Die Faszination der Steine

Unterrichten A n fä n g e K la s s e 2 – 4 Die Faszination der Steine Mit kindlicher Entdeckerfreude zum systematischen Lernen Abb. 1: Ein funkeln...
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Unterrichten

A n fä n g e

K la s s e 2 – 4

Die Faszination der Steine

Mit kindlicher Entdeckerfreude zum systematischen Lernen Abb. 1: Ein funkelnder Stein kann die Grundlage zu einer kostbaren Sammlung legen. Foto: plainpicture/ Erickson

Elisabeth Arendt

Steine gehören zur Lebenswelt des Menschen. Überall begegnen sie uns, und schon kleine Kinder greifen danach als willkommenes Spielzeug und erkunden, was sich mit ihnen alles machen lässt. Steine lassen sich als leicht verfügbares Werkzeug gebrauchen, mit dem man Nüsse knacken, hämmern, kratzen und schaben kann. Mit manchen Steinen kann man malen. Andere sind einfach nur schön, sie glitzern, haben interessante Musterungen und Farben oder liegen angenehm in der Hand. Ich sehe mich als Kind am Rand einer Baugrube sit­ zen, vor mir ein Schatz an glänzenden Steinen, die ich vor dem Zuschütten gerettet hatte. Noch heute fühle ich dieses Glücksgefühl und Staunen über die silbrig glitzernden Steine und die Aufregung, als ich an einem Stein „Gold“ entdeckte. Ich wusste noch nichts von Schwefelkies (Katzengold), die Baugrube war für mich eine Goldmine, und ich verstand die Erwachsenen

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nicht, die so achtlos vorüberliefen und über meinen Enthusiasmus lächelten. Warum ich das erzähle? Weil ich glaube, dass diese kindliche Entdeckerfreude ein reichhaltiger Nährboden für alles Lernen ist, verstärkt durch Gefühle wie Stau­ nen, Freude am Schönen, Wundern, Erregung bis hin zu Ekel, Gruselgefühle, ängstliches Erschauern und res­ pektvolles Abstandhalten von Gefahren und mehr.

Blick in die Erdgeschichte Zurück zu den Steinen: In der Nähe meines Eltern­ hauses war eine Kiesgrube mit einer ca. 15 Meter ­hohen Wand aus mehr oder weniger fest zusammen­ gepresstem Kies. Natürlich war es uns Kindern streng verboten, sich dieser Wand von oben oder unten zu nähern – was diesen Ort noch interessanter machte. Als in der Schule über die Eiszeit gesprochen wurde und ich erfuhr, dass die eiszeitlichen Gletscher bis zu unserem Ort gereicht haben, Geröll vor sich herschie­ bend, das sie dann zurückließen, trat mir das Bild un­ serer Kiesgrube vor Augen und ich erahnte staunend, welche Erd- und Steinmassen die Gletscher bewegt ­haben mussten. So ein Fenster in eine weit zurücklie­ gende Vergangenheit fanden auch meine eigenen Kin­ der. In den Solnhofener Platten unseres Steinfußbodens entdeckten sie Insekten und sogar ein versteinertes Fischchen, die Interesse, Fantasie und Fragen weckten und die beantwortet werden wollten (siehe Abb. 3). weltwissen | Sachunterricht   2/2013

Foto: Rüdiger Horn

Auf einen Blick

Abb. 2: Im Wasser verändert sich das Aussehen der Steine. Die Farben werden intensiver, und kugelförmige Gefäße können wie ein Vergrößerungsglas wirken.

Zeit

Das Herstellen der Steinmosaikbilder in Ton dauert ohne die Trocknungsphase etwa eine doppelte Schulstunde; der Ausflug zum Sammeln der Steine muss ebenfalls eingeplant werden.

Kompetenzen

Ich kann … >> Steine sammeln und nach unterschiedlichen Kriterien sortieren. >> mir Muster für ein Steinbild ausdenken und sie auf eine Tonplatte übertragen. >> Farben aus Steinen herstellen.

Inhalte

Die Faszination an Steinen wecken, sich kreativ handelnd mit dem Material auseinandersetzen, Kriterien für die eigene Sammlung formulieren

Voraussetzungen

keine

Material

>> Spaziergang: schöne und besondere Steine, ein großes Glas (Vase, Schüssel, Teller) mit Wasser >> Steinmosaikbilder: kleinere Steine, Ton, Rollholz, Brettchen, feuchtes Tuch, Schwämmchen, Pappe (20 x 20 cm), Messer; evtl. Gips, Gipsbecher, Rührstab >> Malen: Steine (auch Ziegelbrocken, Ton, Holzkohle, Kohle, Kreide), die pulverisiert werden können, Mörser und Stößel, Sieb, Magerquark, Gipsbecher (Aluschälchen), Rührstab, fester Pinsel, dickeres Papier (Karton, Raufasertapete) >> Schatzsuche: interessante (Schmuck)steine, evtl. Schatzkarte, Schatzkästchen >> Fossilien: Fossilien, Sachbilderbücher >> Geschichten: „Stein-Literatur“, Steindrusen, Kristalle, Schmucksteine >> Im Handel/Internet gibt es preiswerte „Trommelsteine“. Das sind bunte Schmuckstein-Mischungen, die für viele Zwecke zu nutzen sind.

Arbeitsblätter

M01 Steinbilder in Ton: Das wird gebraucht M02 Steinbilder in Ton (1) M03 Steinbilder in Ton (2)

Systematisches Lernen Aber nicht nur zurück in die Erdgeschichte weisen uns die Steine. Sie führen uns ins Reich der Physik, der Chemie, der Geologie. Sie liefern Kindern Erfahrungs­ werte und Vorstellungsbilder für das systematische Lernen in der Schule: Es gibt große leichte und kleine­ re schwere Steine, harte Steine, aber auch weiche. Flache Steine kann man einige Male über eine Was­ seroberfläche hüpfen lassen, bevor sie untergehen. Mit bestimmten Steinen kann man Funken schlagen. Man­ che sind kompakt, andere lassen sich in Platten spal­ ten, wieder andere bröseln regellos auseinander. Sie können scharf kantig sein oder seidig glatte Hand­ schmeichler. Kristalle gibt es in allen Farben, und Edel­ steine sind uns kostbar. Eine „Schatzsuche“ kann die Grundlage zu einer Sammlung legen. Nach welchen Kriterien lassen sich die Fundstücke sortieren? Wie könnte der Bestand verzeichnet werden? Und noch mehr: Steine sind nicht wegzudenken aus dem weiten Bereich der menschlichen Baukunst. Kin­ der bauen Sandburgen und Steindämme, Erwachsene Häuser, Pyramiden und Kathedralen. Kein Wunder, wenn die Welt der Steine uns in ihren Bann schlägt!

D i e A u to r i n Elisabeth Arendt ist Erzieherin in einem Kindergarten.

Abb. 3: Mit ­einigem Glück lassen sich auch Versteinerungen finden, wie dieses Fischchen im Soln­hofener Plattenkalk. Foto: Paul Marx/ pixelio.de

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Faszination der Steine: Anregungen Spaziergang unternehmen … mit dem Auftrag, schöne und „besondere“ Steine zu suchen, die als Ausgangsmaterial für spätere Vor­haben dienen können. Zuvor sollte man sich überlegen, wo man in der Umgebung fündig werden kann. Was kann man mit den gesammelten Steinen machen? >> Sortieren: Kriterien können sein Farbe, Form, Mus­ ter, Glitzersteine, durchscheinende Steine, Gewicht, Beschaffenheit, lokale Besonderheiten … >> Steine in ein Glas mit Wasser legen (siehe Abb. 2; auch eine weiße Porzellanschüssel und ein Teller ­eignen sich gut): beobachten, wie sich das Aus­sehen der Steine verändert, wie die Farben intensiver wer­ den, optische Phänomene wahrnehmen (z. B. können kugelförmige Glasgefäße wie ein Vergrößerungsglas wirken). Lassen Sie die Kinder einfach experimen­ tieren! Steinmosaikbilder in Ton oder Gips (siehe M01­–M03) In eine Platte aus weichem Ton Steinchen hineindrücken und ein Muster, eine Figur oder Landschaft legen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Erfahrungen mit dem Material zur Sprache bringen (feuchter, weicher Ton – trockene, harte Steinchen; Ton kann bei Bedarf wieder geglättet werden; muss feucht gehalten wer­ den, wenn man die Arbeit unterbricht …). Die Platte sollte nicht aufgehängt werden, weil der getrocknete Ton dem Gewicht der Steine möglicherweise nicht standhält. Man kann diese Steinmosaike auch mit Gips anfertigen. Da Gips schnell trocknet, ist eine andere Vorgehensweise erforderlich. Lassen Sie die Kinder selbst Erfahrungen mit dem Material sammeln. Durch Versuch und Irrtum werden sie herausfinden, wie sie vorgehen müssen. Die Beobachtungen der Kinder können im Gespräch zusammengetragen und doku­ mentiert werden. Malen mit selbst hergestellten Farben aus pulverisierten Steinen (siehe auch S. 14–17): Als Farbgrundlage eignet sich z. B. Magerquark. Im Mörser werden geeignete Materialien wie Ziegelsteinbrocken, getrockneter Ton (verschiedene Farbnuancen), Tafel­ kreide und (Holz)Kohle pulverisiert und anschließend

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gesiebt. Das Farbpulver wird mit dem Quark vermischt und die so entstandene Farbe mit einem festen Pinsel auf dickeres Papier, Karton oder Raufasertapete auf­ getragen. Sie können dabei erzählen, dass die Maler früher ihre Farben selbst hergestellt haben. Blau war eine ganz besonders kostbare Farbe, weil dafür Lapis­ lazuli z. B. aus Afghanistan beschafft werden musste. Das leuchtende Blau des Stundenbuches des Herzogs von Berry (Les Très Riches Heures) ist mit LapislazuliPigment gemalt. Schatzsuche im Sandkasten Vergraben Sie interessante Steine und günstig zu er­ werbende Schmucksteine („Trommelsteine“) im Sand­ kasten, damit die Kinder sie suchen können. Schatz­ karten, in denen die Lage des Schatzes und der Weg dorthin (verschlüsselt) beschrieben werden, machen die Suche noch spannender. Vielleicht müssen auch die Karten erst gefunden werden? Und haben die Kin­ der auch angemessene Schatzkästchen dabei? Zum Abschluss bekommen die Kinder Gelegenheit, ihre Fundstücke zu vergleichen. Fossilien erforschen Vielleicht haben die Kinder eine Versteinerung zu Hau­ se, die sie mitbringen können? Oder es gibt einen Fuß­ boden aus Solnhofener oder vergleichbaren Platten in der Nähe? Suchen Sie gemeinsam in einem Sach­ bilderbuch über Fossilien nach Informationen. Erzählen Sie eine Geschichte von einem großen Meer, in dem vor Jahrmillionen viele Tiere lebten … Geschichten zum Thema erzählen Ob „Mats und die Wundersteine“ von Marcus Pfister, die Sage vom „Venediger Männlein“ (www.sagen.at) oder das Kapitel aus „Jim Knopf und Lukas, der Loko­ motivführer“ von Michael Ende, wo die beiden mit den geretteten Kindern auf dem Rückweg aus der Drachen­ stadt durch prächtige Kristallgrotten fahren ­– die Kin­ der werden noch mehr in den Bann der Geschichte ge­ zogen, wenn Steindrusen, Kristalle und Schmucksteine als Anschauungsmaterial vorhanden sind.

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Die Faszination der Steine  M01

Steinbilder in Ton: Das wird gebraucht

Ton

1 Rollholz (Nudelholz)

1 Brettchen

1 Messer

1 Pappe (20 x 20 cm)

Illustrationen: Rebecca Meyer

1 feuchtes Tuch

1 kleiner Schwamm

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verschiedene kleine Steine

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M02  Die Faszination der Steine

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Knete den Ton.

Forme den Ton zu einer Kugel.

Drücke die Kugel mit den Händen flach.

Rolle mit dem Rollholz über den Ton. Du brauchst eine ebene Platte, die etwa 2 Zentimeter dick ist.

Lege die Pappe auf die Tonplatte. Schneide den überstehenden Ton mit dem Messer ab.

Decke die Tonplatte mit dem feuchtem Tuch ab.

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Illustrationen: Rebecca Meyer

Steinbilder in Ton (1)

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Die Faszination der Steine  M03

Illustrationen: Rebecca Meyer

Steinbilder in Ton (2)

Überlege dir ein Muster. Lege dazu die Steine erst einmal auf die Pappe.

Gefällt dir dein Muster? Dann übertrage es auf die Tonplatte.

Drücke die Steine in den Ton hinein. Sie dürfen nur noch ein bisschen aus dem Ton hinausragen.

Drücke den Ton an den Rändern der Steine fest an. So können die Steine beim Trocknen nicht herausfallen.

Wische die Steine mit einem feuchten Schwamm ab.

Jetzt musst du dein Steinbild auf dem Brettchen trocknen lassen.

Die Zwischenräume kannst du mit einem feuchten Finger glätten.

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