die neue Kirchenzeitung

Wie „Mutter Kirche“ sein soll die neue Kirchenzeitung 37/2016 11. September 2016 c 1,- Am Sonntag hat Papst Franziskus Mutter Teresa offiziell als...
Author: Helge Geier
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Wie „Mutter Kirche“ sein soll

die neue Kirchenzeitung 37/2016

11. September 2016

c 1,-

Am Sonntag hat Papst Franziskus Mutter Teresa offiziell als katholische Heilige proklamiert. 120 TV-Stationen übertrugen live. Die Vereinten Nationen widmeten ihr aus diesem Anlass eine Ausstellung im UN-Hauptquartier in New York. Wie Franz von Assisi wird Mutter Teresa weit über die katholische Kirche hinaus verehrt. Doch sie hat auch absonderliche Kritiker. Nach dem Empfang des Friedensnobelpreises 1979 habe sie Abermillionen an Spenden erhalten, die sie nicht nur direkt den Armen, sondern auch der Ausbreitung ihres Ordens „Missionarinnen der Nächstenliebe“ zukommen ließ. Die Gründerin brauchte Helferinnen und hat heute etwa 5.000. Wie Teresa gehen sie an den Rand der Gesellschaft. In 130 Ländern sind sie da für Sterbende, Lepra- und Aidskranke, Obdachlose und Straßenkinder. Jüngst wurden im Jemen vier Schwestern ermordet. Es gibt nicht zu viele, sondern viel zu wenige Menschen, die wie Teresa und die Ihren leben. Und jene, die den Vorwurf mangelnder Hygiene in Sterbehäusern erhoben, sollten nachforschen, wer vor Mutter Teresa sich so wie sie um die Allerärmsten gekümmert hat. Sollten nachdenken, warum sie sich selbst nicht so intensiv den Bedürftigsten widmen. Für den „Papst der Armen“ ist Mutter Teresas Heiligsprechung nicht nur emotionaler Höhepunkt seines Lebens. Auch ein Signal, wie er die ganze „Mutter Kirche“ wahrgenommen haben will: Nicht als drohende Hexe, sondern als barmherzige Mutter. P. Udo

Zwei mit Lehrverbot bestrafte Ordensfrauen erhalten den Herbert-Haag-Preis 2017 Den Herbert-Haag-Preis 2017 erhalten die Pastoraltheologin Jadranka Rebeka Anic aus Kroatien und die Bibelwissenschaftlerin und Psychologin Mercedes Navarro Puerto aus Spanien; beide sind Ordensfrauen, beide engagieren sich in der Frauenforschung und beide haben auf Druck der Hierarchie die universitäre bzw. theologische Lehrerlaubnis verloren. Preise erhalten zudem zwei kirchliche Basisbewegungen, die sich in der Kirche für die gleichen Rechte von Frau und Mann bzw. für ein volles Mitspracherecht von Frauen bei allen Entscheidungen von Männern stark machen: die „Basler Gleichstellungsinitiative“ und die Pilgerinitiative «Für eine Kirche mit den Frauen». Die Preisverleihung der Herbert-

Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche findet am 19. März 2017 in Luzern statt.Die vier Preisträgerinnen und Preisträger sind ein „Zeichen der Zeit“, betont die Herbert Haag-Stiftung. Sr. Anic promovierte in Wien Die kroatische Ordensfrau Dr. Jadranka Rebeka Anic wurde 2001 von der Theologischen Fakultät der Universität Wien

mit einer Arbeit über die Frauen in der Kirche Kroatiens im 20. Jahrhundert promoviert. Sie war dann Vizedirektorin des Franziskanischen Instituts für Friedenskultur in Split, leitete Seminare über Menschenrechte der Frauen aus jüdischer, christlicher und islamischer Perspektive und Projekte über Gewalt an Frauen in der Familie und über Geschlechtsidentitäten und Geschlechterrollen. Sie beschäftigte sich auch mit der Klärung der Begriffe Gender und „Genderideologie“ und deren Verwendung in der Kirche und in soziopolitischen Kontexten. Fortsetzung auf Seite 6.

Sr.Dr. Jadranka Rebeka Anic.

Mutter Teresas Nachfolgerin: „Lächeln war ihr Geschenk“ Die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) ist am 4. September heiliggesprochen worden. Die Generaloberin ihres Ordens, Mary Prema Pierick, eine gebürtige Deutsche, sagte, die Ordensgründerin sei für sie weiterhin präsent. „Was Mutter zu Lebzeiten für uns getan hat, uns zu Jesus und zur Muttergottes zu führen, das tut sie jetzt auch.“ Seit ihrer ersten Begegnung 1980 habe Mutter Teresa sie durch ihre Energie und Führungsstärke beeindruckt, sagte Pierick, betonte aber zugleich: „Ihr Lächeln war ihr Geschenk an Jesus in die Welt. Die Menschen haben genug Leid, dem müssen wir nichts hinzufügen.“ Auch in Indien, wo Christen eine kleine Minderheit bilden, könne Mutter Teresa viel zu Verständigung und Liebe beitragen. Der Postulator des Heiligsprechungsverfahrens, Brian Kolodiejchuk, nannte Mutter

Teresa „die perfekte Heilige für das Jahr der Barmherzigkeit“. Die Ordensgründerin sei immer bereit gewesen, anderen Vergebung zu zeigen. Er zitierte ein Wort von Mutter Teresa: „Wir brauchen viel Liebe, um zu vergeben, und viel Demut, um zu vergessen.“ Solange eine Kränkung nicht vergessen sei, sei sie auch nicht vergeben. Zu den Glaubenszweifeln Mut-

ter Teresas, die erst lange nach ihrem Tod aus privaten Aufzeichnungen offenbar wurden, sagte Kolodiejchuk, die Ordensfrau habe mit der Zeit gelernt, ihre innere Dunkelheit zu lieben, weil sie „ein kleiner Teil der Dunkelheit Jesu“ sei. Dass sie diese Zweifel und Glaubensnöte nicht ausgespart habe, mache Mutter Teresa zu einer Heiligen für jeden.

Friedensgebet in Assisi Lange war es fraglich, ob der Papst am Friedenstreffen der Religionen in Assisi teilnimmt. Jetzt ist es sicher, und sein Programm ist äußerst dicht.

Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa.

Zum Friedensgebet trifft sich Franziskus am 20. September mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel, Anglikaner-Primas Justin Welby und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Aphrem II. An der Veranstaltung nehmen auch Repräsentanten des Judentums, des Islam und des japanischen Buddhismus teil.

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Kolumbien: Papst lehnt Beteiligung am weiteren Friedensprozess ab Nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung Kolumbiens und der Rebellengruppe FARC ist man an den Papst und den UN-Generalsekretär mit der Bitte um weitere Mitwirkung herangetreten.

Auftrag der katholischen Kirche und den Charakter des Papst-

Doch der Vatikan winkt ab und lehnt eine direkte Beteiligung am weiteren Friedensprozess in Kolumbien ab. Papst Franziskus begrüße zwar den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen, teilte das vatikanische Staatssekretariat

Papst Franziskus hat in seiner Botschaft anlässlich des ökumenischen „Weltgebetstags für die Bewahrung der Schöpfung“ einen ökologischen Kurswechsel verlangt.

am 31. August mit. Jedoch wolle er anders als gewünscht keinen Gesandten für ein Komitee benennen, das die Richter eines Sondergerichts im Rahmen des Friedensprozesses nominieren soll. Mit Blick auf den universalen

ACP baut zielstrebig aus

Die Bewegung der irischen Reform-Priester (ACP) baut zielstrebig aus.

Es ist ihr gelungen, den prominenten Journalisten Liamy MacNally (Foto), einen verheirateten Priester, als Geschäftsführer in das Führungsteam zu holen. Der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Zeitungsund Radiojournalist hat am 1. September sein Amt angetreten. Die ACP zählt nach jüngsten Angaben bereits 1.100 Mitglieder. Mehr als 30 Prozent des irischen Klerus gehören ihr an.

Kirche von Geraadsbergen.

Eine Kirche in Flandern soll zur „Fahrradkirche“ umfunktioniert werden: Neben Ausstellungen zum Fahrrad sollen auch Picknickbänke und Ladestellen für EBikes aufgestellt werden, berichtet die belgische Zeitung „Het Nieuwsblad“. Die flandrische Regierung habe den Plan für die Kirche in Geraardsbergen genehmigt. Wann das Museum eröffnet, steht noch nicht fest. Insgesamt hat der Pfarrverband Geraardsbergen laut Bericht 16 Gemeinden und 17 Kirchen; 6 davon sollen auch in Zukunft für Gottesdienste genutzt werden. Für zwei weitere würden noch andere Nutzungsmöglichkeiten gesucht.

Facebook-Gründer bewundert Papst

Mark Zuckerberg (32), Facebook-Gründer, hat am 30. August gemeinsam mit seiner Frau Priscilla Papst Franziskus besucht. Das Gespräch drehte sich nach Angaben des Vatikans und Zukkerbergs um Armutsbekämpfung mit Hilfe moderner Kommunikationstechnologie. Als Anwendungsbeispiel brachte der Unternehmer dem 79-jährigen Kirchenoberhaupt ein Modell der solargetriebenen Drohne „Aquila“ mit. Das Fluggerät soll einmal in entlegenen Gebieten für Internetzugang sorgen.

In Kürze

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat in einem Hirtenbrief zum 1. September vor der zunehmenden Zerstörung der Umwelt wie auch des kulturellen Erbes der Menschheit gewarnt. Vatikan. Mit einem neuen Fernstudien-Angebot möchte die Päpstliche Lateran-Universität in Rom die bereits bestehende hohe Internationalität unter ihren Studierenden weiter ausbauen.

Kirche wird Fahrradmuseum

„Wir haben ihm gesagt, wie sehr wir seine Botschaft der Barmherzigkeit und Zärtlichkeit bewundern, und wie er neue Wege gefunden hat, mit Menschen jedes Glaubens rund um die Welt zu kommunizieren“, schrieb Zukkerberg auf Facebook. „Es war eine Begegnung, die wir nie vergessen werden. Du spürst seine Wärme und Freundlichkeit, und wie sehr ihm die Hilfe für Menschen ein Anliegen ist.“

amtes sollten eher andere Parteien damit betraut werden.

Polen. Die Gewerkschaft Solidarnosc hat mit Unterstützung der katholischen Kirche 500.000 Unterschriften gegen die Sonntagsöffnung vieler Geschäfte gesammelt. Offen sollten in Zukunft nur kleine Lebensmittelläden, Tankstellen und Bäckereien haben, alle übrigen Geschäfte nur an sieben Sonntagen im Jahr. Israel. Nikodemus Schnabel (37) ist zum Ablschuss einer einwöchigen Visitation zum neuen Prior-Administrator der Dormitio-Abtei der Benediktiner in Jerusalem ernannt worden. In Bolivien ist laut lokalen Medienberichten eine 81-jährige katholische Ordensfrau von vier Männern überfallen und sexuell missbraucht worden. Nach Medienberichten sind die Täter Studenten. Pakistan. Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Wohnsiedlung für christliche Arbeiterfamilien eines E-Werk-Komplexes nahe der Großstadt Peshawar sind am 2. September mindestens fünf Menschen getötet worden. Deutschland. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, fordert mehr Mitbestimmung der katholischen Laien in der Kirche auf Bundesebene. Während es in Pfarren und Diözesen Mitwirkungs-

gremien gebe, fehlten auf gesamtdeutschem Niveau synodale Strukturen. Frankreich. Die Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray, in der im Juli der katholische Priester Jaques Hamel von Islamisten ermordet worden ist, wird am 2. Oktober nach einem Bußritus neu eröffnet. Deutschland. Der Kölner Dom erhält eine neue Blutreliquie von Papst Johannes Paul II., ein Geschenk des Krakauer Kardinals Stanislaw Dziwisz zum 60. Geburtstag von Kardinal Rainer Woelki. Die erste Reliquie war Anfang Juni aus dem Dom gestohlen worden. Ukraine. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats verlangt die Freilassung des Krimtataren-Führers Ilmi Umerow. Ein russisches Gericht hatte Mitte August eine rund einmonatige Untersuchung des Politikers in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Italiens katholische Kirche stellt 3,5 Millionen Euro zur Hilfe für Christen im Irak und Syrien zu Verfügung. Österreich Wien. Die Caritas hat die im Ministerrat gefällte Entscheidung, zwei Millionen Euro für die Menschen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo zur Verfügung zu stellen, als „guten und ersten Schritt“ begrüßt. Steiermark. Tausende Kroaten aus dem Burgenland, Wien, Ungarn und der Slowakei haben am letzten August-Wochenende an der traditionellen Kroatenwallfahrt nach Mariazell teilgenommen. 18 Pfarren bewältigten die gesamte Strecke nach Mariazell zu Fuß. Niederösterreich. „Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Herkunft in St. Pölten zu fördern“ ist deklariertes Ziel des „Festes der Begegnung“, zu dem die Diözese St. Pölten am 9. und 10. September auf den Rathausplatz und ins Cinema Paradiso einlädt.

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Priestermangel: Deutsche Katholiken fordern neue Wege XXL-Pfarren und Import-Priester sind „keine Lösung“ Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert von der Kirchenführung Konsequenzen aus dem dramatischen Rückgang der Zahl der Priesterweihen in Deutschland. ZdK-Präsident Thomas Sternberg stellte in der „Augsburger Allgemeinen“ dabei auch den Pflichtzölibat für katholische Priester infrage: „Wenn es nicht mehr anders geht, dass wir personell in der Seelsorge ausbluten, und wenn es so ist, dass der Zölibat ein Hindernis darstellt, dann muss er, weil weniger wichtig, gelockert werden“, sagte der nordrhein-westfälische CDU-Landtagabgeordnete. „Wir haben jetzt schon sehr gute und engagierte Diakone - das sind verheiratete Männer. Warum in aller Welt sollen sie nicht zu Priestern geweiht werden?“, fügte Sternberg hinzu. „Das könnte schnell und zügig entschieden werden.“ Sternberg verwies darauf, dass sich im vergangenen Jahr in ganz Deutschland nur 58 Männer zu katholischen Priestern weihen ließen. „Schon jetzt fehlen jüngere Pfarrer, um Pfarreien zu besetzen, zugleich haben die heutigen Priester einen sehr hohen Altersschnitt“, warnte er.

„Die Situation wird sich künftig also in drastischer Weise verschärfen.“ Auch der scheidende Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, hat sich in die wieder aufgeflammte Diskussion über den Zölibat eingeschaltet. Er spricht sich für die Weihe bewährter verheirateter Männer aus. Gegen Zusammenlegungen Der Chef der katholischen Laienorganisationen kritisierte, dass die einzige Antwort der Kirche die Zusammenlegung von Pfarreien und der Einsatz ausländischer Priester sei. „Wenn unsere Kirche Bestand haben soll in Deutschland, dann geht das nicht über XXL-Pfarreien“, betonte Sternberg. Er habe rein gar nichts gegen den Einsatz ausländischer Pfarrer, „allerdings kann man nicht alle Pfarreien einfach mit Import-Priestern ausstatten, das ist auf Dauer keine Lösung für den Priestermangel in Deutschland.“

Für Diakoninnen Zudem forderte Sternberg die Einführung des Diakonats der Frau. „Ich weiß nicht, warum das für einige ein offenbar wichtiger Streitpunkt ist“, betonte der ZdK-Präsident. „Wir müssen ohnehin eine ganz andere Präsenz von Frauen auch in den seelsorgerlichen Diensten anstreben.“ Pastoralreferentinnen müssten auch die sakramentalen Funktionen übernehmen können, die mit ihrer Seelsorgetätigkeit verbunden sind. „Ich denke da vor allem an die Krankensalbung.“ „Scheinbare Lösungen“ Die Reaktion der Hierarchie kam prompt. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sprach sich in einer Stellungnahme für den Zölibat aus. Er sollte „nicht in erster Linie aufgrund geringer Nachwuchszahlen über Bord geworfen werden“. Verheiratete Priester und weibliche Diakone seien „scheinbar direkte Lösungen“ und auf Dauer nicht tragfähig. Veränderungen nötig Zur Zölibatsdebatte meldeten sich jüngst auch Protestanten

ZdK-Präsident Thomas Sternberg. zu Wort. Die kirchenpolitische Sprecherin der SPD, Kerstin Griese, schlug dabei gleich einen ganz großen Bogen und erklärte wörtlich: „Wer von den islamischen Moscheevereinen und Verbänden verlangt, sich intern nach den Prinzipien unseres Grundgesetzes zu organisieren, darf auch bei der katholischen Kirche Veränderungen einfordern.“ Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist die Dachorganisation der rund 24 Millionen katholischen Laien und ihrer Verbände in Deutschland.

Zulehner: Zukunft der Seelsorge ist Spiritualität und Solidarität Die Zukunft der Seelsorge wird in einem Mix aus Spiritualität und Solidarität bestehen: das hat der Wiener Religionssoziologe Paul M. Zulehner bei den heurigen „Kardinal König-Gesprächen“ in Rabenstein/Pielach betont. „Wir werden künftig mehr Menschen haben, die sich frei für die Kirche entscheiden, aber weniger Katholiken insgesamt“, prognostizierte Zulehner. Umso mehr brauche es eine Pastoral, die dazu anleite, spirituelle Sehnsucht und soziales Engagement zu verbinden: „Bei Gott eintauchen und bei der Hilfe für Flüchtlinge auftauchen“ wäre etwa ein Ziel, so Zulehner. Neben Zulehner war u.a. auch die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, bei der traditionsreichen Sommergesprächsreihe zu Gast. Die Gestalt der Kirche werde sich verändern, zeigte sich Zulehner überzeugt: Sie werde sich stärker an die Ränder der Gesellschaft bewegen, aber auch finanziell ärmer. Fragen lassen müsse sich die Kirche heute, ob sie noch bereit sei, die Botschaft des Evan-

geliums glaubhaft zu verteidigen: „Sind wir glaubwürdige Zeugen des Evangeliums? Verteidigen wir etwa die Botschaft am Stammtisch?“

Schließlich würde nicht die Arbeit an Strukturen die Kirche retten, sondern allein die Anziehungskraft des Evangeliums. Entscheidend sei in diesem Zusammenhang die Frage nach der Lebendigkeit der Pfarren. Schaffelhofer gegen Abschottung

Reihe 1 v.l.n.r.: Pastoraltheologe Paul Zulehner, Kirchberger Pfarrer August Blazic, Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs, Bürgermeister Anton Gonaus (Kirchberg), Moderatorin Alexandra Mantler-Felnhofer, Annemarie Fenzl, langjährige Mitarbeiterin von Kardinal Franz König, Gottfried Auer, Obmann des Kardinal König-Vereins, Pater Leonhard Obex, Pfarrer von Rabenstein. Foto: Wolfgang Zarl.

KAÖ-Präsidentin Schaffelhofer plädierte für eine offene, dialogfähige und zugleich barmherzige und solidarische Kirche. Kirche dürfe sich nicht abschotten, müsse Ängste ablegen und müsse auf die Menschen zugehen. Dies gelte insbesondere auch im Blick auf die aktuelle Migrations- und Flüchtlingsthematik. Die Solidarität mit den Opfern sei ein Programm für das Christsein des 3. Jahrtausends. Zukunftsfähigkeit entstehe dort, wo Kirche die Bereitschaft zur Begegnung mit dem Fremden fördere. In diesem Sinne brauche es eine „Pastoral der Barmherzigkeit“.

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Herbert-Haag-Preis 2017 ergeht an zwei Ordensfrauen Fortsetzung von Seite 1. Damit geriet sie in Konflikt mit den zuständigen katholischen Bischöfen, die in den postkommunistischen Ländern mit einer Kampagne gegen den von ihnen so benannten „Genderismus“ eine offene Reflexion der genannten Fragen diskreditieren. Jadranka Rebeka Anic wurde öffentlich angegriffen und als „Genderideologin” denunziert. Man rief sie als Ordensschwester zu Bescheidenheit und Gehorsam gegenüber der Hierarchie auf. Derzeit arbeitet sie als assoziierte Senior Researcher am Institut für Sozialwissenschaften Ivo Pilar – Regional Centrum Split; theologische Lehre ist ihr untersagt. Sr. Puerto studierte am päpstlichen Bibelinstitut Die spanische Ordensfrau Dr. Mercedes Navarro Puerto ist eine am päpstlichen Bibelinstitut und an der Gregoriana in Rom ausgebildete Theologin und Psychologin, lehrte an der Universität Salamanca Bibelwissenschaft und erreichte nationale und internationale Aufmerksamkeit mit ihren Büchern und Artikeln über Maria, Eva und andere Frauen der Bibel sowie über feministische Theologie und Exegese, über Gewalt und Sexismus. Auf Betreiben reaktionärer spanischer Kreise wurde sie nach einem intransparenten Verfahren zuerst auf eine Professur für Religionspsychologie abgeschoben. Und obwohl ein von der Glaubenskongregation eingelei-

bende Verpflichtung steht: Sie sollen den zuständigen kirchlichen Amtsträgern das Anliegen der gleichberechtigten Zulassung zum Priesteramt, unabhängig von Zivilstand und Geschlecht, unterbreiten. Die Vertreter der nach staatlichem Religionsrecht organisierten kirchlichen Körperschaften haben denn auch am 1. Juli 2016 bei der vatikanischen Glaubenskongregation in Rom ein entsprechendes Schreiben deponiert.

Sr. Dr. Mercedes Navarro Puerto. tetes Lehrentzugsverfahren beigelegt werden konnte, wurde sie schließlich völlig von der akademischen Lehre an kirchlichen Lehranstalten ausgeschlossen. Heute arbeitet sie als freischaffende Psychologin und ist in Spanien, Italien und Südamerika eine gesuchte Referentin. Weg der Volksabstimmung Die Basler Initiatoren der Kirchlichen Gleichstellungsinitiative haben den Weg des Rechts und der Politik beschritten, um die Anerkennung unbestreitbarer Menschenrechte in der katholischen Kirche voranzubringen. In einem langen demokratischen Prozess und mit einem deutlichen Ja bei den Volksabstimmungen im September 2014 haben sie erreicht, dass in den Verfassungen der kantonalkirchlichen Körperschaften von Basel-Stadt und BaselLandschaft die folgende blei-

Ägyptens Parlament verabschiedet ein neues Kirchenbaugesetz

Das ägyptische Parlament hat am 31. August das neue Gesetz über den Kirchenbau verabschiedet, das in christlichen Kreisen nach wie vor umstritten ist. Das Gesetz erzielte bei der Abstimmung eine Zweidrittelmehrheit. Es besagt u.a., dass Gouverneure der ägyptischen Provinzen innerhalb von vier Monaten auf Bauanträge für christliche Kirchen antworten müssen. Wird die Genehmigung verweigert, muss der Gouverneur diese Entscheidung begründen, und die christlichen Gemeinden können dagegen Berufung einlegen. Das Gesetz legt auch fest, dass „die Größe der Kirche für die Zahl der Mitglieder der christlichen Gemeinde angemessen sein muss, wobei das voraus-

sichtliche Bevölkerungswachstum in Betracht gezogen werden soll“. Gegen diese und andere ungenaue Formulierungen richten sich viele kritische Anmerkungen aus dem christlichen Bereich. Ägyptens 91 Millionen Einwohner sind zu 90 Prozent Muslime. Der Anteil der Christen liegt bei 10 Prozent. Unter diesen ist die seit 2012 von Papst-Patriarch Tawadros II. (63) geleitete koptisch-orthodoxe Kirche mit sieben bis zehn Millionen Gläubigen die größte Gemeinschaft.

Pilgern für Frauenrechte Die Pilgerinitiative „Für eine Kirche mit den Frauen“ hat im Sommer 2016 öffentlichkeitswirksam eine zweimonatige Wallfahrt von St. Gallen nach Rom organisiert, wo weit über tausend Frauen und Männer an einzelnen oder mehreren Tagesetappen teilgenommen haben. Die Pilgerinitiative will die Entfremdung vieler Frauen von der Kirche überwinden und darauf hinwirken, dass Männer der Kirche in Zukunft nicht mehr ohne Frau-

en über deren Stellung, Rolle und Funktion nachdenken und über Belange der Kirche entscheiden. Am 2. Juli 2016 feierten sie in der Peterskirche den AbschlussGottesdienst und übergaben dort dem St. Galler Bischof Markus Büchel einen entsprechenden Brief zuhanden des Papstes. Franziskus hat die Pilgerinnen nicht empfangen.

Hauptinitiatorin der Pilgerinitiative, Hildegard Aepli.

Papst gründet neues Ministerium für Soziales und Menschenrechte Papst Franziskus hat eine neue Kurienbehörde für soziale und menschenrechtliche Fragen geschaffen. Ihre Aufgabe soll sein, „die ganzheitliche Entwicklung des Menschen im Licht des Evangeliums zu fördern“, wie es in dem am 31. August veröffentlichten Erlass (Motu proprio) „Humanam progressionem“ heißt. Das neue Amt bündelt die Zuständigkeiten für Migranten, Notleidende, Arbeitslose, Diskriminierte, Gefangene und Kranke sowie für Opfer von Konflikten, Naturkatastrophen, Sklaverei und Folter. Zum Leiter ernannte Franziskus Kardinal Peter Turkson (67). Der gebürtige Ghanaer ist aktuell Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden („Iustitia et Pax“), der vatikanischen Behörde für Entwicklungs- und Menschenrechtsfragen. Das neue Amt soll am 1. Jänner 2017 seine Arbeit aufnehmen. Mit dem gleichen Datum werden die bisherigen Räte für Gerechtigkeit und Frieden, für Migranten und Menschen unterwegs sowie für die Pastoral im Krankendienst und der Rat für Not-/Caritashilfe „Cor Unum“ aufgelöst. Kardinal Peter A. Turkson war vor seine Berufung in die römische Kurie von 1997 bis 2005 Vorsitzender der Bischofskonferenz von Ghana. Er spricht sechs Sprachen, darunter deutsch.

Kardinal Peter Turkson. Trinkwassersicherheit religiöser Auftrag Kardinal Peter Turkson hat eine engere Zusammenarbeit der Religionen zur Sicherung der globalen Trinkwasserversorgung angeregt. Es sei „eine Schande“, dass zahllosen Menschen sauberes Trinkwasser systematisch vorenthalten werde.

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Papst und Kretschmann sprachen über Umweltschutz und Flüchtlinge Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat mit Papst Franziskus über Umweltschutz und Flüchtlinge gesprochen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann. schers. Kretschmann, der selbst bekennender Katholik ist, legte

Moskau: Opposition gegen patriarchatsnahe russische Ministerin

Die Ernennung der neuen patriarchatsnahen Bildungsministerin Olga Wasiljewa hat in Russland Diskussionen ausgelöst. Wie die Stiftung „Pro Oriente“ berichtete, steht Wasiljewa für die enge Verbindung von Staat und Orthodoxie im Russland Wladimir Putins; ihre Ernennung wurde vom Moskauer Patriarchat begrüßt. Die 56-jährige Historikerin ist Kirche in den Jahren des Zweieine gläubige orthodoxe Chris- ten Weltkriegs“. tin, die sich zugleich als „Pa- In der russischen kirchlichen triotin“ versteht. Presse wurde laut „Pro OrienIhre Kritiker befürchten, dass te“ auch darauf aufmerksam sie sich für die Wiedereinfüh- gemacht, dass Olga Wasiljewa rung des Religionsunterrichts mit dem Sretenskij-Kloster und an den russischen Schulen ein- dem dortigen Seminar verbunsetzen will. Bereits die Doktor- den ist. Abt des Klosters und arbeit der Ministerin galt 1990 Rektor des Seminars ist Bischof dem Thema „Der sowjetische Tichon (Schewkunow) von Staat und die patriotische Ar- Jegorjewsk, der als Beichtvater beit der russisch-orthodoxen von Präsident Wladimir Putin gilt. Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Medienclub ja, 3508 Paudorf, Hellerhof. Redaktion: P. Mag. Dr. Udo Fischer (Chefredakteur) Univ.-Doz. Dr. Franz Schmatz Dr. Michael Mayr Redaktionsadresse: 3508 Paudorf, Hellerhof; Tel. 02736-7340; E-Mail: [email protected] Hersteller: Druck Hofer GmbH. 2054 Haugsdorf, Leopold-Leuthner-Str. 2. JA - online: www.ja-kirchenzeitung.at

Gebetstages zur Bewahrung der Schöpfung teilgenommen. Im März 2013 hatte Kretschmann als Bundesratspräsident an der Messe zur Amtsübernahme von Papst Franziskus in Rom teilgenommen. In dem zeitlichen Umfeld sagte er in einem Interview, die katholische Kirche müsse mit Kritik „endlich mal umgehen lernen“. Zudem sprach er sich für eine Wahl von Bischöfen durch das Kirchenvolk und für die Gleichstellung von Frauen innerhalb der Kirche aus. Kretschmann ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Limburgs neuer Bischof will nicht in umstrittener Residenz wohnen Der künftige Limburger Bischof Georg Bätzing will nicht im Bischofshaus wohnen, aber dort arbeiten. Die Bischofsresidenz hatte weit über Deutschland hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Eine Empörungswelle über die enorm gestiegenen Kosten in Höhe von letztlich 31 Millionen Euro und die Verschleierung dieser Kosten hatten entscheidend zum Rücktritt von Bätzings Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst im März 2014 beigetragen. Der rund sechs Millionen Euro teure Wohnbereich erstreckt sich auf zwei Etagen und umfasst insgesamt 283 Quadratmeter. Für ihn sei „eine sinnvolle und angemessene Alternativnutzung angedacht“. Bätzing, der am 18. September als Bischof von Limburg eingeführt wird, werde vorübergehend im ursprünglichen Domküsterund späteren Schwesternhaus auf dem Domberg wohnen, das auch zu dem Gebäudeensemble

Bischof Georg Bätzing. gehört, berichtet KNA. Auf Dauer werde der 55 Jahre alte Geistliche in ein Einfamilienhaus in der Nähe ziehen.

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JA - die neue Kirchenzeitung erscheint wöchentlich seit Jänner 1996 und bringt Informationen, Kommentare, spirituelle Impulse und konkrete Lebenshilfen, um zu einem erfüllteren Leben aus dem christlichen Glauben zu ermutigen. JA - Ihr Begleiter auf Ihrem christlichen Lebensweg. Einzelpreis: c 1,- (Österreich) - c 1,35 (Ausland)

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Der Grünen-Politiker sprach nach seiner Privataudienz am Freitag in Rom von einer „eindrucksvollen Begegnung“. Beide Themen seien Franziskus ein großes Anliegen. Der Papst sei „sehr angetan“, wie Deutschland die Flüchtlingspolitik unter Bundeskanzlerin Angela Merkel angegangen sei, so Kretschmann. Auch beim Umweltschutz seien sich beide Seiten einig, dass ökologische Fragen nicht von sozialen Fragen getrennt werden könnten. Der Papst wechselte laut Kretschmann zu Beginn des Gesprächs einige Worte auf Deutsch. Die übrige rund halbstündige Unterhaltung führten die beiden mit Hilfe eines Dolmet-

Franziskus die ökumenische Situation in seinem Bundesland dar: „Ich habe ihm gesagt, dass in Baden-Württemberg über 40 Prozent der Ehen konfessionsverschieden sind und über 40 Prozent der Kinder in konfessionsverschiedenen Ehen aufwachsen“. Die Frage der Ökumene sei in Baden-Württemberg ein „sehr praktisches Anliegen in den Familien“. Es gehe nicht nur um „hochtheologische Fragen.“ Kretschmann war für zwei Tage mit einer Delegation nach Rom gereist. Am Donnerstag hatte er an einem Abendgebet mit dem Papst anlässlich des

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Alexandria: Hany Maurice und seine 30 Kinder „Eigentlich habe ich ja nur vier eigene Kinder, aber an manchen Tagen sind es auch 15, 20 oder sogar 30“, schmunzelt Hany Maurice. Seit gut 20 Jahren kümmert sich der stets freundliche Hany um Straßenkinder in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria.

kunft“, sagt Hany. Manchmal gelingt es ihm auch, Kontakt mit den Familien der Kinder herzustellen und die Kinder wieder zurück zu ihren Familien zu bringen.

Dabei gibt es eigentlich nur wenig zu lachen, denn Straßenkinder stehen in der Rangordnung der ägyptischen Gesellschaft ganz unten. Sie betteln und stehlen, um satt zu werden. „Die Menschen haben kein Bewusstsein für diese Kinder. Wenn es nach ihnen geht, dann sollte die Polizei einfach alle Kinder einsperren und das Problem wäre beseitigt“, ärgert sich der 53-jährige Hany. Er geht einen anderen

Manche schaffen es bis zur Uni Wenn ein Kind dort gut aufgenommen wird, dann ist das ein Moment besonderen Glücks auch für Hany; oder wenn einer seiner Schützlinge die Schule erfolgreich abschließt und einen Job findet. Einige ehemalige Straßenkinder haben es sogar auf die Universität geschafft, sagt er stolz. Hany ist freilich kein Einzelkämpfer. Er leitet das „Children at Risk“-Straßenkinderprojekt der Caritas in Alexandria Mit ihm gemeinsam sind viele weitere Mitarbeiter im Einsatz.

Schlafplatz Strand, Parkbank oder Pappkarton „Die Kinder schlafen am Strand, in Abrisshäusern oder in abgestellten Zügen, auf Parkbänken oder am Gehsteig in großen Pappkartons, immer auf der Hut vor der Polizei“, erzählt Hany. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern hat er einen kleinen Bus in ein mobiles Hilfszentrum umgebaut. Im hinteren Teil gibt es eine kleine medizinische Station, wo

Ein Detail am Rande: 99 Prozent aller Straßenkinder sind Muslime. Das spielt für die christliche Caritas aber keine Rolle. Die Caritas sorgt sich um jene Menschen in Not, die sonst keine Hilfe erhalten, seien es Flüchtlinge aus Syrien oder eben einheimische Straßenkinder, sagt der örtliche Caritas-Direktor Youssef Aziz, unabhängig von jeder Religionszugehörigkeit. Bei der Caritas Alexandria arbeiten auch Christen und Muslime miteinander an einer besseren Zukunft. Und noch ein Detail: Ja, es gibt in Ägypten auch Mädchen, die auf der Straße leben. Und auch um diese nimmt sich die Caritas an. Das ist in einem streng muslimischen Land wie Ägypten aber wieder eine andere Geschichte.

NÖ-Kindersommerspiele: Weiße Feder für Papst Franziskus Die 45. Niederösterreichischen Kindersommerspiele (NÖKISS) fanden heuer von 26. bis 28. August sowie von 2. bis 4. September im Augustiner-Chorherren-Stift Herzogenburg statt. Mehr als 15.000 kleine und große Besucher nahmen daran teil.

Hany Maurice mit seinen Straßenkindern. Weg, versucht das Vertrauen der Kinder zu gewinnen und ihnen einen Weg zurück in die Gesellschaft zu weisen. Kinder wenig beachtet Um welch marginalisierte Randgruppe es sich bei den Straßenkindern handelt, verdeutlichen auch folgende Zahlen: Im 90-Millionen-Einwohner-Land Ägypten sind rund 45.000 NGOs registriert. Nicht einmal 20 davon sind in der einen oder anderen Form auch für Straßenkinder da. Wie viele Straßenkinder es in Alexandria gibt? - Das weiß niemand, sagt Hany. Einige Tausend werden es sicher sein, genauere Daten sind nicht verfügbar. Die wenigsten Kinder sind tatsächlich Waisen, vielmehr handelt es sich um sogenannte „Sozialwaisen“, ausgerissen von zu Hause vor allem wegen der Gewalt in der Familie, oder weil die Armut so groß ist, dass die Familien nicht alle hungrigen Mäuler stopfen können. Viele Familien zerbrechen auch. Bei einer erneuten Heirat sind die Kinder dann im Weg und landen auf der Straße.

Foto: kathpress.

kleine Verletzungen oder leichte Krankheiten behandelt werden können. Im vorderen Teil hat Hany einen Aufenthaltsraum eingerichtet, wo die Kinder spielen oder sich einfach ausruhen können. Und es gibt auch eine Kleinigkeit zu Essen. Mit diesem Bus ist Hany täglich in Alexandria unterwegs. Er spricht schon von einem Erfolg, wenn es ihm gelingt, einige Kinder mitzunehmen in seine Notschlafstelle, die er ebenfalls betreibt. Dort gibt es saubere Kleidung, eine Dusche, Essen und ein Bett. „Wenn die Kinder einmal längere Zeit auf der Straße leben, dann wollen sie nicht mehr zurück in ein Haus mit Regeln“, erklärt Hany. Deshalb sind von den 40 Plätzen, die er in seinem Heim hat, auch nicht alle besetzt. Einige Kinder besuchen sein Heim nur tageweise, andere wiederum haben sich entschieden, ständig im Heim zu wohnen. Gut 20 sind es derzeit. „Die Buben, die ich hier bei mir im Heim habe, gehen alle in die Schule, sie haben ein stabiles Leben und eine gute Chance auf ein besseres Leben in Zu-

Papst Franziskus ist einer der drei Preisträger, die heuer bei den NÖKISS mit einer Weißen Feder ausgezeichnet wurden. Diesen Anerkennungspreis vergibt eine Kinder-Jury an Persönlichkeiten, die Besonderes für Kinder leisten. Da der Papst an der Eröffnung der Spiele am Wochenende freilich nicht persönlich erscheinen konnte, wird sich der Herzogenburger Propst Maximilian Fürnsinn um eine Audienz beim Papst bemühen, damit ihm die

75.000 Augenoperationen in Entwicklungsländern durch und konnte dabei viele Kinder vor dem Erblinden retten. Mehr als 60.000 Sehschwache wurden mit Brillen versorgt. Der Verein „Haarfee“ sammelt Haare und Geld und hilft damit Kindern, die ihr eigenes Haar durch dramatische Schicksalsschläge verloren haben - durch eine Chemotherapie, nach schweren Verbrennungen oder die Krankheit Alopecia Areata. Oft werden sie von Gleichaltrigen

Spiel und Spaß bei den NÖ- Kindersommerspielen. Herzogenburger Kinder die Auszeichnung persönlich überreichen können. Neben Papst Franziskus wurden heuer auch die Hilfsorganisation „Licht für die Welt“ und der Verein „Haarfee“ mit der Weißen Feder ausgezeichnet. „Licht für die Welt“ führte 2015 mehr als

ausgegrenzt. Echthaarperücken kosten zwischen 1.500 und 3.000 Euro, für viele ist dies kaum leistbar, die Krankenkasse zahlt nur einen Bruchteil. „Haarfee“ sammelt Haar- und Geldspenden, um für diese Kinder gut sitzende Echthaarperücken anzufertigen.