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"I.A.A. - Zehn Jahre Klassenkampf. Gedenkschrift zum zehnjährigen Bestehen der Internationalen Arbeiter-Assoziation –1921 - 1931" Dies ist der erste Teil unserer Serie über die IAA, die den Kapiteln der Schrift „I. A. A. – 10 Jahre Internationaler Klassenkampf“ entsprechen. Eine Gedenkschrift zum 10-jähringen Bestehen der Internationalen Arbeiter-Assoziation von 1921-1931, mit Berichten von Augustin Souchy, Rudolf Rocker, Alexander Schapiro, Albert Jensen, Arthur MüllerLehning, Pierre Besnard, Eusebio C. Carbo, Avelino Gonzalez Mallada, Armando Borghi, Gerhard H.W.: (d.i. Gerhard Wartenberg). Diese Schrift erschien 1932 in „Der Syndikalist“. Der Teil 1 beginnt mit dem Vorwort und dem 1. Kapitel von Augustin Souchy. Folgenummern siehe Heftende.

DIE KONTINENTAL-AMERIKANISCHE ARBEITER-ASSOZIATION Vom 11. bis 16. Mai 1929 fand in Buenos Aires der Gründungeskongress der Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation statt. Die Idee, eine Arbeiterorganisation zu bilden, die sich auf den gesamten amerikanischen Kontinent erstreckt, ist so alt wie die Arbeiterbewegung in Amerika. Zu allen Zeiten war es der Wunsch der Anarchisten, sich international zu vereinen, wobei sie es den Gruppierungen in jedem Lande überließen, sich die Organisationsformen zu schaffen, die den natürlichen Eigenarten des Landes entsprechen. Bereits im Jahre 1920 sprach sich der außerordentliche Kongress der FORA für die Bildung einer Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation aus. Der Föderalrat der FORA (Arbeiter-Föderation der Region Argentinien) setzte ein Sekretariat für internationale Verbindungen ein, das den Kongress von 1929 im Einverständnis mit der CGT (Allgemeiner Gewerkschaftsbund) Mexikos vorbereitete. Die CGT Mexikos hatte bereits im Jahre 1925 einen amerikanischen Arbeiterkongress aller freiheitlichrevolutionären Arbeiterorganisationen nach Panama einberufen, darauf versuchte die FORA einen Kongress nach Buenos Aires im Jahre 1927

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einzuberufen, doch beide Versuche scheiterten. Die Delegierten, die zu diesen beiden Zusammenkünften erschienen, waren nicht zahlreich genug, um eine Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation zu bilden. Der Kongress in Panama konnte nicht stattfinden, weil die Regierung dieses Landes den Delegierten keine Einreiseerlaubnis gab, und nach Buenos Aires konnten auf Grund finanzieller Schwierigkeiten nicht genügend Delegierte kommen. Eine Reise von Mittelamerika nach Südamerika ist so teuer wie eine Reise von Europa nach Amerika. Auf dem Kongress im Jahre 1929 waren folgende Organisationen vertreten: Federacion Obrera Regional Argentina (FORA) Centro Obrero Regional del Paraguay Federacion Local de la Paz, Bolivien Confederacion General de Trabajadores, Mexiko Comité pro Acción Sindical, Guatemala Aus Brasilien waren Gewerkschaften aus 7 Teilstaaten vertreten Federacion Obrera Regional, Uruguaya La Antorcha und Luz y Libertad, Bolivien Costa Rica war durch die Organisation “Hacia La Libertad”, Chile, das damals unter der Diktatur Ibanez lebte, war durch die aufgelöste IWW vertreten. Die Internationale Arbeiter Assoziation hatte ihren korrespondierenden Sekretär aus Berlin zum Kongress gesandt. Der Kongress nahm eine Prinzipienerklärung an, die sich im wesentlichen mit der Prinzipienerklärung der IAA deckt, jedoch den anders gearteten Verhältnissen Amerikas angepasst ist. Als soziale Organisation propagiert diese Prinzipienerklärung die staatenlose Gesellschaft, die ohne Autorität von unten nach oben aufgebaut sein soll. Sie verwirft alle Monopolrechte und das Besitzmonopol an Grund und Boden sowie Produktionsmitteln. Sie fordert einen freien Menschen in einer freien Gesellschaft. Als Kampfmittel anerkannte der Kongress die direkte Aktion in allen Formen, Streik, Sabotage, Boykott. Das Eingreifen des Staates bei Arbeitskonflikten wurde in jeder Form abgelehnt. Als Gegenwartsforderungen für die Arbeiterorganisationen wurden aufgestellt: Erkämpfung eines Einheitslohnes, Herabsetzung der Arbeitszeit in größtem Maße, Kampf gegen den Militarismus, Nichtanerkennung der künstlichen Staatsgrenzen, individuelle

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und kollektive Militärdienstverweigerung, revolutionärer Generalstreik mit allen Folgerungen gegen Kriegsausbruch. Ausübung der Solidarität mit allen Unterdrückten in allen Formen. Unterstützung aller kulturellen Bestrebungen, durch welche die politische Autorität und die wirtschaftlichen Privilegien geschwächt werden können. Hierbei dürfen jedoch nie die Endziele aus dem Auge verloren werden. Der Kongress nahm auch zu dem wichtigen Einwanderungsproblem Stellung. Die südamerikanischen Regierungen haben Jahre hindurch Propaganda für Einwanderung in ihre Länder gemacht. Dies geschah im Interesse der kapitalistischen Unternehmer, die durch die Anhäufung von Arbeitskräften die Löhne herabsetzen wollten. Der Kongress erließ an die Arbeiter aller Länder, besonders der alten Welt, einen Appell, in welchem er davor warnte, sich von Agenten der kapitalistischen Staaten anwerben zu lassen, denn in den meisten Fällen werden die Versprechungen, die den Arbeitern von den Agenten der Bourgeoisie gemacht werden, nicht eingehalten. Die Einwanderer sind im neuen Lande dem Elend ausgesetzt und gezwungen, ihre Arbeitskraft für jeden Preis zu verkaufen, zu ihrem eigenen Schaden und zum Schaden der organisierten Arbeiter des Landes. Der Kongress beschloss daher die Organisierung eines Vermittlungsdienstes. Die wanderungslustigen Arbeiter sollten sich vor ihrer Auswanderung erst mit den Arbeiterorganisationen ihres Landes in Verbindung setzen, damit diese durch Verbindung mit den Arbeiterorganisationen des Einwanderungslandes die Arbeitsmöglichkeiten und die Aussichten für die Einwanderung prüfen. Dadurch soll erreicht werden, dass die Einwanderer vor Enttäuschungen bewahrt bleiben. Der Kongress nahm dann auch noch zur Landarbeiterfrage Stellung. Da dieses Problem gerade in Amerika von großer Bedeutung ist, beschloss der Kongress, in den verschiedenen Ländern Südamerikas Erhebungen über die Lage der Landproletarier und über die Möglichkeiten einer Lösung der sozialen Frage auf dem Lande anzustellen. Der Kongress sah ein, dass es für die verschieden gelagerten Verhältnisse in den einzelnen Ländern keine Universallösung gebe, sondern dass in jedem Lande andere Möglichkeiten für den freien Sozialismus vorhanden sind. Die Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation erwählte ein Sekretariat, mit dem Sitz in Buenos Aires. Diese Sekretariat gab eine Revue in großem Format von 16 bis 24 Seiten heraus, die anfänglich gratis verteilt

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wurde. Später wurde ein Exemplar zum billigen Preis von 10 argentinischen Centavos abgeben. Nach Sturz der Regierung Irigoyen durch den Diktator Uriburu wurde auch in Argentinien die revolutionäre Arbeiterbewegung verfolgt. Das Sekretariat der Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation musste seinen Sitz nach Montevideo in Uruguay verlegen. Dort hatte es unter schwierigen materiellen Verhältnissen zu leiden, da die uruguayanische Sektion der IAA auf nur schwachen Füßen steht. Nach dem Fall der Diktatur in Argentinien konnte das Sekretariat der Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation wieder nach Buenos Aires zurück. Seit September 1932 kann die Revue „La Continental Obrera“ wieder monatlich erscheinen und ihre Propaganda stärker entfalten. Die Kontinental-Amerikanischen Arbeiter-Assoziation ist der IAA angeschlossen und fasst alle freiheitlich-revolutionären Organisationen Lateinamerikas zusammen. Da die IAA nicht in der Lage ist, von Europa aus die Verbindung mit den vielen Ländern Amerikas so zu pflegen, wie es wünschenswert wäre, wurde die Aufgabe von der KAAA übernommen. Mit der Industrial Workers of the World in Nordamerika konnte es bisher zu keiner Vereinigung kommen. In letzter Zeit haben sich jedoch deutliche Annäherungsversuche von beiden Seiten gezeigt, und man kann damit rechnen, dass in absehbarer Zeit auch mit der IWW eine Vereinigung zustande kommen wird. Die solidarische Zusammenarbeit aller Arbeiterorganisationen im angelsächsischen und lateinischen Amerika ist die Voraussetzung für den Sieg der proletarischen, freiheitlichen Ideen über jede Herrschaft und Ausbeutung in der neuen Welt.

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Originaltext : I.A.A. - 10 Jahre internationaler Klassenkampf. Gedenkschrift zum zehnjährigen Bestehen der Internationalen Arbeiter-Assoziation von 19211931. Berichte von Augustin Souchy, Rudolf Rocker, Alexander Schapiro, Albert Jensen, Arthur Müller-Lehning, Pierre Besnard, Eusebio C. Carbo, Avelino Gonzalez Mallada, Armando Borghi, Gerhard H.W.: (d.i. Gerhard Wartenberg, 53 S., Verlag „Der Syndikalist“ – Berlin-Wilmersdorf, 1932. Textvorlage als Reprint--Ausgabe MaD-Verlag 1972 Diese Broschüre wurde in 11 Teile (= Kapitel) aufgeteilt: Die Hefte 390 – 400 der Anarchosyndikalistische Flugschriftenreihe – im Internet zu finden auf http://klassenkampf.uuuq.com/asf.htm --- Alle Fotos sind nicht in der Broschüre und wurden von syndikalismus.tk und ASF hinzugefügt. Neue Rechtschreibung von ASF Quelle: http://syndikalismus.wordpress.com/2011/06/07/geschichte-der-iaa-teil-10/

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„Uns aus dem Elend zu erlösen, können Wir nur selbst tun!“ Dieser unmissverständliche Satz aus der „Internationalen“ ist die Richtschnur der Arbeit von www.anarchosyndikalismus.de.vu & http://syndikalismus.wordpress.com Wir informieren und berichten auf unseren Webseiten aus einem anarchosyndikalistischen Selbstverständnis heraus über alles von Interesse, um dazu beizutragen uns aus dem Elend zu erlösen. Als Arbeiter~innen, Prekäre und Erwerbslose begegnen wir täglich Ungerechtigkeiten und Elend in vielfältigen Formen und Facetten. Sei es der Kapitalismus, die Herrschaft, der Staat, das Militär, die Religion, der Nationalismus, Rassismus und Sexismus – dies alles hindert uns an einem selbstbestimmten und würdevollen Leben. Neben der aktuellen Berichterstattung und eigenen Veröffentlichungen wollen wir möglichst umfassend über die aktuelle anarchosyndikalistische und revolutionär-syndikalistische Bewegung rund um den Globus informieren, sowie ihre Traditionen und Geschichten darstellen. Dabei grenzen wir uns von dogmatischen Positionen ebenso ab, wie von denjenigen Libertären, die den Anarchismus als Modeerscheinung behandeln und die Notwendigkeit des Klassenkampfes verleugnen. Wenn durch unsere Webseiten Menschen mit den praktischen Vorstellungen und Ideen des Anarchosyndikalismus in Berührung kommen und sich mit ihm als Alternative zur bestehenden ungerechten kapitalistischen Gesellschaft befassen, ist das Ziel dieser Webseite erreicht. Alles andere wird und kann nur die Praxis im Klassenkampf erbringen, bis zur Vollendung der weltweiten Sozialen Revolution.

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