Die Branche schrumpft zusammen

Biogas Die Branche schrumpft zusammen Nach den Boomjahren steht die Biogasbranche vor einer starken Marktbereinigung. Wir zeigen am Beispiel des ehem...
Author: Gundi Krüger
3 downloads 2 Views 243KB Size
Biogas

Die Branche schrumpft zusammen Nach den Boomjahren steht die Biogasbranche vor einer starken Marktbereinigung. Wir zeigen am Beispiel des ehemaligen Marktführers Aufstieg und Fall einer ganzen Branche und mögliche Wege, wie es jetzt weitergehen könnte.

© Neumann Derzeit gibt es bei Biogasanlagen kaum Neubauten, nur Erweiterungen. In den letzten zwei Jahren ist der Bau von neuen Biogasanlagen fast zum Stillstand gekommen. Wie konnte es bei der einst so aufstrebenden Branche soweit kommen? An kaum einem anderen Unternehmen der Branche lassen sich Aufstieg und Niedergang von 15 Jahren Biogas besser beschreiben als am Beispiel der MT-Energie GmbH aus dem niedersächsischen Zeven. Die vom Landwirtssohn Christoph Martens (dem „M“ im Firmennamen) gegründete Firma geht im Jahr 2001 aus dem 1995 ins Leben gerufenen Ingenieurbüro Idea hervor. Eine seiner ersten Erfindungen: Das Tragluftfoliendach, das später zum Standard für viele Biogasanlagen wird. Im Jahr 2000, als das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit den staatlich garantierten Einspeisevergütungen für Biogasstrom in Kraft tritt, gehört MT zu den ersten Firmen, die schlüsselfertige Biogasanlagen anbieten. Der Hersteller hat nun 15 Mitarbeiter, die Büros sind rustikal in Containern in Rockstedt neben der Biogasanlage von Christoph Martens Bruder untergebracht.

Anlagenzahl verdoppelt sich in vier Jahren Zu diesem Zeitpunkt gibt es 850 Anlagen in Deutschland. Das neue Gesetz bewirkt jedoch, dass schon im ersten Jahr 200 neue Anlagen entstehen, bis zum Jahr 2004 verdoppelt sich die Zahl auf knapp 2000. Im Jahr 2004 wird nach der EEG-Novellierung mit Einführung des „Nawaro-Bonus“ aus einem kontinuierlichem Wachstum der erste Boom der Biogasbranche: Niedrige Getreidepreise und eine gute Förderung lassen vielen Landwirten die Biogaserzeugung als zweites, sicheres Standbein erscheinen. 600 bis 800 neue Anlagen pro Jahr werden aus dem Boden gestampft. Allein im Jahr 2006 entstehen laut Marktforschungsunternehmen AgriDirect Deutschland rund 13 % der heute existierenden Anlagen. MT-Energie, das inzwischen zu den Marktführern gehört, erweitert die Mitarbeiterzahl rasant, bis zum Jahr 2009 werden 300 Menschen neu eingestellt. Inzwischen hat die Firma auch das rustikale Containerdorf verlassen und ist in einen feudalen Glaspalast am Stadtrand von Zeven umgezogen. Auf dem Firmenparkplatz drängen sich etliche Firmenwagen der Vertriebsmitarbeiter, neben dem Gebäude entsteht eine prächtige Demonstrationsbiogasanlage mit Gasaufbereitung, um das zu Erdgas aufbereitete Biogas (Biomethan) ins Erdgasnetz einspeisen zu können. Auch viele andere Firmengründer der ersten Stunde haben den Overall der Pioniere gegen den schwarzen Anzug getauscht, erste Börsengänge folgen.

Keine Lehren aus dem ersten Dämpfer Im Jahr 2007 dann gibt es den ersten richtigen Crash und eine Demonstration, wie stark die Branche am Tropf der Politik hängt. Denn die zweite Novellierung des EEG steht an, es gibt unendlich lange Diskussionen um neue Boni und andere Änderungen. Gleichzeitig steigen die Agrarpreise auf ungeahnte Höhen, Biogas ist für die Landwirte keine Option. Resultat: In den Jahren 2007 und 2008 gibt es nur 100 bis 200 neue Anlagen. Einige Firmen wie z.B. Schmack Biogas suchen ihr Heil im Ausland, z.B. Österreich, das gerade ein neues Ökostromgesetz erlassen hat. Aus den Erfahrungen im Jahre 2007, die auch zu ersten Entlassungswellen führt, ziehen die großen Firmen jedoch keine Lehren. Denn schnell geht es wieder in die andere Richtung: mit dem EEG 2009 löst sich die Handbremse. Der Gesetzgeber führt den Güllebonus ein. Jetzt entsteht eine neue Anlagenklasse mit 190 Kilowatt (kW) Leistung und dem Einsatz von mindestens 30 % Gülle. Vorher haben die meisten Landwirte standardmäßig 500 kW gebaut, weil bis zu der Größe die Förderung im EEG optimal war. Auch sorgte der so genannte „Trockenfermentationsbonus“ im EEG 2004 dafür, dass viele auf Gülle verzichteten, um den Bonus zu kassieren. Sorgen macht sich in der Branche niemand mehr. Nach der kurzen Durststrecke in den Jahren 2007 und 2008 explodieren die Zubauzahlen, im Jahr 2009 schießen 1100 neue Anlagen aus dem Boden, 2010 weitere 1000, im Jahr 2011 sogar über 1200. Laut Biogasscanner von AgriDirect werden im Jahr 2011 fast 17 % der heute existierenden Anlagen gebaut. Das ist der Höhepunkt der Biogasbranche in Deutschland. Auch MT-Energie wächst mit. Zwischen 2009 und 2012 verdoppelt sich die Mitarbeiterzahl auf über 600 und steigt bis zum Jahr 2013 auf 850: Aus dem Ingenieurbüro ist ein internationaler Konzern mit vielen Abteilungen und Aktivitäten geworden. Der Umsatz Ende 2011 liegt bei 200 Mio. Euro. Inzwischen baut MT auch Gasaufbereitungsanlagen und mausert sich mit zwei verschiedenen, innovativen Technologien auch hier sehr schnell ebenfalls zum Marktführer. Die Biogasanlagenkonzepte erhalten Preise wie z.B. beim Bundeswettbewerb des KTBL Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen 2012. MT führt zudem im Jahr 2012 das DLG-Imagebarometer als bester deutscher Biogasanlagenhersteller an. Gleichzeitig erhöht das Unternehmen die Aktivitäten im Ausland und gründet Niederlassungen u.a. in Italien und England.

Vollbremsung im Jahr 2012 Doch der Höhenflug der Branche hält nicht an. Der Gesetzgeber sorgt sich um zu hohe Förderkosten und will eine stärkere Marktintegration. Gleichzeitig nimmt die Kritik am Maisanbau zu, die Anbaufläche von Energiemais steigt allein von 2008 bis 2010 von 300.000 auf 500.000 ha. Hauptgrund hierfür ist, wie man heute weiß, die falsche Ausrichtung des Güllebonus, der indirekt den Maisanbau sehr stark fördert. Die Reaktion der Politik kommt prompt. Das EEG 2012 bremst in vielerlei Hinsicht Biogas aus, die Förderung wird erstmals zurückgeschraubt, während es bei den vorangegangen drei Novellierungen ja immer zu einer Verbesserung kam. Die erfolgsverwöhnte Branche sieht sich plötzlich einem starken Markteinbruch gegenüber. Im Jahr 2012 und 2013 entstehen jeweils knapp 300 Anlagen – und das häufig auch nur, weil einige Projekte bis 2012 aufgrund des Booms nicht abgeschlossen worden waren. Die Hersteller geraten in Finanznot, die Aufträge aus dem Ausland können den Verlust des Inlandsgeschäfts längst nicht ausgleichen. Nur wenige Firmen haben eine Exportquote von mehr als 30 %. 2012 beginnt auch die Krise bei MT-Energie – abzulesen nicht nur daran, dass zu diesem Zeitpunkt die Firmenhistorie auf der Homepage des Unternehmens endet. Erste Entlassungswellen kündigen sich an wie bei anderen Unternehmen auch. Als die Lage auch im Jahr 2013 nicht besser wird, gibt es eine neue Geschäftsführung, die die Restrukturierung sofort verschärft. Doch die Schieflage lässt sich nicht aufhalten, im Jahr 2013 erwartet die Führung einen Verlust nach Steuern von 20 Mio. Euro. Noch gibt sich das Unternehmen optimistisch, nach dem Abbau von Überkapazitäten bereits 2014 wieder ein positives Ergebnis zu erzielen. Frisches Geld gibt es u.a. durch eine Kooperation mit dem Stall- ausrüster Big Dutchman, der sich zu 5 % an MT-Energie beteiligt und Märkte in Richtung Asien eröffnen soll. Die Mitarbeiterzahl bei MT wird auf 400 mehr als halbiert, das Überseegeschäft beendet, man wolle sich nur noch auf attraktive Märkte in Europa konzentrieren.

Neubau geht deutlich zurück Doch im Jahr 2013 bekommen alle Hersteller die ganze Wucht des EEG 2012 zu spüren. Der Neubau von Biogasanlagen geht deutlich zurück: nur 1,8 % der heute existierenden 8000 Anlagen werden in dem Jahr gebaut, zeigt der Biogasscanner von AgriDirect. Auch sinkt die Investitionsbereitschaft der Landwirte in neue Maschinen wie z.B. Lader deutlich. Nur etwa 10 % der Biogasanlagenbetreiber wollen expandieren. Zudem hat der Rückgang andere Qualitäten als in den Jahren 2003 oder 2007, als viele Landwirte auf ein besseres EEG hofften und Investitionen vorerst zurückhielten. Jetzt scheint es so, dass sich die Landwirtschaft grundsätzlich vom Biogas abwendet, nicht zuletzt wegen des mangelnden Vertrauens in die Politik. Der in Deutschland wegbrechende Absatz ist ein fatales Signal: „Ohne heimischen Markt werden viele Firmen nicht überleben können“, warnt Hendrik Becker, Vizepräsident des Fachverbandes Biogas. Nur Firmen, die mit einem starken Servicegeschäft und einer frühzeitigen Orientierung auf Auslandsmärkte das fehlende Neuanlagengeschäft kompensieren können, sind laut Becker in einer besseren Position. So sieht man es auch bei MT-Energie. Der Service soll ein neues Standbein werden. MT betreut im Jahr 2013 bereits 600 eigene Anlagen sowie 400 von anderen Herstellern. Ziel ist es, mindestens 2000 Anlagen unter Vertrag zu nehmen.

Service allein reicht nicht Doch der Service (gemeint sind biologische und technische Betreuung einschließlich Wartung, wiederkehrende Prüfungen usw.) macht nur 40 % vom Umsatz der Firma aus, auch dieses Geschäft kann den Markteinbruch nicht kompensieren. Genauso wenig die neue Kleinanlagenklasse mit 75 kW und hohem Gülleeinsatz. Wie andere Hersteller auch hat MT-Energie diese Klasse lange Zeit nicht beachtet, weil sie wenig Umsatz bringt: Eine 75 kW-Anlage kostet ca. 250.000 Euro, eine Anlage mit 2000 kW (2 Megawatt, MW) bringt dagegen 5 Mio. Euro Umsatz. Zwar bietet auch MT inzwischen mit dem Modell „MT-Farm“ ein Konzept dafür an, jedoch bleibt der Boom aus, obwohl es genügend Viehhalter mit entsprechendem Gülleangebot gäbe. Im Jahr 2014 gibt es keine 100 neuen Anlagen – ein neuer Tiefstand. Für 2015 sieht die Prognose des Fachverbandes noch düsterer aus. Denn das Anfang 2014 in Kraft getretene „EEG 2014“ sieht eine weitere Verschlechterung der Förderung vor.

Direktvermarktung als Strohhalm Positiver sehen viele Hersteller den Einstieg bestehender Biogasanlagen in die Direktvermarktung von Strom an der Börse ab dem EEG 2012. Denn für die bedarfsgerechte Stromerzeugung müssen viele Anlagen umgerüstet werden, brauchen größere Gasspeicher und Blockheizkraftwerke mit mehr Leistung, die dafür nicht mehr rund um die Uhr laufen. Hierfür bekommen Landwirte eine neue Förderung. Aber diese ist kompliziert, der Strommarkt ist ungewohnt, viele Anlagenbetreiber warten daher ab. Auch MT-Energie hatte z.B. mit einem Gaspeicher „N-Acht“ auf diesen Markt gesetzt. Die Nachfragebelebung bleibt jedoch aus. Zudem greifen die Restrukturierungsmaßnahmen nur begrenzt. „Ein derart großer Hersteller kann sich nur schwer kurzfristig auf neue politische Rahmenbedingungen einstellen“, teilt ein Sprecher der Geschäftsführung später mit. Als weiterer Genickschlag erweist sich das weg gebrochene Geschäft in Osteuropa. Denn die Krimkrise stoppt vielversprechende Projekte in Russland und Ukraine. Daraufhin wird nur wenige Monate nach einer Kreditzusage eine der finanzierenden Banken dann doch nervös und steigt aus dem Bankenkonsortium aus, die anderen Finanzierungspartner stellten ihre Kredite daraufhin sofort fällig. Damit bricht auf einen Schlag die gesamte Finanzierung weg. Die unausweichliche Folge: Anfang Oktober 2014 stellt MT einen vorläufigen Insolvenzantrag, im Februar 2015 folgt das offizielle Insolvenzverfahren. Viele in der Branche sind geschockt: ein derart breit aufgestelltes und solides Unternehmen pleite? Nach Angaben des Insolvenzverwalters gibt es rund 20 Interessenten, darunter auch Mitbewerber, die die Firma oder Teile daraus gern übernehmen würden. Mitte März 2015 wird ein Juwel der Firma, die Service-Abteilung, an die Beteiligungsfirma „Deutsche Private Equity“ (DPE) verkauft. DPE hatte schon den Anlagenservice des Blockheizkraftwerks-Herstellers Pro 2 und den Motoreninstandsetzer Bücker + Essing aus Lingen (Ems) übernommen. DPE will damit verstärkt in den Servicebereich für Biogasanlage einsteigen. Für die restliche MT-Energie und die Schwesterfirma MT Biomethan, die Gasaufbereitungsanlagen herstellt, sucht der Insolvenzverwalter noch einen Investor. Der Einstieg eines ersten Investors und die Teilung der Firma verlaufen nicht ohne Reibungsverluste. Ein Großteil der bisherigen Servicemitarbeiter bei MT-Energie geht den Schritt zu der neuen Firma nicht mit, sondern macht vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Gleichzeitig gründen sie die Biogas Service Tarmstedt GmbH und machen genau dort weiter, wo sie als MT-Mitarbeiter aufgehört haben. Als kleines, schlankes und schlagkräftiges Unternehmen wollen sie allerdings wieder zurück in die Zeit, in der MT auch einmal gestanden hat, bevor die Firma zu einem großen Konzern wurde.

Vorbild Solarbranche? Die Pleite von MT-Energie wird nicht die letzte gewesen sein. Wie der Fachverband Biogas mitteilt, hat sich die Zahl der Arbeitskräfte, die mit dem Bau von Biogasanlagen beschäftigt sind, von 25.000 im Jahr 2011 auf 5000 im Jahr 2015 reduziert – ein Rückgang auf ein Fünftel. Die Solarbranche, bei der auch die Politik ab dem Jahr 2012 die Rahmenbedingungen drastisch verschlechterte, zeigt den Weg: Die Zahl der Arbeitskräfte hat sich von 128.000 auf 60.000 mehr als halbiert. „Die Glücksritter sind nach sieben fetten Jahren weg, jetzt macht die Branche wieder mit Pionieren einen Neustart“, kommentiert ein Branchenkenner den Weg der Solarbranche. Im Biogasbereich sind die Arbeitsplätze laut Fachverband Biogas von 63.000 im Jahr 2011 auf 39.000 zurückgegangen (siehe Tabelle). Das Umsatzvolumen insgesamt ist mit über 7 Milliarden Euro seit 2012 stabil. Aber auch hier sind in Zukunft Rückgänge zu erwarten. Interessant ist jedoch die Zahl der Umsätze aus dem Betrieb der Anlagen, die im Jahr 2014 immerhin 4,3 Milliarden Euro betrug. Hier sind zwar auch andere Biomasseanlagen wie Holzheizkraftwerke eingeschlossen. Dennoch ist der Betrieb von Biogasanlagen ein Milliardenmarkt. Denn Ersatzteile, Rohstoffe, Betriebshilfsmittel, aber auch Beratung usw. werden wie in der Tierhaltung laufend benötigt. Wer mit einem guten Konzept und zuverlässiger Leistung auf diesen Markt setzt, sieht sich noch einem großen Absatzpotenzial gegenüber. Allerdings – und auch das zeigt die Solarbranche – werden sich nach und nach alle Hersteller, die keine Neuanlagen mehr verkaufen können, auf die bestehenden Anlagen stürzen. Die Umstrukturierung des Marktes ist bereits im vollen Gang. Doch die Branche steht vor weiteren Herausforderungen. Immer neue Auflagen bedrängen die Anlagenbetreiber, z.B. die Anlagenverordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen oder die Düngeverordnung. Sie gefährden die Vergärung von Gülle und Mist, anstatt sie anzureizen, kritisiert der Fachverband Biogas. Gerade in Bezug auf den Klimaschutz hat die Vergärung von Wirtschaftsdünger noch erhebliches Potenzial, da mit der Biogaserzeugung Methanemissionen vermieden werden, die ansonsten bei der Ausbringung der Rohmaterialien entstehen. 60.000 Landwirte in Deutschland haben mehr als 100 Kühe, die als Untergrenze für den Betrieb einer Güllevergärungsanlage gelten. Viele haben mit Blick auf das Milchquotenende noch aufgestockt. Für sie könnte Biogas ein sicheres Standbein und damit ein Ausgleich zum stark schwankenden Milchpreis sein.

Werden Anlagen nach 2020 weiterbetrieben? Noch können sich viele Dienstleister wie Lohnunternehmer, aber auch der Landmaschinenhandel auf die 8000 Biogasanlagen verlassen, die heute existieren. Stark wachsen wird die Zahl jedoch nicht mehr. Und wenn die ersten 1000 Anlagen in knapp fünf Jahren das Ende des zwanzigjährigen Förderzeitraums des EEG erreichen, ist fraglich, ob nicht viele von ihnen stillgelegt werden. „Wir brauchen ein deutliches Signal pro Biogas von der Politik, damit die bestehenden Biogasanlagen nach Auslaufen der EEG-Vergütung weiter betrieben werden“, fordert Fachverbandspräsident Horst Seide. Ob es die Biogasanlagen der ersten Stunde auch nach 2020 noch gibt, wird davon abhängen, ob die Politik die Technologie im künftigen Strommarkt überhaupt noch will. Alternativ könnte der Strom auch über Direktvermarkter in Kombination mit günstigen Wind- und Solarstrom vor Ort vermarktet werden. Erste Modelle dazu sind in Planung, ausgefeilte Konzepte oder gar Praxiserfahrungen gibt es jedoch nicht. Die Zukunft der Biogasbranche wird ebenso davon abhängen, ob sie Problemlösungen für die Landwirtschaft bietet, ohne von Förderungen abhängig zu sein. Künftige Chancen könnten in der Kombination von Gärrestseparation und Biogas liegen, z.B., in dem Viehhalter die abseparierte Festfraktion an Biogasanlagenbetreiber vermarkten, die durchaus ein interessantes Substrat ist. Oder Biogasanlagenbetreiber können mit der Stromproduktion aus Gülle die nachfolgende Gärrest- aufbereitung finanzieren, um beispielsweise Phosphat abzuseparieren und in Ackerbauregionen zu transportieren Die Pleite von MT-Energie zeigt unterm Strich, dass das goldene Zeitalter der Biogasbranche vorbei ist. Es macht auch deutlich, wie gefährlich die Abhängigkeit eines Geschäftsmodells von politischen Rahmenbedingungen und das Vertrauen in ein „Immer weiter so“ sind und dass nicht alle politischen Entscheidungsträger Argumenten wie Klimaschutz, Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung wirklich offen gegenüber stehen.

Unser Autor Hinrich Neumann ist seit über 20 Jahren als Agraringenieur im Journalismus tätig und auf Erneuerbare Energien in der Landwirtschaft spezialisiert.

Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)

Hinrich Neumann. Er begleitet seit dem Jahr 2000 das Auf und Ab der Branchen wie Biogas, Photovoltaik oder Biokraftstoffe in der Berichterstattung. Seit 2004 publiziert er regelmäßig für den eilboten zu diesen Themen.