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Schatten des Zweiten Weltkriegs

NZZ, 19./20. August 2000

Die Macht der Mythen Politik und Praxis der Schweiz gegenüber Flüchtlingen im Zweiten Weltkrieg Von Jean-Christian Lambelet* Nach Mitte 1942 begann im besetzten Westeuropa die «Endlösung». Von diesem Zeitpunkt an stellte sich für eine immer grössere Zahl Verfolgter die Frage einer Flucht in die Schweiz. Deshalb ist die zweite Jahreshälfte 1942 von besonderer Wichtigkeit für eine Beurteilung der schweizerischen Flüchtlingspolitik. Leider hat es die BergierKommission unterlassen, diese Phase einer exakten Analyse zu unterziehen. Denn eine rigorose Schliessung der Grenze lässt sich den konkreten Aufnahmezahlen bei weitem nicht entnehmen. To see what is in front of one's nose requires a constant struggle. George Orwell

Dem zweiten Bergier-Bericht gemäss wurden zwischen dem 1. September und dem 31. Dezember 1942 in der Schweiz 7372 «illegale» zivile Flüchtlinge (ohne irgendeine Einreisebewilligung) aufgenommen, wovon der überwiegende Teil Juden waren, während in demselben Zeitraum «mindestens 1628 Wegweisungen» stattfanden. Während die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge verlässlich ist, ist dies bei der zweiten Zahl weniger der Fall, und zwar aus zwei Gründen: Erstens handelt es sich dabei in Wirklichkeit um die Anzahl Wegweisungen, was jedoch nicht das Gleiche ist wie die Anzahl weggewiesener Personen. In zahlreichen bekannten Einzelfällen kam es nämlich zu wiederholten Versuchen, in die Schweiz zu gelangen - teilweise bis zu fünf Mal pro Person. Folglich liegt die Anzahl Wegweisungen sicherlich höher als die Anzahl «endgültig» abgewiesener Personen. Zweitens ist die Zahl von 1628 heute bekannten Wegweisungen das Ergebnis einer falschen Interpretation des im Bergier- Bericht verwendeten Quellenmaterials (eine Studie von Guido Koller), denn dort wird eine nicht unbedeutende Anzahl Doppelzählungen nicht berücksichtigt. Eine einfache Rechnung - die jedoch im Bergier-Bericht nirgends gemacht wird - zeigt folglich, dass während der vier entscheidenden Monate im Jahr 1942 die Wahrscheinlichkeit, in der Schweiz aufgenommen zu werden, pro Versuch 82 Prozent betrug. Aus menschlicher und moralischer Sicht ist jedoch die wirklich bedeutende Frage diejenige der Aufnahmewahrscheinlichkeit für die einzelne asylsuchende Person. Damit man mit dem zur Verfügung stehenden Material diese Frage beantworten kann, muss zuerst eine Hypothese aufgestellt werden. Gehen wir davon aus, dass sämtliche Personen, die ein erstes Mal weggewiesen wurden, noch einen zweiten und letzten Versuch unternahmen (wobei ein Durchschnitt von zwei Versuchen eine «konservative» Schätzung ist), ergibt sich eine Aufnahmewahrscheinlichkeit von 97 Prozent pro asylsuchende Person. In absoluten Zahlen ausgedrückt heisst das, dass in den letzten vier Monaten des Jahres 1942 sich etwas mehr als 7600 Personen zur Schweizer Grenze begaben, 200 bis 300 definitiv weggewiesen und 7372 (eine belegte Zahl) nach einem oder mehreren Versuchen aufgenommen wurden.

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Jüdische Flüchtlinge Von den 7372 in jenen vier Monaten aufgenommenen Flüchtlingen wurden 6615 als Juden registriert, also 90 Prozent. (Diese Zahl stammt ausnahmsweise nicht aus dem BergierBericht, sondern aus dem Bundesarchiv.) Bei den im Bergier-Bericht erwähnten 1628 Wegweisungen ist nicht bekannt, wie viele davon Juden betrafen. Nehmen wir entgegen jeder Wahrscheinlichkeit an, dass sämtliche dieser Wegweisungen Juden betrafen. Die durchschnittliche Aufnahmerate - fast sicher etwas zu tief - betrug damit pro Einreiseversuch einer Person jüdischer Herkunft 80 Prozent und liegt damit nur knapp unter der Aufnahmerate für alle Asylsuchenden (82 Prozent). Geht man davon aus, dass sämtliche beim ersten Mal abgewiesenen Juden einen zweiten und letzten Versuch unternahmen, betrug die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme für jüdische Asylsuchende 96 Prozent und lag damit nur geringfügig unter der allgemeinen Aufnahmerate von 97 Prozent. Daraus folgt, dass während der für die jüdischen Asylsuchenden entscheidenden Kriegsphase die grosse Mehrheit nach einem oder mehreren Einreiseversuchen in der Schweiz aufgenommen wurden (6615 von geschätzten 6900, die sich zur Grenze begaben). Somit gab es 2-3 Prozent jüdische Asylsuchende, die endgültig weggewiesen wurden. Auch wenn es sich - in absoluten Zahlen betrachtet - um relativ wenige Personen handelt, sind sich aber sicher alle einig, dass jeder dieser Fälle zu viel war - Fälle, die nach 1945 im kollektiven Gewissen der Schweiz haften blieben und heute noch, dank Literatur, Theater, Kino, Fernsehen und dem Bergier-Bericht, eine zentrale Bedeutung einnehmen. Wenn man aber primär um die geschichtliche Realität bemüht ist, kann man dieses Zahlenverhältnis nicht einfach ausklammern. Die Ereignisse der zweiten Jahreshälfte 1942 wiederholten sich exakt ein Jahr später, von September bis Dezember 1943, anlässlich der zweiten Flüchtlingswelle nach der Kapitulation Italiens. (Insgesamt gab es vier grosse Flüchtlingswellen, die dritte erfolgte im Sommer/Herbst 1944, als sich die Kämpfe der Schweizer Grenze näherten, und eine letzte am Ende des Krieges.) Bei dieser zweiten Welle wurden 9687 Flüchtlinge aufgenommen, von denen 60 Prozent Juden waren, die - teilweise nichtitalienischer Herkunft - vorgängig im Norden Italiens Zuflucht gefunden hatten (Graphik 1). Wenn man diese Phase mit derjenigen von 1942 vergleicht, gelangt man zu denselben Schlussfolgerungen, wobei die durchschnittliche Aufnahmerate pro Person bei 94 Prozent lag. "Illegale" aufgenommene zivile Flüchtlinge : Total und Juden Personen pro Monat

Graphik 1

8000

6000

4000

2000

0 1941

1942

1943 Total

1944 Juden

Quelle : Bergier-Bericht; Bundesarchiv, Bern

1945

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Dazu kommt, dass während der gesamten Kriegsdauer ein positiver und höchst signifikanter Zusammenhang besteht zwischen dem «Grenzdruck» einerseits, der sich durch die Anzahl der Asylsuchenden an der Grenze ergab, und der Aufnahmerate pro Einreiseversuch andererseits. Diese Korrelation bedeutet, dass während jeder dieser vier Flüchtlingswellen die Aufnahmerate besonders hoch war: Dann, als es wirklich nötig war, als eine grosse Zahl von Flüchtlingen an die Grenze drängte, hat sich das Land am meisten geöffnet. «Schliessung» der Grenze im August 1942 Der Bergier-Bericht erweckt dagegen den Eindruck, dass sich die Schweiz unmittelbar nach der offiziellen Entscheidung vom 13. August 1942, die Grenze zu schliessen, hermetisch abschottete. Ein Studium der effektiven Aufnahmezahlen zeigt aber, dass diese Entscheidung in Tat und Wahrheit gar nie wirklich umgesetzt wurde (Graphik 2) - nicht einmal in den direkt auf die Verfügung des Bundesrates folgenden Tagen. So wurden – noch immer gemäss Zahlenmaterial des Bergier- Berichts - während des Monats August 475 «illegale» Flüchtlinge aufgenommen, davon 213 zwischen dem 13. und dem 31. August und 262 zwischen dem 1. und dem 12. August. Dies bedeutet, dass die «Schliessung» der Grenze auf die effektiven Aufnahmezahlen keinen wesentlichen Einfluss hatte. "Illegale", in der Schweiz aufgenommene zivile Flüchtlinge Anzahl Personen pro Monat

3000

2000

1000

Graphik 2

I I I I I I I I I "Schliessung" der Grenze am 13. August 1942

I I 0 42:01 42:03 42:05 42:07 42:09 42:11 43:01 43:03

Der Grund, warum der Beschluss des Bundesrates kaum umgesetzt wurde, ist in der heftigen «Protestwelle» (Carl Ludwig) zu suchen, welche dieser auslöste. Gerhart Riegner, der damals den Jüdischen Weltkongress in Genf vertrat, beschreibt diese Vorkommnisse folgendermassen: «Eine Protestwelle schwappte über das Land. (...) Die rechten und linken Zeitungen kritisierten die Regierung heftig. Es war beinahe eine einstimmige Forderung nach Gewährung des Asylrechts. Zahlreiche politische, bürgerrechtliche und religiöse Gruppierungen protestierten vehement. (...) Im Grunde war dies einer der schönsten Momente, den ich in der Schweiz erlebt habe. Von der gemässigten Rechten bis zur Linken kam es wahrhaft zu einem intellektuellen Aufstand.» Diese angebliche Grenzschliessung, welche die Bergier-Kommission zu einem der beiden «wesentlichen Momente» der Flüchtlingspolitik gemacht hat, ist deshalb in der Flüchtlingspraxis ein völlig unbedeutendes Ereignis.

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Gesamtübersicht Dehnt man diese Betrachtungsweise nun auf die ganze Kriegsdauer aus, so ergeben sich ähnliche Schlussfolgerungen. Bei den bekannten Wegweisungen stammt die erste Zahl vom April 1940. Zudem führte, wie André Laserre in seinem Buch «Frontières et camps» belegt, das französische Debakel im Mai/Juni 1940 zu einer bedeutenden, wenn auch nicht bekannten Zahl von Einreisen, unter anderem von belgischen und holländischen Flüchtlingen. Aus diesem Grund können die Zahlen für 1940 nicht verwendet werden und sind in der Tabelle auf letzter Seite in Klammern aufgeführt. Im Jahr 1941 waren dann einerseits Flüchtlinge und Wegweisungen in absoluten Zahlen sehr gering, andererseits die Aufnahmequoten relativ tief. Zu jenem Zeitpunkt hatte die «Endlösung» aber noch nicht begonnen. Wie bereits erwähnt, war dann 1942 ein entscheidendes Jahr. Genau in jenem Jahr waren die Chancen einer Aufnahme - mit Ausnahme der ersten fünf Monate von 1945 - am höchsten. 1943 wurde bereits diskutiert, bleibt also 1944. In jenem Jahr gab es in den betreffenden Ländern nicht mehr viele Juden mit einer realen Aussicht, an die Schweizer Grenze zu gelangen. Dies heisst nun aber nicht, dass es 1944 überhaupt keine Juden mehr gegeben hätte, die in der Schweiz um Asyl baten. Bei der grossen Mehrheit der Gesuchsteller handelte es sich jedoch um Nichtjuden, darunter auch unerwünschte Individuen wie französische Kollaborateure oder faschistische Entscheidungsträger. Dies ist der Grund, weshalb nicht weniger als 60 Prozent der bekannten Wegweisungen auf das Jahr 1944 fallen. Es folgen nun die Schlüsselzahlen für die gesamte Kriegsdauer: 51 129 «illegale», zivile Flüchtlinge, davon mindestens 21 304 Juden, wurden zwischen 1940 und 1945 auf eine Gesamtzahl von etwas über 59 000 zivilen Asylsuchenden aufgenommen. Die geschätzte Anzahl Weggewiesener beläuft sich damit etwa auf 8000. Diese Zahl bestätigt die kürzlich angestellte Schätzung - 5000 Wegweisungen - von Serge Klarsfeld, denn dieser konzentrierte sich lediglich auf die Geschehnisse an der Grenze zu Frankreich. Wie viele dieser 8000 endgültig Abgewiesenen waren Juden? Auf der Basis des gegenwärtigen Informationsstands lässt sich dies nur noch abschätzen - mutmasslich waren es jedoch in jedem Fall weniger als die Hälfte und vielleicht nicht mehr als ein paar hundert (60 Prozent der Wegweisungen erfolgten ja 1944, als die Anzahl jüdischer Asylsuchenden gering war). Die generellen Aufnahmechancen über die gesamte Dauer des Krieges betrug pro Einreiseversuch 63 Prozent und ungefähr 86 Prozent pro Person. Wie viele «potenzielle» Flüchtlinge? Unmittelbar vor dem Krieg lebten in den Ländern, deren Flüchtlinge für eine mögliche Aufnahme in der Schweiz in Frage kamen (Frankreich, Italien, Benelux und Jugoslawien), ungefähr 650 000 Juden. In dieser Zahl nicht eingeschlossen ist die jüdische Bevölkerung in Deutschland, die zu Kriegsbeginn noch immer dort lebte, aber nach und nach in den Osten deportiert wurde. Das «Reservoir» an potenziellen Flüchtlingen bestand aber nicht nur aus Juden. Im Vichy-Frankreich alleine gab es damals 170 000 unerwünschte Ausländer (z. B. spanische Republikaner), die von den Behörden nachhaltig zur Ausreise «ermuntert» wurden. Weiter gab es etwa 650 000 Franzosen, die während des Krieges teilweise gegen ihren Willen im Rahmen des S. T. O. (Service du travail obligatoire) in Deutschland arbeiten mussten.

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Ein weiteres Flüchtlingsreservoir stellten die schätzungsweise 20 Millionen, zumeist aus dem Osten stammenden Zwangsarbeiter dar; ein Teil von ihnen befand sich in Süddeutschland und Westösterreich, d. h. nahe der Schweizer Grenze. Weiter darf man auch andere verfolgte Gruppen nicht vergessen - politische Opponenten aller Art, Zigeuner, Homosexuelle -, die dringliche Gründe hatten, dem Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten zu entkommen. Dazu kamen die zahlreichen alliierten Kriegsgefangenen, davon allein zwei Millionen Franzosen. Die Volkszählung in der Schweiz von 1941 ergab eine Zahl von 4,266 Millionen ständiger Einwohner. Es ist verständlich, dass sich ein so kleines Land mit einer damals stark eingeschränkten und schwachen wirtschaftlichen Basis gar nicht für alle potenziellen Flüchtlinge öffnen konnte. Eine Politik der vollständig durchlässigen Grenzen war mit anderen Worten schlicht keine Option. Andererseits gab es, zumindest theoretisch, auch die Möglichkeit, in egoistischer Manier die Grenze während des ganzen Krieges einfach vollständig dichtzumachen. Das eigentliche Problem der Schweiz war folglich, zwischen diesen beiden Extremen einen Mittelweg zu finden: einerseits der humanitären Tradition des Landes treu zu bleiben und andererseits nicht von einer unkontrollierbaren Flüchtlingslawine zugedeckt zu werden. Aus den vorangegangenen Ausführungen ergibt sich, dass der gewählte Ansatz, ob nun ganz bewusst oder eher instinktiv, eine sehr viel grosszügigere Praxis ermöglichte als allgemein angenommen wird. Politik und Praxis der Schweiz Wenn man unter «Politik» die Beschlüsse der Regierung, die öffentlichen Verlautbarungen, also die offizielle Rhetorik versteht, dann war diese im Bezug auf die Flüchtlinge im Allgemeinen hart, insbesondere während der ersten Kriegshälfte. Und tatsächlich muten gewisse Anweisungen oder Akten aus heutiger Sicht befremdlich an. Der Bergier-Bericht konzentriert sich aber genau auf die offizielle Rhetorik. Sie ist es, die im Bericht vorbehaltlos verurteilt wird. Die schweizerische Praxis hingegen wird in keiner Art und Weise analytisch betrachtet. Nun geht es hier aber nicht darum, die offizielle Rhetorik zu entschuldigen, sondern um eine rationale, kohärente Erklärung der Rolle, welche diese im Zusammenspiel von Politik und Praxis gespielt hat. Das Hauptproblem bestand darin, zwei Dinge unter einen Hut zu bringen: eine möglichst humanitäre Praxis einerseits und die Abwehr der Gefahr andererseits, durch eine allzu grosszügige Praxis von potenziellen Flüchtlingen überschwemmt zu werden. Der zweifellos eher instinktiv denn bewusst gewählte Ansatz bestand darin, rhetorisch abschreckende Signale auszusenden. - Ein weiteres abschreckendes Signal war die Tatsache, dass während des Krieges die Aufnahmechancen zeitlich und geographisch ziemlich variierten. Statistisch gesehen waren die Aufnahmechancen zwar gross, zeichneten sich aber durch eine hohe Streuung (oder Varianz) aus. Aus der Wirtschaftswissenschaft weiss man, dass unter der Voraussetzung einer grundsätzlichen Risikoabneigung sogar hohe Chancen oder Wahrscheinlichkeiten unattraktiv werden, wenn die Varianz hoch ist. Die Gesamtheit dieser abschreckenden Signale ist folglich ein Grund unter anderen, warum es während des Krieges nicht zu viel stärkeren Einwanderungsströmen Asylsuchender kam.

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Fazit: Während des Krieges, insbesondere während der ersten Hälfte, hat die Schweiz ihr Möglichstes unternehmen müssen, um potenzielle Flüchtlinge davon abzubringen, in die Schweiz zu kommen. Wer es allerdings trotzdem riskierte oder riskieren musste, für den stand das Tor in Wirklichkeit weit offen.

Die Bewegungen an der Grenze 1940-1945

Jahr

(1940) 1 1941 1942 1943 1944 1945 f 1940-45

Aufgenommene “illegale” zivile Flüchtlinge 2

Bekannte Wegweisungen3

(47) 120 8’436 14’520 17’906 10’055 51’084

(999) 236 1’622 5’104 14’666 1’771 24’398

Wegweisungen bereinigt4

Unbereini- Bereinigte Unbereini- Bereinigte gte Auf- Aufnahme- gte Auf- Aufnahmenahmerate rate pro nahmerate rate pro pro EinEinreisepro asylsuch. reiseverversuch asylsuch. Person5 5 such (%) (%) Person (%) (%) (4) (9) (∼1'228) (∼4) (∼7) 34 56 ∼290 ∼29 ∼50 84 97 ∼1’994 ∼81 ∼96 74 93 ∼6’276 ∼70 ∼91 55 80 ∼18’033 ∼50 ∼75 85 98 ∼2’178 ∼82 ∼97 ∼ 30’000 68 ∼ 63 90 ∼ 86

1/ Die Zahlen für 1940 sind nicht brauchbar - siehe Text; 2/ Anzahl Personen, Quelle: Bergier-Bericht, Zahlen verlässlich und unbestritten; 3/ Anzahl Wegweisungen, Quelle: Studie von G. Koller; 4/ Zur Erreichung einer Gesamtzahl von 30 000 Wegweisungen für 1940 bis 1945 (Schätzung G. Koller; subjektiv, aber fundiert und plausibel) wurden die Zahlen um den Faktor 1,23 angepasst (= 30 000:24 398); 5/ Annahme: maximal zwei Einreiseversuche pro asylsuchende Person, wobei jedem gescheiterten ersten Versuch ein zweiter folgte; 6/ Januar-Mai. Eine ausführliche (auf Französisch gefasste) Version dieses Artikels findet man auf: http://www.hec.unil.ch/jlambelet/doc.htlm. Diese Webseite enthält auch andere Studien über den ersten und zweiten Bergier-Bericht. * Der Autor ist Professor für Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte an der Uni Lausanne.

A noter une petite erreur de traduction qui m’a échappé. Dans le texte allemand, on lit au deuxième paragraphe de la deuxième page : «Somit gab es 2-3 prozent jüdische Asylsuchende, die endgültig weggewiesen wurden ». Dans la version originale en français, on trouve par contre au haut de la page 3 : « Cela laisse les malheureux – estimés à entre deux et trois cents – qui ont été refoulés de manière définitive ». Le nombre de ‘deux à trois cents’ est ainsi devenu un pourcentage… On peut vérifier que le pourcentage correct est de 3-4%. L’erreur de traduction ne tire donc guère à conséquence.