Die russische Revolution Die Februarrevolution Die unruhige Lage Russlands die seit dem Blutsonntag von 1905 herrschte, erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1917, ausgelöst durch ausbleibende Reformen, eine rückständige Wirtschaft, einen belastenden Kriegsverlauf und eine rückgängige Agrarproduktion. Der größte Teil der russischen Bevölkerung waren Bauern und die Industrialisierung steckte noch in den Kinderschuhen, somit hatte Russland bei einem Krieg zwar eine große Kapazität an Soldaten, doch konnte die Industrie den Bedarf an Kriegsmaschinerie nicht decken. Außerdem fehlten die Soldaten an der Front als Bauern und Fabrikarbeiter. Die Not und die Verbitterung in der Bevölkerung stiegen und die einstige Zarentreue in Russland ging mehr und mehr verloren, dem Zaren wurde Willkür und Inkompetenz im Krieg nachgesagt. Im Januar 1917 verstärkten sich Streiks, Kundgebungen und Demonstrationen, bis am 8. März die Proteste ihren vorläufigen Höhepunkt fanden. Zehntausende von Frauen demonstrierten gegen Hunger, Krieg und den Zaren, ca. 200 000 Arbeiter schlossen sich dem Streik an, der am 10. März im Generalstreik gipfelte. In Sprechören wurde gefordert „Nieder mit dem Krieg!“ und „Nieder mit der Autokratie!“ Die Kosaken sollten die Menge auseinandertrei ben und dem Streik ein Ende setzen, doch die Truppen verweigerten weitgehend den Befehl. Von alledem bekam der Zar nur sehr wenig mit, da er sich ca. 700 km von der Hauptstadt Petrograd entfernt aufhielt.

Außerdem wurde ihm der wahre Ernst der Lage verschwiegen. Trotzdem ordnete der Zar die gewaltsame Unterdrückung der Unruhen in Petrograd an. Am 11. März sollte die Petrograder Garnison den Aufstand niederschlagen. Im ersten Kugelhagel starben 40 Zivilisten, doch die Menge wich nicht fort und letztlich verweigerten auch die zarischen Truppen den Befehl und schlossen sich den Demonstranten an.

Die Abdankung des Zaren und die politische Neuordnung Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Zar auf dem Weg in die Hauptstadt mit der Hoffnung den Unruhen durch seine Autorität ein Ende zu bereiten. Doch die Loyalität zum Zaren war in der Truppe nur noch bei einer geringen Minderheit vorhanden. Die Hauptstadt war nicht mehr unter seiner Kontrolle, und die Duma beschloss eigenmächtig zu handeln und bildete ein Provisorisches Komitee zur Wiederherstellung der Ordnung. Man versuchte den Zaren zu Zugeständnissen, die Russland in eine Demokratie geführt hätten, zu bewegen, doch der Zar weigerte sich, obwohl führende Monarchisten und auch sein Vetter sich aus Angst mit dem Provisorischen Komitee einverstanden hätten. Am 13. März schlossen sich Fabrikarbeiter und illoyale Soldaten zum „Petrograder Sowjet“ zusammen, indem der menschewistische Flügel, gemäßigt und sozialdemokratisch orientiert, die absolute Mehrheit inne hatte, im Gegensatz hierzu lag die Anzahl der radikalen Bolschewisten und der Sozialrevolutionäre zusage unter zehn Prozent. Außerdem befanden sich die bolschewistischen Führer im Ausland, z.B. im Schweizer Exil, in Schweden oder den USA. Am 15. März 1917 erhielt Nikolaus II. zahlreiche Telegramme, u.a. auch von General Brussilow, dem erfolgreichsten General des Zaren , die ihn beschworen, abzudanken um das Land vor Anarchie zu retten und das Fortsetzen des Krieges zu ermöglichen. Unter dem eindeutigen

Urteil seiner Berater und des hohen Militärs verzichtete Nikolaus II. auf seinen Thron und auf den seines Sohnes Alexander, und überließ ihn seinem Bruder, dem Großfürsten Michail. Doch dieser schätzte die Aufstände realistisch ein und machte sich keine Illusionen und lehnte daher am folgenden Tag den Thron ab, was ein Ende der über 300- jährigen Herrschaft der Romanows bedeutete. Der Zar Nikolaus II. und seine Familie (seine Frau Alexandra, seine 4 Töchter und der junge Alexander, sein Sohn) wurden verhaftet und ins Exil nach Sibirien geschickt. Somit lag die Macht, nach der Abdankung des Zaren und der Beendigung der alten Ordnung, in den Händen zweier Organe, dem Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten“ und dem „Provisorischen Komitee“ der Duma, (ab März repräsentiert durch die von ihnen gewählte „Provisorische Regierung“ und unter dem Vorsitz von Fürst Lwow). Die Februarrevolution bestand eigentlich aus zwei verschiedenen Revolutionen. Zum Einen eine Revolution der Bürgerschicht, die Russland nach westlichem Vorbild zu einer parlamentarischen Demokratie formen wollte und sich in der Provisorischen Regierung wiederfanden, zum Anderen eine Revolution der Unterschicht, die auf die „Verwirklichung der alten Gerechtigkeit“ hoffte, die in erster Linie „egalitaristische Komponenten“ (Luks: „Geschichte Russlands...“, S.19) enthielten, diese spiegelte sich im Petrograder Sowjet wieder. Am 13. März erließ der Petrograder Sowjet seinen Befehl Nr. 1, indem gefordert wurde, dass „...[einfache Soldaten] von nun an nicht mehr ihre Offiziere außerhalb der Dienstzeit zu grüßen brauchten“ und dass „alle Waffen der Aufsicht von gewählten Komitees“ ( Gilbert „Geschichte des 20. Jahrhunderts“, S.538 ) unterstanden. Der Befehl sicherte zwar die Loyalität der Truppen, aber diese Demokratisierung der Armee führte teilweise zur Auflösung der Disziplin, daher wurde der Befehl Nr. 1 später wieder eingeschränkt. Die alleinige Machtergreifung wäre für en Petrograder Sowjet ein Leichtes gewesen, doch verhinderten Uneinigkeiten in den eigenen Reihen und Angst vor der alleinigen Verantwortung diesen Schritt, man entschloss sich vielmehr mit der Provisorischen Regierung zusammen zu arbeiten. Die Provisorische Regierung wollte trotz der Unruhen den 1. Weltkrieg zu einem siegreichen Ende führen, im Gegensatz zu den Bolschewisten, die ein sofortiges Ende des Krieges forderten. Aber der größte Teil des Sowjets unterstützte die Meinung eines „Verteidigungskrieges gegen Deutschland“. Die Alliierten waren durch den Ausbruch der Revolution geschockt und man befürchtete, dass man bei einem Verlust von Russland die deutschen Truppen stärken würde und man doch noch im Krieg unterläge. Während die Provisorische Regierung ein Weiterführen des Krieges versicherte, wurden in ganz Russland Sowjets und Räte gewählt, die sich für ein rasches Ende des Krieges aussprachen. Die Bolschewisten einerseits überrascht von dem plötzlichen Beginn der Revolution und anderseits ohne starke Spitze, konnten diese allgemeine Stimmung aber noch nicht für sich nutzen. Die Bolschewisten, die trotz alledem schon lange auf die Revolution gehofft hatten, blieb nur die Statistenrolle in der momentanen Situation. Sie waren mit der Regierung sowie mit dem Sowjet unzufrieden. Es gab zwei Hauptgedanken unter den Bolschewisten. Einige forderten „Alle Macht den Räten!“, während

andere auf ein Zusammenführen von Mensche- und Bolschewiki hofften und daher den Verteidigungskrieg befürworteten, so wie z.B. Stalin, der aber auf rasche Friedensverhandlungen plädierte. Diese Meinung der Bolschewisten fand in der Rückkehr von Wladimir Ilitsch Lenin ein Ende. Die deutsche Regierung sah in Lenin einen Unruhestifter in Russland, was Deutschland für den Krieg zu Gute kommen würde und genehmigte daher die Ausreise Lenins aus dem Schweizer Exil nach Russland durch deutsches Territorium. Einen Tag vor seiner Abreise am 8. April telegraphierte Lenin an bolschewistische Führer, die sich in Schweden befanden : „Unsere Taktik: absolutes Mißtrauen; keine Unterstützung der neuen Regierung; Kerenskji besonders verdächtig; Bewaffnung des Proletariats einzige Garantie; keine Annäherung an andere Parteien.“(„Geschichte des 20. Jahrhunderts“, S.542). Lenin wird im Laufe der Revolution diesem Ausspruch gerecht werden. Lenin wurde jubelnd am 16. April von der Menge begrüßt. In seinen Aprilthesen forderte er 1. sofortige Friedensverhandlungen 2. Landverteilung an besitz- und landlose Bauern 3. Kontrolle der Arbeiter über die Fabriken Lenins vorrangiges Ziel war es allerdings, die Mehrheit im Petrograder Sowjet zu erlangen und eine neue Revolution, die sozialistisch Revolution, beginnen zu können. Die gemäßigten Menschewisten definierten die Februarrevolution analog zur Marx’schen Lehre als eine bürgerliche „in deren Folgen sich die kapitalistische Gesellschaft und ihre demokratische Verfassung erst voll entwickeln müßten, bevor [...] die wesentliche Voraussetzung für eine sozialistische Revolution gegeben war“ (Internet). Doch Lenin unterzog die Marx’sche Lehre einer bolschewistischen Interpretation und meinte, da sich ganz Europa im Krieg befände, könne Russland die Führung übernehmen und eine europäische sozialistische Revolution beginnen. Die neue Idee wurde mit Beifall aufgenommen und Lenin, Stalin und die Führung der kommunistischen Partei begannen bei den Bauern, Fabrikarbeitern und Soldaten gegen jeglichen Krieg Agitation zu betreiben. Trotz der Demoralisierend gelang es Lenin und den Kommunisten nicht, die Mehrheit im Petrograder Sowjet zu erlangen und dieser stimmte auch weiterhin für ein Weiterführen des Krieges, doch an der Front desertierten die Soldaten schon längere Zeit, auch eine drohende Bestrafung änderte nichts an der Situation . Die Soldaten waren sich ihrer Ziele nicht mehr bewusst und sahen ihre aussichtslose Lage, schlechtes bis zu keinem Material und miserable Nahrungsversorgung, jeden Tag gegenüber. Doch die Regierung hielt trotz des immer stärker Auseinanderbrechens der Truppen am Krieg fest. Bis Ende Oktober hatten sich so ca. Million Soldaten von der Front unerlaubt entfernt. Auch die, erst siegreich verlaufene, Brussilowoffensive, die die russische Hoffnung noch einmal steigen ließ, endete schließlich als Fehlschlag und alle eroberten Gebiete dieser Offensive wurden wenige Zeit später gegen wiedererstarkte deutsche Truppen verloren. Dieser Rückschlag bedeutete eine Krise für die Provisorische Regierung, die sich die Bolschewisten zu nutze machen wollten.

Putschversuche von „Links“ und „Rechts“ Im Juli versuchten die Bolschewisten die Regierung zu Stürzen, sie dachten mit Hilfe von Soldaten und Seeleuten die Macht an sich reißen zu können. Bolschewistische Einheiten bewaffneten sich und besetzten verschiedene Punkte in der Hauptstadt, aber der Putschversuch der Julitage wurde gewaltsam niedergeschlagen. Außerdem behauptete man, dass Lenin und andere des früheren Schweizer Exils deutsche Agenten seien, dies wurde u.a. durch die Durchreiseerlaubnis durch Deutschland, um aus dem Exil nach Russland eilen zu können, begründet. Von dieser Behauptung waren die Soldaten enttäuscht und Lenin verlor seine kampfbereite Basis und musste schließlich aus Petrograd nach Finnland fliehen um einer Verhaftung zu entkommen, die viele seiner Mitstreiter ereilte, wie z.B. Trotzki. Wenige Wochen später entstand auf der rechten Seite ebenfalls ein Putschversuch. General Kornilow, der neue Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte, der von Kerenski, dem Ministerpräsidenten und Nachfolger von Fürst Lwow eingesetzt worden war, gewann immer mehr an Prestige in den bürgerlichen Kreisen. Dies wurde für Kerenski zu einem permanenten Ärgernis. Hinzu kam, dass die Provisorische Regierung die Wahlen zur Konstituierenden Versammlung immer wieder Verschob und immer länger ohne demokratische Legitimierung dastand. Kerenstki und Kornilow sprachen unterschiedliche politische Sprachen und so kam es zu häufigen Mißverständnissen und Verdächtigungen die in der, wahrscheinlich unbegründeten, Absetzung Kornilows durch Kerenski endete. In einem Ausruf an die Bevölkerung sagt Kornilow: „Russisches Volk, unser großes Vaterland geht zugrunde! Die letzte Stunde ist nahe [...] die Provisorische Regierung handelt unter dem Druck des bolschewistischen Mehrheit des Sowjets in vollem Einverständnis mit den Plänen des deutschen Generalstabes [...] Ich, Sohn eines Kosakenbauern, erkläre dass ich nichts anderes begehre als die Erhaltung des großen Russlands und gelobe das Volk [...] zur Konstituierenden Versammlung zu führen, in der es selbst sein eigenes Schicksal [...] bestimmen kann.[...]“( „Geschichte Russlands...“, S.41) Die Befürchtung einer Gegenrevolution bestätigte sich, und unter General Krymow marschierte das 3. Kavalleriekorps auf Petrograd zu. Aus Angst vor einer Niederlage verbündete sich die Provisorische Regierung mit Linksextremisten und man ging gemeinsam gegen die Rechten vor. Doch eine wirkliche Gefahr bestand nie, dann während des Marsches auf Petrograd löste sich das Kavalleriekorps entweder auf oder verbündete sich mit den Linken. General Krymow, der Kerenski vor Gericht stellen wollte , beging Selbstmord. Deutlich wurde durch die Kornilow- Affäre aber die eigene Unterschätzung der gemäßigten Sozialisten, also der Provisorischen Regierung, und die Unfähigkeit des Militärs gegen das eigene Volk gewaltsam vorzugehen. Die verhängnisvollste Folge der Affäre war wahrscheinlich die Erlaubnis zur

Wiederbewaffnung für die Linken, die ihnen nach den Julitagen aberkannt worden war.

Die Oktoberrevolution Die Regierung forderte immer noch zum Kampf im Krieg auf, aber Tendenz zu Desertationen nahm weiter zu und die Truppen brachen in sich zusammen. Außerdem wurde die russische Unterschicht immer radikaler und ungeduldiger, da die Gefahr, dass deutsche Truppen die Hauptstadt einnehmen könnten wuchs und wichtige Reformen und Entscheidungen immer noch ausblieben und herausgezögert wurden, denn die Provisorische Regierung wollte mit den Beschlüssen auf die Einberufung der Verfassunggebenden Versammlung warten wollte. In dieser Situation wurden die Bolschewisten immer stärker, die auch weiterhin die Massen radikalisierten. Eine weitere wichtige Persönlichkeit während der Revolution war Trotzki, ein sehr enger Vertrauter Lenins und Vorsitzender des Petrograder Sowjets. Die Sozialen- und politischen Gegensätze verschärften sich, und der Linkswendung und der Radikalität im Volk war die Regierung nicht mehr gewachsen und die Lage drohte in einem Bürgerkrieg zu eskalieren. Lenin verfolgte weiterhin seinen harten Kurs mit großer Entschlossenheit und polemisierte gegen seine Gegner, auch aus den eigenen Reihen. Im Oktober 1917 war die bolschewistische Fraktion demonstrativ aus dem Vorparlament ausgezogen, dessen Zusammensetzung, der zu Beginn der Februarrevolution getroffenen Kompromiss widerspiegelte, die Bolschewisten hielten diesen Kompromiss für überholt und verlagerten ihre Tätigkeiten auf den Petrograder Sowjet. Die Bolschewisten bereiteten einen erneuten Putsch vor, obwohl die Vorbereitungen fast öffentlich ausgeführt wurden, griff niemand ein. Doch innerhalb der eigenen Reihen kam es bei den Bolschewisten zu Bedenken, da viele den Schritt zum Putsch für zu übereilt hielten und auch das Trauma der Julitage wieder auftauchte, doch Lenin hielt jeden Tag, den man zögerte für verschwendet. Die Idee Trotzkis den II. Allrussischen Kongress abzuwarten und eine Legitimation für den Putsch zu erhalten hielt er für vertane Zeit. Man einigte sich schließlich so, dass man den Putsch an dem Termin des Kongresses, am 7.November ausführen wollte. Die Stadt war schnell in den Händen der Aufständler und wichtige zentrale Einrichtungen, wie z.B. der Bahnhof, das Elektrizitätswerk und das Telefonamt, befanden sich unter bolschewistischer Kontrolle , nur noch nicht das Winterpalais, wo sich die Provisorische Regierung aufhielt. Doch die Regierung musste sich fast kampflos ergeben, da ihr keine Truppen zu Verfügung standen und erklärte sich am November um ca. 2 Uhr nachts als besiegt. Somit verlief eine der radikalsten Revolutionen in der Geschichte der Neuzeit beinahe unblutig. Mit diesem Sturz endete die Doppelherrschaft, die seit dem Ende des Zarentums bestanden hatte und eine neue Zeit, die der Sowjets, begann.

Russland unter der bolschewistischen Führung Schon einen Tag nach der Erstürmung des Winterpalais rief Lenin die russische Sowjetrepublik aus und der Petrograder Sowjet, der jetzt nur noch aus Bolschewisten bestand, setzte den, ebenfalls rein bolschewistischen, „Rat der Volkskommissare“ unter der Führung Lenins ein. Lenin sah zwar die Sowjets als die höchste Form der Volksherrschaft und als ein „effektives Vehikel der Zerstörung des bestehenden Staates“ an, aber sah auch, dass sie durch ihre „diffusen und amorphen Strukturen kaum fähig waren den neuen proletarischen Staat“ (Geschichte Russlands...; S.59) aufzubauen. Daher räumte er der Partei eine große Rolle ein, sie bekam absolute Priorität, was der Idee von Marx und Engels wiederum widersprach. Aber Lenin vereinte in seiner Person nicht nur „revolutionären antistaatlichen Maximalismus“ , sondern auch die „staatliche Despotie“, wie es der russische Philosoph Berjajeus ausdrückte. („Geschichte Russlands...“, S.60) Lenin verband die Geringschätzigkeit der Massen (unreife Mündel, daher eine Partei als „reife“ Avangarde) mit der Fähigkeit, dem Willen des Volkes zu folgen. Dies zeigen auch deutlich die ersten Dekrete, die im Rat der Volkskommisare verabschiedet wurden. Zum einen das Dekret über den Frieden indem man der gestiegenen Friedenssehnsucht der Bevölkerung nachkam. Zum zweiten das Dekret über den Grund und Boden, das dem generationsalten Wunsch der russischen Bauernschaft nach der gerechten Verteilung nachkam, und mit dem Dekret über die Arbeiterkontrolle wurde den Industriearbeitern nachgekommen. In diesen Dekreten wurde die Aprilthesen Lenins Folge realisiert. General Kerenski, der nach dem Sturm auf das Winterpalais flüchten konnte, marschierte am 11. November mit loyalen Truppen auf Petrograd zu. Auch innerhalb der Stadt kam es zu Aufständen, so setzte ein zarischer General bolschewistische Soldaten fest und einige, der Provisorischen Regierung ergebenen, Kadetten besetzten mehrere Gebäude. Doch die wenigen Aufständler waren der bolschewistischen Masse nicht gewachsen und wurden vertrieben und getötet. Am 2. Dezember kam es zu einem formalen Waffenstillstand in der alten zarischen Festung Brest- Litowsk Während der Friedensverhandlungen nahmen mehrere russische Provinzen von ihrem neuen Recht auf „Selbstbestimmung der Länder“ Gebrauch, das alte russische Reich zerbrach immer mehr und neue Nationen wie -, Finn- und Lettland entstanden. Innerhalb Russlands entbrannte immer stärker ein blutiger Bürgerkrieg zwischen „Rot“, den Bolschenwisten und „Weiß“, russische Offiziere und Soldaten, die in der Armee des Zaren gedient hatten. Dieser Bürgerkrieg konnte letztlich erst 1921 für die Bolschewisten entschieden werden, während dieser Zeit hatte die Bevölkerung abwechselnd unter rotem und weißen Terror zu leiden. Im November hatte Lenin die Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung noch zuversichtlich festgelegt, doch zu seiner Verwunderung und Verärgerung mußten die Bolschewisten eine katastrophale Niederlage hinnehmen, da sie weniger als ein Viertel der Stimmen für sich verbuchen konnten. In der neuen

Versammlung hatten eindeutig die (rechten, sowie linken) Sozialisten die Mehrheit. Während der Versammlung kam es immer mehr zu Auseinandersetzungen, desto mehr demokratische Gesetze verabschiedet wurden. Demonstrativ verließen die Bolschewisten die Versammlung (wie bei zuvor vor der Oktoberrevolution auch die Provisorische Regierung) , diese beschloss mit überwältigender Mehrheit die Ausrufung zur demokratischen und föderativen Republik. Doch soweit sollte es nicht kommen. Der bolschewistische Sowjet erklärte die Auflösung der Versammlung mit der Begründung, sie könne, „nur die Rolle einer Kulisse spielen, hinter der der Kampf der Konterrevolutionäre für den Sturz der Sowjetmacht vor sich gehen würde.“ (Geschichte des 20. Jahrhunderts, S.584) Somit hielt die erste demokratische Regierung Russlands nur 24 Stunden stand.

Der Friede von Brest- Litowsk Am 17. Februar 1918 wurden die Friedensverhandlungen von Brest. Litowsk unterbrochen, da man den harten Forderungen der Deutschen nicht nachkommen wollte, doch die Deutschen marschierten in Russland ein um ihre Interessen durchzusetzen. Ohne Schwierigkeiten nahmen die Deutschen immer mehr Gebiete ein. Lenin erkannte den Ernst der Lage und erklärte sich zu weiteren Friedensverhandlungen bereit, doch angesichts des Erfolges in Russland ließen sich die Deutschen Zeit und legten sogar noch härtere Bedingungen vor. Aber innerhalb des Rates der Volkskommissare und auch des Zentralkomitees der Partei wurde Lenin heftig angegriffen, mit knappster Mehrheit setzte Lenin sich durch und Russland kapitulierte. Nach der Unterzeichnung des Friedens von Brest- Litowsk hatte Russland 7 Provinzen, die ein „fester Bestandteil des politischen, wirtschaftlichen und multinationalen zaristischen Russland gewesen waren“ („Geschichte des 20. Jahrhunderts“, S.590), die baltischen Provinzen, Polen, Weißrussland, Finnland, Bessarabien, die Ukraine und der Kaukasus gingen verloren, das bedeutete einen Verlust von einem Drittel der Vorkriegsbevölkerung, von einem Drittel des Ackerlandes (Russland war ein Agrarstaat, und sehr abhängig von dem Gebiet), und von neun Zehntel der Ölfelder. Dieser Vertrag bedeutete eine Demütigung für Russland.

Die Ermordung des Zaren Mitte Juli 1918, als weiße Truppen sich unerwartet Jekaterinburg im Ural, wo der Zar mit seiner Familie seit seiner Abdankung im Exil lebte, näherten, erhielten die dortigen Soldaten die Instruktion die zarische Familie zu töten. Die Morde ereigneten sich am 17. Juli um ca. 2 Uhr nachts. Pawel Medwedew, der Hauptmann der Einheit der die Romanows bewachte beschreibt den Hergang der Hinrichtung:„ Der Zar, die Zarin, die vier Töchter des Zaren, der Arzt, der Koch und der Diener kamen aus ihren Zimmern. Der Zar trug den Zarewitsch in seinen Armen. Der Herrscher und der Thronerbe

trugen Militärhemden und Fellmützen. Die Zarin und ihre Töchter trugen Kleider, aber keine Mäntel. Der Herrscher ging mit dem Thronfolger voraus. In meiner Gegenwart gab es keine Tränen, keinen Seufzer und keine Fragen. [...] Sie wurden in das Eckzimmer neben der verschlossenen Vorratskammer geführt. Jurowskij befahl Stühle zu bringen. Die Kaiserin setzte sich vor die Wand, in der die Fenster warennäher zur rückwärtigen Säule des Bogens. Hinter ihr standen drei ihrer Töchter, der Kaiser befand sich in der Mitte, neben dem Thronerben, und hinter ihm stand Dr. Botkin. Das Dienstmädchen [...] stand links [...].Neben ihr stand eine der Töchter. Das Hausmädchen hielt ein Kissen im Arm. Die Töchter des Zaren hatten kleine Kissen mitgebracht, eines davon legten sie auf den Sitz des Stuhles für den Thronfolger, das andere auf den Stuhl ihrer Mutter. Gleichzeitig betraten elf Männer den Raum [...] Als er wieder ins Haus ging, waren zwei bis drei Minuten vergangen. Als er in das Zimmer ging, sah er alle Mitglieder der Zarenfamilie mit zahlreich Wunden am Körper auf dem Boden liegen. Blut strömte über den Boden. Der Zarewitsch war noch am Leben- und stöhnte. Jurowskij ging zu ihm hinüber und schoss aus kürzester Entfernung zwei- bis dreimal auf ihn. Der Zarewitsch wurde still. >Bei diesem Anblick wurde mir speiübel< Die Leichen wurden nach draußen zu den Lastwagen auf Bahren getragen, die aus einem Hemd bestanden, das über zwei Stangen [...] gespannt war.“ Jurowskij beschreibt den Hergang wie man die Leichen entfernt. „Die Leichen wurden in eine Grube gelegt, [...] und mit Schwefelsäure überschüttet um sie unkenntlich zu machen.“ und „der Ort der Grube bleibt ein Geheimnis“.(„Geschichte des 20. Jahrhunderts“, S.609/610) Erst Anfang der 90er Jahre wurden die sterblichen Überreste der Romanows gefunden und identifiziert und schließlich feierlich beigesetzt. Viele Legenden hatten sich während der Jahrzehnte um die tragischen Morde und das mysteriöse Verschwinden der Leichen gebildet, z.B. die jüngste Tochter des Zaren, Anastasia, habe die Mordnacht überlebt.

Die Folgezeit Die folgenden Jahre sind in Russland, wie in ganz Europa, durch die Nachkriegsfolgen geprägt, z.B. bedeutete das einen Zusammenbruch der Währung und der Wirtschaft und das Entstehen von Hungersnöten. Zusätzlich

ist die Nachkriegssituation durch den immer noch existenten Bürgerkrieg beeinflusst. Um die Wirtschaft zu stärken, entwickelt Lenin eine neue Wirtschaftspolitik, die unter Stalin, der nach Lenins Tod 1924 folgte, zur absoluten Planwirtschaft werden sollte. In der folgenden Jahrzehnten kann sich Russland als gleichwertiger Gegenpart zu den westlichen Industrieländern etablieren. Dies steigert sich in den kalten Krieg, eine Konkurrenz von Kommunismus (hauptsächlich Russland) und Kapitalismus (hauptsächlich USA) Die Gefahr eines Krieges endet Anfang der 90er Jahre mit der Auflösung der UdSSR. Bis heute hat sich die russische Wirtschaft nicht regenerieren können, und ist auf die Hilfe der ehemaligen Gegner angewiesen.

Eigene Meinung Als Abschluss zu dieses Referates sind noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse der Revolution zu nennen. Zum Einen der Unterschied von Februar- und Oktoberrevolution. So war die Februarrevolution unvorbereitet, fast ,zufällig’, ausgebrochen (ähnlich wie später die deutsche Novemberrevolution 1918), während die Oktoberrevolution geplant war, eine Kombination aus einer Verschwörung einer Minderheit und aus einer leicht zu manipulierenden Massenbewegung. Zum Zweiten die Frage, warum Russland nicht wie viele westliche Länder zu dieser Zeit zur Demokratie wurde. Die liegt wohl hauptsächlich an der Angst der jeweiligen Institutionen, Verantwortung zu übernehmen und durchgreifende Gesetze und Beschlüsse zu fassen. Durch diese Haltung ist es den Bolschewisten leichter gefallen, ihre Ziele durchzusetzen. Zu letzt ist die Person Lenins noch einmal aufzugreifen. Er besaß die Fähigkeit, seine Ziele zu verfolgen, aber auch dem Verlangen der Bevölkerung nachzukommen. Lenin begriff schnell die Schwierigkeit, die es darstellte, eine Theorie in die Praxis umzusetzen. Beeindruckend ist die Zielstrebigkeit, mit der er seinen Forderungen nachkommt, und sich nicht durch Kritiken beeinflussen läßt und sich schließlich sogar durchsetzt. Ebenfalls beeindruckend ist, dass Lenin trotz großer Krisen, wie dem blutigen Bürgerkrieg und dem harten Frieden von Brest- Litowsk, sich in seinem Amt bis zu seinem Tode behaupten konnte (während z.B. die Weimarer Republik [unter anderem] an dem Versailler Vertrag gescheitert ist).

Quellenangabe: Bildmaterial: -Darstellung Lenins: 2000 Jahre Weltgeschichte, Sergus Medien; S.572 -Revolutionsszene: Geschichte des 20. Jahrhunderts, Martin Gilbert; S.575

-Familienportrait der Romanows: Geschichte des 20. Jahrhunderts, Martin Gilbert; S. 608 -Zarenfamilie in sibirischen Exil: 2000 Jahre Weltgeschichte, Sergus Medien; S.574 Quellen:- 2000 Jahre Weltgeschichte; Sergus Medien -Von der Französischen Revolution bis zum Nationalsozialismus; Buchners Verlag, Autoren: K.D. Hein- Mooren, W. Nutzinger, H. Hirschfelder, L. Maier, B. Pfändtner, R. Schell -dtv- Atlas Weltgeschichte/Teil 2; Deutscher Taschenbuch Verlag -Menschen unserer Zeit; Klett Verlag; Autoren: F.J. Lucas, H. Bodersieck, E. Rumpf -Die Russische Revolution 1905- 1921; Klett Verlag; Autor: Prof. Dr. O. Anweiler -Geschichte des 20. Jahrhunderts/Band I; List Verlag; Autor: Martin Gilbert -Geschichte Russlands und der Sowjetunion; Verlag Friedrich Pustet; Autor: Leonid Luks -Internet: www.krref.krefeld.schulen.net www.bboxbbs.ch

Vorwort In dem folgenden Referat mochte ich genauer auf den Verlauf der russischen Revolution von 1917 eingehen. Ich habe den Text in folgende Gesichtspunkte gegliedert 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Die Februarrevolution Die Abdankung des Zaren und die politische Neuordnung Putschversuche von „Recht“ und „Links“ Die Oktoberrevolution Russland unter bolschewistischer Führung Der Friede von Brest Litowsk Die Ermordung des Zaren Die Folgejahre Eigene Meinung

Da ich zwei unterschiedliche Zeitrechnungen in meinen Quellen vorgefunden habe, habe ich mich auf die des Gregorianischen Kalenders bezogen, so kommt es dass die Namensgebungen der Revolutionen nicht mit den Daten übereinstimmen, da sich die Namen auf den Julianischen Kalender beziehen.