt die Berufsschülerin jedoch immer mehr, wie anstrengend ihre Karriere schon geworden ist. Morgens Unterricht, abends YouTube-Star – das ist echt tough. „Nächstes Jahr stehen die Abschlussprüfungen an, und darauf möchte ich mich hauptsächlich konzentrieren“, sagt Celina Blogsta. „Das und YouTube unter einen Hut zu bringen, ist hart.“ Aber in Zukunft, nach der Schule? „Wenn’s weiter gut geht, dann gern erst mal nur Vollzeit-YouTuber sein. Spaß würde es mir auf jeden Fall machen.“

Fotos: diego5, youtube

Die große Schwester

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tv

„DATV“

Der Verspielte Wie hat deine YouTube-Karriere begonnen? Daniel: Ich war immer schon auf der Suche nach einem Hobby, mit dem ich mich selbst verwirklichen kann. Angefangen hat alles durch einen Freund, der selbst auf YouTube durchgestartet ist. Ich habe dann im März 2015 DATV gestartet. Zuerst mit Gamings, aber dann bin ich schnell mehr und mehr in die Real-Life-Schiene gekommen, wie zum Beispiel Lifestyle, Challenges, Pranks. Was, bitte schön, muss man sich darunter vorstellen? Ganz einfach. „Challenges“ und „Pranks“ sind kleine Wettbewerbe oder Mutproben, in denen sich Freunde gegenseitig herausfordern, lustige Aufgaben zu erfüllen. Manchmal sind das richtige

Streiche, das ist ja auch die wörtliche Bedeutung von „pranks“. Die Community kann dabei im Vorfeld Vorschläge abgeben, welche Mutproben sie besonders unterhaltsam und lustig findet. All diese Videos entstehen natürlich im Einverständnis der Teilnehmer, darauf lege ich besonderen Wert. Warum machst du das eigentlich? Weil es Spaß macht, wenn das, was man tut, bei vielen Zuschauern gut ankommt. Meine Motivation steigt natürlich mit der wachsenden Resonanz meiner Abonnenten. Hast du dir ein Ziel gesetzt? Zahlenmäßig möchte ich bis Ende des Jahres 2016 die 100.000-Abonnenten-Grenze knacken. Inhaltlich habe ich natürlich das Ziel, mich stetig mit meinem Content und der Qualität meiner Videos zu verbessern. Ich will ja meine Zuschauer unterhalten. Deshalb meine Botschaft: Lachen ist gesund. Willst du das als Beruf betreiben und so dein Leben finanzieren? Wenn es YouTube erlaubt, warum nicht? Aber ich denke, dass man nach ein paar Jahren dann doch auf einen fixen Job um­steigt. In den nächsten fünf Jahren möchte ich jedenfalls mit meinem Studium abgeschlossen haben, eine Familie gründen und ein Haus bauen. Dein Motto? Intro, Intro, Intro, damit beginne ich meine Videos.

69.800 Abonnenten 6,1 Millionen Aufrufe



2.720 Follower 27.700 Follower

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Fotos: Antonios Larentzakis, youtube

DATV Daniel, 26, ist seit März 2015 YouTuber. Sein Channel „DATV“ ist die Heimat des Schrägen, Schrillen und oft sehr Lustigen. Der gebürtige Oberösterreicher macht LifestyleVideos, Pranks, Challenges und ver­rückte Clips zu Trends wie etwa „Pokémon Go“. Zusätz­lich betreibt er mit seiner Freundin Olivia, die auch oft bei DATV auftritt, einen weiteren Blog.

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medien spezial 2016

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„Cute Life Hacks & Maqaroon“

Die Königin der Bastler Wie hat deine YouTube-Karriere begonnen? Joanna: Ich hatte vorher einen Schmuck­ label – „Maqaroon“ – und wollte mit YouTube eigentlich Content-Marketing betreiben. Mein Plan war, Bastelvideos zu machen, wo ich meine eigenen Armbänder vor der Kamera trage. Aber immer mehr Leute wollten eigentlich die Do-it-yourself-Videos dazu sehen. Also habe ich mich nach zwei Jahren entschlossen, das in Vollzeit auf YouTube zu machen. 

Meine Kanäle ermutigen Mädchen, ihr Selbstbewusstsein durch Kunst und Kreativität zu entwickeln. Ich finde, dass unsere heutige Social-Media-Kultur Mädchen oft dazu verleitet, nur auf ihre Äußerlichkei­ ten zu achten, was ziemlich schade ist. Auf meinen Channels spielen Beauty, Mode und Shoppen aber überhaupt keine Rolle und ich bin selbst auch ganz selten vor der Kamera zu sehen. Stattdessen stehen nur Spaß und Kreativität im Vordergrund.

Was willst du damit erreichen? Meine Zuschauerinnen sind zu 90 Prozent weiblich und zwischen 13 und 30 Jahre alt. Ich will diese Plattform unbedingt dazu nutzen, eine positive Botschaft zu verbreiten.

Finanzieren diese „Life Hacks“ bereits dein Leben? Ich kann jetzt schon durch YouTube leben und bin sehr dankbar dafür. Ich finde, es ist durchaus eine sehr effektive Berufs- oder

Cute Life Hacks & Maqaroon Joanna, 32, ist Österreichs erfolgreichste YouTuberin. Ihre Spezialität sind „Life Hacks“, also Do-it-your­self-Bastelanleitungen mit „Tips, Tricks & Apps To Make Life Easier“. Sie wurde in Peking geboren, wuchs jedoch als Tochter eines UNO-Dolmetschers in Österreich auf und lebt in Linz.



1.1 Millionen Abonnenten 74,3 Millionen Aufrufe 60.000 Follower

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Karrierewahl, aber man muss immer aktiv mitdenken. Viele Channels haben eine ­Wachstumsphase von zwei, drei Jahren und bekommen dann immer weniger Views, weil der Content nicht mehr relevant ist. Genau wie bei einem Unternehmen müssen YouTube-Channels immer gemäß den Markttrends Anpassungen vornehmen und ständig Neues ausprobieren.  Wie sieht dein Fünfjahresplan aus? Ich möchte genau das Gleiche machen, was ich jetzt tue. Hoffentlich mit mehr Abonnenten. Was ist dein Motto? Work smart and hard.

„rein getigert“

Die neue Catwoman

D

FOTOS: AMRIPHOTO, ANTONIOS LaReNTZaKIS, YOUTUBe (2)

ie Katastrophe geschah am 3. Mai 2015. Nach einer Kastration, am ersten Geburtstag seines jungen Tierlebens, musste Katharina ihr erstes, geliebtes Kätzchen einschläfern lassen. Es war zum Verzweifeln. „Ich konnte ihr nicht mehr helfen“, erinnert sie sich fast den Tränen nahe. Vielleicht aber anderen, ging es ihr dann durch den Kopf. Das war gleichzeitig auch der Startschuss für ihr Vlog „rein getigert“. In den darauff­folgenden zwei Monaten Trauerarbeit

absolvierte sie sozusagen ein Schnellstudium über die Katze an und für sich – was ist wichtig für ihre Haltung, wie spielt sie besonders gern, wie bringt man ihr Tricks bei, wie wird überhaupt das Leben für sie und mit ihr schöner. Im Juli 2015 ging sie dann mit ihrem YouTube­Kanal online. „Ich möchte mit ‚rein getigert‘ so viele Katzenhalter wie möglich unterstützen“, sagt Katharina, „für das schönstmögliche Zusammenleben mit den Samtpfoten.“ Wöchentlich zeigt sie daher neue Katzentrick­Trainings, „Cat Hacks“, also Do­it­yourself­Anleitungen für Einrichtungs­ und Katzenhaushaltsideen, eigene Erfah­ rungsberichte und jede Menge Tipps für beste, günstigste Ausstattungen, die für jedes Katzenheim ein Must sind. „Schließlich hat man es als Katze und auch als Halter nicht immer leicht im Zusammenleben“, schmunzelt sie, „und hier immer die richtigen Antworten zu finden, ist oft schwieriger als gedacht.“ In ihrem Brotberuf ist Katharina fest im Marketing verankert. Dank dieses finanziellen Rückhalts und ihres Fachwissen kann sie es sich leisten, äußerst selektiv mit den bereits zahlreichen Product­Placement­Angeboten aus der Katzenindustrie umzugehen – und die ist größer, als man glaubt. „Mir ist vor allem hochwertiger Content wichtig“, sagt die neue Catwoman. „Mit finanziellem Druck wäre es für mich persönlich schwierig, dieser Linie weiterhin hundertprozentig treu zu bleiben.“ YouTube als Vollzeitjob? „Ist für mich keine Option. Ich möchte auch noch in ein paar Jahren am liebsten auf dem Sofa mit meinen zwei Fellknäueln lümmeln.“

rein getigert Katharina, 27, hat ihre beiden Katzen Bärbel und Lotte zu YouTubeStars gemacht. Auf ihrem Vlog ­ „rein getigert“ dreht sich alles um Katzentricks und schnelle Do-it-yourself-Tipps. Wer mehr über Haltung, Erziehung, Spiel und Spaß im Katzenalltag wissen will, ist hier richtig.



7.500 Abonnenten 461.448 Aufrufe 10.000 Follower

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Bild: Ch. Fürthner

Wien investiert in die Zukunft Ob Stadtentwicklung oder prämierte App, die Stadt Wien setzt in allen Lebens­ bereichen auf Innovation für ihre Bürgerinnen und Bürger.

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eine gemanagte Einkaufsstraße, eine erstklassige Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel, vier öffentliche Parkanlagen und ein eigenes ­Stadtteilmanagement vor. Urban + grün Die Seestadt aspern verbindet urbanes Lebensgefühl mit attraktiven Frei- und Grünräumen für jedes Alter und alle Bedürfnisse. Darüber hinaus kommt den Themen Gesundheit, Soziales und Bildung in der Planung und Umsetzung eine herausragende Rolle zu. Die Stadt Wien arbeitet mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern daran, diese für das Funktionieren einer städtischen Gemeinschaft so wichtigen Elemente in der Seestadt nachhaltig zu verankern. Neben den für das physische und psychische Wohlbefinden so

Bild: David Bohmann

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ien ist nicht nur eine der lebenswertesten, sondern auch eine der innovativsten Städte der Welt. Damit das auch in Zukunft so bleibt, investiert die Stadt Wien kontinuierlich in den viel­fältigsten Bereichen, von Onlineservices bis zur Stadtentwicklung,, in Innovationen für ihre Bürgerinnen und Bürger. Eines der derzeit umfangreichsten und aufsehenerregendsten Projekte urbaner Raumentwicklung ist die Seestadt aspern. Aus der Vision eines Stadtviertels für den Lebensstil des 21. Jahrhunderts wird in den kommenden Jahren ein Ort zum Leben und Arbeiten. Bereits 2014 zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in die Seestadt – mit ihrem 50.000 Quadratmeter großen zentralen See samt Seepark – ein. Mittlerweile finden sie dort bereits

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Nichts verpassen in Wien Um weder diese noch all die ­anderen kulturellen Highlights in Wien zu verpassen, bietet die Stadt Wien zahlreiche Onlineangebote, über die sich die Wienerinnen und Wiener über das Geschehen in ihrer Stadt tagesaktuell informieren können. So listet die Veranstaltungsdatenbank ­www.veranstaltungen. wien.at für jeden Geschmack und jedes Alter das richtige Event. Ob Kinderfilmfestival, Neustifter Kirtag oder Konzerte, die Eventdatenbank informiert über alles Wissenswerte wie Location, Ticketpreise etc.

Personalisierte Infos in Echtzeit Der verstärkten mobilen Nutzung von Onlineinhalten tragen auch die zahlreichen öffentlichen WLAN-­ Access-Points Rechnung, die ebenfalls über den Stadtplan zu finden sind. Als besonderes Feature bietet die App Echtzeitmitteilungen, die wichtige Infos auf Wunsch recht­ zeitig aufs Handy liefern. So können Störungen der Wiener Linien personalisiert für jede Linie abonniert werden. Unwetterwarnungen oder Infos zu App-Aktualisierungen lassen sich individuell beziehen. Ihrer Vorreiterrolle auch in diesem Bereich entsprechend, baut die Stadt Wien ihre Info-Services ­weiterhin kontinuierlich aus.

wien.at live-App ausgezeichnet Das innovative App-Angebot der Stadt Wien wird nicht nur bei den Benutzerinnen und Benutzern immer beliebter, nun gab es dafür sogar eine Auszeichnung. Beim diesjahrigen Constantinus Award wurde die wien.at live-App mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Mobile Apps“ prämiert. Der Constantinus Award, der dieses Jahr bereits zum 14. Mal vergeben wurde, ist Österreichs großer Beratungs- und IT-Preis, bei dem Österreichs Beratungs- und IT-Unternehmen ihre hochwertigen Leistungen unter Beweis stellen.

Bild: David Bohmann

­ ichtigen Grünanlagen ist die mediw zinische Versorgung im Krankheitsfall durch viele Ärztinnen und Ärzten vor Ort und die unmittelbare Nähe zum Donauspital sichergestellt. Auch der Kunst wird in der Seestadt eine Plattform geboten. Derzeit steht das „Urbane Feld“, ein Freiluftareal nahe der U2-Station Aspern Nord, für Veranstaltungen zur Verfügung. So präsentiert sich die Seestadt wieder als ein Ort, an dem kluge Ideen und Konzepte ausprobiert werden können – etwa um Wienerinnen und Wiener für Kultur­projekte an besonderen Orten zu begeistern.

Immer bestens informiert Auch über wien.at lässt sich rund um die Uhr mühelos herausfinden, was in der Stadt alles los ist. Daneben können etliche Amtswege über die Homepage der Stadt Wien bereits online erledigt werden, und ein detaillierter Onlinestadtplan sorgt für den richtigen Überblick. Da der Anteil mobiler Endgeräte bei Seitenaufrufen von Services der Stadt Wien exponentiell steigt, wurde das mobile Service der Stadt vor Kurzem durch die wien.at live-App für Android- und iOS-Betriebssysteme komplettiert (www.wien.at/live/app). Ist die App erst einmal auf dem Smartphone oder Tablet installiert, ermöglicht sie einen schnellen, direkten und bequemen Zugang zu den digitalen Angeboten der Stadt Wien. Der integrierte Stadtplan lässt sich online wie offline nutzen und bietet

beliebte zusätzliche Karteninhalte von Badestellen über Kurzparkzonen bis zu öffentlichen WC-Anlagen. Im Onlinemodus machen Services wie Standortbestimmung, Adress­ suche und eine Routing-Funktion das Navigieren in der Großstadt noch effektiver.

Mit ihrem vielfältigen Angebot vom On- und Offline-Stadtplan mit diversen Suchfunktionen über die Veranstaltungssuche, Echtzeitinfos zu verschiedensten Themen bis zu einem QR-Code-Reader mit Sicherheitsplus konnte die wien.at live-App die Constantinus-Jury eindeutig überzeugen.

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medien spezial 2016

print

Inwieweit glauben Sie an die These, On­ line würde Print überflüssig machen? Papier wird nicht sterben – und Online wird Print auch nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Wir befinden uns in einem Prozess der Transformation, in dem sich klassische Printprodukte zu ­Nischenprodukten entwickeln, die im Preis deutlich höher sind als vergleich­ bare Digitalprodukte, aber sie werden weiterhin existieren und ihre Leserinnen und Leser haben. Aus meiner Sicht ist das auch die falsche Debatte, denn: Was letztlich zählt, sind die Inhalte und nicht die Darreichungsformen. Während Jour­ nalismus vor einigen Jahren noch aus­ schließlich auf Papier stattfand, so findet

Miriam Meckel Chefredakteurin WiWo

Seit Oktober 2014 leitet sie die WirtschaftsWoche (WIWO) und hat dafür ihre Professur am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen ruhend gestellt. Redaktionell tätig war Meckel früher auch beim WDR, bei Vox, RTL und n-tv. Von März 2001 bis Oktober 2002 war sie Staatssekretärin für Medien und Regierungssprecherin von Wolfgang Clement in Nordrhein-Westfalen. 46

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er heute eben auf Papier, digital und live auf der Bühne bei Veranstaltungen statt. Informieren, inspirieren und analysieren funktioniert auch digital – und erst recht live. Wenn man dies als Chance begreift und alle drei Kanäle für sich nutzt, kann man heute deutlich mehr Leserinnen und Leser erreichen und begeistern als jemals zuvor.

einspeisen. Welche Gedanken beschäf­ tigen Sie derzeit denn am meisten? Mich beschäftigen in erster Linie zwei Themen: Zum einen finde ich das Thema Virtual Reality sehr spannend. Dabei stelle ich mir vor allem die Frage: Welche neuen Impulse wird die neue Realität bringen? Zum einen ist es für Medien­ häuser ein sehr spannendes Tool, um neue journalistische Erzählweisen mit­ Anzeigenvolumina sinken weltweit, hilfe von 360-Grad-Videos zu etablieren ­Verlagshäuser kämpfen mit sinkenden und die Leserinnen und Leser somit Erlösen. An welche neuen Geschäfts­ „hautnah“ an einem Interview oder einer modelle glauben Sie? Reportage teilhaben zu lassen. Und zum Ich glaube an die ständige Veränderung. anderen ist es natürlich als neues Ge­ Denn Veränderung bedeutet auch Weiter­ schäftsmodell wahnsinnig interessant. entwicklung, und die ist in der Medien­ Das zweite große Thema sind Chatbots branche sehr wichtig. Mit der Verlags­ und die Frage, welche Auswirkungen gruppe Handelsblatt befinden wir uns sie auf unsere Kommunikation haben mitten im Transformati­ werden. Bei dem Thema onsprozess und probie­ müssen wir über den ren viele neue, innovati­ „Virtual Reality Journalismus hinaus­ ve Dinge aus. Kürzlich Chatbots wer­ ist als Geschäfts- denken. haben wir beispielsweise den zur neuen Kommu­ modell wahnsinnig nikationsschnittstelle, im Verlag einen Hacka­ thon veranstaltet. Mehr als ­Zugang ins Internet interessant.“ als 80 Entwickler, Desig­ und als Möglichkeit, M i ri a m M e c ke l ner, Konzepter, Produkt­ ohne große Umstände manager, Journalisten Dinge zu erledigen. Zu und Programmierer haben zweieinhalb Hause mit einem Chatbot zu sprechen, Tage neue mediale Konzepte und der einem bequem Blumen, ein Taxi oder Produkt­ideen entwickelt. Sieger des eine Pizza bestellt, macht das Leben Wettbewerbs war das Team „Unaite“ mit leichter. In den USA ist „Echo“ von Ama­ einem innovativen Chatbot für zon, ein Lautsprechersystem mit einge­ Nachrichtenweb­seiten, der bei der Wirtbauter Sprachsteuerung, in diesem Be­ schaftsWoche bereits im Einsatz ist. Dies reich der Vorreiter. Es wird auch bald zu zeigt, wie sich aus innovativen Ideen uns nach Europa kommen. Solche tech­ neue Geschäftsmodelle entwickeln kön­ nischen Möglichkeiten werden die Kom­ nen. Außerdem haben wir mit der Grün­ munikation weitgehend verändern. dung des WirtschaftsWoche Clubs unser Abomodell weiterentwickelt und alle Stichwort Roboterjournalismus: Abonnenten zu Mitgliedern in einer Inwieweit würden Sie Robotik-Elemente neuen, exklusiven Gemeinschaft ge­ für Research nutzen? macht, die wiederum digitale Angebote Solche Elemente nutzen wir bei der mit Real Life Experience verbindet. Die WirtschaftsWoche bereits. Wir haben Clubmitglieder haben die Möglichkeit, mit Unterstützung der Google Digital an sogenannten Werkstattgesprächen in News Initiative die innovative Software den WirtschaftsWoche-Redaktionen oder „WirtschaftsWoche Pro“ entwickelt, die live vor Ort in ausgewählten Unterneh­ automatisiert branchenspezifisch kura­ men, Forschungslaboren oder der Börse tierte News aus Forschungseinrichtun­ teilzunehmen und mittelständische Un­ gen, Institutionen, Universitäten, Unter­ ternehmer, Topmanager und Anlageex­ nehmen und ausgewählten Onlinequellen perten persönlich zu treffen. Das Ziel be­ liefert. Unsere Redakteurinnen und steht darin, eine eigene Community für ­Redakteure nutzen es als Recherche-Tool unternehmerisches Leben aufzubauen. und erhalten so immer die neuesten ­Entwicklungen in ihren jeweiligen Bei einem Vortrag sprachen Sie davon, ­Branchen. Die Software lernt mit der dass wir in fünf bis zehn Jahren weder Zeit, immer bessere Ergebnisse zu liefern. Maus noch Tastatur brauchen werden. Derzeit befinden wir uns im B ­ eta-Testing Stattdessen würde eine Schnittstelle im und werden noch in diesem Jahr live Gehirn unsere Gedanken auslesen und ­gehen.

Foto: Andreas Fechner

trend.bestseller: Seit zwei Jahren sind Sie Chefredakteurin der Wirt­ schaftsWoche. Zuvor hatten Sie noch kein Blatt verantwortet, meinten bei ­Ihrem Antritt aber, es sei ein Vorteil, nicht aus dem klassischen Medien­ geschäft zu kommen. Inwiefern hat sich dieser ­Vorteil bislang geäußert? Meckel: Es ist oft von Vorteil, wenn man mit einem unbefangenen Blick an die Dinge herangeht und Bestehendes nicht automatisch als gesetzt interpre­ tiert. Man kann mit einem frischen Blick von außen auf viele Dinge schauen und sie auf den Prüfstand stellen. Das ist meine grundsätzliche Haltung, und so habe ich es auch bei der WirtschaftsWoche gemacht. So haben wir beispielsweise den Erscheinungstag des Magazins von Montag auf Freitag vorgezogen, um ­unter anderem die Aktualität zu steigern und an Momentum und Relevanz zu ge­ winnen. Außerdem wurden das Layout und die Heftstruktur überarbeitet. Bei­ des hat der WirtschafsWoche sehr gut ­getan und hat es uns ermöglicht, neue Akzente zu setzen und somit auch neue Zielgruppen anzusprechen.

„Online wird Print nicht ersetzen“ Welche Blätter überleben, wie Roboter in den Journalismus einziehen und wie Chatbots unseren Alltag dominieren werden: Fünf Fragen an WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel. redaktion: M a r l e ne Au e r

TREND bestseller

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print

Hat Print Zukunft

Schwierige Frage, einfache Antwort: Ja. Aber nur, wenn umgedacht, neu designt und vieles anders gemacht wird. Eine neue Zeit lässt grüßen. story: r a i n er seebach er

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S

Fotos: gena96/fotlia, Foto Wilke, Klaus Vyhnale, Gregor Nesvadba

oeben erst ließ die Nach­ richt Österreichs Medien­ welt erstarren: Das WirtschaftsBlatt wurde einge­ stellt. Nach 21 Jahren kam der Schlussstrich vom Eigentümer Styria. Die Verluste seien zu groß geworden, die Kosten nicht mehr tragbar. Nach dem Aus der Kärntner Tageszeitung und der Salzburger Volkszeitung im Jahr 2014 existieren heute damit noch 13 Tageszei­ tungen am heimischen Markt. In ande­ ren Ländern wütete die Printkrise noch ärger: So ging die Summe der verkauften Auflage aller in Deutschland erschie­ nenen Zeitungen laut Friedrich-Ebert-­ Stiftung von knapp über 30 Millionen Stück im Jahr 1983 (BRD und DDR) auf 17,3 Millionen Exemplare im Jahr 2013 zurück. Tendenz: weiter sinkend. Laut Bundesverband Deutscher Zeitungsver­ leger werden derzeit am größten Zei­ tungsmarkt Europas noch knapp über 16 Millionen Exemplare verkauft.

Monetarisierungskrise. Print steht also mehr denn je unter Druck – vor al­ lem durch die Digitalisierung. Die Kunst, die Aufmerksamkeit von Leser und User zu Geld zu machen, beherrschen Google, Facebook und YouTube einfach besser, findet Medienexperte Michael Grabner. Der ehemalige Geschäftsführer des Kurier und von 1991 bis 2007 Geschäftsführer der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck schließt daraus: „Wir haben keine Print­ krise, wir haben eine Monetarisierungs­ krise.“ Denn noch nie wurden so viele ­Inhalte genutzt wie heute – egal ob in Print, online, als E-Paper oder in sozialen Medien. Verlegern würde es nur sehr

„Die Printkrise ist eher eine gefühlte, Hintergrund ist die Umstrukturierung der öffentlichen Sphäre durch das Internet.“

„Es geht heute um eine Wirtschaftskrise für Verlage, für die Papierindustrie, für die Grossisten und für die Zusteller.“

M at t h i as H o r x

A n g e l a S c h uh- H au nol d

Zukunf tsfo rscher

Unternehmesber aterin

langsam wieder gelingen, so Grabner, die teuer erstellten journalistischen Inhalte zu schützen und zu vermarkten. „Es geht um eine Wirtschaftskrise für Verlage, für die Papierindustrie, die Grossisten und die Zusteller“, skizziert ­ Unternehmensberaterin Angela SchuhHaunold, früher im News-Verlag für den Vertrieb verantwortlich, ihre Sicht der Dinge. „Eine Krise für all jene, die Jahr­ zehntelang gut davon gelebt haben, dass Journalismus und Werbung auf Papier an Konsumenten vertrieben wurden.“ Der Zukunftsforscher Matthias Horx, selbst bis 1992 als Redakteur der deut­ schen Wochenzeitung Die Zeit journa­ listisch aktiv, relativiert den Ausdruck „Printkrise“ ebenfalls: „Sie ist eher eine gefühlte Krise, ihr eigentlicher Hinter­ grund ist eine Umstrukturierung der öf­ fentlichen Sphäre, die durch das Internet beschleunigt wurde.“ So würde die Instanz „Zeitung“ ihren Einfluss immer mehr verlieren. Gleichzeitig sehnen sich die ­Leser im Zeitalter der Informationsflut

„Es kommt so viel ­Infor­mation auf uns zu, dass die Sehnsucht nach kommentierenden Inhalten steigt.“ Mi c h a e l G r a b n e r Mi c ha el Gr a bner M ed ia

nach Institutionen, die ihnen die Welt ­erklären. Eine Rolle, die Zeitungen als geistige Marken durchaus übernehmen können, findet Horx. Renaissance von Print. Die Gründe für die Krise sind jedoch hausgemacht, meint Michael Grabner: „Die Verleger haben zu wenige alternative Angebote geschnürt, sind die digitalen Geschäfts­ felder und die Paid-Content-Strategie zu spät angegangen und haben keinen ­Markenaufbau betrieben.“ Letzteres wiegt besonders schwer, denn laut Grabner könne man mit guten Medienmarken richtig anpacken: „Das Handelsblatt ver­ anstaltet den Bankentag, bei dem sich die Branche trifft. Und natürlich ver­ dient man daran.“ Horx spricht gar von einer Renaissance von Print, betont aber: „Es geht nicht Print versus Digital, sondern um die Frage der Plattform, der Marke, der inhaltlichen Signifikanz und Authentizität.“ Er sieht drei Gruppen von Medien, die eine rosige Zukunft ha­ ben: Sinn-Medien wie brand eins, On­ line-offline-Kombinationen wie Monocle und Trash-Medien. Für Michael Grabner hingegen stehen im Printprodukt der Zukunft mehr Analysen: „Es kommt so viel Information auf uns zu, dass die Sehnsucht nach kommentierenden Inhalten steigt.“ Während sich viele Zeitungen also noch orientieren, haben andere Stabilität am Markt bereits (wieder) erlangt. Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen sechs Beispiele dafür, wie und war­ um Print lebt – und weiter leben wird. T REND bestseller

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Alles spricht für Die Zeit Die Basis bildet Qualitätsjournalismus – doch das ­Angebotsspektrum der Zeit ist längst vielfältiger geworden. ie überregionale Wochenzeitung aus D Hamburg hält oft als Vorbild her, wenn es um die erfolgreiche Transforma­

tion ins digitale Zeitalter geht. Zwischen den Jahren 2009 und 2016 konnte die Zeit ihre verkaufte Auflage steigern. Gleichzeitig verweist Rainer Esser, Ge­ schäftsführer des Zeit Verlages, auf in­ zwischen 50.000 Leser pro Woche, die für die digitale Ausgabe von Die Zeit zah­ len. Auch Maßnahmen wie die Einfüh­ rung des Regionalteils für österreichische Leser im Jahr 2005 haben sich gerech­ net: Die Auflage hat sich von 10.000 auf 24.000 Exemplare mehr als verdoppelt. „Solange die Menschen bereit sind, für Qualitätsjournalismus – ob auf Papier oder in digitaler Form – zu bezahlen, ­mache ich mir keine Sorgen.“

Rainer Esser Geschäftsführer des Zeit Verlages

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Diversifikation

gibt

Sicherheit.

Trotz guter Entwicklung in den vergangen Jahren habe man sich nie auf dem Erfolg ausgeruht, betont Esser – und präzisiert: „Seit zwölf Jahren bauen wir rund um die Marke eine ganze Produktfamilie auf – mit Magazinen und Onlineangeboten,

Bucheditionen für Kinder und Erwach­ sene, Veranstaltungen, zahlreichen Bil­ dungsangeboten und vielem mehr.“ So habe man sich von einem Zeitungshaus zu einer Medienmarke gewandelt, und ist damit auch nicht mehr von einem einzi­ gen Geschäftsmodell abhängig. Für die Zukunft macht sich Esser keine Sorgen: „In einer Welt, die immer schneller, kom­ plexer und transparenter wird, steigt der Bedarf nach zuverlässiger Information und Orientierung. Von dieser Entwick­ lung kann ein Medium wie Die Zeit nur profitieren.“

Die Zeit Verkaufte Auflage in Stück 2/2009

501.524

2/2016

504.779

Quelle: IVW; ab dem 4. Quartal 2012 sind in der Verkaufsauflage auch E-Paper-Auflagen enthalten.

Foto: Johannes Arlt

II Wir haben nie aufgehört, in die Qualität unserer Produkte und Publikationen zu investieren. II

Die Kanäle agieren dabei parallel und keineswegs in Konkurrenz zueinander: „Online und Print ergänzen und befruch­ ten einander.“ Das passiere auf redak­ tioneller Ebene, wo es eine zunehmend enge Zusammenarbeit gebe, so Esser. So schrei­ben Printredakteure regelmäßig für Online und umgekehrt. Für große Ge­ schichten werde in redaktions- und res­ sortübergreifenden Teams zusammenge­ arbeitet. Esser ergänzt: „Gleichzeitig nut­ zen wir natürlich auch die Möglichkeiten, die wir haben, um Leser von einem Kanal auf den anderen zu lenken.“

Schon als ich klein war, hatte ich große Wünsche.

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Ein stiller, stabiler Riese Die Ganze Woche ist Österreichs größte Kaufwochenzeitung. Der medienscheue Noah Falk verrät, warum der Mix aus persönlichen Schicksalen von Stars, Kochrezepten und Kreuzworträtseln so erfolgreich ist – und auch online nicht verschenkt wird. verkaufte Exem­ 307.229 plare, der viel zi­ tierten Printkrise zum Trotz. Noah Falk,

einem der beiden Söhne Kurt Falks, dem Gründer der Tageszeitung täglich Alles und der Wochenzeitung Die ganze Woche, gelingt dies Woche für Woche. Das könn­ te am vergleichsweise günstigen Preis von 1,20 Euro pro Ausgabe liegen. Aber auch an dem Umstand, dass die Yellow Press in Österreich und Deutschland die Print­ krise offenbar unbeschadet überstanden hat. Medienexperte Michael Grabner, Ge­ sellschafter der Michael Grabner Media GmbH, erklärt das Phänomen: „Diese

Produkte sind einfach zu konsumieren und speziell für die ältere Zielgruppe ge­ macht. In diesem Lebensabschnitt wird die verfügbare Zeit in der Regel größer und alles, was mit Zeitvertreib zu tun hat, ist willkommen.“

II Konzentration, Sparsamkeit und Gelassenheit. II Noah Falk zählt seine MaSSnahmen GeGen die Printkrise aUf

Ältere greifen zur Ganzen Woche.

Die Leserschicht der Ganzen Woche ist zu­ gegebenermaßen alt: Laut Media-Analyse 2015 liest ein Fünftel der über 70-Jäh­ rigen die Zeitung. In der jungen Gruppe der 20- bis 29-Jährigen tun dies lediglich vier Prozent. Der Titel bietet Coverge­ schichten über die Panikattacken des US-

Stars Barbara Streisand ebenso wie Koch­ rezepte, Kreuzworträtsel und eine Witze­ seite, die dem Leser Zeitvertreib bietet. Allerdings finden sich auch Berichte über nationale und internationale Politik im Blatt – also nicht nur Yellow Press. Ein Euro für die PDF-Zeitung. Wäh­

rend sich viele österreichische Verleger über das Thema Paid Content nicht ­drübertrauen, verlangt Noah Falk auch für die PDF-Ausgabe der Ganzen Woche einen ganzen Euro. Bannerwerbung sucht man auf der Website vergebens. „Online ist eine weitere Möglichkeit, unsere In­ halte zu bewerben und zu verkaufen“, ­beschreibt Noah Falk gegenüber trend. bestseller seine Onlinestrategie knapp. Auf die habe man mit „Konzentration, Sparsamkeit und Gelassenheit“ reagiert. Die Fehler, die einige Verleger angesichts der rückläufigen Werbeerlöse gemacht hätten, kann Falk aber durchaus verste­ hen. Fehler seien oft auch erst im Nach­ hinein klar zu erkennen. „Vieles wird aus Angst vor oder schon in einer gewissen Not und unter Druck entschieden und ist daher nur zu verständlich.“ An eine Wie­ derkehr der guten alten Zeit von Print am Gesamtmarkt glaubt Falk nicht. Und für die eigene Zukunft gibt er sich beschei­ den: „Ich erwarte nichts und freue mich auf unsere Ergebnisse.“

Die ganze Woche Verkaufte Auflage in Stück 2009 2016

330.429 307.229

Quelle: Österreichische Auflagenkontrolle

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Magazine, aber auch für die erfolgreiche Markenexpansion“, bilanziert Wolfgang Winter, General Manager Print im Red Bull Media House. Dabei habe, so ­Winter, auch die Qualität des Senders ServusTV und dessen Beliebtheit bei den Zusehern zum Erfolg beigetragen. Erfolge, die das Haus heute einfährt, seien das Ergebnis der Arbeit von gestern. „Wir versuchen jetzt, unsere Magazine weiter zu verbes­ sern, innovativ zu bleiben und unsere Le­ ser zu verstehen und ihnen gut zuzuhö­ ren“, beschreibt Winter seine Strategie. Auf die Printkrise angesprochen, muss er ein wenig den Kopf schütteln. „Konsum und Kaufverhalten von Lesern sind im­ mer auch emotional und trendgesteuert, und es ist schon bewundernswert, zu ­sehen, wie konsequent Printmedien die eigene Zunft schlechtreden.“ Dabei wirke Print nachweislich und vor allem nach­ haltig. Für Winter selbst ist das Ausster­ ben von Print kein Thema. „Ich glaube an starke Marken, hohe spezifische redakti­ onelle Qualität und innovatives Marke­ ting“, betont der Medienmanager, der auch weiterhin gute Umsätze erhofft. „Und hoffentlich Interesse für das eine oder andere neue Produkt.“ Man darf also gespannt sein, was die mediale Welt von Red Bull künftig anbieten wird.

Servus, Medienlandschaft! Servus in Stadt & Land hat mit seiner Positionierung als Medium zur Entschleunigung einen Nerv getroffen – und will weiter wachsen.

Foto: ReneWallentin

tille Zeit“ – so titelte die Erstausgabe S des Magazins Servus in Stadt & Land, die im November 2010 pünktlich zu Be­

ginn der besinnlichen Weihnachtszeit er­ schien. Still blieb es um das neue monat­ liche Printprodukt des Red Bull Media House jedoch nicht: Die Verkaufszahlen stiegen stetig, bereits 2012 startete Servus in Stadt & Land auch in Deutschland. Das Magazin, das neben Natürlichkeit, Bodenständigkeit, Regionalität und Au­ thentizität vor allem für Entschleunigung steht, hat damit offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Die Sehnsucht nach einem ursprünglichen Lebensstil, den Servus in Stadt & Land in Szene setzt, ist offenbar groß. Mittlerweile gibt es auch ein Servus Gute Küche und ein Servus Kinder, einen Onlinemarktplatz namens „Servus am Marktplatz“, einen Buchverlag, einen

­ nline-Club und natürlich den bereits O vorher etablierten Sender ServusTV. „Dem Leser zuhören“. „Die über drei Millionen verkauften Servus-Magazine im letzten Jahr sprechen für die Qualität der

Servus in Stadt & Land Verkaufte Auflage, Österreich, in Stück 2011

53.208*

2016

131.682

Quelle: ÖAK, *verkaufte Auflage mit erweitertem Großverkauf

II Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht. Entsprechend brauchen starke Marken ihre Zeit und viel Pflege. II Wolfgang Winter General Manager Print Red Bull Media House

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Tips für die Zukunft Die 1986 gegründete Tips hatte erst dann ­Erfolg, als sie ihren Lesern stark regionalisierte Inhalte bot. Heute erreicht die Gratiszeitung knapp 60 Prozent aller Oberösterreicher.

format, behandelte viele allgemeine Themen, wie Bauen, Wohnen oder Lifestyle, und war offensichtlich in dieser Form kaum zu finanzieren. „Als ich dann Chefredakteur wurde, haben wir alles komplett umgestellt“, erinnert sich Josef ­Gruber, der mittlerweile auch Geschäftsführer der Wochenzeitung ist, zurück. Gruber leitete damals den Perger, eine klassische Regionalzeitung. Und genau die nahm er sich als Vorbild für die neue Tips, die dann im Jahr 2002 erschien. Der USP der kostenlosen Zeitung ist in zwei Worten erklärt und zugleich Slogan eigener Kampagnensujets: „total regional“. Heute erscheint Tips allein in ­Oberösterreich in zwanzig verschiedenen ­Mutationen. „Wir haben uns auf kleine Einheiten fokussiert, und das war der Schlüssel zum Erfolg“, so Gruber. Die verbreitete Gesamtauflage des wöchentlichen Kleinformates konnten Gruber und sein Team allein von 2009 bis 2016 fast verdoppeln.

Der Boom ist vorbei. Nicht nur Tips,

sondern viele andere kostenlose Wochenzeitungen legten in den vergangen Jahren enormes Wachstum hin: Die im Jahr 2009 als 50/50-Joint-Venture von der Styria Media Group und der Moser Holding gegründete Regionalmedien Austria etwa erreicht mit ihrem Gratiswochen­ zeitungsring eine nationale Reichweite

II Wir haben uns auf kleine Einheiten fokussiert, und das war der Schlüssel zum Erfolg. II Josef Gruber Chefredakteur und Geschäftsführer von Tips

Tips Verbreitete Gesamtauflage in Stück 2009 2016 Quelle: Eigenangabe

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600.800 1.100.400

von 48,7 Prozent (Media-Analyse 2015). Tips hat am Kernmarkt Oberösterreich gar knapp 60 Prozent Reichweite. „In den letzten drei bis vier Jahren stagniert unser Geschäft allerdings“, sagt Gruber, auch Marktbegleitern würde es nicht anders ­ergehen, weiß er aus seiner Funktion als Präsident des Verbands der Regionalmedien. Während nationale Kun­den ihre Werbebudgets zurückfahren, würden immerhin lokale und regionale Werbekunden nicht sparen. Mit der Onlinewelt hat sich Tips bereits sehr früh beschäftigt und bot als eine der Ersten ihre Zeitungen als E-Paper an. Die Strategie dabei ist klar: „Meldungen, bei denen Aktualität eine wich­ tige Rolle spielt, veröffentlichen wir auf unseren Webauftritten, noch bevor sie in der Zeitung zu lesen sind“, so Gruber. Der landläufigen Meinung, dass kostenlose Wochenzeitungen vor allem etwas für ­ältere Semester sind, hält Gruber Fakten entgegen: „Etwa ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen liest laut MA Tips, bei den Leuten zwischen 20 und 29 Jahren schon klar über 50 Prozent.“ Um das Aussterben seiner Leserschaft muss sich Gruber also nicht sorgen.

Foto: tips

uerst war sie groß, breit und schwer Z defizitär: Die 1986 gegründete Gratiszeitung Tips erschien einst im Groß-

Entgeltliche Anzeige

Vienna Airport-MEDIA Flughäfen sind heutzutage weit mehr als Logistikzonen – sie sind Meeting Points, Shopping Malls, Orte der Begegnung. Und damit Erlebniswelten. Unser Anspruch ist daher, den Flughafen Wien nicht nur als eine internationale Verkehrsdrehscheibe an einem expansiven Standort erfolgreich in die Zukunft zu führen. Sondern auch vielfältige und innovative Möglichkeiten für Marketing und Werbung anzubieten. Und damit den Beweis anzutreten, welch einzigartige „Marken-Drehscheibe“ der Flughafen Wien ist. Nicht nur aufgrund der eindrucksvollen Kontaktanzahl von mehr als 22 Millionen Fluggästen und ca. 10 Millionen AbholerInnen pro Jahr. Sondern gerade auch aufgrund der einzigartigen Kontaktqualität des Mediums Flughafen. Denn aus der Marktforschung wissen wir, dass das Aufmerksamkeitsverhalten der Menschen am Flughafen anders ist als bei ihrer alltäglichen beruflichen Mobilität. Vor dem Start und nach der Landung ist man gern bereit für Entschleunigung und Konsum – und entsprechend www.airport-media.at

zugänglich für die Botschaften von Marken und Kampagnen. So beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer am Flughafen Wien rund zwei Stunden, 86% der werberelevanten Zielgruppe gehören zur Altersgruppe 14 bis 54, der Anteil der Geschäftsreisenden beträgt rund 40%. Wir wollen die Markendrehscheibe Flughafen Wien, also diese einzigartige Brand-Location ihrer Bedeutung entsprechend offensiver im Bewusstsein der werbetreibenden Wirtschaft verankern und damit auch neue Impulse für die heimische Kreativwirtschaft schaffen. Vienna Airport-Media steht für das mehrdimensionale Kommunikations- und Medienangebot und die damit verbundenen Möglichkeiten innovativer Markeninszenierung am Flughafen Wien. Eine Vielzahl an individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, von der zielgruppenspezifischen Positionierung am Gelände des Flughafen Wien über das breite Produktportfolio von Vienna Airport-MEDIA, bis hin zur Mega Wall, eine für den Flughafen Wien speziell entwickelte Video

Wand, die mit unterschiedlichen Inhalten bespielt werden kann und besonders für impactstarke Markeninszenierungen genutzt werden kann. Ein virtueller Rundgang im Simulator auf der Website der Vienna Airport-MEDIA macht die Brand Location Flughafen Wien eindrucksvoll erlebbar – eben als Erlebniswelt.

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Club statt bloß Zeitung Das Handelsblatt verkauft mehr Exemplare, als es druckt. Denn Print ist längst nicht alles, womit die Verlagsgruppe gutes Geld verdient: das Spektrum reicht vom E-Paper bis hin zum Wirtschaftsklub.

s gibt wohl nicht viele Zeitungen, E ­deren Druckauflage um knapp 17.000 Exemplare geringer ausfällt als die ver-

II Wir verkaufen keine Abos, sondern bieten Clubmitgliedschaften an. II Gabor Steingart Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt und Herausgeber des Handelsblatts

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Journalismus statt Holzindustrie.

Im Printbereich hatte das Handelsblatt in der Vergangenheit mit rückläufigen Verkaufszahlen zu kämpfen. Darauf formulierte man ein Mission Statement, „also eine Wegbeschreibung“, so Steingart. „Wir sind keine Unterabteilung der Holzindustrie, sondern eine Gemeinschaft zur Verbreitung des wirtschaftlichen Sachverstandes“, hat sich der Verlag selbst auferlegt. Seit Anfang 2012 legt das Handelsblatt im Abonnement kontinuierlich zu. „Wir sind die einzige überregionale Tageszeitung in Deutschland, die wächst. Zudem steigen die Digitalverkäufe rasant“, sagt Steingart nicht ohne Stolz. Dazu würden die eigenen Zeitungen und Zeitschriften genauso beitragen wie das Research Institute, die maßgeschneiderten Kommunikationskonzepte, digitale Produkte und eigene Veranstaltungen – wie etwa die Handelsblatt-Jahrestagung „Banken im Umbruch“ oder andere hochwertige Branchenveranstaltungen. Willkommen im Wirtschaftsclub.

Über den Handelsblatt Wirtschaftsclub steht der Verlag mit mehr als 120.000 Mitgliedern in Kontakt und interagiert publizistisch mit ihnen. Steingart: „Das kann ein Abendessen sein, bei dem man

sich trifft, das kann aber auch ein News­ letter über WhatsApp sein.“ Man nutze alle Kanäle, die eine menschliche Gemeinschaft, wie etwa eine Familie, auch benutzt. Der Wirtschaftsclub habe geholfen, die Kündigungsquote auf jährlich 5.000 bis 6.000 Abonnenten zu reduzieren. „Wir geben dem Leser die Möglichkeit, das Handelsblatt in jeder Lebenssituation zu nutzen, und dadurch fallen die üblichen Argumente, wie etwa: ‚Ich bin jetzt viel mehr unterwegs und komme nicht zum Lesen‘, weg“, so Steingart. Wenn doch ­dieses Argument kommt, dann bietet das Handelsblatt dem Leser ein Digitalabo an, das nur die Hälfte kostet. Der Krise ausschließlich mit Einsparungen zu begegnen, so, wie es viele Verlage in Deutschland und Österreich getan haben und auch weiterhin tun, hält Steingart für schlichtweg falsch. „Der Leser will kein Cost Cutting, er will gute Inhalte“, betont der Handelsblatt-Herausgeber. Und dafür bezahlt er offensichtlich auch.

Handelsblatt Verkaufte Auflage in Stück 2/2014 2/2016

121.334 125.924

Quelle: IVW, Handelsblatt Montag bis Freitag (inklusive E-Paper)

Foto: Handelsblatt

kaufte Auflage. Sprich: mehr verkauft als gedruckt. Des Rätsels Lösung heißt EPaper – und zwar ein kostenpflichtiges. „Man darf nicht digital etwas verschenken, wofür Leser der gedruckten Zeitung etwas bezahlt haben“, sagt Gabor Steingart, Vorsitzender der Geschäfts­ ­ führung der Verlagsgruppe Handelsblatt und Herausgeber der Tageszeitung. Statt etwas zu verschenken, verkauft das Handelsblatt sogenannte Digitalpässe als ­Zugänge zu allen kostenpflichtigen Onlineinhalten – Hunderte pro Woche, wie Steingart betont. 25.000 werden es am Ende dieses Jahres sein, mit 50.000 ­rechnet Steingart nächstes Jahr.

er Verlag hat sich nichts gedacht, als D er Beef! im Jahr 2009 zum ersten Mal startete“, sagt Jan Spielhagen, Chefre-

dakteur von Beef!, nüchtern. Gruner + Jahr hatte damals einen internen und externen Medienwettbewerb ausgeschrieben. Gemeinsam mit Kollegen bewarb sich Spielhagen, damals noch für Frauenund Gesundheitstitel zuständig, mit seinem Konzept – und gewann. Geboren war Beef! als erstes Kochmagazin für Männer – gewürzt wird die redaktionelle Kost mit einer Prise Ironie und einem Schuss Machismo. Die erste Ausgabe des Magazins „für Männer mit Geschmack“ brachte das Verlagshaus in einer Auflage von 50.000 Exemplaren auf den Markt. „Beef! ging von Beginn an gleich durch die Decke“, erinnert sich der Chefre­ dakteur des Männermagazins, obwohl das Heft stolze zehn Euro kostet. Heute liegt das sechsmal im Jahr erscheinende ­Magazin bei einer Auflage von 60.000 Stück. Die redaktionellen Zutaten für Beef! liefern überwiegend freie Autoren, die sich für eine Recherche zum Thema Rum auch einmal zwei Wochen in Guatemala umsehen können. Wer nur die leichten und schönen Seiten des Männerlebens in Beef! erwartet, der irrt. Das Magazin ­widmet sich auch schwerer Kost. In der aktuellen Ausgabe ist unter dem Titel „Big Spender“ ein Porträt des deutschen Zuchtstieres Egon zu lesen. Inklusive detaillierter Informationen über den ­ deutschen Zuchtbetrieb und eines großen Fotos von Egons Hoden. Nicht alle

II Wir schreiben auch über Massentierhaltung und darüber, wie Fleisch tatsächlich produziert wird. II

Foto: beef

Jan Spielhagen cHefredaKteur Beef!

Appetit auf mehr Beef!, das Kochmagazin für männer, punktete von Anfang an am leser- wie auch am Anzeigenmarkt. mit der marke hat chefredakteur Jan spielhagen aber noch viel mehr vor. Blattmacher hätten den Mut dazu, ein solches Bild ins Heft zu rücken, ist Spielhagen überzeugt. Persönlicher Kontakt. Auch in der Vermarktung geht das Magazin unkonventionelle Wege: „Wir vermarkten das Heft gemeinsam mit der Zielgruppe, geprüfte Zahlen benötigen wir deshalb ­ nicht.“ Das Ziel ist vielmehr: Die Anzeigenkunden sollen Leser von Beef! und damit ihre Zielgruppe persönlich kennenlernen. „Zu einigen unserer Events ­laden wir neben unseren Lesern auch die Werbe- und Marketingleiter unserer Anzeigenkunden ein.“ So geschehen etwa bei einem Abend im exklusiven Ham­ burger Business Club, zu dem insgesamt 300 Gäste kamen, um sich dem ausgewählten Fleischgenuss hinzugeben. „Bei solchen Events erfahren Werbeleiter hautnah, wer die Leser von Beef! sind, und erkennen sich manchmal auch selbst wieder.“ Das Magazin würde die für die Werbewirtschaft extrem schwer zu errei-

chende, aber hochattraktive Zielgruppe der Männer mit Grips und Geld ansprechen. Sogar Luxuslabels wie Chanel oder Patek Philippe würden Beef! bereits als Anzeigenplattform nutzen – Mercedes und Porsche sowieso. Das Anzeigengeschäft ist allerdings nur eine Seite des Erfolgs, auch der Lesermarkt selbst gibt viel her – nicht nur über die Vertriebserlöse. Das fünf Köpfe zählende Team von Beef! verlängert die Marke auf andere, von der Publizistik teils weit entfernte Produkte: Derzeit­ kooperiert der Verlag etwa mit WMF und verkauft eine Beef!-Stahlpfanne um knapp 120 Euro. „Wir erahnen gerade selbst erst, wie weit sich die Marke ausweiten lässt“, sagt Spielhagen. 

beef! Verkaufte Auflage in stück 2009 2016

50.000 60.000

Quelle: Eigenangabe

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„Ein freier Medienmarkt kann nicht funktionieren“ Kommunikationswissenschaftler Matthias Karmasin über nötige Regulierungen und die größten Fehler von Verlegern. I nt erview: Rai n er S eebac her

trend.bestseller: Viele sprechen von Printkrise. Wann hat sie Ihrer ­Meinung nach begonnen und wer ist ­davon betroffen? Karmasin: Von einer generellen Printkrise zu sprechen, ist überzogen. Es handelt sich im Wesentlichen um eine Krise der Qualitäts- und Kaufzeitungen, die speziell die Tageszeitungen betrifft. Es gab in letzter Zeit erfolgreiche Launches von Gratiszeitungen, von Fach- und SpecialInterest-Magazinen und Titeln aus dem Corporate-Publishing-Bereich. Medien, die sich zu einem Gutteil durch Werbe­ erlöse refinanzieren, sind von den Rückgängen der Werbeausgaben für Print im D-A-CH-Raum schon betroffen gewesen. Wobei diese Rückgänge in ­Österreich im internationalen Vergleich nicht dramatisch ausfielen.

Matthias Karmasin Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler forscht und lehrt als Professor an der Universität Klagenfurt. Karmasin ist zudem Direktor am Institute for ­Comparative Media and Communication Studies (CMC) der Österreichischen ­Akademie der Wissenschaften.

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Und der zweite? Der zweite große Fehler war es, Inhalte im Web herzuschenken. Der Gedankengang, Leser durch Gratiscontent für die Medien­ marke zu interessieren und diese dann für kostenpflichtige Abos zu gewinnen, ging nicht auf. Ebenso wie der Versuch, kostenlosen Content im Web durch Werbeerlöse zu refinanzieren. Die Leser haben sich an den hochwertigen und kostenlosen Content im Web gewöhnt. Der Konsument ist zwar bereit, für Smartphones gewaltige Markenprämien zu bezahlen – nehmen Sie hier das iPhone als Beispiel. Für Inhalte, die er auf diesem Gerät konsumiert, will er aber kein Geld ausgeben.

Foto: KEINRATH.COM

Haben die Verleger auf die Krise richtig reagiert? Viele Verleger haben falsch reagiert und zwei große Fehler begangen: Sie haben begonnen, beim Content zu sparen. Handwerklich gut aufbereiteter Inhalt ist aber das Letzte, was Medien verlegerischer Herkunft von den vielen neuen Konkurrenten unterscheidet. Es ist ihr USP. Wir haben keinen Mangel an Informationen, sondern es herrscht ein Mangel an gut recherchierter und aufbereiteter Information.

Angebot und Nachfrage – der freie Markt ist hart. Allerdings: Können Medienmärkte überhaupt ohne regulative Eingriffe funktionieren? Nein, und das wird Ihnen jeder Medienökonom bestätigen. Denn dann neigt er zu einer starken Konzentration: Dieser Markt ist von hohen Fixkosten, hohen „first copy costs“ und einer extrem hohen Stückkostendegression gekennzeichnet, die im digitalen Bereich noch höher ist. Denn: Ein zusätzliches Exemplar einer gedruckten Zeitung samt deren Zustellung an den Leser kostet fast nichts, ein weiterer Zugriff auf eine PDF-Ausgabe einer Zeitung oder einen Onlineartikel bedeutet für den Verleger einen Aufwand von nahezu null. Im Medienmarkt gibt es auch keine allokativ hinreichend ­wirksamen Preise. Aber es gibt einerseits einen TausendKontakt-Preis (TKP) und andererseits ist ein Abo oder ein Einzelexemplar auch nicht kostenfrei.

„Die Zukunft ist digital, mobil und konvergent.“

Landesverteidigung oder beim öffentlichen Verkehr auch der Fall ist. Uneinigkeit gibt es nicht darüber, ob, sondern darüber, wie eingegriffen werden soll. Das ist eine politische Frage.

Ja, sicherlich. Aber: Der Tausend-Kontakt-Preis für eine bestimmte Zielgruppe hat mit der redaktionellen Qualität eines Mediums fast nichts zu tun. Der Leser bekommt die Inhalte vielfach kostenlos, die Verleger verschenken ihren Content. Preise sind aber der wichtigste Allokationsindikator in einem freien Markt. Das Produkt am Medienmarkt – also die Geschichte, der Bericht – hat den Charakter eines öffentlichen Gutes. Denn davon können Sie niemanden ausschließen. Eine wichtige Nachricht spricht sich herum – in einer digitalisierten Medienwelt noch schneller als früher. Daher besteht in der Literatur Einigkeit darüber, dass Medienmärkte reguliert werden müssen – so, wie das im Bildungswesen, in der

Wie beurteilen Sie die Zukunft von Print? Es mag durch das digitale Informationsrauschen wieder einen Sog hin zur ­echten journalistischen Qualität geben. Aber der Wandel des Mediennutzungsverhaltens findet statt: Die Zukunft ist digital, mobil und konvergent. Das lässt sich nicht zurückdrehen. Für Medien­ unternehmen verlegerischer Herkunft geht es um die Frage, ob es ihnen um das Drucken auf totem Holz oder um die wichtigen Funktionen von Journalismus in der Gesellschaft geht. Journalismus ist die vierte Gewalt im Staat und ein wichtiges Instrument der Aufklärung – egal wo er erscheint. Wir müssen aufpassen, dass der Journalismus diese Funktionen in der digitalen Welt nicht verliert.

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MEDIEN

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medien spezial 2016

menschen

Die Jungen und die Medien Das Internet hat nicht nur die Mediennutzung der Erwachsenen verändert: Kinder wachsen als Digital Natives auf und der Einstieg in die mediale Welt erfolgt immer früher. Wie die Jungen das breite Angebot nutzen: Ein Wegweiser durch den medialen Erziehungsdschungel.

Story: Eli sa b e t h K . F ü r st

M

oritz, acht Jahre alt, steht aufgeregt vor mir, um das versprochene Tablet zu ­holen. Er kuschelt sich auf seinen Sessel und beginnt, ein neues, gemeinsam ausgesuchtes Spiel zu spielen. Nach fünf Minuten steht er wieder fragend vor mir: „Wo hast du denn das YouTube?“ Ich frage nach: „Wofür bitte brauchst du das jetzt?“ Er antwortet erstaunt: „Na damit ich mir anschauen kann, wie ich das Spiel besser spielen kann.“ So funktioniert Lernen im digi­ talen Zeitalter. „­Digital Immigrants“, also Menschen, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind, erstaunlich ist, ist für den Nach­ wuchs, die sogenannten „Digital Natives“, vollkommen normal. Sie kennen eine Welt ohne elektronische Medien, digi­tale Nachschlagemöglichkeiten und Internet nicht mehr. Dabei findet der Einstieg in die Medienwelt generell i­mmer früher statt. In Deutschland erhebt der

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Foto: lassedesignen/Fotolia

Digital ist fast normal. Was für

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­Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest dazu mit der Studie „miniKIM“ alle zwei Jahre schon den Medienumgang der Allerkleinsten, also ­ der Zwei- bis F ­ ünfjährigen. Denn bereits die Zwei- bis Dreijährigen sehen durchschnittlich 34 Minuten am Tag fern, die Vier- bis Fünfjährigen kommen bereits auf 52 Minuten pro Tag. In Österreich sieht es ähnlich aus. So untersuchte der Werbezeitvermarkter IP Österreich heuer anlässlich der Kinder­welten-Tagung die „Die Kinder haben immer mehr digitalen Lebenswelten der Drei- bis „Die neuen Medien haben eigene Geräte und nutzen diese 13-Jährigen. Christian S ­ attler, Research- zwar zunehmend Einfluss Leiter IP Österreich, bestätigt den frühen auf unsere Kinder, die spielen auch immer früher. Aber auch medialen Einstieg auch in ­ Österreich: aber trotzdem am liebsten sie sehnen sich nach Fixpunkten „Die Studie zeigt, dass Kinder bereits im draußen und treffen Freunde.“ im digitalen Universum.“ Alter von drei Jahren fern­sehen. Handy C h ri st i a n Sat t le r und Tablet werden meistens erst mit sechs P e te r E i s e lm a i r Re se a rc h-Leiter IP Ö sterreic h Ge schä ft sführer Educatio n Gro up Jahren genutzt.“ Aber die Internetnutzung steigt. So haben laut „Trendtracking Kids 2016“ der Super-RTL-Medienforschung 43 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen und 92 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen mindestens einmal wöchent- müssen die Kinder begleiten und dürfen auch die Anforderungen an die Medienkompetenz von Familien.“ Es liegt also an lich Internetzugang. ­Peter Eiselmair, Ge- sie nicht alleine lassen.“ den Eltern und Pädagogen, neue Technoschäftsführer Education Group und Auftraggeber der „5. Oö. Kinder-Medien- Verantwortung und Chance. Wenn logien anzunehmen, sinnvoll einzusetzen Studie 2016“, erläutert: „Festzustellen ist, man über kindlichen oder jugendlichen und vorzuzeigen, wie es geht. Und dabei dass die Altersschwelle bei der Nutzungs- Medienkonsum redet, muss man sich im- gehen alle gerne auf Nummer sicher. IPmöglichkeit des Internets sinkt und mitt- mer auch das erwachsene Umfeld anse- Österreich-Research-Leiter Sattler erlerweile zwei Drittel der Kinder zwischen hen. Denn das bestimmt den Medienzu- klärt, warum: „Die Drei- bis 13-Jährigen sechs und zehn Jahren Zugang zum Inter- gang. Familienministerin Sophie Karmasin sind eine sensible Zielgruppe. Alters­ net haben. Daher ist es sowohl in der sagte anlässlich des diesjährigen 13. Safer gerechte Darstellung von Inhalten und Schule als auch im Elternhaus wichtig, Internet Day: „Mit der wachsenden Be- kindgerechte Werbung sind besonders den Kindern Medienkompetenz mit auf deutung von digitalen Medien im Alltag wichtig. In einem unendlichen digitalen den Weg zu geben. Wir Erwachsenen von Kindern und Jugendlichen steigen Universum gibt es viele Unsicherheiten: eine Vielzahl unüberprüfbarer Angebote, als Produktplatzierung getarnte Werbung oder Inhalte, die nicht für Kinder geeignet sind. Die Eltern stehen vielen Angeboten kritisch gegenüber. Nicht zuletzt deswegen stufen sie das Fernsehen als ­sicherstes elektronisches Medium ein.“ Denn das ist am leichtesten kontrollierbar. Kinderärzte haben für den vernünftigen Umgang mit Medien eine eigene sogenannte Dreier­ regel, in der heißt es: von null bis drei ­Jahre kein medialer Zugang, ab drei Jahren altersgerechte DVDs. Ab sechs Jahren ­Zugang zu einem PC oder Tablet, ab neun Jahren kontrollierter Internetzugang, ab „Mit der wachsenden Be­ „Generell glaube ich auch, zwölf Jahren Smartphone. Zusätzlich wird empfohlen, Volkschulkindern keideutung von digitalen Medien dass man die Intelligenz vieler nen eigenen Fernseher oder PC zu ermögim Alltag von Kindern und Kinder und Jugendlicher nicht lichen. Thomas Kröpfl, Facharzt für Kin­Jugendlichen steigen auch die unterschätzen und Vertrauen der- und Jugendheilkunde, Kinder- und Anforderungen an die Medien­ in einen selbstkritischen Jugendpsychiatrie und systemischer Psykompetenz von Familien.“ ­Umgang haben sollte.“ chotherapeut, meint: „Der Zugang zur medialen Welt ist für unsere Kinder so S o ph ie Ka rm as in E l i sa b e t h P l at t e n st e i n e r Vorsi tz ende Fo rum M ed ia Pl a nung Fam ilienmi ni ster i n wie für uns, als wir im selben Alter 64

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Fotos: Natallia Vintsik/Fotolia, Education Group, IP Österreich, BMFJ/Christian Jungwirth, OMD

menschen

Was besitzen Sechs- bis Zehnjährige schon selber? Basis: Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die eigene elektronische Geräte besitzen (73 %) Tragbare Spielkonsolen (Game Boy, PSP) 46 % CD-Player 44 % Radio 42 % MP3-Player 32 % Tablet 11 % Quelle: Education Group

Wichtigste kreative Fähigkeiten im Netz haben mit Bildern zu tun

Internetaktivitäten der Kinder

Welche der folgenden Dinge hast du schon einmal im Internet veröffentlicht?

Basis: Kinder mit Internetzugang YouTube schauen

Selbst gemachte Fotos 54 %

85 % 59 %

Selbst bearbeitete Fotos

Informationen suchen

37 %

Selbst gedrehte Videos

49 % Seiten für Kinder ansehen

25 %

Selbst bearbeitete Videos 40 %

20 %

Selbst gemachte Zeichnungen/Bilder

Onlinespiele alleine spielen

Selbst gespielte/gesungene Lieder

13 %

Selbst geschriebene Gedichte/Geschichten

13 %

33 % Herunterladen von Apps 12 %

Eine selbst programmierte Webseite

Streaming-Dienste nutzen

11 %

Selbst gemachte Memes 10 %

5% Quelle: Education Group

Selbst gemachte Computerprogramme

7%

Selbst gemachte Mods

6%

Quelle: Jugendliche Bilderwelten im Internet, Saferinternet.at/Institut für Jugendkulturforschung 2016

Laufende Kosten für Medien pro Monat

Top fünf Emojis der Kinder und Jugendlichen

Basis: Eltern mit Kindern zwischen drei und zehn Jahren

Welche der folgenden Emoticons verwendest du am häufigsten?

Für Handy/Smartphone

Burschen 11 bis 17 Jahre

Mädchen 11 bis 17 Jahre

€ 33,63 Für Internet

Kinder 8 bis 10 Jahre

1

Gesicht mit Lachtränen

Gesicht mit Lachtränen

Gesicht mit Kussmund und Herz

2

Süffisant grinsendes Gesicht

Rotes Herz

Lachender Kackhaufen

3

Daumen hoch

Gesicht mit Kussmund und Herz

Süffisant grinsendes Gesicht

4

Breites Grinsen mit Zähnen

Lachendes Gesicht mit roten Wangen

Rotes Herz

5

Lachendes Gesicht mit Schweißtropfen

Lachendes Gesicht mit Herzerlaugen

Gesicht mit Lachtränen

€ 23,09 Für TV € 21,14 Quelle: Education Group

Quelle: Jugendliche Bilderwelten im Internet, Saferinternet.at/Institut für Jugendkulturforschung 2016

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menschen waren und den ersten Walkman be­ kamen. Es hängt von uns Erwachsenen ab, wie wir den Zugang zu den Medien für unsere Kinder gestalten. Ich wünsche mir medienfreie Zeiten in den Familien und denke dabei an gemeinsame Abendessen ohne Handy oder Tablet am Tisch.“

voll, denn die Zukunft ist bereits da. So gab es heuer erstmals pünktlich zum „Wir koppeln den medialen Schulbeginn zu den gedruckten Schul­ „Augmented ­Reality kann ­Konsum an gewisse Leistungen büchern für die Schüler der österreichi­ ­genutzt werden, um Lern­ schen Oberstufen ergänzend bei rund anwendungen zu u ­ nterstützen und soziale Regeln, die vor 50 Prozent das entsprechende E-Book und komplexe Sachverhalte ­allem in der Schule erbracht dazu. Das digitale Whiteboard löst in anschaulicher und werden sollen, dann ist das mit den Klassenzimmern die alte Kreidetafel den Medien auch kein Problem.“ ab und Kinderbücher lassen bereits jetzt ­ver­ständlicher zu machen.“ T h o m as Krö p f l Fac ha rz t f ü r via Augmented-Reality-App Dinosaurier B i rgi t G ut h Leiterin Kinder- und Jugendheil kunde dreidimensional über das Buch tapsen. Med i enfo rschung bei Super RTL Am stärksten sieht man das bereits ver­ änderte Nutzungsverhalten an den Ju­ gendlichen. So surfen 27 Prozent der ­Österreicher während des Fernsehens im ­Managing Director der Omnicom Media es mit NFL Now bereits ein Video Net­ Internet, bei den 14- bis 18-Jährigen sind Group, erklärt, was noch kommen wird: work, das seinen Sportfans erlaubt, ihren es jedoch bereits 38 Prozent. Jugendliche „Mediennutzer fordern eine Seherfah­ eigenen Channel mit ihren Lieblings­ unter 18 nutzen das Internet täglich rung, die es ihnen ermöglicht, nahtlos teams zusammenzustellen. Die BBC ent­ durchschnittlich zwei Stunden länger als verschiedene Screens zu schauen. Medi­ wickelt gerade ein Genre, das sie „Visual jene über 18 Jahren, zeigen die Daten des en, mit denen der Nutzer Erlebnisse Perceptive Media“ nennt. Dabei geht es Media Servers. Aber was heißt das für ­teilen kann, werden weiter auf dem Vor­ um einen anpassungsfähigen Film, der die Zukunft? Elisabeth Plattensteiner, marsch sein. Auch die Personalisierung sich nach persönlichen Vorlieben in Vorsitzende Forum Media Planung und wird eine wichtige Rolle spielen.“ So gibt Handlung, Musik und Eigenschaften ge­ stalten lässt. Wearables, wie zum Beispiel Smartwatches oder smarte Kleidung, Bye-bye, buch. werden ermöglichen, über biometrisches Die Reality-App Feedback Inhalte, die gerade zur Stim­ am Smartphone ersetzt das mung des Nutzers passen, auszuspielen. Kinder­buch und Augmented Reality, wie etwa bei „Poké­ lässt Dinosaurier mon Go“, wird in Zukunft inklusive holo­ über Bildschirme grafischer Darstellung immer mehr Ein­ statt über Buch­ zug in den Alltag halten. Plattensteiner: seiten trampeln. „Ziel dieser Technologien ist es, zum ei­ nen ‚Erlebnisse‘ für den Konsumenten zu schaffen, die er mit anderen teilen kann, und zum anderen die Personalisierung von Content zu ermöglichen.“ Wer jetzt ein mulmiges Gefühl be­ kommt, kann sich trotzdem entspannen. Denn bei all den vielfältigen Möglich­ keiten macht immer noch der Inhalt das Medium – auch und gerade bei Kindern. Birgit Guth, Leiterin der Medienfor­ schung Super RTL: „Wir haben die Er­ fahrung gemacht, dass Kinder sehr an­ spruchsvoll sind, sie bevorzugen gut er­ zählte Stoffe und auf sie zugeschnittene Identifikationsfiguren. Wie auch immer die Zukunft aussehen wird, sogar die mo­ dernste Technologie wird keine schlecht erzählte Geschichte retten können.“

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Fotos: MNStudio/Fotolia, Kroepfl, SUPER RT

Vom elektronischen Schulbuch bis zum Hologramm. Durchaus sinn­

Der HORIZONT

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Mit den neuesten Themen aus der Welt der Medien, des Marketings, der Agenturen und der Unternehmen in den Tag starten: Die HORIZONT--Redaktion schickt Ihnen von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 8.30 Uhr die wichtigsten nationalen und internationalen Themen des Tages direkt in die Mailbox. Damit sind Sie noch vor Ihren ersten Meetings bestens informiert. Warten Sie nicht bis morgen und aktivieren Sie jetzt gratis den neuen Newsletter auf www.horizont.at/newsletter.

medien spezial 2016

menschen Als noch alles viel besser war: Walter Matthau und Jack Lemmon angeln im ikonischen Journalistenfilm „Extrablatt“ nach der ­ultimativen Nachricht.

Albtraum Traumjob Journalist

In die Medien gehen? In Zeiten wie diesen? Ja, sagen nach wie vor viele junge Menschen und jagen ihrem Berufswunsch Journalist enthusiastisch nach. Wir haben drei Studenten gebeten, uns zu sagen, warum. Redaktion: K laus P uchlei t n er

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Selina Willfort kommt aus Graz, ist 22 Jahre alt und hat schon ­diverse Praktika und vorübergehende Medienjobs hinter sich. Sie studiert Qualitätsjournalismus an der Donauuniversität in Krems.

Weil ich Mehrwertlieferantin sein will

Michael Graswald ist in Wien zu Hause, 26 Jahre alt, hat im Sicherheitsdienst gearbeitet, ein ­Praktikum bei einem Fußballmagazin absolviert und studiert Publizistik an der ­universität Wien.

Weil der Beruf niemals sterben wird

Magdalena Mistlberger stammt aus Anthering in Salzburg, ist 21 Jahre alt und jobbt gerade in der Redaktion des Regional-­TV-Senders RTS. Sie studiert ­Qualitätsjournalismus an der Donau-uni­ versität in Krems.

Weil es so etwas wie Berufung gibt

Fotos: ddp imaGes, fotolia (3), priVat (3)

eine Generation hat ganz schön viele ournalismus? Selten zuvor war ein Be­ n meinem ersten Tag an der Uni war M Ansprüche. Wir wollen das Leben Jruf so mit „negativer Presse“ konfron­ Aich hoch motiviert und voller Hoff­ genießen, vor allem wollen wir uns ver­ tiert, und noch dazu im wahrsten Sinne nung, den Grundstein für meine Karriere wirklichen. Jeden Tag einfach nur einer Arbeit nachzugehen, die nicht erfüllend ist, das reicht uns nicht. Mir jedenfalls nicht. Ich will mich auf meine Arbeit freuen können. Dafür muss man Abstriche machen, zum Beispiel finanzielle. Aber das passt schon. Immerhin habe ich das Glück, zu wissen, was ich mit meinem Leben an­ fangen möchte. Damit habe ich manch anderem Studenten gegenüber einen Vorsprung. Ich kann gar nicht mehr zäh­ len, wie oft ich auf die Frage nach dem Grund für die Studienwahl schon ein ver­ schämt genuscheltes „Hab nicht gewusst, was ich sonst machen soll“ zu hören be­ kam. Das ist eben die Folge, wenn man Menschen, die das Bedürfnis haben, sich selbst zu verwirklichen, ein veraltetes Schulsystem durchlaufen lässt, das am Ende nicht die Werkzeuge für eine gelun­ gene Zukunft liefert – dafür aber sehr viel Ratlosigkeit hinterlässt. Ich weiß jedenfalls trotzdem, was ich will. Und es gibt nichts, was mir mehr Freude macht, als mich mit den großen und kleinen Geschichten zu beschäftigen, die Menschen bewegen. Dass diese Ge­ schichten mittlerweile dank Internet von jedem erzählt und verbreitet werden kön­ nen, ist natürlich eine zusätzliche Heraus­ forderung. Denn das hebt den Anspruch an die Arbeit von Journalisten gewaltig. In einer Welt, in der fast jeder private Blogger mit der Reichweite einer renom­ mierten Zeitung konkurrieren kann, muss man sich schon etwas einfallen las­ sen, um nicht unterzugehen. Und genau das wird einmal mein Job als Journalistin sein – eben diesen speziellen Mehrwert professionell zu liefern.

des Wortes. Heutzutage wird der Begriff „Lügenpresse“ ja schon fast als Synonym für Journalismus verwendet. Dabei steht dieser Beruf ja in Wahrheit ganz anderen Problemen gegenüber. Trotz – oder genau wegen – all dieser Probleme habe ich mich entschlossen, Journalist zu werden. In unserer Gesellschaft ist ja inzwi­ schen jeder so mit sich selbst beschäftigt, dass es kaum noch Menschen gibt, die mit offenen Augen durch die Welt gehen. Ge­ nau das ist aber eine der Hauptauf­gaben eines guten Journalisten. Darüber hinaus ist Journalismus ein Beruf, der e­ inen im­ mer wieder an die eigenen Grenzen bringt. Für mich ist es zudem der einzige Beruf, bei dem meine angeborene Neugier ideal genutzt werden kann. Um wirklich jour­ nalistisch zu arbeiten, ist es schließlich wichtig, auch unangenehme Fragen zu stellen und den sprichwörtlichen Finger in die Wunde zu legen. Aber es gehört selbstverständlich noch viel mehr dazu, in diesem Beruf zu beste­ hen. Die gründliche Recherche ist es bei­ spielsweise, die einen echten Journalisten von den modernen Bloggern unterschei­ det. Jetzt also den Journalismus für tot zu erklären, wäre genau das Falsche. Es braucht junge Journalisten, die durch harte Arbeit den guten Ruf, den der Jour­ nalismus einmal hatte, wieder herstellen. Dabei möchte ich mithelfen und bin bereit, dafür viele Hürden zu überwin­ den. Der Journalismus durchlebt ohne Zweifel einen Wandel, aber Wandel be­ deutet nicht gleich das Ende. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen immer noch seriösen Journalisten vertrauen. Deshalb bin ich der Meinung: Journalism is not dead – and will never die.

als Journalistin zu legen. Gleich in der ersten Vorlesung hat mich mein Profes­ sor aber auf den Boden der Realität zu­ rückgeholt: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich im Journalismus lande, sagte er, sei geringer als eine Karriere als Immobilien­ maklerin. Diese Aussage traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Hatte ich doch geglaubt, dass ich mit einem Studium am ehesten mei­ nem Traumberuf näher kommen würde. Im Gegenteil, wurde mir erklärt. Ein Publi­ zistik-Studium werde im Journa­ lismus sogar weniger geachtet als ein Pflichtschulabschluss mit einschlägiger Berufserfahrung. Nach dieser niederschmetternden Er­ kenntnis habe ich aber keineswegs aufge­ geben. Ich habe gelernt: Im Journalismus darf man nicht wählerisch sein. Man nimmt, was man kriegen kann. Also habe ich meine Fühler in alle Richtungen aus­ gestreckt. Wenn ich unbezahlte Praktika absolvieren oder Artikel ohne Gage ver­ öffentlichen durfte, war ich froh darüber. Denn es sind die Erfahrungen, die ich ­gemacht habe, und es sind die Kontakte, die ich geknüpft habe, die mich meinem Ziel näher bringen. Als Journalistin möchte ich die Men­ schen aufklären, sie informieren und ih­ ren Horizont erweitern. Vielleicht auch einigen die Augen öffnen. Ich könnte mir keinen interessanteren Beruf vorstellen. Trotz Prekariat, trotz mieser Bezahlung und trotz geringer Chancen am Arbeits­ markt: Der Journalismus hat viele span­ nende Anreize und jede Menge frischen Wind zu bieten. Ich möchte Journalistin werden – nicht des Berufs, sondern der Berufung wegen. TREND bestseller

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So sieht die

Mittendrin statt nur dabei: Warum virtuelle Realitäten das nächste

Sex könnte zum Killer-Content werden und den VR-Boom befeuern 70

TREND bestseller

Foto: samsung

Aus der ersten Reihe fuSSfrei hinein ins Geschehen – das elektrisiert die Konsumenten

Zukunft aus große Ding sein könnten und wer sich dort heute schon in Szene setzt.

Virtual-Reality-Apps boomen in den diversen App stores

story: Ba r ba r a St eini ng e r

Bis 2020 könnten sich die VR-Umsätze nicht nur in Deutschland versechsfachen TREN D bestseller

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menschen

V

iel Alkohol im Blut, viel Testosteron in der Luft: Das Setting ist eine typisch amerikanische Studentenparty. Es kommt zum Sex, und zwar keinem der einvernehmlichen Art. Das ist der Plot des Films „Perspective: The Party“, der am Sundance-Filmfestival 2015 Publikum und Kritik atemlos zurückließ. Regis­ seurin Rose Troche und Effektspezialist Morris May brauchten dafür gerade einmal zwölf Minuten. Die ersten sechs er­ leben die Zuseher aus der Perspektive des Burschen, die zweiten aus der des Mädchens. „Überwältigend, das Stärkste, was ich je auf einem Bildschirm gesehen habe“, meinte einer der Zuseher. „Das passiert andauernd, jede fünfte Studentin hat das schon erlebt“, zitiert Regisseurin Troche die Statistik. Es ist nicht ­Voyeurismus, der die Eindrücke so stark machte. Es war die neuartige Perspektive auf einen – leider – alltäglichen Vorgang, die die Betrachter bannte und in die ­Szene hineinsog.

­ ahmen, aber innovative Medienhäuser R experimentieren längst mit 360-GradVideos und VR. Traditionell Avantgarde ist die New York Times, die seit bald einem Jahr VRContent produziert und ihr Projekt gleich mit einem genialen Marketing-Schachzug verband: Die New York Times verschenkte eine gute Million VR-Brillen (Cardboard-Modelle, siehe Kasten) an ihre Printabonnenten, die sofort aufspran­ gen und die VR-App rasch zur meist­ genutzten der hauseigenen Apps machten: Es gibt Nachrichtenclips und kleine Dokus. Chefredakteur Jake Silverstein: „Die Nachfrage seitens des Publikums ist groß, und journalistisch betrachtet ist

das ein historischer Wendepunkt in der Art, Geschichten zu erzählen.“ Für den Laien auf den ersten Blick erstaunlich mag das Zusammenspiel von VR und LiveBerichterstattung sein. Tatsächlich werden in den USA bereits Sportereignisse oder Wahlkampfduelle im VR-Modus übertragen. Das Kerngeschäft des Storytelling bleibt aber auch im aufziehenden VRZeitalter die Domäne der Medienhäuser. Wie sie ihre Geschichten in den VR-­ App-Stores zu neuen Umsatzquellen machen können, wird wie bei allen anderen neuen Medienprodukten davon abhängen, ob Qualität, Nachfrage und Positionierung passen. Will heißen: Sind die

Mittendrin sein. Willkommen in der

virtuellen Realität, wo Medienkonsum nicht mehr nur Zusehen und Zuhören bedeutet, sondern im Wortsinne Mittendrinsein: aus der ersten Reihe fußfrei ­hinein in die Leinwand. Seit zwei Jahren kommt keine Medien- oder Technologiekonferenz mehr ohne dieses Schlagwort aus. Die Hoffnung auf eine baldige Durchdringung des Massenmarkts mit Virtual Reality ist groß – ist VR doch ­gerade für die Medienbranche elektrisierend: Neue, fesselnde Erzählformen tun sich auf – und damit die Hoffnung auf neue Umsätze in einer vom Struktur­ wandel schwer geplagten Branche. Das mit den Umsätzen hält sich noch im

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TV-Equipment von morgen: Womöglich ist der Flatscreen von heute schon bald Schnee von gestern.

Fotos: oculus

Konsumenten bereit, für die stärkeren Eindrücke tiefer in die Tasche zu greifen? Gamer – die Frühbucher des VR-Trends, für die VR so etwas wie das natürliche Habitat ist – sind sehr wohl bereit, Geld lockerzumachen und sich besondere Spiel­ erlebnisse etwas kosten zu lassen. Das Phänomen klassischer App Stores – am meisten Geld wird mit Spielen verdient – wird sich auch hier fortsetzen. Heimspiel Sex. Die sicherste Wette auf neue Erlöse sind aber weder Gamer noch Nachrichtenjunkies: Wie stets bei Technologiesprüngen, ist die Erwachsenenunterhaltung ein Schlüsselspieler: Nicht nur bei VHS und Onlinevideo war die Unter­ haltungsindustrie für Erwachsene in der ersten Startreihe. Sex ist der augenfälligste Content für VR – der aufgelegte Elfmeter, sozusagen ein Heimspiel für Profiteure des Trends. Geht es doch um eindrucksvolle körperliche Erfahrungen. Analysten von Piper Jaffray rechnen, dass das VRPorno-Geschäft schon 2020 eine Milliarde Umsatz machen wird. Für Todd Glider, Geschäftsführer der Firma BaDoink, keine verwegene Schätzung: „Für mich ist das eine simple Generationenfrage“, sagt er dem Wired-Magazin, „die nach 1980 Geborenen sind mit der Rund-um-dieUhr-Verfügbarkeit von Adult Content aufgewachsen. Das ist das natürliche Publikum für VR-Pornos und es ist riesig.“ Wer sich als Medienhaus nicht ins ­virtuelle Rotlicht bewegen will, wird sich also rein auf die Rolle der Contentproduktion konzentrieren oder in die VRZulieferindustrie investieren, wie das in den USA Comcast und Time Warner mit dem Start-up NextVR vormachen:

Was Sie schon immer über VR wissen wollten Die Milestones. Als Experimentierfeld inspiriert das Eintauchen in künstliche Welten Künstler und Computermacher seit Jahrzehnten, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorerst auf theoretischer Ebene. Der Prototyp des „TV-Helms“ von Walter Pichler aus den 60er-Jahren ist nichts anderes als die visionäre Skizze für das, was sich heute Head-mounted Display nennt. Nach einem kurzen Aufflackern Mitte der 90er-Jahre ist das Thema dank entsprechender Rechenleistung und Hardware nun tatsächlich eine massentaugliche Technologie geworden: Software rechnet die mindestens 25 Bilder pro Sekunde getrennt für das linke und das rechte Auge. Neben der virtuellen Realität gibt es auch die verschnittene Realität: die Augmented Reality. Die Brillen. VR-Brillen gibt es zurzeit in drei Varianten: Headsets mit direkt verbautem Display, etwa die Oculus Rift oder die PlayStation VR von Sony. Alternativ gibt es Headsets, die mit Smartphones verbunden sind: der klassische Zugang, mit dem sich Handyhersteller wie Samsung dem Thema nähern. Beide Varianten bewegen sich zwischen 400 und 1.000 Euro. Was sie unterscheidet: Die integrierten Headsets wie Oculus antizipieren auch die Kopfbewegungen des Nutzers und übersetzen sie in die virtuelle Welt, 3D spielt sich also nicht nur statisch vor den Augen ab. Die dritte Variante sind

die sogenannten Cardboards, im Prinzip die VR-Variante für „Arme“, der Baukasten für Einsteiger. Hier klemmt sich der Nutzer sein Smartphone mittels Kartonbox und Klettverschluss vor das Sichtfeld. Das ist zwar nicht wahnsinnig komfortabel, aber mit zehn Euro Materialkosten (unter anderem bei Amazon) derzeit die definitiv günstigste Variante. In den VR-Markt steigen immer mehr Unternehmen ein – von Zeiss bis zu Microsoft mit seinem spektakulären HoloLens-Projekt, das echte und virtuelle Welt verschneidet. Die Inhalte. Inhalte gibt es mittlerweile massenhaft: 360-GradVideos etwa sind auf YouTube bereits entsprechend gekennzeichnet. Medien­ häuser wie die NY Times, BBC oder der deutsch-französische Kulturkanal Arte haben eigene Apps. Google hat für seine Cardboard-App eigene Sammlungen im Google Play Store zusammengestellt. Dazu gibt es eine Reihe von VR-App-Stores der Hardwarehersteller – von Oculus bis zu Samsung. Der Unterschied zwischen 360 und VR. Bei 360-Grad-Videos haben die Betrachter einen Rundumblick in der Szenerie. Bei echten VR-Inhalten befindet sich der Betrachter virtuell in einem echten Raum und hat das Gefühl, sich darin auch interaktiv bewegen zu können. T RE ND bestseller

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menschen NextVR hat sich auf die Live-Bericht­ erstattung spezialisiert und arbeitet mit Fox Sports oder dem Konzertveranstalter Live Nation zusammen. Pete Jones ist Produktionschef bei Framestore VR Studio in New York, das seit 2014 ausschließlich auf VR-Produktion setzt. Er hat bereits einige Meisterstücke für Hollywood oder die Werbung abgeliefert: vom VR-Trailer für den Film „Interstellar“ bis hin zu VR-Reisetage­ büchern für die Marriott-Kette. Wie für die meisten Experten ist auch für ihn klar, dass das zweite große Kuchenstück im Gaming-Sektor verteilt wird: „VR ist wie geschaffen für Gaming und hat das entsprechende Publikum natürlich schon heute.“ Welchen Platz VR-Technologien im Journalismus haben werden, ist für ihn noch ein offenes Rennen: „Natürlich kann man die Zuseher ins Geschehen hineinbringen, gleichgültig ob das ein ­ Sportmatch oder ein Kriegsschauplatz ist. VR wird aber wohl eher ein ergänzendes Stilmittel sein, komplementär statt kompetitiv.“ Nonny de la Peña, ehemalige Journalistin und Mitgründerin der Emblematic Group, die ebenfalls mit neuen journalistischen Erzählformen experimentiert, berichtet von tiefer Empathie, die Medienkonsumenten nach dem Betrachten von Beiträgen, etwa Bombenexplosionen in Syrien, zeigten: „Natürlich – man vergisst nicht, dass man hier in einem Raum steht und eine Brille aufhat. Aber es ist eine duale Medienerfahrung. Man sieht das nicht im TV, man ist drin, und das geht an die Nieren. Umso wichtiger ist

es, dass bei diesen Inhalten mit höchsten journalistischen Standards gearbeitet wird. Daher werden journa­ listische Ausbildungseinrichtungen gefordert sein, sich rechtzeitig auf das um den VRAspekt bereicherte Thema Ethik einzustellen. Der Konsument als Superheld. Ob

diese intensiven Erfahrungen Konsumenten tatsächlich mitfühlender machen, ist Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Jeremy Bailenson erforscht das seit mehr als zehn Jahren in seinem Labor an der Stanford University. Was macht es mit Menschen, wenn sie sich einmal in die Rolle des Superhelden, dann wieder in die einer Koralle versetzen lassen? Bailenson versucht nachzuweisen, dass ­ diese Eindrücke so stark sind, dass sie zu nachhaltigen Verhaltensänderungen führen. Probanden, die virtuell einen Baum niedergesägt hatten, griffen tatsächlich weniger in die Serviettenschachtel. Die Frage ist, wie lange solche Effekte an­ halten? Und vor allem, was kann jemand mit bösen Absichten erst anrichten? Betreffend die Langzeiteffekte ist Bailenson ebenso realistisch wie illusionslos über die Einsatzmöglichkeiten: „VR ist in ­seiner Wirkung wie Uran. Es kann die

Virtual-Reality-Apps entwickeln sich zum großen Renner in den Stores, hier am Beispiel von Oculus, einem der VR-Marktführer.

Fotos: samsung, youtube

Erlössicherheit. Die 360er-App von arte be­feuert das Unternehmen mit zusätzlichem Umsatz.

Wohnung heizen, kann aber auch ganze Landstriche zerstören.“ Bekannt ist die Existenz dieses Urans natürlich auch in Österreich und es gibt Medienhäuser und Unternehmen, die sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzen, unter anderem die APA. „Für uns ist das ein wichtigstes Innovationsthema, mit dem wir uns sowohl Content- als auch technologieseitig intensiv beschäf­ tigen“, sagt Clemens Pig von der APA-­ Geschäftsführung. „360-Grad- und 3DVideos sind hier nur der Anfang. Wir

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Big Business in der Zukunft 2016 werden in Deutschland

158

Prognose für den Erwerb von VR-Geräten (stückzahlen in millionen) Quelle: analysis Group

8,4

Millionen Euro mit VR umgesetzt. 129 millionen davon entfallen auf die Hardware (brillen etc.) und 29 millionen auf inhalte.

2016

Quelle: trendstudie computer technology 2016

2020

Wie viel gibt der VR-Nutzer 2016 für den Content aus? Quelle: analysten von piper Jaffray

3 Prozent der Vr-nutzer zahlen 35 Dollar für Adult

Content: in summe 13 Mio. Dollar.

5 Prozent der Vr-nutzer zahlen 56,66 Dollar für Games: in summe 35 15 Prozent der Vr-nutzer zahlen 8,19 Dollar für Filme: in summe 15

a­ rbeiten an ersten Prototypen von mobilen Applikationen für virtuelle Medienanwendungen. Wir sind in der Virtual Reality Association Austria (VRAA) aktiv und hosten künftig auch eine Sitzung des Vereins.“ Know-how made in austria. Mit der VRVis, der Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung Forschungs-GmbH, hat Österreich seit 2000 einen Pionier im Land, der sich auf anwendungsorientierte Forschung spezialisiert – und gerade

im ­Visualisieren geometrischer und geografischer Inhalte federführend ist und damit sogenannte „Smart Worlds“ aufbauen kann, die sich etwa für das Katastrophenmanagement oder neue Schnittstellen für die Interaktion eignen. Wie so oft in den Nischen neuer Technologien: VR-Know-how aus Österreich könnte sich sogar zu einem kleinen Exportschlager entwickeln: Anfang Septem­ ber verkündete das Klagenfurter Start-­ up Bitmovin mit dem Einstieg des renommierten Londoner Finanzinvestors

Mio. Dollar.

Mio. Dollar.

Atomico ein echten Coup. Die Kärntner sind international gefragte Spezialisten für Live-Streaming von VR und haben schon Musikfestivals für die BBC live übertragen. Bitmovin hat einen Firmensitz in den USA: „Wir sind in vielen Projekten in den USA involviert, unter anderem mit großen TV-Anstalten. Es ist spannend, was im kommenden Jahr alles auf den Markt kommen wird. Noch ist es kein Massenmarkt, aber eine Zukunftssäule, die sich rasant entwickeln wird“, sagt Bitmovin-CEO Stefan Lederer.

Erlebnis Newskonsum. Nachrichten im VR-Modus sind im Kommen, auf YouTube gibt es sie in immer größerer Zahl. News werden zum Erlebnis-Event.

TREND bestseller

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Das Ziel des neuen Antennenfernsehens simpliTV: 10 Prozent Marktanteil ­österreichweit

simpliTV wird mit Ende des Jahres rund 250.000 TV-Kunden zählen

Bilder (6): simpliTV

Die TV-Plattform simpliTV eroberte bereits 150.000 ­österreichische ­TV-Haushalte. Mit der ­Umstellung der A ­ ntennen-TV-Haushalte in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland am 27. 10. 2016 werden rund 250.000 ­TV-Konsumenten mehr TV-Sender auch in HD via simpliTV empfangen. Die Senderinfrastruktur und das Programmangebot wurden im Laufe des Jahres weiter ­aus­gebaut, um einen Marktanteil des ­Antennenfernsehens von 10 bis 15 Prozent zu erreichen.

M

it 27. Oktober 2016 wird das Antennen-TV auch in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland HD-fit sein. Mit 19. September 2016 startet die Kommunikationskampagne in Rundfunk, Print- und Onlinemedien. Breite Info-Kampagne Im sechswöchigen Kommunikationszeitraum, 19. 09.–27. 10. 2016, werden die TV-Haushalte über das neue Antennenfernsehen s­impliTV umfangreich informiert, einerseits über Schriftinserts am TV-Bildschirm, die in allen Antennen-TVHaushalten in den Programmen des ORF, ­ServusTV, ATV,­ Puls 4 und 3sat zu sehen sein werden – und andererseits werden Medien alle TV-Konsumenten-Fragen zur AntennenHDTV-Umstellung beantworten.

Die großen Sendeanlagen in Österreich, z. B. der Kahlenberg, der Patscherkofel, der D ­ obratsch, wurden um 20 Millionen Euro modernisiert und HD-fit gemacht, um die ­Antennen-TV-Haushalte mit mehr ­TV-Sendern auch in High Definition zu ver­ sorgen, und das an 365 Tagen im Jahr.

20 Mio. für den Senderausbau Im Rahmen der ­ österreichweiten ­Antennen-HDTV-Umstellung wurden 20 Millionen Euro in die Modernisier­ ung und den Ausbau der ORSSende­technik-Infrastruktur investiert. Somit können TV-Haushalte ins­ gesamt 40 T ­ V-Sender, viele davon in High Definition, mit dem s­ impliTV-Abo empfangen. Perfekte Bildqualität Mit den Investitionen für simpliTV wurde eine Reihe von innovativen Technologien umgesetzt, die dem Antennenfernsehen einen entscheidenden Vorsprung am Markt geben:

Wie empfange ich simpliTV: An den bisher verwendeten Fernseher wird eine simpliTV-Box (€ 24,90) angeschlossen, ein ­DVB-T2-fähiges TV-Gerät wird mit einem simpliTV-Steckmodul (€ 9,90) ausgestattet. Die Box und das Steckmodul sind von 19. 9. bis 30. 11. 2016 (limitiertes Angebot) im Fachhandel sowie im Onlineshop www.simpliTV.at/umsteigen erhältlich.

perfekte Bild- und Empfangsqualität bei jedem Wetter in ganz Österreich sowie ein deutlich verringerter Stromverbrauch. Der nächste Schritt bringt mehr Radioprogramme und noch mehr Vielfalt. Alle ORF-Programme sowie ATV, ­ServusTV und 3sat (alle in HD) sowie Puls 4 und ATV2 (in SD) werden auch weiterhin ohne monatliche Zusatzkosten via simpliTV zu sehen sein. HD-TV in alle Haushalte „Das Ziel ist, dass jene 90 Prozent der TV-Haushalte, die bereits über ein HD-TV-Gerät verfügen, die TVSender tatsächlich auch in HD-Qualität konsumieren. Hier werden noch unglaublich viele bereits bestehende

Ressourcen in den Wohnzimmern brach liegen gelassen“, ist ORF-HDKoordinator Michael Weber überzeugt.

TV-Plattform mit linearen und nonlinearen Diensten, wie z.B. Flimmit, dem Video-on-Demand-Feinkost­ laden, weiterentwickelt.“

Preiswerte Alternative Thomas Langsenlehner, Geschäftsführer simpliTV, konkretisiert das Marktziel der TV-Plattform: „Bereits über 150.000 Kunden haben sich bis heute für s­impliTV entschieden. Mit den bis Ende 2016 angepeilten über 250.000 TV-Kunden ist die simpliTVPlattform in Österreich eine sehr preiswerte und einfache Alternative sowie Ergänzung zu Kabel- und Satellitenfernsehen. Damit aber nicht genug, denn das klassische Antennenfernsehen wird zu einer digitalen

Michael Weber,ORF-HD-Koordinator: „Mit der neuen Antennen-TV-Plattform simpliTV perfekte Bilder bei jedem Wetter in ganz Österreich erleben.“

Bild: simpliTV/Susanne Stemmer

Thomas Langsenlehner, Geschäftsführer simpliTV: „Mit Ende 2016 werden über 250.000 TV-Kunden ihr TV-Programm via simpliTV sehen.“

Mit 27. 10. sind alle O ­ RF-Programme ­sowie ATV, ServusTV und 3sat in HD sowie Puls 4 und ATV2 in SD weiterhin ohne monatliche Zusatzkosten via simpliTV in Wien, Nieder­österreich und Burgenland zu sehen.

www.simpliTV.at Service- und Bestellhotline: 0810 96 97 98 (max. € 0,1/Minute)

Advertorial

Mehr Informationen zur Antennen-TV-Umstellung:

medien spezial 2016

menschen

R e dakt ion : M a rkus G ro l l

Jäger, Sammler, Marionetten Wie Pokémon Go uns in den vergangenen Monaten seltsame Dinge tun ließ.

Weltrekorde

5

Minuten Nutzungsdauer

50

Millionen Downloads

440

Das Spiel schaffte unlängst den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Durchschnittliche Nutzungsdauer pro Tag von AndroidApps in den USA

100 Mio. Dollar Umsatz in nur 20 Tagen

Pokémon Go 43:23 min

Kein anderes Mobile Game hat die Grenze von 50 Millionen Downloads schneller geknackt. Das brachte auch die Server von Spiele­ hersteller Niantic an die Grenze der Belastbarkeit – und darüber hinaus.

Die Dimensionen des „Pokémo Go“-Erfolgs werden klarer, wenn man etwa die Einspielergebnisse von ebenfalls in diesem Sommer gestarteten Hollywood-Spielfilmen als Vergleichsmaßstab heranzieht.

Pokémon Go 19 Tage

Pokémon Go 440 Mio. Dollar

Color Switch 77 Tage

Warcraft 435 Mio. Dollar

slither.io 81 Tage

Independence Day 2 376 Mio. Dollar

Candy Crush Jelly Saga 112 Tage

Angry Birds Movie 340 Mio. Dollar

Agar.io 123 Tage

Star Trek Beyond 235 Mio. Dollar

Piano Tiles 2 183 Tage

Ghostbusters 2 227 Mio. Dollar

Quelle: SensorTower/ Google Play Release Dates

Quelle: SensorTower

206,5 Mio. Dollar im ersten Monat 130 Mio. Downloads im ersten Monat weltweit 70 erste Plätze in den Download-Rankings. Gleichzeitig umsatzstärkstes Spiel in 55 Ländern

43

WhatsApp 30:27 min Instagram 25:16 min Snapchat 22:53 min FacebookMessenger 12:44 min Stichtag: 8. Juli 2016 Quelle: SimilarWeb, Statista

Mio. Dollar Umsatz

Quelle: Guinness Book of Records

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TR END bestseller

N

atürlich hat der Hype um das erste massentaugliche Augmented-Reality-Spiel fürs Handy nach den ersten ­ Wochen bereits ein wenig nachgelassen. Doch vorbei ist er noch lange nicht. Große Länder wie Indien oder China sind noch gar nicht in die Pokémon-Jagd eingestiegen. Und neue Hardware-Anwendungen – etwa ein Wearable, das wie eine Uhr am Handgelenk zu tragen ist und durch Vibrieren mögliche Beute in der Nähe anzeigt – geben der Idee sicherlich noch neuen Schub. Ganz zu schweigen vom Booster durch Apples

illustrationen: fotolia

So boomt Pokémon-Erfinder Nintendo Nach einem Hype Mitte Juli sackte die Aktie von Pokémon-Lizenzgeber Nintendo wieder etwas ab, um mit Apples Ankündigung, „Pokémon Go“ sei auch über die neue iWatch zu spielen, zuletzt wieder zu steigen.

Ankündigung, die neue iWatch Pokémon-tauglich zu machen. Ein erstes Resümee nach dem Start vor drei Monaten zeigt jedenfalls: Die Idee, die Kinderstars der Generation der jetzt 20bis 30-Jährigen in ein modernes Handyspiel zu packen, war ­genial. Der Entwickler Niantic, eine Google-Tochter, brach mit dem Spiel sämtliche Rekorde der Gamer-Szene. Und N ­ intendo als Erfinder des Spielfiguren Pikachu und Co. sowie Lizenz­ geber verdoppelte fast den Unternehmenswert. Die wichtigsten Pokémon-Zahlen und -Facts im Überblick.

Alle „Pokémon Go“-Spieler zusammen haben in den drei Monaten seit der Spielveröffentlichung 4,6 Milliarden Kilometer mit einge­schalteter App zurückgelegt. Das hat kosmische Dimensionen und entspricht etwa der Entfernung zwischen Erde und Neptun (4,35 Milliarden Kilometer) oder rund vier Lichtstunden. Für diese Leistung verbrannten die Pokémon-Jäger in Summe immerhin 540 Milliarden Kilokalorien – rechnet man auch jene Wege und jene Zeit dazu, die ohne App zurückgelegt wurden, weil der Handyakku leer war. Für das Aufladen der Handyakkus braucht man auch faktisch 10,8 Milliarden Kilowattstunden Strom, das ist doppelt so viel, wie alle Windräder in Österreich derzeit pro Jahr liefern.

T REND bestseller

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H e l mu t A . G ans t er er

Wie schreibt man Journalismus?

Vorkenntnisse in Lesen und Schreiben sind ein fantastisches Rüstzeug für den schönsten Beruf der Welt.

II Ein Alter kann sich an den Jungen erinnern, der er war. Ein Junger nicht an den Alten, der er sein wird. II Adam Bronstein

D

as Einstiegszitat dient als Begründung, warum ein Senior Writer diesen Essay schreibt. Das Zentralkomitee des Medien-Specials der Magazine trend und bestseller suchte einen Autor, der vier Bedingungen entspricht. Er sollte (erstens) alle drei „Generationen“ von Journalisten persönlich kennen, die seit der Nachkriegszeit die Branche prägten. Er sollte (zweitens) alle hierarchischen Funktionen bekleidet und (drittens) für alle Arten von Medien gearbeitet haben. Außerdem sollte er (viertens) zu den Tapferen zählen, die den Journalismus auch heute noch als schönsten Beruf verdächtigen. Meine Wenigkeit passe, so sagte man, wie die Zwei-Euro-Münze in den Schlitz eines Magenbitter-Automaten. 80

TR END bestseller

Ich saß anbetend zu Füßen von Nachkriegshelden wie Hermann Polz und Gerd Bacher und sitze heute noch zu Füßen von Hugo Portisch und Robert Löffler, falls diese mit nun 89 und 85 Jahren nicht gerade schreiben oder Fliegenpilze suchen, sondern von den Anfängen des österreichischen Journalismus erzählen, die von vitalen Sündern geprägt waren, nicht von Klosterschülern und Nonnen wie heute. Einer Mittelgeneration wie Gerhard Bronner und Jens Tschebull, die sich einen „neuen Journalismus internationalen Zuschnitts“ auf die Fahnen hefteten, verdanke ich Ausbildung und Förderung. Der aktuellen Digital-Generation bin ich in onkelhafter Begeisterung verbunden. Als Volontär, Redakteur, Chefredakteur und Herausgeber nahm ich Geld von allen Medien, von Print (Tageszeitungen, Magazine, hundertjährige Bauernkalender, Bücher), Radio, TV, Theater. Heute bin ich freier Publizist, also einer jener Steppenwölfe, die mit schaurigem Geheul ihr Futter suchen. Das war nun gewiss mehr, als die klugen Leserinnen und schönen Leser von einem Autor wissen wollen. Doch ist dies ein Medien-Special, dessen leitende Funktionäre so etwas mögen. Außerdem gab es in höflicheren Zeiten des Jour­ nalismus den Legitimationszwang. Man musste nachweisen, dass man zum Thema passte, ihm vielleicht sogar gewachsen war. Wir wollten diese schöne Übung in Erinnerung rufen.

A

ls Freund genialer, international ­erfolgreicher Yachtbauer, der Frauscher-Geschwister in Gmunden, hörte ich in der Werft einen Kunden sagen:

„Wenn du fragst, ob du dir die Zwölf-Meter-Yacht leisten kannst, bist du schon zu arm dafür.“ Das gefiel, denn so ähnlich ist es mit jenen, die zaghaft fragen, ob sie Journalist werden sollten. Sie sind in aller Regel schon ungeeignet. Die meisten erfolg­ reichen Journalisten waren dies früh aus eigenen Gnaden. So, wie große Maler schon als Kind alles anschmierten, machten sie Schülerzeitungen. Sie hatten erste, ungelenke Radiohörspiele verfasst und gleich selbst vertont, mit der armen M ­ utti als tragischer Heldin, vielleicht sogar als Medea. Sie zeigten früh auch die ekligen Eigenschaften späterer Berichterstatter. ­ Beispielsweise uferlose Eitelkeit. In der U-Bahn wollten sie schon als Mittelschüler nicht einer der Zeitungsleser sein, sondern der, der gelesen wurde. Idealerweise als Kolumnist, der seine eigene Meinung unwiderstehlich zur neuen Denk-Norm erhob. Sein Porträt würde die Doppelspalte schmücken. Elegante Frauen würden aufblicken und fragen, ob man der­ jenige sei. Vor dem Spiegel daheim übte man vorsorglich eine bejahende, jedoch bescheidene Geste. Sie würde in der Schönen eine rasende Sehnsucht wecken. Aus diesen Taten und Träumen ist der Urstoff großer Berichterstatter gemacht. Völlig hoffnungslos hingegen jene vielen selbsternannten Journalisten in spe, die fragen, wie „das mit dem Schreiben so sei“. Im Stadium dieser Frage sollten sie, aus natürlichem Schreibzwang und natürlicher Schreiblust, längst Novellen bei Literaturmagazinen eingereicht haben. Oder einen selbst bezahlten Lyrikband in einem On-Demand-Verlag veröffentlicht haben.

Foto: gold36/Fotolia

E

in junger Mann (oder eine junge Dame, denn die Medien-Welt gleitet unmerklich in Frauenhände), der sich beim Textchef eines namhaften Magazins oder einer Zeitung bewirbt, sollte gleich fünf Probearbeiten liefern. Möglichst je eine für jede Rubrik, um die Prüfung seiner speziellen Eignung zu ­erleichtern. Erst dies kann Verleger in den heute dürren Zeiten zu Neueinstellungen bewegen. Für den „geborenen Journalisten“ ist es auch heute noch sinnvoll, sich um ­einen Einstieg zu bemühen. Erstens wird er in einem anderen Beruf nicht glücklich werden. Zweitens steht ein Aufschwung der klassischen Printmedien an. Zumindest nach den Zyklen-Theorien von Nationalökonomen, darunter Nobelpreisträgern. Er wäre schon 2007 fällig gewesen, doch kam dann der unerwartete, kollektive Schwachsinn der Banker dazwischen. Die Finanzkrise lähmte bis heute, bald zehn Jahre danach. So wie gesunde ­Zinsen werden aber auch kerngesunde ­Medien wiederkehren. Bis dahin verdient jeder Unternehmer Bewunderung, der sein Kapital in Medien investiert, die für die Evolution hoher Zivilisationen unerlässlich sind: Klassik (Print, TV, Radio) in Verbindung mit ­Online-Geschwistern. Diese Kombis sind da, um zu bleiben. Das ideale Zusammenspiel ist noch im Stadium von Trial

and Error. Hier spiele ich gerne mit. Gottlob schlug ich alle Einladungen aus, Mitherausgeber alleinstehender Onlinemagazine zu sein. Meine vielköpfige Familie wäre längst verhungert und namenlos verscharrt. Sentimental gefällt mir, dass junge Journalisten, die derzeit keinen Ideal-Job finden, die Hoffnung auf einen „WunderBlog“ haben dürfen. Dass sie im tauben Gestein der unendlichen Blog-Gebirge eine Goldmine freilegen, die sie berühmt und reich macht. Das gibt es. Die Regel aber werden, wie sich abzeichnet, Klassik (Print, TV, Radio) und Online unter einem Dach sein. Einander helfend durch Verzahnung und Erweiterung der Inhalte (Contents). Hauptsächlich aber, um füreinander Werbung zu machen, um kommerzielle Werbung anzulocken, die letzten Endes allein die Kohle bringt.

R

ückblick auf ein Semester, in dem ich mit Vorlesungen für das PublizistikInstitut der Uni Wien beehrt wurde. Deprimierte Studenten. Es war die Zeit, da grausame Zeitungseigentümer spotteten, sie würden eher Künettengraber ausbilden als Publizistik-Absolventen einstellen. Diese standen im Ruf, alles über die ersten US-Railway-Newspapers zu wissen, aber nichts über eine moderne Story. So baten sie mich um einen Schnellkursus im Schreiben. Samt einem Ochsen­

blut-Jade-Stempel am Ende des Semesters: „Geprüft und als Schreib-Genie empfohlen vom trend-Herausgeber“. Sie kriegten, was sie wollten, bis auf den Stempel. Sie mussten aber eine Vorlesung „Grundlagen vor dem Schreiben“ erdulden. Ich wüsste heute gern, was ich darin sagte. Auch den 12-Punkte-Schreib-Kurs referierte ich frei. Ich weiß nur noch, dass ein Ratschlag besonders gefiel und ein anderer gefährlich war. Dass ich die Lektüre von Hemingways „49 Depeschen“ empfahl („man kann nur so gut schreiben, wie man gut gelesen hat“), fand Gefallen. Hingegen war „einer Ihrer Tipps“, wie ein Publizistik-Student schrieb, der von einer Regionalzeitung engagiert worden war, „beinahe tödlich für mich“. Ich hatte gebeten, keine Gemeinplätze zu verwenden. Nie wieder „er kennt sich aus wie in seiner Westentasche“, wo doch keiner mehr Westen trage. Nie wieder in Reise-Reports von den „ausgetretenen Pfaden des Massentourismus“ schreiben. Der Ex-Student und nunmehrige Regionalredakteur belehrte mich: „Meine Leser lieben die Stereotype. So können sie jeden Halbsatz vollenden und haben das Gefühl, die Story selbst geschrieben zu haben.“ Mein Kreativ-Kurs, wie ich daraus lernte, war leichtfertig auf die Hausmagazine trend und profil und deren intellektuelle Leser ausgerichtet. Er hätte vielleicht noch für Presse und Standard und die ­großen Bundesländer-Zeitungen gegolten. Aber schon nicht mehr für Bücher und Drehbücher und Theatertexte, wie ich später erkannte, als ich damit fremdging. Jedes Medium braucht seine eigene Tonalität, seine eigenen Straffungen und Dehnungen, seinen eigenen Wortschatz und arteigene Pausen. Ein nach jedem Grashalm schnappender Freelancer und Steppenwolf muss also mehr Schreib-Sprachen können als ein satter Sitz-Redakteur eines Printmagazins. Er muss auch irgendwie freundlicher sein. Das ist aber eine andere Geschichte. Vielleicht für das nächste trend. bestseller-Medien-Special der „unendlich verdienstvollen Verlage News und Manstein“ (Copyright: Steppenwolf ). In diesem Sinne: NEXT YEAR, SAME STATION.  Helmut A. Gansterer ist ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber des trend und heute freier Publizist. T REND bestseller

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Was ich den geschätzten Leserinnen und Lesern dieses Heftes immer schon sagen wollte: Warum Österreich genau die Medien hat, die es hat.

V

ielleicht sollte ich berich­ ten, welche Medienfrage mir immer gestellt wird. Dass ich sie mit immer grö­ ßer werdender Mühe be­ antworte, gehört ebenso zu ihr wie die Beobachtung, dass die Frage inmitten der Digitalisierung zu ver­ schwinden droht, weil die Antwort auf sie nicht mehr in unserer Reichweite liegt. Es ist die Frage, warum Österreich, ein einigermaßen normales europäisches Land von weltweit kaum erreichtem Wohlstand, jene Medien hat, die es eben hat. Und was man tun könnte, um diesen von den Fragestellern naturgemäß als unbefriedigend emp­ fundenen Zustand zu än­ dern. Diese Frage wird mir seit Jahrzehnten gestellt. Es ist nicht so, dass alle unsere Medien schlecht wären. Was ist ein schlech­ tes Medium? In meiner merkwürdigen Privatdefi­ nition ist ein Medium schlecht, wenn es über seinen Geschäftszweck hinaus nichts zu jener Gesellschaft beiträgt, in der es ­erscheint. Wenn es sein Publikum weder kulturell noch politisch bereichert. Der hiesige Markt sei nicht groß ge­ nug, um gute Medien zu tragen, heißt es. Nun ist der österreichische Markt sowieso ein buntes Durcheinander aus öffentli­ cher Intervention und der verlegerischen Kunst, sich dieser Intervention zu bedie­ nen. Dass Österreich es könnte, demons­ triert der Radiosender Ö1 jeden Tag. Er ist werbefrei, und er nimmt im Rahmen des öffentlich-rechtlichen ORF eine Son­ derstellung ein. Als einigermaßen unbe­ einflusster politischer Raum hat er auch

II Der heimische Markt ist ein buntes Durcheinander aus öffentlicher Inter­vention und der Kunst der Verleger, sich dieser zu bedienen. II

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seine Informationsqualität so gesteigert, dass seine Journale zum Ärgernis vieler Politiker wurden. Die Digitalplattform orf.at profitierte vom mächtigen Mantel ihres Mutter­ unternehmens. Aber vergleichen wir die Qualität von orf.at mit jener anderer ­digitaler Plattformen, sehen wir, dass die Abwesenheit von kommerziellem Zwang ­inhaltliche Wunder wirkt. Die Privatradios hingegen, rein kommerziell orientiert, haben nichts hervorgebracht, was man auch nur in die Nähe von Medienqualität rücken könnte. Unter den Printmedien kommt, von den übersubventionierten Boulevardme­ dien einmal abgesehen, vor allem die Wiener Zeitung der Idee eines öffentlichrechtlichen Printmediums nahe. Und ­siehe, auch die Wiener Zeitung ist weit besser als der österreichische Durch­ schnitt. Muss man, um ordentliche Zeitungen, audiovisuelle oder digitale Medien zu ­erhalten, also den Markt außer Kraft set­ zen? Nein. Warum hat die kleine Schweiz qualitätsvolle Medien? Weil die Marktteil­ nehmer, also jene, die Medien finanzieren, und jene, die sie konsumieren, sich ein ge­ wisses gesellschaftliches Verantwortungs­ bewusstsein bewahrt haben. Es ist ja nicht so, dass der Markt ein übernatürliches Wesen wäre. Er setzt sich aus Menschen zusammen, die Entschei­ dungen treffen und nicht Naturgesetzen folgen. Es wäre schön, wenn alle Markt­ teilnehmer, gerade auch jene der werbe­ treibenden Wirtschaft, ein Gefühl dafür entwickeln würden, dass es ihre Entschei­ dungen sind, die den Medienmarkt mit­ gestalten. Auch sie müssen sich fragen, warum österreichische Medien so viel schlechter sind, als sie sein könnten.

Foto: irena rosc

Armin Thurnher ist Herausgeber der Wochen­ zeitschrift Falter.

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