Gottfried Semper. Wer nur diesen Namen hört, Ist davon ganz schnell betört, Den Blick nach Dresden hin zu lenken Und muss an dessen Oper denken. Semper scheint’s, er will es weisen, Nach Dresden gerne mal zu reisen. Jenseits von der Elbe Auen Kann man auf die Oper schauen. Rein zu kommen, ist nicht leicht, Weil’s an Karten niemals reicht. Fragt man nun mal leise an: Wer war Semper, welcher Mann? Fragt dann dies ein Hanseat, Freut es ihn dann in der Tat: Ja, der Semper war desgleichen. Hamburg darf die Hand ihm reichen. Sein Vater war da schon bekannt Als ein Wollwarenfabrikant. Am Neuen Wall man erstmal wohnte, Der Hopfensack sich dann mehr lohnte. Altona war auch bekannt, Gehörte zu der Dänen Land. Dahin trug man’s Kind zur Taufe. Später in der Zeiten Laufe Ist man nach Altona gezogen, Macht um Napoleon nen Bogen. Geht’s um die Schule, macht der Semper Dennoch keineswegs Geplemper, Geht nach Hanseatenart Auf’s Johanneum und nicht spart, Da das Abitur zu leisten, Macht es dann so wie die meisten, Beginnt bald mit dem Studium, Auch das exakt und mit viel Mumm. Ab geht es nach Göttingen, Mathematik vor allen Dingen, Aber auch noch die Geschichte Nimmt er näher zu Gesichte. Als nächstes ward er inscribiert In München, wohin er geführt Als Student der Architektur, Der Kunstakademienkultur. Danach fängt er zu wandern an, Was er sich so leisten kann, Wandert viel durch deutsche Städte, Wo er manches wohl erspähte. Sieht er da gewiss schon viel, Ist Paris erstmal sein Ziel.

Ein Architekt, der Christian Gau Erscheint ihm da als Lehrer schlau. Wie man baut ein Krankenhaus, Da kennt er sich bestens aus. Gottfried, schnell sich ihm verbindet Und selbst gute Arbeit findet. Er fängt selbst an mit Entwürfen Und will dann auch noch tiefer schürfen. Les jardins des plantes die sind phantastisch, Machen Semper enthusiastisch, Studien zur Naturwissenschaft Setzen sie so auch in Kraft. Kurz zum Bau in Bremerhaven, Bald in Paris ihn wieder trafen 1830 Revolutionäre. Denen gab er sehr viel Ehre. Reisen in antike Welten Ihn vor neue Fragen stellten. War’n Bilder und die Plastiken, Die jetzt grau und farblos blicken, Einstmals leuchtend bunt bemalt? Der Frage Untersuchung galt. So entdeckt er mit Genie Eindeutig klar Polychromie, In Rom die Säule des Trajan Führt er als ein Beispiel an. Ja, und dann – wir wissen’s ja, Ging’s zurück nach Altona, Zu dem Conrad Hinrich Donner, Der da brauchte für den Sommer Auf seinem Grundstück dicht am Strand Ein schönes Haus nach seinem Stand. Der Auftrag war dem Semper recht. Alles setzt er in Gefecht: Einen schönen Kuppelbau, Oktogonal, aus Glas genau Und von Eisen eingefasst. Was alles da zusammen passt: Gewächshaus und Orangerie, Ein Pavillon erweitert sie, Wo man manches unterbringt, Mit Sammlungen so vieles Ding, Womit der Kunst auch wohl gedient, Wie’s einem Donner wohl geziemt. Was Semper selber noch betrifft: Immer hat er mit im Griff, Das alles recht beleuchtet wird; Denn die Dunkelheit verwirkt Alle Schönheit, die erbracht.

Die versinkt dann in der Nacht. Für Semper war’s das erste Werk. Da richtet sich das Augenmerk Vieler interessierter Leute Auf Semper, den man nun nicht scheute, Ihn mit Aufträgen zu häufen, Die gehen durch der Zeiten Läufen. Doch erstmal geht’s nach Dresden hin Und dieses gleich mit Hochgewinn. Professor wird er der Akademie Der Künste, dass Baukunst wohl gedieh. So wird er Sachsen einverleibt. Als Königs Untertan ihn’s treibt, Diesem auch den Eid zu leisten. Die Professur erfreut am meisten. Direktor der Bauschule wird er auch. Logenbruder sein war Brauch. In Hamburg macht nur so was Pein. Kann Hanseat denn Sachse sein? Doch wiederum ist man auch stolz: Der Semper ist aus unserm Holz. In Dresden hat er vorgelegt, Was uns heute noch bewegt, Erweiterung des Zwingerforums, Entwürfe zu dem, was noch vor ist, Das Hoftheater geht voran. Damit fängt er alsbald an. Und ist es grade erst verputzt, Wird es künstlerisch genutzt. Carl Maria Weber erst, Doch danach der Dichterfürst Torquato Tasso von Herrn Goethe Und schließlich gegen alle Nöte Ist dann Richard Wagner da, Kapellmeister, dem Semper nah, Führt da seine Opern auf, Beginnt da mit dem Siegeslauf. Das Zwingerforum wird bedacht, Wie man’s wohl am schönsten macht. Drüber fällt es schließlich ein: Ne Bildergalerie soll’s sein, Durch die das Ganze abgeschlossen, So dass der Anblick wird genossen. Um sich recht zu informieren, Will Semper es nun nicht genieren, Nach Italien zu reisen,

Um mehr Kenntnis aufzuweisen. Inzwischen ist er Ehemann Von einer Frau, die auch was kann. Die Tochter ist sie vom Major, Bertha Thimmig stellt was vor In gehobener Gesellschaft. Sechs Kinder werden angeschafft. In Dresden ward alsbald begonnen, Was dieser Stadt so viel gewonnen: Hofkirche, Schloss und Galerie Mit dem Zwinger, wie’s gedieh Zur einmaligen Kulisse, Die zu preisen man wohl wisse. Was hat Semper aufgebracht, Dass er so was mit gemacht, Den Maiaufstand 1849? Das war der Sache nicht grad würzig. Er musste da die Flucht ergreifen. Doch sollen seine Pläne reifen. Da kam Karl Moritz Haenel dran, Dass der Plan dann doch gewann. Semper war Republikaner Und für Bürgerrechte Mahner. Man ist erstaunt, wenn man drauf schaut, Dass er Barrikaden baut, Um die Aufständischen zu schützen Und Ihrem Anliegen zu stützen. Doch der Aufstand ging daneben, Semper muss sich da wegheben, Flüchtet bis nach Würzburg hin. Mit Steckbrief man verfolgte ihn. Man sah in ihm den Rädelsführer, Des Aufruhrs schlimmsten Anrührer. Das ging nun hin so manches Jahr. Für Dresden er verloren war. Da hatte er noch mehr gebaut, Die Synagoge, ihm vertraut, Für Oppenheim ein Villenhaus, Ein Palais sieht prächtig aus, Das Martinihospital Scheint auch so als ein Denkmal Seiner vielen Tätigkeiten, Die Dresden herrlich zubereiten. Doch Dresden will nicht mehr beglücken, Gottfried Semper kehrt den Rücken.

Als die Oper wird vernichtet Und schlimmes Feuer sie zurichtet, Sendet man wohl nach ihm aus, Zu bauen da ein neues Haus. Doch er schickt Entwürfe nur, Sein Sohn Manfred auf der Spur Macht sich an das Bauwerk ran, Dass es fertig werden kann. Manfred war auch Architekt, In dem Vaters Geist geweckt. O, so sieht man wunderschön Bald die Semperoper stehn. Dresden doch vermisst ihn sehr, Gottfried aber reist umher. Paris sieht ihn und London auch. Doch meistens tritt er auf den Schlauch. Er schreibt von seiner Kunst viel nieder. Endlich wird er sesshaft wieder. Freund Wagner war es, der empfiehlt Ihn nach Zürich wohlgezielt. Da wird er wieder mal Professor Und es geht ihm endlich besser. Was da ganz neu ist entstanden, Von ihm geleitet, noch vorhanden, Ist das Polytechnikum. Der Baukunst gibt es neuen Mumm. Und weit reichen da die Fühler, Sind Architekten Semperschüler. Auch Sternen gibt er das Geleit, Wenn man die Sternenwarte weiht, Die in Zürich er erbaut, Dass man in den Himmel schaut. Er baut auch in Winterthur, Ist nun auch allein nicht nur, Holt die Familie in die Schweiz, Muss nicht leiden mehr mit Geiz. Obwohl ihm Zürich wohl gefiel, Nahm Gottfried dann noch Wien zum Ziel. Er hatte schon so manche Pläne, Dass der Kaiser dort sich sehne, Ihn für manches zu gebrauchen. Er ließ seinen Kopf auch rauchen, War da glücklich doch nicht immer, Konkurrenten ohne Schimmer Machten ihm das Leben schwer. Dennoch ist es keine Mär: Vor der Hofburg Hofmuseen Sah nach Semper man entstehn, Für Kunst und Naturwissenschaft

Wurden diese angeschafft. Auch ein Thronsaal ist erbaut, Der nach Semperart drein schaut. Semper wurde hoch geehrt. Den höchsten Orden war er wert: Den Pour le mérite für Wissenschaft Und Kunst von Preußen ihm vermacht. Vieles ist von ihm geblieben, Auch solches, das er aufgeschrieben. Und in Hamburg Architekten Ihren Wind nach Semper steckten. Am liebsten wären sie die Schlauen, Möchten nur Theater bauen. Aber, ach, so geht es nicht. Hamburg nahm sie wohl in Pflicht, Aber anders als gedacht, Hamburg wird ganz neu gemacht. Da kommt auch schließlich der Ernst May Als Städtebauer noch herbei. Tüchtig ist auch dieser Mann, Der auf neue Baukunst sann. Semper aber bleibt die Spitze. Ein Nachahmer macht nur Witze. Auch mein Vater sah das klar, Wenn er auch bei Donner war Und für Donners Nachkommen, Die auf Bauen auch gesonnen, Hier und da mal was gebaut, Bescheiden hoch zu Semper schaut. Zuletzt war er dann auch so frei, Wird Mitarbeiter von Ernst May. Schließlich faltet der die Hände, Vater bringt das Werk zu Ende. Wie’s mit Sempers Baun gewesen, Kann man in seinen Schriften lesen. Der Stil in Technik und Tektonik Oder praktische Ästhetik Gibt schon tiefesten Einblick. Es war wohl das beste Stück. Es erschien erst ziemlich spät, 1860/63 wird’s erspäht. Vorher schon mit sehr viel Gunst Entstehn „Vier Elemente der Baukunst“. Das war 1851. Das Jahr darauf dann auch noch zünftig: „Wissenschaft, Industrie und Kunst“ Vater las das mit Vernunft.