Die Glocken von Heiligenkreuz (Stift und Pfarre)

Die Glocken von Heiligenkreuz 115 Die Glocken von Heiligenkreuz (Stift und Pfarre) Werner Richter Bei den Zisterziensern hatten die Glocken früher ...
Author: Jasmin Raske
20 downloads 3 Views 14MB Size
Die Glocken von Heiligenkreuz

115

Die Glocken von Heiligenkreuz (Stift und Pfarre) Werner Richter

Bei den Zisterziensern hatten die Glocken früher die Aufgabe, den Tagesablauf der Mönche zu gliedern. Man sagt auch, dass das oftmalige Glockenläuten zu den verschiedensten Tageszeiten ein typisches Merkmal der mittelalterlichen Zisterzienserklöster war. Ursprünglich gab es bei den Zisterziensern nur zwei Glocken. Eine größere Glocke (Campana Maior) rief in der Früh zur hl.Messe, zu den Mahlzeiten (1. Zeichen) und zu den Chorgebetszeiten, an denen auch die Konversen (Laienbrüder) teilnahmen. Da die Konversen auf den Feldern oft weit entfernt vom Kloster arbeiteten, war es notwendig diese größere Glocke in einem Glockenturm anzubringen, der als Dachreiter über der Vierung gebaut war, - anfangs aus Holz, später aus Stein. Auf jeder Klosterkirche der Zisterzienser bestand daher ein kleinerer oder größerer Dachreiter für die Glocken. Es gab auch eine kleine Glocke (Nola, auch Stundenglocke), sie rief die Mönche zum Tagesbeginn und zu den Chorgebetszeiten (Stundengebeten). Diese Glocke hing unter einem kleinen Bogen auf der Giebelmauer des südlichen Querschiffes der Kirche neben dem Dormitorium, sodass sie von dort gut hörbar war. Auch in Heiligenkreuz gab es diese Nola-Glocke; an der Wand des südlichen Querschiffes ist noch die Öffnung für das Glockenseil der Nola sichtbar, die von der in der Mauer verborgenen alten Stiege auf die Empore geläutet werden konnte. Wenn mehr als zwei Glocken in einem Kloster vorhanden waren, dann bestimmten die Hausoberen, wie geläutet werden sollte. Später gab es auch eine Glocke in einem Dachreiter über dem Refektorium, die als 2. Zeichen zu den Mahlzeiten geläutet wurde, sowie auch eine weitere Glocke im Torturm, um die im Kloster ankommenden Gäste anzukündigen. (Angaben z.T. aus dem Rituale Cisterciense, Lerins 1899). A) Ehemaliger Dachreiter (Vierungsturm) der Stiftskirche Auch die romanische Klosterkirche von Heiligenkreuz (1. Weihe am 31.1.1187, 2. Weihe nach Umbau am 29.6.1240, Weihe des gotischen Hallenchores am 17.4.1295) dürfte schon in frühester Zeit den bei den Zisterziensern üblichen Dachreiter gehabt haben. So zeigt ein altes, vor 1290 entstandenes Glasgemälde im Brunnenhaus eine Ansicht der Stiftskirche von Heiligenkreuz mit dem gotischen Chor und einem zweistufigen Dachreiter/Vierungsturm über dem romanischen

116

Werner Richter

Querschiff (vermutlich aus Stein, vorne mit Rosette und Vierpass-Fenster, seitlich mit Rundbogenfenstern) für eine oder mehrere Glocken der Klosterkirche. Als 1462 durch einen Brand das Kirchendach und der Vierungsturm mit drei Glocken zerstört wurde, dauerte die Wiederherstellung vier Jahre (Weihe am 16.6.1466). Am 16. September des gleichen Jahres wurde eine neue Glocke mit 21 Zentnern Gewicht (1050 kg) für den neuerbauten Vierungsturm gegossen.

V

' 1 ) JZm T H Ä l^Siii^iiiK |i ^ M l

!

■-JL--ÜB * ■■ - ' ■

t||>

mW f

II JI

—1 • wM

*

pr r ^ i ir^^ffi

13g:

^ « ^ ^ s f i5J

Abb. 1: Stiftskirche mit Dachreiter (Glasgemälde vor 1290). (Foto: Fotoarchiv Stift)

Genauere Angaben über die Glocken in Heiligenkreuz sind uns erst seit dem 17. Jahrhundert vereinzelt überliefert. 1.) Glocke von Hans Sehen (Schön), Wiener Glockengießer von 1606-1616: 1610 erhielt der Turm eine neue Glocke mit einem Gewicht von 1475 kg durch Umschmelzung der alten Glocken.

Die Glocken von Heiligenkreuz

117

Die Sehen-Glocke wurde zusammen mit Glocke Nr. 2 im September 1627 bei einem Brand zerstört. 2.) Marienglocke von Jakob Schulthes, Geschütz- und Glockengießer in Wien von ca 1626-1634: 1626 wurde eine neue 500 kg schwere Marienglocke von Jakob Schulthes gegossen. Inschrift (lt. Corona Abbatum): „Jesus et Maria sit vobiscum in omni hora", - „In honorem Dei, Beatae Mariae et Sancti Christophorus fieri fecit anno 1626", in der Mitte ein Bildnis der hl. Maria. Die Marienglocke von Schulthes wurde bereits im September 1627 bei einem Brand zerstört, zusammen mit Glocke Nr. 1.

Abb. 2: Stiftsansicht 1670 (Ölgemälde), Stiftskirche mit Vierungsturm und Dachreiter Hallenchor, Kammereiturm, alte Pfarrkirche. (Foto: Fotoarchiv Stift) Als Ersatz für die beiden 1627 zerstörten Glocken wurden wieder zwei neue Glocken für den Vierungsturm gegossen (siehe Glocken Nr. 3 und 4), der Glockengießer ist leider nicht bekannt. 1640/41 wurde unter Abt Michael Schnabel anstelle des bisherigen Vierungsturmes ein größerer gemauerter Dachreiter in Fachwerksbau - auch wieder über der Vierung der Stiftskirche - errichtet und mit vier Säulen im Kircheninneren abgestützt. Die Glocken wurden vom alten Dachreiter in den neuen Turm übernommen, durch ein offenes Loch der Vierung hingen die Glockenstricke in die Kirche herab.

118

Werner Richter

1670 wurde der bereits baufällig gewordene Vierungsturm abgetragen und mit dem Bau eines großen Kirchturmes an der Nordseite der Klosterkirche begonnen. Die Glocken des Vierungsturmes wurden in den 1674 fertiggestellten großen Kirchturm übertragen. 3.) Große Glocke vom Vierungsturm, gegossen nach 1627, von ihr sind keine genauen Angaben bekannt; sie hing seit 1641 im neuen Vierungsturm, ab 1674 im großen Kirchturm und ging im Türkensturm 1683 zugrunde (siehe Nr.l). 4.) Kleine Glocke vom Vierungsturm, gegossen nach 1627, auch von ihr sind keine genauen Angaben überliefert; sie hing seit 1641 im neuen Vierungsturm, ab 1674 im großen Kirchturm und ging im Türkensturm 1683 zugrunde (siehe Nr.2). B) Dachreiter Hallenchor 1669/70 wurde vor Abtragung des Vierungsturmes ein Dachreiter über dem Hallenchor für ein „Messglöckel" (Wandlungsglocke) errichtet und mit einer kleinen Glocke (Nr. 5) versehen. Beim Türkensturm von 1683 wurde der Dachreiter mit der Glocke am 14. Juli durch Brand zerstört, aber im November 1685 wiederhergestellt und mit einer neuen Glocke (Nr. 6) versehen, die aber vermutlich nur bis 1781 dort blieb. Zuletzt wurde der Dachreiter 1976 gänzlich erneuert, erhielt aber erst 1990 wieder eine Glocke (Nr.7).

Abb. 3: Dachreiter Hallenchor. (Foto: Arnold Link)

Die Glocken von Heiligenkreuz

119

5.) Wandlungsglocke („Messglöckel") von 1669/70. Über diese erste Glocke am Dachreiter des Hallenchores sind keine näheren Daten bekannt. Sie wurde am 14. Juli 1683 beim Türkensturm zerstört. 6.) Jakobusglocke („Messglocke"), 1685 gegossen von Matthias Glaser, Glockengießer in Wien von 1684-1694, 54 kg (107 Pfund); geweiht von Abt Klemens Schäffer, in den Dachreiter aufgezogen am 5.4.1686. Diese Glocke war vermutlich nur bis 1781 in Verwendung; in diesem Jahr wurde nämlich eine gesprungene Glocke mit 118 Pfund von Franz Josef Scheichel, Glockengießer in Wien von 1759-1786, umgegossen und in den Turm der Pfarrkirche Alland gegeben. Über einen Zeitraum von rund 200 Jahren (bis 1990) dürfte dann keine Wandlungsglocke im Dachreiter am Hallenchor gewesen sein. 7.) Evangelistenglocke (Wandlungsglocke), Dm 44 cm, 67 kg (135 Pfund), Tonlage h/2, gotisch, 14./15.Jhd.; Inschrift am Hals in gotischen Majuskeln: „*B*+LVCAS*MARCVS*MAThEVS*IOhANNES*CASPAR"; ganz oben ist die Zahl „135" eingraviert, vermutlich das Gewicht der Glocke in Pfund; die Innenseite der Glocke ist z.T. undeutlich angeschrieben: „86 ... Johannes - Stift H+ - RJ".

Abb. 4: Gotische Evangelistenglocke, Inschrift (Teil) „MAThEVS". (Foto: Werner Richter)

120

Werner Richter

Diese alte gotische Glocke - heute die älteste im Stift - hing ursprünglich im großen Kirchturm der Stiftskirche, seit wann lässt sich allerdings nicht mehr eruieren. Sie scheint erstmals als „Wandlungsglocke" in einer Versicherungspolizze der Unio Catholika vom 10.7.1890 auf, in welcher die 6 Glocken des großen Kirchturmes in Heiligenkreuz aufgelistet werden. Daher möchte ich eine Vermutung anfügen: Vielleicht stammt diese Glocke aus der ehemaligen Nikolauskapelle vom Laien-Hospital, deren Glocke im Jahre 1651 in den Turm der alten Pfarrkirche Maria Krönung übertragen wurde und dort bis zu deren Abbruch 1799/1800 verblieb und seither verschollen ist. Hat man sie damals in den großen Turm der Stiftskirche übertragen? Die Evangelistenglocke musste in den beiden Weltkriegen nicht für die Kriegsrüstung abgeliefert werden, weder 1917 noch 1942 (damals verblieb sie dem Stift als einzige Glocke!). Seit März 1946, als zwei der abgelieferten Glocken (Nr. 10 von Matthias Glaser und Nr. 14 von Jakob de Romet) wieder in den Kirchturm zurückkamen, wurde die Evangelistenglocke nicht mehr geläutet. 1953 wurde die Glocke im großen Kirchturm so versetzt, dass sie ab 20. August einige Jahre für den Viertelstunden-Schlag Verwendung finden konnte, vermutlich bis zur Anschaffung der vier Glocken Nr. 16-19 aus St. Florian im September 1956. Schließlich wurde die Evangelistenglocke 1990 in den seit vielen Jahren (vermutlich seit 1781) leerstehenden Dachreiter des Hallenchores übertragen und dort wieder als Wandlungsglocke verwendet. C) Großer Kirchturm der Stiftskirche Die Fundamente des Turmes wurden am 16.11.1669 gelegt, der Bau stürzte halbfertig am 29.5.1671 wegen Konstruktionsfehler ein; nach dem Einsturz wurde am 13.7.1671 mit dem neuerlichen Aufbau des Kirchturmes begonnen, der dann am 2.8.1674 fertiggestellt war. Die Glocken wurden vom alten Vierungsturm übernommen. Am 14.7.1683 wurde beim Türkensturm auch der hohe Kirchturm durch Brand schwer beschädigt und die Glocken (mindestens zwei, siehe Nr. 8 und 9) zerstört. An der Renovierung des Kirchturmes wurde bis zum 9.11.1685 gearbeitet, auch neue Glocken wurden wieder angeschafft. 8.) Große Glocke vom Vierungsturm, gegossen nach 1627, von ihr sind keine genauen Angaben überliefert; sie hing zuerst im alten und ab 1641 im neuen Vierungsturm (bis 1670) und sollte danach in den Glockenstuhl des neuerbauten großen Kirchturmes kommen. Beim Einsturz des halbfertigen Kirchturmes am 29.5.1671 fiel aber die bereits übertragene große Glocke herab, blieb aber unversehrt; am 23.10.1674 wurde sie dann in den neuerlich aufgebauten Kirchturm aufgezogen. Beim Türkensturm 1683 ging die Glocke zugrunde.

121

Die Glocken von Heiligenkreuz

' Abb. 5: Großer Kirchturm der Stiftskirche. (Foto: Werner Richter) 9.) Kleine Glocke vom Vierungsturm, gegossen nach 1627, auch von ihr sind keine genauen Angaben überliefert; sie hing ebenfalls zuerst im alten und ab 1641 im neuen Vierungsturm (bis 1670) und wurde im Oktober 1674 in den neuerbauten Kirchturm übertragen. Beim Türkensturm 1683 wurde auch diese Glocke zerstört. 10.) Sterbeglocke (Zügenglocke), 1684 gegossen von Matthias Glaser, Glockengießer in Wien von 1684-1694, 125 kg, Dm 61 cm, Tonlage „dis/2" (es/2); geweiht 1688 durch Abt Klemens Schäffer. Relief: Maria mit Christus (Mater dolorosa), Kruzifix, unterhalb der Schrift Rankenfries; Inschrift: „Matthias Glasser in Wienn.hat.mich gössen. 1684". Die Sterbeglocke musste zwar am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden, wurde aber nicht eingeschmolzen; sie kam im März 1946 wieder in den Turm der Stiftskirche zurück und wurde am 20.8.1953 an das Freigut Thallern für den Turm der Grangienkapelle weitergegeben, wo sie sich noch heute befindet.

122

Werner Richter

11.) Marienglocke, 1685 in Wien gegossen von Matthias Glaser, 478 kg (955 Pfund), geweiht 1688 durch Abt Klemens Schäffer. Diese Marienglocke wurde 1772 zusammen mit der Clemensglocke (Nr. 13) vom Wiener Glockengießer Franz Josef Scheichel umgegossen zu einer neuen Liebfrauenglocke (Nr. 16). 12.) Kreuzglocke, 1685 in Wien gegossen von Matthias Glaser, 244 kg (488 Pfund), geweiht 1688 von Abt Klemens Schäffer. Die Kreuzglocke wurde 1837 zusammen mit der Pankrazglocke (Nr. 28) vom Wiener Glockengießer Jakob Korrentsch eingeschmolzen für den Guß von zwei neuen Glocken (Nr. 17 und Nr. 18). 13.) Clemensglocke, 1685 in Wien gegossen von Matthias Glaser, 111 kg (222 Pfund), geweiht 1688 von Abt Klemens Schäffer. Die Clemensglocke wurde 1772 zusammen mit der Marienglocke (Nr. 11) vom Wiener Glockengießer Franz Josef Scheichel umgegossen zu einer neuen Liebfrauenglocke (Nr. 16). 14.) Dreifaltigkeitsglocke, 1697 von Jakob de Romet (Deromet) gegossen, Glockengießer in Wien von 1693-1709; 1740 kg, Dm 150 cm, Tonlage „h", Nachhall früher 150 sec, seit 1941 nur mehr 75 sec; geweiht 1697 von Abt Marian Schinne?. Reliefs: Krönung Mariens; Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Marian Schirmer. Inschrift oben: „IN HONOREM SS:mae ET INDIVIDUAE TRINITATIS ME FIERI FECIT ET CONSECRAVIT D: MARIANUS ABBAS S.tae CRUCIS Ao.1697. - liegende Hand. Inschrift unten: „JAKOB DE ROMET GOS MICH IN WIENN ANNO 1697" liegende Hand. (Die Jahreszahl könnte auch „1691" gelesen werden.) Klöppel mit Jahreszahl 1699. Die Dreifaltigkeitsglocke musste mit anderen Glocken am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden, wurde aber nicht eingeschmolzen und kam im März 1946 wieder ins Stift zurück. 1996 bekam die Glocke am Anschlag einen kleinen Sprung und konnte einige Jahre nicht geläutet werden, bis die Firma Grassmayr, Innsbruck durch eine Vierteldrehung der Glocke ein Läuten wieder möglich machte. 15.) Kreuzglocke, 1697 in Wien von Jakob de Romet (Deromet) gegossen; 982 kg, Dm 121 cm; geweiht 1697 von Abt Marian Schirmer. Reliefs: Kruzifix mit Maria und Johannes; Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Marian Schirmer. Inschrift oben: „IN HONOREM SANCTAE CRUCIS ME FIERI FECIT ET CONSECRAVIT D: MARIANUS ABBAS S.CRUCIS ANNO 1697."

Die Glocken von Heiligenkreuz

123

Inschrift unten: „JAKOB DE ROMET GOS MICH IN WIENN ANNO 1697." Die Kreuzglocke musste am 22.2.1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen.

Abb. 6: Dreifaltigkeitsglocke von 1697. (Foto: Werner Richter) 16.) Liebfrauenglocke, 1772 von Franz Josef Scheichel gegossen, Glockengießer in Wien-Leopoldstadt von 1759-86; 582 kg, Dm 100 cm. Umguss der Marienglocke (478 kg) und der Clemensglocke (111 kg), beide von Matthias Glaser, Wien 1685 (siehe Nr. 11 und 13). Reliefs: vier Kartuschen mit den Heiligen Laurentius, Christophorus, Florian und Blasius (?).

124

Werner Richter

Inschrift oben: „Cantate deo canticum novum laus eius in ecclesia sanctorum + ." Inschrift unten: „Franz Josef Scheichel zu Wien goss mich in der Leopoldstadt 1772." Die Liebfrauenglocke musste am 22.2.1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. 17.) Versehglocke, 1840 von Jakob Korrentsch gegossen, Glockengießer in Wien von ca 1830-1842; 127 kg (255 Pfund). Relief: Kruzifix; Inschrift: „Anno 1840 goss mich Jakob Korrentsch in Wien". Lt. Rechnung aus dem Jahre 1837 wurden von Korrentsch zwei alte Glocken von Matthias Glaser, Wien 1688 (Kreuzglocke/488 Pfund und Pankrazglocke/26 Pfund, siehe Nr. 12 und Nr. 28) übernommen und umgegossen zu zwei neuen Glocken mit 255 Pfund (Nr. 17) und 68 Pfund (Nr. 18). Die Versehglocke musste am 23.2.1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden (wurde aber unerklärlicherweise bei der Abgabe mit 313 kg und Dm 82 cm angegeben). 18.) Kleine Turmglocke, 1837/40 in Wien gegossen von Jakob Korrentsch; 34 kg (68 Pfund). Entstanden 1837/40 zusammen mit der Versehglocke (siehe Vermerk bei Nr. 17) durch Umgießen von zwei alten Glocken von Matthias Glaser, Wien 1688. Diese Glocke ist heute nicht mehr nachweisbar. 19.) Wandlungsglocke (Evangelistenglocke), gotisch 14./15.Jhdt. Sie wird erstmals 1890 in einer Liste der Kirchturmglocken (damals sechs Stück) angeführt; 1990 wurde diese Glocke in den Dachreiter des Ilallenchores übertragen (siehe Nr. 7). 20.) Marienglocke, 720 kg (643 kg ?), Tonlage „g/1", 1924 gegossen von der Berndorfer Glockengießerei (1919-1927); geweiht am 8.9.1924 durch Abt Dr. Gregor Pöck. Relief: Maria Himmelfahrt, Inschrift nicht überliefert. Die Marienglocke musste am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. 21.) Kreuzglocke, 930 kg (1100 kg ?), Tonlage „e/1", 1927 gegossen von der Berndorfer Glockengießerei (1919-1927) zum Silbernen Abtsjubiläum von Abt Dr. Gregor Pöck, von ihm geweiht am 20.8.1927. Zwei Reliefs: Kruzifix mit Inschrift „Sancta Crux sit nobis dux" und Papst Gregor mit Inschrift „Sancte Gregori ora pro nobis". Inschrift (vielleicht Chronogramm): „IVBILAEVM CELEBRANT [...] DOCTORIS GREGORII POECK PER QVI[...] MONASTERIO PRAESVLIS HANC CAMPAN[...] S.CRVCIS

Die Glocken von Heüigenkreuz

125

ET S.GREGORII FRATRES [...] ANIMO P. BERTHOLDVS SCHEIBENREITER, PRIOR P. FREDERICVS HLAWATSCH, SVBPRIOR P. JOHANNES URBAN, FORESTANVS P. NORBERTVS HOFER, PROF.THEOL. P. RICHARD SAMMEREIER, CAMER." Die Kreuzglocke musste am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. 22.) Versehglocke, 260 kg, Tonlage „c/2", 1927 gegossen von der Bemdorfer Glockengießerei; gestiftet von Hans und Herma Roschmann (Pächter des Stiftsgasthauses); geweiht am 20.8.1927 von Abt Gregor Pöck. Relief: Maria mit Kind, Inschrift (nicht dokumentiert) mit Namen der Stifter (Hans und Henna Roschmann) und Jahreszahl. Auch die Versehglocke musste am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. Im Jahre 1956 wurden vier Glocken für den Turm der Stiftskirche in der Glockengießerei St. Florian/OÖ (1917-1973) gegossen und am 10.9.1956 von Abt Karl Braunstorfer im Stiftshof geweiht. 23.) Marienglocke, 1956 gegossen von Glockengießerei St. Florian, 1124 kg, Dm 129 cm, Zinnbronze, Tonlage „dis/1"; gestiftet von der Pfarre Heiligenkreuz. Reliefs: Maria, damnter „Glockengießerei St. Florian 1956"; Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Karl Braunstorfer mit Stab und Infel. Inschrift oben: „Du Jungfraukönigin, Weg auf dem der Herr zu uns herabsteigt, auf dem wir emporsteigen zum Herrn". Inschrift unten: „Die Pfarre Heiligenkreuz stiftete mich AD 1956." 24.) Kreuzglocke, 1956 gegossen von Glockengießerei St.Florian, 697 kg, Dm 110 cm, Zinnbronze, Tonlage „fis/1". Reliefs: Kreuzreliquie (mit kleiner Fassung), damnter „Glockengießerei St. Florian 1956"; Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Karl Braunstorfer mit Stab und Infel. Inschrift oben (Chronogramm): „CrVX IesV Del et saLVatorls nobls VeXILLVM aLLeLVIa." (= Das Kreuz des göttlichen Erlösers ist unsere Fahne, alleluja). 25.) Bernhardsglocke, 1956 gegossen von Glockengießerei St.Florian, 505 kg, Dm 98 cm, Zinnbronze, Tonlage „gis/1". Relief: Hl.Bernhard, darunter „Glockengießerei St.Florian 1956"; Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Karl Braunstorfer mit Stab und Infel.

126

Werner Richter

Inschrift (Chronogramm): „DoCtorl MeLIfLVo CaroLVs pontlfeX et fILII eXstrVXerVnt." (= Dem honigfließenden Lehrer stellten diese Glocke her Abt Karl und seine Söhne). 26.) Leopoldsglocke, 1956 gegossen von Glockengießerei St.Florian, 327 kg, Dm 83 cm, Zinnbronze, Tonlage „h/1". Relief: Hl. Leopold, darunter „Glockengießerei St. Florian 1956." Inschrift (Chronogramm): „eXCeLLens aVstrlae DVX et pater e sVpernls arCIbVs Monasterll InterCessor eXsta." (= Hoher Fürst und Vater Österreichs, vom Himmel her zeige dich als Fürsprecher des Klosters). Die große Glocke von Jakob de Romet (Nr. 14) und die vier Glocken von St. Florian (Nr.23, 24, 25 und 26) hängen heute in der Glockenstube des großen Kirchturmes und bilden das Geläute der Stiftskirche Heiligenkreuz.

Abb. 7: Glocken aus St. Florian, Weihe im Stiftshof am 10.9.1956. (Foto: Fotoarchiv Stift) D) Dachreiter Konventgebäude Von 1634 bis 1641 wurde das Konventgebäude um den Priorhof (sogenannte „Quadratura") errichtet. In diese Zeit fällt auch der Bau des Dachreiters für die Konventglocke, dargestellt auf einem Vischer-Stich von 1672. Der Dachreiter fiel 1683 dem Türkensturm zum Opfer, wurde aber bis 1685 wieder errichtet.

Die Glocken von Heiligenkreuz

127

27.) Konventglocke/1, um 1641 gegossen, von ihr sind keine Angaben bekannt. Im Türkensturm 1683 Zerstörung von Dachreiter mit Glocke durch Brand, anschließende Wiederherstellung bis 1685, im selben Jahr erhält er auch eine neue Konventglocke von Matthias Glaser. 28.) Konventglocke/2 (Pankrazglocke), um 1685 von Matthias Glaser gegossen, Glockengießer in Wien von 1684-1694; 13 kg (26 Pfund), geweiht 1688 von Abt Klemens Schäffer. Die Pankrazglocke war bis 1761 in Verwendung und wurde dann gegen eine neue Konventglocke vom Wiener Glockengießer Josef Pfrenger ausgetauscht, verblieb aber noch im Stift. Schließlich wurde sie 1837 zusammen mit der Kreuzglocke vom großen Kirchturm (Nr. 12) vom Wiener Glockengießer Jakob Korrentsch eingeschmolzen für zwei neue Glocken (Nr. 17 und Nr. 18). 29.) Konventglocke/3, 1761 gegossen von Johann Josef Pfrenger, Glockengießer in Wien von 1740-1792; 28 kg, Dm 34 cm; Inschrift in einem Schild: „Joseph Pfrenger in Wienn hat mich gössen 1761"; Relief: Hl. Petrus und hl. Rochus. Die Glocke wurde 1898 von Peter Hilzer in Wr. Neustadt umgegossen (siehe Nr. 30). 30.) Konventglocke/4 (Heinrichsglocke), 1898 gegossen von Peter Hilzer, Glockengießer in Wr. Neustadt (1878-1907); 28 kg, Dm 34 cm. Umguss der alten Konventglocke von Josef Pfrenger, Wien 1761, mit Verwendung des alten Reliefs und der Inschrift (siehe Nr. 29). Die Heinrichsglocke musste am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden. 31.) Konventglocke/5, ca 30 kg, Dm 35 cm, vermutlich 19.Jhdt; Relief: Kruzifix, Zierbänder. War ursprünglich die kleinste von drei Glocken im Turm der Grangienkapelle in Thallern, die alle am 25.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden mussten, jedoch nicht eingeschmolzen wurden. Die Glocke kam im März 1946 zurück ins Stift und wurde seither als Konventglocke verwendet. Da die Glocke einen Sprung bekam, wurde 1993 eine neue Glocke von Grassmayr/Innsbruck (siehe Nr. 32) gegossen, die alte Glocke aber im Depot Mehlboden aufbewahrt, wo sie sich noch heute befindet. 32.) Konventglocke/6, 1993 von Glockengießerei J.Graßmayr in Innsbruck gegossen, 100 kg, Dm 47 cm, Tonlage „fis/2"; gestiftet vom Konvent anlässlich des 10-jährigen Abtjubiläums von Abt Gerhard Hradil. Reliefs: Abtwappen von Abt Gerhard Hradil; Hl.Benedikt mit Giftbecher und Wappen;

128

Werner Richter

Inschrift (Chronogramm): „sVo per DVo LVstra regnantl gerarDo abbatl ConVentVs s.CrVCIs - eX toto CorDe. (= Seinem seit zehn Jahren regierenden Abt Gerhard der Konvent von Heiligenkreuz - aus ganzem Herzen.) Punze mit Inschrift „Guss Grassmayr Innsbruck 1993".

Abb. 6: Dachreiter Konventgebäude. (Foto: Werner Richter) E) Konventgang An der SO-Ecke des Konventganges ist an einer Eisenaufhängung eine Gangglocke angebracht, die zu den Chorgebetszeiten geläutet wird. 33.) Gangglocke, ca 18 kg, Dm 27 cm, gegossen von Josef Glockengießerei in Wien (1923-1971), vermutlich um 1947; Inschrift: „+ GEGOSSEN VON JOS.PFUNDNER WIEN X."

Pfundner,

Die Glocken von Heiligenkreuz

129

F) Kammereiturm (Hornturm) Der Kammereiturm wurde mit dem Nordtrakt des großen Stiftshofes auf älteren Vorbauten zwischen 1655 und 1662 errichtet. Der Turm war mit einer großen Zwiebel versehen, darauf befand sich eine Laterne für eine kleine Glocke. In Brand gesteckt und zerstört im Türkensturm von 1683 wurde der Turm danach stark verändert wieder aufgebaut und zwar mit einem schmäleren Turmaufsatz und einer kleineren Zwiebel mit Laterne für die Glocke. Dieser kleine Glockenturm bestand bis zum Jahre 1815. 34.) Kammereiturm-Glocke, um 1685 gegossen von Matthias Glaser, Glockengießer in Wien von 1684-1694; 17 kg (34 Pfund), von Abt Klemens Schäffer zwar angeschafft, aber nicht geweiht. 1815 stürzte der barocke Turmhelm während eines Unwetters in die Tiefe, wobei die Glocke vermutlich zerstört wurde. Seit damals besteht der Hornturm ohne Zwiebel und Laterne in der uns heute bekannten Form.

Abb. 9: Glockenspiel im Hornturm. (Foto: Werner Richter) 43-stimmiges Glockenspiel (Carillon), gegossen 1982 (37) und 2004 (6 Glocken) in der königlichen Glockengießerei Eijsbouts in Asten/Niederlande („Koninklijke Eijsbouts Klokkengieterij en Fabriiek von Torenuurwerken B.V."); 43 Glocken aus Glockenbronze mit progressivem Zinnanteil mit zusammen 1734 kg, Tonlagen c 2 -

g5.

130

Werner Richter

37 Glocken (von 6 bis 130 kg schwer) mit zusammen 1.114 kg, Tonlage von e/2 bis e/5, gegossen 1982 bei Eijsbouts/Asten und ab 26.4.1982 von der Glockengießerei Graßmayr/Innsbruck im Hornturm eingebaut (mit einem Spieltisch), erstmals gespielt am 13.5.1982. Im Jahre 2004 Erweiterung des Glockenspiels um 6 Glocken mit zusammen 620 kg (3 große mit 260, 180 und 150 kg und 3 kleine mit je 10 kg), Tonlagen c2, d2 und dis2 sowie f5, fis5 und g5. Glockenweihe am 31.7.2004 durch Abt Gregor Henckel Donnersmarck. Seit 2002 jährliches Glockenspielfest an einem Wochenende im August (Samstag 20h Abendkonzert, Sonntag 15h Promenadenkonzert). G) Ehemalige Nikolauskapelle (Laien-Hospital) Das Laienhospital St. Nikolaus wurde 1190 durch Wichard von Zebing an der Stelle des heutigen Klostergasthofes gegründet und war für ca. 30 Leute eingerichtet. Die Kapelle diente bis zur Erbauung der Leutkirche 1278 auch den Laien im Dienste des Klosters als Gottesdienststätte und blieb dann noch weiter bestehen. Sie muss auch einen kleinen Dachreiter mit einer Glocke gehabt haben. 1516 wurde die durch Kriegseinwirkung beschädigte Nikolauskapelle wiederhergestellt und der anschließende Trakt zu einer Taverne umgebaut. Als die Nikolauskapelle 1648 abgebrochen und der heutige Klostergasthof bis 1649 gebaut wurde, kam die dort befindliche Glocke in den 1651 errichteten Dachreiter der nahen Pfarrkirche. 35.) Glocke der Nikolauskapelle, gegossen vermutlich 14./15.Jhdt, sie kam 1651 in den Glockenturm der Pfarrkirche Maria Krönung (siehe Nr. 36); von ihr sind keine weiteren Angaben überliefert. H) Ehemalige alte Pfarrkirche Maria Krönung Als Leutkirche gestiftet vom Pfarrer Otto von Rußbach, erbaut unter dem Abt Heinrich Schinweis als gotischer Bau gleich der Bernardikapelle, fertiggestellt 1278; 1643 zur Pfarrkirche erhoben. 1651 wurde am Westgiebel ein kleiner Glockenturm mit Zwiebelhelm dazugebaut für die Glocke der 1648 abgebrochenen Nikolauskapelle. Am 14.7.1683 wurde beim 2. Türkensturm auch die Pfarrkirche durch Brand beschädigt, wahrscheinlich hat die Glocke dieses Unglück unbeschadet überstanden. Jedenfalls wird berichtet, dass die Pfarrkirche bis zum 10.10.1683 wieder notdürftig für eine Trauung gerichtet und bis Jahresende 1687 gänzlich wiederhergestellt war und zwar mit einem neuen hölzernen Turm für nunmehr zwei Glocken (vermutlich die alte und eine neue Glocke). 1799/1800 wurde die alte Pfarrkirche auf kaiserlichen Befehl abgebrochen, über die weitere Verwendung der beiden Glocken ist nichts bekannt.

Die Glocken von Heiligenkreuz

131

36.) Glocke der Nikolauskapelle; gegossen vermutlich 14./15.Jhdt.; 1651 wurde sie vom Dachreiter der Nikolauskapelle in den Dachreiter der Pfarrkirche übertragen; vermutlich konnte die alte Glocke nach dem Brand der Pfarrkirche im Türkensturm 1683 weiter verwendet werden und zwar bis zum Abbruch der Kirche ab dem Jahre 1799. Der weitere Verbleib dieser Glocke ist unklar. Vielleicht kam sie in den großen Turm der Stiftskirche und ist identisch mit der gotischen Evangelistenglocke (siehe Nr. 19), die 1990 in den Dachreiter des Hallenchores als Wandlungsglocke übertragen wurde (siehe dort Nr. 7). 37.) Michaelsglocke, um 1685 gegossen von Matthias Glaser in Wien (Glockengießer 1684-1694); 55 kg (110 Pfund); geweiht 1688 durch Abt Klemens Schäffer. Über die Verwendung der Michaelsglocke nach dem Abbruch der

Abb. 10: Alte Pfarrkirche, Stich um 1780 (Ausschnitt) von Laurenz Janscha und Johann Ziegler. (Foto: Fotoarchiv Stift) I) Katharinenkapelle Hochschule Südlich des Hochschulgebäudes wurde 2001/02 die Katharinenkapelle mit einem kleinen Dachreiter erbaut; die Fertigstellung und Weihe der Kapelle erfolgte am 5.10.2002. 38.) Katharinenglocke, am 26.7.2002 in Innsbruck gegossen Glockengießerei J.Graßmayr; 165 kg, Dm 64 cm, Tonlage „dis/2";

von

der

132

Werner Richter

geweiht in der Stiftskirche Heiligenkreuz am 4.10.2002 durch Abt Gregor Henckel Donnersmarck. Relief VS: Wappen Stift Heiligenkreuz und Abt Gregor II. mit Wahlspruch „Surrexit Dominus vere"; Inschrift VS: „GREGORIUS II. A.S.C. ME FECIT A.D.MMII"; RS: „SANCTAM CATHARINAM IMPLORAMUS PIAM: SENSUM SAPIENTEM; ERUDITAM MENTEM, VIAM NOBIS PARA, EXEMPLO DECLARA, AD CAELOS INCLINA, SANCTA CATHARINA." Umlaufband unten: "UM DEFECERIT RATIO IBI EST FIDEI AEDIFICATIO (S.AUGUSTINUS)".

Abb. 11: Katharinenkapelle Hochschule. (Foto: Werner Richter) J) Friedhofskapelle am Ortsfriedhof Die Friedhofskapelle wurde 1889 im neuromanischen Stil errichtet nach Plänen der Architekten Avanzo und Lange und zum überwiegenden Teil finanziert von der Baronin Helene Vetsera. Im offenen Westgiebel der Kapelle befindet sich der Glockenstuhl für die Friedhofsglocke. 39.) Friedhofsglocke/1 von 1889, 45 kg, Dm ca 4 0 cm, vielleicht von Peter Hilzer, Wr. Neustadt gegossen (?); sie musste am 22.2.1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen.

Die Glocken von Heiligenkreuz

133

Abb. 12: Friedhofskapelle am Ortsfriedhof. (Foto: Werner Richter) 40.) Friedhofsglocke/2, 78 kg, Dm ca 50 cm, 1675 in Prag gegossen von Friedrich Michael Schönfeldt; Reliefs: Kruzifix, Heiliger (wahrscheinlich Apostel). Inschrift oben: „Got ruft das Volk durch mich zu sich ganz Wilikich". Inschrift unten: „Gos mich Friedrich Michael Schönfeldt in der Altstadt Prag. 1675". Diese Glocke wurde im Oktober 1920/23 vom Militär-Liquidierungsamt Wien aus dem österreichischen Heeresmuseum angekauft (lt. Vermerk für „Heiligenkreuz-

134

Werner Richter

Kirche"), aber statt der dafür vorgesehenen Franchi-Glocke in die Kapelle am Ortsfriedhof gegeben. Sie musste am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden, wurde aber nicht eingeschmolzen; sie kam im März 1946 wieder nach Heiligenkreuz zurück und wurde in den Turm der Pfarrkirche Alland weitergegeben. 41.) Friedhofsglocke/3?, ca 80 kg, Dm 50 cm, 1642 gegossen von Peter Franchi; Inschrift „OPUS PETRI FRANCHI". Lt. Unterlagen im Archiv wurden vom Stift Heiligenkreuz im Oktober 1920/23 vier alte Glocken vom Militär-Liquidierungsamt Wien aus dem österreichischen Heeresmuseum angekauft, darunter auch eine Glocke mit dem Vermerk „Heiligenkreuz-Friedhof; vermutlich diese Glocke, die dann aber anderweitig verwendet wurde, denn in die Friedhofskapelle kam die gleichzeitig angekaufte Glocke von Friedrich Michael Schönfeldt. In einer Glockenaufnahme vom 21.4.1941 wird aber die Franchi-Glocke irrtümlich unter „Friedhof angeführt; ihr weiterer Verbleib ist unbekannt. 42.) Friedhofsglocke/4, ca 80 kg, Dm 50 cm, 1969 in Wien gegossen von Josef Pfundner, Glockengießerei in Wien von 1923-71; gestiftet von der Pfarrgemeinde Heiligenkreuz, geweiht am 1.11.1969 durch Abt Franz Gaumannmüller. Inschrift: „+ Friede unseren Toten + Gewidmet von der Bevölkerung der Pfarrgemeinde Heiligenkreuz 1969". Punze mit Bindenschild und Inschrift: „gegossen von Josef Pfundner - Wien 1969". Relief vorne: Hl. Josef mit Jesuskind. Am Läutwerk vorne zwei Wappen: Kreuzwappen und Bindenschild. K) 12.StationskapelIe am Kreuzweg 1670 wurde von Wiener Bürgern ein Vorgängerbau, die sogenannte Berglkapelle, errichtet, die zwar 1683 beim Türkensturm zerstört, aber bereits zwei Jahre später wieder aufgebaut wurde. Ab 1731 wurde dann die heutige barocke Kreuzweganlage mit den Stationskapellen errichtet. Am Standort der Berglkapelle entstand bis 1748 die große Kapelle der 12. Station mit einem Türmchen für zwei Glocken. Kuppel und Turm der Kapelle mussten 1885 wegen Einsturzgefahr abgetragen und durch Architekt Dominik Avanzo originalgetreu wieder errichtet werden. 43.) Glocke/1, 39 kg, Dm ca. 37 cm, vermutlich um 1748 gegossen; sie musste am 22.2.1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. 44.) Glocke/2, 20 kg, Dm ca. 28 cm, vermutlich um 1748 gegossen; sie musste am 22.2.1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen.

Die Glocken von Heiligenkreuz

135

Abb. 13: 12. Stationskapelle am Kreuzweg. (Foto: Werner Richter) L) Kapelle in Preinsfeld 1813 erfolgte der Bau einer kleinen hölzernen Kapelle in Preinsfeld, anstelle eines Bildstockes von 1713. Sie erhielt 1849 eine kleine Glocke zu Ehren des hl. Leonhard (Nr. 45). 1933 wurde die Holzkapelle abgerissen und dort eine gemauerte Kapelle „zur schmerzhaften Muttergottes" gebaut (Weihe am 4.September 1933). In den kleinen Dachreiter wurde die Glocke von der alten hölzernen Kapelle übertragen.

136

Werner Richter

45.) Leonardiglocke, 1849 vermutlich von Ignaz Hilzer gegossen, Glockengießer in Wr. Neustadt von 1838-ca 1876, 9 kg schwer. Die Glocke befand sich seit 1849 zuerst in der alten hölzernen Kapelle und wurde 1933 in den Neubau übernommen. Sie wurde am 12.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert (irrtümlich, da die Glocke wegen ihres geringen Gewichtes nicht abgabepflichtig gewesen wäre) und wurde eingeschmolzen. 46.) Glocke von 1947, ca 22 kg, Dm 30 cm; Relief: Kruzifix, Zierbänder (oben), ohne Inschrift; lt. Pfarrchronik kam sie 1947 in den Dachreiter der Kapelle in Preinsfeld.

M) Cholerakapelle (Mariahilf-Kapelle) im Helenental Die vom Badener Ehepaar Carl und Elisabeth Boldrini gestiftete und im neugotischen Stil 1832/33 erbaute Mariahilf-Kapelle beim Burgstall im Helenental (Weihe am 17.8.1833) wurde 1847 um eine Vorhalle und einen steinernen

Die Glocken von Heiligenkreuz

137

Dachreiter für eine Glocke erweitert. 1937 musste das schon sehr schadhafte Glockentürmchen fast gänzlich erneuert werden. 47.) Maria-Hilf-Glocke, 1847 gegossen von Bartholomäus Kaffel, k.k. Hofglockengießer in Wien (ca 1823-1853), Dm 50 cm, ca 85 kg; Inschriftenband oben: „Mich goss B.Kaffel k.k. Hof-Glockengießer in Wien 1847"; Inschriftenband unten: „Für die Mariahilf-Capelle in Helenthal bey Baden, erbaut in der Cholerazeit 1832"; Inschrift VS in Kartusche: „Von Carl Boldrini und seiner Gemahlin Elisabeth, Geborene v. Martini"; Relief RS: Maria mit Jesuskind. Weihe der Glocke am 11.9.1847 durch Abt Edmund Komaromy; sollte lt. Pfarrchronik am 26.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden. Entweder wurde die Glocke gar nicht abgenommen oder sie wurde in Wien nicht eingeschmolzen und kam 1946 in den Dachreiter der Cholerakapelle zurück, wo sie sich noch heute befindet.

Abb. 15: Dachreiter Cholerakapelle. (Foto: Werner Richter)

138

Werner Richter

N) Filialkirche St. Ulrich in Siegenfeld 1166 wurde das Dorf Siegenfeld dem Kloster Heiligenkreuz geschenkt und in eine Grangie umgewandelt. Sicher war im Wirtschaftshof der Zisterziensermönche auch eine kleine Grangienkapelle integriert mit einer Glocke für die Konversen. Die erste Leutkirche in Siegenfeld wurde im Jahre 1414 gestiftet, vermutlich war es ein gotisches Kirchlein mit einem Dachreiter für eine Glocke. Die heutige barocke Kirche wurde 1734 mit Bewilligung des Abtes Robert Leeb erbaut. An der Westseite befindet sich der Kirchturm mit Pyramidenhelm. Angaben über einzelne Glocken der Ulrichskirche finden sich erst ab 1847.

Abb. 16: Filialkirche St. Ulrich in Siegenfeld. (Foto: Werner Richter) 48.) Hilzer-Glocke/1, 114 Pfund, 1847 gegossen von Ignaz Hilzer, Glockengießerei in Wr. Neustadt von 1838 - ca. 1876; geweiht am 26.12.1847 durch Abt Edmund Komaromy in der Sakristei des Stiftes Heiligenkreuz. Inschrift: „Unter dem Pfarrer Michael. Ich töne durch das Geschenk des Abtes Edmund".

Die Glocken von Heiligenkreuz

139

Die Glocke wird in der ÖKT von 1926 noch mit falschen Angaben angeführt (Dm 62 cm, von Hilzer 1815), sie kann aber damals nicht mehr vorhanden gewesen sein; vermutlich wurde sie 1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert. 49.) Hilzer-Glocke/2, 266 Pfund, Dm 50/51 cm, 1875 gegossen von Ignaz Hilzer, Glockengießerei in Wr.Neustadt; geweiht am 4.7.1875. Die Glocke musste am 25.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. 50.) Glocke für Kirche Siegenfeld, Dm 57 cm, 1923 gegossen, vermutlich von der Glockengießerei Berndorf (1919-1927); gestiftet 1923 von Baron Friedrich Parnegg-Pollak, dem Besitzer des Gutes Marienhof in Siegenfeld. Die Glocke musste am 25.2.1942 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden und wurde eingeschmolzen. 51.) Kreuzglocke, 110 kg, 1732 gegossen von Nikolaus Johann Anton Löw von Löwenberg, Glockengießer in Wr.Neustadt von 1715-1733; Inschrift: „ME FVDIT NICOLAVS LÖW NEOSTADY ANNO 1732"; 4 Medaillons: 1. Wappen Stift Heiligenkreuz und Abt Robert Leeb, 2. Doppelkreuz (Heiligenkreuzer Kreuzreliquie), 3. Kreuzigung mit Maria Magdalena, 4. Maria Immakulata. Die Kreuzglocke befand sich ehemals im Turm der Grangienkapelle in Thallern und musste am 25.2.1942 für die Kriegsmstung abgeliefert werden, wurde aber nicht eingeschmolzen. Sie kam im März 1946 zurück ins Stift und wurde im April 1946 an die Filialkirche Siegenfeld weitergegeben, wo sie sich noch heute befindet. 52.) Marienglocke, gegossen 1964 von Josef Pfundner, Glockengießerei in Wien von 1923-1971; Inschrift (zweizeilig, oben): „+ MARIA BREIT DEN MANTEL AUS, MACH UNS EIN SCHÜTZEND DACH DARAUS. SIEGENFELD 1964." Reliefs: Medaillon mit Mariazeller Muttergottes, zwei Heilige; Punze mit Inschrift „Gegossen von Josef Pfundner 1964". O) Leonardi-/Aegydius-KapelIe in Grub 1755 ließ Abt Alberich Fritz in Grub eine kleine, dem hl. Leonhard geweihte Kapelle erbauen und mit einem Türmchen (Dachreiter) für die Glocke versehen. Bei der Restaurierung und Vergrößerung der Kapelle im Jahre 1851 wurde auch das Turmgerüst mit dem Glockenstuhl erneuert und der bisherige Kapellenpatron gegen St.Aegyd ersetzt. Die Weihe der Aegydius-Kapelle erfolgte am 2.9.1855 durch Abt Edmund Komaromy (siehe Pfarrchronik). Am Abend des 6.11.1894 brannten Dach und barocker Dachreiter (Zwiebel) der Aegydiuskapelle mit dem Nachbarhaus ab. 1895 erfolgte der Neubau der Kapelle

140

Werner Richter

mit einem Dachreiter über dem Altarbereich in neuromanischem Stil durch Architekt Dominik Avanzo. Die zwei Glocken dürften den Brand unbeschadet überstanden haben und wurden in die neue Aegydiuskapelle übernommen, die bis zum Bau der St. Josefs-Kirche im Jahre 1969 ihre Funktion als Dorfkapelle erfüllte. 53.) Glocke von 1755 (Leonardiglocke), von ihr sind keine genauen Angaben überliefert. 1851 wurde die Glocke in den erneuerten Dachreiter übernommen, ebenso beim Neubau der Aegydiuskapelle 1895. Diese Glocke verblieb vermutlich bis 1942 in der Kapelle und wurde am 25/26.2.1942 durch die Firma Schleussner in Mödling abgenommen und für die Kriegsrüstung abgeliefert, zusammen mit der Glocke Nr. 55.

54.) Glocke von 1873 (Aegydiusglocke), gegossen vermutlich von Ignaz Hilzer, Glockengießerei in Wr. Neustadt von 1838-ca 1876. Von der Anschaffung einer zweiten Glocke für die Aegydiuskapelle in Grub berichtet die Pfarrchronik 1873. Sie wurde beim Neubau der Kapelle 1895 in den Dachreiter übernommen. Die Glocke musste im Februar 1917 für die Kriegsrüstung abgeliefert werden. 55.) Glocke von Bienstock in Tyrnau (Trnava/Slowakei); 180 kg, Dm ca. 66 cm, gekauft 1920/23. Diese Glocke wurde lt. einem Schreiben vom Oktober 1920/23 im Stiftsarchiv Heiligenkreuz vom Militär-Liquidierungsamt Wien aus dem österreichischen Heeresmuseum angekauft (lt.Vermerk „von Bienstock in Tyrnau - für Grub"), zusammen mit zwei Glocken für Heiligenkreuz und einer Glocke für Sulz. Die Bienstock-Glocke wurde am 25/26.2.1942 durch die Firma Schleussner in Mödling abgenommen und für die Kriegsrüstung abgeliefert, zusammen mit Glocke Nr. 53. Nach einem Bericht in der Sancta Crux 1965 wurde eine der beiden im Februar 1942 für die Kriegsrüstung abgenommenen Glocken (Nr. 53 oder Nr.55) nach Sulz gebracht und verblieb aus unerklärlichen Gründen in der dortigen Pfarrkirche. Über ihre weitere Verwendung ist nichts bekannt. 1949 erhielt die Aegydius-Kapelle wieder zwei neue Glocken. 56.) St. Johannes Nepomuk-Glocke, 217 kg, Dm 70.5 cm, Tonlage Cis/2, aus Zinnbronze gegossen 1949 von Josef Pfundner in Wien (Glockengießerei von 1923-1971); gestiftet von Hans Pöchhacker, Glockenweihe am 8.12.1949 durch Abt Karl Braunstorfer. Relief: Bild des hl. Johannes Nepomuk, die Wappen von Österreich, Land Niederösterreich, Erzdiözese Wien und Stift Heiligenkreuz;

Die Glocken von Heiligenkreuz

141

Inschrift: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Gestiftet von Hans Pöchhacker. Kirchenrektor Dr.P.Leo Waldherr S.O.Cist, Grub, N.Ö., 8.XII.1949". Diese Glocke wurde 1969 in die neuerbaute St. Josefs-Kirche in Grub übertragen. 57.) St. Aegydius-St. Leonhard-Glocke, 128 kg, Dm 59.5 cm, Tonlage E/2, aus Zinnbronze gegossen 1949 von Josef Pfundner in Wien; gestiftet von der Gemeinde Grub, Glockenweihe am 8.12.1949 durch Abt Karl Braunstorfer. Relief: Bild der beiden Heiligen Aegydius und Leonhard, die Wappen von Österreich, Land Niederösterreich, Erzdiözese Wien und Stift Heiligenkreuz; Inschrift: „Bittet für uns! Schützt Mensch und Vieh! Gestiftet von der Gemeinde Grub, N.Ö. 8.XII.1949. Kirchenrektor Dr.P.Leo Waldherr S.O.Cist." Diese Glocke wurde 1969 in die neuerbaute St. Josefs-Kirche in Grub übertragen.

Abb. 17: Leonardi-/Aegydiuskapelle

in Grub. (Foto: Werner Richter)

142

Werner Richter

P) Filialkirche St. Josef in Grub Die Filialkirche St.Josef in Grub wurde 1968/69 erbaut und am 4.5.1969 geweiht und ersetzte die zu klein gewordene Dorfkapelle St.Aegydius am Sattelbach. Über der Vorhalle befindet sich der kleine Glockenturm mit spitzem Pyramidendach für die zwei Glocken, die von der alten Aegydiuskapelle 1969 hierher übertragen wurden; die Firma Pfundner machte dazu das Läutwerk (26.2.1969). 58.) St. Johannes Nepomuk-Glocke, 1949 von Josef Pfundner (weitere Angaben siehe Nr.56) 59.) St. Aegydius-St. Leonhard-Glocke, 1949 von Josef Pfundner (weitere Angaben siehe Nr. 57)

Abb. 18: Filialkirche St. Josef in Grub. (Foto: Werner Richter)