Die Jugend heute haben wir sie verdient?

Die Jugend heute – haben wir sie verdient? Peter Pelz (RC Daun-Eifel, Distrikt 1810 - Mitglied des Berufsdienst Ausschuss) Vortrag vor dem Berufsdiens...
Author: Barbara Seidel
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Die Jugend heute – haben wir sie verdient? Peter Pelz (RC Daun-Eifel, Distrikt 1810 - Mitglied des Berufsdienst Ausschuss) Vortrag vor dem Berufsdienstforum in Hürth am 17.Mai 2008

Verehrte rotarische Freundinnen und Freunde, Jugend ist Zukunft. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber in Zeiten des dramatischen demografischen Wandels werden wir uns dessen immer stärker bewusst. Wir Erwachsene schaffen –verantwortungsbewusst oder verantwortungslos - die Rahmenbedingungen für die Welt, in der unsere Jugend aufwächst. Heute will ich Ihnen berichten,wie junge Leute diese Welt erfahren und wie sie sie beurteilen. Jugendschelte

„Faul, unmotiviert und egoistisch“: Das sind oft gehörte Vorurteile der älteren Generationen über die jeweils aktuelle "Jugend von heute". Die Geschichte lehrt: Immer wieder kompensiert die ältere Generation ihre eigenen Defizite damit, dass sie der jüngeren Generation Versagen vorwirft. Das war schon immer so. Und das wird sich wohl auch nie ändern. Immer wieder heißt es „Früher war alles besser". Es scheint zu den unvermeidlichen Zeitläuften zu gehören, dass im JahrzehntRhythmus die jeweils junge Generation von den in Ehren gereiften Erwachsenen attestiert bekommt, dass sie nichts tauge: Das war so bei den 50er Rock'n-Roll-Rebellen, bei den 60er Polit-Revoluzzern, bei den 70er Nullbock-Faulenzern, bei den 80erSpaßgesellschaftern und bei den 90er-Generation-Golf-Karrieristen.

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität“, beschwerte sich schon Sokrates (um 470 v. Christus). Viel scheint sich seit der Antike nicht geändert zu haben. Seit 2 ½ Tausend Jahren sind solche Klagen dokumentiert. Währen sie wahr, säßen wir alle heute nicht hier in Hürth, sondern auf Bäumen im Urwald. Aktuell ist gerade die „Generation Doof" dran, um für das „Früher war alles besser"-Szenario herzuhalten.

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Dieses Buch mit dem Titel (Generation Doof) macht derzeit auf Bestsellerlisten und in Talkshows Furore. Es untermauert die These, Jugendlichen fehle anno 2008 jegliche Allgemeinbildung. Stattdessen sei man stolz darauf, doof zu sein. Ich halte diese - durchaus populäre - Auffassung für ein ziemlich dämliches Vorurteil. Man klebte mal wieder ein Etikett an eine kleine Teilgruppe Jugendlicher und unterstellt, diese Teilgruppe sei symptomatisch für die ganze Jugend. So etwas, meine Damen und Herren, funktioniert nicht, weil die junge Generation, was eigentlich auch selbstverständlich ist, noch nie eine homogene Gruppe war. „Die Jugendlichen von heute sind nicht doof, sie wissen nur anderes als frühere Generationen. Faktenwissen ist dabei weniger gefragt, wichtiger wird die Technik der Wissensaneignung. Wenn wir es nicht schaffen, der jungen Generation beizubringen, wie man mit der gigantischen Fülle an verfügbaren Information- und Unterhaltungsoptionen in Zeiten des Internet umgeht, wenn wir es nicht schaffen, den informationskompetenten Schüler zu bilden, der neben der traditionellen Lese- und Schreibkompetenz auch Medienkompetenz besitzt, dann droht irgendwann tatsächlich eine Verblödung, dann droht die “Google Generation”. Der Maßstab von Bildung können dabei freilich nicht mehr der Humboldtsche Bildungskanon und die Verästelungen der deutschen Orthografie sein - auch wenn es manchem schwerfällt, sich davon zu verabschieden. Es geht darum, ein Fundament von Werten und Kenntnissen zu schaffen; das es erlaubt; mit dem weltweit verfügbaren Faktenwissen sinnvoll umzugehen. Dass man dabei all die Fakten selbst nicht mehr im Kopf haben muss, wenn man zu jedem beliebigen Zeitpunkt an jeder beliebigen Stelle online darauf zurückgreifen kann – z.B. Blackberry - , mag man bedauerlich finden - aufzuhalten ist es nicht. Betrüblicherweise lebt unser Schulwesen immer noch im letzten Jahrhundert. Die Lehrpläne sind unverändert vollgestopft mit Faktenwissen, das die Schüler sich mühsam ins Hirn prügeln müssen, um es nach erfolgtem Abruf bei der nächsten Prüfung schnellstmöglich wieder zu vergessen. Was für eine Ressourcen-Verschwendung! Da wäre nach einer Entrümpelung Platz satt für eine Werte-Erziehung, für das „Lernen lernen", für das Herausarbeiten dessen, was man auf Neudeutsch »Basics" nennt.

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Aber dafür müsste die Generation der Schulpolitiker - auch vieler Lehrer auch nur einen Funken jener Flexibilität aufweisen, die zu den selbstverständlichen Qualitäten der angeblichen „Generation Doof" gehört. Das wäre bei den schulpolitischen Betonköpfen in Deutschland freilich mal was ganz Neues. Und glauben Sie mir, nach 24 Jahren in der Leitung eines Traditionsgymnasiums mit Eliteanspruch weiß ich, wovon ich rede. Die jetzt wieder geführte Debatte um Sinn oder Unsinn der Einheitsschule, der Ruf nach mehr Ganztagsschulen, kleineren Klassen und mehr Geld wäre Schnee von gestern, wenn wir nur messbare Ergebnisse zur Kenntnis nähmen. Aktuelle Studien zeigen, dass es auf all das Systemgeplänkel gar nicht ankommt. Stattdessen steht und fällt der Schulerfolg mit der Qualität der Lehrer. Man kann vorzüglichen oder dilettantischen Unterricht in jeder beliebigen Schulform halten. Wenn ein Lehrer nicht erkennt, was seine Schüler brauchen, wird sein Unterricht auch dann nicht besser, wenn sich die Schulform ändert. Wenn der Unterricht gelingen soll, dann sind Eignung, Ausbildung und Engagement der Lehrer entscheidend. Was so unterschiedliche Länder wie Singapur und Finnland, die in den PisaStudien gut abschnitten, gemeinsam haben, ist: Nur die Besten eines Jahrgangs dürfen sich dort für den Lehrberuf qualifizieren. Es ist so: Der Erfolg von Schule hängt davon ab, wer Lehrer wird: die Besten oder eher die Schwachen - also solche, die in anderen Berufen chancenlos wären. Eine solch strenge Auswahl gibt es aber bis heute bei uns nicht. Betriebe der Staat bei den Lehramtsanwärtern eine ähnliche strenge Auslese wie die Lufthansa bei ihren Pilotenschülern, dann könnte sich was tun in unserer Schullandschaft. Das würde auch das Ansehens der Lehrerinnen und Lehrern steigern und unsere Gesellschaft wäre glaubwürdiger, wenn sie von der Jugend als unserer wichtigsten Recource redet. Verzeihen Sie mir bitte diesen kurzen Exkurs zur Bildungspolitik, aber Bildung muss Thema sein, wenn wir über Jugend heute sprechen. Dazu gleich mehr. Die meisten von Ihnen, verehrte rotarische Freundinnen und Freunde, wissen es, auch die Jugend heute ist mal wieder anders, als sie von manchen Älteren wahrgenommen wird. Auch die Jugend heute nicht. Seit 54 Jahren beauftragt die deutsche Shell unabhängige Forscherteams mit Studien zur Situation der Jugend in Deutschland.

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Auch 2006 befragten Sozialwissenschaftlern im Auftrag der Shell 2.532 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren zu ihrer Lebenssituation, ihren Glaubens- und Wertvorstellungen und ihrer Einstellung zur Politik. Einschätzungen, Stimmungen und Erwartungen von Jugendlichen wurden dabei dokumentiert. Diese 15. Shell Jugendstudie widmet sich zudem erstmalig dem ThemenSchwerpunkt "Jung und Alt": Wie sieht sich die junge Generation mit all ihren Erwartungen an die eigene Zukunft in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft? Ein erstes Ergebnis vorweg: Die Jugend sieht sich hier zunehmend größeren Herausforderungen ausgesetzt Während der Bevölkerungsanteil der unter 20-Jährigen immer weiter sinkt, wächst die Gruppe der über 65-Jährigen stetig an. Hieraus entstehen ganz neue gesellschaftliche Probleme, mit denen die Jugend von heute umzugehen hat. Auch der Eintritt in die Arbeitswelt beginnt für viele mit großen Schwierigkeiten. So beschreibt z.B. das Schlagwort von der »Generation Praktikum«, wie schwierig heute ein planbarer Berufseinstieg für viele junge Menschen geworden ist. Die Shell Jugendstudie 2006 zeigt, dass Jugendliche deutlich stärker als noch vor vier Jahren besorgt sind, ihren Arbeitsplatz zu verlieren bzw. keine angemessene Beschäftigung finden zu können. Auch die Angst vor steigender Armut nahm in den letzten Jahren zu. Aber nach wie vor überwiegt mit 50 % bei der Mehrheit der Jugendlichen eine eher zuversichtliche Vorstellung von der eigenen Zukunft. 42 % sehen ihre persönliche Zukunft eher gemischt - mal so, mal so und nicht mehr als 8 % eher düster. Wie nun geht die deutsche Jugend konkret mit ihren Zukunftsaussichten um? Beginnt die junge Generation ihren grundsätzlichen Optimismus zu verlieren, den die vorige Shell Jugendstudie 2002 noch ermitteln konnte? Oder steht zu befürchten, dass uns gar ein neuer Generationenkonflikt bevorsteht? Oder setzt sich die in früheren Studien dokumentierte Renaissance von traditionellen Werten wie Leistung, Tugend und Fleiß fort? All dies sind überaus spannende Fragen.

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Welche Zukunftsperspektiven Jugendliche entwickeln, ist dabei eng mit ihren aktuellen Lebensumständen in Familie, Schule und Freizeit verbunden.

Eltern Rund 15 Prozent der Elternhäuser in Deutschland sind nach Einschätzung des Bielefelder Soziologen Klaus Hurrelmann, Leiter der 15. Shell-Jugendstudie, mit der Kindererziehung überfordert. „Ein Drittel. der Eltern ist klasse, ein Drittel wurschtelt sich durch, ein Drittel hat ernsthafte Probleme mit der Erziehung", sagt der Jugendpsychologe. Das hat auch mit der wachsenden Armut in Deutschland zu tun. 15 Prozent der deutschen Familien leben an der Armutsgrenze. Hurrelmann: „Armut macht die Menschen unsouverän, Väter verlieren ihre Rolle, Mütter ihre Gelassenheit, es entsteht eine Atmosphäre der Haltlosigkeit (...).“ Viele Eltern fühlen sich trotz einer Flut von Ratgebern zunehmend hilflos. Es fällt ihnen schwer, zu ihren Kindern Nein zu sagen. Wenn Eltern aber zu wenig Grenzen setzen, finden sich ihre Kinder schlechter in der Welt zurecht, werden unsicher, klammern oder kommen später nicht mit den Grenzen der Welt zurecht. Oft ist die Unsicherheit der Eltern ausschlaggebend für Störungen bei Kindern. Etwa zehn Prozent aller Jugendlichen leiden unter Störungen wie Depressionen, Hyperaktivität, Magersucht, Fettleibigkeit. Die hohe Scheidungsrate in Deutschland hat zudem zur Folge, dass der Schonraum Familie für viele Kinder und Jugendliche weg- und auseinander bricht. Das bedeutet oft eine existenzielle Verunsicherung. Ein Kind braucht für den gelungenen Aufbau seiner eigenen Persönlichkeit eindeutige Normen und Werte, sichere moralische und ethische Standards, soziale Vorbilder– all diese Voraussetzungen sind heute nicht mehr selbstverständlich. Traditionelle Vorgaben der Gesellschaft, wie habe ich mich korrekt zu verhalten, was sind allgemein gültige Werte, diese Vorgaben fehlen heute. Jeder muss dazu mit sich selbst und den anderen seinen eigenen Lebensstil „aushandeln“, den eigenen Lebensplan formulieren, selbstständig Sinngebung und Lebensorientierung finden.

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Wie finde ich meinen ganz persönlichen und einmaligen Weg? Wie werde ich dem Originalitätsanspruch der Gesellschaft gerecht? Ein „innerer Kompass“ ist notwendig, um sich zwischen den vielfältigen Alternativen sinnvoll zu entscheiden. Wie planen junge Menschen unter diesen Bedingungen ihren Lebensweg? Wie kommen sie zurecht mit der Verunsicherung von ethischen und moralischen Werten? Wie kommen sie zurecht mit der Verunsicherung von religiösen und politischen Orientierungen? Und welches sind ihre Antworten auf die Auflösung traditioneller sozialer Milieus in Zeiten der Globalisierung? Verehrte Freundinnen, liebe Freunde, es wird immer schwieriger, die eigene Zukunft zu planen. Jugendliche reagieren zudem empfindlich auf die Risiken von Arbeitslosigkeit, Umweltbelastung, Gesundheitsschädigung und Kriegsgefahr. In unserer Mediengesellschaft müssen sie sich schon früh mit solchen globalen Problemen auseinander setzen. Viele Jugendliche bedrückt die Angst, ob sie als Erwachsene überhaupt noch ein lebenswürdiges Dasein führen können und die Welt für sie bewohnbar bleibt. Sie äußern in dieser Angst um ihre Zukunft auch einen Verdacht: Die Erwachsenen, die heute die Entscheidungen für die Zukunft treffen, könnten ihrer Verantwortung für die Erhaltung menschenwürdiger Lebensbedingungen nicht gerecht werden. Die demografische Entwicklung und ihre Folgen Die durchschnittliche statistische Lebenserwartung bei der Geburt betrug in Deutschland im Jahr 1900 für Männer noch 42 und für Frauen 45 Jahre, im Jahre 2000 waren diese Werte schon auf 75 Jahre für Männer und 81 Jahre für Frauen gestiegen. Alle demografischen Prognosen gehen davon aus, dass diese Werte in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich weiter ansteigen werden. Waren 1900 nur acht Prozent der Bevölkerung über sechzig Jahre alt, so wird dieser Anteil im Jahre 2030 bei 38 Prozent liegen. Der Anteil der unter Zwanzigjährigen wird im gleich Zeitraum auf 16 Prozent sinken. Die Parteien sind schon jetzt zum großen Teil Rentnervereinigungen. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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In der CDU stieg der Anteil der über 6o-jährigen Mitglieder von 1990 bis 2007 von 29 auf 48 Prozent, in der SPD von 25 auf 47 Prozent. Das bedeutet: Die junge Generation dominiert zahlenmäßig nicht mehr. Sie wird zur Minderheit unter den drei Generationen. Die alte Generation ist auf dem Wege zur quantitativen Vorherrschaft. Und die Strukturen der Zukunftssicherung sind schon heute einseitig auf die Interessen der zahlenmäßig erstarkenden älteren Generation zugeschnitten. Die Finanzierung der Renten der älteren Generation ist ein Beispiel für das vorherrschende Muster dieses „Generationenvertrages“. Die Beiträge der jeweils aktiv im Erwerbsleben Stehenden werden genutzt, um die jeweils im Ruhestand lebenden zu finanzieren. Dieses Verfahren wurde in einer Zeit (zwischen 1880 und 1920) etabliert, als der zahlenmäßige Anteil der jungen und mittleren Generation ein Vielfaches des Anteils der älteren Generation ausmachte. Deswegen waren die Beiträge relativ klein. Inzwischen ist aber der Anteil der Rentner wegen eines immer früheren Eintritts in den Ruhestand und wegen immer längerer Lebenszeiten prozentual stärker angewachsen denn je. Der Anteil der Erwerbstätigen dagegen ist immer kleiner geworden. Immer weniger aktiv Erwerbstätige aus der mittleren Generation müssen immer mehr Rentner aus der älteren Generation finanzieren. In den 50er Jahren hatte der Staat ein finanzielles Guthaben angespart (scherzhaft der „Julius-Turm“ genannt nach dem damaligen Finanzminister Julius Schäffer) Heute haben wir einen Schuldenberg von 1500 Milliarden Euro. Diese Schulden hat die heutige Rentnergeneration in 50 Jahren aufgehäuft. Das heißt, sie hat mehr ausgegeben, als sie einnahm, sie hat weit über ihre Verhältnisse gelebt. Alle haben davon profitiert. Wird eine künftige Generation diese Schulden jemals zurückzahlen können? Leben wir alle auf Kosten der jüngeren Generation? Verhältnis von Jung und Alt Der Konflikt verschärft sich.

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Altbundespräsident Roman Herzog warnte jüngst vor einer Rentnerrepublik. Danach wurde ihm vorgeworfen, er als überversorgter Politrentner wolle mit seiner Warnung nur die Auflagenziffer seines neuen Buches erhöhen. Ein junger Abgeordneter, der die letzte Woche überraschende Rentenerhöhung der Bundesregierung kritisierte und fragte, ob die Machtfrage demnächst zugunsten der Alten zu beantworten sei, wurde als „Rotzlöffel” beschimpft, der seine „Fresse halten" solle, ihm wurde mit dem Entzug des Mandats gedroht. Der Ton wird rauer, die Schärfe der auch persönlichen Angriffe lässt Schlimmes befürchten. Für die Politik ist diese Entwicklung brisant. Denn die Alten werden nicht nur immer mehr. Sie sind auch die treueren Wähler. Bei der Bundestagswahl 2005 gingen rund 80 Prozent der Senioren zur Wahl. Von den Jungwählern waren es nur zwei Drittel. Die Alten sind also eine doppelte Macht. Sie werden mehr und sie wählen öfter. Binnen weniger Jahre wird gegen den Willen der Alten in Deutschland politisch nichts mehr möglich sein Dieser demografische Wandel stellt eine Herausforderung dar, die den Alltag der heutigen jungen Generation in Zukunft nachhaltig prägen wird. Das Altern der Gesellschaft und damit verbundene Probleme sind den jungen Leuten sehr bewusst. Zum ersten Mal stellt die Shell Jugendstudie 2006 Fragen, die mit dem demografischen Wandel der Gesellschaft in Zusammenhang stehen. Das vielleicht für Sie überraschende Resultat: Junge Leute heute, so ein Ergebnis der Studie, vertreten den Wunsch nach Fairness und Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Und: Jugendliche heute haben großen Respekt vor der älteren Generation. Das in der Regel positive Verhältnis zu den eigenen Eltern bestimmt dabei maßgeblich diese Einschätzung. Die befragten Jugendlichen nehmen die ältere Generation in ihrer charakteristischen Unterschiedlichkeit wahr. Zum einen gibt es da die Hochbetagten. Diese Generation genießt das Image der "Aufbaugeneration" Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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- sie hat »ihr Leben lang gearbeitet« diese Leistung bringt ihr die Achtung der Jugendlichen ein. Verbunden damit ist ein idealisiertes Bild der verwöhnenden und wenig autoritären Großeltern. Die Jugendlichen zeigen sich interessiert an den Erfahrungen der Alten und an deren Geschichten. Das Großeltern-Enkel-Verhältnis ist meist ausgesprochen positiv. Hier gibt es auch kein Konkurrenz-Verhältnis. Die Hochbetagten spielen gesellschaftlich keine wichtige Rolle mehr. Ihr Leben findet, manchmal nachsichtig belächelt, weitestgehend außerhalb des normalen jugendlichen Alltags statt. Als aktuelle Probleme der Hochbetagten werden Einsamkeit und mangelnde Integration, auch der Pflegenotstand angesprochen. Andererseits wird von vielen Jugendlichen die relativ gute finanzielle Versorgung der Rentner gesehen und zwar als etwas, das ihnen zusteht. Die Alten, die die Bundesrepublik zu dem gemacht haben, was sie nun ist, sollen gut versorgt werden. Auf der anderen Seite stehen die "Jungen Alten", die fit, aktiv das Leben genießen und offen für Neues sind. Das nehmen die Jugendlichen grundsätzlich positiv auf. Problematisch wird es erst dann, wenn die Senioren sich zu sehr einmischen oder zur Konkurrenz werden - wie zum Beispiel bei den Seminarplätzen an der Universität. Der vorherrschende Eindruck aus den Interviews der Shell-Studie: Immerhin 43 Prozent der befragten Jugendlichen glauben, dass der Wohlstand zwischen den Generationen gerecht verteilt ist. 34 Prozent fordern, dass die Älteren zurückstecken sollten, während 12 Prozent angeben, dass die Jüngeren ihre Ansprüche reduzieren sollten. Trotzdem sieht die Mehrheit der Jugendlichen die demografische Entwicklung als großes Problem. Staat und Politik wird wenig Lösungskompetenz in dieser Frage zugetraut. Viele Jugendlichen haben sich in erstaunlichem Maß bereits mit der Frage der eigenen Rente befasst und gehen davon aus, dass sie selbst für ihr Alter vorsorgen müssen.

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Wie sich die Haltung der Jugendlichen zu den Konsequenzen des demografischen Wandels in Zukunft weiter entwickeln wird, bleibt ungewiss. Von einer »Aufkündigung der Solidarität zwischen den Generationen« kann jedoch momentan keine Rede sein. Aber: So positiv die persönlichen Kontakte zwischen den Generationen oft verlaufen, so problematisch ist das Aufeinanderprallen von Stereotypen. Von »der Jugend« – so sehen es die Jugendlichen – fordern die Älteren Respekt, Wohlverhalten und Fleiß. Ihrerseits aber vermissen die Jugendlichen häufig den Respekt der Älteren Jugendlichen gegenüber und vor allem die Toleranz der Älteren. Jugendliche wollen, und sie sagen das auch, als »Zukunft der Gesellschaft« angemessen behandelt werden. Zur Rolle der Familie: Trotz aller Leistungsanstrengungen können Jugendliche heute keiner garantiert sicheren Zukunft entgegensehen. Die Familie wird angesichts solch unsicherer Zukunftsperspektiven für viele wieder wichtig. Entgegen der These von der Auflösung von Ehe und Familie lässt sich bei den heutigen Jugendlichen eine starke Familienorientierung feststellen. Noch nie haben sich Kinder mit ihren Eltern und Großeltern so gut verstanden. Die Beziehungen sind meist konfliktfrei und partnerschaftlich. Das Glück der jüngeren Kinder steht und fällt mit dem Wohlbefinden und den Aktivitäten in der Familie. Ein durch Liebe, Anerkennung und Unterstützung geprägtes familiäres Klima sowie gemeinsam Unternehmungen förderten das Glück der Kinder. Wobei dieser Effekt mit dem Alter abnimmt. Dann wird den Heranwachsenden vor allem eines wichtig: das Gefühl, von den Eltern ernst genommen zu werden. In einer härter werdenden Welt suchen die Jugendlichen Geborgenheit, und Familie setzen sie mit Geborgenheit gleich: Bei ihren Eltern finden die Jugendlichen emotionalen Rückhalt. Die Sehnsucht nach einer wärmenden Hülle in einer schwer berechenbaren Umwelt. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bietet die Familie Sicherheit, sozialen Rückhalt und – natürlich – auch ökonomische Unterstützung („Hotel Mama“).

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Fast drei Viertel der Jugendlichen (73 Prozent) zwischen 18 und 21 Jahren leben noch bei den Eltern. Auch bei den 22- bis 25-Jährigen sind es immerhin noch 34 %. Der soziale Riss, liebe Freundinnen und Freunde, verläuft nicht zwischen den Generationen, sondern quer durch die sozialen Schichten. Während 48 Prozent der Jugendlichen der Oberschicht „bestens mit ihren Eltern auskommen“, behaupten dieses nur 20 Prozent der Unterschicht und 35 Prozent der unteren Mittelschicht . Gründe dazu gleich. Religion und Kirche Sie erinnern sich, beim Katholischen Weltjugendtag in Köln 2005 wie auch beim Tod von Papst Johannes Paul II. waren Jugendliche aus aller Welt in den Medien äußerst präsent. Seitdem wird in der Öffentlichkeit gelegentlich über eine "Renaissance der Religion" bei Jugendlichen spekuliert. Die aktuelle Shell Jugendstudie zeigt allerdings: Die meisten Jugendlichen in Deutschland haben nach wie vor eine nur mäßige Beziehung zu kirchlich-religiösen Glaubensvorgaben. Es gibt keine Renaissance der Religion: Zwar wird die Kirche als Veranstalter sozialer Mega-Events akzeptiert. Die vielmals behauptet neue Religiosität aber findet nicht statt. Dabei gibt es in Deutschland drei große Kulturen der Religiosität: den ungläubigen Osten, eine leichte Religiosität im Westen und die sehr religiöse Gruppe der Migranten. Während in den neuen Ländern die große Mehrheit der Jugend kaum einen Bezug zu Religion und Kirche hat, pflegen die meisten westdeutschen Jugendlichen eine Art "Religion light". Sie basteln sich aus religiösen und pseudo-religiösen Versatzstücken eine Art „Collage-“ oder "Patchwork"-Religion zusammen – teilweise nah am Aberglauben. Schicksal und Vorbestimmung, Astrologie, Hellseherei und Geister sind Teil dieser oft durcheinander gewürfelten westdeutschen Glaubenswelt. Echte Religiosität ist dagegen bei Migranten zu finden: 52 Prozent der ausländischen Jugendlichen glauben an einen persönlichen Gott. Besonders häufig sind darunter islamische und christlich orthodoxe Jugendliche. Aber nur 30 Prozent der Jugend insgesamt glaubt an diesen persönlichen Gott, weitere 19 Prozent an eine unpersönliche höhere Macht. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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28 Prozent der Jugendlichen stehen dagegen der Religion fern, der Rest (23 Prozent) ist sich in religiösen Dingen unsicher. Dennoch sind viele Jugendliche auf kirchlichen Großveranstaltungen und in der kirchlichen Jugendarbeit präsent. Das auch deshalb, weil viele eine prinzipiell wohlwollende Einstellung zur Kirche haben. 69 % finden es gut, dass es die Kirche gibt. Nur 27 % der Jugendlichen meinen, dass es, wenn es nach ihnen ginge, die Kirche nicht mehr zu geben brauchte. Typisch für die heutige Jugend ist, dass sie zwar die Institution der Kirche grundsätzlich bejaht, gleichzeitig aber eine ausgeprägte Kirchenkritik äußert. 68 % der Jugendlichen finden, die Kirche müsse sich ändern, wenn sie eine Zukunft haben will. 65 Prozent finden, die Kirche habe keine Antworten auf Fragen, die Jugendliche heute wirklich bewegen.

Politikverdrossenheit bei Jugendlichen Das Interesse junger Menschen in Deutschland an der Politik hat laut Shell-Studie wie bereits in den Jahren zuvor weiter drastisch nachgelassen. 1991 gaben noch 57 Prozent an, politisch interessiert zu sein. Dieser Wert ist 15 Jahre später, 2006, auf 39 Prozent gesunken. Jugendliche engagieren sich schon,aber vor allem in ihrer sozialen Umgebung - in Schule, Hochschule oder Umweltinitiativen. Parteipolitik lehnen sie aber ab, weil sie sich hier nicht wahr genommen fühlen und nicht ernst genommen fühlen. Nicht verändert hat sich die politische Positionierung der Jugendlichen. Sie ordnen sich im Durchschnitt leicht links von der Mitte ein. Die Mehrheit hält Demokratie für eine gute Staatsform. Dem politischen Extremismus wird eine klare Absage erteilt. Grundlegende Spielregeln der Demokratie wie Meinungsfreiheit und freie Wahlen sind unumstritten.

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Differenziert man die Jugendlichen nach ihren Einstellungen zu Demokratie und Politik, so lassen sich wieder vier Typen abgrenzen. Knapp ein Viertel, 24 %, gehören zu den »mitwirkungsbezogenen« Jugendlichen, die in ihrer Grundhaltung im weiteren Sinne als »politisiert« bezeichnet werden können. Sie orientieren sich eng an den Normen der Demokratie und stehen für Mitbestimmung und Engagement. Das Gegenstück hierzu bilden mit 28 % die »politik-kritischen« Jugendlichen. Sie weisen die größte Distanz zur Politik auf und charakterisieren sich selber am stärksten als »politikverdrossen«. Parteipolitik wird von ihnen weitgehend abgelehnt. Auch diese Jugendlichen orientieren sich an den Grundwerten der Demokratie. Trotz ihrer Unzufriedenheit bestätigen sie eine hohe Akzeptanz gegenüber unserem gesellschaftlichen System. Weitere 28 % der Jugendlichen gehören zu den »politisch desinteressierten«. Sie reklamieren für sich so gut wie gar kein Interesse an Politik. Überproportional häufig handelt es sich um jüngere »Kids«, die in der Regel die Haupt- oder Realschule oder aber zum Teil auch die gymnasiale Mittelstufe besuchen. Sie sind im Zuge ihres individuellen Reifungsprozesses noch vorrangig mit sich selber und weniger mit der Gesellschaft im Ganzen beschäftigt. Von daher sind sie in ihrer Meinung auch noch nicht festgelegt. 19 % der Jugendlichen können schließlich als im weitesten Sinne »ordnungsorientiert« bezeichnet werden. Die Gruppe ist relativ inhomogen. Zwar bekennt sich auch diese Gruppe mehrheitlich zur Demokratie. Sie hat jedoch ein etwas weniger ausgeprägtes Verhältnis zu den demokratischen Freiheiten, etwa zum Recht auf Opposition und zur Meinungsfreiheit. Ihnen kommt es vermehrt darauf an, dass politische Angelegenheiten straff und ohne große Debatten geregelt werden. Das Vertrauen der Heranwachsenden insgesamt in die politischen Parteien und in die Bundesregierung ist gering. Politik stellt für die Mehrheit der Jugendlichen keine Größe mehr dar, an der sie sich orientieren können.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Jugendliche keine eigenen Interessen hätten, für deren Verwirklichung sie sich auch einsetzen. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Das soziale Engagement der Jugendlichen für andere ist weiterhin auf hohem Niveau

- auch das ein Ergebnis der Shell-Studie, das viele von Ihnen vielleicht überraschen wird. Tatsächlich: Trotz des geringen politischen Interesses sind viele Jugendliche in ihrem Lebensumfeld gesellschaftlich aktiv. Einsatz für die Gesellschaft und für andere Menschen gehört ganz selbstverständlich zum persönlichen Lebensstil dazu. 33 Prozent der Jugendlichen geben an, "oft", und weitere 42 Prozent, "gelegentlich" für soziale oder gesellschaftliche Zwecke in ihrer Freizeit aktiv zu sein. Im Vordergrund steht der Einsatz für die Interessen von Jugendlichen, etwa im Rahmen einer sinnvollen Freizeitgestaltung. Hinzu kommt Engagement für sozial schwache oder benachteiligte Menschen, für ein besseres Zusammenleben oder auch Sicherheit und Ordnung im Wohngebiet oder sonstige konkrete Fragen. Auch hier gilt: Je höher das Bildungsniveau und die soziale Schicht, desto intensiver das gesellschaftliche Engagement der Jugendlichen. Typische Räume für Aktivitäten stellen die Vereine sowie die Schulen und Hochschulen dar. Vor allem in diesen Bereichen findet die Breite der Jugendlichen am ehesten Möglichkeiten, aktiv zu werden. Hinzu kommen Kirchengemeinden oder Jugendorganisationen, in denen ein Teil der Jugendliche sich engagiert. Nicht unter schätzt werden sollten aber auch Bereiche wie die Rettungsdienste oder die Freiwillige Feuerwehr. Sie schaffen häufig für Jugendliche aus weniger privilegierten Milieus Zugangswege für gesellschaftlich relevanten Aktivitäten. Klassische politische Organisationen, wie zum Beispiel Parteien oder Gewerkschaften, spielen hingegen quantitativ eine untergeordnete Rolle., Das gilt auch für Bürgerinitiativen oder Institutionen wie Greenpeace, Amnesty International oder andere Hilfsorganisationen. Die Haltung der Jugendlichen zu gesellschaftlichen Aktivitäten entspricht insgesamt ihrem pragmatischen Ansatz.

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Engagement entsteht zum einen dadurch, dass einem die Aktivität und Mitarbeit selber etwas bringt und man daraus einen eigenen persönlichen Gewinn ziehen kann. Zum anderen setzt Mitmachen aus der Sicht der Mehrheit der Jugendlichen voraus, dass man sich auch persönlich zugehörig fühlt. Es sind nicht ideologische Konzepte oder gesellschaftliche Utopien, die sie verfolgen. Weitaus wichtiger ist die persönlich befriedigende Aktivität im eigenen Umfeld. Zufriedenheit - jenseits von großen Entwürfen oder gesellschaftlichem »Getöse« im Sinne einer neuen Jugendbewegung. Zusammengefasst:

Die deutschen Jugendlichen sind politikverdrossen, pragmatisch und auf ihren persönlichen Vorteil aus – „Ego-Taktiker“ nennt das die Shell-Studie. Kein schönes Bild deutscher Jugendlicher könnte man auf den ersten Blick meinen. Aber: Unter Individualität der Jugend heute ist zu verstehen, dass sich die Jugendlichen mehr als alle Generationen zuvor selbst um ihren Lebensweg kümmern. Die meisten reagieren auf diese neue Herausforderung mit positivem Denken und erhöhter Leistungsbereitschaft. Aufstieg statt Ausstieg" lautet das Motto, nach dem sie ihre Zukunft gestalten. Das heißt nicht, dass sie die Ellenbogen ausfahren. Sie suchen einfach den besten Weg für sich aus und engagieren sich dort, wo sie für sich persönlich einen Nutzen sehen. Sie überprüfen aufmerksam ihre soziale Umwelt auf Chancen und Risiken, wobei sie Chancen ergreifen und Risiken minimieren wollen. Die Jugendlichen warten ab, wägen die Optionen. Man bindet sich nur, wenn es unbedingt sein muss.

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Übergreifende gesellschaftliche Ziele stehen dabei nicht im Mittelpunkt des Interesses. Ziel ist es vielmehr, in einer leistungsorientierten Gesellschaft erfolgreich zu sein. Macht und Einfluss suchen 36 Prozent. Ordnung, Fleiß und Ehrgeiz halten 75 Prozent für bedeutsam. Man entwickelt ein neues, unbefangenes Verhältnis dazu. Die alten Tugenden werden mit modernen Werten wie Kreativität, Toleranz und Genuss verknüpft. Es ist auch nicht so, dass diese Jugendlichen pure Egoisten sind. Dafür sind ihnen Freundschaft, Partnerschaft und Familie viel zu wichtig. Man könnte fragen, ob der Werte-Mix der Jugendlichen nicht ein Widerspruch in sich ist? Selbstverwirklichung scheint genauso wichtig zu sein wie Familie und Partnerschaft. Sehen wir uns den Werte-Cocktail der Jugendlichen daraufhin näher an, stellen wir fest: Jugend heute versucht die Vereinigung von Widersprüchen auf vielen Ebenen: Sicherheit und Individualität, Selbstverwirklichung und Einbindung in Familie und Freundeskreis. Diese Widersprüche in ein Lebenskonzept zu integrieren ist nicht einfach und es ist spannend zu beobachten, wie unsere Kinder das umsetzen werden.

Welche Rolle spielt das Bildungsniveau bei Werten und Lebensentwürfen von jungen Menschen?

Die eindeutig dokumentierte Wahrheit ist: Bildung entscheidet über Zukunft Crash oder Karriere

Die Mehrzahl der Jugendlichen weiß: Eine fundierte Ausbildung sowie eine gute Bildung sind entscheidend für ihren künftigen beruflichen Erfolg. Und: Alle Studien belegen: Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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An der Frage der Bildung wird sich unsere Gesellschaft teilen. Bildung teilt auch die Jugendlichen in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Bildung und berufliche Chancen werden, wie schon in der PISA-Studie festgestellt, sozial vererbt. Benachteiligte Eltern produzieren benachteiligte Kinder Ein Viertel aller Jugendlichen hat entweder keinen Schulabschluss oder maximal einen Hauptschulabschluss. Es sind hauptsächlich Jugendliche aus der Unterschicht. Sie stehen als Verlierer da – die größte Risikogruppe der nächsten Jahre. Die jugendlichen „Gewinner“ dagegen besuchen durchweg Gymnasien oder zumindest Realschulen und haben sehr gute Abschlüsse. Jugendliche aus gehobenen sozialen Verhältnissen haben in der globalisierten Welt phänomenale Chancen, sich zu bilden, Sprachen zu erlernen, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. In einer alternden Gesellschaft haben sie glänzende Chancen auf einen guten Job und einen raschen Aufstieg. Schon in zwei Jahren gibt es vermutlich keinen Lehrstellenmangel mehr, alle Anwärter können dann versorgt werden. Aber während die einen sehr engagiert und leistungsorientiert sind, haben die anderen extreme Probleme. Es gibt immer mehr Kinder. und Jugendliche, die in ihren Familien Gewalt als gängiges Mittel der Konfliktlösung kennenlernen. Alkoholismus und Drogensucht steigen, die Jugendkriminalität schwillt an. Mehr als 22 Prozent der 15-Jährigen Deutschen können laut Pisa-Studie einfachste Texte nicht lesen und allenfalls auf Grundschulniveau rechnen. Wenn Kinder aus Armutsfamilien oder mit Migrantenhintergrund in die Schule kommen, haben sie oft schon erhebliche Entwicklungsdefizite, die kaum noch ausgeglichen werden können. Hier gibt es viele Ausnahmen, aber die Regel stimmt leider. Wir haben, verehrte Freundinnen und Freunde, bei vielen Juigendlichen aus Migrantenfamilien kein Integrationsproblem, wir haben ein Bildungsproblem. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Wir müssen den klassischen Bildungsverlierer neu definieren: Aus dem „katholischen Arbeitermädchen vom Lande" ist der „Migrantensohn aus der Großstadt" geworden. Unsere Bildungssystems produziert Gewinner und Verlierer. Die Jugendlichen sind sich dessen durchaus bewusst. So blicken 57 Prozent der Gymnasiasten zuversichtlich in die Zukunft. Von den Befragten gleichaltrigen Hauptschülern hingegen teilen 62 Prozent eine eher pessimistische Einstellung. Das erklärt auch, warum bei vielen Jugendlichen Leistung, Fleiß und Ehrgeiz wieder hoch im Kurs stehen und andererseits von vielen in unserer Gesellschaft trotzdem eine neue Leistungskultur in der Schule gefordert wird. Man muss unterscheiden: Schulische Leistung ist nicht für alle attraktiv. Sie ist nur für diejenigen lohnenswert, die später auch was daraus machen können. Der Schulabschluss bleibt der Schlüssel zum Erfolg Aber: Hauptschüler haben auch mit einer Eins im Abschluss schlechte Perspektiven. Freizeit und Gesundheit

Soziale Ungleichheiten bestimmen auch den Freizeitbereich. Die soziale Herkunft prägt das Freizeitverhalten der Jugendlichen. Jugendliche aus den oberen Sozialschichten beschäftigen sich in ihrer Freizeit besonders häufig mit Lesen, mit kreativen oder künstlerischen Aktivitäten. Und – ganz wichtig - sie pflegen ihre sozialen Kontakte. Bei den Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien hingegen hat das Abtauchen in die Gruppe der Gleichaltrigen mit ihrer besonderen Freizeitkultur eine viel größere Bedeutung. Insbesondere männliche Jugendliche aus der Unterschicht bilden die Gruppe der Technikfreaks, die ihre Freizeit vorrangig mit Computerspielen und Fernsehen verbringen. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Die Shell Jugendstudie 2006 zeigt zudem eindrucksvoll, wie auch das Gesundheitsverhalten nach sozialer Schicht der Jugendlichen variiert. Ungesunde Ernährung (täglicher Konsum von Cola/Limonade: 46 % in der Unterschicht zu 12 % in der Oberschicht), mangelnde körperliche Bewegung (38 % zu 14 %) und regelmäßiges Zigarettenrauchen (37 % in der Unterschicht zu 15 % in der Oberschicht). Alkohol

Deutschlands Jugend spaltet sich auch hier, aber es ist nicht die soziale Schere, die sich hier auftut. Der zunehmende Leistungsdruck produziert Alkoholiker über alle sozialen Schichten hinweg. Die meisten Alkoholvergiftungen Jugendlicher in Berlin und Hamburg etwa werden nicht in sozial schwachen Vierteln gezählt, sondern in bürgerlichen Gegenden. Alkohol als legale Droge gilt bei gut situierte Jugendlichen als besonders attraktiv. Leistungsdruck ist eine der Ursachen. Dazu passt, dass der Anteil der Mädchen unter den Rauschtrinkern steigt. Mädchen sind besonders leistungsstark. Dazu gleich mehr. I Erst konsumieren die Jugendlichen in Gruppen, dann, wenn die Suchtspirale in Gang ist, vereinsamen sie. Wenn das passiert, schwinden die Einflussmöglichkeiten der Erwachsenen. Dann heißt es: “Die Eltern sind dusselig, die Schule ist blöd, nur Drogen versprechen Freiheit und Glück.” Diese Phase durchleben viele Jugendliche. Trinkgelage in der Gruppe bezeichnet Jugendforscher Hurrelmann als normale Ausschläge, wo ein Heranwachser die Dinge ins Extrem treibt, seine Kräfte testet. „Der Ausgangspunkt ist eine gesunde Idiotie." Erst die Komposition aus Persönlichkeit und gesellschaftlichem Umfeld entscheidet dann darüber, ob ein Jugendlicher in die Sucht abrutscht. Wichtig zum ersten ist, wie ausgeprägt die persöhnlichen Stärken sind, wie stark die Selbstdisziplin ist und ob es die Fähigkeit gibt, in einem Moment der Schwäche Hilfe zu suchen. Wichtig zum zweiten ist das gesellschaftliche Umfeld. Erhält der Jugendliche hier ein Angebot, das eine Perspektive verspricht?

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Diese beiden Faktoren, Persönlichkeit und Umfeld, haben eine Wechselbeziehung. Wenn beide schlecht sind, rutscht man weg. Dann stehen Trotz und Frustration am Ende einer langen Kette von Misserfolgen." Mädchen auf der Überholspur

Deutsche Männer geraten zunehmend unter Druck, Frauen sind auf dem Weg, sie in vielen Bereichen einzuholen. Noch verdienen Männer besser und besetzen die meisten Spitzenjobs. Das wird sich ändern! Mädchen und junge Frauen sind heute das wertebewusstere Geschlecht. Mädchen und junge Frauen sind heute ehrgeiziger. Mädchen und junge Frauen sind heute selbstbewusster. Die Bildungsunterschiede zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen nehmen dramatisch zu. Die Mädchen drehen am Leistungsrad. Die Mädchen in Deutschland sind inzwischen gebildeter als ihre männlichen Altersgenossen. „Karriere machen", "sich selbstständig machen" und "Verantwortung übernehmen" ist für sie ebenso wichtig wie für Jungen und junge Männer. Mehr als die Hälfte der deutschen Abiturienten sind Mädchen und ihre Noten sind deutlich besser als die der Jungs. Die Jungs stellen dafür die Mehrheit bei den Hauptschülern und liegen bei den Sitzenbleibern und Schulabbrechern vorn. Die Hälfte der Studenten sind Frauen. Quer durch alle Fachrichtungen brauchen Studentinnen bei gleich guten Abschlussnoten - weniger Semester, absolvieren außerdem noch mehr Auslandsaufenthalte und Praktika, nebenbei. Die jungen Frauen sind auf der Überholspur: Sie sind „flexibler, fleißiger, erfolgreicher" als die Jungen. Und sie sind „durchsetzungswilliger und leistungsstärker als ihre Mütter und Großmütter". Mädchen marschieren ehrgeizig und selbstbewusst durch die Institutionen und lassen viele Jungen hinter sich zurück. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Weil viele Jungs noch immer in dem Glauben aufwachsen, ihre Rolle als Leitwolf sei ihnen genetisch vorbestimmt, geraten sie oft schon in der Schule ins Hintertreffen. Mädchen, die flinker und schlauer sind, passen nicht in ihr Weltbild. Deutlich mehr Mädchen als Jungen begreifen Bildung als Chance für den Aufstieg, als soziale Befreiung. Auch und gerade bei den Töchtern von Migranten: Obwohl sie überdurchschnittlich oft aus der sozialen Unterschicht kommen, sind sie sehr bildungsorientiert. Und anders als das Klischee es will, werden die allermeisten dabei von ihren Eltern unterstützt. Bildung, so werden Migranteneltern in der Untersuchung zitiert, sei die bestmögliche Aussteuer. Besonders groß ist das Leistungsgefälle zwischen Mädchen und Jungen in den neuen Bundesländern: 2005 waren schon 58 Prozent der Abiturienten dort weiblich. Viele der jungen Frauen wandern anschließend in den Westen ab, der ihnen mehr Karrierechancen bietet. Die jungen Männer haben das Nachsehen. Aber das ist nicht nur im Osten so. Fassungslos sehen viele Jungen und junge Männer, wie zielbewusste AlphaMädchen an ihnen vorbeiziehen. Die jungen Frauen erzielen Erfolge auf ‚leisen Sohlen’, nicht durch Konkurrenz-Hahnenkämpfe. Sie passen sich an, suchen und nutzen ihre Chance. Frauen sind bald die neue Bildungselite in Deutschland. „Zielstrebige Mädchen, lasche Jungs“ – s o der „Spiegel“ vor einigen Wochen. Und auch die Lage an den Universitäten bestätigt diese Einschätzung. Mehr als die Hälfte aller Medizinstudenten sind Frauen. Mehr als die Hälfte der Jurastudenten sind Frauen. Selbst in den Naturwissenschaften holen sie auf: Im Fach Biologie werden 6o Prozent der Abschlussprüfungen von Studentinnen abgelegt, in Mathematik 54 Prozent. Bei den Chemikern sind es immerhin 45 Prozent, Nur bei den Ingenieurwissenschaften, in Physik, Astronomie und Informatik dümpelt der Frauenanteil noch um die 20 Prozent.

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Wolfgang Mackens, 58, Professor für Mathematik an der TU HamburgHarburg sagt: „Frauen mögen manche Ingenieurberufe weniger, wenn es nämlich darum geht, Dinge zu bauen, die Menschen verbrennen, in die Luft sprengen oder die Flugzeuge optimal schnell vom Himmel holen…, Mädchen mögen Ingenieurberufe dann, wenn dadurch Menschen oder der Umwelt geholfen wird, also zum Beispiel in der Medizintechnik und Stadtplanung." Klingt ganz vernünftig, nicht wahr? Die Shell-Studie warnt: Bald werden wir 15 bis 20 Prozent abgehängte junge Männer haben, die benachteiligt sind. Dann sei in den Schulen Männerförderung angesagt. Man müsse sich mehr um die Jungen kümmern. Noch allerdings bestimmen Männer in der Wirtschaft die Richtung: Doch die Mädchen mit ihrem gesteigerten Bildungsengagement und Selbstbewusstsein kommen und die Unternehmen tun gut daran, sich bereits heute darauf einzustellen. Familie

Junge deutsche Frauen strotzen vor Selbstbewusstsein. 78 Prozent wollen Verantwortung in Beruf und Gesellschaft übernehmen. 90 Prozent möchten auf eigenen Beinen stehen und nicht von einem Mann abhängig sein. Es wird ihnen nicht viel anderes übrig bleiben. Jungen Frauen unter 30 erleben, dass der Staat und die Männer für ihren Unterhalt immer weniger aufkommen. Die Scheidungsraten sind hoch, Renten, Gesundheitsversorgung, das alles ist unsicher geworden. Frauen stehen schneller alleine da als früher. Es ist nicht überraschend, dass die Frauen auf diese Verunsicherung reagieren, indem sie selbstständig sein wollen. Der Dreiklang weiblicher Bestimmung war lange “Kinder, Küche, Kirche”, heute heißt er “Kinder, Küche, Karriere”. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Viel wird dann davon abhängen, wie junge Frauen künftig Job und Familie vereinbaren können. Auch hier zeigt sich die junge Generation pragmatisch. Die Zahl junger Erwachsener, die zunächst auf eigene Kinder und Familie verzichten, wächst. Dabei ist es nicht so, dass junge ehrgeizige Frauen keine eigenen Kinder wollen. Sie wollen schon. Zumindest etwa 8o Prozent von ihnen. So hoch ist der Anteil der jungen Frauen, die später Kinder und Karriere kombinieren möchten. Diese jungen Frauen nehmen aber auch äußerst sensibel wahr, welche Probleme mit Nachwuchs und dem Vorankommen im Berufsleben verbunden sind. Ausbildung, Karriere und Partnerschaft mit Familiengründung – alles muss für junge Frauen in einem sehr kurzen Zeitfenster geschehen der so genannten „Rushhour des Lebens“. Deshalb: Wenn Frauen beides wollen, Beruf und Familie, dann brauchen sie dazu Männer, die hier mit ihnen kooperieren. Die Shell-Jugendstudie aber stellt fest, dass die Bereitschaft der Geschlechter, sich auf ein flexibles Rollenmodell einzulassen, sehr unterschiedlich ist. Hurrelmann nennt es die „40/80-Katastrophe": Weit mehr als die Hälfte der jungen Männer wünschen sich eine Ehefrau, die ihnen später den Rücken freihält. Nur 40 Prozent können sich eine Partnerschaft vorstellen, in der die Aufgaben gleichberechtigt verteilt sind. Sie erinnern sich: Bei den jungen Frauen sind es 80 Prozent. Wenn aber 8o Prozent junger Frauen auf nur 40 Prozent junger Männer treffen, die eine ähnliche Lebensvorstellung haben, was machen dann die 4o Prozent ohne modernen Mann? Und bleibt die Frage, wie haltbar Ehen sind, in denen Mann und Frau so unterschiedliche Weltsichten haben. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Hurrelmann prognostiziert: Der große Teil dieser jungen Frauen wird sich auf die Karriere konzentrieren. Das bedeutet womöglich, dass jede dritte Frau in Deutschland in Zukunft keine Kinder bekommen wird. Ich komme zum Schluss und stelle fest: Alkoholismus und Drogensucht steigen, brutale Jugendkriminalität schwillt an. Das ist ein Pol der Entwicklung der Jugendlichen. Auf der anderen Seite stehen Jugendliche, die selbstständiger, selbstbewusster und vor allem leistungsorientierter sind als je zuvor. Beide Pole wachsen. Deutschlands Jugend spaltet sich. Es gibt eine richtige Leistungselite auf der einen Seite und es gibt die Verlierer der Gesellschaft auf der anderen Seite Zunehmende Armut, schlechte Bildungschancen und eine Verwahrlosung der Eltern erklären diese Spaltung. Der Leistungsdruck nimmt zu, und die Jugendlichen gehen unterschiedlich damit um. Die einen sagen: Jetzt erst recht. Die anderen zermürbt der Druck. Es gibt kein kollektives Aufbegehren gegen gesellschaftliche Verhältnisse und es gibt auch noch keinen Generationenkonflikt. Jugendliche stellen mehrheitlich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht in Frage. Sie wollen etwas erreichen und suchen sich dafür individuelle Lösungswege in Schule und Beruf. Aber die Angst um einen Arbeitsplatz ist erheblich gestiegen. Die pragmatische Generation ist unter Druck geraten. Insgesamt übt sich die deutsche Jugend noch im verhaltenen Optimismus. Aber unter der Decke von Pragmatismus und Optimismus lauern Unruhe und Angst, besonders bei Kindern aus sozial schwachen Elternhäusern. Die Jugendlichen werden unsicherer. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Das Hauptproblem ist die Chancenlosigkeit der unteren sozialen Schicht. Zumal sich deren Chancenlage nicht verbessert. Noch haben wir deshalb keine prekäre Situation wie etwa in Frankreich, wo immer wieder die Vorstädte brennen. Aber die Decke wird dünner. Das Konfliktpotenzial in unserer Gesellschaft wächst. Die soziale Herkunft bestimmt so ziemlich alles und so wird es auch bleiben, gerade in den Bereichen Bildung und Beruf. Politik und Gesellschaft müssen den Jugendlichen Chancen geben, Politik und Gesellschaft müssen denjenigen Möglichkeiten eröffnen, die chancenlos aufwachsen. Das sind hauptsächlich Hauptschüler, vorwiegend junge Männer, die wir aus ihrem sozialen Aus herausholen müssen. Für die anderen gilt: Noch nie hat eine Altersgruppe so viel Bildungskapital angehäuft. Es handelt sich um die gescheiteste Generation aller Zeiten. Die Frage ist nur, ob es sich auch um eine kompetente Generation handelt. Niemand weiß, ob diese Jugendlichen stark genug sind, künftig internationale und gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen.? Schwer zu sagen. Wo soll diese Generation gelernt haben, sich mit Konflikten systematisch auseinander zu setzen? Wo soll sie politisches Handwerk gelernt haben, wenn sie sich für die Politik in Parteien und Parlamenten so wenig interessiert? Seit 1990 hat sich die Zahl der Jugendlichen, die in Parteien Mitglied werden wollen, halbiert. Was aber nicht so geschrumpft ist, ist die Bereitschaft, sich punktuell politisch zu engagieren, zum Beispiel bei Projekten mitzuarbeiten, die sich mit einem Thema wie Umwelt beschäftigen. Auch das ist eine grundpolitische Haltung. Und da die Zahl derer, die sich freiwillig engagieren, seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau bleibt, muss man vorsichtig sein mit dem Urteil, wir hätten es mit einer ganz und gar unpolitischen Generation zu tun. Peter Pelz – RC Daun-Eifel

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Halten wir also fest: In dieser Jugend steckt sehr viel Potenzial. Wir erleben eine Generation, die zu einem großen Teil alle Erwartungen der Gesellschaft nach Verantwortung, Leistungsbereitschaft und Familiensinn erfüllt. Unbekümmertheit und Unbeschwertheit – eigentlich« Kennzeichen der Jugendphase – sind dagegen wenig zu spüren. Keine Rede aber kann von allgemeiner Resignation und einem Ausstieg in vermeintliche jugendliche Ersatzwelten sein. Die von Jugendlichen vorgetragenen Wünsche erscheinen sehr moderat. Gerechtere Bildungschancen für alle, Bessere Chancen beim Einstieg in das Berufsleben, bessere Rahmenbedingungen für Familiengründung. Die Jugendlichen vertrauen im Großen und Ganzen noch darauf, dass ihre positive Einstellung zur älteren Generation und zu unserer demokratischen Gesellschaft belohnt wird. Nur gelegentlich wird der Verdacht laut, in einer Gesellschaft, in der es immer mehr Ältere geben wird, könnten die Jungen in wachsendem Maße benachteiligt werden. Meine sehr verehrten rotarischen Freundinnen und Freunde, meine persönliche Überzeugung ist: Diese jungen Leute werden die Probleme der Zukunft meistern. Seit 24 Jahren arbeite ich nun schon als Schulleiter mit diesen Jugendlichen zusammen. Und meine Zuversicht und mein Vertrauen in diese Jugend sind von Jahr zu Jahr stärker geworden. Diese Jugend am Beginn des 21.Jahrhunderts wird Zukunft gestalten, vermutlich besser als die Generation, die für den Zustand der Welt heute verantwortlich ist. Vertrauen wir darauf! Ich bin überzeugt: Wir haben Grund zum Optimismus. Danke, dass Sie mir zugehört haben.

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