DIE ICH BIN -WORTE JESU

St. Markus, München DIE „ICH BIN“-WORTE JESU Das Brot des Leben Prof. Dr. Christoph Levin 27. April 2014 Quasimodogeniti Predigt über Johannes 6 D...
Author: Judith Sachs
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St. Markus, München

DIE „ICH BIN“-WORTE JESU Das Brot des Leben

Prof. Dr. Christoph Levin 27. April 2014 Quasimodogeniti

Predigt über Johannes 6

Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volks zu ihm kommt, und spricht: Wo kaufen wir Brot, dass diese essen? Spricht zu ihm einer seiner Jünger: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das unter so viele? Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Männer. Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desselbigen gleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. Da sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, dass nichts umkomme. Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allewege solches Brot. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich’s auferwecke am Jüngsten Tage. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf dass, wer davon isst, nicht sterbe. Liebe Gemeinde, Oftmals hab ich nachts im Bette Schon gegrübelt hin und her, Was es denn geschadet hätte, Wenn mein Ich ein andrer wär. Höhnisch raunten meine Zweifel Mir die tolle Antwort zu: Nichts geschadet, dummer Teufel, Denn der andre wärest du! Hilflos wälzt ich mich im Bette Und entrang mir dies Gedicht, Rasselnd mit der Sklavenkette, Die kein Denker je zerbricht.

(Frank Wedekind)

Die eigene Identität ist unverlierbar, wir sind zeitlebens an sie gebunden. Zugleich aber sind wir auf der Suche nach ihr. Weiß ich, wer ich bin? Es gehört kein langes Nachdenken dazu, um einzusehen, dass ich diese Frage mir zwar stellen, sie aber nicht beantworten kann. Ich kann zwar versuchen, aus meiner Haut zu fahren und mich mit den Augen anderer zu sehen. Aber schon die scheinbar einfachste Weise, der Blick in den Spiegel, ist seitenverkehrt. »Ich bin. Aber ich habe mich nicht.« Ich werde mich nicht los und kann mich zugleich nicht fassen. Ich verstehe mich im letzten Grunde selber nicht. Ich bin mir nur auf Zeit geliehen. Ich gehöre mir nicht. Das Rätsel meiner Identität liegt zum Glück nicht ständig auf der flachen Hand. Das wäre nicht auszuhalten. Es kommt nachts im Bette. Bei Tage, wenn ich mich meinen Aufgaben stelle, habe ich meistens keine Zeit, über mich selbst nachzudenken. Dann erfülle ich meine Rollen: als Ehemann und Vater, als Hochschullehrer und Prediger, als Kollege und Steuerzahler, als Kunde und Verkehrssünder, und was dergleichen Rollen mehr sind. Was ich bin, ist so vielfältig und oft so uneindeutig wie die Welt, in der ich mich bewege. Das stört mich nicht, im Gegenteil: Die Welt, in der ich mich bewege, gibt mir ständig Antworten auf mich selbst, und zwar so, dass sich die Frage nach mir selbst gar nicht stellt. Ich bin, was ich bin, indem ich existiere, das heißt aus mir herausgehe. »Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst« (Ernst Bloch, Tübinger Einleitung in die Philosophie) – wir, nämlich in dem Geflecht meiner Beziehungen. Für meine Mitmenschen gilt das in gleicher Weise. Was sie an und für sich sind, werde ich nie ergründen, und der Reim, den ich mir auf sie mache, erweist sich immer von neuem als falsch. Ich kann mich in ihnen täuschen, ich kann aber auch sehr positiv überrascht werden. Was ich erfahre, ist, was sie für mich sind, nämlich wiederum Funktionen und Rollen: Eltern, Geschwister, Geliebte, Kinder, Lehrer, Mitarbeiter und Kollegen, Arzt und Anwalt, aber auch Gegner und Feind. Dies bedacht, entscheidet sich an meinem Verhältnis zu ihnen auch mein Verhältnis zu mir selbst. In den Evangelien des Neuen Testaments geht es vom ersten bis zum letzten Kapitel um die Identität Jesu. Sie ist unterschwellig oder offen die Frage. Johannes der Täufer stellt sie Jesus direkt: »Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?« Die Jünger fragen: »Wer ist der? Selbst Wind und Meer sind ihm gehorsam.« Pilatus fragt ihn: »Bist du der König der Juden?« Jesus stellt die Frage auch selbst: »Wer sagt denn ihr, dass ich sei?« Immer von neuem wird sie in den Evangelien beantwortet: von Gott: »Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen«; von den Dämonen: »Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes«; von dem Hauptmann unter dem Kreuz: »Wahrhaftig, dieser ist Gottes Sohn gewesen«; von Thomas: »Mein Herr und mein Gott«. Ich habe sie vorhin auch selbst beantwortet, als wir gemeinsam sprachen: »Ich glaube, dass Jesus Christus sei mein Herr« – eine Feststellung über ihn, aber mindestens so sehr über mich. Die Frage nach der Identität ist nicht zu trennen von der Frage nach der Rolle, die einer für andere einnimmt. Sie löst sich nicht im Selbstbezug, sondern beantwortet sich im Gegenüber. Sie ist die Frage nach den Beziehungen, in denen wir leben. Wenn Jesus die Jünger fragt: »Wer sagt denn ihr, dass ich sei?«, geht es nicht nur um ihn, sondern um die Jünger selbst. Am Ende jenes Kapitels des Johannesevangeliums, mit dem wir uns befassen, antwortet Simon Petrus: »Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist der Heilige Gottes.« Das Evangelium nach Johannes, das in diesem Semester im Mittelpunkt steht, ist das jüngste Evangelium, und in ihm ist darum die Lehrbildung der ältesten Christenheit schon fortgeschrittten. Sie wird nach wie vor nicht in theologischen Lehrsätze gefasst, wohl aber in die langen Reden Jesu, die dieses Evangelium in besonderer Weise prägen. Die Pointe dieser Reden wird symbolische sieben Mal in eine Aussage gebracht, die man »Offenbarungs-Formel« genannt hat: »Ich bin das Brot des Lebens«, »Ich bin das Licht der Welt«, »Ich bin die Tür«, »Ich bin der gute Hirte«, »Ich bin die Auferstehung und das Leben«, »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben«, »Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben«.

Die Offenbarungs-Formel hat ihr Vorbild unverkennbar im Alten Testament. »Ich bin Jahwe«, so schallt es vom Berg Sinai und eröffnet den Dekalog und damit den Kern der Tora. »Ich bin Jahwe, und sonst keiner mehr«, so wird im Buch Deuterojesaja der Anspruch Gottes ausgerufen, der eine und einzige Grund des Daseins zu sein. In diesem machtvollen »Ich bin« Gottes haben Sein und Sollen ihren Grund. Aber dieses »Ich bin« ist ebenso gut eine Tautologie. Der Gott, der sich hier sozusagen outet, offenbart zwar seinen Willen und zeigt sich in seinem schöpferischen Wirken. Sein Wesen aber behält er für sich. Es bleibt verkapselt in dem heiligen Namen, der uns erlaubt, ihn zu nennen und anzurufen, der seine Identität aber nicht preisgibt. Bei dem johanneischen Jesus ist das nicht anders. Auch hier erfahren wir nicht, wer Jesus im innersten Wesen ist. Aber die Tautologie tritt in den Hintergrund zugunsten der sprachlichen Bilder. Der johanneische Jesus sagt uns, was er für uns ist oder sein will. Das ist genug. Es ist in Wahrheit sehr viel. Wir werden das ganze Semester diesem »Ich bin« nachbuchstabieren. Heute das »Brot des Lebens«. Eigentlich würde genügen, wenn Jesus gesagt hätte: »Ich bin Brot.« Für die Menschen der Bibel ist Brot das Lebensmittel schlechthin. Es steht allgemein für die Nahrung. »Unser tägliches Brot gib uns heute«, heißt so viel wie: »Gib uns heute etwas zu essen.« Der Mensch lebt vom Brot, zwar nicht »vom Brot allein«, aber ohne Wasser und Brot müsste er zugrunde gehen. Brot ist das Elementare. Gerade das Elementare kann köstlich sein. Das frische Roggenbrot mit der dunklen, bitteren Kruste: Als Kinder stritten wir um den Lacheknust. Den Weineknust gab es auch, aber sein Name war nur noch eine Erinnerung daran, dass es Zeiten gab, wo nicht selbstverständlich war, dass es morgen wieder Brot geben würde. Die Bitte: »Unser tägliches Brot gib uns heute«, hatte ja ihren Grund. Meine Mutter backte das Brot eine Zeitlang selbst, und ein besonders feines, weißes Brot backte sie für das Abendmahl. Das wurde in Streifen geschnitten. Wenn es dann hieß: »Christi Leib, für dich gegeben«, und: »Das Brot des Lebens für dich«, gab es wirklich etwas zu sehen und zu schmecken. Wenn ein paar Krümel auf den Boden fielen, machte das nichts. Dazu einen Schluck guten Moselwein aus dem Kelch. »Christus, das Brot des Lebens« – gewiss nur ein Bild. Der Bissen Brot, der Schluck Wein beim Abendmahl – gewiss nur ein symbolischer Akt. Aber wir brauchen dieses Zeichen, und wir erkennen darin, bewusst oder unbewusst, wie der Grund des Lebens sich selber mitteilt und uns in seine Gemeinschaft hineinnimmt. Wir sind Gäste Gottes. Das ist die wichtigste Rolle, die wir in unserem Leben einnehmen können. Wir sind eingeladen, aus Gottes Hand in den Mund zu leben. Genauer gesagt: Wir leben aus Gottes Hand in den Mund, und wir sind eingeladen, das wahrzunehmen und darin gelassen und dankbar und unseres Lebens froh zu werden. Der Bissen Brot, der Schluck Wein, sie zeigen uns das. In den Evangelien wird das Geschehen als ein manifestes Wunder erzählt. Fünftausend Männer sind zu Jesus gekommen. Sie stehen nicht allein. Zu ihnen kommen die Frauen und Kinder hinzu, die nicht gezählt werden. Alles in allem die doppelte und dreifache Zahl; und nicht nur das: diese weit mehr als Fünftausend stehen für die ungezählte Menschheit als ganze. Es wird nicht gesagt, dass alle diese Menschen an Jesus glaubten und seine Jünger geworden seien. Die Neugier, vielleicht auch die Not trieben sie ihm zu, mehr nicht. Jesus spürt den Appell. Er will sie versorgen. Wie stets bei diesen Speisungswundern sind die Mittel begrenzt. Die Not, woher man etwas zu essen kriegt, die wir Heutigen uns nicht mehr vorstellen können, wird von Jesus beim Namen genannt: Wo kaufen wir Brot, dass diese essen? Fünf Gerstenbrote sind da und zwei Fische. Mehr als nichts, aber viel zu wenig, um alle satt zu machen. Die Verteilung wäre möglich, aber die Mittel reichen nicht aus; genau umgekehrt wie heute, wo die Lebensmittel weltweit für alle reichen würden, nur die Verteilung nicht zustande kommt.

Jesus lässt sich von den kargen Mitteln nicht beirren. Er nimmt das Wenige, spricht den Segen, wie es vor dem Essen üblich ist, und beginnt zu verteilen. Er ist der Gastgeber. Und siehe da, alle werden satt. Das Wunder wird nicht beschrieben. Es steht zwischen den Zeilen. Es steht aber außer Zweifel. Jesus demonstriert nicht, dass es, wenn man nur richtig teilt, irgendwie für alle schon reichen wird. Um Selbsthilfe geht es nicht. Die ethische Lösung mögen wir uns vornehmen; sie würde uns aber nicht so satt machen, wie Jesus es tut. Zwölf Körbe mit Brocken bleiben übrig. Es geht nicht kärglich zu, sondern im Überfluss. Die Szene erinnert an ähnliche Speisungswunder, die im Alten Testament überliefert werden, zum Beispiel unter den Erzählungen um Elia und Elisa. Auch bei Elisa heißt es: »Man wird essen, und es wird noch übrig bleiben.« Diese Einzelheit zeigt, dass sich mit Jesus die Gottesgeschichte fortsetzt und erfüllt. In der Szene freilich denken die Menschen an Mose: an die Verheißung im Buch Deuteronomium: »Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken aus dir und deinen Brüdern.« Mose ist nämlich derjenige, in dessen Beisein Gott das Manna vom Himmel regnen ließ, um die hungernden und murrenden Israeliten während ihrer Wanderung in der Wüste zu speisen. Mit diesem Hinweis weitet sich der Blick aus der Gegenwart am Galiläischen See in die Tiefen der Geschichte. Als die Israeliten damals fragten: »mān hûʾ – Was ist das?«, erklärte Mose das Wunder: »Das ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat.« Ähnlich antwortet jetzt Jesus: Dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. Es sind nahezu dieselben Worte; aber der Horizont hat sich geweitet. Nicht mehr nur das Gottesvolk ist betroffen, sondern in den Fünftausend gilt das Wunder der Welt. »Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.« Ebenso wichtig ist ein anderer, neuer Akzent: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Ihr sollt satt werden, aber darin, dass ihr satt werdet, sollt ihr den erkennen, der euch sättigt. Das tägliche Brot, das aus heiterem Himmel regnet, ist nicht nur Nahrung, sondern Zeichen der Liebe Gottes, auf das ihr vertrauen könnt. Es ist das große Ja, das Gott über euch und eurem Leben gesprochen hat und immer wieder spricht. Ihr habt die Einladung zum Glauben auf der Zunge. Solches Brot kann süchtig machen. So bitten die Menschen: Herr, gib uns allewege solches Brot. An dieser Stelle antwortet Jesus mit dem ersten Ich-bin-Wort des Evangeliums: Ich bin das Brot

des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Nimmermehr: Der Lebenshunger wird für immer gestillt. Jesus gibt nicht

nur etwas, sondern im Brot gibt er sich selbst.

Die Frage, die Jesus beantwortet, ist nicht mehr: »mān hûʾ – Was ist das?«, sondern: »mî hûʾ – Wer ist das?« Zunächst müssen wir dazu nicht die Christologie assoziieren. Auch wir, wenn wir mit anderen etwas teilen – sei es Brot, sei es das unendlich viele, was man teilen und verschenken kann –, tun das nicht unpersönlich, sondern teilen uns immer auch selbst mit. Es ist »ein Stück von mir«, das ich gebe und das ich zugleich wieder zurückbekomme: als Dank, als Freundlichkeit, als Ermutigung, als Kraft zum Leben. Wenn Jesus sich als das Brot des Lebens zu erkennen gibt, nimmt er genau diesen Sachverhalt auf. Er weist darauf hin, dass die persönliche Dimension des Teilens und Mitteilens grundlegend ist. Wenn wir teilen und mitteilen, sind wir nicht einfach nur miteinander befasst, sondern darin ist Gott am Werk. Wir nehmen darin den Grund unseres Daseins wahr. Deshalb kann Jesus sagen, dass er, wenn er sich als das Brot des Lebens mitteilt, nicht von sich aus handelt, sondern den Willen dessen tut, der mich gesandt hat. Er ist darin mit dem Willen Gottes im Einklang. So sehr, dass man von ihm sagen kann, dass er selbst vom Himmel gekommen ist, nicht anders als einst in der Wüste das wunderbare Gottesbrot des Manna. Und dass der Anteil an ihm, den er als das Brot des Lebens schenkt, der Anteil am Himmel ist.

Wie dieser Himmel sich auf die Erde bezieht, bleibt ein Geheimnis, das wir so wenig lüften werden, wie wir im letzten Grunde unsere Identität verstehen. Wir wären deshalb nicht klug, wenn wir nicht sehen würden, dass das, was für die Väter gegolten hat, auch für uns gilt: Sie haben das Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Wir sind von Gott als sterbliche Wesen geschaffen. Aber damit ist Jesu Botschaft und Verheißung nicht widerlegt, sondern im Gegenteil: So wie Gott Zeit unseres Lebens im Spiele ist, wenn wir teilen und schenken und uns darin selbst mitteilen und verschenken, so ist er erst recht im Spiele, wenn wir uns am Ende unseres Lebens ganz hingeben müssen. Auch dafür ist das Brot, das er uns in unsere Hand gibt, das wunderbare Zeichen: »Das Brot des Lebens für dich!« Wenn es um das ewige Leben geht, geht es nicht mehr ums Teilen. Wir müssen uns dann ganz loslassen. Aber wir dürfen und können das auch; denn wir geben uns in seine Hand. Im Markusevangelium folgt auf das Brotwunder die Erzählung von Jesu Wandel auf dem See. Das Johannesevangelium hat die Abfolge beibehalten. Ich habe die Szene bisher übersprungen, weil sie den Zusammenhang zwischen dem Brotwunder und der Brotrede trennt. Gleichwohl liegt in dem Kontrast der beiden Wunder ein tiefer Sinn. Unmittelbar nach der Speisung, die einen Vorgeschmack des Himmels auf Erden gegeben hat, finden sich die Jünger auf dem See wieder. Ein Sturm kommt auf, sie drohen zu sinken und geraten in helle Panik. Ihr Leben ist in unmittelbarer Gefahr. Aber mitten aus dem Sturm kommt ihnen Jesus entgegen. Wieder sagt er: »Ich bin’s«. Und: »Fürchtet euch nicht!« Auch in solchen Erfahrungen ist er da und kommt auf uns zu. Wir müssen ihn nur erkennen. Amen.

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11. Mai 2014 Prof. Dr. Jan Rohls