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Mai 2013
Praxis Journal Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt. Gemeinschaftspraxis für Hämatologie und Onkologie Dr. med. Renate Uhle Dr. med. Gerd Müller Dr. med. Hendrik Kröning PD Dr. med. habil. Kathleen Jentsch-Ullrich Fachärzte für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Medikamentöse Tumortherapie, Palliativmedizin, Spezielle Schmerztherapie (Dr. Müller), Hämostaseologie Hasselbachplatz 2 · 39104 Magdeburg Tel. 0391 / 561 65 68 · Fax 0391 / 561 66 87 E-Mail:
[email protected] www.onkologie-magdeburg.de Praxisbesonderheiten: Parenterale Chemotherapie, Transfusion von Blut und Blutprodukten, Knochenmarkdiagnostik, tagesklinische Betreuung
Liebe Patientin, Lieber Patient,
2 Überblick Sind ältere Krebspatienten anders? Alter in Lebensjahren ist bei der Therapieentscheidung zweitrangig
4 Neues aus der Praxis Räumliche Veränderungen – wir haben uns vergrößert
5 Ernährung Sollen Krebspatienten sich vegetarisch ernähren?
was ist besser – Schonung oder Bewegung? Wenn Tumorpatienten heute diese Frage stellen, fällt die Antwort eindeutig aus: Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht, dafür ist der individuelle körperliche Zustand unserer Patienten zu unterschiedlich. Andererseits wissen wir heute, dass Bewegung bei den meisten Erkrankungen eine große Rolle spielt. Nicht nur, dass regelmäßig Sport treibende Menschen deutlich seltener an vielen Zivilisationskrankheiten leiden – durch gezielte Übungen und angepasstes Bewegungstraining können die unterschiedlichsten Krankheits- und Behandlungsfolgen verringert oder ganz vermieden werden.
Darüber hinaus gibt es mittlerweile zahlreiche Untersuchungen, die einen positiven Einfluss von Bewegung auf die psychische Verfassung von Krebspatienten zeigen. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt insgesamt aufbauend – körperlich aktive Patienten werden fitter und belastbarer und erobern sich damit ein Stück Lebensqualität zurück. Wenn Sie Fragen dazu haben, sich gerne etwas mehr bewegen oder sportlich betätigen möchten und vielleicht unsicher sind, was Sie sich zumuten können oder dürfen – sprechen Sie uns an. Denn insgesamt gibt es nur wenige Situationen, in denen Bewegung tatsächlich schaden kann. Ihr Praxisteam Dr. Uhle, Dr. Müller, Dr. Kröning und PD Dr. Jentsch-Ullrich
6 Stichwort Krebsfrüherkennung – frühzeitig erkannte Erkrankungen können häufig dauerhaft geheilt werden
7 Tipps für den Alltag Informationen zur Pflegeversicherung
8 Kurz berichtet Vollwertige Ernährung und Sport sorgen für „gesündere“ Hormone
Impressum © 27|3|2013, LUKON GmbH · ISSN 1436-0942 Lukon Verlagsgesellschaft mbH Postfach 600516, 81205 München Chefredaktion: Dr. Uhle, Dr. Müller, Dr. Kröning, PD Dr. Jentsch-Ullrich Redaktion: Tina Schreck, Ludger Wahlers Anzeigen: Manfred Just, Anschrift wie Verlag Grafik-Design, Illustration: Charlotte Schmitz Druck: DDH GmbH, Hilden
Buchtipp
Die Macht der Bewegung Bahnbrechende Erkenntnisse der Bewegungstherapie „Mir fiel auf, dass allen Patienten etwas gemein war: Sie hatten Angst! Sie hatten Angst vor dem Tod, sie hatten Angst, etwas falsch zu machen, sie zogen sich zurück, sie verkrochen sich in ihrem Schneckenhaus, sie waren gänzlich verunsichert. … Sie mauern sich ein.“
Diese Mauern aufzubrechen, sich selbst und dem eigenen Körper wieder zu vertrauen, ist das Anliegen des Sportwissenschaftlers Dr. Freerk Baumann. Während seiner Tätigkeit als Sporttherapeut in der Klinik für Knochenmarktransplantation und Hämatologie/Onkologie Idar-Oberstein sah er sich tagtäglich mit den Wünschen und Bedürfnissen seiner Patienten konfrontiert. In den folgenden Jahren legte er den Schwerpunkt seiner Forschungen auf die Nachsorge von Krebspatienten und entwickelte ein alternatives
Reha-Programm: 40 Tage wandern. Anhand seiner Studien weist er nach, dass ausgiebige Wanderungen von bislang unterschätzter Bedeutung für die körperliche und geistige Gesundheit sind. In dem sehr informativen Text kommen neben dem Autor auch einige Betroffene zu Wort. Brustkrebspatientinnen, die den Jakobsweg bewältigten, und Patienten mit Prostatakrebs, die an einer Alpenüberquerung teilnahmen, berichten von ihren Erfahrungen und machen dieses Buch zu einer ausgesprochen anregenden Lektüre. Freerk Baumann : Die Macht der Bewegung Irisiana Verlag, 240 S., 17,95 € ISBN 978-3-242-15032-2
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Sind ältere Krebspatienten anders? Ü b e r b l i c k Mit der rasanten Zunahme der allgemeinen Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten hat die Zahl der Patienten mit Krebserkrankungen insgesamt zugenommen. Gleichzeitig wächst die Gruppe der älteren Tumorpatienten immer stärker. Bei Erstdiagnose sind Frauen heute im Schnitt 68 Jahre, männliche Krebspatienten sogar 69 Jahre alt. Benötigen wir also eine speziell an diese wachsende Patientengruppe angepasste Behandlungsstrategie?
Alter in Lebensjahren ist zweitrangig ass die Zahl älterer Krebspatienten steigt, lässt sich biologisch vergleichsweise einfach erklären. Mit zunehmendem Alter verlieren die Zellen unseres Körpers immer mehr die Fähigkeit, Schäden in der Erbsubstanz wahrzunehmen und zu reparieren. Das heißt geschädigte Zellen werden nur noch unzureichend erkannt, können sich deshalb weiter teilen und sich im schlimmsten Fall zu einem bösartigen Tumor auswachsen.
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Diese biologisch bedingte nachlassende Leistungsfähigkeit lässt sich nicht an Lebensjahren allein festmachen. Es gibt 80-Jährige, die mobil sind, ihr Leben selbstbestimmt gestalten und kaum über gesundheitliche Beeinträchtigungen klagen. Es gibt aber auch zunehmend 60-Jährige, die regelmäßig auf fremde Hilfe angewiesen sind, die unter verschiedenen chronischen Erkrankungen leiden und deshalb biologisch gesehen älter sind als ihre Zeitgenossen, die schon zwanzig Jahre länger leben. Für die behandelnden Ärzte ist es sehr wichtig zu wissen, ob ein an Krebs erkrankter Mensch eine unter Umständen sehr belastende Therapie ertragen kann oder nicht. Das Alter in Lebensjahren spielt für die Beantwortung dieser Frage allerdings nicht die ausschlaggebende Rolle. Viel wichtiger ist der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten. Leidet er an Bluthochdruck, möglicherweise an einer Zuckerkrankheit? Ist die Funktion der Nieren eingeschränkt oder ist das Immunsystem geschwächt, die Infektionsanfälligkeit also erhöht?
Biologisches Alter entscheidend Die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend, wenn es um die konkrete Auswahl eines Therapieverfahrens oder um die Erfolgsaussichten einer Behandlung geht. Das heißt im Ergebnis: Nicht das chronologische, sondern das biologische Alter entscheidet über die Behandlungsstrategie.
Gerade deshalb ist es uns wichtig, die Behandlungsstrategie für unsere Patienten nicht nur nach ihrem Geburtsdatum, sondern nach ihrem allgemeinen Gesundheitszustand auszuwählen. Auch die Frage, ob jemand allein oder innerhalb einer Gemeinschaft lebt, kann für die konkrete Therapieentscheidung von Bedeutung sein. Ärzten stehen unterschiedliche Instrumente zur Verfügung, um den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer Patienten zu bestimmen. Häufig genutzt wird beispielsweise der nebenstehende Index der Weltgesundheitsorganisation WHO. Mit ein paar zusätzlichen Informationen können Mediziner auch das biologische Alter bestimmen. Ein entscheidendes Kriterium ist ähnlich wie im WHO-Index die individuelle Mobilität. Wer sich innerhalb und außerhalb seiner Wohnung noch sicher bewegen kann, ist meist auch in der Lage, sich selbst zu versorgen und seine sonstigen Alltagsverpflichtungen zu erledigen. Systematisch lässt sich die Fähigkeit zur Organisation des eigenen Alltags mit standardisierten Fragebögen überprüfen. Wichtig für die Beurteilung des biologischen Alters ist auch die Frage, ob ein Patient an sonstigen Erkrankungen leidet. Spezialisten für Erkrankungen des Alters (Geriater) haben sich mit dieser Problematik befasst und dazu auch eine standardisierte Skala entwickelt. Die sogenannte Comorbidity Illness Rating Scale Geriatric oder kurz CIRS-G wird in der Routine-Versorgung von Krebspatienten allerdings kaum genutzt.
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Praxis Journal
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Von GoGo bis NoGo Was jedoch immer mehr Eingang findet in die Beurteilung älterer Krebspatienten, ist ein ursprünglich von angelsächsischen Medizinern stammendes pragmatisches Instrument. Je nach Mobilitätseinschränkung werden die Patienten einer von drei Gruppen zugeteilt: GoGo: Patienten, die ihre Alltagsaktivitäten selbstständig erledigen können, sei es komplett aus eigener Kraft oder mit geeigneten Hilfsmitteln wie Gehstock oder Rollator. SlowGo: Patienten, die zwar „langsamer“ gehen, aber zumindest teilweise in der Lage sind, diese Einschränkungen durch Hilfsmittel auszugleichen. NoGo: Patienten, die auf ständige Betreuung angewiesen sind.
Wer entscheidet, was geht? Die Entscheidung, welche Therapie für welchen Patienten die angemessene ist, fällen die behandelnden Ärzte immer erst nach sorgfältiger Prüfung aller Fakten in jedem Einzelfall. Alter allein ist jedenfalls kein Argument für eine Einschränkung der Behandlung. Keinem Menschen wird eine Therapie verweigert, weil sie sich angeblich „nicht lohnt“. Auch in biologisch hohem Alter kann es notwendig sein, massiv einzugreifen, wenn sich aus dem Wachstum des Tumors zusätzliche Gesundheitsprobleme ergeben. Eine symptomlindernde, sogenannte palliative Therapie schließlich ist immer möglich. Jeder Patient hat darauf ein Recht. Auch ältere Krebspatienten entscheiden selbst über ihre Behandlung, denn wie für alle gilt auch für sie: Entscheidend ist, was die Betroffenen selbst wünschen.
WHO-Index zum allgemeinen Gesundheitszustand Status Beschreibung
0 1 2
volle Aktivität, normales Leben und Arbeiten möglich
3
Selbstversorgung sehr eingeschränkt, mehr als 50 Prozent der Tageszeit ruhebedürftig, auf Pflege/Hilfe angewiesen
4
ständig bettlägerig und pflegebedürftig
eingeschränkte Aktivität, leichte Arbeit möglich Selbstversorgung noch möglich, aber nicht arbeitsfähig, nicht bettlägerig, Ruhezeit weniger als 50 Prozent der Tageszeit
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N e u e s aus unserer Praxis
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R ä u m l i c h e Ve r ä n d e r u n g e n – w i r h a b e n u n s ve rg r ö ß e r t
Es ist geschafft! Mitte März haben sich die Handwerker verabschiedet und wir sind wieder unter uns. Mit mehr Platz in neuen hellen Räumen.
eit Ende letzten Jahres – die meisten von Ihnen haben es ja mitbekommen – haben uns verschiedene Baumaßnahmen auf Trab gehalten. Wir waren sehr froh, dass wir weitere Räume im Haus dazu mieten konnten, denn die Praxis platzte mehr oder weniger aus allen Nähten.
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So haben wir Anfang Dezember begonnen, im vierten Stock neue Sprechzimmer für Frau Dr. Jentsch-Ullrich und Herrn Dr. Kröning, einen Wartebereich und weitere Büroräume auszubauen und einzurichten. Nachdem diese bezugsfertig waren, konnten wir die baulichen Änderungen im zweiten Stock in An-
griff nehmen. Pünktlich zum Frühjahrsbeginn waren die Arbeiten beendet und nun können wir Sie, liebe Patientinnen und Patienten, in unserem neuen Therapiebereich betreuen. In insgesamt sechs Behandlungsräumen bieten wir unterschiedlich ausgestattete Plätze (28 Sessel, drei Stühle und zwei Liegen) für Patienten, die bei uns eine Chemotherapie erhalten. Darüber hinaus haben wir eine kleine Teeküche eingebaut, in der Sie sich gerne mit Kaffee oder Tee versorgen können.
zimmer von Frau Dr. Uhle und Herrn Dr. Müller finden sich am alten Platz. Die zentrale Anmeldung ist nach wie vor im zweiten Stock, von wo aus Sie dann entsprechend „verteilt“ werden.
Wir sind froh, dass die Umbauarbeiten und die verschiedenen Umzüge ohne größere Probleme über die Bühne gingen und möchten Ihnen auch an dieser Stelle für Ihr Verständnis danken, wenn es mal an der einen oder anderen Stelle hakte. Mittlerweile haben wir uns in den neuen Räumen gut eingerichtet Auf der anderen Seite ist alles unverändert ge- und hoffen, dass Sie bei Ihnen ebenso viel Anblieben: Anmeldung, Warteraum und Sprech- klang finden wie bei uns.
Praxis-Schulung Zu den Fortbildungsmaßnahmen im Rahmen unseres Qualitätsmanagements (QM) gehört auch die regelmäßige Übung von Notfalleinsätzen. Am 17. April haben wir in vier Stunden gemeinsam mit einer QM-Notfalltruppe verschiedene lebensrettende Maßnahmen durchgespielt, damit im Ernstfall jeder weiß, was er zu tun hat.
Notfallkurs
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Praxis Journal Ernährung bei Krebs
Ausgewogene Ernährung Essen Sie viel Obst und Gemüse, und das möglichst jeden Tag. So erhält Ihr Körper ausreichend Vitamine und Ballaststoffe.
Dass Ernährung und Bewegung nicht nur zum Wohlbefinden, sondern auch zur Gesunderhaltung entscheidend beitragen können, ist seit Jahrzehnten bekannt. Industriell produzierte Fertig-Lebensmittel, die meist zucker- und fettreich sind, sowie immer weniger Bewegung haben uns allerdings dick und anfällig für chronische Erkrankungen werden lassen. Das Beste, was jeder dagegen tun kann, sind ein angepasstes Bewegungsprogramm und eine ausgewogene Ernährung.
Veganer ernähren sich ausschließlich pflanzlich; sie konsumieren keinerlei Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Milchprodukte und Honig.
Eine ausgewogen vegetarische Ernährung enthält viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Darüber hinaus sichert die Verwendung von Jodsalz, Raps-, Lein- oder Walnussöl die weitere Nährstoffversorgung. Eine solche Ernährungsform ist absolut empfehlenswert. Wer außerdem auf Tabak verzichtet und Übergewicht vermeidet, kann sein Was aber bedeutet ausgewogene Ernährung? Risiko, vorzeitig zu sterben, drastisch reduDie Antwort ist einfach. Essen Sie das, was zieren. Ihnen schmeckt und sorgen Sie dafür, dass Ihre Mahlzeiten alle nötigen Nährstoffe ent- Veganer dagegen laufen Gefahr, im Laufe der halten (siehe Kasten). Zeit Mangelzustände zu entwickeln, denn sie nehmen zu wenige B-Vitamine, zu wenig CalTipps zur vegetarischen Ernährung cium, Jod und Eisen auf. Viele Krebspatienten wollen nach der Diagnose ihren Fleischkonsum einschränken. Nicht wenige ekeln sich regelrecht vor Fleischund Wurstwaren und wollen sich vegetarisch ernähren. Aktuellen Studien zufolge kann eine ausgewogene fleischlose Ernährung das Krebsrisiko bis zu 40 Prozent senken. Was aber bedeutet „ausgewogen vegetarisch“? Vier Formen der vegetarischen Ernährung werden unterschieden:
Moderate Vegetarier – auch Flexitarier oder Halbzeitvegetarier genannt – gestatten sich gelegentlich etwas Fleisch oder Fisch. Ovo-Lacto-Vegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch, verzehren aber Milch, Milchprodukte und Eier. Lacto-Vegetarier essen weder Fleisch noch Fisch noch Eier, haben aber Milch und Milchprodukte auf ihrem Speiseplan.
Regionale Produkte bevorzugen Entscheidend für eine ausgewogene Ernährung ist schließlich auch die richtige Lebensmittelauswahl. Beim Einkauf entscheiden Sie über die Qualität Ihrer Ernährung. Schauen Sie öfter auf dem Wochenmarkt vorbei und überlegen Sie grundsätzlich, wo Sie qualitativ hochwertige und frische Lebensmittel bekommen. Bevorzugen Sie pflanzliche Produkte aus Ihrer Region, denn nur sie enthalten die wichtigen sekundären Pflanzenstoffe, die erst unmittelbar vor der Reifung entstehen, bei unreif gepflückten Früchten aber fehlen.
Bevorzugen Sie Vollkornprodukte; sie enthalten neben Ballaststoffen auch wichtige Mineralien. Milch und Milchprodukte sind grundsätzlich empfehlenswert. Geflügel ist besser als rotes Fleisch von Rind, Schwein, Lamm oder Wild. Zwei Fleischportionen pro Woche reichen völlig aus. Zu empfehlen ist frischer Fisch, ein- bis zweimal pro Woche. Vermeiden Sie fettreiche Fertigsoßen. Das gilt auch für Ketchup oder fettund salzreiche Fertig-Brotaufstriche. Genießen Sie Alkohol in Maßen. Ein Aperitif, ein Glas Wein oder Bier am Tag sind unproblematisch. Verzichten Sie auf süße Limonaden, gezuckerte Fruchtsäfte oder andere zuckerhaltige Getränke. Seien Sie maßvoll beim Konsum von Schokolade und Süßigkeiten.
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Krebs
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früherkennung
Stichwort
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Etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen können verhindert oder dauerhaft geheilt werden, wenn man sie frühzeitig entdeckt. Deshalb zahlt die gesetzliche Krankenversicherung die in der Tabelle beschriebenen Früherkennungsuntersuchungen (Stand März 2011). Seit mittlerweile fünf Jahren wird eine standardisierte Untersuchung auf Hautkrebs angeboten, die von zertifizierten Haus- oder Hautärzten durchgeführt wird. Der Grund: Die Generation der heute 35-Jährigen hat ein so hohes Hautkrebsrisiko wie keine Generation zuvor.
Frauen
Untersuchung, Mitteilung des Befundes und Beratung
Wie oft
Ab wann
Geschlechtsorgane
Ggf. Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese) Betrachtung des Gebärmuttermundes Entnahme von Untersuchungsmaterial vom Gebärmuttermund und aus dem Gebärmutterhals (Abstrich) Laboruntersuchung (Pap-Test) des entnommenen Materials Gynäkologische Tastuntersuchung
jährlich
ab 20
Brust
Abtasten der Brustdrüsen und der dazugehörigen Lymphknoten Anleitung zur Selbstuntersuchung
jährlich
ab 30
MammografieReihenuntersuchung
Schriftliche Einladung der Frau in eine zertifizierte Untersuchungsstelle Mammografie (Röntgen der Brüste)
alle 2 Jahre
ab 50 bis 70
Haut
Betrachtung der Haut am ganzen Körper einschließlich des behaarten Kopfes und aller Hautfalten
alle 2 Jahre
ab 35
Enddarm (Rektum)
Schnelltest auf verborgenes Blut im Stuhl Zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren Alternative zur Darmspiegelung: Weiterhin Schnelltest auf verborgenes Blut im Stuhl; bei positivem Schnelltest-Befund Darmspiegelung
jährlich zweimal alle 2 Jahre
ab 50 bis 54 ab 55 ab 55
Wie oft
Ab wann
Männer
Untersuchung, Mitteilung des Befundes und Beratung
Äußere Geschlechtsorgane und Prostata
Ggf. Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese) Betrachten und Abtasten der äußeren Geschlechtsorgane Abtasten der Prostata vom After aus Abtasten der dazugehörigen Lymphknoten
jährlich
45
Haut
Betrachtung der Haut am ganzen Körper einschließlich des behaarten Kopfes und aller Hautfalten
alle 2 Jahre
ab 35
Enddarm (Rektum)
Schnelltest auf verborgenes Blut im Stuhl Zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren Alternative zur Darmspiegelung: Weiterhin Schnelltest auf verborgenes Blut im Stuhl; bei positivem Schnelltest-Befund Darmspiegelung
jährlich zweimal alle 2 Jahre
ab 50 bis 54 ab 55 ab 55
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Praxis Journal für Ti p p s t a g l den Al
Unterstützung für pflegende Angehörige
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Tipps für pflegende Angehörige
Kaum etwas ist Krebspatienten wichtiger als ihre eigene Unabhängigkeit. Sie möchten niemandem zur Last fallen, möchten ihren täglichen Beschäftigungen nachgehen, nicht zuletzt deshalb, um nicht ständig mit ihrer Erkrankung konfrontiert zu sein. Trotzdem gibt es Situationen, in denen die Unterstützung durch pflegende Angehörige oder professionelle Pflegedienste notwendig wird. Seit dem 1. Januar 2013 sind in der Pflegeversicherung Leistungsverbesserungen in Kraft getreten, auf die wir Sie hier aufmerksam machen möchten.
Anteiliges Pflegegeld auch während der Verhinderungspflege Hinter den Verbesserungen steht das sogenannte Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG). Dieses Gesetz soll die Leistungsfähigkeit der Pflegeversicherung im Hinblick auf die immer schneller wachsende Gruppe hochbetagter Menschen erhalten. Denn diese Menschen sind häufig nicht nur rein körperlich hilfebedürftig, sondern haben – beispielsweise im Fall einer Demenz – einen erheblich gesteigerten allgemeinen Betreuungsbedarf. Mit anderen Worten: Demenzkranke Patienten, die bezüglich ihrer körperlichen Beeinträchtigungen noch keiner der drei Pflegestufen entsprechen, können seit Anfang des Jahres dennoch Unterstützung aus der Pflegeversicherung erhalten (siehe Tabelle). Weitere Verbesserungen sind für alle chronisch Kranke, also auch für Krebspatienten von Bedeutung. Pflegende Angehörige bekommen – etwa wenn sie selbst eine Auszeit nehmen wollen – jährlich bis zu vier Wochen eine Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege genehmigt. Neu ist in diesem Zusammenhang, dass pflegende Angehörige während dieser Zeit die Hälfte ihres Pflegegeldes weiter erhalten.
Bei aller Sympathie und Wertschätzung für den Pflegebedürftigen stoßen manchmal auch pflegende Angehörige an ihre Grenzen. In solchen Fällen sollten Sie die Unterstützung durch einen professionellen Pflegedienst in Erwägung ziehen. Mittlerweile ist es möglich, einen Teil der Pflegeleistungen selbst zu erbringen und einen anderen an Profis zu delegieren. Gute Übersichten zu Pflegediensten bieten die gesetzlichen Krankenkassen an. AOK: www.aok.de/bundesweit/gesundheit/pflege-180729.php Ersatzkassen: www.pflegelotse.de Betriebskrankenkassen: www.bkk-pflegefinder.de Fundierte psychologische Beratung für pflegende Angehörige bietet ein vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördertes Internet-Portal: www.pflegen-und-leben.de. Grundlegende Informationen zur Pflegeversicherung finden sich auch unter www.bmg.bund.de/pflege/pflegeversicherung.html.
Gemeinsam „zur Kur“ fahren In naher Zukunft soll es außerdem möglich sein, dass pflegende Angehörige für die Zeit, in der sie selbst an einer Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen, ihren pflegebedürftigen Patienten im Rahmen einer Kurzzeitpflege ebenfalls in einer Einrichtung der medizinischen Vorsorge oder Rehabilitation unterbringen können. In gewisser Weise fahren dann also beide gemeinsam „zur Kur“.
Pflegeversicherung: Leistungsansprüche ab 1. Januar 2013 Pflegestufe O
Pflegestufe I
Pflegestufe II
Pflegestufe III
Häusliche Pflege (körperlich Hilfsbedürftige)
Pflegegeld (monatlich) Pflegesachleistung (monatlich)
– –
235 € ≤ 450 €
440 € ≤ 1.100 €
700 € ≤ 1.550 € (1.918)*
Häusliche Pflege mit erheblichem allgemeinem Betreuungsbedarf
Pflegegeld (monatlich) Pflegesachleistung (monatlich)
120 € ≤ 225 €
305 € (235 + 70) ≤ 665 € (450 + 215)
525 € (440 + 85) ≤ 1.250 € (1.100 + 150)
700 ≤ 1.550 € (1.918)*
Verhinderungspflege durch nahe Angehörige
bis zu vier Wochen im Kalenderjahr
Verhinderungspflege durch sonstige Personen
bis zu vier Wochen im Kalenderjahr
1.550 €
1.550 €
1.550 €
1.550 €
Kurzzeitpflege
pro Jahr
–
≤ 1.550 €
≤ 1.550 €
≤ 1.550 €
wie bei häuslicher Pflege
*Härtefall-Regelung: Hilfe in der Grundpflege täglich durchschnittlich mindestens sechs Stunden nötig, davon mindestens dreimal in der Nacht
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Praxis Journal Kurz berichtet Neues aus der Forschung
Vollwertige Ernährung und Sport sorgen für „gesündere“ Hormone Schwergewichtige Couch-Potatoes leben gefährlich: Rund 80 Prozent der häufigen chronischen Erkrankungen gehen auf das Konto von Fettleibigkeit und einem überwiegend sitzenden Lebensstil. Dagegen hilft: Abnehmen und aktiv werden. Frauen, die abnehmen, senken ihr Brustkrebsrisiko. Und regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko für Brust-, Darm- und Gebärmutterkrebs.
Lebensstil beeinflusst Hormonsignale Der Zusammenhang zwischen Gewicht, Lebensstil und dem Risiko für Krebs und andere chronische Erkrankungen ist noch nicht in allen Details verstanden. Jedoch gelten veränderte Hormonsignale als mitverantwortlich für die Prozesse. „Das Fettgewebe produziert verschiedene Hormone, die großen Einfluss auf den Stoffwechsel haben", sagt Prof. Dr. Cornelia Ulrich, Abteilungsleiterin im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Direktorin im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. „Wichtig sind das entzündungshemmende Adiponektin, das die Wirkung von Insulin verbessert, sowie Leptin, das das Wachstum von Tumorzellen fördern kann.“ Cornelia Ulrich leitete eine Studie mit 439 übergewichtigen Frauen, die bereits die Wechseljah-
8 re erreicht hatten. Die Teilnehmerinnen wurden in vier Gruppen eingeteilt: Ernährungsumstellung Sportprogramm Ernährungsumstellung + Sportprogramm Kontrollgruppe ohne Veränderung des Lebensstils und ein Jahr lang intensiv beobachtet. Tatsächlich sank die Leptin-Produktion in den drei Interventionsgruppen am deutlichsten (bis zu 40 Prozent) in der Sport+Ernährungs-Gruppe. Die Adiponektin-Produktion dagegen stieg am stärksten bei Frauen, die ausschließlich Diät hielten.
Hormonveränderungen direkt abhängig vom Gewichtsverlust „Wir verstehen nun besser, auf welche Weise Gewichtsabnahme und Training vor chronischen Erkrankungen schützen”, resümiert Cornelia Ulrich. Der gesundheitsfördernde Effekt von Adiponektin gilt inzwischen durch zahlreiche Untersuchungen als gesichert. Sinkende Leptin-Konzentrationen dagegen bieten Tumorzellen weniger Wachstumsreize. „Daher können wir den Frauen nun fundierte Empfehlungen geben, wie sie diese beiden wichtigen Stoffwechselschalter günstig beeinflussen können”, so Cornelia Ulrich. „Gesundes Körpergewicht halten und mehr Bewegung!”
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Das
Menschenmögliche
tun.