die neue Kirchenzeitung

Liberale, Christen und Homosexuelle die neue Kirchenzeitung 2/2013 13. Jänner 2013 c 1,- Londons Ultrakonservative triumphieren doppelt: Nach sech...
Author: Sara Brahms
6 downloads 0 Views 167KB Size
Liberale, Christen und Homosexuelle

die neue Kirchenzeitung 2/2013

13. Jänner 2013

c 1,-

Londons Ultrakonservative triumphieren doppelt: Nach sechsjähriger Duldung hat Erzbischof Vincent Nichols die sogenannten „SohoMessen“ in der Londoner Kirche „Our Lady of the Assumption“ verboten. Gleichzeitig übertrug er das Gotteshaus süffisanterweise dem Personalordinariat „Our Lady of Walsingham“, dem Anglikaner angehören, die aus Unzufriedenheit mit liberalen Tendenzen ihrer eigenen Kirche zum Katholizismus übergetreten sind. Vor sechs Jahren hatte Kardinal Cormac Murphy O’Connor gestattet, dass homosexuelle, lesbische, bi- und transsexuelle Katholiken in Soho, dem Schwulenviertel von London, alle zwei Wochen miteinander Messe feiern. Bis zu 200 Personen kamen, bei jeder protestierte eine Handvoll Konservativer dagegen, weil der Kommunionempfang solcher Leute Sakrileg sei. Mit Erfolg. Der Erzbischof verteidigt sich: Über die Jahre habe sich die Situation von Menschen mit gleichgeschlechtlicher Zuneigung sowohl sozial wie zivilrechtlich geändert, „die kirchliche Lehre in Fragen der Sexualmoral hingegen nicht“. Merk´s London: In vielen Weltregionen sitzen Andersartige als die Bevölkerungs-Mehrheit im selben Boot von Verfolgung und Unterdrückung. In vielen muslimischen Ländern etwa sind liberal Denkende, Christen und Homosexuelle gemeinsam bedroht. Nach Meinung der Extremisten dort sind sie allesamt des Teufels und hätten auf heiligem Boden nichts verloren. P. Udo

Abt Werlens provokative Broschüre wird bereits in 5. Auflage gedruckt

Interesse auch im französischen, italienischen und englischen Sprachraum Der Schweizer Benediktinerabt Martin Werlen wirbelt mit einem am 21. Oktober gehaltenen Referat „Miteinander die Glut unter der Asche entdecken“, das am 10. November in Druck erschien, weiterhin viel Staub auf. Binnen sechs Wochen wurden auch im italienischen und im vier Auflagen, insgesamt 11.000 englischen Sprachraum. Exemplaren verkauft. Die fünf- Das „Jahr des Glaubens“ habe te Auflage ist in Auftrag gege- Abt Martin Werlen vor zwei ben worden, teilte das Kloster Monaten in der Klosterkirche Einsiedeln zu Weihnachten mit. lanciert und mit seiner provoIn Vorbereitung sind weiters kativen Broschüre „Miteinaneine französische Ausgabe und der die Glut unter der Asche ein Hörbuch. Großes Interesse entdecken“ weit herum bekannt für die Broschüre zeigt sich gemacht, heißt es im Pressetext

Irische Reformpriester laden 26 Priesterräte zum Dialog ein Die katholischen Bischöfe Irlands lehnen es ab, mit der 1.000 Mitglieder zählenden Reformpriester-Bewegung ACP ein Gespräch zu führen. Ihrer Meinung nach sollte diese mit den einzelnen Priesterräten der 26 Diözesen reden. Daraufhin hat die ACP bei allen pastorale Implikationen der gePriesterräten angefragt und be- genwärtigen ökonomischen Sireits einige Zusagen erhalten. Wie tuation, die Rolle der Priester bei sie Anfang Jänner bekanntgab, Bischofsernennungen und die stehen auf der Tagesordnung der Erneuerung der Kirche im „Jahr angepeilten Gespräche folgende des Glaubens“. sechs Themen: Geistliche Beru- Irland hat viele Klein-Bistümer: fungen, Umgang mit Miss- 4 Millionen Katholiken leben in brauchsvorwürfen gegen Prie- 26 Diözesen. Zum Vergleich: in ster, Neuübersetzung des Mis- Österreich leben 5,4 Millionen sales und der Lesungsbücher, Katholiken in 9 Diözesen.

des Klosters. Nun wolle der Abt mit dem „Donnerstagsgebet“, das bis Oktober 2013 wöchentlich in der Klosterkirche gefeiert wird, konkrete Schritte setzen, „das Feuer weiterzutragen, das der Welt im Weihnachtsgeschehen geschenkt ist.“ Donnerstagsgebet zur Entdeckung der Glut Angeregt durch das Schreiben von Papst Benedikt XVI. zum „Jahr des Glaubens“ und Abt Martins Schrift wird bis Oktober 2013 jeden Donnerstag von 20 Uhr bis 20.30 Uhr in der Einsiedler Klosterkirche das „Donnerstagsgebet“ gefeiert, zu dem alle Getauften und am christlichen Glauben Interessierten eingeladen sind. Dabei soll die Sehnsucht nach Gott ermutigen, miteinander die Glut unter der Asche zu entdecken. Tradition ist Weitergeben der Flamme Aus der offiziellen Einladung: „Asche im eigenen Leben und in der Gemeinschaft der Kirche soll wahrgenommen und wenn möglich weggewischt werden, so

Abt Martin Werlen. dass die Glut des Glaubens zum Tragen kommen kann. Nach einem Wort des heiligen Thomas Morus (1478-1535) ist Tradition nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme. Der Donnerstag wurde gewählt im Andenken an die Abschiedsrede Jesu im Abendmahlsaal. Dieses Ereignisses wird in der Kirche besonders am Gründonnerstag gedacht. Das erste Donnerstagsgebet in der Klosterkirche Einsiedeln fand am 27. Dezember 2012 statt.“ Fortsetzung auf Seite 3.

Pfarrer-Initiative in eineinhalb Jahren um 43 Prozent gewachsen Schweizer Bischof Huonder „flüchtet“ vor Pfarrei-Initiative Mit 30. Dezember 2012 zählte die österreichische Pfarrer-Initiative 506 Mitglieder und Unterstützer, um 43 Prozent mehr als zur Zeit des „Ungehorsams-Aufrufs“ im Juni 2011. Damals waren es erst 354 Mitglieder und Unterstützer. Aktuell sind 350 Priester und ve“ bekennen sich derzeit 482 77 Diakone Mitglieder sowie 68 Seelsorgerinnen und Seelsorger. Priester und 10 Diakone Un- Inzwischen wurde bekannt, dass terstützer. Dazu kommen 3.064 der Bischof von Chur, Vitus Laien-UnterstützerInnen. Huonder, beim „Protesttag“ am Zur Schweizer „Pfarrei-Initiati- 13. Januar die Antworten von

den durch ihn bedrohten Geistlichen, die der Pfarrei-Initiative angehören, nicht persönlich entgegennehmen wird. Er nimmt an diesem Tag einen Termin andernorts wahr, meldet sein Bistum Chur. Insider nennen das „Flucht“. Nach Ansicht des neuen Präsidenten der Schweizer Bischofs-

konferenz, Markus Büchel, sind „kleinräumige Lösungen“ etwa in der Frage des Zölibats in der katholischen Kirche möglich. Die Zeit sei aber heute dafür nicht reif, sagte der Diözesanbischof von St. Gallen am 3. Jänner in einem Radiointerview laut der Schweizer Katholischen Nachrichtenagentur KIPA.

Seite 2

INFORMATION

Eisenstädter Generalvikar wirft nach zwei Jahren das Handtuch Nach nur zwei Jahren im Amt wirft der burgenländische Generalvikar Georg Lang (50) das Handtuch. Er begründet seinen Amtsverzicht damit, „dass die administrative Erledigung der Alltagsgeschäfte nicht immer seinen persönlichen Vorstellungen entsprochen habe“, hieß es in einer Aussendung der Diözese Eisenstadt vom 2. Jänner. Er wolle sich wieder ganz der Pfarrseelsorge widmen. Lang wurde mit 31. Dezember 2012 von Bischof Ägidius Zsifkovics vom Amt des Generalvikars und von weiteren Aufgaben in der Diözese entbunden. Dieser Schritt entsprach Langs eigener Bitte, wie die Diözese in ihrer Aussendung mitteilt. Lang war gleichzeitig Herausgeber und Geistlicher Assistent der diözesanen Kirchenzeitung „martinus“, Leiter des diözesanen St. Martins-Verlages sowie Vorsitzender des Hilfswerkes „Fastenaktion der Diözese“. Lang scheidet weiter auch aus dem Kathedralkapitel zum hl. Martin in Eisenstadt sowie aus den betreffenden

Pfarrer Georg Lang. Foto: [email protected]. diözesanen Gremien aus. Seit 15 Jahren Pfarrer der 2.500 Seelen zählenden „Passionsspiel-Pfarre“ St. Margarethen, möchte sich Lang wieder voll der Seelsorge widmen. Seit 1926 werden in St. Margarethen im 5 Jahres-Intervall von 450 Laienschauspielern – vorwiegend aus der Pfarre selbst – „Passionsspiele“ aufgeführt, die 2011 von 70.000 Besuchern gesehen wurden.

Anglikanische Nonnen treten zum Katholizismus über Elf anglikanische Ordensfrauen aus Südengland sind gemeinsam mit ihrer Oberin zum Katholizismus übergetreten. Die Frauen aus der „Community of St Mary the Virgin“, einem der ältesten Orden der englischen Staatskirche, wurden in Oxford feierlich in die katholische Kirche aufgenommen, wie die Tageszeitung „Witney Gazette“ berichtete. Die Konvertitinnen beziehen demnach ein neues Heim; in ihrem alten Konvent bleiben 16 Ordensfrauen zurück. Die Ordensfrauen wurden durch Ablegen des Glaubensbekenntnisses und durch die Firmung in die katholische Kirche aufgenommen. Sie sind jetzt dem Personalordinariat „Our Lady of Walsingham“ eingegliedert. Diese diözesanähnliche Struktur war von Papst Benedikt XVI. geschaffen worden, um anglikanischen Christen die katholische Kirchenzugehörigkeit unter Beibehaltung der

anglikanischen Tradition zu ermöglichen. Vor allem die Entscheidung anglikanischer Teilkirchen, Frauen zu Weiheämtern zuzulassen, hatte zu Protesten unter Gläubigen und zu Austritten geführt. Inzwischen gibt es für solche Ex-Anglikaner Personalordinariate in Großbritannien, Nordamerika und Australien. Die anglikanische Kirche zählt 110 Frauen- und Männerorden.

2,3 Millionen Besucher beim Papst Mehr als 2,3 Millionen Menschen haben im Jahr 2012 an Audienzen, Gottesdiensten und Zeremonien mit Papst Benedikt XVI. teilgenommen. Wie der „Osservatore Romano“ berichtet, wurden für die zurückliegenden zwölf Monate insgesamt 2.351.200 Besucher registriert.

13. Jänner 2013

Hoffnungsträger „Helden des Alltags“ Soziale Beziehungen im familiären und privaten Umfeld sind den Schweizern wichtig. In nichts stecken sie für das Jahr 2013 so große Hoffnungen wie in eine glückliche Ehe, die Familie oder die Partnerschaft, berichtet die Katholische Internationale Presseagentur „Kipa“ über eine von weiterdenken.ch und swissfuture durchgeführte Umfrage. 30 Prozent bezeichneten Gott als persönlichen Hoffnungsträger. 89 Prozent der rund 7.500 befragten Schweizer nennen die drei Begriffe Ehe, Familie und Partnerschaft als „sehr wichtige persönliche Hoffnungen“ für 2013. Auf Platz zwei folgt die persönliche Gesundheit mit 82 Prozent. Auch bei den größten persönlichen Hoffnungsträgern nennen vier von zehn Befragten den Ehe- oder Lebenspartner. Dieser ist damit wichtiger als Gott, auf den nur drei von zehn hoffen. 62 Prozent und damit mit Abstand am meisten Menschen

in der Schweiz stecken die größten Hoffnungen allerdings in die „vielen Helden des Alltags ohne große Namen“.

Ökumenisches Taize-Treffen in Rom beendet Das 35. Europäische Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taize ist am 2. Jänner in Rom mit einem Morgengebet zu Ende gegangen. Über 30.000 junge Christen waren in die italienische Hauptstadt gereist, um sechs Tage zu beten, zu singen und über den Glauben zu sprechen. Höhepunkt des Treffens war am 29. Dezember ein Abendgebet mit Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz, an dem rund 45.000 Menschen teilnahmen. Das nächste Treffen soll in einem Jahr in Straßburg stattfinden.

In Kürze Im Vatikan kann seit Jahresbeginn vorläufig nicht mehr mit ausländischen Bank- und Kreditkarten bezahlt werden. Grund für diese Maßnahme der italienischen Zentralbank sollen Anti-Geldwäsche-Vorschriften sein, schreibt die Tageszeitung „Corriere della Sera“. Venezuela. Kardinal Jorge Urosa Savino hat seine Landsleute zum Gebet für den schwer erkrankten Präsidenten Hugo Chavez aufgerufen. Urosa ist als heftiger Kritiker von Chavez bekannt. Großbritannien. Eine Kinderkrankenpflegerin, die aus religiösen Gründen sonntags nicht arbeiten wollte, ist mit ihrer Berufung vor Gericht gescheitert. Israels zwei Oberrabbiner, Schlomo Mosche Amar und Yona Metzger, haben landesweit zu Predigten für den Schutz Ungeborener aufgerufen. Sie wollten den Gläubigen „das strenge Verbot der Abtreibung“ einschärfen, schrieben die beiden höchsten jüdischen Würdenträger in einem gemeinsamen Brief. Frankreich. Dutzende Demonstranten haben am Sil-

vestertag in Paris die Botschaft des Vatikan besetzt. Sie wollten damit ihre Solidarität mit einer Gruppe illegaler Einwanderer ausdrücken, die mit einem Hungerstreik im nordfranzösischen Lille für eine Aufenthaltsgenehmigung kämpfen. Österreich Kärnten. Mit einem Festgottesdienst im Gurker Dom feierte die Diözese Gurk-Klagenfurt den Auftakt zum HemmaJubiläumsjahr. Am 5. Jänner jährt sich die Heiligsprechung der Kärntner Landespatronin Hemma von Gurk zum 75. Mal. Wien. Die „Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände“ (AKV) spricht sich für die Beibehaltung der Wehrpflicht und des Zivildienstes aus. Deren Präsident Helmut Kukacka war von 1972 bis 2007 in verschiedenen Funktionen für die ÖVP tätig, zuletzt als Staatssekretär. Salzburg. Erzbischof Alois Kothgasser zog am 4. Jänner mit einer Sternsinger-Gruppe im Gollinger Ortsteil Torren von Haus zu Haus, um Segenswünsche zu übermitteln und für Benachteiligte zu sammeln.

13. Jänner 2013

INFORMATION

Seite 3

Abt Werlen: „Die Asche wegwischen und die Glut neu entdecken“ Fortsetzung von Seite 1. Ein Feuer, das Hoffnung weckt In der Mitternachtspredigt an Weihnachten 2012 hat Abt Martin Werlen das weihnachtliche Geheimnis mit dem Wort Jesu gedeutet: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49). In seiner Ansprache zum Jahreswechsel führte er aus: „Es ist nicht ein Feuer, das zerstört. Es ist ein Feuer, das rei-

nigt, das Wärme schenkt, das Hoffnung weckt, das Heimat erfahren lässt, das Leben gibt – Leben in Fülle. Danach sehnen wir uns. Niemand unter uns wünscht sich ein langweiliges neues Jahr. Wie großartig wäre es für uns alle, wenn dieses reinigende und wärmende Feuer brennen würde! Aber: Wir haben auch Angst davor. Wir alle tragen Glut in unseren Herzen, aber diese Glut ist oft durch viel Asche zugedeckt. Durch Asche, an die wir uns gewöhnt haben. Wir alle

kennen das aus eigener Erfahrung. Die Glut und das Feuer kann man nicht befehlen. Man kann sie nicht anordnen. Man kann dafür Werbung machen. Welches Geschenk, wenn wir be-Geist-erten Menschen begegnen, die uns ermutigen, diese Glut immer neu zu entdecken! Die Asche wegwischen in unserem persönlichen Leben. Die Glut neu entdecken, die bei uns allen da ist. Und das Feuer brennen und wirken lassen. Die Asche wegwischen in unseren Familien und Gemein-

schaften. Die Glut neu entdekken, die bei uns allen da ist. Und das Feuer brennen und wirken lassen. Die Asche wegwischen in der Gesellschaft. Die Glut neu entdecken, die da ist. Und das Feuer brennen und wirken lassen. Die Asche wegwischen in der Kirche. Die Glut neu entdekken, die da ist. Und das Feuer brennen und wirken lassen. Wer die Glut unter der Asche entdeckt, ist reich beschenkt! Wo das Feuer brennt, ist mehr Leben.“

Zulehner zur Wiener Diözesanreform: „Gottes Geist kann auch im Widerstand nachhaltig wirken“ Widerstand gegen die geplanten Strukturreformen in der Erzdiözese Wien sei durchwegs normal und mitunter auch fruchtbringend: Das sagte der Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner in einem Gastkommentar in der Tageszeitung „Die Presse“. Ein solcher Widerstand habe „drei Megathemen“: Die Furcht vor einer „Entkirchlichung von oben“ durch vermeintliche Nachteile ausgerechnet für engagierte Gemeinden infolge der Auflösung von Pfarren. Zweitens sei die „Sorge um die Entwöhnung“ von der Eucharistiefeier als „Herz des katholischen Lebens“ ein „Widerstandsimpuls“. Kritisch hinterfragt werden müsse auch eine mangelhafte Einbindung der Betroffenen. Der Religionssoziologe und Pastoraltheologe verwies auf eine von ihm initiierte Onlineumfrage zu den Leitlinien der Erzdiözese Wien, an der sich mehr als 1.300 Personen beteiligt hatten. Demnach interpretieren 63 Prozent die Strukturreformen mit geplanter Fusionierung von 500 der 650 Pfarren als „Antwort auf den Priestermangel“. 75 Prozent sehen den Grund im „zunehmendem Geldmangel“, die Begründung der Erzdiözese mit einer „Optimierung einer missionarischen Pastoral“ wird nur von 22 Prozent ebenso gesehen. Stehen die Strukturreformen somit für eine bloße „Verwaltung des ererbten Mangels“ oder seien sie doch „Aufbruch in eine gute Zukunft?“, fragte Zulehner im „Presse“-Kommentar. Widerstand nicht gleich Reformunwilligkeit Der „enorme Widerstand“ gegen die Umbaupläne der Pfarrstrukturen entspringe laut Zulehner „kaum dumpfer Reformunwilligkeit“. Vielmehr gelte: „Widerstand bei großen

Professor Paul Zulehner. Foto. [email protected]. Veränderungen ist normal. Durch ihn wirkt Gottes Geist manchmal ebenso nachhaltig wie durch das vertrauensvolle Gebet. Gute Reformer baden im Widerstand“, so Zulehner in Anspielung auf ein Wort der Theologin Eva Renate Schmidt. Der Widerstand werde an drei Kernpunkten manifest: Den ersten Anstoß bilde die Auflösung von Pfarren, die von vielen Betroffenen als „Abwertung“ erlebt werde. Durch die Herabstufung zu „Filialgemeinden“ könnten diese Laien „rechtlich unbedenklich in die Leitung eingesetzt werden“. Sonntagsmesse, Pfarrer, Pfarrgemeinderat und eigene Finanzen könnten nicht mehr in allen diesen Filialgemeinden garantiert werden. Die dem Plan nach vorgesehene „Radikal-Laisierung“ mit Aufwertung der ehrenamtlich arbeitenden Laien und dem Ef-

fekt eines Sparpotenzials löse jedoch auch die Befürchtung aus, „dass just jene Gemeinden verlieren werden, die ihre Pastoral in den letzten Jahrzehnten schon umsichtig umgestaltet haben und Lebenskraft besitzen“. Eine längerfristige Aufrechterhaltung der sonntägigen Eucharistiefeiern sei zweifelhaft. Viele lebendige Pfarrgemeinden würden die Reform als „Entkirchlichung von oben“ betrachten. „Herzinfarkt“ für Eucharistie Den zweiten Knackpunkt lokalisierte der Theologe in der „Sorge um die Entwöhnung der katholischen Kirchenkultur von der Feier der Eucharistie“. Dies könne als „Dekatholisierung“ und als eine Art „Herzinfarkt“ für die Eucharistiefeier, die ja das „Herz des katholischen Lebens“ sei, charakterisiert werden. „Die katholische Kirche ist dabei, die fragwürdigen Verhältnisse ehemaliger Missionsgebiete zum weltkirchlichen Normalfall zu machen“, so Zulehner. Sorge die Leitung nicht

dafür, dass in Gemeinden Eucharistie gefeiert werden könne, verstoße dies „gegen das Grundrecht der Kirche“. Keine Einbindung der Betroffenen Der dritte Punkt zielt auf die Einbindung und Partizipation der Betroffenen. Diese seien „so gut wie nicht konsultiert worden“, so Zulehner in seinem Kommentar. Laut Onlinestudie sagten 71 Prozent der Befragten, es sei ihnen nicht bekannt, „dass unsere Pfarre um ihre Meinung zur Reform gefragt worden ist“. Mangelhaft sei auch die Einbindung von Bildungseinrichtungen, Caritas und der Orden. Man könne im Reformprozess von der Diözese Augsburg lernen, so Zulehner: Hier werde die Errichtung größerer pastoraler Räume von den Pfarren, Bildungseinrichtungen, Caritas und den Orden aktiv begleitet. Die hochinteressanten Ergebnisse von Zulehners Online-Umfrage finden Sie unter: www.zulehner.org

Entschuldigung nach Forderung von Todesstrafe für den Papst Richard Parncutt, ein aus Australien stammender Professor für Systematische Musikwissenschaften an der Universität Graz, hat sich jüngst in seinem Blog auf dem Webspace der Universität mit einem Pamphlet über die kirchlich verbotene Empfängnisverhütung geärgert und den Papst und andere kirchliche Amtsträger dabei für Millionen Aids-Tote verantwortlich gemacht. Für den Papst und seine Berater forderte Parncutt die Todesstrafe,

ebenso für all jene, die die Erderwärmung leugnen. Ein Massenmörder wie der Norweger Anders Breivik, der 77 Menschenleben auf dem Gewissen hat, sollte hingegen nicht hingerichtet werden. Die Leitung der Universität Graz hat sich daraufhin klar von den Aussagen eines Mitglieds ihres Professorenkollegiums distanziert und das Pamphlet von der Internetseite der Universität entfernt. Inzwischen hat sich Parncutt entschuldigt.

INFORMATION

Seite 6

13. Jänner 2013

Ägypten: Christen und Muslime werden einige Tage gemeinsam beten Ägypten braucht „eine neue Revolution“. Dies ist nach Überzeugung des koptisch-katholischen Bischofs Kyrillos William „die einzige Lösung“ angesichts der derzeitigen chaotischen politischen und wirtschaftlichen Lage im Land. Die mit der Revolution vom Jänner 2011 verbundenen Träume von einer besseren Zukunft für Ägypten mit mehr Rechten und Demokratie seien „auf der Strecke geblieben“, bedauerte der Bischof von Assiut in einem Interview mit „Radio Vatikan“. Vor allem bei den Christen, die ungefähr zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung ausmachten, sei „Ernüchterung eingekehrt“. Die ägyptische Wirtschaft stehe vor dem Zusammenbruch, und auch die politische Entwicklung beschrieb Bischof William düster: Extremistische Muslime seien an die Macht gelangt, weil sie - anders als die jungen Demonstranten von vor zwei Jahren - gut organisiert seien. Mittlerweile habe sich herausgestellt, „dass die Muslimbrüder nicht die Kompetenz

haben, ein so großes Land zu führen“. Die von ihnen durchgesetzte Verfassung repräsentiere die ägyptische Bevölkerung nicht, unterstrich William. Das vorbereitende Komitee, aus dem sich die Christen zurückzogen, um „nicht zu Komplizen zu werden“, habe seine Sichtweise durchgesetzt und einen Text verfasst, der „nicht das bringt, wovon die Ägypter träumen“. Er setze Hoffnungen in jene jungen Leute, die - egal, ob Muslime oder Christen - vor zwei Jahren zusammen demonstriert und nach Demokratie gerufen, aber auch gemeinsam gebetet hätten. William hofft, wie er sagte, dass sie die Ideale ihrer Revolution nicht aufgegeben haben. „Wir werden dieses Jahr zum zweiten Mal überhaupt einige

Iranischer Christ Nadarkhani erneut in Haft Die erneute Verhaftung des iranischen evangelischen Pastors Youcef Nadarkhani hat weltweit zu zahlreichen Protesten geführt. In Deutschland beklagte etwa CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in einem Brief an den iranischen Botschafter Verletzungen der Menschenrechte und der Religionsfreiheit von Christen. Aus dem Brief wurde am 4. Jänner von der Zeitung „Die Welt“ Teile zitiert. Dass der Christ ausgerechnet am Weihnachtstag verhaftet worden sei, müsse „von Christinnen und Christen weltweit als bewusste Missachtung ihres Glaubens verstanden werden“, so Gröhe. Nadarkhani war laut Medienberichten in seiner Heimatstadt Rascht festgenommen worden. Der Pastor einer evangelischen Hauskirche soll es angeblich versäumt haben, nach seiner Entlassung aus der ersten Haft Anfang September Dokumente ordnungsgemäß auszufüllen. Nun muss er für 40 weitere Tage ins Gefängnis. Nadarkhani, als junger Erwachsener zu einer Pfingstkirche

Pastor Youcef Nadarkhani. übergetreten, war im Oktober 2009 festgenommen worden, weil er sich gegen einen verpflichtenden Koran-Unterricht für alle Kinder gewandt hatte. Ende September 2011 wurde er vor Gericht gestellt und wegen „Abfalls vom islamischen Glauben“ und „Verbreitung nichtislamischer Lehre“ zum Tod durch Erhängen verurteilt. Kirchenvertreter, Politiker und Menschenrechtsorganisationen weltweit reagierten darauf mit Protest. Am 8. September wurde er freigelassen.

Bischof Kyrillos William. Tage lang gemeinsame Gebete mit unseren muslimischen Brüdern und allen christlichen Konfessionen abhalten“, kün-

digte Bischof William an. Im Zentrum stehe der Friede im Sinne dessen, was Papst Benedikt XVI. zum Welttag des Friedens am 1. Jänner sagte. Eingeladen sind neben Katholiken auch Orthodoxe, Protestanten und Muslime. „Letztes Jahr waren diese Gebete wirklich sehr, sehr bewegend“, berichtete William. „Ich glaube, das wird dieses Jahr ähnlich sein.“ Der Chef der ägyptischen Muslimbrüder, Muhammad Badie, hat den koptischen Christen zu Weihnachten gratuliert: „Besondere Grüße an unsere koptischen Brüder zur Geburt Jesu Christi und Gebete, Friede allen Propheten“, twitterte der Vorsitzende der Islamisten-Bewegung laut der ägyptischen Zeitung „Aswat Masriya“.

Katholischer Dissident in Vietnam verhaftet In Vietnam ist der katholische Menschenrechtsanwalt und Blogger Le Quoc Quan verhaftet worden. Medienberichten zufolge wurde er unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung festgenommen. Menschenrechtler kritisierten die Verhaftung. Der Vorwurf sei nur ein Vorwand, um einen unbequemen Dissidenten und Streiter für Religionsfreiheit mundtot zu machen, sagte der Südostasienexperte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), Phil Robertson, gegenüber der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Es scheint, dass Steuerhinterziehungsvorwürfe die neue Waffe der Regierung in ihrem Vorgehen gegen politische Dissidenten sind“, kritisierte er. Bereits im Fall des regierungskritischen Bloggers Nguyen Van Hai, bekannt unter dem Namen Dieu Cay, sei der Vorwurf der Steuerhinterziehung erhoben worden. Der Katholik war im September wegen „staatsfeindlicher Propaganda“ zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Es sei an der Zeit für die Regierungen auch in Westeuropa, die mit Sorge die Menschenrechtssituation in Vietnam beobachteten, „aufzustehen und ein Ende der politisch motivierten Verfolgungen zu

Le Quoc Quan. fordern“, betonte Robertson. Le Quoc Quan ist bereits seit längerem im Visier der Polizei. Im August war er vor seinem Haus von Unbekannten zusammengeschlagen worden, die nach Aussagen Quans Polizisten oder Agenten des Geheimdienstes in Zivil gewesen sein sollen. 2007 war er bei der Rückkehr von einem Studienaufenthalt in den USA verhaftet und für drei Monate inhaftiert worden. Der damalige US-Präsidentschaftskandidat John Mc Cain, die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright sowie Amnesty International hatten sich für seine Freilassung eingesetzt.

13. Jänner 2013

INFORMATION

Seite 7

Küberl: Votivkirchen-Forderungen sind Kernanliegen der Caritas Die Sorgen der Flüchtlinge in der Votivkirche stimmen zum Großteil mit Forderungen überein, die die Caritas, die Diakonie und andere Hilfsorganisationen schon seit langem erhoben haben. Darauf hat Caritas-Präsident Franz Küberl im Interview mit der „Kathpress“ hingewiesen.

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Medienclub ja, 3508 Paudorf, Hellerhof. Redaktion: P. Mag. Dr. Udo Fischer (Chefredakteur) Univ.-Doz. Dr. Franz Schmatz Dr. Michael Mayr Redaktionsadresse: 3508 Paudorf, Hellerhof; Tel. 02736-7340; E-Mail: [email protected] Hersteller: Druck Hofer GmbH. 2054 Haugsdorf, Leopold-Leuthner-Str. 2. JA - online: www.ja-kirchenzeitung.at

dividuelle Situation, „die sie als perspektivlos einschätzen“, aufmerksam machen. Die Lage der Asylwerber in Österreich bezeichnete P. Voith als „unzureichend“. Viele der Forderungen der Votivkirchenflüchtlinge würden von sozialen und humanitären Organisationen geteilt.

Beziehungen zwischen Christen und Juden „die besten seit 2.000 Jahren“ Israels Staatspräsident Schimon Peres hat vor christlichen Führern einen Friedensschluss mit Palästinensern als oberste Priorität bezeichnet.

Caritas-Präsident Franz Küberl. Foto: [email protected]. chende in Österreich aufgerufen. Mayrhofer hatte sich am 29. Dezember mit den hungerstreikenden Flüchtlingen in der Votivkirche getroffen. „Es kann nicht sein“, so die künftige oberste Ordensschwester Österreichs wörtlich, „dass Menschen mitten in Wien um ihr Leben fürchten müssen, während nur einige hundert Meter weiter Silvester gefeiert und auf ein hoffnungsfrohes neues Jahr angestoßen wird.“ „Sichtbare Bewegung und konkrete Taten im Bereich der Grundversorgung und der dortigen Standards“ ist nach den Worten von P. Lorenz Voith als Vertreter der Männerorden in Österreich angesichts der Situati-

Friede sei nicht nur ein Wunsch oder „ein Ruf vom Himmel“, sagte Peres laut der Jewish Telegraphic Agency bei einem Neujahrsempfang für Kirchenvertreter in Jerusalem. „Wir müssen entschlossen, ehrlich und mutig handeln, um ihn zu erreichen.“ Die Beziehungen zwischen Christen und Juden nannte er „die besten seit 2.000 Jahren“. Verhandlungen mit der Hamas lehnte Peres ab. Zur Begründung verwies er darauf, die Organisation verweigere sich den drei Prinzipien des NahostFriedensquartetts: Absage an Terrorismus, Anerkennung Israels und Annahme früherer Friedensvereinbarungen. Kurz zuvor hatte Peres in einer Ansprache vor über 150 in Israel akkreditierten Botschaftern Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als Mann des Friedens bezeichnet und dadurch verärgerte Reaktionen aus dem Re-

Staatspräsident Schimon Peres. gierungslager hervorgerufen. Ausdrücklich lobte Peres die Beziehungen zwischen Christen und Juden. Er empfinde größten Respekt für Papst Benedikt XVI. und stimme mit ihm darin überein, dass Frieden nicht „nur eine irdische Forderung, sondern ein himmlischer Auftrag“ sei. „Wenn es etwas gibt, was uns alle klar vereint, ist es das Gebet um Frieden, die Hoffnung für Frieden“, sagte der Präsident.

Bestellschein

Bitte ankreuzen: Sendet mir 3 JA Probenummern gratis zur Ansicht Ich möchte für JA werben, sendet mir ...... Gratis-JA Ich bestelle JA bis auf Widerruf für mich selbst Ich bestelle ein JA- Geschenkabonnement Die Rechnung schickt an mich

die neue Kirchenzeitung

JA - die neue Kirchenzeitung erscheint wöchentlich seit Jänner 1996 und bringt Informationen, Kommentare, spirituelle Impulse und konkrete Lebenshilfen, um zu einem erfüllteren Leben aus dem christlichen Glauben zu ermutigen. JA - Ihr Begleiter auf Ihrem christlichen Lebensweg. Einzelpreis: c 1,- (Österreich) - c 1,35 (Ausland)

Vorname

Name

PLZ / Ort

Straße

Unterschrift

Datum

NUR FÜR GESCHENKSABONNEMENT

Küberl fand klare Worte zur Kernaufgabe der Caritas Wien bei den in Hungerstreik befindlichen Asylwerbern und ersuchte die Regierung darum, im Sinne einer Lösung „vernünftige Formen des direkten Kontakts“ mit den Betroffenen aufzunehmen. Als bestehende Forderungen der Caritas im Hinblick auf die Asylwerber-Grundversorgung rief Küberl in Erinnerung, dass etwa die Ortswahl bei den Flüchtlingsunterbringungen den Asylwerbern Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung, Deutschkursen und Kontakt mit der Bevölkerung garantieren sollten. Ohnehin gehe es dabei nicht um Luxusquartiere, sondern um vernünftige Mindeststandards. „Ebenso gilt es ein notwendiges Minimum an Privatsphäre zu gewährleisten und Familienleben aufrecht zu erhalten. Asylsuchende sollten zudem nach sechs Monaten effektiven Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten, was das Sozialsystem entlasten würde“, so Küberl. Kardinal Christoph Schönborn war am 30. Dezember abends persönlich in der Votivkirche und besuchte die rund 40 Flüchtlinge. Am selben Tag hat Schwester Beatrix Mayrhofer, neue Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden in Österreich, gemeinsam mit ihrer Amtsvorgängerin Sr. Kunigunde Fürst, zu „Solidarität, konkreter Hilfe und politischer Entscheidung“ für Asylsu-

on in der Votivkirche erforderlich. Der Redemptoristen-Provinzial und zweite Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden unterstrich in einer Aussendung, den in der Kirche protestierenden Flüchtlingen gehe es nicht um eine „Totalopposition zum Asylwesen in Österreich“. Sie wollten vielmehr auf ihre in-

Name und Adresse des von mir Beschenkten:

Seite 8

INFORMATION

13. Jänner 2013

Orden informieren über internationalen Freiwilligendienst Jesuiten, Steyler Missionare und Salvatorianer informierten am 10. Jänner in Wien über Einsatzmöglichkeiten im Rahmen des Freiwilligendienstes im Ausland. Die Missionare auf Zeit („MaZ“) der Steyler Missionare und Salvatorianer sowie der Freiwilligendienst der Jesuiten (Jesuit Volunteers, „JV“) arbeiten an unterschiedlichen Pastoralund Sozialprojekten der Orden mit. Im Rahmen dieser einjährigen Auslandseinsätze werden die Freiwilligen „zu Brückenbauern zwischen Menschen unterschiedlicher Völker und Kulturen“, hieß es in einer Aussendung. „Ein Einsatz solcher Art ist wertvoll und prägend, und bedeutet zugleich eine Herausforderung. Man lässt sich auf einen einfachen Lebensstil in einem christlich geprägten Umfeld ein. Der Freiwilligendienst der Orden ist

kein reiner Entwicklungshilfedienst sondern vielmehr ein Lerneinsatz, in dem neben der beruflichen Tätigkeit im Projekt auch die spirituelle und soziokulturelle Komponente eine wesentliche Rolle spielen soll.“ Im Vorfeld werden die Freiwilligen in mehreren Seminareinheiten für ihren Auslandseinsatz vorbereitet. Auf eine persönliche Begleitung von Seiten der Ordensgemeinschaften wird vor, während und nach dem Einsatz sehr viel Wert gelegt. Unterkunft und Verpflegung stellen die Orden zur Verfügung, andere Kosten wie etwa für Visa und notwendige Impfungen müssen von den Freiwilligen selbst getragen werden. Die Einsatzfelder sind vielfältig: meist arbeiten die Freiwilligen mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Menschen mit Behinderungen, im Gesundheitsbereich und anderen Sozialprojekten.

Don Bosco Flüchtlingswerk gibt jungen Flüchtlinge neues Zuhause

Eine der „jesuit volunteers“ bei ihrem Freiwilligeneinsatz als Physiotherapeutin in Argentinien. Die drei Ordensgemeinschaften haben unterschiedliche Schwerpunktländer, wobei Einsatzmöglichkeiten in allen Kontinenten zu finden sind, von Ameri-

ka, Afrika, Europa bis nach Asien. Informationen: www.jesuitvolunteers.org bzw. www. ssps. at bzw. www. salvatorianer.at)

Dreikönigsaktion fordert Anhebung der Entwicklungshilfe

Das Don Bosco Flüchtlingswerk hat jetzt in Wien eine zweite Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eröffnet und den davor im Lager Traiskirchen untergebrachten Jugendlichen ein neues Zuhause geschaffen.

Die Besuche der Sternsinger bei Mitgliedern der Bundesregierung begleitet die Dreikönigsaktion mit der Forderung nach Anhebung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA).

In der Wohngemeinschaft „Noemi“ im 4. Wiener Gemeindebezirk werden somit in zwei getrennten Wohnungen jeweils fünf Jugendliche sozialpädagogisch betreut. Die zehn Burschen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren kommen aus Krisenregionen wie Afghanistan, China oder Kirgisien. Die jungen Flüchtlinge führen gemeinsam den Haushalt, unterstützt von einem interkulturellen und multiprofessionellen Team. „Mit dieser neuen Wohngemeinschaft gehen wir weg von der Heimversorgung hin zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration im Gemeinwesen“, erklärte der Geschäftsführer des Don Bosco Flüchtlingswerk Austria, Floridus Kaiser. Das Don Bosco Flüchtlingswerk plädiert dafür, alle Lehrund Sozialberufe sowie Lehrwerkstätten für minderjährige Flüchtlinge zu öffnen. „Wir würden gerne einige von ihnen im Sozial- und Betreuungsbereich ausbilden“, so Geschäftsführer Kaiser. Das Don Bosco Flüchtlingswerk Austria setzt sich schwerpunktmäßig für unbegleitete

„Österreich ist beschämendes Schlusslicht bei der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit. Gemeinsam mit vielen anderen Menschen und Organisationen im Land fordern wir einen Neujahrsvorsatz, der eine echte Trendwende herbeiführen soll: Wir appellieren an die Bundesregierung, im Budget für das Jahr 2014 eine substanzielle

Erhöhung der EZA-Mittel vorzunehmen“, so die Dreikönigsaktion in einer Aussendung. Die Sternsinger würden mit gutem Beispiel vorangehen: Schließlich unterstützten sie mit ihrem Einsatz jährlich eine Million Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Jedes Jahr würden rund 500 Hilfsprojekte in mehr als 20 Ländern finanziert.

Immer wieder kommen minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge nach Österreich. Das Don Bosco Flüchtlingswerk hilft ihnen. Foto: Rupprecht@kathbild at. junge Flüchtlinge in Österreich ein. Betreut werden jugendliche Asylwerber mit Freizeitangeboten, in Wohngruppen und auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Das Flüchtlingswerk feiert im Jänner 2013 sein 10-jähriges Jubiläum. (Info: www. fluechtlingswerk.at)

Eines der Schwerpunktländer der heurigen Sternsinger-Sammlung ist Äthiopien, wo 300.000 Kinder auf der Straße leben. Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar unterstützt ein Projekt zum Schutz von Straßenkindern in Dire Dawa, der zweitgrößten Stadt des Landes.