„Die Macht des Nichts“ Aktionswochenende vom 4.-6. Juni 2004 zu Vakuumexperimenten Otto von Guerickes aus Anlass seines Auftretens vor 350 Jahren auf dem Reichstag zu Regensburg 1654 Otto von Guericke, einer der vier Magdeburger Bürgermeister, war 1653/54 Gesandter seiner Stadt auf dem Reichstag zu Regensburg. Er sollte für Magdeburg den Status einer Reichsstadt beim Reichstag durchsetzen. Nicht zuletzt, um die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen des Kaisers, der Kurfürsten und der Reichstagsgesandten zu erreichen, führte der naturwissenschaftlich begabte Diplomat eine Reihe von Experimenten vor den „hohen und höchsten Herrschaften“ – Kaiser Ferdinand III., dessen Sohn König Ferdinand IV. und Kurfürsten – vor. Guericke, der Erfinder der Vakuumluftpumpe, zeigte – wohl im Frühjahr 1654 – in Regensburg effektvolle Kleinversuche: Er pumpte Röhren leer und konnte durch das Eindringen von Wasser in die Röhre aufgrund der umgebenden Luft die Schwere der umgebenden Luft nachweisen. Diesen Effekt des Luftwiegens konnte er auch durch das Leerpumpen eines Glasballons belegen, indem er den Ballon vor und nach dem Leerpumpen wog. Er konnte den Effekt von Wind und Wolken – Kondensation bei Unterdruck – in einem verschlossenen Glasgefäß bei Unterdruck demonstrieren. Am staunenerregendsten aber war das Aufeinandersetzen zweier Glasbehälter, von denen einer leeergepumpt war und der andere durch den Unterdruck mit Knall zersplitterte. Den berühmten Versuch mit den „Magdeburger Halbkugeln“, bei denen zwölf bis sechszehn Pferde zwei leergepumpte Halbkugeln auseinanderzuziehen versuchen, zeigte Guericke allerdings nicht in Regensburg, sondern erst drei Jahre später in Magdeburg. Das Jubiläum des erstmaligen Auftretens Guerickes mit „kleinen“ Vakuumversuchen in der Öffentlichkeit auf dem Regensburger Reichstag ist jedoch auch der Anlass, den spektakulären Großversuch auf dem Regensburger Haidplatz am Sonntag, den 6. Juni 2004, nachmittags um 15 Uhr zu präsentieren. Damit es aber nicht nur bei der kurzzeitigen „Schau“ bleibt, wird der große Magdeburger Halbkugelversuch eingebettet in ein ganzes Paket an Guericke-Veranstaltungen: •



Am Freitag, den 4. Juni, um 20 Uhr, wird im Großen Runtingersaal, Keplerstraße 1, von den Wissenschaftlern der Otto-von-Guericke-Gesellschaft Dr. Tröger, Dr. Schneider, Dr. Bernoth ein Vortrag geboten: „Otto von Guericke auf dem Reichstag in Regensburg –Aufbruch in die Neuzeit“. Am Samstag, den 5. Juni, um 19 Uhr, wird im Historischen Museum der Stadt Regensburg, Dachauplatz 2-4, I. Stock, eine Wanderausstellung über Leben und Werk des Otto von Guericke eröffnet. Diese Ausstellung wird bis 1. August geöffnet sein. Für Schulen aller Art werden von der museumspädagogisch erprobten Firma Cultheca (Frau Leipold) Führungen mit interessanten Vakuum-Experimenten angeboten (Tel. 0941 / 507-2448). Im Medienraum kann ein 30-MinutenFilm zur Einführung oder Nachbereitung angesehen werden.





Am Sonntag, den 6. Juni, um 14 Uhr werden im Innenhof des Thon-Dittmer-Palais‘ am Haidplatz 8 die „Kleinversuche“ (Tauziehen mit kleinen Magdeburger Halbkugeln, Hubversuche am Galgen, Implosionsversuche, Windbüchsenschießen etc.) von „Bürgermeister Guericke“ in historischer Tracht demonstriert. Nach dem großen Erfolg bei der Physikertagung im März dieses Jahres auf dem Forum der Universität Regensburg hat nunmehr die Regensburger Bevölkerung Gelegenheit, die Versuche in der historischen Altstadt – am originalen Schauplatz des Reichstags – zu erleben. Am Sonntag, den 6. Juni, um 15 Uhr, wird auf dem Haidplatz das Spektakel des großen Magdeburger Halbkugelversuchs gezeigt. Zwölf Pferde - schwarze Kaltblüter der Brauerei Falter aus Regen im Bayerischen Wald – werden versuchen, die zwei Hälften der leergepumpten Kupferkugel auseinanderzuziehen. Die Lauinger Blaskapelle wird voraussichtlich auf dem Haidplatz ein Standkonzert geben.

Initiator dieser Schau ist der Regensburger Stadtheimatpfleger Dr. Werner Chrobak, in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt Regensburg. Er hat seit 1994 Kontakt mit der Otto-von-Guericke-Gesellschaft in Magdeburg. Nunmehr ist für ihn das Jubiläumsdatum des Auftretens Guerickes vor 350 Jahren auf dem Regensburger Reichstag der unbedingte Anlass, die Guericke-Vakuum-Versuche auch in Regensburg zu zeigen. Denn der Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln war seit 1990 bereits in Zürich, München, Amsterdam, auf der Weltausstellung in Sevilla, in Bonn, Turin, Frankfurt a.M., Brüssel, Stockholm, Hamburg, selbst in den USA zu sehen. Am Ort des ersten Auftretens Guerickes mit seinen Vakuumversuchen, in Regensburg, scheiterte die Schau bisher an der Finanzierung. Der Regensburger Reichstag von 1653/54 als Bühne der Politik und als Demonstrationsforum der Wissenschaft, diese in der Geschichte außergewöhnliche Kombination, darf nach Meinung des Stadtheimatpflegers nicht in Vergessenheit geraten. Vakuum als Kraft- und Energieform hat in der modernen Technik eine immense Bedeutung. Guericke war ihr Entdecker und geschickter Verkünder. Guericke gilt darüber hinaus als Begründer der Experimentalphysik in Deutschland. Geldquellen für dieses Schaupaket zu erschließen, war angesichts weithin leerer öffentlicher Kassen nicht einfach. Doch ließen sich durch den Stadtheimatpfleger einige Sponsoren gewinnen – vorab die REWAG, dazu die Falter-Brauerei aus Regen, die zusammen mit ungenannt bleiben wollenden Sponsoren – die Durchführung ermöglichen. Aber auch die Förderung durch Kulturreferent Unger und andere Ämter der Stadt Regensburg, vor allem mit Sachleistungen der öffentlichen Hand – Sandbahnaufschüttung und –beseitigung, Absperrung etc. – werden den Regensburgern vom 4. bis 6. Juni ein erlebnisreiches Wochende bescheren.