Die politische Partizipation Jugendlicher und die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Die politische Partizipation Jugendlicher und die Demokratiewerkstatt des Parlaments Herausgeber und Medieninhaber: Parlamentsdirektion. Redaktion: ...
Author: Gitta Bader
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Die politische Partizipation Jugendlicher und die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Herausgeber und Medieninhaber: Parlamentsdirektion. Redaktion: Dr. Karl Megner, MAS. Bildnachweis: alle Fotos, soweit nicht anders angegeben, Bettina Mayr-Siegl. Titelbild: Collage von Dieter Weisser; Motive: WUK-Aktion im Parlament, Aktionstage Politische Bildung, Jugendparlament (alle 2007). Verleger: Springer-Verlag GmbH. Parlament Transparent 2/07 erscheint als Beilage zum „Journal für Rechtspolitik“ Nr. 4/2007. Graphisches Konzept: Strobelgasse Werbegesellschaft m. b. H. Graphische Gestaltung (­Datenkonvertierung und Umbruch): Grafik Rödl, 2486 Pottendorf. Druck: Ferdinand Berger & Söhne Gesellschaft m.b.H., 3580 Horn. Wien, im Oktober 2007

editorial

EDItORIAL

Niemand wird als guter Staatsbürger oder gute Staatsbürgerin geboren, keine Nation wird als Demokratie geboren. Vielmehr sind beide lebenslange Entwicklungsprozesse. Junge Menschen müssen von Geburt an einbezogen werden. Kofi Annan 1998

Foto: © Petra Spiola

Mitmachen – Mitbestimmen – Mitgestalten Im österreichischen Parlament wird interessierten Besucherinnen und Besuchern seit jeher ein vielfältiges Informationsprogramm geboten. Führungen durch das Parlamentsgebäude, Jugendparlamente, Simulationen von Nationalratsausschüssen, öffentliche Veranstaltungen und Begegnungen mit Abgeordneten zum Nationalrat und Mitgliedern des Bundesrates haben schon bisher hunderttausenden Menschen unser Haus näher gebracht. Das 2005 eröffnete, nach neuesten Standards der Informationstechnologien ausgestattete BesucherInnenzentrum im Eingangsbereich war der bisherige Höhepunkt zeitgemäßer Informationsvermittlung. Mit der Demokratiewerkstatt im Palais Epstein werden wir unser Angebot um ein beträchtliches Stück erweitern können: Lag bisher der Schwerpunkt unserer Informationstätigkeit in der Wissensvermittlung, so geht es nunmehr in der Demokratiewerkstatt um die Möglichkeit, sich selbst in das demokratische Geschehen zu involvieren, ein Gefühl für die Vorgänge der Gesetzwerdung, die Berichterstattung über den politischen Alltag und den Sinn der aktiven Beteiligung an unserer politischen und sozialen Umwelt zu wecken. Dies vor allem jetzt, als die lebendige Erinnerung der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die uns aus eigener, meist leidvoller Erfahrung die Notwendigkeit von Freiheit und Demokratie vermitteln können, mehr und mehr vergeht. Aus der Geschichte wissen wir, dass Demokratieverständnis viel früher vermittelt werden muss als im Wahlalter. Deshalb startet die Arbeit der Demokratiewerkstatt bereits mit Kindern im Alter von 8 Jahren. Die Demokratiewerkstatt versteht sich als Projekt zur Förderung von Demokratieverständnis und Interesse am politischen Geschehen, zur Vermittlung von Kenntnissen über parlamentarische Strukturen und zur Förderung der Selbstartikulation – also zum Lernen, wo, wie und wann sich junge Menschen selbst in das Geschehen rund um sich einbringen können. Das von seiner Geschichte geprägte Palais Epstein, in dem auch ein Teil der parlamentarischen Arbeit geschieht, erhält so auch einen wichtigen und nicht nur symbolischen Impuls in Richtung Zukunft. 

Die politische partizipation Jugendlicher und die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Wenn das Palais Epstein künftig im Erdgeschoß vom Leben der Kinder und Jugendlichen erfüllt sein wird und wenn die jungen Menschen in unserer Demokratiewerkstatt lernen, dass es Sinn macht, hinter die Schlagzeilen der Medien zu blicken, erfahren, wie ein Gesetz entsteht und wissen, dass sie auch mit ihrer einzelnen Stimme das politische Geschehen selbst mitgestalten können, dann ist das Projekt Demokratiewerkstatt gelungen. Diese Ausgabe von „Parlament Transparent“ soll nun Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen Einblick in die Ideen und die vorbereitende Projektarbeit der Demokratiewerkstatt geben. Für Ihre Ideen und Anregungen unter der E-Mail-Adresse [email protected] bedanke ich mich im Voraus.

Mag.a Barbara Prammer Präsidentin des Nationalrates



Inhaltsv erzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Barbara Prammer Mitmachen – Mitbestimmen – Mitgestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  13 Die politische Partizipation Jugendlicher Anton Schmid / Monika Pinterits Warum Kinderrechte heute eigentlich selbstverständlich sein sollten … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  16 Robert Lender Vom Mitreden bis zur Selbstgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  18 Gertraud Diendorfer Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  11 Barbara Blümel Parlamente und Demokratie-Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  17 Petra Herczeg Kinder und Jugendliche als Zeitungsleser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  20 Heinz Wagner Kinder- und Jugendseiten in Zeitungen am Beispiel des „Kurier“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  21

Die Demokratiewerkstatt des Parlaments Gottfried Marckhgott Die Demokratiewerkstatt im Palais Epstein – ein ambitioniertes Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  23 Ines Kerle Die Demokratiewerkstatt im Palais Epstein nimmt Gestalt an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  25 Tatjana Walter Aktionstage im österreichischen Parlament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  26 Maria-Luise Janota Arbeitsgruppe Parlamentsführungen – Imagefaktor und Politische Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  27 Harald Brunner Demokratiewerkstatt, Internet und Multimedia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  29 Tatjana Walter Warum es wichtig ist, miteinander zu reden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  30 Kriemhild Schmied Die Simulation parlamentarischer Ausschussarbeit mit Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite  33



Die politische Partizipation Jugendlicher

Anton Schmid / Monika Pinterits

Warum Kinderrechte heute eigentlich selbst verständlich sein sollten … Deskriptoren: Jugendliche; Kinder; Kinderrechte; KRK; Österreichische Kinderund Jugendanwaltschaft; Österreichisches Verfassungsrecht; ÖsterreichKonvent; Übereinkommen über die Rechte des Kindes; UN-Kinderrechtskonvention.

re – also durchaus auch eine „Jugendrechtekonvention“) als eigenständige Träger von grundlegenden Menschenrechten zu betrachten, andererseits aber umfasst sie eine Erweiterung um speziell kinder- und jugendgerechte Dimensionen: Die 3 Dimensionen der KRK sind: 

Seit mehr als 80 Jahren sind in der internationalen Diplomatie Kinderrechte Thema auf hohem Niveau. Bereits im Jahre 1924 hat in Genf der Völkerbund – als Vorgängerinstitution der UNO – eine „Genfer Erklärung über die Rechte der Kinder“ verabschiedet. Die UNO hat dann im Jahre 1959 eine „Deklaration über die Rechte der Kinder“ beschlossen und nach unzähligen Beratungen 30 Jahre später, am 20. November 1989, die UN-Konvention über die Rechte des Kindes (KRK) einstimmig beschlossen, die im Jahre 1990 in Kraft trat. Mittlerweile haben auch alle Mitgliedsstaaten die Konvention unterschrieben und – mit Ausnahme von den USA und Somalia – auch alle Länder in den jeweiligen Parlamenten ratifiziert. In Österreich wurde die KRK am 6. August 1992 ratifiziert, jedoch mit einigen Vorbehalten. In die Österreichische Bundesverfassung hat es die KRK (wie zB die Menschenrechtskonvention) bisher noch nicht geschafft. Doch dazu mehr am Ende des Artikels.

• Sicherstellung grundlegender Bedürfnisse, • Schutz vor Schaden, • Partizipation.

Was sind Kinderrechte? Prinzipiell versucht die KRK junge Menschen (Kinder und Jugendliche bis 18 Jah

Durch die Verwirklichung dieser drei Dimensionen wird versucht, eine kinderund jugendfreundliche Gesellschaft zu erreichen. Die Vertragsstaaten verpflichten sich zur Umsetzung aller Artikel der Konvention.

Situation der Kinderrechte in Österreich Aufgrund dieser 3 Dimensionen der KRK lässt sich im Großen und Ganzen feststellen, dass im Bereich der Grundversorgung in Österreich die Kinderrechte weitgehend verwirklicht sind. (Mängel bestehen noch, wie zum Beispiel die Kinderarmut.) Bei den Schutzdimensionen gibt es einige Punkte, die nicht wirklich umgesetzt sind, besonders wenn man an die Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Österreich denkt. Wie viel Arbeit noch vor uns liegt,   Der Text des „Übereinkommens über die Rechte des Kindes“, kurz UN-Kinderrechtskonvention (KRK), wurde mehrfach publiziert, vgl zB: http://kinderrechte.rlp.de/.

um die KRK zu verwirklichen, erkennt man aber, wenn man die Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen betrachtet. Daher fordern die Österreichischen Kinder- und Jugendanwälte/innen seit geraumer Zeit eine Verankerung der KRK in der Österreichischen Bundesverfassung. Gemeinsam mit der National Coalition, dem KinderrechteNetzwerk Österreich, werden genau jene Punkte formuliert, die in der Österreichischen Bundesverfassung zu berücksichtigen sind: • Jedes/er Kind/Jugendliche hat das Recht auf Anerkennung als Rechtspersönlichkeit, das Recht auf Schutz der persönlichen Identität sowie das Recht auf den Schutz der Privatsphäre. Jedes/er Kind/Jugendliche hat das Recht auf Schutz vor jedweder Form von Diskriminierung. Kinder/Jugendliche haben das Recht, die verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechte selbständig auszuüben und selbst oder im Wege angemessener Vertretung durch ihre Eltern, andere gesetzliche Vertreter und geeignete Einrichtungen durchzusetzen. • Das Wohl des Kindes/Jugendlichen muss bei allen sie betreffenden Maßnahmen seitens Gesetzgebungsorganen, Verwaltungsbehörden, Gerichten oder öffentlichen und privaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge eine vorrangige Bedeutung haben. • Jedes/er Kind/Jugendliche hat das Recht auf Partizipation in allen sie betreffenden Angelegenheiten, einschließlich des Rechts sich zu informieren, die Meinung frei zu äußern und diese dem Alter und der Entwicklung angemessen berücksichtigt zu finden. Der Staat hat Partizipationsmöglichkeiten für Kinder/Jugendliche zu fördern und den Zugang zu entsprechenden Informations- und Beratungseinrichtungen zu gewährleisten. • Jedes/er Kind/Jugendliche hat Anspruch auf Schutz und Fürsorge sowie bestmögliche körperliche, geisti-

Warum Kinderrechte heute eigentlich selbstverständlich sein sollten …

ge, seelische, soziale und sittliche Entwicklung und Entfaltung. Dazu gehören: Recht auf angemessenen Lebensstandard, Recht auf soziale Sicherheit, Gesundheit, Bildung und Recht auf Freizeit und Spiel. Jedes/er Kind/Jugendliche mit Behinderung hat das Recht auf aktive und integrierte Teilnahme am Leben der Gemeinschaft, sowie Anspruch auf Bildung, Gesundheit und Rehabilitation, Vorbereitung auf das Berufsleben und auf Erholung. • Verantwortlich für Obsorge und Entwicklung der Kinder/Jugendlichen sind die Eltern in gemeinsamer Weise oder andere gesetzliche Vertreter, entsprechend den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern/Jugendlichen und der Achtung ihres Wohles. Der Staat hat die Eltern oder andere gesetzliche Vertreter bei der Wahrung dieser Verantwortung angemessen zu unterstützen. Jedes/er Kind/Jugendlicher hat das Recht auf familiäre und soziale Beziehungen und hat Anspruch auf regelmäßige persönliche Beziehungen zu beiden Elternteilen, es sei denn, dies steht dem Wohl des Kindes/Jugendlichen entgegen. Kinder/Jugendliche, die dauernd oder vorübergehend aus ihrer familiären Umgebung herausgelöst sind, haben Anspruch auf besonderen Schutz und Beistand des Staates. • Jedes/er Kind/Jugendliche hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafung, die Zufügung seelischen Leides, sexuelle Gewalt und jedwede andere Form von Misshandlungen sind verboten. Jedes/er Kind/Jugendliche hat das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung, einschließlich vor Kinderarbeit, Kinderprostitution, Kinderpornografie und Kinderhandel. Kinder/Jugendliche als Opfer von Gewalt oder Ausbeutung haben ein Recht auf Rehabilitation. Alle begleiteten oder unbegleiteten Kinder/ Jugendlichen als Flüchtlinge haben ein Recht auf Schutz und angemes-

sene Hilfe. Alle sie betreffenden Verfahren sind fair und rasch unter der Berücksichtigung ihrer besonderen Schutzbedürftigkeit und individuellen Bedürfnisse zu gestalten. • Gesetzgebung, Gericht und Vollziehung haben Sorge zu tragen, dass Verfahren gegen Kinder/Jugendliche, die einer Verletzung der Strafgesetze verdächtigt werden, in einer Weise geführt werden, die ihre Würde achten und ihr Alter und ihre Entwicklung besonders berücksichtigen. Jedes/er Kind/Jugendliche, die in ihrer persönlichen Freiheit beschränkt sind, haben das Recht auf menschliche und besonders schonende Behandlung. Der Österreich-Konvent, das größte Reformprojekt des österreichischen Verfassungsrechtes in der Zweiten Republik, griff das Thema Kinderrechte auf. Hinzuweisen ist ua auf zwei Ergebnisse der Ausschussarbeiten. Ein Mitglied des Ausschusses 4 (Grundrechtskatalog), Univ.-Prof. Dr. BerndChristian Funk, stellte fest: „Es gibt grundrechtliche Gewährleistungen außerhalb des formellen Verfassungsrechts (Beispiele: UN-Pakte über bürgerliche und politische Rechte und über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte; Europäische Sozialcharta, Kinderrechtskonvention) und es gibt verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte außerhalb der Sphäre der Grundrechte (Beispiele: Rechte aus Verfassungsbestimmungen im Bezügerecht).“ Ausgehend von dieser Differenzierung zwischen Grundrechten schlechthin und verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechten forderte Funk, dass „materielle Grundrechtsbestände … im neuen System Platz finden [sollten], auch wenn sie bisher nicht Teil des formellen Verfassungsrechts und/oder nicht unmittelbar anwendbar gewesen sind (zB Europä  Österreich-Konvent, Ausschuss 4, 1. Sitzung, Strategiepapier Funk, 1/AVORL-K des Konvents; http://www.konvent.gv.at.

ische Sozialcharta, UN-Pakte, KRK).“ Der Ausschuss 4 behandelt das Thema „Kinderrechte“ relativ ausführlich; diese Arbeiten flossen in den Endbericht des Konvents ein.  Auch der Ausschuss 1 (Staatsaufgaben und Staatsziele) des Konvents ging in seinem Schlussbericht teilweise auf die Thematik ein. Eine Textvariante zum Abschnitt „Bildung“ lautet: „In Österreich muss gewährleistet sein, dass jedes Kind/Jugendlicher Zugang zu einer umfassenden, ausreichenden, qualitativ hochwertigen und zukunftsweisenden Bildung erhält – ohne große Belastungen durch weite Wege, hohe Kosten oder besondere Auswahlkriterien. Die Chance, zwischen verschiedenen Bildungswegen und guten Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten zu wählen, muss flächendeckend gewährleistet sein, damit der Blick in die Zukunft jedes einzelnen Kindes Sinn macht und überzeugende Perspektiven anbietet. Die Lehrinhalte und die Lehrenden für Kinder und Jugendliche müssen a) den jeweiligen entwicklungsbedingten Bedürfnissen junger Menschen entsprechen und b) den Kriterien eines demokratischen, humanistischen, sozialen, selbstwertstärkenden und werteorientierten Bildungskonzeptes für die Zukunft folgen.“ Es ist zu hoffen, dass bei der verfassungsrechtlichen Umsetzung von Ergebnissen des Österreich-Konvents nicht auf die Kinderrechte vergessen werden wird: Denn erst deren Implementierung in die Verfassung ermöglicht es, den Traum von einer kinderfreundlichen Gesellschaft zu verwirklichen.

  Österreich-Konvent, Bericht Ausschuss 4 v 3. 6. 2004, Anhang D; Bericht des ÖsterreichKonvents v 31. 1. 2005, Teil 4A – Anlage 1: Grundrechte; http://www.konvent.gv.at.   Österreich-Konvent, Bericht Ausschuss 1 v 25. 02. 2004; http://www.konvent.gv.at.



Die politische Partizipation Jugendlicher

Robert Lender

Vom Mitreden bis zur Selbstgestaltung

mit der österreichischen Bundes-Jugendvertretung. Aufgabe der ARGE Partizipation ist die Entwicklung von bewusstseinsbildenden Maßnahmen sowie von Fortund Weiterbildungen für Personen mit Multiplikatorfunktion und die Erarbeitung von Informationsmaterialien.

Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in Österreich

Jugendinformation

Deskriptoren: Interessenvertretung; Jugendliche; Kinder; Mitbestimmung; Partizipation, politische.

Was ist partizipativ? Partizipation bedeutet durch Beteiligung und Mitbestimmung bei Menschen Engagement zu fördern, indem diese erleben, wie ihre aktive Mitarbeit Veränderungen bewirkt. Sie stärkt ihre Kompetenzen und die Ergebnisse tragen zu einer Verbesserung der Lebenssituation der Beteiligten und ihrer Umgebung bei. Um dies zu verwirklichen, bedarf es qualitätsvoller Konzepte für die Umsetzung von Partizipationsmaßnahmen. Die ARGE Partizipation (siehe weiter unten) hat daher entsprechenden Kriterien für Kinder- und Jugendpartizipation erarbeitet: • Freiwilligkeit der Teilnahme, • Wertschätzung und Anerkennung, • Professionelle Begleitung, • Eigenaktivität: Kinder und Jugendliche entscheiden, welchen Themen sie sich widmen wollen, • Gemeinsame Zielformulierung, • Überparteilichkeit, • Generationenübergreifender Dialog, • Transparenz und Überschaubarkeit, • Öffentlichkeitsarbeit, • Verbindlichkeit: Die erforderlichen Ressourcen sind bereits vor der Miteinbeziehung von Kindern und Ju  Die vollständigen Qualitätskriterien finden sich auf der Website der ARGE Partizipation: www.jugendbeteiligung.cc.



gendlichen sicherzustellen. Vereinbarungen und Ergebnisse sind unabhängig von politischen Funktionsperioden verbindlich umzusetzen, • Dokumentation und Feedback. Bedeutsam ist die Trendwende der letzten Jahre. Dezidierte „Partizipationsprojekte“ weichen immer mehr dem Ansatz, dass Jugendliche in jedwedes Projekt, in jedwede Entscheidung miteingebunden werden sollen, die ihre Lebensgestaltung betrifft. Dies ist ein wichtiger Paradigmenwechsel, der aber auch ein Umdenken erfordert, da er Kinder und Jugendliche nicht in ein eigenes Projekt „auslagert“, sondern sie viel direkter mitwirken lässt. Im Sinne von „Jugendpolitik ist Querschnittsmaterie“ umfasst Partizipation nicht mehr nur die klassischen Themen wie „Spielplatzgestaltung“ und „Skaterpark“, sondern alle Lebensbereiche von Jugendlichen, von der Schulraum- über die Lebensraumgestaltung, von der Umwelt- bis zur Arbeitsmarktpolitik.

ARGE Partizipation Im außerschulischen Bereich haben das Jugendministerium und die Landesjugendreferate schon 1991 die Bund-Länder-Arbeitsgruppe ARGE Partizipation eingesetzt. In dieser sind die Jugendreferate aller Bundesländer sowie Südtirols und das Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend vertreten. Die Tätigkeit erfolgt in enger Kooperation   Arbeitsgemeinschaft Partizipation: www.jugendbeteiligung.cc.

Das Weißbuch Jugend der Europäischen Union definiert ua „Jugendinformation“ und „Jugendpartizipation“ als Schwerpunkte der europäischen Jugendpolitik, wobei explizit darauf hingewiesen wird, dass Information eine Grundvoraussetzung ist, damit Jugendliche ihre Beteiligungsmöglichkeiten auch wahrnehmen können. Die in ganz Österreich vorhandenen Jugendinformationsstellen – die im Verein jugendinfo.cc  zusammengeschlossen sind – haben in den letzten Jahren ihre Bemühungen verstärkt, Jugendliche selbst in die Gestaltung von Jugendinformation einzubinden. Mittels Peergroups ging man noch einen Schritt weiter und ließ Jugendliche den Informationstransfer nicht nur entwickeln, sondern auch selbst durchführen.

Partizipationsstrukturen in Österreich Die nachfolgende kurze Darstellung von Partizipationsmöglichkeiten in Österreich lehnt sich an den Umsetzungsbericht „Jugendpartizipation – Österreich“ an. Dieser gliedert die Partizipationsstrukturen in Österreich in fünf Ansätze, die nachfolgend exemplarisch dargestellt sind: 1. Interessenvertretungen, 2. Formelle Formen, 3. Lokale und regionale Ebenen,   Weißbuch Jugend „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ der Europäischen Kommission: www.weissbuch.at.   Jugendinfo.cc: www.jugendinfo.cc.   Umsetzung des Weißbuchs in Österreich: www.weissbuch.at bzw www.bmgfj.gv.at.

Vom Mitreden bis zur Selbstgestaltung

4. E-Partizipation (Beteiligung mittels elektronischer Informations- und Kommunikationstechnologien), 5. Zielgruppenspezifische Beteiligung. 1.  Interessenvertretungen Mittels des Bundes-Jugendvertretungsgesetzes wurde 2001 zur Vertretung der Anliegen der Jugend gegenüber den politischen Entscheidungsträgern auf Bundesebene eine Bundes-Jugendvertretung eingerichtet, die in Angelegenheiten, welche die Interessen der österreichischen Jugend berühren können, den gesetzlichen Interessenvertretungen gleichgestellt ist und somit sozialpartnerschaftlichen Status besitzt. Mitglieder sind ua die bundesweit tätigen Jugendorganisationen. Ihre Aufgabe ist die Stellungnahme zu Gesetzes- und Verordnungsentwürfen, die Beratung der Bundesregierung in jugendrelevanten Fragen und die Behandlung von Fragen, wie sich geplante Vorhaben der jeweiligen Bundesregierung auf Jugendliche auswirken können. 2.  Formelle Formen der Partizipation Mit dem Wahlrechtsänderungsgesetz 2007 wurden österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die spätestens mit Ablauf des Tages der Nationalratswahl das 16. Lebensjahr vollendet haben, aktiv für die Teilnahme an der National- und Europaratswahl berechtigt. Das passive Wahlalter wurde von 19 auf 18 Jahre gesenkt. Die Bundesländer sind nunmehr verpflichtet, diese Altersgrenze – soweit nicht schon geschehen – auch bei den Landtags- und Gemeinderatswahlen umzusetzen. Damit hat Österreich einen für Europa einmaligen Schritt gesetzt, der in den nächsten Jahren durch entsprechende Projekte im Bereich der politischen Bildung begleitet werden wird.   Bundesgesetz über die Vertretung der Anliegen der Jugend (Bundes-Jugendvertretungsgesetz), BGBl I 2000/127.   www.politische-bildung.schule.at bzw www.politik-lernen.at/goto/polis.

Erwähnt sei dabei die Kampagne „vote4future“  der Bundes-Jugendvertretung. Mittels jugendgerechten Werbeaktionen, Websites, Diskussionen mit Politikerinnen und Politikern wurden Jugendliche zum Thema Wahlen informiert und angeregt, sich mit den Inhalten der Wahlprogramme auseinanderzusetzen und ihr Wahlrecht in Anspruch zu nehmen. „Vote4future-Kampagnen“ liefen seit 2002 rund um Gemeinderats-, Landtags-, Präsidentschafts- und Nationalratswahlen. 3.  Die lokale und regionale Ebene Der Großteil der partizipativen Projekte findet auf den Ebenen der Gemeinden oder Regionen statt, weil dortige Maßnahmen den direkten Lebensraum von Kindern und Jugendlichen betreffen; damit sind sie auch konkreter ansprechbar. In einigen Ländern sind entsprechende Bestimmungen zur verpflichtenden Einbeziehung Jugendlicher durch Jugendgesetze bzw Jugendförderungsgesetze, im Volksrechtegesetz oder auf Gemeindeebene in Gemeindeordnungen verankert. Träger dieser Projekte sind dabei ua Einrichtungen der verbandlichen Jugendarbeit, der offenen Jugendarbeit, die Landesjugendreferate sowie die Gemeinden selbst. Hierbei kommen unterschiedlichste Methoden zum Einsatz. Angefangen von Diskussionsveranstaltungen, Jugendsprechtagen und Jugendstammtischen bis hin zu projektbezogenen Beteiligungen, Jugendforen und Jugendgemeinderäten und Jugendparlamenten. Ähnliche Initiativen gibt es zunehmend auch auf Landesebene, so etwa in mehreren Bundesländern die so genannten „Jugendlandtage“. Die Jugendbeauftragten in den Gemeinden – teilweise von den Jugendlichen selbst gewählt – dienen als Bindeglied zwischen Jugendlichen und Politike  Vote4future: www.vote4future.at.

rinnen und Politikern auf Gemeindeebene. Die Aufzählung der unterschiedlichen Ansätze und Möglichkeiten für Partizipationsprojekte sprengt jedoch den Rahmen dieses Beitrags. Anlaufstellen für weitere Informationen sind ua die Landesjugendreferate sowie wiederum die ARGE Partizipation. Neben der außerschulischen Jugendarbeit hat sich rund um die Behandlung von Umweltproblematiken, den gesetzlich vorgeschriebenen Umweltmediationsverfahren und die Lokale Agenda 21 ebenfalls eine Vielzahl von Projekten und Ansätzen gebildet, die Jugendliche beteiligen.10 4.  E-Partizipation Unter E-Partizipation werden alle Methoden verstanden, mit denen Jugendliche in Diskussions-, Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse unter Zuhilfenahme von elektronischen Kommunikationstechnologien wie Internet und Mobiltelefon eingebunden werden. Da es in Österreich noch keine Übersicht gibt, findet seitens des Jugendministeriums derzeit eine erste Erhebung über Projekte im außerschulischen Bereich statt. Ab Herbst 2007 können diese Ergebnisse eingesehen werden.11 Eine frühere, punktuelle Erhebung findet sich im Wiki des Bundeskanzleramts.12 Verstand man früher unter diesem Begriff hauptsächlich Diskussionsforen (die per se noch nicht partizipativ sind), so entstehen derzeit neue und innovative Ansätze. Mittels Weblogs, Wikis und So ����������������������������������� Liste der Landesjugendreferate (am Östereichischen Jugendportal): http://www. jugendinfo.at/landesjugendreferate. 10  Website „Partizipation und nachhaltige Entwicklung in Europa“: www.partizipation. at. 11  Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend: www.bmgfj.gv.at. 12  E-Government-Wiki des Bundeskanzleramts: www.ag.bka.gv.at/index.php/E-Participation_Projekte.



Die politische Partizipation Jugendlicher

cial Networks – um nur einige zu nennen – werden aber nicht nur Jugendliche in Beteiligungsprozesse von Erwachsenen mit eingebunden. Gerade das Web bietet vollkommen neue Formen der Selbstorganisation für Jugendliche. Denn war es früher schwer, Gleichgesinnte in der Umgebung zu finden, so spielt die räumliche Entfernung im Internet keine Rolle: Es zählt nur das gemeinsame Interesse um zusammenzufinden, sich zu organisieren, Ideen zu teilen und sich – zumindest in Teilöffentlichkeiten – Gehör zu verschaffen. Dies ist insbesondere ein spannender und von vielen Erwachsenen noch sehr misstrauisch beobachteter Prozess, weil Jugendliche mit dem Medium aufwachsen, es nicht zaghaft verwenden, sondern quasi damit spielen und damit auch „Partizipation“ für sich neu definieren. E-Partizipation ist ein relativ neuer Bereich, der in Zukunft sicherlich noch große Bedeutung erlangen wird.

5.  Zielgruppenspezifische Beteiligung

sensprecher/in zu wählen. Deren gewählte Vertreter/innen sind den Sitzungen des Schulforums bzw des Schulgemeinschaftsausschusses beizuziehen. Sie haben in diesen Gremien beratende Stimme. Ab der neunten Schulstufe, also in Polytechnischen Schulen und in Sonderschulen, die nach dem Lehrplan der Polytechnischen Schule geführt werden, in Berufsschulen, AHS-Oberstufen, berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, wird zusätzlich zu den Klassensprecherinnen bzw Klassensprechern ein/e Schulsprecher/in gewählt. An die Stelle des Schulforums tritt an diesen Schulen der Schulgemeinschaftsausschuss (SGA). In ihm sind die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schülerinnen und Schüler vertreten. Darüber hinaus bestehen Landesschülervertretungen in allen Bundesländern, die Zentrallehranstalten-Schülervertretung und die Bundesschülervertretung,13 die auch Mitglied der Bundes-Jugendvertretung ist.

Schulische Partizipation Im schulischen Bereich bieten das Schulunterrichtsgesetz (SchUG) und das Schülervertretungsgesetz (SchVG) einige Möglichkeiten der Beteiligung Jugendlicher. In der ersten bis vierten Schulstufe werden die Interessen der Kinder noch durch die im Klassen- und im Schulforum vertretenen Erziehungsberechtigten wahrgenommen, ab der fünften bis zur achten Schulstufe sind jedoch an Volks- und Sonderschulen sowie an Hauptschulen Klassen- und Schulforen einzurichten, in den AHS jedoch Schulgemeinschaftsausschüsse, die dort die Beratungs- und Entscheidungskompetenzen für die 5. bis 12. Schulstufe wahrnehmen. Ab der 5. Schulstufe, das ist die 1. Klasse der Hauptschule oder der AHS-Unterstufe bzw die 5. Klasse der Volks- und der Sonderschule, ist für jede Klasse ein/e Klas-

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Partizipation im Arbeitsbereich Für den Arbeitsbereich ist insbesondere das Jugendvertrauensrätegesetz zu erwähnen. Dieses Gesetz ist mit 1. Jänner 1973 in Kraft getreten und regelt die Installierung einer Jugendvertretung ab fünf jugendlichen Arbeitskräften in einem Betrieb. Gemäß § 20 Arbeiterkammergesetz sind alle arbeiterkammerzugehörigen Arbeitskräfte zur Vollversammlung wahlberechtigt. Daher ergibt sich im Zusammenhang mit dem Bundesgesetz über die Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen ein Wahlalter von 15 Jahren.

13  Vertretung der Bundesschüler/innen: www. bsv.at.

Partizipation in der öffentlichen Verwaltung Auch auf Bundesebene bestehen verstärkt Bestrebungen, Bürger/innen sowie Interessenvertretungen bei der Entwicklung von Maßnahmen und Politiken der öffentlichen Verwaltungen verstärkt einzubinden.14 Für den Jugendbereich sei exemplarisch auf das Jugendministerium verwiesen, das als federführendes Ressort bezüglich Partizipation auch intern entsprechende Umsetzungschritte setzt.15 Beispielhaft ist das Österreichische Jugendportal zu erwähnen, das von rund 150 Jugendlichen geplant und technisch wie inhaltlich erstellt wurde und von einer jugendlichen Redaktionsgruppe in enger Zusammenarbeit mit dem Ressort betreut wird.16 In der BuPP17 testen Jugendliche und junge Erwachsene regelmäßig Computer- und Konsolenspiele. Bei der Errichtung der Stelle wurden Jugendliche ua in die Erarbeitung des Prüfmanuals miteingebunden.

Fazit Trotz einer Vielzahl von Projekten und Einrichtungen unter Mitbeteiligung von Kindern und Jugendlichen bedarf es noch vieler Anstrengungen, Beteiligung als Standard in Österreich einzuführen. Dort, wo Jugendliche gefordert und gefördert werden, zeigen sie oft ein hohes Potential, Interesse und Engagement. Egal in welchem Rahmen Partizipation ermöglicht wird, wichtig ist dabei, dass wir Kinder und Jugendliche ernst nehmen und an der Entwicklung unserer Gesellschaft teilhaben lassen. 14  Tagung „Zukunft der Öffentlichkeitsbeteiligung: www.partizipation.at/500.html. 15  Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend (BMGFJ): www.bmgfj.gv.at. 16  Österreichisches Jugendportal: www.jugendinfo.at. 17  Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (BuPP): www.bupp.at.

Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen

Gertraud Diendorfer

Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Internet; Jugendlicher; Jugendsoziologie; Kind; Medienkompetenz; Neue Medien; Partizipation, politische; Prammer, Barbara; Wahlalter, aktives 16. Jugendliche ab 16 Jahre erhielten mit der Wahlrechtsreform 2007 in Österreich das Recht, bei Nationalratswahlen zu wählen. Um diese gesetzliche Regelung wirksam werden zu lassen und die Jugendlichen bei der Ausübung ihres Rechts zu unterstützen, bedarf es zahlreicher flankierender Maßnahmen und Initiativen auf verschiedensten Ebenen, die auch die Altersgruppe davor mit einbezieht. Die Bundesregierung startete eine „Demokratieinitiative“, um „jungen Menschen demokratische Werte verstärkt bewusst zu machen“ und politischer Bildung in- und außerhalb der Schule einen neuen Stellenwert zu geben. Ebenfalls in Zusammenhang mit der Wahlaltersenkung und um der viel zitierten Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, hat Nationalratspräsidentin Barbara Prammer einen Auftrag für die Entwicklung einer Demokratiewerkstatt im Parlament gegeben. Denn: Demokratie braucht die aktive Beteiligung aller und ein grundsätzlich positives politisches Interesse von Kindern und Jugendlichen. Wie man diese am besten   Einladung zum Symposion „Demokratie braucht junge Menschen“ am 28. Juni 2007 veranstaltet vom BMUKK und BMWF.   Demokratie muss erlebbar sein. Start der „Demokratiewerkstatt“ im Parlament, in: Parlamentskorrespondenz /08/18.4.2007/Nr 276.

auf ihre Rolle als aktive und partizipierende Bürger/innen vorbereitet und Teilhabechancen ermöglicht, ist nicht nur in Österreich in Diskussion.

Junge Menschen als gleichberechtigte gesellschaftliche Akteure Die Bedeutung von politischer Teilhabe und Partizipation von Kindern und Jugendlichen wird, mit unterschiedlichen demokratiepolitischen Begründungen, mehr und mehr anerkannt. Auf internationaler Ebene ist die UNKonvention über die Rechte der Kinder zu nennen, die auf Basis der 3 „P´s“ (protection, provision und participation) die politischen und sozialen Rechte von Kindern neu interpretiert und stärkt. Auf dieser Basis hat sich eine Kinderrechtsbewegung etabliert. „Kinder und Jugendliche – so die Argumentation – sind in allen Fragen und Angelegenheiten der politischen Gemeinschaft zu beteiligen, weil sie Menschen sind und daher mit allen anderen Menschen die selben Grundrechte teilen“.  Rechts- und demokratiepolitische Begründung und Stärkung finden sich auch in europäischen Dokumenten wie beispielsweise in der „Europäischen Charta über die Beteiligung der Jugendlichen am Leben der Gemeinden und Regionen“ des Europarates oder im Weißbuch „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ von 2001 und   Bertelsmann-Stiftung (Hrsg), Mehr Partizipation wagen. Argumente für eine verstärkte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen (2007) 30.

die Folgemaßnahmen zum Weißbuch der Europäischen Kommission. Den jungen Menschen wird mehr und mehr Mündigkeit zugestanden. Jede Generation soll und muss aufs Neue demokratische Kompetenzen erwerben, um eine stabile Demokratie zu gewährleisten. Bisher wurde verstärkt auf möglichst hohe Wahlbeteiligung und Orientierung an klassischen Institutionen liberaler Demokratie gesetzt und auf zukünftige Wähler/innen. Krisenszenarien von sinkender Wahlbeteiligung, schrumpfender Parteienbindung und politisches Desinteresse begründen ein stärkeres Miteinbeziehen von Kindern und Jugendlichen. Ein möglichst frühes Einüben auf Formen der politischen Beteiligung sollten spielerisch und in Form von „Probehandeln“ eingeübt werden. Dazu zählen politische Planspiele, Kinder- und Jugendtage in politischen Institutionen uä. Mittlerweile wird „ein stärkeres Gewicht auf Lernprozesse durch verbindliche und ergebnisorientierte Beteiligungsangebote mit ‚Ernstcharakter’“  gelegt. Kinder und Jugendliche sollen schon früh   Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Mitteilung der Kommission an den Rat zur europäischen Politik im Bereich der Beteiligung und Information von Jugendlichen, Brüssel, KOM (2006) 417. Vgl auch: Verabschiedung des Europäischen Pakts für die Jugend 2005, Anhang 1 der Schlussfolgerungen des Vorsitzes des Europäischen Rates (7619/05), www.eurodesk.de/cgi-bin/showcontent.asp? /ThemaID=216 (30.8.2007).   Bertelsmann-Stiftung (FN 3) 39.   Bertelsmann-Stiftung (FN 3) 39.

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Die politische Partizipation Jugendlicher

entsprechend ihrem jeweiligen Lebensalter die Möglichkeit erhalten, sich aktiv politisch einzumischen und dabei auch vielfältige direkt-demokratische partizipative Demokratieformen nutzen können. Dies setzt aber voraus, Kindern und Jugendlichen eine aktive Rolle als gleichberechtigte gesellschaftliche Akteure zuzugestehen und nicht nur als „Defizitwesen“, im Sinne von noch nicht reif, inkompetent und lernbedürftig, wahrzunehmen. Abgestützt wird dies auch von den neuen Ansätzen in der Kindheitsforschung. Aus pädagogischer Sicht ist den Kindern eine lernende Rolle zugedacht, die traditionellerweise auf ein asymmetrisches Verhältnis zwischen Lernenden und den Erwachsenen bzw Lehrenden aufbaut. Aufgrund neuerer Bildungsansätze verschwimmt dieses Konzept der generationell orientierten Rollenzuschreibungen; auch Erwachsene lernen zukünftig lebenslang und Kindern wird verstärkt eine aktive Rolle im Lernprozess zugestanden.

Lebensrealität und Medienverhalten von jungen Menschen Unter Kindern versteht man – nach dem Beschäftigungsgesetz für Kinder- und Jugendliche – die Altersgruppe bis zum 15. Lebensjahr bzw Minderjährige bis zur Beendigung der Schulpflicht. Über ihre Wertvorstellungen und ihr Politikverständnis gibt es relativ wenige Studien im Vergleich zu jenen für den Bereich der Jugendlichen zwischen 14- bis 19 Jahren. Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich daher auch auf unterschiedliche Altersgruppen; entsprechend der Forschungslage liegt der Schwerpunkt bei den 12- bis 14-Jährigen und darüber.

  Bertelsmann-Stiftung (FN 3) 59.   Bertelsmann-Stiftung (FN 3) 54.   http://wien.arbeiterkammer.at/www-397IP-1099.html (30. 8. 2007).

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In der Altersgruppe der 8- bis 14-Jährigen gehen noch alle zur Schule. Viele von ihnen besitzen bereits ein Handy10 und sie benutzen dieses zum Versenden von SMS-Nachrichten und zum Spielen. Fernsehen und Spielen stehen ganz oben auf der Hitliste der Freizeitbeschäftigung.11 Die heutigen Kinder und Jugendlichen wachsen ganz selbstverständlich mit dem Internet auf, das auch dementsprechend ihr Denken und Verhalten beeinflusst.12 Dieser Bedeutungszuwachs der neuen Medien wird von fast allen Studien festgestellt.13 Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Österreich nutzen regelmäßig das Internet.14 Bereits drei Viertel der oberösterreichischen 6- bis 10-Jährigen haben einen Zugang zu einem Computer15, die Internetnutzung wird häufig, wie eine Kinder- und Medienstudie zum Medienverhalten der 3- bis 10-Jährigen in Ober­ österreich erhoben hat, an Regeln wie zB Nutzungsdauer oder Einholen von Erlaubnis gebunden. Die Lebenswerte und Orientierungen sind freizeit- und zukunftsorientiert. Die Mehrheit der Kinder erlebt sich, laut einer 2005 durchgeführten Befragung unter 10- bis 16-jährigen 10  Vgl Kromer, Siemens Mobile Studie „Treffen wir uns beim Kino?). Eine Pilotstudie zur SMS-Kommunikation von 10- bis 14-jährigen Mädchen und Burschen des ZOOM Kindermuseums Wien, in: Kooperation mit Siemens (2003) 7. 11  Vgl 1. OÖ BIMEZ Kinder-Medien-Studie 2007. Das Medienverhalten der 3- bis 10-Jährigen in OÖ, durchgeführt vom Market-Institut (2007) 2. 12  ICT&S Center der Universität Salzburg (Hrsg), Projektleitung: Maier-Rabler, ePartizipation – „Jugend aktiv“. Das aktive IKT-Nutzverhalten von Salzburger Jugendlichen mit besonderer Berücksichtigung von (politisch) partizipativen Formen von Internet und mobiler technischer Kommunikation. Endbericht (Mai 2007) 28. 13  Bei diesem Projekt „UK Children Go Online“ von Sonia Livingstone wurden 9- bis 19-Jährige befragt; zitiert nach Maier-Rabler (FN 12) 28. 14  European Commission, Safer Internet. Special Eurobarometer 250/Wave 64.4 – TNS Opinion & Social, 14; www.pressetext.at/pteprint.mc? Pte=060705011. 15  OÖ BIMEZ Kinder-Medien-Studie (FN 11) 7.

Kindern in Österreich, als handelnde Subjekte und fühlt sich von der Gesellschaft ernst genommen, die andere Hälfte hingegen wünscht sich „eine stärkere (Beg)Leitung in ihrem Leben“.16 Als Zwischenwelt charakterisieren die Studienautorinnen Ingrid Kromer und Heide Tebbich die Lebenssituation der 11- bis 14-Jährigen. Diese Altersspanne ist eine des Übergangs, die „Kids“, wie sie genannt werden, sind auf der Suche nach Identität; ihr Status ist unsicher (nicht mehr Kind, aber noch nicht erwachsen). Zur primären Sozialisationsinstanz Familie treten Gleichaltrige und Freunde, die wichtiger werden, eigene Lebensentwürfe und -vorstellungen gewinnen an Bedeutung. Sicherheitsbedürfnisse stehen in Konkurrenz zum Freiheitsdrang. Sie haben bereits ein soziales Problembewusstsein entwickelt und engagieren sich vor allem bei Themen wie Umwelt, Krieg und Frieden etc. Bei einer Befragung nach Veränderungswünschen von Kindern zwischen 2 und 14 Jahren stand der Wunsch nach Frieden („kein Krieg mehr – Frieden“) an zweiter Stelle des Wunschrankings nach „mehr Spielplätzen.“ 17

Politische Sozialisation und politische Bildung Auch Kinder werden bereits früh politisch sozialisiert, wenngleich dies mitunter wenig beabsichtigt und reflektiert 16  Mobilkom Austria Freizeitstudie 2005, Netzwerkkids im Spannungsfeld zwischen Schule, Freizeit und Job der Eltern. Endbericht der quantitativen Befragung von 10- bis 16-jährigen Kids in Österreich, durchgeführt von Kromer/Hatwagner, Österreichisches Institut für Jugendforschung (2005) 36. 17  Kromer/Tebbich, Zwischenwelten. Das Leben der 11- bis 14-Jährigen (= Österreichisches Institut für Jugendforschung, Bd 3 [1998]) 13). „Nichts für uns – ohne uns!“ : nationaler Aktionsplan für die Rechte von Kindern und Jugendlichen … Ergebnisse einer Kinder- und Jugendbefragung im Auftrag des Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz (2004) 62.

Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen

stattfindet.18 Die erste Sozialisationsinstanz ist in diesem Alter sicherlich die Familie, wo primäre politische Sozialisation stattfindet, gefolgt von der Schule und den Medien als sekundäre Sozialisationsinstanzen. Kinder sind neugierig und wollen begreifen, was um sie herum und in der Welt geschieht. Kinder entwickeln, wie Studien belegen, bereits politische Einstellungen: „Sie bewerten politische Objekte begünstigend oder weniger begünstigend, empfinden Zu- oder Abneigung. So haben sie beispielsweise bereits Einstellungen gegenüber der eigenen Nation, gegenüber führenden politischen Persönlichkeiten oder gegenüber politischen Parteien“.19

Politische Sozialisationsinstanz Familie Die Familie (in allen ihren verschiedenen Ausformungen) ist für Kinder die wichtigste Sozialisationsinstanz, die prägend ist für die Herausbildung von Grundhaltungen und Wertvorstellungen und für soziales Lernen. Hier werden erste Erfahrungen im Zusammenleben gemacht und Regeln ausverhandelt, Rollenzuschreibungen vorgenommen. Je nach Familienklima und Erziehungsstilen wird der Grundstein für die Entwicklung einer politischen Persönlichkeit gelegt. „So ist beispielsweise die Bereitschaft zur politischen Partizipation abhängig von Persönlichkeitsfaktoren wie Selbstvertrauen, Kompetenzgefühl, Dominanz oder Merkmalen der Entfremdung.“20 Weiters spielt politische Kommunikation in der Familie eine Rolle. Gibt es ein Interesse an Politik, wird über politische Themen diskutiert und wie wird darüber gesprochen? Politik wird meist über die Medien, insbesondere das Fernsehen, das de facto in allen Haushalten so gut 18  Vgl Pelinka, Politische Bildung und politische Sozialisation, in: Diendorfer/Steininger, Demokratie-Bildung in Europa. Herausforderungen für Österreich (2006) 51. 19  Hafner Verena, Politik aus Kindersicht. Eine Studie über Interesse, Wissen und Einstellungen von Kindern (2006) 17. 20  Hafner (FN 19) 27.

wie täglich konsumiert wird, in die Familienkommunikation hineingebracht. Studienergebnisse zeigen eine häufige Übereinstimmung bzw Übernahme im Wahlverhalten bzw Parteipräferenz.21 Dieser Trend bei der Übereinstimmung von 14- bis 24-Jährigen bei politischen Fragen mit den Eltern ist allerdings im Abnehmen begriffen: die Schwächung der traditionellen Sozialisationsinstanzen wird zum Teil auch auf Änderungen der Medienwelt und des -konsums zurückgeführt.22 Eine intendierte politische Erziehung findet jedoch weniger statt, da Eltern dies nicht als Hauptaufgabe ansehen, wenngleich es hier schichtspezifische Unterschiede gibt.23 Politik hat daher auch kaum Möglichkeiten, politische Werte und demokratische Grundsätze über die Sozialisationsinstanz Familie zu vermitteln, die „unter den Rahmenbedingungen liberaler Demokratie sich einer solchen Steuerung entzieht“.24 Von der Gesellschaft wird politische Bildung in erster Linie der Schule überantwortet, als dem Ort, wo eine intendierte politische Sozialisation stattfinden und politische Bildung vermittelt werden soll. Politische Sozialisationsinstanz Schule Die Schule agiert als politische Sozialisationsinstanz in zweifacher Hinsicht. Zum einen hat sie die Aufgabe, politisches Wissen zu vermitteln sowie die Fähigkeit, kritisch zu hinterfragen und zu urteilen, zum anderen findet soziales Lernen statt. Die Art und Weise, welche Erfahrungen ein Kind in der Institution Schule macht, welchen Platz es einnehmen kann, wie es mitreden und mitgestalten kann, spielt eine entscheidende Rolle. Partizipativ-demokratische Unterrichtsformen fördern in politischer Hinsicht Kompetenz, Vertrauen und das Gefühl der eige-

21  Hafner (FN 19) 30. 22  Plasser/Ulram, Das österreichische Politikverständnis. Von der Konsens- zur Konfliktkultur? (2002) 80. 23  Hafner (FN 19) 29. 24  Pelinka (FN 18) 52.

nen Wirksamkeit.25 Die in 28 Ländern durchgeführte Studie „Demokratie und Bildung. Politisches Verstehen und Engagement bei Vierzehnjährigen“ belegt den Zusammenhang der schulischen Sozialisation mit der Möglichkeit, Partizipation zu erfahren und zu lernen.26 Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die europaweit angelegte Studie EUYOUPART, bei der 8.000 Jugendliche – allerdings ab 15 Jahren – befragt wurden. Je öfter in der Schule über politische Themen diskutiert wurde, desto stärker ist das politische Engagement der Schülerinnen und Schüler, etwa in Form von Besuchen öffentlicher Veranstaltungen, bei der Teilnahme an legalen Demonstrationen oder beim Verfassen von politischen Artikeln. Mitgliedschaften in einer Schülerorganisation und aktivere Beteiligung in der Schule korrelieren auch mit einer stärkeren politischen Aktivität in der Freizeit und nach der Schule.27 In Österreich, wie in den meisten europäischen Ländern, ist bei vielen Fachleuten die Meinung vorherrschend, dass politische Bildung stärker im Schulunterricht verankert werden muss, auch bei den jüngeren Altersgruppen.28 Nicht nur auf25  Hafner (FN 19) 32. Dies ist auch ein Ergebnis der IEA Civic-Education- Studie: Demokratie und Bildung in 28 Ländern. Politisches Verstehen und Engagement bei Vierzehnjährigen (1999). ������������� Kurzbericht: Torney-Purta/Lehmann/Oswald/Schulz, Citizenship and Education in Twenty-eight Countries. Civic Knowledge and Engagement at Age Fourteen (2001) 9. 26  Turnay-Purta/Lehmann/Oswald/Schulz (FN 25), zit nach Bertelsmann Stiftung (FN 3) 50. 27 ������������������������������������������ Die Studie wurde vom Institute for Social Research and Analysis (SORA) durchgeführt, zit nach Westphal, „EUYOUPART“ – Political Participation of Young People in Europe – Development of Indicators for Comparative Research in the European Union, in: Diendorfer/ Steininger, Demokratie-Bildung in Europa. Herausforderungen für Österreich (2006) 153. 28  Siehe neben den Beiträgen insbesondere die Zusammenfassungen der Workshopergebnisse von Selma Schmid und Horst Schreiber, in: Diendorfer/Steininger, DemokratieBildung in Europa. Herausforderungen für Österreich (2006); Filzmaier, Jugend und Politische Bildung, Pilotstudie im Auftrag des

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Die politische Partizipation Jugendlicher

grund der Wahlaltersenkung ist eine lehrplanmäßig stärker verankerte politische Bildung in der Unterstufe notwendig, sondern auch um bildungsfernere Jugendliche zu erreichen. Jugendstudien diagnostizieren darüber hinaus eine Beschleunigung der politischen Sozialisation. Bereits 11- bis 14-Jährige zeigen ein hohes Maß an Bereitschaft, sich sozial und politisch zu engagieren, wenn sie sich ernst genommen und betroffen fühlen.29 Politische Sozialisationsinstanz Medien Kinder werden bereits früh über die Medien, insbesondere das Fernsehen, über politische Inhalte informiert und ihre grundlegenden Vorstellungen über Politik und die politischen Einstellungen von diesen durch den beinahe täglichen (Mit‑)­Fernsehkonsum geprägt. Über die positiven und negativen Effekte für die politische Sozialisation geben die Forschungsergebnisse, soweit sie vorliegen, kein einheitliches Bild. Häufiger Medienkonsum korreliert mit erhöhtem politischem Interesse und Wissen. 30 Die bereits zitierte IEA-Studie belegt, dass in zahlreichen Ländern das Fernsehen für 14-Jährige die wichtigste politische Informationsquelle ist. 31 Für Österreich geht dies auch aus der 2007 durchgeführten Studie „Jugend und Politik“ hervor, bei der Dreiviertel der 14- bis 24-Jährigen angeben, ihre Informationen „in erster Linie“ über die Medien zu beziehen und diesen auch eine hohe Glaubwürdigkeit attestieren. 32 Das Fernsehen als „Lernquelle“ vermittelt allerdings eine bestimmte Sichtweise auf Politik aufgrund der Gesetzmäßigkeit der MeBundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur und des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (2007); Hafner, Politik aus Kindersicht (2006); Sander, Demokratie braucht politische Politik, Gastkommentar Die Presse 2. 7. 2007, zit nach www. diepresse.com/home/gastkommentar/34127/ index.do. (30. 8. 2007). 29  Hafner (FN 28) 117. 30  Hafner (FN 28) 140. 31  IEA Studie Kurzbericht (FN 25) 11. 32  Filzmaier (FN 28) 17.

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dienlogik: es dominiert eine Vereinfachung von politischen Botschaften und Personalisierung sowie eine Orientierung am Unterhaltungswert („infotainment“). 33 Sie vermitteln aber auch häufig stereotype Bilder und Geschlechterrollen und bieten für Frauen und Mädchen zu wenig interessante und aktive Vorbilder. 34 Die skizzierten politischen Sozialisationsinstanzen stehen auch in Konkurrenz zueinander und werden durch weitere Sozialisationsinstanzen wie Freundeskreis, politische Akteure usw ergänzt.

Partizipationswünsche und -erfahrungen von Kindern und Jugendlichen Kinder verstehen sich selbst ab ca 12 Jahren mehrheitlich als Jugendliche35 und wollen ernst genommen werden. Sie wollen in der Politik mehr Mitsprachemöglichkeiten. 36 Wieweit Kinder in der Lage sind, Partizipationsansprüche zu formulieren und diese einzufordern, hängt von den gemachten Sozialisationserfahrungen ab, davon, ob und wie weit sie sich auch ernst genommen fühlen. 37 Zu diesem Schluss kommt das Forschungsprojekt „Kinder reden mit!“, das vom österreichischen Institut für Jugendforschung mit 9- bis 12-jährigen Kindern in Südtirol durchgeführt wurde: Von „sehr deutlich artikulierend“ bis „eher schüchtern“ und „desinteressiert“ reicht die Palette der wahrgenommenen Erlebnisse. Insgesamt kann jedoch festgehalten werden, dass die Mehrheit der 33  Filzmaier, Wahlen und politischer Wettbewerb in der Mediengesellschaft, in: Von Wahl zu Wahl (= Informationen zur Politischen Bildung. 21/2004) 12. 34  Hafner (FN 28) 41. 35  Kromer/Tebbich (FN 17) 119. 36  Vgl Bertelsmann Stiftung (FN 3) 10; siehe auch Fatke/Meinhold-Henschel, Jugendbeteiligung – Chance für die Bürgergesellschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (12/2006). 37  Kromer, Wie sehen Kinder die Welt? Partizipationsinteressen und Partizipationspotenziale von 10- bis 12-jährigen Mädchen und Buben in Südtirol, in: facts (1105/0106) 14.

Kinder über wenig Partizipationserfahrungen im Alltag verfügt, was bedeutet, dass auch ihre Mitbestimmungsansprüche sehr gering sind.“38 Politik und Politikverständnis Die Ergebnisse zum politischen Interesse von Jugendlichen sind nicht eindeutig bzw differenzierter zu betrachten. Die regelmäßig durchgeführten Shellstudien weisen im Jahresvergleich eher einen Rückgang des politischen Interesses auf. 39 Mit zunehmendem Alter und höherem Bildungsabschluss nimmt allerdings das politische Interesse zu.40 Weiters wird in Studien eine Umorientierung hin zu anderen Formen der politischen Beteiligung und weg von traditionellen Parteienengagement und traditionellen Vereinen hin zu punktuellem, themen­ orientiertem, unkonventionellem Engagement festgestellt.41 Jugendliche bevorzugen vernetzte und hierarchiearme Strukturen, selbst bestimmtes, spontan entwickeltes Engagement mit einer geringen formalen Verbindlichkeit, wie die jüngst unter Salzburger Jugendlichen durchgeführte Studie „ePartizipation – Jugend aktiv!“ ergeben hat.42 Die oben bereits erwähnte Studie „Jugend und Politik“ zeigt, dass bei Jugendlichen ab 14 das politische Interesse mit Demokratiezufriedenheit korreliert und es dabei kaum Geschlechterunterschiede gibt. Allerdings differiert das politische Interesse stark nach Bildungsgrad.43 Bei den wenigen Studien über das Politikverständnis von Kindern ergibt die qualitative Studie von 10- bis 12-jährigen Mädchen und Buben aus Südtirol, dass 38  Kromer/Schadauer, „Kinder reden mit!“ Ein qualitatives Forschungsprojekt über Kinder und Partizipation in Südtirol, Ergebnisbericht (2004) 54. 39  Shell Deutschland Holding (Hrsg), Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck (2006) 44. 40  Von Alemann/Morlok/Godewerth, Jugend und Politik. Möglichkeiten und Grenzen politischer Beteiligung der Jugend (2006) 10. 41  Shell Deutschland (FN 39) 45. 42  Shell Deutschland (FN 39) 45 und MaierRabler (FN 12) 25. 43  Filzmaier (FN 28) 8.

Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen

Kinder politisch denken, „wobei Politik als Ausdruck und als Gestaltungsprinzip gesellschaftlicher Verhältnisse verstanden wird … Die Politiker werden durchwegs negativ beurteilt, hingegen ist die Möglichkeit, selbst Politik zu machen, positiv besetzt.“ 44 Ein ähnlich differenziertes Bild von Politik­ auffassung zeigt auch die Studie „EU­ YOUPART: Political Participation of Young People in Europe“. Politik wird als eine Möglichkeit verstanden, internationale Probleme und soziale Konflikte zu lösen bzw eine bessere Welt zu schaffen, die politische Praxis wird aber als desillusionierend und enttäuschend erlebt. Etwa die Hälfte der Jugendlichen (46%) begreift „Politik aber auch als leere Versprechungen“. Korrupt ist Politik für mehr als ein Drittel der Befragten. Ebenso viele meinen, dass sich Politik nicht um Dinge kümmere, „die für Leute wie dich und mich“ wichtig sind. Ein Trend lässt sich in ganz Europa beobachten: Fast zwei Drittel aller Jugendlichen sehen Wählen als die effektivste Form der politischen Beteiligung an. Sie erachten aber die Mitarbeit in NGO´s als wirkungsvoller als die Mitarbeit in politischen Parteien.“45 Motive für politisches Engagement Wie sieht nun die Bereitschaft zum Engagement aus, wann und warum engagieren sich junge Menschen? Eine in Österreich bei der Leserschaft der Gewerkschaftszeitung „Hallo“ durchgeführte Befragung zeigt folgendes Bild46: Die Motive für ein Engagement sind sozialisations- und altersabhängig. An erster Stelle stehen „Einsatz für andere“ gefolgt von „persönlichem Interesse“ und „etwas bewegen wollen“. Für die 14- bis 15-Jährigen ist der „persönliche Vorteil“ als Mo44  Kromer (FN 37) 13. 45  Westphal, Der Blick über den Tellerrand: Jugend und Politik im europäischen Vergleich; www.sora.at/de/start.asp?ID=438&b= 87 (30. 8. 2007). 46  Kromer/Hatwager, Lebenssituation(en) und Orientierungen von jungen Menschen in Österreich“, zit nach dem Endbericht der HALLOLeserInenbefragung 04/05, Österreichisches Institut für Jugendforschung (2005).

Die Partizipationsspirale Partizipationsintensivierung



Partizipationsaffinität im Freundeskreis

➎ Partizipationszufriedenheit am Wohnort



Konkreter Veränderungswille

➍ Vereinsbedeutung



Informationsstand bzgl. Mitwirkung

➋ Qualifikationsempfinden ➌ Paritizipationsintensität in der Schule Quelle: Bertelsmann Stiftung (Anm. 6)

tiv, sich zu engagieren, noch stärker vorhanden als bei den 18- bis 20-Jährigen, bei den jungen Frauen weniger ausgeprägt als bei den jungen Männern. Gewerkschaftsmitglieder engagieren sich, da sie „etwas bewegen wollen“, weil es „wichtig für die Gesellschaft ist“, Nichtmitglieder tendieren eher dazu, sich wegen ihrer Freundinnen und Freunde engagieren zu wollen. Ein Großteil (84%) der Befragten stimmt der Aussage zu „wenn man sich engagiert und hartnäckig ist, kann man in der Gesellschaft wirklich etwas erreichen“; jüngere Schülerinnen und Schüler empfinden aber eine „gewisse persönliche Ohnmacht“, Dinge verändern zu können, glauben aber grundsätzlich an den möglichen Erfolg persönlichen Engagements. Die Studienautorinnen begründen dies mit der wenigen Erfahrung, die Jugendlichen „fühlen sich aufgrund ihrer gesellschaftspolitischen Situation, die ihnen wenig Mitspracherecht einräumt, noch (!) nicht in der Lage, Dinge zu verändern.“47 Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist, dass „knapp die Hälfte der 14- bis 15-jährigen Mädchen und Burschen noch nicht weiß, wo sie sich politisch einordnen soll, während sich dieser Anteil bei den anderen Altersgruppen auf rund ein Viertel beschränkt.“48 47  Kromer (FN 10) 26. 48  Kromer (FN 10) 29.

Beteiligungsformen und Einflussfaktoren zur Stärkung von Partizipation Es gibt verschiedene Beteiligungsformen, denen in der Fachliteratur sowohl Vor- als auch Nachteile attestiert werden. Neben Formen, bei denen Kinder und Jugendliche durch Erwachsene vertreten werden, wie zum Beispiel Kinderbeauftragte oder Kinderanwälte, unterscheidet man unmittelbare Beteiligungsmöglichkeiten nach in repräsentative (junge Menschen nehmen stellvertretend die Interessen ihrer Altersgruppen war), offene (Kinder- und Jugendforen) und projektorientierte Beteiligungsmöglichkeiten (letztere sind durch thematische Schwerpunktlegung und zeitlich begrenzte Mitarbeit charakterisiert).49 Befürwortet wird in der Literatur eine Mischung der verschiedenen Ansätze sowie die Evaluierung der Partizipationserfahrungen von jungen Menschen. In der bereits oben genannten empirischen Untersuchung der BertelsmannStiftung zum Partizipationsverhalten junger Menschen wurden in Deutschland mehr als 12.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 und 18 Jahren befragt, darüber hinaus Lehrer/innen sowie die Kommunalverwaltungen und deren Vertreter/innen. Das Ergebnis zeigt eine 49  Fatke/Meinhold-Henschel (FN 36) 26.

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Die politische Partizipation Jugendlicher

hohe Beteiligungsmöglichkeit für Kinder und Jugendliche in der Familie, eine geringe hingegen in der Schule (zB Mitbestimmung bei Themen, die sie betreffen) und in den Kommunen. Projektbezogene und offene Beteiligungsformen wurden mehr bevorzugt und geringere Mitwirkung weisen Stadtteilkonferenzen und Jugendräte und -parlamente auf.50 Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine in Tirol 2006 durchgeführte Studie zum Partizipationsverhalten von Jugendlichen in Tiroler Gemeinden; Jugendliche sind grundsätzlich für Beteiligungsprozesse motivierbar, allerdings darf dies nicht nur symbolischen Charakter haben.51 Die Studie „mitWirkung!“ hat sieben Faktoren herausgearbeitet, die eine Beteiligung auf kommunaler Ebene stärken, und Handlungsempfehlungen ableiten lassen, die in der Partizipationsspirale dargestellt sind. Wichtige Einflussfaktoren sind die Partizipationsangebote, die von den Kommu50  Fatke/Meinhold-Henschel (FN 36) 28. 51  Karlhofer, Partizipation von Jugendlichen in Tiroler Gemeinden. Berichtsband (2006) 52.

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nen zur Verfügung gestellt werden, politische Unterstützung und ausreichende zielgruppengerechte Kommunikation, die Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche mit Partizipation in den Familien, in der Schule und im Freizeitbereich machen und ihre Zufriedenheit damit, ausreichend Kenntnisse über Partizipationsmöglichkeiten und ihr politisches Interesse sowie das politische Engagement des Freundeskreises.52

Zusammenfassung Kinder und Jugendliche sind unterschiedlich nach Geschlecht, Lebensstilen, sozialer und politischer Sozialisation. Daher sind sie eine äußerst heterogene Gruppe. Ein Teil der jungen Menschen kann als „politisiert“ bezeichnet werden und ist mitwirkungsbezogen, ein anderer Teil ist der Politik gegenüber kritisch eingestellt und andere wiederum haben kaum ein politisches Interesse. Beteiligung lässt sich lernen und ein Großteil der Jugendlichen ist partizipationsbereit. Sie wollen mehr politische Bildung, mehr Wissen, mitreden und mitgestal52  Aus: Fatke/Meinhold-Henschel (FN 36) 32.

ten, aber dabei ernst genommen werden. �������������������������������� „As young people, European citizens of today and tomorrow, we declare our readiness to take our share of responsibility …”5354 Welche Angebote Kinder und Jugendliche in den Schulen, in der Familie und im gesellschaftlichen Umfeld vorfinden und welche Erfahrungen sie damit machen, ist ausschlaggebend für langfristige Beteiligung und politisches Engagement. Kinder- und Jugendpartizipation braucht auch Strukturen und Bereitschaft bei den Erwachsenen, sich ernsthaft darauf einzulassen. Das bedeutet, Politik mit und nicht über junge Menschen zu gestalten. Mitwirkung muss zu realpolitischen Ergebnissen führen; nur Training an Modellen ist zu wenig. Letztendlich ist ein Verständnis von Politik zu entwickeln, von dem sich alle angesprochen fühlen.

53  Fatke/Meinhold-Henschel (FN 36) 28. Vgl  Rome Youth Declaration v 25. 3. 2007, 1; http://europa.eu/50/docs/rome_youth_declaration_en.pdf.

Parlamente und Demokratie-Bildung

Barbara Blümel

Parlamente und Demokratie-Bildung Ein Blick nach Europa und in die Bundesländer

Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Jugendlicher; Kind; Wahlalter, aktives 16. Mit der Senkung des Alters für das aktive Wahlrecht auf 16 Jahre ist Österreich europaweit in einer Vorreiterrolle. Junge Menschen in der Ausübung dieses Rechts zu unterstützen und zu stärken ist auch und besonders Aufgabe des Parlaments. Das Projekt „Demokratiewerkstatt“ des österreichischen Parlaments hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche möglichst früh anzusprechen – die primäre Zielgruppe sind daher die 8- bis 14-Jährigen. Über das Europäische Zentrum für parlamentarische Wissenschaft und Dokumentation (EZPWD) wurde eine europaweite Umfrage unter Parlamenten gestartet, um Informationen über deren Initiativen zu erhalten; 21 von ihnen haben inhaltlich geantwortet.  Die Angebote in den österreichischen Bun  Für die kritische Durchsicht des Textes bedanke ich mich bei Christoph Konrath.   www.ecprd.org.   Dies sind im Einzelnen: Belgien – Senat, Deutschland – Bundestag, Estland, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Italien – Abgeordnetenhaus und Senat, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen – Seijm und Senat, Rumänien – Abgeordnetenhaus, Schweden, Schweiz, Slowakei – Nationalrat, Slowenien, Tschechische Republik – Abgeordnetenhaus sowie Zypern – Repräsentantenhaus. Dänemark und der Senat der Tschechischen Republik gaben an, für die 8- bis 14-Jährigen derzeit keine speziellen Angebote zu haben. Für die Mitarbeit bei der Auswertung der eingegangenen Antworten bedanke ich mich herzlich bei Brigitte Izmenyi.

desländern wurden durch eine Umfrage in den Landtagsdirektionen erhoben. Österreich ist Vorreiter bei der Senkung des Wahlalters und bei Angeboten für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Demokratiewerkstatt. Die Antworten aus Europa und den österreichischen Bundesländern sind zwar zum Teil sehr ausführlich; die vom österreichischen Parlament angesprochene Altersgruppe hingegen ist nur für wenige eine Zielgruppe. Das Augenmerk der folgenden Auswertung liegt daher auf den Besonderheiten, nicht auf einer umfassenden quantitativ-qualitativen Analyse.

Führungen durch das Parlament Europäische Parlamente Alle Parlamente bieten Führungen durch das Parlament mit den üblichen Themen an – Gebäude, Geschichte, Parlamentarismus. Die Gruppengröße entspricht in den meisten Fällen der Klassengröße, da die meisten Kinder und Jugendlichen im Rahmen einer Schulveranstaltung das Parlament besuchen. Das Alter der geführten Jugendlichen liegt in den meisten Fällen jedoch über 14 Jahren. Zur Vor- bzw Nachbereitung der Führungen wird in Großbritannien je eine eigene DVD für Kinder des primary level und des secondary level angeboten. Der Deutsche Bundestag verweist auf „Politibongo“ , das zypriotische Abgeordne  „‚Politibongo‘ ist eine bunte Mischung aus Fotostory und Comic für Kinder ab 6 Jahren.

tenhaus auf booklets – speziell für Altersgruppen der 6- bis 12-Jährigen und der 12- bis 30-Jährigen; das estnische Parlament bietet ein eigenes „book for children“ an. Spezielle Kinderführungen werden lediglich im britischen Parlament angeboten (ab Oktober 2007); der Deutsche Bundestag bietet während der Kindertage (vier Halbtage/Jahr) kindgerechte Führungen in großer Zahl an; überdies gibt es wöchentlich Familienführungen. In den meisten Antworten wird darauf verwiesen, dass es nach einer Führung möglich ist, mit Parlamentarierinnen bzw Parlamentariern zu sprechen. Wenn Führungen auch an Plenartagen möglich sind, ist der Besuch einer Sitzung eigentlich immer inkludiert. Landtage Auch die österreichischen Landtage bieten Führungen an. Diese haben das politische System und besonders die Rolle der Landtage zum Thema. Meistens werden Schulklassen geführt – der Salzburger Landtag gab dezidiert an, Kinder ab der 4. Volksschulklasse zu führen. Im Burgenland, in der Steiermark und in Wien gibt es im Rahmen der Führungen kurze Rollen- und Rätselspiele; in Tirol wird, wenn gewünscht, eine Landtagssitzung imitiert.

Internet Europäische Parlamente Besonders für junge Zielgruppen ist das Internet ist eines der wesentlichen Informationsmedien. Die folgende Aufstellung gibt einen kurzen Überblick, was für die Altersgruppe der 8- bis 14-Jährigen schon verfügbar ist. In Estland wird über die Einrichtung nachgedacht. Darüber hinaus verwiesen einige Parlamente auch auf Angebote für JugendliDrei Bewohner des fernen Planeten Bongo sind mit ihrem Raumschiff im Deutschen Bundestag gelandet um herauszufinden, wie „Demokratie funktioniert.“ (http://www.bundestag de/interakt/infomat/schulmaterialien/ bongocomic_artikel.html).

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Die politische Partizipation Jugendlicher

Internet: Parlamente für Kinder Deutschland – Bundestag Seit August 2007 gibt es eine Website für 8- bis 14-Jährige, die parlamentarische Grundkenntnisse auf spielerische Art vermittelt www.kuppelkucker.de Griechenland Kinderseite für 6- bis 12-Jährige Inhalte: Parlamentsarbeit, Gebäude, politisches System; Wissensquiz, elektronisches Malbuch www.parliament.gr/kids Großbritannien Eigene, umfangreiche Website für die Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen, mit Informationen und einem Teachers‘ Centre www.explore.parliament.uk Italien – Senat Auf der allgemeinen Webseite gibt es eine eigene Kinder- Jugendseite mit Comics, Animationen, Video und Quiz www.senato.it/relazioni/21614/29480/genpaginavetrina.html Niederlande Internetseite Derde Kamer (Dritte Kammer) für die Altersgruppe der 6- bis 14-Jährigen. Diese Seite bietet ua die Möglichkeit, zu einem Thema des Monats Kommentare abzugeben http://www.derdekamer.nl Polen – Senat Es gibt ein Angebot für Jugendliche (10–16 Jahre) und Kindergartenkinder; für Kinder im Alter von 6–10 Jahren ist es in Vorbereitung Inhalte: polnische Geschichte, Information über den Senat, Quiz http://edu.senat.gov.pl

oder elektronischen Foren direkt an die in Parlament und Politik Tätigen heranzutragen. Die Dauer der Veranstaltungen reicht von drei Stunden (Rollenspiel MiniTinget des norwegischen Parlaments) bis zu vier Tagen (Großsimulation „Jugend und Parlament“ des Deutschen Bundestags – 1x jährlich). Die angesprochene Altersgruppe ist in den meisten Fällen jedoch älter als 14 Jahre. Die Parlamente Großbritanniens und Schwedens erweisen sich jedoch als Vorreiter für jüngere Zielgruppen: Großbritannien Dreimal täglich werden Workshops für 7- bis 18-Jährige (Altersgruppen: 7–11, 11–14, 14–18) angeboten. Dazu gibt es vorab gedruckte Informationen, außerdem werden die Abgeordneten aus den Wahlkreisen der Jugendlichen über deren Kommen informiert. Schweden

che bis etwa 20 Jahren: Dies waren insbesonders die Schweiz, Deutschland, Norwegen und Schweden (Tabelle). Landtage Derzeit plant lediglich der oberösterreichische Landtag ein derartiges Angebot. Der niederösterreichische Landtag bietet in seinem virtuellen Besucherzentrum auch Spiele und Informationen für Kinder und Jugendliche an.

Aktionen und Simulationen Europäische Parlamente Gemäß dem Motto „Lass es mich tun, und ich werde es verstehen/behalten“   Tellvetia (Comic und Animation; www.tellvetia.ch) und Civicampus (www.civicampus. ch), die Online-Staatskundeplattform.   www.mitmischen.de.   www.tinget.no.   www.riksdagen.se/templates/R_SubStartPage____4492.aspx. Ein kleiner Teil ist auch für 8- bis 14-Jährige geeignet.   http://besucherzentrum-landtag.noe. gv.at.

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gaben 13 Parlamente und Kammern an, Aktionen für Kinder und Jugendliche anzubieten. Das Spektrum reicht von Zeichenwettbewerben (Litauen), Ausstellungen (zB The history of Cyprus in cartoons), Quizzes (zB Griechenland, Groß­ britannien, Italien-Senat, Polen-Senat, Schweden) bis zu Plan- und Rollenspielen (zB Belgien-Senat, Großbritannien, Italien-Senat, Schweden, Zypern-Repräsentantenhaus). Besonders häufig sind Veranstaltungen, die sich Kinder- bzw Jugendparlament nennen. Ziel ist es immer, der Jugend das parlamentarische System und sein Funktionieren näher zu bringen. Die Ausgestaltung dieser Angebote ist sehr vielfältig. Seit März 2003 kann zB im Rahmen einer Parlamentsführung durch das estnische Parlament auch die e-chamber (20 Plätze) besucht werden. Ziel ist es, die parlamentarische Arbeit in Echtzeit zu simulieren – eine Art Jugendparlament im Kleinen. In einzelnen Ländern werden derartige Veranstaltungen aber auch genutzt, um die Probleme und Anliegen der Kinder und Jugendlichen in Gesprächen

Der schwedische Reichstag bieten achtmal pro Woche einen „Demokratie Workshop“ zwischen 9 und 17 Uhr für 13- bis 15-Jährige an. Es handelt sich um ein umfassendes Rollenspiel, in dem der Gesetzgebungsprozess nachvollzogen wird. Zum Schluss werden Unterlagen zur Nachbereitung angeboten. Außerdem können elektronisch Fragen an eine Plattform von Abgeordneten gestellt werden. Ziele sind das aktive Lernen und die Stärkung des Interesses Jugendlicher an Politik. Landtage Die Landtage Burgenlands, Salzburgs, Wiens und der Steiermark veranstalten Jugendlandtage.10 In Wien finden diese Veranstaltungen sowohl auf Landtags/ Gemeinderatsebene als auch auf Bezirks­ ebene statt. In der Steiermark fand überdies im Mai 2007 der 1. Internationale Jugendlandtag statt.11 10  Für nähere Informationen vgl auch: www. jugendbeteiligung.cc/formen/parlamentarisch/jugendlandtag.html. 11 ��������������������������������������� Vgl www.landtag.steiermark.at/cms/beitr ag/10647654/8529457.

Parlamente und Demokratie-Bildung

Mit der Aktion „Rein ins Rathaus“ veranstaltet das Wiener Rathaus zudem jährlich eine einwöchige Großveranstaltung, in der die „Kinder-Stadt“ von den 6- bis 13-Jährigen selbst verwaltet wird. Eine ähnliche Kinderstadt gibt es alle zwei Jahre auch in der Stadt Salzburg; in Graz gibt es ebenfalls ein Kinderparlament.

Beteiligung – auch im Echtbetrieb Die österreichischen Landtage gehen zT innovative Wege im Umgang mit den Ergebnissen der Jugendlandtage. Beim 1. Internationalen Jugendlandtag wurde eine Petition an das Europäische Parlament verabschiedet. Diese wurde am Ende der Plenarsitzung an die anwesenden steirischen Mitglieder des Europäischen Parlaments übergeben – diese brachten die Petition im EP ein. Einen

ähnlichen Weg geht man auch in Salzburg, wo die Beschlüsse des Jugendlandtags im Petitionsausschuss des Landtags weiter behandelt werden. In der Steiermark finden die Jugendlandtage als parlamentarische Enqueten statt; über Inhalt und Verlauf werden Schriftliche Berichte erstellt. Überdies findet nach jedem Jugendlandtag eine Besprechung mit den Jugendsprecher/ innen der Fraktionen statt.

Schlussfolgerung Am 19. Juni 2007 widmete sich die Gemeinsame LandtagspräsidentInnenkonferenz der Landesparlamente von Deutschland und Österreich mit Beteiligung von Südtirol dem Thema „Jugend und Politik“. Es wurde die Erklärung „Ohne Jugend ist kein Staat zu machen“ verabschiedet. Darin werden das Recht auf In-

formation für Jugendliche, die Pflicht zur Information durch die Parlamente und das Bemühen um Aktionen wie Jugendlandtage oder auch vermehrt direkte Gespräche zwischen Jugendlichen und Politikerinnen und Politikern als Ziele festgelegt. Die Notwendigkeit, Angebote für Jugendliche zu bieten, wird sowohl auf europäischer als auch auf regionaler Ebene erkannt. Es werden vermehrt auch Initiativen in Richtung Jugendbeteiligung12 gesetzt. Das österreichische Parlament wird dazu mit seiner Initiative der „Demokratiewerkstatt“ und den speziellen Angeboten für die Altersgruppe der 8- bis 14-Jährigen innovative Beiträge leisten.

12  Vgl zB invo – service für kinder- und jugendbeteiligung (www.invo.at) (regional) oder Informationen auf www.partizipation.at (bundesweit und europäisch).

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Die politische Partizipation Jugendlicher

Petra Herczeg

Kinder und Jugendliche als Zeitungsleser Ein Plädoyer für die Integration von Kinder- und Jugendseiten in Printmedien Deskriptoren: Jugendlicher; Kind; Medien; Medienkompetenz; Partizipation, politische; Zeitung.

Kinder wachsen in einer für sie als selbstverständlich geltenden Medienwelt auf. Untersuchungen zeigen übereinstimmend, dass Kinder und Jugendliche Medien flexibel und für unterschiedliche Zwecke nutzen, es gibt für sie keinerlei Berührungsängste mit den neuen Techniken. Herkömmliche medienpädagogische Problemdiskussionen scheinen ihnen überholt, da für sie die Medienverwendung und -nutzung kein Problem darstellt. Aber Kinder und Jugendliche laufen Gefahr, Opfer eines „technologischen Gefälles“ zu werden: Die Technik setzt die Standards, denen das Denken, Fühlen und Handeln von Kindern folgt. Dazu kommt: Die Individualisierung des Medienumgangs führt potenziell zur Vereinzelung, die ethische Indifferenz der technischen Rationalität lässt Sinnleere und Orientierungslosigkeit entstehen. Während also die audiovisuellen Medien ein unverzichtbarer Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen sind, lässt sich seit etwa einem Jahrzehnt eine wachsende Entfremdung dieser Gruppe von jenen Lesemedien diagnostizieren,  ���������� Vgl dazu Baacke, Die 13- bis 18-Jährigen. Einführung in Probleme des Jugendalters (1994); Barthelmes, Erst die Freunde, dann die Medien. Medien als Begleiter in Pubertät und Adoleszenz (2001).

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die traditionell auch für „politische Bildung“ stehen. Die aktuellen Daten der quantitativen deutschen KIM-Studie 2006 zeigen, dass Kinder die größte Bindung zum Fernseher haben und nur jede/r Zehnte der Befragten nicht auf Bücher oder Zeitungen verzichten möchte. Wenn Kinder in eine aktive Mediengestaltung integriert werden, ist dies ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung einer politischen Reflexionskultur. Kinder und Jugendliche werden angeregt, (ihre) gesellschaftspolitischen Themen in medial vermittelbare Inhalte umzuwandeln. Genau dies kann auch die Aufgabe von Tageszeitungen sein: Das Aufbereiten aktueller Themen verbunden mit Hintergrundberichten, um auch Kinder und Jugendliche zu erreichen, die sich vor allem über das Fernsehen „informieren“. Die Tageszeitungen gelten als die Erwachsenenmedien schlechthin. Eine Integration in die mediale Erwachsenenwelt gibt den Kindern und Jugendlichen das Gefühl, dass ihre Themen auch von den Erwachsenen rezipiert werden und sie somit nicht nur „Objekt“ der Berichterstattung werden, sondern zum „Subjekt“, indem sie die Möglichkeit haben, ihre Sicht der Dinge darzustellen.   MPFS, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. Landesanstalt für Kommunikation (LfK), KIM-Studie. Kinder und Medien, Computer und Internet ; Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger (2006).

Kinder und Jugendliche wollen an der Erwachsenenwelt partizipieren. Für die Produzentinnen und Produzenten von Tageszeitungen ist dies eine Möglichkeit, die „Entfremdung“ dieser Zielgruppe zum Medium zu verringern. Und zu erfahren, welche Themen Kinder und Jugendliche interessieren und ihnen die Vorteile des Zeitungslesens nahezubringen. Eine Zeitung hat auch eine haptische Funktion, man kann sie angreifen, zuweilen die Druckerschwärze riechen und spüren, kann Artikel, die einem relevant erscheinen, herausreißen. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen fördert einerseits die Sachkompetenz und andererseits die mediale Vermittlungskompetenz. Die Produzent­ innen und Produzenten von Tageszeitungen leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Lesekultur, denn sämtliche einschlägige Untersuchungen machen deutlich: „Lesen“ ist eine Kulturleistung.  Sie ermöglicht, dass durch die Erweiterung der Wahrnehmungs- und Reflexionsfähigkeit im Prozess der Aneignung von Wissen und unmittelbarer kritischer Bewertung neue Erfahrungen erworben werden können. Der Prozess der medial vermittelten Welterfahrung ausschließlich durch Video, Fernsehen und Internet birgt die Gefahr der kritiklosen Übernahme von vorgefertigten Meinungen und Urteilen.

 ���� Vgl Aust, Lesen. Überlegungen zum sprachlichen Verstehen (1983).

Kinder- und Jugendseiten in Zeitungen am Beispiel des „Kurier“

Heinz Wagner

Kinder- und Jugendseiten in Zeitungen am Beispiel des „Kurier“ Deskriptoren: Jugendlicher; Kind; Kinderkurier (KiKu); Kurier (österreichische Tageszeitung); Medien; Medienkompetenz; Partizipation, politische; Zeitung.

Warum haben – leider viel zu wenige – Zeitungen Kinder- und/oder Jugendseiten samt speziellen Redaktionen? Das Einrichten von Kinder- und Jugendseiten wird wohl aus zwei unterschiedlichen Motiven gespeist. Zunächst besteht die herausgeberische bzw eigentümerische Überlegung: Kinder und Jugendliche könnten als künftige Leser/innen gewonnen werden. Als Nebeneffekt kann versucht werden, über den erwachsenen „Anhang“ der Kinder doch auch heutige Käufer/innen anzusprechen. Diese Überlegungen dürften auch Pate der Idee des Herausgeberverbandes gewesen sein, vor etwas mehr als zehn Jahren den Verein „Zeitung in der Schule“ zu gründen. Über ihn, der auch umfangreiche Unterrichtsmaterialien für verschiedene Schulstufen erarbeitet hat, können Schulen jeweils in Klassenstärke einen Monat lang eine Tageszeitung kostenlos beziehen, wenn dieses Abonnement in ein Zeitungs- oder Medienprojekt eingebettet ist. Der zweite Ansatz ist anders, sowohl beim Verein „Zeitung in der Schule“, als auch in den wenigen Zeitungen, in denen es für diese Seiten spezifische Verantwortliche gibt. Wir produzieren nicht für künftige Käuferschichten, sondern für heutige Leserinnen und Leser. Wir nehmen Kinder und Jugendlichen in ers­

ter Linie als heutige junge Leserinnen und Leser wahr, als junge Bürgerinnen und Bürger. Auch engagierte und gleichzeitig gute Kinder- und Jugendtheater spielen nicht für ein künftiges „großes“ Publikum, sondern genau für diese Kinder und Jugendlichen, die heute in ihren Aufführungen sitzen! Vor diesem Hintergrund hatte ich vor nunmehr fast eineinhalb Jahrzehnten (1993) die Chance, im Kurier zunächst Kinderseiten ins Leben zu rufen. Von Anfang an war Teil meines Konzepts, Kindern nicht nur etwas zum Lesen für sie selbst anzubieten. Wobei schon da zentral war, Kindern Mut zu eigener Aktivität zu machen – durch Berichte, Reportagen, Interviews über Kinder, die in unterschiedlichsten Bereichen initiativ geworden waren. Die Beispiele sollen anregen, sozusagen Schule machen. Zweites wichtiges Element des KiKu: Die Seiten sollten Plattform für die Meinungen, Standpunkte und eigenen Geschichten von Kindern werden. Aber nicht nur im Sinne eines Briefkastens, bei dem die Beiträge eingeworfen werden: Im Sinne von Empowerment sollten Kinder und Jugendliche die Chance haben, eigene Medienerfahrung machen zu können. Dazu wurden regelmäßige Zeitungs-Workshops durchgeführt. Für eine 1997 darüber hinaus ins Leben gerufenen Diskussion über die „Schule der Zukunft“ sandten Jugendliche (ab der 5. Schulstufe) Beiträge ein. Die besten konnten auf einer zusätzlichen temporären Seite veröffentlicht werden. Das Echo überraschte. 1696 Beiträge – einige da-

von in künstlerischer, manche sogar dreidimensionaler Form, bewirkten, dass der KiKu um eine Schulseite erweitert wurde. Seit Herbst 2006 besteht eine JugendSeite, die außerschulische Themen behandelt. Am Ende der mehrmonatigen Diskussion wurde gemeinsam mit einer Salzburger Schulklasse in einem dreitägigen Workshop eine 16-seitige Sondernummer erarbeitet. Was sind nun zentrale Erfahrungen aus der langjährigen, regelmäßigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen? Als Basis dafür können sowohl die Zeitungsworkshops in der Redaktion (hauptsächlich Schulklassen bzw Projektgruppen) als auch jene bei offenen Werkstätten im Rahmen von Ferienspielen oder Aktionen wie „Rein ins Rathaus“ oder „Kindergipfel“ herangezogen werden. Bei den zuletzt genannten Aktionen produzieren wir Tageszeitungen vor Ort gemeinsam mit Kindern. Einige Erfahrungen aus der Praxis: • „Selbst“ in der Zeitung zu stehen hat an Reiz kaum verloren. • Als Quelle der eigenen Informationsbeschaffung hat die Zeitung als solche nicht, die Kaufzeitung aber sehr wohl abgenommen. Neben SpecialInterest-Zeitschriften (Musik, Stars, Computerspiele …) sind es vor allem Gratiszeitungen, die von fast allen zumindest überflogen werden. • Spontane Skepsis bis Misstrauen kennzeichnen zum Teil das Verhältnis der Bevölkerung gegenüber Printmedien. Etwas weniger Misstrauen besteht gegenüber dem Fernsehen, hingegen wenig bis gar nicht gegenüber dem Internet. • Letzteres ist zur ersten Quelle geworden – allerdings in einem sehr hohen Ausmaß nicht kritisch hinterfragt. Nach dem Motto „ready to copy“ dient das Internet für Haus­ übungen, Referate oder eben auch Zeitungsartikel. Kritische Anmerkungen oder auch nur Nachfragen zu solchermaßen zusammengestückelten Artikeln werden mit einem 21

Die politische Partizipation Jugendlicher

spontanen „das steht aber dort so!“ gekontert. Eine Erfahrung, von der im Übrigen auch Lehrende an Fachhochschulen und Universitäten berichten. • Neben dem Vermitteln von kritischer Auseinandersetzung mit Nachrichten- oder Informationsquellen ist das generelle Hinführen zum Nachfragen, dem Recherchieren, eine zentrale Herausforderung. • Eine weitere ist, Versachlichung zu vermitteln. Nüchterne Faktendarstellung oder Beschreibung ist für junge Medienkonsumenten, die in Workshops ja auch produzieren, oftmals

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Neuland. Schlagzeilendiktion und Übertreibung kommen sehr häufig vor. Bei der jüngsten Kinderstadt im Sommer 2007 „Rein ins Rathaus“ kam es an zwei oder drei Tagen vor, dass Jungreporter/innen selbst knappe Tatsachen-Kurzmeldungen mit „Skandal“ zu titeln versuchten und erst auf Nachfrage erkannten, „da ist ja gar kein Skandal“. • Wie bei anderen Partizipationsprojekten – beispielsweise Spielplatzplanungen – müssen auch in Zeitungs-Workshops bei Kindern und Jugendlichen die durch den vorherrschenden Medienkonsum zuge-

schütteten eigenen Zugänge freigeschaufelt werden. • Noch eine wichtige Anmerkung: Viele Kinder und Jugendliche haben Schreibhemmungen aus Angst vor Fehlern. Ein einfacher Tipp wie zB „lieber ein gut recherchierter und geschriebener Text mit vielen Fehlern als umgekehrt“, kann diese Furcht oftmals rasch minimieren.

Literatur Holler / Berger Abenteuer Journalismus. Print, Radio, TV, Online (2002).

Die Demokratie-werkstatt im Palais Epstein

Gottfried Marckhgott

Die Demokratiewerkstat t im Palais Epstein – ein ambitioniertes Projekt Deskriptoren: Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Jugendlicher; Kind; Palais Epstein; Bildung, politische; Partizipation, politische.

Die Bereitschaft, einen gesellschaftlichen, solidarischen Beitrag zu leisten, soll gefördert und als Wert anerkannt werden (zB: in und für Freiwilligenorganisationen).

„Politikverdrossenheit“, Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre und aktuelle Angebote im Parlament������������������� für Kinder und Jugendliche, wie Führungen und Jugendparlamente, boten den Anlass, das Informations- und Kommunikationsangebot des österreichischen Parlaments für Kinder und Jugendliche neu zu überdenken. ����������������������������������� Die Präsidentin des Nationalrates, a Mag. Barbara Prammer, hat daher am 22. März 2007 ein Projektteam beauftragt, unter dem Titel „Demokratiewerkstatt“ erstmalig im österreichischen Parlament neue, dialogorientierte Ansätze zum Thema Partizipation und Demokratie zu entwickeln.

Zivilcourage kann und soll erlernt werden, damit menschenverachtende und undemokratische Entwicklungen rechtzeitig erkannt werden und gegebenenfalls gegengesteuert werden kann. Nach Gesprächen mit zahlreichen Expertinnen und Experten wurde die Dialoggruppe prinzipiell mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 8–14 Jahren definiert. Innerhalb der einzelnen Ar-

Die Beteiligung an Wahlen soll als „Chance“ begriffen werden, etwas zu verändern oder mitzuentwickeln und nicht als „Pflicht“;

Das Angebot soll den Ansprüchen diverser Dialoggruppen entsprechend entwickelt werden, unter Berücksichtigung der Kategorien: • Geschlecht, • sozialer und ethnischer Hintergrund, • Religion und • Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Projektarbeit der einzelnen Arbeitsgruppen basierte auf fünf Säulen: • Arbeitsgruppe schung,

Grundlagenfor-

Überblick über die Projektorganisation:

Kern des Projekts ist der Dialog mit dem Parlament. Begleitend werden die vielfältigen, schon bestehenden Angebote neu strukturiert, inhaltlich überarbeitet, organisatorisch neu ausgerichtet sowie um Aktivitäten für Kinder und Jugendliche erweitert. ��������������������������� Als Starttermin für die Demokratiewerkstatt im Palais Epstein war der 25. Oktober 2007 vorgesehen. Langfristiges, strategisches Ziel des Projekts ist die Vermittlung eines umfassenden Demokratie-Verständnisses und eines lebendigen Demokratie-Erlebens:

beitsgruppen wird der Fokus auf unterschiedliche Altersabstufungen zu richten sein.

Projektlenkung Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Parlamentsdirektor Dr. Georg Posch

Projektbeirat

Kernteam = AG Demokratiewerkstatt Palais Epstein Projektleitung: Dr. Gottfried Marckhgott Stv: MMag. Ines Kerle

AG Grundlagenforschung

AG Führungen für Kinder und Jugendliche

AG Multimediales Angebot/Internet

AG Aktionstage

Fachberater/innen

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Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

• Arbeitsgruppe Demokratiewerkstatt Palais Epstein (Kernteam), • Arbeitsgruppe Führungen für Kinder und Jugendliche, • Arbeitsgruppe multimediales Angebot und Internet, • Arbeitsgruppe Aktionstage. In den Arbeitsgruppen haben, neben ihrer Kerntätigkeit, rund 50 Mitarbeiter­ innen und Mitarbeiter der Parlaments­ direktion mitgearbeitet. ��������������� Eine Fülle von Anregungen und Informationen erhiel-

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ten wir auch von zahlreichen Berater­ innen und Beratern, die ehrenamtlich an dem Projekt mitgewirkt haben sowie von den Mitgliedern des Projektbeirates. In der Folge werden die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen dargestellt. Wenn es gelingt, die Einstellung der jungen Bürger/innen zur Demokratie und ihr persönliches Engagement für ihre Mitmenschen zu stärken, dann wird die Demokratiewerkstatt erfolgreich sein.

Die Demokratiewerkstatt im Palais Epstein nimmt Gestalt an

Ines Kerle

Die Demokratiewerkstat t im Palais Epstein nimmt Gestalt an – ein kurzer Einblick in die Tätigkeiten der Arbeitsgruppe Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Kind; Jugendlicher; Medienkompetenz; Palais Epstein; Partizipation, politische.

Welche Aktivitäten sollen für Kinder und Jugendliche ab 25. Oktober 2007 in den Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Palais Epstein angeboten werden? Diese Frage stand als zentraler Punkt am Beginn der Arbeiten der Arbeitsgruppe Demokratiewerkstatt. Die Vorgaben, die sich dazu aus dem allgemeinen Projektauftrag ergaben, ließen der Arbeitsgruppe hinreichend Spielraum. Fest stand lediglich, dass ein Konzept mit verschiedenen Formaten für Aktionen im Palais Epstein ausgearbeitet werden sollte, das Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 8-14 Jahren ermöglichen sollte, sich aktiv mit politischen und parlamentarischen Strukturen auseinander zu setzen. Ein besonderer Fokus sollte dabei auf die Förderung der Fähigkeit gelegt werden, die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu artikulieren, mit dem Ziel, dass Kinder und Jugendliche sich selbst als Mitspieler/innen im demokratischen System positionieren lernen. Sehr bald kristallisierten sich die Themenbereiche heraus, die in den – nach Alter gesplitteten – Modulen angeboten werden sollen, nämlich: Politische und parlamentarische Strukturen, Selbstartikulation und Medienkompetenz. Als al-

len Modulen gemeinsame Eckpunkte wurden festgelegt: • Spaß und Freude am Erleben und Lernen in der Demokratiewerkstatt; • Einsatz von Feed-back Modellen; • Schaffung von Andockinstrumenten, mit welchen die Ergebnisse der Demokratiewerkstatt ins Parlament transportiert und den Abgeordneten des Nationalrates und den Mitgliedern des Bundesrates zur Kenntnis gebracht werden können; • Beseitigung der Schwellenangst vor der Institution „Parlament“. Während in den Modulen zu „Politischen und parlamentarischen Strukturen“ das Grundverständnis über die Verfassung, der Gesetzgebungsprozess, Zusammenhänge zwischen Bund und Ländern und auch die Europäischen Strukturen vermittelt werden sollen, fokussieren die Module zur „Selbstartikulation“ darauf, Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen, wie sie nun tatsächlich partizipatorisch tätig werden können. In den Modulen zur „Medienkompetenz“ soll spielerisch vermittelt werden, welche Informationsquellen es gibt, wie man zu diesen gelangt, aber auch, wie und von wem diese Informationen „gemacht“ werden und wie sie daher zu beurteilen sind. In weiteren Arbeitsschritten einigte sich die Arbeitsgruppe darauf, folgende Werkstätten ab Oktober 2007 zu eröffnen: • Politische Werkstatt zum Thema: Auf der Spur eines Gesetzes;

• Partizipationswerkstatt zum Thema: Meine Meinung zählt; • Medienwerkstatt zum Thema: Manipulation durch Information; • Werkstatt mit Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern wird dabei einen zentralen Baustein für das Gelingen der Demokratiewerkstatt und die Umsetzung von ambitionierten Projekten bilden, wie Demokratiewerkstatt-Zeitung, -Radio und -TV. Eine große Rolle beim Entstehen der Demokratiewerkstatt nahmen die Überlegungen zur Umgestaltung der für die Demokratiewerkstatt zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten im Palais Epstein ein. Dazu wurde ein Konzept erarbeitet, das – unter Berücksichtigung einer maximalen Flexibilität bei der Nutzung der Räume – ein für Kinder und Jugendliche anspruchsvolles und motivierendes Umfeld schaffen soll. Die für die Demokratiewerkstatt konzipierten Leitfiguren (Maskottchen), bei denen absichtlich der Schritt weg von bedeutungsvollen Allegorien hin zu abstrakten Figuren gewählt wurde, werden ab 25. Oktober 2007 nicht nur vor dem Palais Epstein, sondern symbolisch auch für die Idee stehen, die hinter der Demokratiewerkstatt steht: Mit Spaß und spielerisch demokratische und politische Strukturen für Kinder und Jugendliche erlebbar und greifbar zu machen. 25

Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Tatjana Walter

Aktionstage im österreichischen Parlament Deskriptoren: Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Jugendlicher; Jugendparlament; Kind; Partizipation, politische; Prammer, Barbara.

Im Rahmen des Projekts „Demokratiewerkstatt“ beschäftigte sich die Arbeitsgruppe Aktionstage mit partizipativen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche am Originalschauplatz Parlament. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe standen vor der Herausforderung, einerseits den Ablauf eines Gesetzgebungsprozesses zu vermitteln und andererseits die Erfahrungen früherer Aktionen einzubeziehen. Schon in der Vergangenheit fanden punktuell Aktionen statt, in deren Rahmen unter dem Titel „Jugendparlament“ der Gesetzgebungsprozess spielerisch nachvollzogen wurde. Ein derartiger Aktionstag wurde zB im Herbst 2005 auf Initiative der damaligen Zweiten Präsidentin des Nationalrates, Mag.a Barbara Prammer, unter Einbeziehung von parlamentarischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Fraktionen veranstaltet. Seit Bestehen der „Demokratiewerk-

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statt“ im Frühjahr 2007 fanden zwei weitere Ausschuss-Simulationen im Rahmen der „Aktionstage Politische Bildung“ und zwei Jugendparlamente unter dem Motto „Rein ins Parlament“ statt. Diese wurden von der Arbeitsgruppe Aktionstage inhaltlich und organisatorisch begleitet und im Anschluss daran einer Evaluierung unterzogen. Nach Klärung der Rahmenbedingungen (zB Sicherheit, Infrastruktur) wurden außerdem mit Organisationsfragen vertraute Fachleute anderer vergleichbarer Veranstaltungen zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen sowie Angebote anderer europäischer Parlamente und der österreichischen Landtage eruiert und evaluiert. Auf Basis dieser Informationen wurden von der Arbeitsgruppe bestehende Konzepte überarbeitet und Entwürfe für neue Veranstaltungstypen vorgelegt, in denen die aktive Vermittlung von Parla  Die „Aktionstage politische Bildung“ werden jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur veranstaltet. Weitere Informationen unter www. aktionstage.politische-bildung.at.   Siehe: www.reininsparlament.at.   Vgl den Beitrag von Blümel in diesem Heft.

mentarismus und Demokratie im Vordergrund steht. Zielgruppe sind Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren. Nachdem der beschriebene Prozess abgeschlossen ist, sollen nunmehr Ausschuss- und Plenarsimulation zu einer einzigen Aktion zusammen geführt werden, um zu verdeutlichen, dass eine Materie nach der Behandlung in einer Ausschuss-Sitzung in einer Plenarsitzung erneut zur Debatte steht. Besonders wichtig ist, dass diese Debatten immer in eine Abstimmung münden – es wird also ausgewählt, welchen Weg man gehen möchte. Dies betont die Bedeutung tatsächlicher Mitbestimmung, was auch vor dem Hintergrund der Senkung des aktiven Wahlalters auf 16 Jahre ein entscheidendes Anliegen ist. Bei diesen Aktionen sollen künftig auch Mitglieder des National- und Bundesrates (auch der Präsidien) stärker eingebunden werden. Die Jugendlichen erleben Politik damit praxisnah und persönlich. „Reale“ Personen werden in ihrer Rolle als Abgeordnete begreifbar und stehen den Jugendlichen für Fragen aus ihrem Alltag zur Verfügung. Gerade dieser Kontakt ist jungen Menschen besonders wichtig. Eine Simulation des parlamentarischen Ablaufs soll etwas Besonderes sein: Man lernt das Parlament kennen – das Gebäude, die Menschen, die hier arbeiten, und man bekommt einen Eindruck von eben dieser Arbeit. Aber, und das ist das Einzigartige, man kann es auch selbst ausprobieren. Das Wissen um die Notwendigkeit der Diskussion und auch der Verhandlung wird so gestärkt – und das stärkt auch unsere Demokratie!

Arbeitsgruppe Parlamentsführungen

Maria-Luise Janota

Arbeitsgruppe Parlamentsführungen – Imagefaktor und Politische Bildung Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Kind; Jugendlicher; Parlamentsführung.

Parlamente sehen es zunehmend als ihre Verantwortung an, neben ihren Kernaufgaben auch aktiv im Bereich Demokratieerziehung und politischer Bildung tätig zu sein. Die Parlamentsdirektion nimmt diese Aufgabe unter anderem durch das Angebot an Führungen wahr, wobei besonderes Augenmerk auf Kinder und Jugendliche gelegt wird. Zur Illustration sei an dieser Stelle angeführt, dass jährlich rund 60.000 Schülerinnen und Schüler das Parlament besuchen. Im Rahmen der Führungen wird insbesondere versucht, in altersadäquater Weise die Spielregeln und Mechanismen von Politik (nicht aber Parteipolitik) und parlamentarischem System, auch im Konnex zur Europäischen Union, zu vermitteln und Verständnis für den Parlamentarismus und die Rahmenbedingungen einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft zu fördern. Dazu wurden in den letzten Jahren viele Ideen entwickelt. Dennoch fehlt es bislang an einem umfassenden, durchgängigen Konzept, das dann auch von allen, die führen, umgesetzt wird. Die Arbeitsgruppe Führungen im Rahmen des Projekts „Demokratiewerkstatt“ hat daher den Auftrag, aufbauend auf bisherige Angebote und Erfahrungen, die Führungen für Kinder und Jugendliche auf neue Beine zu stellen. Es soll

nicht nur der Führungsrundgang selbst nach methodisch-didaktischen Aspekten neu aufgebaut werden, sondern es ist auch geplant, sowohl für Lehrer/innen als auch für Kinder und Jugendliche, Unterlagen, Rätsel und Spiele zur Vor- und Nachbereitung eines Parlamentsbesuchs zu erstellen, die auch auf der Homepage zur Verfügung stehen. Unter diesen Gesichtspunkten sind auch die Schautafeln inhaltlich, graphisch und technisch zu erneuern. Im Mittelpunkt müssen Kinder und Jugendliche stehen; sie müssen sich willkommen und ernst genommen fühlen. Aus diesem Grund wurde vorgeschlagen, einen eigenen Raum zur Nachbesprechung zur Verfügung zu stellen, ein Gästebuch aufzulegen und ein Abschlussphoto zu machen, das dann ebenfalls auf der Homepage zu sehen ist. Ein kleines Geschenk als Erinnerung soll den Besuch abrunden. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sind von der Prämisse ausgegangen, dass Qualität absoluten Vorrang vor Quantität hat, und das bezieht sich nicht nur auf die räumliche und zeitliche Kapazität des Hauses. Denn abgesehen von der wundervollen Architektur des Gebäudes, sind Führungen, beginnend mit der Person der/des Führenden über die Methodik, wie die Vermittlungsziele aufbereitet werden, bis hin zum Gesamteindruck, den das Hohe Haus bietet, ein nicht zu vernachlässigender Imagefaktor für das Parlament insgesamt. Wer spricht, hat Definitionsmacht, und was man wie sagt, wirkt prägend. Des-

halb ist es unverzichtbar, die Mitarbeiter/ innen des Führungsteams entsprechend zu schulen, insbesondere hinsichtlich der Vermittlungsziele und Inhalte, der Didaktik und Methodik, unter besonderer Berücksichtigung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, der ethnischen, sozialen und religiösen Hintergründe und des Gender-Aspekts. Darüber hinaus ist es notwendig, geeignete Feedback-Instrumente auszuarbeiten, um die Qualitätskontrolle zu sichern. Da sehr viele Führungen von Mitarbeitern/ innen der Klubs bzw der Abgeordneten durchgeführt werden, wird das Projekt nur dann erfolgreich sein können, wenn auch diese in das Aus- und Weiterbildungsprogramm miteinbezogen werden. Der Besuch im Parlament soll für die Kinder und Jugendlichen ein Erlebnis mit prägenden Eindrücken werden, das bedeutet, dass Frusterlebnisse vermieden werden müssen. Deshalb ist geplant, Plenarbesuchen einen neuen Stellenwert zu geben. Es genügt nicht, Jugendliche eine Viertelstunde zuhören und sie dann kommentarlos wieder von der Galerie gehen zu lassen. Vielmehr sind Betreuer/innen der Parlamentsdirektion gefordert, Informationen über das aktuelle Thema, über den Stellenwert von Plenarsitzungen, über etwaige Geschäftsordnungsfragen etc zu geben und sich dann auch noch Zeit zu nehmen, sich mit der Kritik der Jugendlichen adäquat auseinanderzusetzen. Wesentlich ist es, die Arbeit aller im Parlament Tätigen, insbesondere jene der Abgeordneten und Mitglieder des Bundesrates, darzustellen und klarzumachen, dass sich Parlamentarismus nicht in den öffentlichen Plenarsitzungen erschöpft. Daher ist es wichtig, Parlamentarier/innen so weit wie möglich einzubeziehen, wobei es in erster Linie darauf ankommt, über ihren Berufsalltag etwas zu erfahren. Auf die sensible Grenzziehung zur Parteipolitik muss gerade in diesem Zusammenhang besonders Bedacht genommen werden, um hier nicht 27

Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

von vornherein Abwehrhaltungen zu provozieren. Zum Gesamteindruck des Hauses gehört aber auch, wie es sich bereits beim Eingang präsentiert, wobei besonderes Augenmerk darauf zu legen ist, dass die Gäste mit Höflichkeit und Respekt empfangen werden, und dass dieser Respekt Kindern und Jugendlichen gegenüber in gleicher Weise entgegengebracht wird wie Erwachsenen. Und hier sind be-

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sonders die Mitarbeiter/innen am Empfangspult sowie der Sicherheit gefordert. Dennoch kommt es auf uns alle an, wer immer sich gerade im Besucherzentrum aufhält. Wir alle sollten immer bereit sein, wenn erforderlich, bereitwillig Auskünfte zu erteilen, und damit mitzuhelfen, dem Parlament jenes Image zu geben, das es haben sollte – das Image der Offenheit, der Freundlichkeit und des respektvollen Umgangs miteinander.

Demokratiewerkstatt, Internet und Multimedia

Harald Brunner

Demokratiewerkstat t, Internet und Multimedia Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Internet; Jugendlicher; Kind; Medien; Medienkompetenz; Neue Medien.

Die Arbeitsgruppe Internet/Multimedia steht vor einer doppelten Herausforderung. Zum einen geht es darum, gemeinsam mit externen Expertinnen und Experten ein Internetangebot für 8- bis 14-jährige Kinder und Jugendliche zu entwickeln, zum anderen eine Ausweitung des Multimedia-Angebots des Parlaments voranzutreiben.

Internetseite für Kinder Die Mitglieder der Arbeitsgruppe waren sich rasch einig, dass eine Internetseite des Parlaments für Kinder sowohl Informations- als auch spielerische, interaktive Elemente enthalten soll. Es geht nicht nur darum, Demokratie und parlamentarische Abläufe kindgerecht zu erklären; die 8- bis 14-Jährigen sollen auch zum „Mitmachen“ animiert werden. Ein Blick auf Internetangebote anderer Parlamente zeigt eine Vielzahl kreativer Möglichkeiten auf. An Informationselementen für eine Kinder-Internetseite bieten sich neben kindgerecht aufbereiteten Erläuterungen etwa ein „Glossar für Anfänger“, spezielle FAQs, Kurzvi-

deos, die Darstellung eines typischen Tages im Parlament oder das „Tagebuch“ eines Abgeordneten an. Ein sinnvolles Element erscheint der Arbeitsgruppe überdies eine eigene „Lehrer/innenEcke“ mit Unterrichtsmaterialien und Materialien für Rollenspiele. Besonders attraktiv wäre es darüber hinaus, auf der Kinder-Internetseite auch Inhalte anzubieten, die von den Kindern selbst erarbeitet wurden. Man könnte zum Beispiel im Rahmen der „Demokratiewerkstatt“ kleine Reporter-Teams losschicken, die, ausgestattet mit Videokameras und Mikrofonen, über Aktionstage für Kinder im Parlament berichten. Oder man richtet einen Speakers-Corner für Kinder ein und schneidet die Beiträge monatlich zu Kurzvideos zusammen. Nächste Aufgabe der Arbeitsgruppe wird es nun sein, gemeinsam mit einem externen Unternehmen ein Detailkonzept für eine Kinder-Internetseite zu erarbeiten. Der Arbeitsgruppe kommt dabei in erster Linie eine Steuerungsfunktion zu – die Ausarbeitung der Inhalte ist Aufgabe von Expertinnen und Experten. Zu den größten Herausforderungen für das externe Unternehmen gehört es sicher, eine Kinderseite zu konzipieren, die schon 8- bis 9-Jährige anspricht, ohne dabei jedoch ältere Kinder durch eine „uncoole“ grafische Gestaltung und Sprache vor den Kopf zu stoßen.

Neue Multimedia-Produkte Für den Bereich Multimedia hatte die Arbeitsgruppe in erster Linie den Auftrag, Ideen zu sammeln. Ausgehend von der Überlegung, dass es bereits eine Reihe parlamentarischer Angebote für Kinder und Jugendliche gibt bzw geben wird, die auf Wissensvermittlung abzielen, kristallisierte sich bald die Prämisse heraus, dass neue Multimedia-Produkte in erster Linie spielerischen Zugang zu Demokratie und Parlamentarismus vermitteln bzw eine positive Grundhaltung zu Parlament und Politik fördern sollen. Ergebnis eines moderierten „Brainstormings“ waren neben dem bereits oben erwähnten Kinder-Speakers-Corner und der Anschaffung von Reporter-Equipment für Kinder und Jugendliche etwa die Installierung eines Foto-Points bei Führungen, die Möglichkeit zur Übermittlung virtueller Foto-Grußbotschaften aus dem Parlament und die Bereitstellung spielerischer Handyapplikationen. Nur der Vorschlag, speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Kurzvideos zu verschiedenen Fragestellungen zu produzieren, fällt unter die Kategorie Wissensvermittlung. Als einer der nächsten Schritte ist geplant, diese Ideen gemeinsam mit Fachleuten weiter zu entwickeln und einen Fahrplan für die Realisierung auszuarbeiten.

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Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Tatjana Walter

Warum es wichtig ist, miteinander zu reden Ausschuss-Simulation mit Jugendlichen

Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Gender-Budgeting; Gleichstellung; Heinisch-Hosek, Gabriele; Jugendlicher; Jugendparlament; Morak, Franz; Prammer, Barbara; Sonnberger, Peter. Das Projekt Ausschuss-Simulation steht zwar mit der Demokratiewerkstatt nicht in unmittelbaren Zusammenhang, ein Konnex ist aber jedenfalls vorhanden. Ausschuss-Simulationen fanden am 9. Mai und am 12. Juni 2007 im österreichischen Parlament statt. Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren wurden von Nationalratspräsidentin Mag.a Barbara Prammer eingeladen, an einer Ausschuss-Simulation teilzunehmen. Am 9. Mai waren Schülerinnen und Schüler aus Oberösterreich (HBLW Landwiedstraße, Linz) und Niederösterreich (Gymnasium Mödling) und am 12. Juni waren Schülerinnen und Schüler aus Wien (KMS Loquaiplatz) und Niederösterreich (Gymnasium Schwechat) im Parlament. Die Auswahl der Schulen erfolgte nach den Gesichtspunkten Alter, Schultyp und Bundesländer. Ziel war es, eine möglichst große Vielfalt zu erreichen. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, für einen halben Tag zu erleben, was es heißt, in der Politik tätig zu sein. Es gab – wie in einem echten Leben der Abgeordneten – Fraktionsvorbesprechungen vor einer Ausschuss-Sit  Die erste der Simulationen fand im Rahmen der „Aktionstage Politische Bildung“ statt, vgl www.aktionstage.politische-bildung.at.

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zung, im Anschluss daran die AusschussSitzung mit Debattenbeiträgen und selbst formulierten Entschließungsanträgen und daran anschließend eine Abstimmung. Unter Beteiligung von „echten“ Abgeordneten tagten am 9. Mai der Gleichbehandlungsausschuss unter dem Vorsitz der Obfrau Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und der Budgetausschuss unter dem Vorsitz des Obmann-Stellvertreters Dr. Peter Sonnberger (ÖVP). Am 12. Juni wechselte der Vorsitz im Budgetausschuss zu Franz Morak (ÖVP). Der thematische Schwerpunkt orientierte sich am diesjährigen Fokus der „Aktionstage Politische Bildung“: Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit. Daher wurde das große Thema „Gender-Budgeting“ auf die konkrete Frage, nach welchen Gesichtspunkten die Finanzierung von Parkanlagen bzw Freizeitangeboten in Parks zukünftig gestaltet sein soll, heruntergebrochen. Nachdem die rund 60 Schülerinnen und Schüler das Parlament betreten und die Sicherheitsschleuse passiert hatten, wurden sie von Präsidentin Mag.a Barbara Prammer begrüßt. Sie erklärte den Jugendlichen, wie ein Ausschuss arbeitet und welche Aufgabe die Jugendlichen in dieser Simulation übernehmen müssten. Nach einer „Foto-Session“ mit der Präsidentin in der Säulenhalle des Parlaments wurden sie in sechs Gruppen aufgeteilt, von denen jeweils drei in einen gemeinsamen „Ausschuss“ gingen. In jedem „Ausschuss“ wurden drei verschiedene Positionen vorgegeben.

Bevor diese Positionen allerdings formuliert wurden, gab es noch ein inhaltliches Briefing zur derzeitigen Situation, wie und von wem Parkanlagen genutzt werden. Da die – natürlich fingierte – Finanzierung in der nächst folgenden Woche ausgelaufen wäre, war eine Einigung erforderlich – sonst könnte die weitere Finanzierung nicht gewährleistet werden und wäre beendet gewesen. Auf Grund der verhärteten Positionen gab es im Vorfeld noch keine tatsächlichen Verhandlungen. Die drei verschiedenen Positionen, die zu vertreten waren, hatten folgende Vorgaben: • Es soll alles so bleiben, wie es ist, und die finanziellen Mittel für genau dieselben Ausgaben verwendet werden wie bisher, da sich niemand – vor allem keine Mädchen – beschwert hatten. • Es soll ein Jugendlichenbeirat eingesetzt werden, in dem Mädchen und Burschen vertreten sind, dessen Vorschläge mit mehr Geld umgesetzt werden sollten. • Es sollen mehr finanzielle Mittel aufgewendet werden, aber nur mehr dafür, dass das Ungleichgewicht zwischen Burschen und Mädchen aufgehoben wird. Jede Gruppe erarbeitete entsprechend ihrer Position in der Vorbesprechung unter Mithilfe von parlamentarischen Mitarbeiter/innen einen Entschließungsantrag, in dem die jeweiligen Wünsche und Forderungen postuliert wurden, zudem wurden Argumente erarbeitet, die die

Warum es wichtig ist, miteinander zu reden

Aktionstage Politische Bildung mit Schülern – Ausschuss-Simulation

Position untermauern konnten. Weiters wurde eine Liste von jenen verfasst, die sich im Ausschuss zu Wort melden wollten und sollten. Am Beginn der „Ausschuss-Sitzungen“ nahm die Präsidentin des Nationalrates die Angelobung der „Jung-Abgeordneten“ vor. Danach übergab sie den Vorsitz im „Ausschuss“ an die/den für diese eine Sitzung „neugewählte/n“ Obfrau bzw Obmann. Während der „Ausschuss-Sitzung“ wurden zunächst die Positionen erörtert und versucht, andere Mitglieder des „Ausschusses“ zu überzeugen. Da dies am Ausschuss-Tisch nicht einfach ist, unterbrachen die „Obleute“ kurzerhand die Sitzung. Die jeweiligen „Fraktionssprecher/innen“, die vorher nominiert wurden, setzten sich in kleiner Run-

de kurz zusammen, um einen gemeinsamen Antrag zu formulieren, indem sie den kleinsten gemeinsamen Nenner suchten. Nach Wiederaufnahme der Sitzungen sowohl des Gleichbehandlungsausschusses als auch des Budgetausschusses lag also jeweils ein neuer Antrag vor, und die vorherigen Entschließungsanträge wurden von den „Antragstellerinnen“ bzw „Antragstellern“ zurückgezogen, wie es auch formell der echten Vorgangsweise in Ausschüssen entspricht. Dieser neu gefundene kleinste gemeinsame Nenner sah zum Beispiel vor, dass es eine „gemäßigte Budgeterhöhung zur Beseitigung bestehender Ungleichgewichte“, eine „bessere Beleuchtung“ und „sichere Spielmöglichkeiten“ sowie ei-

nen „sicheren Aufenthalt im Park für Mädchen und Burschen“ geben sollte. Nachdem dieser neu gefundene Entschließungsantrag vorgestellt und argumentiert worden war, wurde in das Abstimmungsverfahren eingegangen. Mit Heben der Hände gaben die „Jung-Abgeordneten“ ihre Stimme ab, und es wurde jeweils der gemeinsam eingebrachte Entschließungsantrag verabschiedet. Nach den „Ausschuss-Sitzungen“ kamen im Sitzungssaal des Bundesrates alle, die teilgenommen hatten, zu einer großen Runde zusammen. Die Präsidentin des Nationalrates erkundigte sich nach den 31

Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Aktionstage Politische Bildung mit Schülern – Simulation eines Plenums

Geschehnissen in den „Ausschüssen“ und stand für weitere Fragen der Schüler­ innen und Schüler zur Verfügung, bevor jede/r „Jung-Abgeordnete“ noch persönlich eine Urkunde überreicht bekam.

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Nach einem verdienten Mittagessen wurden die „Jung-Abgeordneten“ noch durch „ihren“ neuen Arbeitsplatz geführt, damit sie auch von der Größe des Parlamentsgebäudes, den darin enthaltenen Räumlichkeiten und der Geschichte einen Eindruck erhielten.

„Tuns“ erfahren, dass es nicht immer leicht ist, im politischen Leben tätig zu sein, denn – und nicht nur in diesem – ist es nötig, sich verständlich zu artikulieren und einzubringen, miteinander zu reden und Kompromisse einzugehen. An diesem Tag wurde Demokratie erlebbar gemacht – damit wurde das gesteckte Ziel erreicht. Das direkte Feedback und die anschließende Evaluierung stärken das Bemühen, Demokratie und Parlamentarismus auch in Zukunft „hautnah“ zu vermitteln.

Durch den Ablauf der Ausschuss-Simulation konnten die anwesenden Schüler­ innen und Schüler anhand des eigenen

Wir danken allen Beteiligten für ihre engagierte Mitarbeit an diesen beiden Tagen!

Die Simulation parlamentarischer Ausschussarbeit mit Jugendlichen

Kriemhild Schmied

Die Simulation parlamentarischer Ausschussarbeit mit Jugendlichen Eine Aktion des WUK-Schulkollektivs im Parlament

Deskriptoren: Bildung, politische; Demokratie-Bildung; Demokratiewerkstatt (Österreichisches Parlament); Jugendlicher; Kind; Palais Epstein; Prammer, Barbara; Rudas, Laura; Schulkollektiv Werkstätten und Kulturhaus (WUK-Schulkollektiv Wien).

Unter dem Titel „Expedition Parlament“ erkundeten am Freitag, dem 22. Juni 2007 zehn Kinder des WUK Schulkollektiv aus dem 9. Wiener Gemeindebezirk das Parlament. Sie sollten auf einem abenteuerlichen Rundgang das «Hohe Haus» kennen lernen. Die Einladung erfolgte im Rahmen des Projekts Demokratiewerkstatt. Intention war, Kinder einmal selbst zu befragen, was sie sich von einem Parlamentsbesuch erwarten, bzw wie sie ihn erlebt haben, was ihnen gefallen hat und was nicht. Durch einen speziell entworfenen Feedback-Fragebogen für die Kinder und deren Begleitpersonen konnten einige wertvolle Tipps für das Projekt Demokratiewerkstatt gewonnen werden.

jungen Gästen die Baugeschichte sowie Parlamentarismus und Demokratie kindgerecht näher zu bringen. Kreativität war bei der Entstehung einer neuen Gesetzesidee durch die Kinder gefragt. Sie hatten die Möglichkeit, in die Rolle eines/r Politiker/in zu schlüpfen. Somit wurde auf spielerische Art Neugier auf Politik geweckt. Höhepunkt des Spezialprogramms war ein Zusammentreffen mit der jüngsten Abgeordneten zum

Nationalrat Laura Rudas. „Wie sieht ein normaler Arbeitstag im Parlament aus?“ war eine oft gestellte Frage an sie. Groß war auch das Interesse daran, wie man eigentlich Politiker/in wird und warum. Die Kinder waren begeistert, mit einer «echten» und so jungen Abgeordneten persönlich sprechen zu können. Nach diesen vielen Eindrücken gab es eine Stärkung im Pressezentrum. Um hinter die Kulissen des Parlaments zu bli-

Beim Verschicken einer Grußbotschaft an Präsidentin Prammer mit der Rohrpost

Nach dem Passieren der Sicherheitskontrolle, ähnlich wie am Flughafen, ging es richtig los. Mitarbeiter/innen der Parlamentsdirektion waren bemüht, den   Eigendefinition (Auszug): „Im Amerlinghaus gegründet, findet das Schulkollektiv Wien 1983 nach einigen Übersiedlungen sein zu Hause im Werkstätten und Kulturhaus (WUK) … Die Schule ist eine selbstorganisierte, elternverwaltete Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht und wird in der Rechtsform eines Vereines ‚Schulkollektiv Wien’ geführt …“; http://www.wuk.at/schulkollektiv/ (5. 9. 2007).

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Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Jeder möchte eine persönliche Widmung von Abg Laura Rudas mit nach Hause nehmen

Eintragung in das Parlaments-Gästebuch

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Die Simulation parlamentarischer Ausschussarbeit mit Jugendlichen

In der Haustischlerei und -schlosserei wurde eifrig am eigenen Schlüsselanhänger gefeilt und gestanzt

cken, wurden dann die Kinder in drei Kleingruppen geteilt. Frau Abg Rudas lud in ihr kleines Büro im Parlament ein. „Wauhhhh … so schön und groß!“, empfanden hingegen die Volksschüler/innen das Büro der Präsidentin des Nationalrates Mag.ª Barbara Prammer. Sie öffnete den Kindern die Türen zu ihren Räumlichkeiten. Aber die Kinder lernten nicht nur den Beruf einer/eines Politikers/in kennen. Sie konnten die Erfahrung machen, wie viele verschiedene Tätigkeiten und Kenntnisse gebraucht werden, damit alles funktioniert. Sie erlebten das Hohe Haus wie eine kleine Stadt in der großen Stadt

Wien. So fertigten sie gemeinsam mit den Tischlern und Schlossern des Hauses einen Schlüsselanhänger aus Holz mit eingestanzten Initialen an. Frau Dipl.-Ing. Andrea Vasilj-Schenk wiederum bot einen kindgerechten Einblick in die beeindruckende Technik des

Hauses. Alte und neue Pläne des Parlaments wurden gegenübergestellt, Baupläne wurden besprochen. Anschließend stand eine Besichtigung der Brunnenstube (im Keller) und des Dachbodens auf dem Programm; Räumlichkeiten, die sogar die wenigsten Mitarbeiter/innen des Parlaments kennen. 35

Die Demokratiewerkstatt des Parlaments

Den Abschluss des Programms bildete ein Workshop im rechten Ausstellungsraum des Palais Epstein, wo auch die Demokratiewerkstatt zukünftig stattfinden soll. Moderiert wurde er von Marie-Theres Zirm. Um in das Palais Epstein zu gelangen, wurde für die Kinder der sonst nur für Parlamentszwecke genutzte Verbindungsgang geöffnet. Die Begleitpersonen haben den Gang als „Geheimgang“ inszeniert, damit die derzeit eher bedrückende Atmosphäre nicht wahrgenommen wurde. In Zukunft wird dieser Gang für die Demokratiewerkstatt mit Kinderzeichnungen ausgeschmückt und

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mit einem besonderen Klangerlebnis ausgestattet. Durch die Auswertung des Feedback-Fragebogens konnten wichtige Anregungen gesammelt werden. So konnten beispielsweise die Kinder mit dem Begriff «Demokratiewerkstatt» nichts assoziieren. „Da bringe ich was hin, was nicht mehr in Ordnung ist, um es wieder herzustellen“, war eine Antwort einer Begleitperson. Müller’s Freunde (ein Unternehmen, das sich speziell der Animation uä von Kindern widmet), welche die Ausschreibung zur Umsetzung der Demokratiewerkstatt ge-

wonnen haben, überlegen sich daher zur Zeit einen Zusatz, um den Begriff verständlicher zu machen. Während der Moderation des Workshops im rechten Ausstellungsraum stellte sich aber auch heraus, dass eine Verständigung mit den Kindern bei einem Abstand von drei Metern nicht mehr möglich war. Auf dieses Akustikproblem wurde prompt reagiert, indem die Erstellung eines Konzepts zur Verbesserung der Akustik im rechten und linken Ausstellungsraum in Auftrag gegeben wurde. Ein Vormittag, der nicht nur den Kindern, sondern vor allem uns neue Erkenntnisse brachte.

Autorinnen und Autoren

Blümel Barbara, geb 1971, Mag.a phil., MAS, 1989–1995 Studium an den Universitäten Salzburg und Warwick (GB) Politikwissenschaft, Publizistik und Geschichte, 2000–2002 postgradualer Universitätslehrgang für Öffentlichkeitsarbeit an der Universität Wien, 1999–2006 im parlamentarisch-wissenschaftlichen Dienst der Parlamentsdirektion tätig, 2006–2007 in der Abteilung Kommunikation im neu geschaffenen Dienst „Information und Öffentlichkeit“ im Rahmen des Projekts „Demokratiewerkstatt“: April – August 2007 Leiterin der Arbeitsgruppe Grundlagen, September 2007 – Dezember 2008 Leiterin des Projekts „Demokratie-Initiative“ im BMUKK. Adresse: BMUKK, Demokratie-Initiative, Freyung 1, 1014 Wien e-mail: [email protected] Brunner Harald, geb 1974, seit Februar 2004 Bediensteter der Parlamentsdirektion (EU-Datenbank), seit September 2005 tätig in der Veranstaltungsabteilung (Besucherzentrum), seit April 2007 Leiter der Arbeitsgruppe Internet und multimediales Angebot. Adresse: Parlamentsdirektion, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien e-Mail: [email protected] Diendorfer Gertraud, Mag.a phil., Studium der Geschichte, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Wien. Seit 2000 Geschäftsführerin des Demokratiezentrums Wien, seit 2006 Lektorin an der Universität Wien, leitende Redakteurin der „Informationen zur Politischen Bildung.“ Adresse: Demokratiezentrum Wien, Hegelgasse 6/5, 1010 Wien e-mail: [email protected] Herczeg Petra, geb 1966, Mag.a Dr.in phil., zweisprachig (burgenlandkroatisch/deutsch) aufgewachsen, Studium der Publizistikund Kommunikationswissenschaft und Germanistik, 1992–1998 freie Mitarbeiterin im ORF Burgenland, 1998–2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Europäischen Journalismus-Akademie der Donau-Universität Krems, seit 1998 Vorsitzende der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, 2000–2001 Finanzkommunikation bei Hochegger/Financials, seit 2001 Universitätsassistentin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, seit 2002 Freie Autorin bei Ö1. Adresse: Universität Wien, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Schopenhauerstraße 32, 1180 Wien e-mail: [email protected] Janota Maria-Luise, geb 1956, Mag.a phil., Studium der Geschichte und Germanistik (Lehramt) an der Universität Wien, 1981–1989 Klubmitarbeiterin im Parlamentsklub der FPÖ (zuständig für den Unterrichtsausschuss, den Ausschuss für Wissenschaft und Forschung und den Familienausschuss), 1990–1994 Leiterin des Büros der III. Präsidentin des Nationalrats Dr. Heide Schmidt, 1994–1999 persönliche Referentin der Klub- und Parteiobfrau des Liberalen Forums Dr. Heide Schmidt, seit 2000 in der Parlamentskorrespondenz und im Bürgerservice der Parlamentsdirektion tätig, April – Oktober 2007 Leiterin der Arbeitsgruppe „Führungen für Kinder und Jugendliche“ im Rahmen der Demokratiewerkstatt. Adresse: Parlamentsdirektion, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien e-mail: [email protected] Kerle Ines, geb 1968, Mag.a iur., Mag.a phil., Studium der Rechtswissenschaften sowie Sprachenstudium (Spanisch und Französisch) in Wien und Salzburg, Auslandsaufenthalte in Chile und Venezuela, 1994 Gerichtspraxis, 1995 Beginn der Tätigkeit in der Parlamentsdirektion: Referentin im Bundesratsdienst sowie im Nationalratsdienst, 2001–2004 Leiterin der Projektes Internetrelaunch, seit 2005 Leiterin der Abteilung Digitale Medien und Corporate Design im Dienst für Information und Öffentlichkeit. Adresse: Parlamentsdirektion, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien e-mail: [email protected] Lender Robert, geb 1967, Fachreferent der Abteilung Jugendpolitik im Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend mit den Schwerpunkten Partizipation, Prävention und Informationsgesellschaft. Vertreter des Ressorts in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „ARGE Partizipation“ und der Arbeitsgruppe des Bundeskanzleramts „E-Democracy & E-Participation.“ Adresse: Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, Abt II/5, Franz Josefs-Kai 51, 1010 Wien e-mail: [email protected]

Marckhgott Gottfried, geb 1946, Dr. jur., Redakteursausbildung (Salzburger Nachrichten), 1971–1975 Pressesprecher des Oberösterreichischen Landeshauptmannes, 1975–1979 Leiter des Büros des Bundesparteiobmannes Dr. Taus, 1979–1981 Pressesprecher der ÖVP-Parlamentsfraktion, 1982–1990 Leiter der Presseabteilung des Verbandes der Elektrizitätswerke Österreichs, 1991–2003 Leiter der Marketing- und Kommunikationsabteilung der Wirtschaftskammer Österreich (Schwerpunkte: Planung und Umsetzung der Kampagne vor dem Beitritt Österreichs zur EU, Mitgliederumfrage zur Pflichtmitgliedschaft, Informationsoffensive vor der EURO-Einführung), 2003–2006 selbständig mit einer Kommunikations-, Marketing- und Werbefirma, seit 2006 Dienstleiter eines neuen Dienstes der Parlamentsdirektion: A4 Information und Öffentlichkeit (Schwerpunkte: Digitale Medien, Internetauftritt, Corporate Design, Bürgerservice, Pressearbeit, Veranstaltungen, Besucher/innen, „Demokratiewerkstatt“ für Kinder und Jugendliche). Adresse: Parlamentsdirektion, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien e-mail: [email protected] Pinterits Monika, geb 1953, Dipl. Sozialarbeiterin, Modeschule der Stadt Wien, Ausbildung als diplomierte Krankenschwester, langjährige Tätigkeit im Krankenhaus Lainz (Intensivstation, Chirurgie), parallel dazu Studium an der Akademie für Sozialarbeit in der Caritas Wien. Kompetenzprofil: Management, Konfliktmanagement, Moderation, Mediatorin, Öffentlichkeitsarbeit, Gruppendynamik. Sozialarbeit in Ämtern für Jugend und Familie, stv Leitung im Amt für Jugend und Familie Wien 12, Mitaufbau der Rebas 15 – Regionale Betreuungsstelle für MigrantInnen, Fachaufsicht im Amt für Jugend und Familie Tätigkeiten im Büro der Vizebürgermeisterin von Wien, seit 1999 Kinder- und Jugendanwältin von Wien. Adresse: Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft, Alserbachstraße 18, 1090 Wien e-mail: [email protected] Schmid Anton, geb 1953, Dr. phil., Studium der Pädagogik und der Psychologie an der Universität Wien. Promotion 1983. Kompetenzprofil: Gruppendynamik, Rhetorik, Konfliktmanagement, Projektorganisation, Moderation, Bioenergetik, NLP, Felden­ krais-Methode, Animation. Mitarbeiter als Betreuer bei SOS-Kinderdorf, Stadt Wien, Abenteuerspielplatzbetreuer bei den Wiener Kinderfreunden, anschließend Mitarbeiter und Leiter des Pädagogischen Referates der Österreichischen Kinderfreunde – Bundesorganisation, ab 1984 stv Landesjugendreferent in Wien, verantwortlich für Pädagogik und Jugendpolitik und Projekte im Bereich der Jugendarbeit, Koordinator für alle Aktionen des Landesjugendreferates (Ferienspiel, Familiensonntag, Jugend in Wien, Schulaktionen, Jugend-Info), Partizipation von Kindern und Jugendlichen, Leiter der Jugendleiter/innenschule, Lehrtätigkeit an der Akademie für Sozialarbeit, Wiener Jugendleiter/innenschule, Animation und Großgruppenanimation, Projektmanagement im gesamten Non-Profit-Bereich, seit 1994 Kinder- und Jugendanwalt von Wien. Adresse: Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft, Alserbachstraße 18, 1090 Wien e-mail: [email protected] Schmied Kriemhild, geb 1974, Dipl.-Pädagogin, seit 1994 Bedienstete der Parlamentsdirektion (Büro NR-Präsidenten), 2000–2003 Diplomstudium für das Lehramt an Volksschulen an der Pädagogischen Akademie der Erzdiözese Wien, seit September 2003 tätig in der Abteilung A4.5 Veranstaltungsservice und Besucher/innen, im Rahmen des Projekts „Demokratiewerkstatt“ seit März 2007 Mitglied im Kernteam AG Demokratiewerkstatt sowie AG Führungen. Adresse: Parlamentsdirektion, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien e-mail: [email protected] Wagner Heinz, Journalist, KURIER seit 1993, wo er die Kinderseite gründete, die viereinhalb Jahre später zur Schulseite und mittlerweile zur Jugendseite erweitert wurde. Adresse: Kinder-Kurier (KIKU), Lindengasse 52a, 1070 Wien e-mail: [email protected] Walter Tatjana, geb 1968, Mag.a phil., Studium der Politikwissenschaft, Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, seit 1989 Bedienstete der Parlamentsdirektion, tätig als Referentin im Nationalratsdienst (Ausschussbetreuung, Plenarsitzungsangelegenheiten, Kompetenzzentrum) sowie im Dienst Information und Öffentlichkeit in der Abteilung Veranstaltungen und Besucher/innen, im Rahmen des Projekts „Demokratiewerkstatt“ seit März 2007 Leiterin der Arbeitsgruppe Aktionstage. Adresse: Parlamentsdirektion, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien e-mail: [email protected]

PARLAMENT TRANSPARENT

Jg. 2, Nr. 2/2007

Die politische Partizipation Jugendlicher und die Demokratiewerkstatt des Parlaments Barbara Prammer Mitmachen – Mitbestimmen – Mitgestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Die politische Partizipation Jugendlicher Anton Schmid / Monika Pinterits Warum Kinderrechte heute eigentlich selbstverständlich sein sollten … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Robert Lender Vom Mitreden bis zur Selbstgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Gertraud Diendorfer Politikverständnis, Medienkompetenz und Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . .

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Barbara Blümel Parlamente und Demokratie-Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Petra Herczeg Kinder und Jugendliche als Zeitungsleser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Heinz Wagner Kinder- und Jugendseiten in Zeitungen am Beispiel des „Kurier“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Seite  21

Die Demokratiewerkstatt des Parlaments Gottfried Marckhgott Die Demokratiewerkstatt im Palais Epstein – ein ambitioniertes Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Seite  23

Ines Kerle Die Demokratiewerkstatt im Palais Epstein nimmt Gestalt an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Tatjana Walter Aktionstage im österreichischen Parlament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Maria-Luise Janota Arbeitsgruppe Parlamentsführungen – Imagefaktor und Politische Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Seite  27

Harald Brunner Demokratiewerkstatt, Internet und Multimedia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Tatjana Walter Warum es wichtig ist, miteinander zu reden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Seite  30

Kriemhild Schmied Die Simulation parlamentarischer Ausschussarbeit mit Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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