Die Ursachen der Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise: Was wissen wir (nicht)?

Prof. Dr. Friedrich Schneider 1) Phone: +43-732-2468-8210, Fax: -8209 E-mail: [email protected] Die Ursachen der Weltfinanz- und Weltwirtsch...
Author: Etta Bach
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Prof. Dr. Friedrich Schneider 1) Phone: +43-732-2468-8210, Fax: -8209 E-mail: [email protected]

Die Ursachen der Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise: Was wissen wir (nicht)? Gliederung

April 2009

Einleitung: Einige neue Fakten Weltfinanz- und Wirtschaftskrise – wie brisant? Bankenkrise: Ursachen und Konsequenzen Wirtschaftspolitische Maßnahmen und Schlussfolgerungen ©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

1

Weltfinanzkrise0409.ppt

1. 2. 3. 4.

1. Einleitung Einige Fakten der Weltwirtschaftskrise (1) Mindestens 7 der 20 größten Banken (weltweit) gingen in Konkurs oder wurden verstaatlicht: RBS, Fortis, Dexia, HBOS, Wachovia, Lloyds TSB, Lehman Brothers. (2) Stark schwankender Dollar von 1,00 € zu 1,65 US-$ (April 2008) bis zu 1 € zu 1,20 US-$ (November 2008) (3) Ebenso stark schwankende (fossile) Energiepreise (150 $ pro barrel Juni 2008 zu 45 $/barrel November 2008) (4) Hohe Inflationsraten von 4-5 % in den OECD-Ländern (höchste seit 8-10 Jahren) im Juli 2008; heute (Jän. 2009) 1-2%

April 2009

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2

1

2. Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise Figur 2.1: Twin Deficit der USA (Stand Juni 2008) Laufende Staatsverschuldung (Mrd $) 300

0

236

200

129

Zahlungsbilanzen (Mrd $)

-100

121

-70 -88 -91 -93 -95

69

100

-118

-200

0

-256

-300

-36 -100 -127

-158

-166

-200 -300 -255

-380 -370

-400

-163 -209

-230

-463

-500

-497

-308 -400

-379

-600

-584 -623

-413

-500

-492

-600

-700

-620 -710

-680

20 07

20 08

20 05

20 06

20 03

20 04

20 01

20 02

19 99

20 00

19 97

19 98

19 95

19 96

19 93

19 94

20 08

20 07

20 05

20 06

20 03

20 04

20 02

20 00

20 01

19 99

19 98

19 97

19 95

19 96

19 94

19 93

-800

Quelle: Reuters, 2008.

April 2009

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3

2. Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise Figur 2.2: Devisenreserven (in Milliarden Dollar) wichtiger Länder (Stand Ende 2008)

1411

China 916

Japan 407

Russland 278

Taiwan

Zusammensetzung der offiziellen Währungsreserven in Prozent

255

Südkorea

4,7% 2,8% 2,1%

222

Indien

25,6%

213

Eurozone Brasilien

161 64,8%

Singapur Hongkong

April 2009 Quelle: Reuters.

148 138

US-Dollar

Euro

Britisches Pfund

Japanischer Yen

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Sonstige

4

2

2. Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise Figur 2.3: Volle Kassen; die zehn größten Staatsfonds (Anlagevolumen in Mrd. Dollar, Ende 2008) Anlagevolumen der zehn größten Staatsfonds Vereinigte Arabische Emirate: Abu Dhabi Investment Authority (ADIA)

341

Norwegen

330

Singapur

250

Kuwait China

200

Government Pension Fund Global (GPFG) Government of Singapore Investment Corporation Verschiedene Fonds

300

Saudi-Arabien

875

Kuwait Investment Authority (KIA) China Investment Company

Stabilization Fund of the Russian Federation (SFRF)

Russland

144

Hongkong

140 Hong Kong Monetary Authority Investment Portfolio

50 Australien: Australian Government Future Fund (AGFF) April 2009

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2. Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise Verschuldung privater Haushalte in den USA • 2001: pro Kopf 27.140 $. • 2008: pro Kopf 49.000 $. • Steigerung von 78% über die Periode 2001 bis 2008. • Schuldendienst 2008: 12% des verfügbaren Einkommens, bei einer negativen Sparquote von circa 5% (Durchschnitt).

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3

2. Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise (1) USA Konjunktur 2008 stark abgeschwächt (Hypotheken- und Bankenkrise) – Rezession im vierten Quartal; ebenso Konjunktureinbruch in Japan 2009: 6,7! Prognosen für die USA für 2009: Bestenfalls Nullwachstum oder Rückgang des BIP um -2,0 bis 3,0%. (2) Europa in der Rezession! BIP-Schrumpfung in Deutschland -3,30% und Eurozone 2009: -3,00%; Österreich 2009: -2,0 bis -3,0%. (3) Asien boomt noch – aber abgeschwächt – China und Indien „nur noch“ 6-8% Wachstum für 2009 und 2010. Fazit: USA, Japan und Europa Wirtschaftskrise/Rezession!

sind

2009

und

2010

in

der

(4) USA verliert wirtschaftliche Weltmarktstellung; u.a. durch die ausländischen Dollar-Devisenreserven und Fonds; diese werden möglicherweise die Stabilität des Dollars retten, da sie keinen weiteren Dollarverfall riskieren wollen!

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3. Bankenkrise 3.1. Ausgangspunkt USA (1) Von 2002-2005 sehr tiefe Zinsen (auch bei Hypotheken). (2) Wunsch nach Eigentumswohnung bzw. Haus sehr groß. (3) Haus wird auf Pump finanziert – falsche Versprechen der Banken (zB nicht steigende Zinsen!). (4) Alle Hypothekenverträge mit variablen Zinsen. (5) Bei steigenden Zinsen – steigende Sparrücklagen, d.h. Notverkauf!

Belastung,

keine

(6) Bei Massenverkäufen Æ Schwierigkeit der Banken, Häuser unverkäuflich Æ Hypotheken unverkäuflich!

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Figur 3.1: Entwicklung der Leitzinsen im Euro-Raum und in den USA (2000 bis 2009)

April 2009

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3. Hypothekenkrise 3.1. Ausgangspunkt USA (7) Gleichzeitig (Jahre 2001-2003): Ein Teil des Bankengeschäfts änderte sich radikal – Bank behielt früher die Kredite, Problem der adversen Selektion: wer sollte den Kredit kaufen, wenn nur Bank weiß, ob er „gut“ oder „schlecht“ ist. (8) Daher wurden Kreditrisiken vieler Kunden gebündelt, d.h. sie wurden handelbar gemacht Æ daher verkäuflich; Käufer sind andere Banken, Versicherungen etc. (9) Es sind dies: z.B ABS Papiere (Asset-Backed-Securities); Volumen 900 bis 1000 Milliarden in den USA – davon wahrscheinlich 600-800 Mill. „faul“, d.h. nicht einbringbar.

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5

3. Hypothekenkrise in den USA Figur 3.2: Entwicklung der US-Häuserpreise (%-Veränderung zum Vorjahr, d.h. jährliche Veränderung)

Quelle: Standard & Poor

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Figur 3.3: Struktur von Asset-Backed Securities (forderungsbesicherte Wertpapiere)

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3. Hypothekenkrise 3.1. Ausgangspunkt USA (10) Versagen der Rating-Agenturen – zu gute oberflächliche Bewertung (z.B. Bewertung nur mit dem (tieferen) Anfangszinssatz). (11) Im August/September 2007 beginnt die Krise in den USA mit Zusammenbruch und Verlusten von Banken und anderen Geldinstituten. (12) Danach: Weltweite Ausbreitung wie ein Lauffeuer: Keiner weiß, wo die Risiken stecken – Folge: Angst und Vertrauensbruch, d.h. Banken vertrauen sich nicht mehr gegenseitig – Weitere Folge: starke Verluste der Banken und negative Folgen für die Realwirtschaft!

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Figur 3.4: Dynamik der Bankenkrise

April 2009

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7

3. Bankenkrise - 3.3. Weltweit Figur 3.5: Gefährliches Ungleichgewicht; Bilanzsummen versus BIP 800

704 700

Die Bilanzsummen der größten Kreditinstitute ausgewählter Länder im Jahr 2007 im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des jeweiligen Landes, in Prozent.

500 400

BIP in %

600

332 277

300

215

196 152

200

124

110

88

100

35

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USA

Jap a n

Italie n

Deut s chl .

rreic h Ö ste

Sp an ien

Fran

kreic h

G roß brit .

elux Ben

Schw eiz

0

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3. Bankenkrise - 3.3. Weltweit Figur 3.6: Weltweite Verluste: Was die Finanzkrise die Banken bisher kostete und wie viel neues Kapital in die Institute zu ihrer Rettung floss (in Milliarden US-Dollar, Stand Ende 2008) Abschreibungen und Verluste

Zufluss neuen Kapitals

Citigroup

49,1 29,9

Merrill Lync h

12,1

Washington Mutual

45,6

UBS

28,3

HSBC Holdings

5,1 11,0

22,7 20,7 21,2

Bank of Americ a JPMorgan Chas e

18,8 5,6

12,3

Lehman Brothers

13,6 6,2

10,5

8,6

Fortis

2,8

7,2 7,1 7,0

HBO S

6 ,9

Société Générale

April 2009

18,2

7,3

Bayerische Landesbank

I NG Groep

9,0

7,8

Barclays

7 ,4

¾ d.h. ca. 40% der Verluste wurden vom Staat ersetzt!! Keine Angaben = kein Kapitalzufluss

4,7 6,8 6,7

¾ Weltweite Verluste von 70 Banken Σ 750 Mrd. $ ¾ Weltweiter Zufluss neuen Kapitals Σ 450 Mrd. $

1 0,0

5,8

W ells Fargo

23 ,6 1 3,9

10,5

3 ,0

Credit Agricole

Canadian Imperial Bank

15 ,0

14,4

Royal Bank of Scotland

Credit Suiss e

19,7

15,7

IKB Deut sche Industriebank

Deutsche Bank

4 4,2

27,4

W achov ia Corporation

Morgan Stanley

5 5,1 52,2

9,6

Quelle: Bloomberg, 2008.

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8

3. Bankenkrise 3.3. Weltweit Figur 3.7: Kurssturz weltweit: Jahresveränderung der jeweiligen Banken Ende Oktober 2007 zu Ende Oktober 2008 0 -10 -20 -30 -40

-38

-41 -45

-50

-51

-52

-60

-55

-57

-59

-70

-72

-80 New York DJIA

London Tokyo Frankfurt Paris FTSE 100 Nikkei DAX CAC 40

Sao Milan Paolo S&P/MIB Bovespa

Hong Kong Hang Seng

Russia RTS

Gesamtverlust der weltweiten Börsenkapitalisierung seit Juli 2008 (bis März 2009): -17.400 Mrd. USD. Quelle: AprilThomson 2009 Reuters, 2008.

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3. Bankenkrise 3.2. Weltweit Figur 3.8: Entwicklung des ATX und DAX (Index (2003=100)) von 1.1.2003 bis 30.10.2008

Entwicklung des ATX

Entwicklung des DAX

Quelle: www.derstandard.at, 30.10.2008 April 2009

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Tabelle 3.1: Bedeutung des Finanzsektors gemessen an der Bruttowertschöpfung und der Anzahl der Arbeitnehmer in Länder der Europäischen Union Anteile an der Gesamtwirtschaft (vH) Land/Ländergruppe

Nominale Bruttowertschöpfung Kredit und Versicherungsgewerbe

Arbeitnehmer

darunter Kreditgewerbe

Kredit und Versicherungsgewerbe (in % aller)

2002 bis 2005 (1)

2000 bis 2007 (1)

Belgien

5,9

3,8

3,9

Deutschland

4,6

3,2

3,7

Finnland

3,1

1,8

2,3

Frankreich

4,9

3,1

3,3

Griechenland

5,3

4,3

3,7

Italien

4,7

3,4

3,5

Luxemburg

23,1

15,9

11,4

Niederlande

6,8

4,0

3,7

Österreich

5,3

3,6

4,0

Portugal

6,5

5,3

2,3

Spanien

4,7

3,8

2,7

Euro-Raum

5,2

-

3,4

Dänemark

5,1

3,6

3,4

Vereinigtes Königreich

6,4

4,7

4,8

-

-

3,6

EU-16

April 2009 Preisen; (1) Arithmetisches ©Prof. Dr.Mittel Friedrich Schneider, Universität Linz Angaben in jeweiligen aus Jahresdaten. Quelle: SVR (2008), Tabelle 7, S.84.

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Figur 3.9: Die Verflechung/Interkation von Bankensektor und Wirtschaft

April 2009

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20

10

4. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen und Maßnahmen Tabelle 4.1: Die staatlichen Rettungspakete im Vergleich Land

Beteiligungen an Finanzinstituten

Aufkauf illiquider Vermögenswerte

Höhe der Garantien

USA

750 Mrd. $

450 Mrd. $

Bis zu 2.000 Mrd. $

Deutschland

70 Mrd. € + 10 Mrd. € Reserve Max. 10 Mrd. € pro Bank

Frankreich

400 Mrd. €

Max. 5 Mrd. € pro Bank

40 Mrd. €

-

Spanien

-

30 bis 50 Mrd. €

100 Mrd. €

Italien

-

40 Mrd. €

Unspezifiziert

Österreich Niederlande

Belgien

320 Mrd. €

15 Mrd. €

-

85 Mrd. €

15 Mrd. € für Fortis 10 Mrd. € für ING, weitere 10 Mrd. €

-

200 Mrd. €

15 Mrd. € für Fortis, 10 Mrd. € für Dexia

-

Keine Begrenzung 20 Mrd. €

Portugal Griechenland

-

-

10 Mrd. €

-

15 Mrd. €

-

-

420 Mrd. €

37 Mrd. £

Mind. 200 Mrd. £

Irland Großbritannien

250 Mrd. £

Summe über 12 Länder ~437 Mrd. € ~676 Mrd. € April 2009 Quelle: Commerzbank, Frankfurt, März©Prof. 2009. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

~3.500 Mrd. € 21

Tabelle 4.2: Kosten einer Bankenkrise in ausgewählten OECDLändern Land

Periode

Fiskalische Kosten Einkommensrückga in % des BIP ng (in % des BIP)

Australien

1989-92

1,9%

-

Finnland

1991-94

11,0%

23,1%

Frankreich

1994-95

0,7%

-

Japan

1992-

20,0%

27,7%

Neuseeland

1987-90

1,0%

18,5%

Norwegen

1987-93

8,0%

19,6%

Südkorea

1997-08

26,5%

16,5%

Schweden

1991-94

4,0%

6,5%

Vereinigte Staaten

1981-91

3,2%

5,4%

Quelle: HONOHAN, P.; KLINGEBIEL, D. (2003) April 2009

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11

Figur 4.1: Kernpunkte zur Überwindung der Bankenkrise

April 2009

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4. Wirtschaftspolitische Maßnahmen 4.1. Sofortmaßnahmen der EU-Regierungen gegen die Finanzkrise (1) Überall Erhöhung der (Verdoppelung oder total)

Einlagensicherung

(2) Schnelle Hilfe in großem Ausmaß (Frankreich und Deutschland in einer Woche!) (3) Gute Makro-Entscheidung, aber nur dann eine gute Mikro-Entscheidung, wenn effektive Regulierungsmaßnahmen folgen. Æ Konsequenz: mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kommt der Steuerzahler zum Handkuss – in welchem Ausmaß ist offen! April 2009

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12

4. Wirtschaftspolitische Maßnahmen 4.1. Sofortmaßnahmen gegen die Weltwirtschaftskrise Ausgangslage: Wachstum Welt-BIP 2008: 3.3%! Schrumpfung (Prognose) d. Welt-BIP 2009: -1,7% (IMF) bis -2,75% (OECD) Weltweite Güterexporte: Wachstum Juli 2008 (Weltweite Güterproduktion) Wachstum August 2008: September 2008: Oktober 2008: November 2008:

+28% +15,2% -0,6% -26,0% -42,6%

(+0,4%) (-1,3%) (-4,6%) (-8,9%) (-13,1%)

Beschlossene und angekündigte Maßnahmen gegen die Finanz- und Weltwirtschaftskrise: USA: 6.600 Mrd. Euro oder 9.000 Mrd. USD Deutschland: 700 Mrd. Euro EU (insgesamt) ca. 3600 Mrd. Euro Große Inflationsgefahr!! April 2009

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Tabelle 4.3: Hauptreformvorschläge der Experten der EZB Rating

Volatilitätssteu Bankenaufsicht er (nicht nur Gewinn als Anknüpfungsp unkt)

CDS Derivate

2stufige Bezahlung; Ratingqualität bzw. MarktVertrauen als Öffentliches Gut ZWECK: Interbankenmarkt retten; zudem Innov.

Verlängerung des Zeithorizonts der Manager in Großbanken; unrealistische Zielmarken entfallen ZWECK: Stabilität/ Rationalität

Clearing-Stelle bzw. Börsen etablieren; keine Milliarden für die Banken, ohne dass hier Änderung; auch rückwärts auf Zeitachse VERTRAUEN

April 2009

Umfassende Veränderung bzw. Etablierung von Verantwortung & mehr professioneller, auch ökonomischer Orientierung; VERTRAUEN

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und Strukturreformen langfristig

Entflechtung von Banken bzw. Erhöhung der Wettbewerbsintensität ODER der Regulierung; Quantifizierung bzw. Berichte zu Krisenkosten, Hedge Fonds…

26

13

4. Wirtschaftspolitische Maßnahmen 4.2. Sieben längerfristige Maßnahmen: (1) Die USA müssen sich an internationalen Vereinbarungen zur Harmonisierung der Bankenaufsicht beteiligen. Diese Vereinbarungen können sich am Basel II-System orientieren, das staatlich zu kontrollieren ist. (2) Wiedereinführung der Mindestreservepflicht der Banken bei der jeweiligen Zentral-/oder Nationalbank (3) Europa braucht ein gemeinsames System der Finanzaufsicht. Dabei muss jeder Staat für die Verluste seiner eigenen Banken aufkommen. (4) Einführung einer Finanztransaktionssteuer (Tobin-Tax). Voraussetzung: Alle wichtigen Finanzplätze müssen sie implementieren. April 2009

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

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4. Wirtschaftspolitische Maßnahmen 4.2. Sieben längerfristige Maßnahmen: (5) Investmentbanken, Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften müssen den gleichen Regeln unterworfen werden wie die Geschäftsbanken. (6) Strikt symmetrische Formulierung in den Gehaltsverträgen der Top-Manager, d.h. sie verlieren genauso viel, wie sie gewinnen, Berechnung der Boni+Prämien nach Jahresbilanzen nicht nach Stichtagsbilanzen! (7) Conduits/Zweckgesellschaften und andere Konstruktionen zur Auslagerung des Investmentbanking-Geschäfts aus den Bankbilanzen sollten beschränkt werden, und ebenso müssen die eingegangenen Risiken in den Bankbilanzen transparent werden und die Bank muss den Totalverlust verkraften! April 2009

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

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14

4. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen 4.3. Ein Plädoyer für Marktwirtschaft (1) Weder strengere Gesetze noch schärfere Kontrollen können menschliches Fehlverhalten verhindern. Sie können auch kein tugendhaftes Verhalten erzwingen. (2) Neugier (aber leider auch Gier) gehört zu den Grundlagen einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Das Streben nach Gewinn stimuliert die (Neu-)Gier. Sie lässt Menschen nach besseren Ideen suchen. Niemand weiß im Voraus, wer Erfolg haben und wer scheitern wird. Deshalb ist der Weg in der Marktwirtschaft mit Konkursen und Verlusten gepflastert. (3) Dennoch ist kein anderes Wirtschaftssystem bei der Suche nach Lösungen für komplexe Probleme auch nur annähernd so erfolgreich wie der Marktwirtschaft. Das Zusammenspiel von Freiheit, Verantwortung und Haftung hat trotz aller Krisen zu mehr Wohlstand geführt. April 2009

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4. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen (4) Es geht um einen Abwägungsprozess: Wie ein Richter die gegenläufigen Argumente von Staatsanwalt und Verteidiger gewichten muss, gilt es, die Kosten von Markt- und Staatsversagen gegeneinander abzuwägen. (5) Freie Märkte sollen durch staatliche Regulierungen begrenzt werden, insbesondere dort, wo Marktversagen in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht auftreten kann. (6) Es gilt, zu verhindern, dass Banken/Versicherungen so groß sind, dass sie „too big to fail“ sind, d.h. ihr Untergang auch andere (unbeteiligte) Firmen zerstört und im schlimmsten Fall ein ganzes Land (Island!) oder gar die Weltwirtschaft mitreißt. (7) Es gilt, den Markt so zu regulieren, damit der Wettbewerb funktioniert. Mehr nicht. Das Ziel ist somit eine öko-soziale Marktwirtschaft. April 2009

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

30

15

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

April 2009

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

31

5. Appendix Figur 5.1: USA-BIP-Wachstum 1930-2009 Wirtschaftliche Höhen und Tiefen - BIP-Wachstum in Prozent 25 20

18,9 17,1 16,0

15

13,6

7,0

5

9

4

8

199

199

200

200

5

198

8

3 198

3

1 198

199

8 197

-2,8

198

2

4

2

197

0

196

8 195

2

5

195

195

-2,3

196

8

0

194

-1,1 195

2

5 194

0 194

-4,1

194

5

8

193

193

0

3

193

193

-5

-1,1

-1,3

197

1,9

0

6,5 6,0 6,4 5,9 5,35,9 5,0 5,2 4,74,9 4,5 4,24,04,6 4,4 3,9 3,4 3,2 3,1 2,73,12,2 0,8 1.0 0,1 -0,2 -0,2 -0,5

3,02,6

5

6,4 5,0 4,1

4,4

8

5

196

9,2 7,8

8,2 7,3

196

11,1 9,7

10

-3,0

-8,6

-10 -13,0

-12,6

-15

Quelle: Reuters. April 2009

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

32

16

5. Appendix Figur 5.2: Entwicklung der Haushaltsschulden (Agg. Verschuldung aller Haushalte in Mrd. US$) 3000 2580

2500

2250

2340

2005 2100 1880

Mrd. US$

2000 1680 1410 1410

1500

1490 1520

1230 1010

1000 620 480

500

240

220

20 0 7

20 0 5

20 0 6

20 0 4

20 0 2

20 0 3

20 0 1

19 9 9

20 0 0

19 9 8

19 9 6

19 9 7

19 9 5

19 8 5

19 9 0

19 7 5

19 8 0

0

Jahr Quelle: Census Bureau, Washington D.C April 2009 ©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

33

5. Appendix Tabelle 5.1: Top Ten des „Schreckens“: Die größten Handelsverluste aller Zeiten und ihre Verursacher Name

Unternehmen

Jahr

1. Jérome Kerviel

Société Générale

2008

2. Brian Hunter

Amaranth Advisors

3. John Meriwether

Long Term Capital Management

4. Yasuo Hamanaka

Wetten auf

Verlust in Mrd. Dollar

Dax-Aktien

7,2

2006

Gaspreise

6,5

1998

Zinsen von Staatsanleihen

4,0

Sumitomo Corp.

1996

Kupferpreise

2,6

5. Wolfgang Flöttl / Helmut Elsner

Bawag

2006

Währungs- und Zinsentwicklung

2,0

6. Robert Citron

Orange County

1994

Zinsentwicklung

1,7

7. Heinz Schimmelbusch

Metallgesellschaft

1993

Ölpreise

1,6

8. Nick Leeson

Barings Bank

1995

Nikkei-Aktien

1,4

9. Toshihide Iguchi

Daiwa Bank

1995

Anleihen

1,1

10. Friedhelm Breuers

West LB

2007

VW+BMW Vorzugsund Stammaktien

0,8

April 2009 Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz Quelle: Wirtschaftswoche 28.1.2008/Nr. ©Prof. 5

34

17

5.Appendix Figur 5.3 (Teil 1): Weltweite Verluste: Was die Finanzkrise die Banken bisher kostete und wie viel neues Kapital in die Institute zu ihrer Rettung floss (in Milliarden US-Dollar, Stand Oktober 2008) Zufluss neuen Kapitals

Abschreibungen und Verluste

6,1

M izuho Financial

5,4 5,4 4,9 4,9 4,8 4,8 4,6

Nat ional City Nat ixis Indymac Goldman Sachs Lloyds TSB Landesbank Baden-Württ emberg West LB

8,9 12,0 10,6

7,3

4,0 3,9 2,4 3,6 1,8 3,6 3,5 1,2 3,4 3,2 3,1 2,7 2,6 2,5 2,3 2,3 2,2 2,6 1,9

Dresdner Bank BNP paribas E*Trade HSH Nordbank Rabobank Nomura Bear St earns Bank of China DZ Bank Landesbank Sachsen UniCredit Commerzbank ABN Amro Royal Bank of Canada Fif th Third Bancorp

April 2009

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

35

5. Appendix Figur 5.3 (Teil 2): Weltweit verzockt: Was die Finanzkrise die Banken bisher kostete und wie viel neues Kapital in die Institute zu ihrer Rettung floss (in Milliarden US-Dollar) Zufluss neuen Kapitals 1,7

Dexia

1,6

Mitsubishi UFJ Finanical

1,5

Bank Hapoalim Marshall & Ilsley

1,3 1,3

U.S. Bancorp Bank of Montreal

1,2

KeyCorp

1,2

Groupe Caisse d'Epargne

1,2

Hypo Real Estate

1,6

1,2

Sovereign Bancorp

1,0

Gulf International Bank

1,0

1,9

1,0

Sumitomo Mitsui Financial

4,9

0,8 1,0

Sumitomo Trust and Banking National Bank of Canada

April 2009

2,5

1,4

Alliance & Leicester

DBS Group

Abschreibungen und Verluste

0,7 1,0 0,2

1,1

©Prof. Dr. Friedrich Schneider, Universität Linz

36

18