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Wunder die neue Kirchenzeitung 39/2013 29. September 2013 c 1,- Syrische Christen sprechen von einem Wunder, das Papst Franziskus mit seiner Gebet...
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Wunder

die neue Kirchenzeitung 39/2013

29. September 2013

c 1,-

Syrische Christen sprechen von einem Wunder, das Papst Franziskus mit seiner Gebetsoffensive bewirkt habe: der von der größten Supermacht angekündigte sofortige Militärschlag gegen ihr Land wurde abgeblasen. Von einem Wunder spricht auch die lateinamerikanische Kirchenbasis: Franziskus hat den Namensgeber der Befreiungstheologie empfangen und jetzt erwartet man sogar - sehr zum Ärger Ultrakonservativer - deren Rehabilitierung. Den Katholiken weltweit erscheint das sechsstündige Papst-Interview als ein unverhofftes Wunder. Selbst Kardinäle hatten nach der Wahl von Papst Franziskus von einem neuen Frühling in der Kirche gesprochen, doch was er jetzt sagte, übertrifft alle Erwartungen der Gläubigen. Dazu kommt: Sein erstes großes Interview gab Franziskus nicht der Vatikan-Zeitung „L´Osservatore Romano“, sondern Redakteuren seiner ordenseigenen Publikationen und es hat doch gesamtkirchliche Bedeutung. Der Papst spricht, wie „normale“ Pfarrer weltweit reden. Seine Worte sind mehr als nachdenkenswert; JA „opfert“ daher dafür diesmal auch gern die Seite „Meditation“. Die erfrischenden Ansagen des neuen Bischofs von Rom wären wert, in den Kirchen als Hirtenbrief verlesen zu werden. Oder hat je ein Papst eine schönere Enzyklika verfasst? P. Udo

Sensationelles Papst-Interview sorgt für weltweites Aufsehen Auf Glaubensverkündigung konzentrieren, sonst fällt das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammen Radio Vatikan und Jesuitenzeitschriften in vielen Sprachen - darunter „Stimmen der Zeit“ (München) - haben am Donnerstagabend (19. September) zeitgleich ein 29 Seiten langes, in sechs Stunden aufgenommenes Interview von Papst Franziskus veröffentlicht, in dem er sich geradezu revolutionär offen zu den „heißen Eisen“ in der Kirche äußert. Das Papst-Interview führte der Chefredakteur der italienischen Zeitschrift des Ordens „Civilta Cattolica“, P. Antonio Spadaro SJ. Franziskus gehört selbst den Jesuiten an. Es „geht nicht“, sagt der Papst, dass die Kirche sich nur mit den Themen Abtreibung, homosexuelle Ehen und Verhütungsmethoden befasse. Die Kirche müsse sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren; dies sei die Glaubensverkündigung. Diese müsse in ein „neues Gleichgewicht“ mit den Äußerungen zu moralischen Fragen gebracht werden. Andernfalls falle auch „das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammen“. Franziskus spricht sich auch für

Franziskus: Der Umbruch Das St. Pöltener Forum XXIII feiert am 28. September in der Pfarre Stattersdorf-Harland sein 20jähriges Bestehen. Beginn: 14 Uhr. Den Festvortrag hält der römische „Vatikanist“ Marco Politi zum Thema „Franziskus: Der Umbruch“. Den Festgottesdienst leitet Prälat Johannes Oppolzer.

eine stärkere Stellung der Bischofskonferenzen aus. Die vatikanischen Stellen seien „Einrichtungen des Dienstes“ und nicht „autonom“. Die Mitspracherechte für Frauen in der katholischen Kirche sollen nach Meinung des Papstes ebenfalls ausgeweitet werden. Franziskus rief abermals dazu auf, eine „gründliche Theologie der Frau“ zu erarbeiten, um die Funktion der Frau innerhalb der katholischen Kirche weiter zu klären. „War autoritär, aber nie einer von den ‘Rechten’“ Nach eigenen Worten habe er nie zum rechten Flügel innerhalb der katholischen Kirche gezählt, so der Papst. Seine „autoritäre und schnelle Art“, Entscheidungen zu treffen, habe ihm während seiner Zeit als Ordensoberer der Jesuiten in Argentinien zwar „ernste Probleme und die Beschuldigung eingebracht, ultrakonservativ zu sein“, sagt Franziskus im Interview. Doch auch wenn er sicher nicht die „heilige Imelda“ gewesen sei, sei er „nie einer von den ‘Rech-

P. Antonio Spadaro SJ. ten’ gewesen. Der Papst bekennt, dass sein Führungsstil anfangs viele

Mängel gehabt habe. Ihn mit nur 36 Jahren an die Spitze seines Ordens in Argentinien zu berufen, bezeichnet er als „Verrücktheit“. Er habe in dieser Zeit eine „große innere Krise“ durchgemacht. Der heutige Papst leitete von 1973 bis 1980 die argentinische Ordensprovinz der Jesuiten. Einer der ersten, die dem Papst für sein Interview Lob zollten, war erstaunlicherweise der konservative Kölner Kardinal Joachim Meisner. Er sagte in seinem „domradio“, Franziskus lasse „keinen Raum für Engstirnigkeit, sondern macht die Tiefe und Weite eines echten katholischen und apostolischen Glaubens deutlich“.

Reform-Gruppen: Offener Brief an Kardinals-Kommission Mitbestimmung der Laien in innerkirchlichen Angelegenheiten: Diese Forderung erheben rund 100 weltweit agierende Kirchenreform-Gruppen, die etwa 4 Millionen Mitglieder oder Unterstützer zählen, in einem am 18. September abgesandten „Offenen Brief“ an Papst Franziskus, berichtet „National Catholic Reporter“. Anlass ist das erste Treffen der Kommission zur Kurienreform Anfang Oktober. Jeder der acht Kardinäle dieses Gremiums erhielt eine Kopie des Schreibens, in dem fünf wichtige Themen genannt werden: * Fokussierung der Kirche auf soziale Gerechtigkeit * Innerkirchlicher Dialog * Sexistischer Ausschluss der Frauen von der vollen Partizipation an der Kirche * Mitbestimmung der Laien bei Bischofsernennungen * Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch durch Kleriker Der Brief kann auch von Einzelpersonen unterzeichnet werden. Info: http://catholicchurchreform.org

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Konservative sind empört: Papst traf Befreiungstheologen Papst Franziskus ist am 11. September mit dem prominenten peruanischen Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez zusammengetroffen. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi drei Tage später mitteilte, begrüßte der Papst den 85-jährigen Dominikaner nach der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Die Begegnung hatte der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, eingefädelt. Die Befreiungstheologie stand lange im Visier der Glaubenskongregation unter ihrem damaligen Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger. Rom warf Teilen der Bewegung eine Übernahme marxistischer Überzeugungen vor. Zahlreiche Theologen und Priester wurden deswegen vom Vatikan gemaßregelt, so etwa der Brasilianer Leonardo Boff. Mit seinem 1971 erstmals veröffentlichten Buch „Theologie der Befreiung“ hatte Gutierrez der Bewegung ihren Namen

Vierfach-Mord: Trauergottesdienste in Wien und Annaberg Mit einem Trauergottesdienst am 1. Oktober im Wiener Stephansdom soll der Opfer des Amoklaufs im niederösterreichischen Annaberg gedacht werden. Den Gottesdienst (Beginn 19 Uhr) wird Kardinal Christoph Schönborn leiten. Er richtet sich ausdrücklich an die Angehörigen, die Blaulichtorganisationen sowie die gesamte Staatsspitze. Die Einladung zu dem Gottesdienst kommt u.a. von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.

In Kürze Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez. gegeben. Er selbst geriet nie ernsthaft in Konflikt mit Rom, obwohl sein Werk eingehend geprüft wurde. Anfang September hatten Müller und Gutierrez die italienische Neuauflage des 2004 von ihnen gemeinsam verfassten Buches „An der Seite der Armen“ vorgestellt. Das hielt die VatikanZeitung „L´Osservatore Romano“ für keinen Zufall.

Fundamentaltheologe: Auch Papst sieht in Großpfarren keine Lösung Immer größere Pfarrverbände erschweren nach den Worten des emeritierten Bonner Fundamentaltheologen Hans Waldenfels die Verkündigung der christlichen Botschaft. „Wenn man Papst Franziskus hört, wird man sagen können, dass diese Großstrukturierung nicht die Lösung ist“, sagte er der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA in Nürnberg. Der Jesuit bezog sich dabei auf die Aussage des Papstes, der in der „Tendenz zur kleinen Gemeinschaft als Ort der religiösen Zugehörigkeit“ einen Schlüssel für die Verbreitung des christlichen Glaubens sehe. In der Regel könne man davon ausgehen, dass „die Menschen, die Christen geworden sind, in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Umgebung sich selber missionieren“, so Waldenfels. Für den Ordensmann stößt auch der Einsatz ausländischer Seelsorger in Deutschland an seine Grenzen. Afrikaner und Inder kämen aus einer anderen Kultur und somit auch aus einer anderen kirchlichen Tradition. Sie seien deshalb nicht in der Lage, sich total zu integrieren. „Es wird immer ein Bemühen bleiben, das müssen wir akzeptieren.“ Doch es gelte, in den jeweiligen Umgebungen „für das, was christlich-kirchlich gemeint ist, die entsprechenden neuen Formen“ zu finden.

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Papst Franziskus erreicht mit seinen Twitter-Botschaften 60 Millionen. Diese Zahl nannte der Präsident des päpstlichen Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli, in einem Interview mit der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“. Frankreich. Im Pariser Stadtzentrum ist eine Brücke nach dem verstorbenen Kardinal Jean-Marie Lustiger (19262007) benannt worden, weil er eine der prägenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts war. Die Umbenennung der Brücke gegenüber der Kathedrale NotreDame nahm Bürgermeister Bertrand Delanoe vor. USA. Katholische US-Bischöfe haben die US-Abgeordneten aufgefordert, geplante Kürzungen beim staatlichen Ernährungsförderprogramm abzulehnen. Kubas Bischöfe haben eine neue politische Ordnung auf der kommunistisch regierten Karibikinsel gefordert. Ukraine. Das Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechischkatholischen Kirche der Ukraine hat vor „Krankheiten“ der EU gewarnt. Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk kritisierte deren Forderungen nach mehr Rechten für Homosexuelle in dem Land.

Professor Hans Waldenfels. Waldenfels war einer der Hauptreferenten der Konferenz missionierender Orden (KMO), die sich in Nürnberg traf. Die mehr als 70 Vertreterinnen und Vertreter aus rund 30 Orden und religiösen Gemeinschaften diskutierten das Thema „Alte Mission und Neue Evangelisierung“.

Sansibar. Der katholische Priester Anselmo Mwanga’mba wurde am 13. September auf der tansanischen Insel Sansibar Opfer einer von Unbekannten verübten Säureattacke. Im Februar kam Pfarrer Evarist Mushi bei einer vergleichbaren Attacke ums Leben. Schweiz. Die Züricher Katholiken haben beim Churer Bi-

schof Vitus Huonder ein Gesuch zur Errichtung eines eigenen Bistums Zürich eingereicht. Slowakei. Der für Menschenrechtsfragen zuständige slowakische Außenminister Miroslav Lajcak hat die Vorlage des Strategiepapiers der Pressburger Regierung über die Menschenrechte im Kabinett von Herbst 2013 auf Juni 2014 verschoben. Ausschlaggebend dafür waren die massiven Einwände der katholischen Kirche. Österreich Wien. Anlässlich des internationalen Weltkindertages wies das Don Bosco Flüchtlingswerk auf die prekäre Situation minderjähriger Flüchtlinge in Österreich hin. Es bestehe dringender Verbesserungsbedarf im Bereich Mobilität, Ausbildung und der finanzieller Unterstützung bei der Bestreitung der täglichen Lebenskosten. Niederösterreich. „Stift Zwettl ist ein Ort des gelebten Glaubens“, betonte der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen beim Hauptfest zum 875-Jahr-Jubiläum des Waldviertler Zisterzienserstifts am 15. September. Oberösterreich. Das Stift Schlägl hat am 24. September eine neue Gesprächsreihe eröffnet. Im Zentrum stand das Gespräch zwischen Christentum und Atheismus. Burgenland. Zu mehr Sensibilität anderen Spezies gegenüber hat der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics bei der Präsentation der Broschüre „Fledermäuse in den Kirchen des Burgenland“ aufgerufen.

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„Die Sicht der Kirche als Monolith ist ein Irrtum“ „Es ist Montag, der 19. August. Papst Franziskus hat mir für 10 Uhr ein Treffen mit ihm im Gästehaus Santa Marta gewährt...“ Mit diesen Worten führt der Jesuit P. Antonio Spadaro, Chefredakteur der Ordenszeitschrift „Civilta Cattolica“, in ein „Marathon-Interview“ mit Papst Franziskus ein. Am 19. September ist das Interview zeitgleich in mehreren Ländern veröffentlicht worden. Der Wortlaut des Gesamt-Gesprächs ist unter www.stimmender-zeit.de abrufbar. Im Folgenden dokumentiert JA zentrale Passagen des Gesprächs, zusammengestellt von Kathpress: Spadaro: Denken Sie, dass Ihre Führungserfahrung aus der Vergangenheit Ihnen bei Ihrer aktuellen Leitung der Gesamtkirche dienen kann? Papst Franziskus: Um die Wahrheit zu sagen: In meiner Erfahrung als Oberer in der Gesellschaft habe ich mich nicht immer so korrekt verhalten, dass ich die notwendigen Konsultationen durchführte. Und das war keineswegs gut. Mein Führungsstil als Jesuit hatte anfangs viele Mängel. Es war eine schwere Zeit für die Gesellschaft Jesu: Eine ganze Jesuitengeneration war ausgefallen. Deshalb wurde ich schon in sehr jungen Jahren zum Provinzial ernannt. Ich war erst 36 Jahre alt - eine Verrücktheit! Ich musste mich mit sehr schwierigen Situationen auseinandersetzen und traf meine Entscheidungen auf sehr schroffe und persönliche Weise. Ja, aber etwas muss ich doch noch hinzufügen: Wenn ich einer Person eine Sache anvertraue, habe ich totales Vertrauen zu dieser Person. Sie muss wirklich einen sehr schweren Fehler begehen, damit ich sie aufgebe. Dessen ungeachtet sind die Menschen des Autoritarismus überdrüssig. Meine autoritäre und schnelle Art, Entscheidungen zu treffen, hat mir ernste Probleme und die Beschuldigung eingebracht, ultrakonservativ zu sein. Ich habe eine Zeit einer großen inneren Krise durchgemacht, als ich in Cordova lebte. Nun bin ich sicher nicht wie die selige Imelda gewesen, aber ich bin nie einer von den ‘Rechten’ gewesen. Es war meine autoritäre Art, die Entscheidungen zu treffen, die Probleme verursachte. Ich spreche von diesen Dingen als einer Lebenserfahrung und um begreiflich zu machen, welche Gefahren es gibt. Mit der Zeit habe ich vieles gelernt. Der Herr hat mir diese Führungspädagogik ungeachtet meiner Fehler und Sünden gewährt. So hatte ich als Erzbischof von Buenos Aires alle vierzehn Tage ein Treffen mit meinen sechs Weibischöfen und mehrmals im Jahr mit dem Priesterrat. Es wurden Fragen gestellt und der Raum für die Diskussion geöffnet. Das hat mir sehr geholfen, die besten Entscheidungen zu fällen. Und nun höre ich gewisse Personen, die mir sagen: ‘Man soll nicht zuviel beraten, sondern entscheiden.’ Ich glaube jedoch, dass die Konsultation sehr wichtig ist. Die Konsistorien und die Synoden sind zum Beispiel wichtige Orte, um diese Konsultation wahrhaftig und aktiv durchzuführen. Man sollte sie in der Form allerdings weniger starr gestalten. Ich wünsche mir wirkliche, keine formellen Konsultationen. Das Gremium der acht Kardinäle - diese outsider-Beratungsgruppe - ist nicht allein meine Entscheidung, sondern Frucht des Willens der Kardinäle, wie er bei den Generalkongregationen vor dem Konklave zum Ausdruck gebracht wurde. Und ich will, dass es echte, keine formellen Beratungen geben wird. Spadaro: Dieses große Ereignis [des Weltjugendtages, Anm.d.Red.] hat erneut die Scheinwerfer auf die Jugend gerichtet, aber auch auf diese ‘geistlichen Lungen’, die die jungen Kirchen darstellen. Welche Hoffnungen fließen aus diesen Kirchen für die Gesamtkirche? Papst Franziskus: Die jungen Kirchen entwickeln eine Synthese aus Glaube, Kultur und Leben auf dem Weg. Sie ist anders als die entwickelte Synthese der älteren Kirchen. Für mich ist das Verhältnis zwischen den älteren Kirchen und den jüngeren ähnlich dem Verhältnis von Jüngeren und Älteren in einer Gesellschaft: Sie bauen die Zukunft - die Einen mit ihrer Kraft, die Anderen mit ihrer Weisheit. Sie gehen selbstverständlich immer Risiken ein. Die jüngeren Kirchen halten sich für selbständig und autonom,

die älteren wollen den Jüngern ihre kulturellen Modelle aufdrükken. Die Zukunft baut man aber miteinander. Spadaro: Was braucht die Kirche in diesem historischen Moment besonders? Sind Reformen nötig? Was sind Ihre Wünsche für die Kirche in den kommenden Jahren? Von welcher Kirche ‘träumen’ Sie? Papst Franziskus: Papst Benedikt hat einen Akt der Heiligkeit vollbracht, einen Akt der Größe, der Demut. Er ist ein Mann Gottes. Ich sehe ganz klar, dass das, was die Kirche heute braucht, die Fähigkeit ist, die Wunden zu heilen und die Herzen der Menschen zu wärmen - Nähe und Verbundenheit. Ich sehe die Kirche wie ein Feldlazarett nach einer Schlacht. Man muss einen schwer Verwundeten nicht nach Cholesterin oder nach hohem Zucker fragen. Man muss die Wunden heilen. Dann können wir von allem Anderen sprechen. Die Wunden heilen, die Wunden heilen ... Man muss unten anfangen... Wie behandeln wir das Volk Gottes? Ich träume von einer Kirche als Mutter und als Hirtin. Die Diener der Kirche müssen barmherzig sein, sich der Menschen annehmen, sie begleiten - wie der gute Samariter, der seinen Nächsten wäscht, reinigt, aufhebt. Das ist pures Evangelium. Gott ist größer als die Sünde. Die organisatorischen und strukturellen Reformen sind sekundär, sie kommen danach. Die erste Reform muss die der Einstellung sein. Die Diener des Evangeliums müssen in der Lage sein, die Herzen der Menschen zu erwärmen, in der Nacht mit ihnen zu gehen. Sie müssen in die Nacht hinabsteigen können, in ihr Dunkel, ohne sich zu verlieren. Das Volk Gottes will Hirten und nicht Funktionäre oder Staatskleriker. Die Bischöfe speziell müssen Menschen sein, die geduldig die Schritte Gottes mit seinem Volk unterstützen können, so dass niemand zurück bleibt. Sie müssen die Herde auch begleiten können, die weiß, wie man neue Wege geht. Statt nur eine Kirche zu sein, die mit offenen Türen aufnimmt und empfängt, versuchen wir, eine Kirche zu sein, die neue Wege findet, die fähig ist, aus sich heraus und zu denen zu gehen, die nicht zu ihr kommen, die ganz weggegangen oder die gleichgültig sind. Die Gründe, die jemanden dazu gebracht haben, von der Kirche wegzugehen - wenn man sie gut versteht und wertet - können auch zur Rückkehr führen. Es braucht Mut und Kühnheit. Auf dem Rückflug von Rio de Janeiro habe ich gesagt, wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt. Ich habe das gesagt, was der Katechismus erklärt. Die Religion hat das Recht, die eigene Überzeugung im Dienst am Menschen auszudrücken, aber Gott hat sie in der Schöpfung frei gemacht: Es darf keine spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben. Einmal hat mich jemand provozierend gefragt, ob ich Homosexualität billige. Ich habe ihm mit einer anderen Frage geantwortet: ‘Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er die Tatsache mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück?’ Man muss immer die Person anschauen. Wir treten hier in das Geheimnis der Person ein. Gott begleitet die Menschen durch das Leben und wir müssen sie begleiten und ausgehen von ihrer Situation. Wir müssen sie mit Barmherzigkeit begleiten. Wenn das geschieht, gibt der heilige Geist dem Priester ein, das Richtige zu sagen. Der Beichtstuhl ist kein Folterinstrument, sondern der Ort der Barmherzigkeit, in dem der Herr uns anregt, das Bestmögliche zu tun. Ich denke auch an die Situation einer Frau, deren Ehe gescheitert ist, in der sie auch abgetrieben hat. Jetzt ist sie wieder verheiratet, ist zufrieden und hat fünf Kinder. Die Abtreibung belastet sie und sie bereut wirklich. Sie will als Christin weiter gehen. Was macht der Beichtvater? Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit den Verhütungsmethoden. Das geht nicht. Ich habe nicht viel über diese Sachen gesprochen. Das wurde mir vorgeworfen. Aber wenn man davon spricht, muss man den Kontext beachten. Man kennt ja übrigens die Ansichten der Kirche, und ich bin ein Sohn der Kirche. Aber man muss nicht endlos davon sprechen. Fortsetzung auf Seite 5.

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Papst: „Ich liebe Mozart“ Fortsetzung von Seite 5. Ich glaube, dass ich auch alle Filme von Anna Magnani und Aldo Fabrizi gesehen habe, als ich zwischen zehn und zwölf Jahre alt war. Ein anderer Film, den ich sehr geliebt habe, war ‘Roma, città aperta’ (Rom, offene Stadt). Ich verdanke meine Film-Kultur vor allem meinen Eltern, die uns oft mit ins Kino genommen haben. Spadaro: Die Anthropologie, auf die sich die Kirche traditionell bezogen hat und die Sprache, mit der sie sie ausgedrückt hat, bleiben ein gültiger Bezugspunkt: Er ist die Frucht von Weisheit und jahrhundertelanger Erfahrung. Aber der Mensch, an den die Kirche sich wendet, scheint sie nicht mehr zu verstehen und für ausreichend zu halten. Papst Franziskus: Das Verständnis des Menschen ändert sich mit der Zeit und so vertieft sich auch das Gewissen des Menschen. Wir denken daran, dass Sklaverei oder die Todesstrafe fraglos akzeptiert waren. Man wächst im Verständnis der Wahrheit. Die Exegeten und die Theologen helfen der Kirche, im eigenen Urteil zu wachsen. Auch die anderen Wissenschaften und ihre Entwicklung helfen der Kirche bei diesem Wachstum des Verständnisses. Es gibt zweitrangige kirchliche Normen und Vorschriften, die früher einmal effizient waren, die aber jetzt ihren Wert und ihre Bedeutung verloren haben. Die Sicht der Kirche als Monolith, der ohne jeden Abstrich verteidigt werden muss, ist ein Irrtum.

Papst schreibt an Großscheich der Al-Azhar-Universität Die Anzeichen für einen neuen Dialog zwischen dem Vatikan und der Kairoer AlAzhar-Universität verdichten sich. Das arabische katholische Internetportal www. abouna. org veröffentlichte am 18. September eine Mitteilung der islamischen Lehrstätte, wonach sich Papst Franziskus in einer persönlichen Botschaft an den Großscheich der Al-Azhar, Ahmed al-Tayyeb, gewandt hat. Darin bekundet er demnach den „Respekt des Vatikan vor dem Islam und den Muslimen“. Es sollten alle Anstrengungen für „das gegenseitige Verständnis zwischen Christen und Muslimen“ unternommen werden, um gemeinsam für eine friedliche und gerechte Welt einzutreten. Das Schreiben wurde al-Tayyeb am Dienstag vom Nuntius in Ägypten, Erzbischof Jean-Paul Gobel übergeben. In der von alTayyeb verfassten Antwort heißt es laut www.abouna.org, die Al-Azhar stehe für den Respekt zwischen allen Religionen, den Schutz der Menschenwürde und der hohen Werte, die im Koran und der islamischen Sunna verankert seien. Die Muslime seien bereit „zur Zusammenarbeit für das Wachs-

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Sozialethiker P. Schasching verstorben Jesuitenpater Johannes Schasching, einer der führenden Proponenten der Katholischen Soziallehre der vergangenen Jahrzehnte, ist am 20. September im 97. Lebensjahr verstorben. Als Ratgeber von Päpsten, Bischöfen, Spitzenpolitikern und Wirtschaftsmanagern genoss der Österreicher internationalen Ruf. Er gestaltete päpstliche Sozialenzykliken wesentlich mit. Am 10. März 1917 im oberösterreichischen St. Roman als Sohn eines Maurers geboren, begann Schasching mit 20 Jahren das Noviziat bei der Gesellschaft Jesu. Er studierte in Pullach bei München, Wien und Innsbruck Philosophie und Theologie. In Innsbruck wurde er 1946 zum Priester geweiht. Anschließend studierte er Sozialwissenschaften in den USA, Belgien und Rom und lehrte bis 1953 in Innsbruck Ethik und Soziologie. Er führte Studien zur Erforschung des tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels durch und publizierte zu Fragen wie „Katholische Soziallehre und modernes Apostolat“ sowie „Kirche und industrielle Gesellschaft“. Nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils berief ihn Ordensgeneral Pedro Arrupe 1966 nach Rom, er wurde Rektor am Collegium Germanicum und war von 1969 bis 1979 Assistent des Generaloberen für die deutschsprachigen Provinzen.

+ P. Johannes Schasching. Foto: [email protected]. Gleichzeitig lehrte er als Professor für Katholische Soziallehre an der Päpstlichen Universität Gregoriana und versuchte, Theologiestudierende aus aller Welt für die soziale Verantwortung der Kirche zu sensibilisieren.

Erstauflage des Gotteslobs für Ostdeutschland eingestampft Das neue gemeinsame „Gotteslob“ für die ostdeutschen Diözesen muss aufgrund mangelhafter Papierqualität eingestampft werden. Die Druckerei wurde aufgefordert, die Erstauflage des neuen „Gotteslob“ der Region Ost (150.000 Exemplare) komplett neu zu produzieren. Damit ist der geplante Einführungstermin des Gebet- und Gesangbuchs am 1. Adventsonntag gefährdet, teilte der Sankt Benno Verlag mit. Großscheich Ahmed al-Tayyeb. tum der Gerechtigkeit und der Entwicklung unter den Völkern der Erde“. Die Al-Azhar-Universität, eines der wichtigsten sunnitischtheologischen Zentren, hatte das Gespräch mit dem Vatikan abgebrochen, nachdem Papst Benedikt XVI. im Jänner 2011 einen blutigen Anschlag auf die koptische Kathedrale in Kairo verurteilt und mehr Religionsfreiheit in Ägypten eingefordert hatte. Nach der Wahl von Franziskus zum Papst hatte die Universität ein Glückwunschschreiben gesandt. Außerdem signalisierte sie ihre Bereitschaft zum Dialog, sofern der Papst den Islam als Religion des Friedens würdige.

Auch andere Diözesen haben bereits einen Neudruck gefordert, da viele Texte und Lieder aufgrund des minderwertigen Papieranteils nur bedingt lesbar sind. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks sind mindestens acht deutsche Diözesanausgaben sowie die Ausgabe für Bozen-Brixen von den Problemen betroffen. Die Österreich-Ausgabe ist von diesen Problemen nicht direkt betroffen, erklärte die Verlagsleiterin des Dom-Verlags, Ingrid Cevela. Nach Verzögerungen durch die entstandenen Probleme „steht der Andruck der Österreich-Ausgabe unmittelbar bevor, sodass die rechtzeitige Auslieferung an die Pfarren bis zum 1. Dezember derzeit möglich sein sollte“, so Cevela.

Das nun im Druck befindliche Werk löst nach knapp 40 Jahren das bisherige Gebet- und Gesangbuch ab. Der einheitliche Stammteil des „Gotteslob“ umfasst rund 960 Seiten, dazu kommen die jeweiligen individuellen Diözesanteile mit 240 bis 340 Seiten.

Personen Papst Franziskus hat den altersbedingten Amtsverzicht des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch (75) angenommen. Zugleich ernannte er ihn mit sofortiger Wirkung zum Diözesanadministrator der zweitgrößten deutschen Diözese. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz bleibt Zollitsch noch bis zum Frühjahr 2014 im Amt.

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Syrien: Franziskaner helfen auch Nichtchristen Der syrische Franziskaner P. Bahjat Karakach aus Aleppo sagte im Gespräch mit der vatikanischen Nachrichtenagentur „Fides“, dass es unter Christen und Nichtchristen unterschiedliche politische Meinungen gebe, „obschon die meisten Syrer heute durch die Gewalt zum Schweigen gezwungen sind“. Aleppo sei in einer „Spirale der Die Franziskaner wollten in SyGewalt“ gefangen. In einigen rien vor allem Trost spenden. Stadtteilen gebe es weder Es gelte, die Verbundenheit mit Strom noch Wasser, und die den Menschen - Christen und Lebensmittel seien für die zu- Nichtchristen - zum Ausdruck nehmend ärmer werdende Be- zu bringen. völkerung sehr teuer. Für die „In Aleppo stehen unsere Kirzweitgrößte Stadt Syriens gebe chen auch anderen christlichen es nur noch eine Zufahrtsstra- Gemeinden zur Verfügung, die ße, die von den Oppositionel- ihre eigenen Kirchen nicht zum len streng bewacht wird, „die Gebet benutzen können. Und die Straße öffnen und schlie- unsere Klöster beherbergen Vertriebene aller Religionen. Über ßen, wann sie wollen“. Zur Haltung der Franziskaner in unseren Orden erhalten alle BeSyrien sagte P. Karakach: „Der dürftigen unterschiedslos maeinfache und herzliche Umgang terielle Hilfe“, so Karakach. mit allen Menschen gehört zur Sehr positiv beurteilte der syDNA der Franziskaner. Wäh- rische Franziskaner die spirirend andere aufstehen und sich tuellen und diplomatischen bewaffnen oder fliehen, leben Initiativen von Papst Franzisunsere Mitbrüder unter den kus: „Wir haben alle das WunMenschen, die Not leiden, mit der der Gebetswache mit dem den ‘Waffen’ des Glaubens und Papst auf dem Petersplatz gespürt: Kurz danach war die der Nächstenliebe.“

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Betrifft: Syrien-Flüchtlinge Die Reaktionen führender Politiker (allen voran von MicklLeitner, aber leider auch Min. Hundstorfer) auf Hans Peter Haselsteiner’s Vorschlag, weit mehr in bittere Not geratene Flüchtlinge aus Syrien in unser Land aufzunehmen, war beschämend und empörend! Sowohl im Inhalt, wie auch in der Wortwahl! Es würde keineswegs an Möglichkeiten mangeln. Das kann uns niemand weiß machen! Woran es einzig mangelt ist ein ehrlicher guter Wille, Menschlichkeit und Empathie! Ein Lächerlichmachen dieses Vorschlages ist ein Armutszeugnis! Einzig Alef Korun von den Grünen war in ihrem Kommentar behutsam. Name der Redaktion bekannt.

Pflicht, ihre Regierungen zu einer friedlichen Lösung und zum Dialog in Syrien aufzufordern, so Karakach.

Neue Verurteilung im Mord an Ordensfrau in Brasilien Ein Gericht in Belem hat den Drahtzieher im Mordfall der Ordensfrau Sr. Dorothy Stang - einer Mitarbeiterin von Bischof Erwin Kräutler - erneut verurteilt. Medienberichten zufolge wurde bereits zum dritten Mal der Landbesitzer Vitalmiro Bastos de Moura zu 30 Jahren Haft wegen des Mordes von 2005 verurteilt. Im Mai hatte das Oberste Gericht ein früheres Urteil zu 30 Jahren Haft aufgehoben, da Bastos keine faire Chance auf Verteidigung gehabt habe. Die Verteidigung rief nun zahlreiche Zeugen auf, die Bastos’ Unschuld beteuerten. Darunter war etwa der geständige Mörder Rayfran das Neves Sales, der sich nach achtjähriger Haft inzwischen wieder auf freiem Fuß befindet. Die Zeugen erklärten demnach, Bastos sei Opfer eines von Polizisten eingefädelten Komplotts geworden. Die Polizisten hätten ihm den Mord an der damals 73-jährigen Ordensfrau in die Schuhe geschoben, da er als Landbesitzer keine Schutzgelder an die Polizisten habe zahlen wollen. Das Gericht folgte dieser Argumentation nicht. Der Mord an der Ordensfrau Stang, die sich für die Belange armer Bauernfamilien im Amazonasgebiet einsetzte, sorgte international für Aufsehen. Menschenrechtsgruppen beschuldigten die brasilianische

Sr. Dorothy Stang. Justiz eines undurchsichtigen Vorgehens. Der bisherige Prozess war durch ständige Neuansetzungen von Verhandlungen und Aussetzungen bereits ergangener Urteile geprägt. Auch jetzt hat Bastos erneut die Möglichkeit, gegen das neue Urteil in Berufung zu gehen.

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Gefahr eines militärischen Eingreifens in Syrien gebannt.“ Alle Menschen guten Willens hätten die moralische

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Wiener Priester erhält Romero-Preis 2013

29. September 2013

Ordensfrau aus dem Kongo erhält UNHCR-Flüchtlingspreis

Der von der Katholischen Männerbewegung Österreich (KMBÖ) ausgeschriebene Romero-Preis geht 2013 an den Wiener Priester Helmut Nagorziansky.

Die kongolesische Ordensfrau Angelique Namaika erhält in diesem Jahr den NansenFlüchtlingspreis des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR).

Der Geistliche erhält die Auszeichnung für seinen Einsatz in Ecuador zugunsten vernachlässigter alter Menschen am 22. November im Schloss Grafenegg. Anlässlich der Preisverleihung im November hat die Österreichische Post außerdem im Auftrag der KMBÖ eine Sonderbriefmarke (62 Cent) herausgegeben, die den Preisträger mit einem seiner Schützlinge zeigt.

Die 46-jährige Augustinerin wird für ihren Einsatz für Frauen und Mädchen geehrt, die vor Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo fliehen mussten oder von ihnen entführt wurden. Der Preis ist benannt nach dem ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes und norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen (1861-1930). Er ist mit 100.000 Dollar (umgerechnet 75.000 Euro) dotiert. UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres erklärte, Namaika arbeite „unermüdlich, um Frauen und Mädchen zu helfen, die durch ihre Traumata, ihre Armut und ihre Vertreibung ex-

Helmut Nagorziansky. Foto:[email protected].

Telefonseelsorge Wien: Im Vorjahr über 100.000 Anrufe Einen steigenden Gesprächsund Beratungsbedarf meldet die Telefonseelsorge: So verzeichnete die Wiener Telefonseelsorge laut Jahresbericht 2012 im Vorjahr insgesamt 101.467 Anrufe. Die 140 ehrenamtlichen Mitarbeiter der gemeinsam von der katholischen und evangelischen Kirche getragenen Telefonseelsorge haben an 365 Tagen im Jahr insgesamt allein in der Bundeshauptstadt mehr als 18.000 Menschen beraten und begleitet. Als Beratungsgespräch werden jene Kontakte in die Statistik aufgenommen, die länger

als 30 Sekunden dauern. Im Jahr 2012 waren dies 29.929 Gespräche. Die häufigsten Anliegen der Anrufer bei der Telefonseelsorge Wien waren mit 24 Prozent „Psychische Störungen und Erkrankungen“, gefolgt von „Beziehungsproblemen“ (17 Prozent) und „Einsamkeit/Isolation/Alltagsbewältigung“ mit 16 Prozent. 4 Prozent aller Anrufer der Notrufnummer 142 griffen wegen körperlicher Erkrankungen zum Hörer, jeweils 3 Prozent aufgrund von Problemen im Bereich der Sexualität oder der Arbeitswelt bzw. Arbeitslosigkeit.

Premier: Schrägaufzug zur Kirche Am 5. Oktober wird in der Pfarre Eibenstein/Thaya der „Lazarus Schrägaufzug“ eröffnet. Damit können in Hinkunft jeweils vier Personen 45 m Höhenunterschied zum Friedhof und zur Pfarrkirche Eibenstein überwinden. Initiator ist Altabt Joachim Angerer, der seit 50 Jahren der kleinen Waldviertler Pfarre als Pfarrer vorsteht. Die Eröffnungsfeier beginnt um 11 Uhr mit einem von Erzbischof John G. Vlazny aus Portland (USA) in der Stiftskirche Geras gefeierten Gottesdienst. Danach findet um 12.30 Uhr die Segnung des Aufzugs in Eibenstein statt. Um 17 Uhr findet eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Wege in die Zukunft bauen“ statt, an der auch Prämonstratenser aus Tschechien teilnehmen.

Sr. Angelique Namaika. Foto: UNHCR. trem verwundbar sind“. Die Ordensfrau war 2009 selbst durch Kämpfe vertrieben worden. 2012 gründete sie im Bistum Dungu ein „Zentrum für Reintegration und Entwicklung“, um Frauen eine Berufsausbildung zu ermöglichen.

Neues Tageszentrum für Österreichs größte Obdachlosen-Einrichtung Das neue Tageszentrum der Caritas-Obdachloseneinrichtung „Gruft“ in Wien wurde am 19. September feierlich eröffnet. Es wurde mit Unterstützung von Bund, Stadt Wien und zahlreichen Privatspendern errichtet. Der Zubau kostete knapp 3,6 Millionen Euro und wurde in einem Jahr fertiggestellt. Im neuen Tageszentrum befindet sich neben dem Aufenthaltsraum auch eine Küche, weiters Büros und Räumlichkeiten für Therapiegespräche. Die wohl bekannteste Obdachloseneinrichtung Österreichs hat an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden täglich geöffnet. 100.000 Mahlzeiten im Vorjahr Im Vorjahr wurden in der „Gruft“ 97.285 Mahlzeiten ausgegeben und 19.453 Nächtigungen verzeichnet. Knapp 1.700 Personen wurden sozialarbeiterisch betreut. Dass der

Bedarf stark gestiegen ist, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 2001: Damals mussten erst 58.500 Mahlzeiten ausgegeben werden. Insgesamt wurden rund 19.000 Beratungsgespräche geführt. „Der Bedarf an einer Einrichtung wie der Gruft ist groß. Armut ist auch in unserer Gesellschaft ein Stück Realität“, so Michael Landau. Der Caritas-Direktor plädierte gegenüber den bei der Eröffnungsfeier anwesenden Vertretern von Bund und Stadt Wien Finanzministerin Maria Fekter und Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz bzw. Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheits-Stadträtin Sonja Wehsely - für die Stärkung des Sozialstaates.

5.000 Gläubige bei „Maria-Namen-Feier“ Weil es für Gott „keinen hoffnungslosen Fall“ gibt und Gott „nie müde wird, zu verzeihen“, ist Barmherzigkeit die „Grundbotschaft des Evangeliums“. Das unterstrich Kardinal Christoph Schönborn bei der zweitägigen „Maria-Namen-Feier“ am 15. September im Wiener Stephansdom, an der 5.000 Gläubige teilnahmen. Der „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“, Veranstalter der „Maria-Namen-Feier“, umfasst nach eigenen Angaben rund 700.000 Mitglieder in mehr als 130 Ländern.