Die Verfolgung folgender Ziele steht im Vordergrund:

Dairyman Projekt Ziele des Dairyman-Projektes Die Milchviehhaltung stellt den wichtigsten Betriebszweig der Landwirtschaft in Mittel- und Nordwest-E...
Author: Hildegard Bayer
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Dairyman Projekt Ziele des Dairyman-Projektes

Die Milchviehhaltung stellt den wichtigsten Betriebszweig der Landwirtschaft in Mittel- und Nordwest-Europa dar. Sie bietet Arbeit für ungefähr 250.000 Milchbauern und Beschäftigte in der vor- und nachgelagerten Produktionskette. Die immer intensiver werdende Bewirtschaftung führt zu einem erhöhten Einsatz von Energie, Düngemittel und Kraftfutter. Diese Faktoren, sowie eine stetig steigende Viehbesatzdichte können zu einer erhöhten Belastung und Verschmutzung der Umwelt führen, mit z.B. Stickstoff, Phosphor und Methan. Das Interreg-Projekt Dairyman hat zum Ziel, in Zusammenarbeit mit Beratern und praktizierenden Landwirten, Lösungen und Wege für eine nachhaltige Milchbewirtschaftung aufzuzeigen, eine Milchwirtschaft, die sowohl ökonomisch, ökologisch als auch sozial vertretbar ist. Der Begriff „Dairyman“ setzt sich aus den Wörtern „Dairy“ (Milch) und „man“ (Management) zusammen. Dairyman zielt auf eine nachhaltige, d.h. sowohl ökonomisch, ökologisch, als auch sozial vertretbare Milchviehwirtschaft. Die Verfolgung folgender Ziele steht im Vordergrund: Optimierung der Produktionsfaktoren Umsetzung der ökologischen Anforderungen Austausch von neuen Erfahrungen

Projektpartner Im Projekt „Dairyman“ sind 14 Organisationen bzw. Regionen NordWest-Europas vertreten: Baden-Württemberg, Belgien, Bretagne, Irland, Luxemburg, Niederlande, Nord-Irland, Nord Pas de Calais und Pays de la Loire. Die Leitung des Projektes gewährleistet die niederländische Universität Wageningen (Department of Plant science). Die Vielzahl an Regionen und folglich die verschiedenen klimatischen, pedologischen (Bodenbezüglich) sowie die unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen, bringen eine sehr große Variabilität der Milchhaltungssysteme mit sich. Diese Vielfältigkeit 2

erlaubt es, eine große Menge an wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen während der Projektdauer von 2009-2013 zu gewinnen und auszutauschen.

Regionen, die am DAIRYMAN Projekt teilnehmen

Projektumsetzung Wichtige Instrumente zum Erreichen der genannten Ziele ist die Kooperation und der Wissensaustausch zwischen Regionen und Ländern. Erfolgreiche Konzepte einzelner Regionen sollen auf andere Regionen übertragen und wenn nötig angepasst werden. Es sollen ebenfalls neue Wege der Bewirtschaftung und Innovationen aufgezeigt und ausgetauscht werden. Dabei bildet die Verschmelzung von Theorie und Praxis, in Form der Kooperation von Pilotbetrieben und Wissenstransferzentren, das Kernstück des Projektes. Insgesamt nehmen über 130 landwirtschaftliche Milchviehbetriebe aus unterschiedlichen Regionen als Pilotbetriebe am Dairyman-Projekt teil. Neun Partnerorganisationen sind als Wissenstransferzentren identifiziert. Weiterführende Informationen: http://www.interregdairyman.eu/

Dairyman in Luxemburg In Luxemburg ist das Lycée Technique Agricole (LTA) sowohl Projektpartner, als auch Wissenstransferzentrum des DAIRYMAN-Projektes. Die gewonnenen Erkenntnisse zur Umsetzung einer nachhaltigen Milchproduktion können 3

so direkt an die zukünftigen Betriebsleiter während ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung vermittelt werden. Das Dairymanteam im LTA setzt sich aus Fachlehrern und Agraringenieuren zusammen, welche die Grünlandversuche in Erpeldingen durchführen, sowie die nationalen und internationalen Grünlandtage mitorganisieren. Sechs Luxemburger Milchviehbetriebe sind im Pilotbetriebsnetz von Dairyman integriert. Mit diesen Betrieben sollen verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit konkret auf luxemburgischen Höfen optimiert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden an andere milchproduzierende Landwirte über Tagungen, Exkursionen und Workshops vermittelt. Claude Felten, Berufsschullehrer im LTA, über die Teilnahme am Dairyman Projekt:

„DAIRYMAN ist eine Chance für die Ackerbauschule, sowie für die Luxemburger Landwirtschaft. Der Kontakt mit renommierten Forschungsinstituten und Wissenstransferzentren erlaubt es, an der Quelle des Wissens wichtige Erkenntnisse zu schöpfen. Die damit verbundene fachliche Weiterbildung der Berufsschullehrer ermöglicht aktuelle Erfahrungen an die Schüler zu vermitteln und somit zur optimalen Ausbildung zukünftiger Milchproduzenten beizutragen. Die Arbeit mit Pilotbetrieben bereichert den praxisbezogenen Unterricht und bietet zusätzliche Möglichkeiten für Schüleraustausche.“

Zusammenarbeit mit der Bio-Bauere-Genossenschaft Lëtzebuerg (BIOG) Ein Ziel des Projektes ist es, bestehende Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Organisationen in Europa aufzuzeigen. Im Sinne einer nachhaltigen Milchwirtschaft ist die Kooperation zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Organisationen in Europa von Bedeutung, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe stärkt und hilft, ökologische Anforderungen zu erfüllen. Die Kooperation der Luxemburger Biobauern zur gemeinsamen Vermarktung der Milch über die BIOG soll anhand des biologisch wirtschaftenden Pilotbetriebes Marco Koeune aus Harlange, mit dieser Broschüre dargestellt werden. 4

Dairyman Pilotbetrieb-

Marco Koeune „A Mechels“, Harlange (L) Betriebsbeschreibung Der Betrieb Marco Koeune ist einer der sechs Dairyman Pilotbetriebe in Luxemburg. Diese Betriebe werden während des Projektes intensiv betreut und bekommen die Möglichkeit in Kontakt mit Betriebsleitern und Beratern aus anderen europäischen Ländern zu kommen.

Der Hof von Marco Koeune, genannt „A Mechels“ befindet sich in der Stauseeregion, in Harlange. Seit Generationen ist der Betrieb in Familienbesitz. Am Hang des Dorfes gelegen, ist er schon von weitem erkennbar.

Bereits 1998 hat Marco Koeune seinen Betrieb auf die biologischorganische Wirtschaftsweise umgestellt. Hauptmotivation der Umstellung war die Schonung natürlicher Ressourcen in dieser Region, vor allem des Trinkwassers. Die Produkte wie Milch, Fleisch und Getreide werden nach den luxemburgischen bio-LABEL-Richtlinien erzeugt. Marco Koeune: „Es liegt mir am Herzen, die Natur und wichtige Ressourcen wie Boden und Wasser durch meine Bewirtschaftungsweise zu schonen. Die Ressourcen müssen sehr effizient eingesetzt werden, um kostendeckend Milch zu produzieren.“

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Der Betrieb ist spezialisiert auf die Milchproduktion und erzeugt jährlich etwa 270.000 kg Milch mit 45 Holstein Milchkühen. Der Betrieb besitzt einen Zuchtbullen. Die Milchviehnachzucht findet auf dem Betrieb statt. Männliche Kälber werden nach zwei Wochen verkauft, oder für die Selbstvermarktung gemästet. Zur Bewirtschaftung von mageren, artenreichen Grünlandflächen, die in Biodiversitätsverträge eingebunden sind, werden einige Angus-Mutterkühe und ein AngusZuchtbulle gehalten.

Leistungen: Zwischenkalbzeit: 384 Tage Erstkalbealter:

30 Monate

Milchleistung:

5.700 kg/Kuh/Jahr

Kraftfutterverbrauch: -780 kg/Kuh/Jahr -150 g/L Milch Der deutlich niedrigere Kraftf Kraftfuttereinsatz, im Vergleich zu anderen Milchviehbetrieben, deutet auf eine extensivere Bewirtschaftungsweise hin, was jedoch für einen Bio-Betrieb normal ist. Dies spiegelt sich auch in der Milchleistung wieder, die etwas unter dem Landesdurchschnitt liegt. Allgemein ist die Abhängigkeit des Betriebes hinsichtlich der zugekauften Energieträger somit auch geringer.

Der 72 ha große Betrieb ist gut arrondiert, d.h. die meisten Flächen befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Hof. Die arrondierten Grünlandflächen stehen im Sommer für die Beweidung von Milchkühen zur Verfügung. Die intensive Beweidung der Parzellen, nach dem System der Kurzrasenweide, ermöglicht es den Kühen bestes Grundfutter anzubieten und so Kraftfutter einzusparen.

Flächennutzung auf dem Betrieb Koeune 6

Auf den Ackerflächen werden folgende Kulturen und Futterpflanzen angebaut: Feldfutter, Getreidegrünfutter, Dinkel, Triticale und Kartoffeln. Diese Kulturen werden größtenteils zur Fütterung der Milchkühe genutzt. Es wird sehr wenig Kraftfutter zugekauft. Der Betrieb erzielt eine gute Verwertung der eigenen Betriebsfutter.

Da im biologischen Anbau auf synthetischen Stickstoff verzichtet wird, spielt der Anbau von Feldfutter mit Rotklee eine wichtige Rolle in der Fruchtfolge, um die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten. Der Rotklee bindet den Luftstickstoff, welcher dann für das Wachstum der nachfolgenden Kulturen zur Verfügung steht. Die Bio Kartoffeln werden an verschiedene Läden, Restaurants und Kantinen verkauft.

Die BioLandwirtschaft ist selbstverständlich gentechnikfrei

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Kurzrasenweide auf dem Betrieb von Marco Koeune Die Kurzrasenweide hat sich als ein sehr effizientes Weidesystem bewährt, bei dem möglichst viel Milch aus Weidegras produziert werden kann. Die Tiere werden bei einer recht niedrigen Graswuchshöhe (6cm) aufgetrieben. Verglichen mit Heu und Silage (Aufwand Mähen und Einbringen), mit eigenproduziertem Futter (z.B. Futterrüben) und erst recht mit zugekauftem Kraftfutter ist Weidegras mit Abstand das billigste Futtermittel. Während lange Zeit die Steigerung der Milchleistung pro Kühe bei der Kurzrasenweide Kuh (über Kraftfutter und Zusatzstoffe), als einziger Weg zur wirtschaftlichen Milchproduktion angesehen wurde, verzichtet das System der Kurzrasenweide auf teuer erkaufte Höchstleistungen pro Kuh, ist aber wegen der weit geringeren Kosten dennoch wirtschaftlich. Die Kurzrasenweide beginnt möglichst früh im Jahr, wird möglichst lange aufrechterhalten und übt durch einen hohen Tierbestand einen starken Nachwuchsdruck auf das Gras aus. Bei Kurzrasenweidehaltung wird über die gesamte Vegetationsperiode mit hohem Weidedruck gearbeitet. Die Fläche ist praktisch über die gesamte Weidesaison besetzt. Wenn eine Ruhezeit vorliegt, dann dauert diese nie länger als eine Woche. Es muss soviel geweidet werden wie nachwächst. Henri Kohnen, Berufsschullehrer im LTA, über die Kurzrasenweide:

„Durch das System der Kurzrasenweide steht den Kühen immer junges, energiereiches Gras zur Verfügung. In der Weideperiode kann so teures konserviertes Futter ersetzt und Kraftfutter reduziert werden. Es muss zum Beispiel weniger Sojaschrot in der Fütterung eingesetzt werden.“ 8

Biodiversitätsprogramme In Zusammenarbeit mit der Regionalschule aus Harlange, dem Naturpark Uewersauer und dem zuständigen Förster wurden im Jahr 2009 neue Hecken auf dem Betrieb von Marco Koeune angepflanzt. Ziel dieser Heckenpflanzungen ist es, in der teilweise ausgeräumten Landschaft, wieder neue Lebensräume für den Raubwürger, eine gefährdete Vogelart, zu schaffen. Der Raubwürger ist ein Ansitzjäger, d.h. er sucht seine Beute (Mäuse, Insekten) von einer Warte aus, schlägt sie

auf dem Boden und spießt das Beutetier anschließend häufig auf Dornen auf Dornen zwecks Vorratshaltung auf. Demgemäß benötigt der Raubwürger eine halboffene, extensiv genutzte Agrarlandschaft mit abwechslungsreichem, strukturiertem Grünland (Wiesen und Weiden) und mit locker stehenden Bäumen und Büschen.

Raubwürger auf seiner Sitzwarte Verbesserung der Landschaftsstruktur durch Heckenanpflanzungen und Anlage von Randstreifen

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Der ökologische Betriebskreislauf: Tiere und Pflanzen gehören zur Einheit des Betriebes Das Leitbild eines jeden biologisch wirtschaftenden Betriebes ist ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf. Auf die Betriebsflächen werden neben den Marktfrüchten auch Futterpflanzen für die Tiere erzeugt. Die pflanzlichen Abfälle und der tierische Dung (Stallmist oder Flüssigmist) werden auf die Betriebsflächen zurückgeführt und stehen als Nährstoffe für das Pflanzenwachstum zur Verfügung. Da die Besatzstärke systembedingt niedrig ist, wird die Gefahr von Nährstoffüberschüssen, welche Umwelt und Grundwasser belasten, reduziert.

Quelle: Agrikultur

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Die Wertschöpfungskette der BIOG-Milch

Die Bio-Bauere-Genossenschaft Lëtzebuerg (BIOG) Gegründet 1988 von einigen biologisch-dynamisch arbeitenden Bauern unter dem Motto: „individuelle Hofprodukte gemeinsam vermarkten“, hat die BIOG derzeit 34 Bio-Produzenten (31 Landwirte, 3 Gärtner) sowie 8 Nichtproduzenten als Mitglied. Der Vorstand besteht aus 9 Mitgliedern.

Ziel ist die Verarbeitung und die Vermarktung der produzierten Güter, die durch eine biologische Landwirtschaft, welche nachhaltig die Umwelt schützt, produziert werden. Jeder Landwirt, Gärtner oder Winzer, der in einem der luxemburgischen Bio-Vereine Mitglied ist, kann Mitglied der Genossenschaft werden. Marc Emering, Präsident der BIOG:

„Aus Sicht der Bauern steht die BIOG-Genossenschaft mit der gleichnamigen Marke “BIOG“ für die Vermarktung ihrer Produkte. Eine starke Marke bedeutet Sicherheit für den einzelnen Produzenten in dem Sinne, dass er sich nicht täglich mit Vermarktungsproblemen herumschlagen muss, sondern sich auf seine wirkliche Aufgabe konzentrieren kann und zwar die Produktion von gesunden Lebensmitteln. Das Gleiche gilt für den Konsumenten. Seine Erwartungen an ein Bioprodukt sind klar. Er möchte an erster Stelle die Sicherheit haben, ein gesundes Lebensmittel, frei von jeglichen chemischen Substanzen sowie ohne genetisch veränderten Organismen zu kaufen. Mit dem Zahlen der höheren Preisen dieser Lebensmittel trägt der Biokonsument automatisch dazu bei, faire Bedingungen für jeden Akteur, der an der Wertschöpfungskette beteiligten ist, zu gewährleisten. Zusätzlich tut er noch etwas Sinnvolles für die Erhaltung unserer Mutter- Erde und investiert wirklich nachhaltig.“ 11

Zwecks besserer Vermarktung ihrer Produkte hat die Genossenschaft mit anderen biologisch interessierten Menschen und Initiativträgern den Einzelhändler NATURATA und den Großhändler BIOGROS gegründet. Der erste Naturkostladen in Luxemburg öffnete 1989 seine Türen. BIOGROS wurde kurze Zeit später (1992) für die Verteilung und Logistik der BIOG-Produkte, sowie für den Import der nicht regional verfügbaren Produkte, gegründet. Diese einzelnen Betriebe sind auf Basis der Genossenschaft entstanden und umschließen heute eine vollständige Wertschöpfungskette. Die BIOG arbeitet prioritär mit luxemburgischen Unternehmen zusammen, so z.B. der Luxlait, der Moulin de Dieschbourg, Cactus, Houtmann-Odem Sàrl, Moutarderie de Luxembourg, etc. Diese Kooperationen sind der Grundstein für eine erfolgreiche und professionelle Vermarktung der Bio-Produkte in Luxemburg. Die Vermarktung der Bio-Milch, die bis September 2000 in einer Hofmolkerei produziert wurde, konnte ab Herbst des gleichen Jahres in einer Kooperation mit der Luxlait abgesichert werden. Die Schwierigkeit, die sich dabei stellte war einen Weg zu finden, dass die Molkerei auch wirtschaftlich ein Interesse hat, die Bio-Milch auf den Markt zu bringen. Würde sie, wie größere Molkereien vor allem in Deutschland oder Dänemark, einen höheren Milchpreis an die Bauern auszahlen als über den Verkauf dieser Milch zu erlösen ist, müsste das Projekt scheitern. Das Risikopotenzial lag vor allem in der Tatsache, dass in der Regel die Produktionsmenge in der Landwirtschaft nicht mit der Absatzmenge korreliert. Die nicht verarbeitete Übermenge würde die Kalkulation negativ beeinflussen. Um dieser Schwierigkeit zu entgehen, übernahm die BIOG Genossenschaft mit ihren angeschlossenen Milchlieferanten das Risiko der Übermengen, so dass der Luxlait eher die Rolle eines Dienstleisters zufiel. Demnach wurden die Produkte auch unter der Marke BIOG auf den Markt gebracht. Voraussetzung für dieses Modell war, dass der Warenfluss (Milch) ein anderer ist, als der Geldfluss. Dieses Konzept sichert den Produzenten den von der Luxlait ausbezahlten Grundpreis für die Bio-Milch, der gleichzeitig dem konventionellen Milchpreis entspricht. Durch einen von der BIOG zusätzlich ausgezahlten BioPlus erhält der Landwirt einen Mehrwert, der seiner Mehrleistung mehr oder weniger entspricht. 12

Wertschöpfungskette der BIOG-Milch

Wie aus der Grafik „Wertschöpfungskette Bio-Milch“ zu erkennen ist, erfolgen einige Zwischenetappen bis die Bio-Milch schlussendlich im Laden verkauft werden kann. Die Grafik stellt den Waren- (blau) sowie den Geldfluss (schwarz) dar.

Warenfluss der BIOG-Milch (blaue Linien) Die Milch wird auf den Höfen der BIOG-Produzenten erzeugt. An jedem zweiten Tag wird sie von der luxemburgischen Molkerei „Luxlait“ abgeholt. Angekommen in der Molkerei in Roost beginnt die Weiterverarbeitung. Diese Prozesse finden getrennt von der Erfassung und Verarbeitung der konventionellen Milch statt, so dass die Bio-Milch nicht irrtümlicherweise mit der konventionellen Milch vermischt werden kann. Da die abgelieferte Menge an Milch in der Regel nie der verkauften Milchmenge entspricht, wird die überschüssige Bio-Milch zusammen mit der konventionellen Milch in der Molkerei weiter verarbeitet (siehe Begriff „Übermengen“ in der Grafik). 13

Die Bio-Milch wird zu frischer Vollmilch, Halbfettmilch, verschiedenen Joghurt- und Eissorten weiter verarbeitet. Die fertigen Produkte werden über die Luxlait Distribution, BIOGROS und die Provencale an den Einzelhandel verteilt. Änder Schanck, Geschäftsführer der BIOG-Genossenschaft:

„Am Beispiel unserer Milchvermarktung wird deutlich, dass eine Reihe von Gliedern in der Wertschöpfungskette Hand in Hand zusammenarbeiten müssen, um schlussendlich hochwertige Produkte für den Konsumenten bereitzustellen. Dieser Kooperativgeist ist ein Wert an sich, der das Endprodukt nicht verteuert, sondern eher günstiger macht .“

Die NATURATA-Läden, sowie kleinere Bio-Läden werden über den Großhändler BIOGROS beliefert. Dieser holt die Milch bei der Luxlait ab. Sie wird kurz zwischengelagert und anschließend für die einzelnen Kunden kommissioniert und verteilt. Auf diesem Weg werden die NATURATAFilialen mehrmals pro Woche mit frischer BIOG-Milch beliefert. Andere luxemburgische Supermärkte sowie der Gastronomiebereich werden über die Luxlait-Distribution und „La Provencale“ beliefert.

Geldfluss (schwarze Linien) Umgekehrt zum Warenfluss verläuft der Geldfluss. Der Konsument kauft seine Bio-Milch im Bio-Laden oder im Supermarkt. Letztere bestellen mehrmals innerhalb einer Woche Milch und andere Frischeprodukte im Großhandel, welcher die angelieferten Produkte in Rechnung stellt. Durch das im Vorfeld vorgestellte Konzept fließt der Geldfluss nicht direkt zwischen Großhandel und Luxlait, sondern über die Bio-BauereGenossenschaft Lëtzebuerg (siehe Grafik). Diese kauft die Milch der Luxlait ab und verkauft sie an den Großhandel. So zahlt die Luxlait dem Bio-Bauer den konventionell ermittelten Milchpreis, abhängig vom Fett- und Eiweißgehalt der Milch. Zusätzlich erhält der BioBauer den BioPlus, einen Zuschlag der BIOG-Genossenschaft. Für jeden verkauften Liter Milch zahlt die BIOG 10 Cent (ab 2012: 13 Cent) direkt an den Erzeuger, dies zusätzlich zum Milchpreis der Luxlait. Im Jahr 2011 konnten 1,2 Mio. Liter BIOG-Milch vermarktet werden. Ein BioPlus in Höhe von 107.616 € wurde von der BIOG an die Bio-Bauern ausgezahlt. 14

Zusammensetzung des BIOG-Milchpreises von 1,48€/Liter (frische BIOG-Milch 3,5% / Stand Dezember 2011)

Die dargestellten Werte sind auf einen ausgezahlten Milchpreis der Molkerei von 35 Cent/Liter berechnet. Der reale Milchpreis hängt jedoch von den Preisschwankungen des Marktes, dem Fett- sowie dem Eiweißgehalt der Milch ab. Der berechnete BioPlus-Faktor wurde auf Basis der angelieferten und verkauften Milchmenge des Jahres 2011 kalkuliert. Zusammensetzung des Endverkaufspreises der BIOG-Vollmilch:

Der Milchbauer erhält 28% vom Verkaufspreis der Milch. Dieser Wert setzt sich zusammen aus dem ausgezahlten Preis der Luxlait (23,7%) und dem Zuschuss der BIOG (BioPlus von 4,3%).* Luxlait (33%) sammelt die Milch ein, verarbeitet und verpackt diese. Verwaltungsaufwand, Verpackungsmaterial und Marketing werden von den 10% der BIOG finanziert. Der Großhandel erhält 11% für Lagerung und Logistik. Der Einzelhandel erhält 15%. 3% ist der Mehrwertsteuerbetrag, der an den Staat geht. (*) Zusätzlich bekommt der Bauer einen aufgeschlagenen Mehrwertsteuersatz von 10% auf seinen Verkaufspreis. Dieser wurde in der Kalkulation nicht berücksichtigt!

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Das europäische Interreg Projekt

Imprimé le 06/2012

DAIRYMAN hat zum Ziel, ländliche Gemeinschaften der Regionen von Nord West Europa (NWE) zu stärken, in denen Milchproduktion eine große wirtschaftliche Rolle und eine wichtige Form der Landnutzung darstellt. Dies führt zu einem wettbewerbsfähigen Milchsektor, hoher regionaler Wirtschaftskraft und besseren ökologischen Leistungen des ländlichen Raumes. In diesem Sinne kooperieren die Regionen Irland, Nordirland, Bretagne, Pays de la Loire, Nord-Pas de Calais, Wallonie, Flandern, Niederlande, Luxemburg und Baden-Württemberg um die ländliche Entwicklung zu stärken und die Nachhaltigkeit der Milchproduktion zu verbessern.