DIE GROSSE WELTWIRTSCHAFTSKRISE VERTIEFT SICH

DIENSTAG, 1. JULI 1980 DIE GROSSE WELTWIRTSCHAFTSKRISE VERTIEFT SICH Die große Weltwirtschaftskrise verschärft sich mit jedem Tag mehr, die besonder...
Author: Luisa Schmitz
2 downloads 2 Views 7MB Size
DIENSTAG,

1. JULI 1980

DIE GROSSE WELTWIRTSCHAFTSKRISE VERTIEFT SICH Die große Weltwirtschaftskrise verschärft sich mit jedem Tag mehr, die besonders die beiden imperialistischen Supermächte, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion. wie auch die industrialisierten Länder Japan, Westdeutschland. Frankreich, England, Kanada, Italien, aber auch andere wie das maoistische China, das titoistische Jugoslawien, die Mitgliedsländer des RGW und andere im Würgegriff hält. Sie hat schwerwiegende Folgen für alle 'Staaten, die vom internationalen Kapital abhängig sind. , Die große Wirtschaftskrise ist eine Uberproduktlonskrise, eine Krise des industriellen Booms, doch sie hat gleichzeitig auch eine tiefe Krise in der Produktion hervorgerufen. Sie hat in der Tat in den kapitalistischen und revisionistischen Ländern ein Anwachsen von Arbeitslosigkeit und Inflation, ein Steigen der Preise mit sich gebracht. Das bedeutet, daß gegenwärtig die Produktion zurückgegangen ist, und ein Kampf um den Absatz der auf Halde liegenden Waren entbrannt ist. Doch die kapitalistische Bourgeoisie räumt die Warenlager nicht durch Preissenkungen, sondern dadurch, daß sie Arbeiter auf die Straße wirft, also durch die Verlangsamung der Produktion. Dadurch, daß die kapitalistische Industrie nicht mehr mit der früheren Auslasturig arbeitet, kommt es auch zu

einer Rohstoffkrise. Auch diese Krise ist sehr schwer und geht mit einem heftigen Kampf zwischen den Imperialisten um Märkte einher. Dieser bald offene, bald subversive Kampf wird seinerseits von einer unvergleichlichen, noch nie dagewes·en Steigerung der Militärbudgets und einer entsprechenden Aufrüstung mit konventionellen, hochentwickelten und atomaren Waffen begleitet. Die Vereinigten Staaten von Amerika, die SowjetunionvChina-und:' die ·ahdeitiri Impedrdistischen' Mächte sind zu den wütendsten Scharfmachbrn eines neuen imperialistischen Weltkrieges geworden. Ihre hegemonistlache Politik, ihr fieberhaftes Bemühen, einerseits den gegenwärtigen imperialistischen Status qua zu wahren und andererseits-die Einflußsphären neu aufzuteilen, hat die WideJ;sprüche vertieft und verschärft, die zwischen den Großmächten selbst, bzw. zwischen diesen und ihren Partnern bei den Verbrechen an den anderen Völkern, bei deren Ausbeutung zutage treten, und so sind neue Konflikte entstanden. Die wirtschaftlichen, politischen und militärischen Beziehungen innerhalb der verschiedenen imperialistischen und revisionistischen Gruppierungen sind erschüttert. Die Angehörigen dieser Gruppierungen versuchen, verschiedene Risse hervorzurufen, zu finden und auszunutzen, um sich Gründe dafür zurechtzulegen, die Verpflichtungen, Verträge und Vereinbarungen, die unter ihnen bestehen, nicht einzuhalten. Heute hat der Kampf der vom krisengeschüttelten Weltkapital unterdrückten und ausgebeuteten Völker nie dagewesene Ausmasse und vieIfäItigste Formen angenommen. Genau hier hat die große Weltwirtschaftskrise, in der sich die kapitalistische und revisionistische' Welt befindet, ihren wirklichen Ausgangspunkt. Oberflächlich betrachtet, scheinen die bewaffneten Konflikte,' die ökonomisch-finanziellen Konflikte, die große Energiekrise und

all die anderen Krisenerscheinungen nur zwischen den kapitalistischen Staaten zu bestehen, doch in Wahrheit haben sie tiefere Ursachen, die den bürgerlich-kapitalistischen Staat zerfressen, welcher sich zu schützen und am Leben zu halten, welcher seine zahlreichen Wunden zu heilen sucht. Die Kraft, die den bürgerlich-kapitalistischen Staat zerfrißt, ist der Kampf in allen Formen und auf allen Ebenen, den die Völker überall auf der Welt führen. In der einen oder anderen Weise, mal weniger, mal besser, erkennen und bekämpfen die Arbeiterklasse und alle Ausgebeuteten an die Formen des inländischen oder internationalen kapitalistischen Regimes, welches sie ausbeutet, verarmt, wirtschaftlich und moralisch niederdrückt. Unter den Völkern der Welt herrscht also große Unzufriedenheit und Empörung. In fast allen kapitalistischen Ländern kommt es heute zu Streiks, an denen Millionen von Menschen teilnehmen, zu brutalen Zusammenstößen mit den sogenannten Ordnungskräften, brechen bewaffnete Revolten und Militärputsche aus, gibt es einen Terrorismus und Anarchismus, der von den bürgerlich-kapitalistischen Regierungen an der Macht organisiert wird, g1bt es kolossalen Schmuggel, auf nationaler wie internationaler Ebene organisierten Raub, gibt es eine unbegrenzte und fürchterliche Entwicklung der politischen, moralischen und physischen Korruption. So wird dem Faschismus der Weg zur Macht geebnet. Wir leben heute in der Periode der Fäulnis des KaJ.litaÜ~mus~-seiner---SchwäcIiung, des AuseinanaerTaIIclis Urür des BankrÖfts dieses Systems. dIeser verkommenen Gesellschaft. Es gibt keinen anderen Ausweg aus diesem Chaos, aus diesem Sumpf als die Revolution, als das Ausbrennen des Eiters, als die Eroberung der Staatsmacht durch die Arbeiterklasse, deren Mission es ist, die Diktatur c:!.es~!:(),!~,!a.T~~t5i~~_~!!ichten. Das, was Lenin. in Verbin-

dung mit diesem Vorgang g-esagt hat, findet heute seine Bestätigung und wird auf jed-en Fall Wirklichkeit werden. Der amerikanische Imperialismus und sein Ob-erhaupt,Präsident Carter, stehen vor großen Schwierigkeiten in der Politik, der Wirtschaft, in ihren Bündnissystemen und Koloni-en. Der amerikanische Imperialismus weiß nicht, wo ihm der Kopf steht, wie er all die Gefahren bewältigen soll, die auf ihn einstürmen und täglich anwachsen. So befindet er sich in einem Zangengriff, dem er dadurch zu entkommen versucht, daß er eine irrwitzige Politik betreibt, die sich auf Drohungen, Erpressungen, wirtschaftlichen und politischen Druck, auf offene oder verdeckte militärische Eingriffe und anderes mehr

.stützt, Um nicht allzusehr von den Ereignissen der Zeit abzuschweifen, muß festgestellt werden, daß der Kampf des iranischen Volkes dn den letzten zwei, drei Jahren gegen den Schah und die Vereinigten Staaten von Amerika ein schwerer Schlag gegen den amerikanischen Imperialismus war. Die Krise des Irans ist die Krise der Vereinigten Staaten von Amerika. Auch schon früher kannten die Völker der Welt die barbarische Politik der Vereinigten Staaten von Amerika und ihre brutalen und räuberischen Herrschaftsmethoden, doch im Iran wurde dies noch klarer durchschaut. Die Strohmänner des amerikanischen Imperialismus im Iran waren der Schah und seine Clique, diese Mörder des Volkes. Einige Jahrzehnte lang machten Gangster im Bündnis mit Gangstern das Gesetz im Iran, die einheimischen und ausländischen Mörder und Blutsauger des iranischen Volkes, in völliger gegenseitiger Ubereinstimmung, die Regierung und Verwaltung .des Schahs, die vermittels der amerikanischen Botschaft in Teheran unter der Leitung Washingtons stand. Doch am Ende erhob sich das iranische Volk zur R-evolution, fegte den Schah mit eisernem Besen vom Erdbo-

den, ergriff sämtliche Spione der amerikanischen Botschaft, welche unter dem Deckmantel von Diplomaten arbeiteten, und sperrte sie ein. Bereits seit neun Monaten befinden sich diese sogenannten Diplomaten einer Großmacht, welche auf der Welt das Gesetz macht, in Haft. o tempora! 0 mores! Vergleichbares wäre früher nicht passiert, aber jetzt, jetzt ist es passiert und geschieht in verschiedenen Ländern außer den Amerikanern auch anderen. Die Vereinigten Staaten haben eine große politische Niederlage erlitten, eine Niederlage, die sie nicht wieder ausbügeln können - nicht auf diplomatischem Weg oder mit wirtschaftlichem Druck, und schon gar nicht mit eine, militärischen Intervention, wie sie sie es mit ihrem gescheiterten Kommandounternehmen aus der Luft bei Tabas im April versucht haben. Im Iran verloren die Vereinigten Staaten von Amerika eine ihrer wichtigsten Erdöl- und Energiequellen und büßten gewaltige Profite ein. Sie verloren das Vertrauen ihrer arabischen »Verbündetenam Persischen Golf, der amerikanisch-ägyptisch-israelische Kompromiß von Camp David wackelte, es entstanden zizanies", offehe und geheimgehaltene Meinungsverschiedenheiten mit den NATO-Partnern. In dieser Situation fletscht die Sowjetunion die Zähne und beißt zu. Sie besetzte Afghanistan, treibt Keile in die NATO usw. Gleichzeitig vertiefen sich die Widersprüche zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten. Von außen erscheint der Warschauer Vertrag »monolithisch«, während sich innerhalb der NATO, im »Vereinten Europa« und im Europäischen Gemeinsamen Markt erste Risse zeigen. Das Bröckeln im RGW und im Warschauer Vertrag ist genauso deutlich, doch hier hat die sowjetische Armee die »Verbündeten« der Sowjetunion gut im Griff,

*

Streitereien (frz. im Original)

während die Vereinigten' Staaten von Amerika ihren früheren Einfluß auf die »Verbündeten«, besonders auf Frankreich und Westdeutschland, verloren haben. »Jeder ist sich selbst der Nächste«, sagt der Volksmund. Bei den Profiten möchten die Vereinigten Staaten von Amerika die' ersten, der 'große Drache- sein, während rdie »Verbündeten« im Unglücksfall -deren Scherben' bezahlen müssen. Sie werden also zu Leidtragenden des Unglücks und der Niederlagen, die die USA erleiden. Doch auch da·s Gesetz des Dschungels wirkt: Selbst wenn der Kapitalist dich. baumeln sieht, Kommt er dir nicht zu Hilfe. Das Frankreich de Gaulles und d'Estaings ist einerseits Mitglied der NATO, andererseits aber auch nicht. Es löste die NATO-Stützpunkte, das heißt die amerikanischen Stützpunkte, auf französischem Boden auf, stärkte, auf Unabhängigkeit bedacht, seine Armee, baute Atomund Wasserstoffbomben und in neuester Zeit auch die Neutronenbombe und dachte nicht daran, sich in dieser Frage dem amerikanischen Diktat zu unterwerfen. Die gegenwärtige französische Politik geht von dem Grundsatz aus: »Besser sich selbst einmal auf die Verteidigung vorzubereiten, als bis fünf Minuten nach zwölf darauf zu warten, daß einen die USA verteidigen.« In dieser Frage sind Frankreich und die Vereinigten Staaten gespalten. In den letzten Monaten ließen die USA und Carter nichts unversucht, um zu erreichen, daß sich besonders Frankreich und Westdeutschland allen ihren Handlungen gegen den Iran anschlössen. Paris und Bonn verurteilten grundsätzlich die Geiselnahme der amerikanischen Diplomaten durch die- Iraner, doch erklärten sie sich mit den scharfen ökonomischen Maßnahmen, die die Vereinigten Staaten von Amerika gegen den Iran durchsetzen wollten, nicht einverstanden, ließen diese also im Stich, -Diesdst ein rweiterer Riß

zwischen den Vereinigten Staaten 'einerseits und' Frankreich' bzw.Bundesdeutschland ,andererseits. Die Vereinigten ,Staaten von Amerika verurteilten die Besatzung Afghanistans durch dieSowjetunion. Auch China, auch die NATO verurteilten diese Besetzung. Auch wir verurteilten sie, doch nicht von ihren Positionen aus und schon gar nicht mit ihren Zielen. Sie werden morgen in dieser Frage zu einer übereinkunft mit den Sowjets kommen, während wir etwas Derartiges nie machen werden. Als Sanktion gegen die Sowjetunion in der Afghanistan-Frage rief der amerikanische Präsident den Boykott der Olympischen Spiele aus, die dieser Tage in Moskau stattfinden, und forderte, daß sich auch alle anderen an ihm beteiligen, doch eine Mehrheit von Staaten, darunter auch Frankreich, ja sogar Italien, welches eine angeblich inoffizielle Sportlermannschaft nach Moskau entsandte, ließ ihn wiederum im Regen stehen. Frankireich ging noch weiter. Präsident Giscard d'Estaing traf sich, ohne die Vereinigten Staaten von Amerika auch nur im geringsten zu fragen, in Warschau mit Breschnew., Giscard besuchte offiziell auch einige Länder des Nahen und Mittleren Ostens, wo er in öffentlichen Reden den amerikanisch-ägyptisch-israelischen Camp-David-Kompromiß in Zweifel zog und einige neue Gummiformulierungen über die Rechte des palästinensisehen Volkes einflocht. Hier zeigt sich ein weiterer Riß zwischen den' Vereinigten Staaten und Frankreich. , Trotz dieser Niederlagen schlug Carter vor, daß neue Atomraketen des Typs »Pershing II« und »Cruise« zum »Schutz« des NATO,;,Europaauf. dessen Territorium von den Vereinigten Staaten aufgestellt werden sollten. Dieser aufdringliche Vorschlag Carters wurde, weder von Giscard noch vom deutscheri Kanzler Schmidtakzeptierü Warum? Dem Anschein nach aus Furcht, die' Sowjetunion könnte, sobald die Vereinigten Staaten von Amerika

ihre neuen Raketen in Europa aufgestellt hätten, etwas Entsprechendes unternehmen, wobei sie in den Ländern des Warschauer Vertrages ihre neuen Atomraketen vom Typ »SS-20« stationiert. Deshalb wird Schmidt in Kürze nach Moskau reisen, wo er, wie es heißt, von den Sowjets in der Frage der Stationierung neuer Raketen in Europa eindreijähriges Moratorium verlangen wird. Carter war erzürnt und schrieb Schmidt, er solle nicht nach Moskau fahren und keine Verhandlungen in der Frage der Aufstellung neuer Raketen führen. Doch Schmidt ließ sich nicht beirren und beschied Carters Brief negativ. Im Zusammenhang mit diesem Brief erklärte Schmidt der amerikanis-chen Zeitung »Washington. Post« sogar ausdrücklich: »Ich bin es seit zwanzig Jahren gewohnt, meine Meinung zu sagen, ohne jemanden anderen zu Iragen.« Das heißt mit anderen Worten: Auch jetzt habe ich nicht vor, Carter zu fragen. All das spricht deutlich von einer »Einheit« zwischen Frankreich und Bundesdeutschland und von Rissen zwischen ihnen und den Vereinigten Staaten von Amerika. Das »Vereinte Europa« ist in sich selbst keineswegs vereinter. Die Streitereien, die Rivalitäten, die gegensätzlichen Interessen der jeweiligen Staaten nehmen in dieser angeblichen Europäischen Gemeinschaft in einem solchen Maße zu, daß bereits ihre bloße Existenz in Gefahr gerät. England. der treue Verbündete der Vereinigten Staaten von Amerika, ist nicht bereit, den vom Europäischen Gemeinsamen Markt festgesetzten Beitrag zu zahlen. Natürlich gefällt das weder Bonn noch Paris. Frankreich ist damit einverstanden, daß Griechenland wieder an den militärischen Strukturen der NATO und arn Europäischen Gemeinsamen Markt teilnimmt, ist jedoch gegen eine Aufnahme Spaniens und Portugals. Giscard ist sich darüber im klaren, daß die Aufnahme der iberischen Staaten in den Pferch des Westens dem Absatz französischer

Agrarprodukte Schwierigkeiten bereiten würde. Würde andererseits die Iberische Halbinsel, die ein echter amerikanischer Militärstützpunkt ist, in die NATO aufgenommen, so würde sie zum neuen Verbündeten der Vereinigten Staaten innerhalb Europas neben England ... Auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs aus den wichtigsten Industrieländern der Welt, das Ende Juni in Venedig stattfand, traten die Widersprüche zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und den europäischen Industrieländern offen zutage. Mitten in die Versammlung, die in einem Kloster auf einer Insel der venezianischen Lagune stattfand, schlug ein »kleiner diplomatischer Meteorit- aus Richtung Sowjetunion für Giscard und manch einen anderen ein. Moskau ließ melden, daß es gerade Soldaten in Stärke einer Division und hundert Panzer aus Afghanistan abzöge, wobei es allerdings an die zehn weitere Divisionen dort zurückließ, wenn nicht mehr. So warf auch Moskau einen Stein in den See, dessen konzentrische Wellen nicht lange vorhielten. Es handelte sich um ein diplomatisches Manöver, dem allerdings kein langes Leben beschieden war. Cossiga verlangte von Moskau, auch die anderen Truppen aus Afghanistan zurückzuziehen, doch dieses entblätterte seine Batterien und fletschte die Zähne: Seine Antwort lautete, daß es nicht nur keine weiteren Truppen aus Afghanistan abziehen, sondern nötigenfalls noch weitere dorthin entsenden würde. Der sowjetische Sozialimperialismus greift zur Zeit das Lager seiner Gegner, das sich in Schwierigkeiten befindet, voller Arroganz an. Die sowjetischen Führer beabsichtigen zu diesem Zweck, Giscard und Schmidt zu benutzen, doch wie und wie lange, das bleibt abzuwarten. Es ist wahr, daß das sowjetische Schwert lang ist, doch auch die anderen tragen ihre Messer. offen. In diesem großen Kessel, in diesem großen Feuer, in dem der Weltkapita-

lisnins gebraten und gesotten wird, 'wachsen auch die nationalen Befreiungskämpfe und ihre objektiven und subjektiven Faktoren. Sie sind im Aufstieg, breiten sich aus und erklimmen qualitativ neue Entwicklungsstufen. Die Völker der Welt sind in Bewegung. Unabhängig von der Manipulation durch die verschiedenen Ideologien, die dem Kapital zu Diensten stehen, kämpft das Weltproletariat und führt den Klassenkampf an. Wenn man die Lage aus marxistisch-leninistischer Sicht in ihrer Gesamtheit betrachtet, fällt auf, daß sich der Klassenkampf an allen Ecken und Enden der Welt in klassischen und nichtklassischen Formen entwickelt. überall stehen die Völker unter einem Alpdruck und sind in außerordentlicher Unruhe. Die Unzufriedenheit und die Wut der Völker gegen die einheimischen und ausländischen Kräfte der Unterdrückung wachsen, steigen an, werden differenzierter und kommen zum Ausbruch. Die bewaffneten nationalen Befreiungskämpfe der Völker, unabhängig davon, wer sie führt, das Blut der Völker, die für die Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen - all das widerspiegelt den Haß und die Wut auf die einheimische und ausländische kapitalistische Unterdrückung und führt dazu, daß die Völker im Kampf die volksfeindliche Haltung von Individuen oder Gruppen klar unterscheiden und Bündnisse mit den fortschrittlichsten und revolutionärsten Kräften schließen. Es ist unmöglich, daß in irgendeiner Bewegung, in irgendeiner Demonstration oder in irgendeinem Streik, in irgendeiner politischen. oder wirtschaftlichen Manifestation in der Öffentlichkeit nicht gegen die zerstörerischen Ergebnisse der schweren Krisen protestiert wird und die Urheber der Ausbeutung und Unterdrückung der Völker nicht angeprangert werden; die Kräfte, die die Menschheit vernichten wollen. In den kapitalistischen und revisionistischen Ländern mit ihrer pseudokornmunistischen Partei, mit ihren zwei

oder mehr pseudodemokratischen Parteien kommt es nicht darauf an, daß diese versuchen, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist es ohne Belang, daß sich die bürgerlichen Staaten einzeln oder in Gruppen gegenseitig beschuldigen - all das ändert nichts daran, daß die Unterdrückung der Völker fortdauert. Doch auch ihr Zorn und ihre Empörung halten an. Diese Wut und diese Aufstände versetzen der kapitalistischen und revisionistischen Bourgeoisie in verschiedenen Formen und Stärke Schläge. Die Völker erkennen, daß ihnen ein imperialistischer Raubkrieg droht. Sie verstehen, wer diesen Krieg vorbereitet, wer seine Kosten trägt und wer von ihm profitiert. Zwei Erscheinungen fallen in dieser Situation ins Auge: Es gibt Menschen, die noch Angst haben vor dem imperialistischen Krieg; es gibt aber auch andere, die gegen ihn kämpfen. Doch in letzter Analyse gehen die Völker unter verschiedenen Formen zu einem aktiven Widerstandskampf über, in die ersten Phasen des nationalen Befreiungskampfes, zur Sabotierung und Verhinderung des imperialistischen Krieges und erheben sich schließlich zur Revolution. Die auf der Welt :vor sich gehenden Bewegungen und Widerstandshandlungen dürfen nicht vom Blickwinkel bürgerlicher Regierungen und ihrer Parteien aus beurteilt werden, welche die Völker manipulieren wollen; man muß im Gegenteil das Wesen des Problems, dieses Widerstandes, man muß die grundlegende Stoßrichtung sehen, welche die politischen und wirtschaftlichen Forderungen der Völker einschlagen, welche die bürgerlichen kapitalistischen Führungen dazu zwingen, drakonische Unterdrückungsmaßnahmen gegen diese Bewegungen zu ergreifen, oder hin und her zu schwanken und sich mal auf die eine, mal auf die andere Supermacht zu stützen, um.ihre erschütterte Lage wieder zu stabilisieren.

Die Marxisten-Leninisten müssen sich den historischen Materialismus aneignen und ihn in der Praxis anwenden. Die Weltentwicklung und jede Veränderung müssen sie aus dem Blickwinkel des Marxismus-Leninismus betrachten. Wer die Besetzung Afghanistans durch die sowjetischen Sozialimperialisten als ein richtiges und notwendiges Vorgehen betrachtet, kann nicht als Marxist, sondern nur als Antimarxist bezeichnet werden. Jene selbsternannten Marxisten-Leninisten, welche »argumentieren« wollen, daß man das afghanische Volk und die Elemente der mittleren, ja sogar der höheren Bourgeoisie, die gegen die sowjetischen Besatzer kämpfen, nicht als patriotisch bewerten dürfe, können nicht als Marxisten, sondern nur als Antimarxisten gelten. Wer so denkt und handelt, hat von den Lehren des Marxismus-Leninismus über Bündnisse und Fronten in den nationalen Befreiungskämpfen überhaupt nichts verstanden. Genauso wenig kann man das Denken und Handeln einiger »kommunistischer« Genossen im Ausland marxistisch-leninistisch nennen, welche die antiimperialistischen Seiten des Kampfes der arabischen Völker, des iranischen Volkes, der moslemischen Welt nicht sehen. Wenn man diese antiimperialistischen Gesichtspunkte unterbewertet und nicht nutzt, sich »orthodox« gibt, indem man verlangt, daß diese Völker in der Revolution von heute auf morgen den Glauben an ihre Religion, die darauf beruhenden Sitten und Gebräuche aufgeben, so beweist dies mindestens eine ideologische marxistisch-leninistische Unreife. Wie die Ereignisse im Iran bezeugen, spielen die Volksmassen eine wichtige, entscheidende Rolle, bei der Durchführung der Revolution. Gerade sie haben sich an die Spitze des Kampfes gestellt, die feudale Monarchie der Pahlewis gestürzt und dem Imperialismus gewaltige Schläge versetzt. Aber wir können nicht sagen, daß sie

mit dem blinden, mittelalterlichen Fanatismus der Ajatollahs schon gesiegt hätten und ihr Kampf dadurch vorangetrieben werden könnte. Die Kommunisten müssen die revolutionären Massen und die fortschrittlichen Kräfte in ihrem Kampf unterstützen und ihnen helfen, Der Kampf, den diese gegenwärtig führen, schafft für die Kommunisten die Bedingungen, sich in den Massen zu verankern, für ihre richtige Erziehung zu arbeiten, die eigene marxistisch-leninistische Weltanschauung zu vertiefen, sich auf das revolutionäre Volk und in erster Linie auf die Arbeiterklasse zu stützen und zu lernen, jede für die Revolution günstige Situation auszunutzen. So muß der Entwicklungsprozeß des Kampfes der Völker verstanden und verfolgt werden. Wenn die Gefühle der Völker, welche es auch immer sein mögen, mit denen der bürgerlich-kapitalistischen. Gruppen, die sich in einem bestimmten Land an der Macht befinden, verwechselt oder identifiziert werden, so ist das ein schwerer Fehler. Das ägyptische Volk z.B.,ist nicht Sadat und seine Clique, welche gestern den Sowjets zu Diensten waren undheute "im Dienst der Amerikaner stehen, und darf damit nicht identifiziert werden ... Die marxistisch-leninistischen Kommunisten müssen es verstehen, richtige Analysen anzustellen, die erforderliche Strategie und die notwendigen Taktiken zu entwikkeln, zugunsten der Revolution Bündnisse zu schließen, richtige revolutionäre Aktionen und keine Abenteuer durchzuführen. Und an das muß unter dem Blickwinkel der marxistisch-leninistischen Theorie betrachtet werden, weil man nur so der Befreiung der Völker vom Kapitalismus dienen und die Revolution durchführen kann. Die nationalen Befreiungskriege sind gerechte Kriege. Sie brechen aus, wenn die objektiven und' subjektiven Faktoren vorhanden' und herangereift sind. Um diese

Faktoren zu schaffen, müssen auch die Marxisten-Leninisten selber beitragen. In gerechten Kriegen dürfen die Marxisten-Leninisten niemals mit verschränkten Armen zuschauen und sich dem Kampf fernhalten, weder als Partei oder Gruppe, wenn sie sich noch nicht als Partei organisiert haben, noch als einzelne Kämpfer. Niemals dürfen sie sich von den Massen trennen, die für gesellschaftliche und nationale Befreiung kämpfen, sondern sie müssen ihre kommunistischen Überzeugungen durchsetzen, sich organisieren, die Arbeiterklasse zur führenden Klasse machen, indem sie mitten unter ihnen kämpfen. Selbst wenn sie nicht organisiert sind, müssen sie die Vorhut der Massen bilden, durch Kampf und Opfer, um zu erreichen, daß der nationale Befreiungskampf in Richtung der minimalen Ziele vorangeht und danach auch in Richtung der maximalen. Daß die Bedingungen für den Ausbruch von nationalen Befreiungskämpfen entstehen, hängt nicht vom Willen der einen oder anderen Persönlichkeit ab. Es sind objektive und subjektive Bedingungen, die nationale Befreiungskämpfe ausbrechen lassen, welche eine hochentwickelte Form des Klassenkampfes sind. Die Klasse, die sich an die Spitze setzt und den nationalen Befreiungskampf anführt, ist die fortschrittlichste, ist der entscheidende Faktor. Von den fortschrittlichen Klassen ist die Arbeiterklasse die fortschrittlichste. Sie. muß die Leitung des Befreiungskampfes übernehmen. Auch wenn sie zu Beginn des Kampfes ihre führende Position noch nicht gefestigt hat, muß sie an der Spitze des Kampfes und der Opfer bleiben, weil sie nur so die militärische und politische Führung übernehmen, die Ziele des nationalen Befreiungskampfes gewährleisten und ihre eigenen Bestrebungen verwirklichen kann. Angesichts der heutigen Weltentwicklung müssen

die marxistisch-leninistischen Parteien, die Arbeiterklasse und ihre möglichen Verbündet-en, die breiten Schichten der Bauernschaft und der fortschrittlichen Intelligenz, nicht nur klar der Gefahr eines neuen imperialistischen Weltkrieges ins Auge sehen, sondern sich auch organisieren; sie müssen in tausenden von Formen ihren Willen bekräftigen, diesen zerstörerischen Krieg zu verhindern, die Demagogie und Verlogenheit der »demokratischen« Parolen des versklavenden Kapitals enthüllen und sich den hemmenden Fesseln durch die verschiedenen scheindemokratischen, sogenannten Volksparteien, die von der Bourgeoisie geschaffen sind, entziehen. In jedem Land und in jedem Volk müssen jederzeit alle Situationen, die entstehen, sorgfältig auf der Basis der Grundsätze des Marxismus-Leninismus untersucht werden, man muß die Schlußfolgerungen ziehen und zu fortschrittlichen, revolutionären gemeinsamen Aktionen kommen. Dem Auge der revolutionären Menschen, die für die große Sache des eigenen und aller Völker kämpfen, darf nichts entgehen. Die Marxisten-Leninisten müssen jede Entwicklung der Situation ausnutzen. Dieser Kampf muß Tag für Tag geführt werden, weil nur auf diese Weise die große Lawine der Revolution die Feinde der Völker niederschlagen und die Freiheit, den Fortschritt die sozialistische und später die kommunistische Gesellschaft bringen wird. Angesichts dieser großen Wirtschaftskrise des Kapitalismus müssen die marxistisch-leninistischen Kommunisten deshalb überall, wo sie sich befinden, ihre Linie und ihre Haltung klar festlegen und es verstehen, sie mit Leben zu erfüllen. Nur eine kommunistische, wahrhaft marxistisch-leninistische Partei kann in dieser äußerst verwickelten Situation, in der die Interessen der Klassen nicht wie mit einem Messer scharf getrennt, sondern kompliziert und voneinander abhängig sind und zusarn-

menprallen, nur. eine .solche Partei also kann klar unterscheiden, wo Vorteil und. Nachteil liegen, wo Freund und Feind stehen, und wer sie sind, mit wem man sich zusammenschließen, und wen man bekämpfen muß, wie man zu kämpfen und den Kampf voranzutreiben hat und vieles andere mehr ...