Liturgie feiern in säkularer Zeit Stuttgart-Hohenheim, 13.10.2012 - 14.10.2012 Helmut Hoping: Die Liturgie des Lebens

Die Liturgie des Lebens Die Eucharistie als Opfer und der Sinn des Priestertums Helmut Hoping

1. Hinführung Die Liturgie als sakrale Handlung Die Liturgie der Kirche „ist der bevorzugte Ort, an dem Gott zu uns spricht und uns zugleich Worte schenkt, mit denen wir antworten können“. Mit diesem prägnanten Satz benannte Papst Benedikt XVI. kürzlich bei einer Generalaudienz (26. September 2012) die absteigende, katabatische, und aufsteigende, anabatische Richtung der Liturgie. Grundlegend für die Liturgie der Kirche ist die katabatische Richtung, die Gegenwart des erhöhten Herrn in der versammelten Gemeinde. So beginnen wir die heilige Handlung der Liturgie in der Kraft, die uns durch das Kreuz Christi, mit dem wir uns bezeichnen, von dem dreieinen Gott zukommt. Zur Liturgie gehört aber ebenso ihre anabatische Richtung, das antwortende Beten der Kirche, ihr „öffentlicher Kult“ 1 , der auf die Anbetung und Verherrlichung Gottes zielt. 2 Im Zentrum der Liturgie der Kirche steht die Feier der Eucharistie. In der letzten Enzyklika Johannes Pauls II. (1978-2005) über die Eucharistie, die den programmatischen Titel „Ecclesia de Eucharistia“ (2003) 3 trägt, heißt es: „Die Kirche lebt von der Eucharistie. Diese Wahrheit drückt nicht nur eine alltägliche Glaubenserfahrung aus, sondern enthält zusammenfassend den Kern des Mysteriums der Kirche.“ 4 Das Zweite Vatikanische Konzil nennt die Liturgie eine heilige Handlung. 5 Mit der Sakralität und Schönheit der Liturgie ist das Thema unserer Tagung „Liturgie feiern in säkularer Zeit“ berührt. Zum Tagungsthema selbt will ich in meinem Vortrag nur indirekt sprechen, ausgehend von der Darbringung der Eucharistie und der Frage nach dem Sinn des Priestertums. Der Titel meines Vortrages „Liturgie des Lebens“ formuliert einen doppelten Genitiv: Zum einen geht es um die Gegenwart des Lebens, das Jesus Christus für uns dahingegeben hat, das verwandelt wurde in die Ewigkeit Gottes und uns im Zeichen des Sakramentes geschenkt wird. Zum anderen geht es um die Gegenwart unseres eigenen

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Vgl. SC 7. Vgl. SC 33. 3 Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 159), Bonn 22003. 4 Johannes Paul II., Ecclesia de Eucharistia Nr. 1. 5 SC 7. 2

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Lebens, von dem der Apostel Paulus sagt, dass wir es Gott als Opfergabe darbringen sollen (Röm 1,12). Beginnen wir mit dem gemeinsamen Priestertum der Gläubigen. 2. Das gemeinsame Priestertum Der Vollzug des Priesteramtes Christi In den Laudes, der ersten großen Hore des Stundengebets der Kirche, lautet eine an Christus gerichtete Fürbitte: „Du hast uns Anteil an deinem Priestertum gegeben. Hilf uns, das Opfer des Lobes darzubringen.“ 6 Wie die Feier der Eucharistie gründet die Liturgia Horarum, die der Heiligung des Tages dient, im Priestertum Christi. Am Priestertum Christi erhalten wir Anteil durch das Sakrament der Taufe. Die Gemeinschaft der Getauftem nennt der 1. Petrusbrief eine heilige und königliche Priesterschaft, deren Aufgabe es ist, Gottes Wohltaten zu verkünden und durch Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen (1 Petr 2,5.9). Die Teilhabe am Priestertum Christi erfordert von der Gemeinde die geistliche Haltung tätiger Teilnahme, wenn sie sich zur Feier der Liturgie versammelt. Die tätige Teilnahme an der Liturgie der Kirche hat man das Formalprinzip der Liturgiereform genannt. Die Gläubigen sollen der Feier der Eucharistie „nicht wie Außenstehende und stumme Zuschauer beiwohnen; sie sollen vielmehr durch die Riten und Gebete dieses Mysterium wohl verstehen lernen und so die heilige Handlung bewusst, fromm und tätig mitfeiern“ 7 . Für die Liturgia Horarum wünschten die Konzilsväter, dass sie ein Gebet der ganzen Kirche werde und nicht nur ein Offizium von Klerikern und Religiosen ist. 8 Entscheidend für die tätige Teilnahme ist der innere und bewusste Mitvollzug der heiligen Handlung, nicht die äußere Aktivität. Damit soll nicht die Bedeutung der liturgischen Laiendienste (z.B. Messdiener, Lektor, Kantor etc.) geschmälert werden, die nach dem Konzil eingeführt wurden. Aber die tätige Teilnahme an der Liturgie ist nicht von der Übernahme eines einzelnen liturgischen Dienstes abhängig. In der Liturgie der Kirche, besonders in der Feier der Eucharistie, „vollzieht sich das Werk unserer Erlösung“. 9 Mitte der Liturgie ist das Paschamysterium Jesu Christi, das Mysterium seiner Passion, seinen Todes und seiner Auferstehung. 10 Jede liturgische Feier ist „als Werk Jesu Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist, in vorzüglichem Sinne eine heilige Handlung, deren Wirklichkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht“ 11 . Die Konzilsväter sprechen vom „Vollzug des Priesteramtes Christi“ in der Liturgie. In sinnenfälligen Zeichen wird darin „die Heiligung des Menschen bezeichnet und in je eigener Weise bewirkt“ 12 . Gegenüber dem Formalprinzip der bewussten und tätigen Teilnahme der Gläubigen kann man Paschamysterium Christi als Materialprinzip der Liturgiereform bezeichnen.

Das Stundengebet der Kirche, Dienstag der 1. Woche im Jahreskreis. SC 48. 8 Vgl. SC 87; 100. 9 SC 2. 10 Vgl. SC 5-6. 11 SC 7. 12 SC 7. 6 7

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Die Liturgie der Kirche ist Quelle (fons) und Höhepunkt (culmen) allen kirchlichen Tuns. 13 Besonders gilt dies vom Opfer der Eucharistie. 14 In der Feier der Eucharistie ist Christus, der erhöhte Herr, gegenwärtig in der versammelten Gemeinde, im Wort und im Sakrament und in der Person des Priesters, der die Eucharistie zusammen mit der Gemeinde darbringt. Die tätige Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie gründet im „gemeinsamen Priestertum“ (sacerdotium commune) 15 , das heißt ihr Taufpriestertum, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil gegenüber einer stark auf das Amtspriestertum zentrierten Sicht von Kirche und Liturgie wiederentdeckt wurde. Das Priestertum der geistlichen Amtsträger, das durch sakramentale Ordination übertragenen wird, unterscheidet sich vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen nicht nur dem Grade, sondern dem Wesen nach (non gradu tantum sed essenitam) 16 – eine Unterscheidung, die von den Kirchen der Reformation abgelehnt wird. Die Lehre vom gemeinsamen Priestertum besagt nicht, dass jeder Einzelne für sich genommen ein Priester sei, wie Martin Luther († 1546) meinte, sondern dass jeder kraft seiner Taufe dem einen priesterlichen Gottesvolkes des Neuen Bundes angehört. Allgemeines nach evangelischem und gemeinsames Priestertum nach katholischem Verständnis sind also nicht dasselbe. Das amtliche Priestertum begründet kein höheres Christsein der geistlichen Amtsträger. Dann wäre das Priestertum der geistlichen Amtsträger nur graduell vom gemeinsamen Priestertum der Gläubigen unterschieden. Das Priestertum der geistlichen Amtsträger steht vielmehr im Dienst am gemeinsamen Priestertum und damit der Auferbauung der Kirche. Nicht immer ist der Dienstcharakter des geistlichen Amtes in der Geschichte der Kirche deutlich genug zum Tragen gekommen. Es war deshalb ein wichtiger Schritt des Zweiten Vatikanischen Konzils, das geistliche Amt von seinem Dienstcharakter her zu verstehen. 17 So spricht das Konzil in der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ über die Kirche an entscheidender Stelle, wo es von dem aus gottlicher Einsetzung (divinitus institutum) stammenden Weiheamt handelt, vom ministerium ecclesiasticum, vom kirchlichen Dienstamt. 18 Das Taufpriestertum und das Priestertum des Dienstamtes lassen sich nicht verstehen ohne das Priestertum Christi, des einen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Auf das in der gegenwärtigen Theologie vielfach vernachlässigten Priestertums Christi will ich deshalb im nächsten Abschnitt eingehen.

Vgl. SC 10. 14 LG 11. 15 Vgl. LG 10; siehe auch die „Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester“ der Kongregation für die Glaubenslehre (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 129), Bonn 1997, 10 (DH 5050). 16 Vgl. LG 10. 17 Vgl. Wilhelm Breuning, Zum Verständnis des Priestertums vom „Dienen“ her, in: Lebendiges Zeugnis 1969, Heft 1, 24-40: 30. 18 LG 28. 13

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3. Jesus Christus, unser wahrer Priester Der Mittler zwischen Gott und den Menschen Jesus von Nazareth gehörte nicht dem Stamme Levi an. Er war kein Priester (i4erey1w; sacerdos), der im Heiligtum des Tempels seinen Dienst versah, sondern ein galiläischer Wanderprediger, den seine Jünger Rabbuni, Meister nannten. Doch wie konnte so in der Kirche Jesu Christi ein priesterliches Dienstamt entstehen? Der Exeget Knut Backhaus konnte zeigen, dass dies nicht ohne ein kultisches Verständnis des Kreuzestodes Jesu möglich war, wie wir es etwa bei Paulus, im vierten Evangelium, im Hebräerbrief und in der Offenbarung des Johannes finden. Zum Sinn des priesterlichen Dienstes gehört das interzessorische, heilsmittlerische Handeln. In diesem Sinne heißt es 1 Tim 2,5-6, dass nur Einer „Mittler zwischen Gott und den Menschen [ist]: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle“. Der Hebräerbrief drückt den gleichen Gedanken mit Hilfe seiner hohepriesterlichen Christologie aus. Einen anderen Priester (i4erey1w), der den Menschen zu Gott führt, als Christus, gibt es nicht (Hebr 8,6; 9,15; 12,24). 19 Der priesterliche Dienst Jesu Christi besteht in der Hingabe an den Vater (Hebr 7,27; 10,5ff) und der Hingabe für die Menschen (Mk 10,45; 14,24 u.ö.). Am Typus des Priestertums Israels stellt der Hebräerbrief das soteriologische Kultdrama des Hohenpriesters Jesus Christus dar. In Jesus Christus, seinem Leiden und seinem Sterben für die Sünde der Welt, sind Priestertum und Opfergabe identisch. Unstrittig ist, dass mit dem Priestertum Christi das bisherige kultische Priestertum an sein Ende gekommen ist. Mit Christus, der nicht, wie die Priester im Tempel, irgendeine Opfermaterie (Sache, Speisen, Tiere) darbringt, sondern sich selbst in der „Totalität seiner Existenz“ 20 , sieht der Hebräerbrief das Ende des bisherigen Kultpriestertums gekommen. In Christus hat die Idee der Vertretung einen ganz neuen Sinn gewonnen. Den Menschen vertritt nicht mehr ein materielles Opfer oder das Blut eines Opfertieres, sondern der menschgewordene Sohn Gottes, der in seinem Lebensopfer am Kreuz sein proexistentes Leben ratifizierte. Der mitfühlende Hohepriester Christus, der ein für alle Mal das Allerheiligste durchschritten hat, öffnet in seinem proexistenten Leben und Sterben den Menschen den endgültigen, immerwährenden Zugang zu Gott (Hebr 5,1-10; 7; 8,1-6). 21 Da sich das Priestertum Christi in seinem stellvertretenden Leiden und Sterben vollendet, besteht eine innere Verbindung zu seinem Hirtendienst. Denn der wahre Priester Jesu Christi ist der „gute Hirte“, der sein Leben gibt für seine Schafe (Joh 10,11). Hirtendienst ist mehr als Leitungsdienst, der mit dem Königsamt Christi verbunden ist. In der Proexistenz des Lebens und Sterbens Christi gehören Hirtendienst und Priestertum untrennbar zusammen. Der priesterliche Hirtendienst ist das Zentrum der Proexistenz Jesu, zu der ebenso die Verkündigung und sein heilendes und aufhelfendes Handeln gehören. Seine Verkündigung, 19 Zur hohepriesterlichen Christologie des Hebräerbriefes vgl. Knut Backhaus, Der Hebräerbrief (Regensburger Neues Testament), Regensburg 2009, 177-354. 20 Joseph Ratzinger, Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes (1967), in: ders., Künder des Wortes und Diener eurer Freude (JRGS 12), Freiburg-Basel-Wien 2010, 353. 21 Vgl. Knut Backhaus, Priester/Priestertum II. Biblisch: 3. Neues Testament, in: LThK 8 (31999) 563564: 563.

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sein Handeln, ja sein ganzes Leben hat Jesus unter das Stichwort des Dienens gestellt. In Mk 10,45 sagt Jesus vom Menschensohn, dieser sei nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (Mk 10,45). An anderer Stelle (Lk 22,27) erklärt Jesus seinen Jüngern, er sei unter ihnen wie einer, der dient

Statt von Proexistenz Jesu können wir daher auch von seiner Lebensdiakonie sprechen. Dienen, bezeichnet im Neuen Testament zunächst die Sendung Christi als Diener bzw. als Knecht und Sklave (Mt 10,25 par; 12, 18; Apg 4,30; Phil 2,6-11). Seine Jünger hat Jesus in die Nachfolge seines Dienens gerufen, eine Nachfolge, die verlangt, nicht der Erste sein zu wollen, sondern Christus in seinem selbstlosen Dienst an den Menschen gleichförmig zu werden (Mk 9,35). Besonders sinnenfällig kommt die Lebensdiakonie Jesu in der Fußwaschung beim Abschiedsmahl mit seinen Jüngern zum Ausdruck (Joh 13,1-20). Die Zeichenhandlung der Fußwaschung verdeutlicht nicht nur den Sinn des Sterbens Christi. Sie ist zugleich ein sprechendes Zeichen für das den Jungern gegebene mandatum novum der Nächstenliebe (Joh 13,34). Traditionell diente in der Theologie das Priestertum Christi zur Begründung des Amtspriestertums. Das Priestertum Christi, so der heilige Thomas von Aquin († 1274), ist der „Quell jeden Priestertums“ (fons totius sacerdotii). 22 Mag die exklusive Begründung des Priesteramts ausgehend von der Vollmacht (potestas) zur Darbringung der Eucharistie, wie wir sie bei Thomas von Aquin finden, heute auch nicht mehr überzeugen, ist das priesterliche Dienstamt doch auf die Feier der Eucharistie als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11) hingeordnet. Obschon das Zweite Vatikanische Konzil an verschiedenen Stellen auf das Priestertum Christi zurückgreift 23 , spielte es in der katholischen Dogmatik nach dem Konzil nur eine untergeordnete Rolle – sowohl soteriologisch als auch amtstheologisch. Währned Karl Rahner etwa das Amtspriestertum der Kirche in einem Beitrag von 1942 noch ganz selbstverständlich im Hohepriestertum Christi begründete, insbesondere das ministerielle Priestertum des christlichen Kultes 24 , verstand er den Priester nach dem Konzil vor allem als „Verkünder des Evangeliums in Sendung und im Namen der Kirche“ sowie als Leiter der christlichen Gemeinde, ohne dabei auf das Priestertum Christi zurückzugreifen. 25 Das Priestertum der geistlichen Amtsträger ist aber ohne das Priestertum Christi ebenso wenig zu verstehen wie ohne das neue Pascha, das Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern gestiftet hat.

22 Thomas von Aquin, STh III, q.22, a.4c: „Christus est autem fons totius sacerdotii; nam sacerdos legalis erat figura ipsius; sacerdos autem novae legis in persona ipsius operatur.“ Vgl. Thomas Marschler, Das Hohepriestertum Jesu Christi nach dem hl. Thomas von Aquin, in: Doctor Angelicus 3 (2003) 143-163: 143. 23 Vgl. SC 7; 83; LG 28; PO 5; 7. 24 Karl Rahner, Priesterliche Existenz, in: Schriften zur Theologie 3, Einsiedeln 61964, 285-312: 288-301. 25 Vgl. Karl Rahner, Theologischer Ansatzpunkt für die Bestimmung des Wesens des Amtspriestertums [1969], in: Schriften zur Theologie 9, Einsiedeln 1970, 366-394: 370; ders., Zum Selbstverständnis des Amtspriesters [1969], in: Schriften zur Theologie 10, Einsiedeln 1972, 448-466.

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4. Mein Leib für euch gegeben Die Gabe der Eucharistie Von Beginn an waren sich die Christen der zentralen Bedeutung der Eucharistie für ihr Leben bewusst. Nach Ignatius von Antiochien († 110/117) sind die Christen jene, die „sonntäglich leben“ (iuxta dominicum viventes), indem sie Eucharistie feiern. Die sonntägliche Feier der Eucharistie hat ihren Ursprung im Abschiedsmahl, dass Jesus mit seinen Jüngern vor seinem Sterben feierte. 26 Schon früh hat sich für die Feier, die im Neuen Testament als „Brechen des Brotes“ (Apg 2,42.46; 20,7.11) oder „Herrenmahl“ (1 Kor 11,20) bezeichnet wird, der Begriff eucharistia durchgesetzt. Eucharistia bedeutet Danksagung. Doch worin besteht dann der Charakter der Eucharistie als Opfer? Das kultische Opfer war religionsgeschichtlich zunächst das Opfer einer gegenständlichen Gabe für die Götter (do ut des; do quia dedisti), konnte aber schon in der späteren Religionsgeschichte Israels auch im reflexiven Sinne als Selbsthingabe verstanden werden, stellvertretend vollzogen durch das geschlachtete Opfertier des kultischen Sühnerituals des Yom Kippur. „Es gibt keine Religion ohne O p f e r“ 27 meinte der Begründer der Mysterientheologie, Odo Casel († 1948). Bei aller Differenz im Verständnis des Opfers gelte dies auch für das Christentum. In der Tat steht und fällt die christliche Religion mit dem Ofertod Jesu Christi am Kreuz und seinem Gedächtnis in der Feier der Eucharistie. Jesus hat die Eucharistie eingesetzt, damit das Opfer des Kreuzes nicht in der Vergangenheit eingeschlossen bleibt, sondern im Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung fortdauert. 28 Beim Opfer der Eucharistie handelt es sich nicht um ein Opfer, das in Konkurrenz zum einzigartigen Opfer Christi am Kreuz tritt. Die Eucharistie ist aber „kein neues Opfer, kein ‚natürliches‘ Opfer, sondern das Mysterium des Kreuzesopfers und in so fern wahres und eigentliches Opfer.“ 29 Die Eucharistie auch nicht die Wiederholung des Opfers Christi, sondern seine Gegenwart im Zeichen des Sakraments. Auch wenn Casel seinen Opferbegriff zu wenig biblisch begründet und entfaltet hat, gelang es ihm doch zu zeigen, dass die Kirche Gott nur danksagend darbringen kann, was sie selbst empfangen hat, nämlich „das heilige Brot des ewigen Lebens“ (panem sanctum vitae aeternae) und den „Kelch des immerwährenden Heils“ (calicem salutis perpetuae), wie dies nach den Konsekrationsworten im memores offerimus des römischen Kanons treffend zum Ausdruck kommt. Da das Kreuzesopfer Christi alle Kultopfer in sich aufgehoben hat, kann das „Opfermysterium der M e s s e“ 30 nur ein Opfer sui generis sein. Die Eucharistie ist kein eigenständiges Opfer neben dem Kreuzesopfer, es lässt sich aber auch nicht auf ein Lob- und Dankopfer reduzieren. Zur Eucharistie gehört nicht nur das Gebet der Danksagung, sondern

26 Vgl. Helmut Hoping, Mein Leib für euch gegeben. Geschichte und Theologie der Eucharistie, Freiburg-Basel-Wien 2011. 27 Odo Casel, Das christliche Kultmysterium, Regensburg 1960, 37. 28 Vgl. SC 47. 29 Odo Casel, Das Mysteriengedächtnis der Meßliturgie im Licht der Tradition, in: Jahrbuch für Liturgiewissenschaft 6 (1926) 113-204: 198. 30 Casel, Das christliche Kultmysterium 41.

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auch die Darbringung. Die Eucharistie ist eine Darbringung in der Form der Danksagung und der Anamnese. Eucharistie ist danksagende Darbringung. Das eine Opfer, welches im Gedächtnis und in der Darbringung der Eucharistie zeichenhaft vergegenwärtigt wird (memores – offerimus) 31 , ist das Opfer Christi, der für uns sein Leben gegeben hat. Die Eucharistie ist die Gabe seines für uns dahingegebenen Lebens, das uns der erhöhte Herr mit seinem Leib und seinem Blut schenkt. Das Konzil von Trient spricht vom Opfer der Eucharistie. 32 Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Opfercharakter der Eucharistie bestatigt 33 Wie die Darbringungsgebete und -gesten des Messbuchs Pauls VI. zeigen 34 , hat die erneuerte Messliturgie den Gedanken des eucharistischen Opfers auch keineswegs aufgegeben 35 , mag er auch, vor allem im Messbuch für den deutschen Sprachraum, deutlich abgeschwächt worden sein. Die Darbringung der Eucharistie setzt Gottes Gabe an uns voraus, die Gabe seiner Liebe, wie sie uns mit dem Leben Jesu Christi geschenkt wurde. In seiner „Summa theologiae“ nennt der hl. Thomas von Aquin die Eucharistie deshalb sacramentum caritatis, Sakrament der Liebe. 36 Liebe ist im Neuen Testament der zentrale Name Gottes. Durch ihn erhielt der Gottesname, der Mose geoffenbart wurde, seine entscheidende Bestimmung. Im 1. Johannesbrief heißt es „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (1 Joh 4,16). Papst Benedikt XVI. hat diesen Vers an den Anfang seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas est“ (2005) gestellt. 37 „Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen“ (1 Joh 4,16) lesen wir im selben Vers bei Johannes. Darin sieht Benedikt XVI. den „Grundentscheid“ 38 unseres Lebens als Christen ausgedrückt. Die Liebe Gottes aber „wurde unter uns dadurch offenbart, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.“ (1 Joh 4,9) Jesus ist die fleischgewordene Liebe Gottes. „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat.“ (1 Joh 3,16). Im Sakrament der Eucharistie zeigt uns Jesus „die Wahrheit der Liebe, die das Wesen Gottes selbst ist“ 39 . In der Eucharistie schenkt uns Christus nicht etwas, sondern sich selbst, sein für uns dahingegebenes Leben. Die Eucharistie ist die Gabe dieses Lebens, das uns der erhöhte 31 Vgl. Josef A. Jungmann, Liturgisches Erbe und pastorale Gegenwart, Innsbruck 1960, 502-526: 518f. 32 Vgl. DH 1738-1760. 33 Vgl. SC 47-48. 34 Vgl. Missale Romanum. Editio typica tertia, Città del Vaticano 2002. 35 Vgl. zur neueren Diskussion: Martin Stuflesser, Memoria Passionis. Das Verhältnis von lex orandi und lex credendi am Beispiel des Opferbegriffs in den Eucharistischen Hochgebeten nach dem II. Vatikanischen Konzil, Altenberge 22000; Thomas Witt, Reprasentatio Sacrifici. Das eucharistische Opfer in den Gebeten und Riten des Missale Romanum 1970. Untersuchungen zur darstellenden Funktion der Liturgie, Paderborn 2002. 36 Thomas von Aquin, STh III, q.73, a.3. 37 Benedikt XVI., Gott ist die Liebe. Die Enzyklika „Deus caritas est“. Vollständige Ausgabe. Ökumenisch kommentiert von Bischof Wolfgang Huber, Metropolit Augoustinos Labardakis und Karl Kardinal Lehmann, Freiburg-Basel-Wien 2006. 38 Benedikt XVI., Deus caritas est Nr. 1. 39 Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben „Sacramentum caritatis“ vom 22. Februar 2007 (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 177), Nr.2.

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Herr mit seinem Leib und seinem Blut im Zeichen des Sakraments schenkt. Wir könnten auch sagen, das die Eucharistie die sakramentale Verleiblichung der Liebe Gottes darstellt. Der Sinn der Eucharistie ist also nicht eine Gottespräsenz überhaupt, sondern die Gegenwart Christi, des menschgewordenen Sohnes Gottes, in seiner Hingabe für uns. Hoc est enim corpus meum quod pro vobis tradetur. „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“, so spricht der Priester bei der Konsekration des Brotes. Damit hat das Messbuch Pauls VI. das Brotwort Hoc est enim corpus meum an entscheidender Stelle erweitert. Dies geschah zur Verdeutlichung des Charakters der Eucharistie als Gabe. 40 In der Tat handelt es sich beim Sprechen der Verba Testamenti nicht nur um einen identifizierenden Sprechakt (Das ist mein Leib ...), sondern zugleich um einen performativen Sprechakt (für euch gegeben). Die Verba Testamenti, darauf hatte schon Martin Luther hingewiesen, sind nicht nur Stiftungs- und Konsekrationsworte, sondern zugleich Distributionsworte und deshalb auf die Kommunion hingeordnet. 5. Handeln in der Vollmacht eines anderen Der eucharistische Dienst des Priesters und der Gemeinde Das Priestertum der geistlichen Amtsträger, das durch sakramentale Ordination übertragenen wird, unterscheidet sich vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen nicht nur dem Grade, sondern dem Wesen nach (non gradu tantum sed essenitam) vom gemeinsamen Priestertum (LG 10). Das amtliche Priestertum begründet kein höheres Christsein der geistlichen Amtsträger, denn dann wäre das Priestertum der geistlichen Amtsträger graduell vom gemeinsamen Priestertum der Gläubigen unterschieden. Es steht vielmehr im Dienst am gemeinsamen Priestertum und damit der Auferbauung der Kirche. Nicht immer ist der Dienstcharakter des geistlichen Amtes in der Geschichte der Kirche deutlich genug zum Tragen gekommen. Es war deshalb ein wichtiger Schritt des Zweiten Vatikanischen Konzils, das geistliche Amt von seinem Dienstcharakter her zu verstehen. 41 So spricht das Konzil in der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ über die Kirche an entscheidender Stelle, wo es von dem aus gottlicher Einsetzung (divinitus institutum) stammenden Weiheamt handelt, vom ministerium ecclesiasticum, vom kirchlichen Dienstamt. 42 Auch wenn das 2. Vatikanische Konzil das Priesteramt nicht mehr exkul- siv mit der Darbringung der Eucharistie begründet, so sieht es in der Eucharistie doch weiterhin „Mitte 40 Vgl. Joseph Ratzinger, Eucharistie – Communio – Solidarität: Christus gegenwärtig im Sakrament (2003), in: ders., Theologie der Liturgie (JRGS 11), Freiburg-Basel-Wien 2008, 425-442: 439f. – Damit die celebratio versus populum bei der Konsekration der Gaben von Brot und Wein zu begründen, wie dies Hansjürgen Verweyen tut, erscheint mir aber wenig überzeugend. Denn schon im traditionellen Kelchwort heißt es pro vobis et pro multis effundetur (für euch und für viele vergossen). Vgl. ders., Liturgie in den frühen Schriften Joseph Ratzingers, in: Ein hörendes Herz. Hinführung zur Theologie und Spiritualität von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. (RatzingerStudien V), Regensburg 2012, 74-89: 85-89. 41 Vgl. Wilhelm Breuning, Zum Verständnis des Priestertums vom „Dienen“ her, in: Lebendiges Zeugnis 1969, Heft 1, 24-40: 30. 42 LG 28.

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und Wurzel des ganzen priesterlichen Lebens“ (PO 14). Der Priester soll sich deshalb bemühen, täglich die Eucharistie zu feiern und er soll dabei wissen, dass Christus, unser ewiger Hohepriester, dabei der eigentliche Handelnde ist. Der Dienst des Priesters am Altar wäre falsch verstanden, wollte man seine Aufgabe darin sehen, den auferstandenen und zum Himmel erhöhten Herrn in Abwesenheit zu vertreten. In Wahrheit ist der erhöhte Herr in der Eucharistie unter uns gegenwärtig und kann durch niemanden ersetzt werden. Johannes Chrysostomus († 447) schreibt dazu: „Nicht der Mensch bewirkt, dass die Opfergaben Leib und Blut Christi werden, sondern Christus selbst, der für uns gekreuzigt worden ist. Der Priester, der Christus repräsentiert, spricht diese Worte aus, aber ihre Wirkkraft und Gnade kommen von Gott. Das ist mein Leib, sagt er. Dieses Wort verwandelt die Opfergaben“ 43 . Die Gabe der Eucharistie ist eine Gabe, die weder in der Verfügung des Priesters noch der Gemeinde steht. Zur rechten Feier der Eucharistie als Herrenmahl gehört daher die Wahrnehmung des Vorrangs der Selbstgabe Christi. Das Gebet der Eucharistia, das der Priester über Brot und Wein spricht, geht zurück auf die berakha, das Lob- und Dankgebet, das Jesus beim letzten Abendmahl über Brot und Wein gesprochen hat und in der er Gott, seinem Vater im Himmel, für die Gaben der Schöpfung dankt. In seiner Umformung der berakha hat Jesus Brot und Wein zu Zeichen seiner Lebenshingabe erhoben. Bei der Eucharistie vereinigen wir uns mit dem Dankgebet Jesu. Beim Offertorium danken wir für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit, die wir vor Gottes Angesicht tragen, damit er sie verwandle zu Leib und Blut seines Sohnes Jesus Christus. Im Eucharistiegebet heiligt der Priester die Gaben von Brot und Wein indem er auf sie den Segen des Gottesgeistes herabruft und die Verba Testamenti spricht. Ohne den Heiligen Geist wären die Worte, die der Priester über Brot und Wein spricht, leeres Gerede. In seinen „Katechesen“ erinnert Cyrill von Jerusalem († 396) daran, dass wir „den barmherzigen Gott anrufen, seinen Heiligen Geist auf die vor uns liegenden Opfergaben herabzusenden, damit er das Brot in den Leib Christi und den Wein in das Blut Christi verwandle. Was der Heilige Geist berührt, ist geheiligt und völlig verwandelt.“ 44 Das Wirken des Geistes und die Worte Christi bewirken die Wandlung der Gaben von Brot und Wein. 45 Das rituelle Geschehen von der Wandlungsepiklese bis zum „Mysterium fidei“ bildet die Kernhandlung der Eucharistie. Der Priester vertritt also nicht den in den Himmel entrückten Herrn, sondern handelt in persona Christi, als Ikone des wahren Hohepriesters. Wie uns die Zentralikone im Raum der göttlichen Liturgie den Auferstandenen zeigt, so soll der menschliche Priester den erhöhten Herrn präsent machen. Für die Identität und Spiritualität des Priesters ist daher seine Subordination unter Christus konstitutiv. Klaus Hemmerle († 1994) schreibt dazu: „In der Eucharistie ist Christus der ganz und gar für uns Hingegebene […] Doch auch dieses sein Geben, die Vollmacht, uns Gott zu geben, will er aus seiner Hand geben und uns anvertrauen, seinen Freunden anvertrauen, den Priestern. Tut ihr für die Kirche, tut ihr für die Gemeinde, was ich getan habe. Ich schenke mich euch, sodass ihr lebendige, fortdauernde Gebärde meines Schenkens seid. Handelt in meiner Person, handelt so, dass ich selber in euch handle […] Dann aber kann der Johannes Chrysostomus, De proditione Judae 1, 6. Cyrill von Alexandrien, Katechese XXIII, 7. 45 Vgl. KKK Nr. 1375. 43 44

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Priester nur Priester sein, wenn er zugleich im Innersten Christi wohnt, wenn er ganz und gar mit seinem Leben und seiner Liebe verbunden ist – und wenn er aus dieser Christusverbindung heraus der Entäußerte, der ganz klein und arm und einfach Gewordene ist. Wenn der Priester Ich sagt, muss er Du sagen zu Christus, weil Christus selber in ihm Ich sagen will.“ 46 Der eigentliche Priester und Mittler zwischen Gott und den Menschen ist nicht der Amtspriester, sondern Christus Jesus selbst in seiner Lebenshingabe für uns. Die geweihten Priester sind Mitwirkende an der Vereinigung der Menschen mit Gott, also mediatores secundum quid, Priester nur in einem gewissen Sinne, nämlich ministerialiter. 47 Priesterliche Existenz bedeutet, „sich selbst ohne Vorbehalt in die Hingabe Jesu Christi einschmelzen zu lassen; für den zum Priester Geweihten darüber hinaus, dies so am Altar wie im Alltag vorzuleben, dass es dem ganzen priesterlichen Volk Gottes Mut zum Nachvollzug der Pro-existenz, des Seins-für Christi macht“ 48 . Durch den Amtspriester wird das eucharistische Opfer der Kirche mit dem Opfer des einen Mittlers Christus Jesus verbunden (PO 2). Kraft ihres Taufpriestertums sind die Gläubigen an der Feier der Eucharistie auf ihre Weise beteiligt. In der Liturgie des Wortes realisieren sie ihr gemeinsames Priestertum im Dank und Lobpreis Gottes, bei den Lesungen und in den Fürbitten, bei der eucharistischen Liturgie durch das Dabringen der Gaben beim Offertorium, durch die ihnen zustehenden Teilen des eucharistischen Gebets und den gläubigen Empfang der Kommunion. Dabei muss deutlich werden, dass die Gemeinde die Liturgie nicht in eigner Vollmacht und Regie, sondern in der Vollmacht eines anderen feiert. Durch die Darbringung der Eucharistie sollen die Gläubigen lernen, sich selbst darzubringen (SC 48). Auch wenn die Darbrignung der Eucharistie durch den Priester und die Gemeinde zusammen erfolgt, sind es doch nur die geistlichen Amtsträger, die bei der Darbringung der Eucharistie in der Person des Hohepriesters Jesus Christus handeln, etwa bei der feierlichen Proklamation des Evangeliums oder beim Dienst am Altar. Nur der geweihte Priester bringt die Eucharistie in persona Christi Capitis dar. Der eucharistische Dienst des Priesters steht in der Vermittlung des einen Mittlers und darf diesen daher nicht dadurch verdrängen, dass er sich selbst in den Vordergrund spielt. Das Erschreckende beim Auftrag zur Darbringung der Eucharistie besteht für den Priester darin, dass er „mit dem Ich Christi sprechen darf. Priester werden und Priester sein ist immerfort ein Zugehen auf diese Identifikation.“ 49 Der Vollmacht des Priesters, die Einsetzungsworte zu sprechen, muss, will er diesen gerecht werden, ein Leben im Dienst am neuen Pascha Christi, das heißt seiner Hingabe, entsprechen. Durch das Sprechen der Verba Testamenti ist der Priester in einer unbedingten Weise beansprucht durch den obersten Hirten, der für uns sein Leben gegeben hat, mag man dies in der oft routenemäßigen Weise, die Verba Testamenti zu sprechen, auch nicht immer erkennen. Es sollte aber doch immer wieder zu spüren sein, dass der Priester ein Jünger Christi ist, der sich seinem Meister ganz verschrieben hat, als ein Hirt, der bereit ist, Christus in der Proexistenz seines Lebens folgen. 46 Klaus Hemmerle, in: Der Priester heute, der Ordensmann heute, hg. von W. Hagemann und H. Blaumeiser, Augsburg 1982, 60. 47 Vgl. Thomas von Aquin, STh III, q.26, a.1c. 48 Verweyen, Liturgie in den frühen Schriften Joseph Ratzingers 74. 49 Joseph Ratzinger, Bereitung zum priesterlichen Dienst (1989), in: Gesammelte Schriften Bd. 12, 432-450: 450.

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6. Liturgie und Schönheit Der Glanz der Wahrheit Gottes In der göttliche Liturgie des hl. Chrysostomus heißt es zu Beginn des eucharistischen Teils: „Alle irdischen Sorgen lasst uns ablegen, um den Allherscher zu empfangen.“ Nicht selten hört man den Einwand, die Feier der Eucharistie habe zuwenig mit dem Leben der Menschen zu tun. Natürlich soll unser privates und öffentliches Leben in der Eucharistie vorkommen, wie dies etwa in der erneuerten Form der römischen Messe bei den Fürbitten und der Homilie der Fall ist. Dass heißt aber nicht, dass wir alle unsere Sorgen und Nöten mitnehmen sollen, wenn wir die Schwelle des Profanen überschreiten, in den liturgischen Raum eintreten und uns zum Zeichen dieses rite de passage mit geweihtem Wasser bekreuzigen. Vielmehr geht es darum, sich von dem zu lösen, was uns in Beschlag nimmt. Es gehört gerade zum Wesen der Liturgie, das sie uns in eine Welt versetzt, in der über der Erde der Himmel aufgeht und die Schönheit der Wahrheit Gottes, wie sie im Mysterium erscheint, aufleuchtet. Hier den Vorwurf eines liturgischen Ästhetizismus zu erheben 50 , wird dem Charakter der Liturgie als sakramentale Manifestation göttlicher Offenbarung nicht gerecht. Von der Liturgiereform hatten sich nicht wenige eine Entsakralisierung der Liturgie erhofft; der Alltag sollte in die Liturgie hineingeholt werden. So meinte ein renommierter deutscher Pastoraltheologe kurz nach dem Konzil, dass unsere Eucharistie nicht sakral sein dürfe. 51 Doch es war ein Missverständnis zu meinen, mit Jesus Christus und der Kirche habe das Phänomen des Sakralen ein Ende gefunden. Denn Jesus Christus ist der Hohepriester, der das Allerheiligste für uns durchschritten hat, damit auch wir hineingehen können. Das Zweite Vatikanische Konzil nennt die Liturgie eine heilige Handlung im vorzüglichen Sinne (actio sacra praecellenter), da wir in der Liturgie dem ewigen Gott begegnen Die Eucharistie verbindet Himmel und Erde, so wie Christus Mittler ist zwischen Gott und Mensch (1 Tim 2,5f). Bevor der Priester die Epiklese mit der Bitte um die Wandlung der Gaben und die Einsetzungsworte spricht, vereinigen sich daher die Gläubigen im Sanctus mit dem Lobgesang der Engel und Heiligen. Wenn es richtig ist, dass in der Eucharistie der Himmel aufbricht, der sich über der Erde öffnet, dann sollte man dies der Feiergestalt der Eucharistie auch anmerken. Doch der Ruf nach Entsakralisierung der Liturgie, wie er nach dem Konzil erhoben wurde, hatte zum Teil fatale Folgen: ein Verlust des sakramentalen Denkens 52 , eine weit verbreitete Formlosigkeit und das Verblassen der eschatologischen Dimension der Liturgie. 53 Will die Liturgie der Kirche eine Zukunft haben, muss sie als 50 Vgl. Eberhard Schockenhoff, Erlöste Freiheit. Worauf es im Christentum ankommt, Freiburg-Basel-Wien 2012, 65. 51 Vgl. Norbert Greinacher, in: Der Seelsorger 36 (1966) 365. 52 Vgl. dazu kritisch Karl-Heinz Menke, Sakramentalität. Wesen und Wunde des Katholizismus, Regensburg 2012, 277-294. 53 Vgl. Marin Mosebach, Die Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind (erweiterte Neuausgabe), München 2007; ders., Der Ultramontane. Alle Wege führen nach Rom, Augsburg 2012, 3645. Auch wenn Mosebach mit seiner Fundamentalkritik am „Novus Ordo“ dem Messbuch Pauls VI. und seiner Rolle in der Liturgiereform nicht gerecht wird, bringt der Titel seines in zahlreiche Sprachen

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sakrales Geschehen in der Strenge ihrer Formgestalt erkennbar bleiben. Dazu bedarf es der Sakralität des Raumes, der Sprache, der Gewänder und der liturgischen Geräte, nicht zuletzt aber eines sacer minister, der sich in seiner Person zurücknimmt und nichts anderes im Sinn hat, als Christus, der als Hohepriester jeder Eucharistie unsichtbar vorsteht, sichtbar zu machen. 54 Die wahre ars celebrandi besteht darin, im Gefüge des liturgischen Ritus die Schönheit der Liturgie zur Geltung kommen zu lassen. Die Eucharistie ist der kostbarste Schatz, den die Kirche besitzt, aber ein kostbarer Schatz in zerbrechlichen Gefäßen und das Gefäß, das ihn enthält ist die Liturgie. 55 Eine auf Modernität getrimmte Liturgie zerstört auf Dauer ihren Charakter als sakraler Handlung. Viele Menschen haben keinen Zugang zur Schönheit der Eucharistie und der übrigen liturgischen Feiern der Kirche. Die Sehnsucht nach der Liturgie der Kirche neu zu wecken, muss daher unser pastorales und liturgisches Handeln bestimmen. Eine Neuevangelisierung, die nicht auf die eucharistische Mitte des gelebten Glaubens zielt, wird nicht nachhaltig sein. Denn Glaube ist mehr als Wissen. Mit der Verbesserung einer auf die Verkündigung ausgerichteten Glaubenskatechese ist es daher nicht getan. Wir brauchen Einübungen in den gelebten Glauben. Es gibt aber keine bessere Einführung in den gelebten Glauben als die Feier der Eucharistie. Denn die Eucharistie ist „der Inbegriff und die Summe unseres Glaubens“ 56 Eucharistie kann aber nur richtig feiern, wer die Symbolik und Pragmatik der gottesdienstlichen Sprache beherrscht. Nötig sind liturgische und mystagogische Katechesen der Eucharistie. 7. Weitergabe der Agape Gottes Die Einheit von Liturgie und Leben Die göttliche Liebe, die in der Eucharistie leibhaftig zu uns kommt, will in uns und durch uns weiterwirken. Eucharistie ist Teilhabe, Koinonia an der Liebe Gottes, die über die Feier der Eucharistie hinausweist. Man hat sich immer wieder gefragt, warum der vierte Evangelist, der die eucharistische Brotrede überliefert, nicht den Ablauf des letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern schildert, dafür aber von der Fußwaschung erzählt, die Jesus an seinen Jüngern im Rahmen seines Abschiedsmahles vollzieht (Joh 13). Das mandatum novum (Joh 13,34f), das Jesus seiner Kirche mit dem Zeichen der Fußwaschung hinterlassen hat, macht deutlich, dass wir im Sakrament der Eucharistie nicht nur Je- sus Christus empfangen, sondern hineingenommen werden „in die Dynamik seiner Hingabe“ 57 . übersetzten Bestsellers doch das Problem der nachkonziliaren Liturgieentwicklung doch treffend auf den Punkt. 54 Vgl. KKK Nr. 1348. Zur Kritik an der Liturgiereform von soziologischer Seite vgl. Alfred Lorenzer, Das Konzil der Buchhalter, Die Zerstörung der Sinnlichkeit, Frankfurt/Main1981; Kieran Flanagan, Sociology and Liturgy: Re-presentations of the Holy, London 1991; David Torevell, Losing the Sacred: Ritual, Modernit and Liturgical Reform, Edinburgh 2000. 55 Vgl. Christoph Kardinal Schönborn, Wovon wir leben können. Das Geheimnis der Eucharistie, hg. von H.Ph. Weber, Freiburg-Basel-Wien 2005, 14. 56 KKK Nr. 1327. 57 Benedikt XVI., Deus Caritas est Nr. 13.

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In der Umformung der berakha über Brot und Wein, die Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern vollzog, verdichtete sich die proexistente Haltung seines Lebens, seine ganze Lebensdiakonie, die er mit seinem Leiden und Sterben am Kreuz ratifiziert hat. In der Feier der Eucharistie schenkt sich uns der erhöhte Herr mit seiner Lebenshingabe in den Zeichen von Brot und Wein, mit der Diakonie seines Lebens. Die Eucharistie ist nicht nur das Sakrament der Liebe Gottes für uns, sie hat eine zutiefst diakonische Dimension. Die Eucharistie, die die Gemeinde zusammen mit dem Priester darbringt, ist die Gabe eines Lebens, das die Kraft hat zu verwandeln: die Gaben von Brot und Wein und uns selbst. In seinen „Confessiones“ beschreibt Augustinus die verwandelnde Kraft der eucharistischen Speise mit jenen berühmten Worten, die er Christus in den Mund legt: „Du wächst und wirst mich essen. Und nicht du wirst mich in dich verwandeln wie die Nahrung deines Leibes, sondern du wirst gewandelt werden in mich.“ 58 Der Leib und das Blut Christi werden uns geschenkt, damit wir selbst verwandelt werden. Die Eucharistie zielt daher auf den Gottesdienst im alltäglichen Leben, in dem sich die Bereitschaft bewähren soll zu empfangen, sich von Christus bestimmen zu lassen und sich die Haltung zu eigen zu machen, für andere da zu sein. 59 Die diakonische Dimension der Eucharistie hat Johannes Chrysostomus (†407) unübertroffen in seinem Kommentar zu Mt 25,40 zum Ausdruck gebracht. „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Dazu schreibt Chrysostomus: „Willst du den Leib des Herrn ehren? Vernachlässige ihn nicht, wenn er unbekleidet ist. Ehre ihn nicht hier im Heiligtum mit Seidenstoffen, um ihn dann draußen zu vernachlässigen, wo er Kälte und Nacktheit erleidet. Jener, der gesagt hat: ‚Dies ist mein Leib‘, ist der gleiche, der gesagt hat: ‚Ihr habt mich hungrig gesehen und mir nichts zu essen gegeben‘, und ‚Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan [...] Was nützt es, wenn der eucharistische Tisch überreich mit goldenen Kelchen bedeckt ist, während er Hunger leidet? Beginn damit, den Hungrigen zu sättigen, dann verziere den Altar mit dem, was übrig bleibt.“ 60 Wir haben also nicht nur den Tisch des Wortes Gottes und den Tisch des Altares zu bereiten, sondern auch den dritten Tisch für jene, die hungern und in Not sind, welcher Art auch immer. Die Diakonie folgt auf die Liturgie nicht wie der Montag auf den Sonntag, wie die Alltagskausalität des geschäftlichen Betriebs auf die Sonntagskausalität mit Gebet und Gottesdienst. Das alltägliche Brot und die Festfreude des Weins gehören in der Eucharistie wie in unserem Leben untrennbar zusammen. 61 In der Eucharistie werden sie für uns zum „Brot des Lebens“ und zum „Kelch des Heils“. Karl Rahner († 1984) hat von der Eucharistie als dem „Sakrament des Alltags“ gesprochen, nicht weil wir die Eucharistie alltäglich feiern, sondern weil wir darin den empfangen, der als der Gekreuzigte die Einsamkeit und Vergeblichkeit des Lebens, die mit dem Alltag vieler Menschen immer wieder verbunden 58 Augustinus, Confessiones VII, 10, 16. 59 Vgl. Jan-Heiner Tück, Gabe der Gegenwart. Theologie und Dichtung der Eucharistie bei Thomas von Aquin, Freiburg 2009, 364. 60 Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae 50, 34. 61 Vgl. Kardinal Schönborn, Wovon wir leben können. Das Geheimnis der Eucharistie, Freiburg-Basel-Wien 2005, 110f.

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sind, erfahren hat. In der Kommunion empfangen wir das „innerste Lebensgesetz des Alltags“ und gerade so kann der Alltag zur „Fortsetzung der Kommunion in der Realität des Lebens“ werden. 62 Die Eucharistie will unser Leben in einen Gottesdienst verwandeln, wie er Gott gefällt: „Angesichts des Erbarmens Gottes“, so der Apostel Paulus, „ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst“ (Röm 12,1). Zur Liturgie des Lebens gehört nicht nur die Gabe der Liebe, die uns in der Eucharistie geschenkt ist, sondern die Ganzhingabe der Person in unserem Leben. An anderer Stelle sagt Paulus: „Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes.“ (1 Kor 10,31). Die Verherrlichung Gottes in allem, was wir tun, ist Teil der „Heiligkeit des Lebens“ (sanctitas vitae), zu der alle Christen berufen sind und in der sich ihr gemeinsames Priestertum realisiert. Das Zweite Vatikanische Konzil spricht von der „allgemeinen Berufung zur Heiligkeit in der Kirche“ 63 Als Gläubigen sollen wir die Heiligkeit der Taufe „mit Gottes Gnade im Leben bewahren und zur vollen Entfaltung bringen“ 64 . Wir sollen so leben, „wie es sich für Heilige gehört“ (Eph 5,3). Die „erste Gabe“ Gottes an uns aber ist die Liebe. Die Liebe zu Gott und den Nächsten ist daher „das Siegel des wahren Jüngers Christi“ 65 – so die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils. Im Leben der Christen geht es darum, die Agape, die uns in der Eucharistie im sakramentalen Zeichen geschenkt wird, weiterzugeben. Mit dem Ite misse est entlässt uns die Feier der Eucharistie immer wieder neu in die Welt unseres Alltags. Die Eucharistie zielt auf die Wandlung derer, die sie empfangen, und ihres Lebens. So kann der Apostel Paulus das christliche Leben eine logikh2 latrei1a, einen geistigen Gottesdienst, nennen und uns ermahnen, sich als selbst als „lebendiges und heiliges Opfer“ dazubringen, als „geistiges Opfer“, das Gott gefällt. „Das ist der wahre und angemessene Gottesdienst“ (Röm 12,1). Das Leben will selbst Eucharistia, danksagende Darbringung werden und das heißt: Gabe. Darin besteht die Einheit von Liturgie und Leben.

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62 Karl Rahner, Eucharistie und alltägliches Leben, in: Schriften zur Theologie 7, Einsiedeln 1966, 204-220: 212.217. 63 Vgl. LG 39-42. 64 LG 40. 65 LG 42.

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