DIE AUfERSTEHUNG CHRISTI. IN DER URCHRISTLICHEN UEBERLIEfERUNG

DIE AUfERSTEHUNG CHRISTI IN DER URCHRISTLICHEN UEBERLIEfERUNG LYDER BRUN Dr theol., Professor an der Unil'ersitiit Oslo. DIE AUFERSTEHUNG CHRISTI I...
Author: Anton Siegel
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DIE AUfERSTEHUNG CHRISTI IN DER URCHRISTLICHEN UEBERLIEfERUNG

LYDER BRUN Dr theol., Professor an der Unil'ersitiit Oslo.

DIE AUFERSTEHUNG CHRISTI IN DER URCHRISTLICHEN UEBERLIEFERUNG

H. ASCHEHOUG & Co. (W. NYGAARD), OSLO. FUR DEUTSCHLAND: Alfred TOPELMANN, Verlag5buchhandlung, GIESSEN. - - - - - - - " - - ""---------

IMPRlMERIE ALSACIENNE, STRASBOURG.

INHALT

Zur Einfiihrung. . . . . • . . . . . . . . . . . . . •. I. Die Grabesgeschichten. 1. Textfragen • . . . . . . . . . . • 2. Struktur und Form der Erzahlungen 3. Die Motive. . . . • • . • . • . 4. Zur Geschichte del' Tradition • . .

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II. Die Erscheinungen des Auferstandenen. 1. Das Hauptschema . . . . . . . . . 2. Die Einzelerscheinungen (~Jrsterscheinungen) a) Die Berichte • . . . . • • b) Die Motive. . . . • . . . c) Zur Geschichte del' Tradition 3. Die Gesamterscheinung a) Das gemeinsame Schema . . . • . . . . . . b) Zur Form del' Ueberlieferung. • . • . . . c) Das erste Hauptmotiv und seine Nebenmotive d) Die Ausfiihrung des zweiten Hauptmotivs . e) Zur Geschichte del' Tradition . . . . • .

III. Anhang: Die Himmelfahrt. 1. Die Bucher ad Theophilum • 2. Sonstiges. • . . • . . • • 3. Zur Geschichte del' Tradition

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ABKURZUNGEN

11k, Mt, Lk, Jh, AG «lIk» = Langerer unechter Markusschluss: 16, 1-9. «Jh» = Anhang des Johannesevangeliums: Jh. 21. PE = Petrusevangelium. HE = Hebraerevangeliulll (Nazaraerevangelium). KP = Kerygma Petri. E A = Epistola apostolorum, zitiert nach der Uebersetzung aus dem Koptischen (kopt) und Athiopischen (ath) von Carl Schmidt, TU 43, 1919. SD = Syrische Didaskalia, zitiert nach del' Uebersetzung von Achelis und Flemming TU 25, 1904.

NTT = Norsk teologisk Tidskrift. SBA = Sitzungsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. TSK = Theologische Studien und Kritiken. TO = Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. ZN W = Zeitschrift flir die neutestamentliche Wissenschaft.

Zur Einffihrung. Die neuen Gesichtspunkte und Methoden del' EvangelienfOl'schung, die seit 1919 in den Arbeiten von M. Dibelius, K. L. Schmidt, M. Albertz, R Bultmann und G. Bertram Ausdl'uek gefunden haben', stellen auch das Studium del' Ueberliefel'ung von del' Auferstehung Christi VOl' neue Aufgaben. ]Jinen Versuch, hier tiber die alten Fragestellungen hinauszukonunen, tat M. Albertz in seiner AJbhandlung « Zur Formengeschichte del' Auferstehungsberichte », ZNW 1922, S. 259-269. Das lwdeutsamste Ergehnis diesel' Studie dtirfte die Feststellung' 8ein, dass wie in dem alten KerygIIlB, (1. Kr 15, 5. 7), 80 auch in del' erzahlenden Ueberlieferung zwei Erscheinungen des A uferstandenen zusammengestellt worden sind: 1. eine Erster'scheinung VOl' ]jinzelnen, 2. eine abschliessende Er'scheinung VOl' dem gesamten .Jiingerkollegium. Eine nahere Untersuchung diest's Schemas nnd seiner Au sfiihrung, bzw. seiner Modifikafion('ll, ist jecloch in del' lmappen Skizze von Albertz unterblieben. Es ist dahpr aueh nieht del' Sehematismus aufgezeigt, del' fiir die Schildel'ung del' snmnwrischen Jiingerehristophanie bestimmend gewesen ist. Sodann lasst sieh im einzelnen manches gegen die Aufstellungen von Albertz einwenden. FJs wird z. B. eine besonclere GruppO~OOVTO -rap g'eben mussen, «sie fiirchteten sich VOl' den Jnden» odeI' dergL O? ZU diesen mc,hrfach geHnsserten Postulaten und Verl1lutungen ist zunachst, vom mrethodischen Gesichtspunkt aus, zu bemerken: Das RHsonnement, del' Evangelist rnUsse dies und das, was clem heutigen histol'isierenden Betrachter unentbehrlidl 01'scheint, notwendig erzHhlt hahen, ist naeh Art und Bestimmung del' evangelischen Erzahlungen ausserst fragwiirdig. vVie viel ist. in den Evangelien unoeruhl't gelassen, was wir heute ungern vermissen! Das Interesse del' Harer und Leser, fUr die eine Geschiehte wie Mk ]6, 1-8 urspriinglich ,erzahlt und niedergeschriebell ·worden ist, war nicht auf die historischen Details, sondern auf das religias Bedeutsame des V organgs einglestellt. ""Venn sic die Engelbotschaft von del' Auferstehung und dem Erscheinen des Herrn gehart und in sich aufgenommen hatten, hatte die Botschaft in del' Tat ihre Bestimmung erfilllt. Von den Aposteln wussien sie schon dUl'ch das Kerygma 1 Kr 15, 5, dass del' Herr ihnen persl1nlich erschienen sei. Es brauchte sie daher nicht aufzuregen, wenn Mk erzahlte, die F'rauen hHtten naeh del' Angelophanie im Grabe VOl' ]'urcht und Zittel'll zunaehst niemand VOl' ihrem Erlebnis gesagt. Dass del' Satz Mk 16, 8 als Perikopenschluss ungew()hnlich und fill' uns ilberraschend ist, muss allerdings zugeg;ehen werd!'n . .Abel' oofrcmdlich ist es auch, dass die Geschichte vom Seewandeln Lei Mk ~o endet: « Und sie kamen ausser sich, denn sie waren nieht zur Einsicht gekommen ilber den Broten, sondeI'll ihr Herz war vCTstockt », 6, 51 b-52 (wasbei Mt in sein Gegenteil verulldert ist: « Sie warien sieh VOl' ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Goties Sohn» 14, 33; vgl. die Aenderung von :Mk 16, 8 bei Mt 28, 8). Ebenso ist es bemerkenswert, dass die Hrabesgeschiehte bei Lk, obgleich die .F'rauen hier von ihrem }i~r]cbnis ('l'ziihIen, ebenfalls mit einelli ganz negativen Ergebnis endet 24, 11 (ahnlich d6~o~ TWV 'Ioubaiwv tritt in del' Ueberlieferung' erst bei Jh und im PE auf'. Und nachdem. Mk in 16, 8 a die tide Schauer del' Frauen wegen der iibel'irdisehen Erseheinnng des Eng-els und wegen des Mystprimns del' Anferstehung g'rpsehildert hat, wiirde es doch cinen peinliehen Antiklimrax bedeuten, wenn e1' schliesslich noch auf ih1"e Menschenfurcht hinwiese_ Eine andere Nuherbestimmung del' ]~ur(lht lusst sieh abel' kaum wahrscheinlicher maehen. Das Natiidiche bleibt, dass del' Erzahler nochmals ,auf das eben gesehilderte Zittel'll und Entsetzcn zuriickweisen will, wozu elDen das unbestimmte Eq>O~OOVTO passt. Da die Annahme eines anderen Sehlusses noch die weitere Sehwierigkeit mit sieh fiihrt, erkluren zu sollen, warum und wie del' ursp1'iingliche Schluss schon in fruhester Zeit (noch VOl' Mt und Lk, die gerade bis Mk 16, 8 voneinaillder scheiden) weggeschnitten odeI' weggefallen sein sollte, dtirfte es daher geraten sein, den iiherliefiC,rten Text als vollstandig anzusehen (vgl. llcuerdings E. Meyer, Urspl'ung und Anfange des Christentums I, 17 fl.).

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Die Echtherit von Lk 24, 12 ist von v. Soden (in seiner Textausgabe) und v. Ha-rnack (SBA 1922, S. 69 A. 3) wieder behauptet worden; aher schwerlich mit Recht. Entscheidend ist zwar nicht das Fehlen del' W orte in Dab ell' fu, wohl abel' die wortliche Uebereinstimmung mit Jh 20, 2-10. Es steht dem Vers die Abhangigkeit von Jh gemdezu aJUf del' Stirn geschriehen; vgl. die spateren «johanne1schen» Einschube 24, 36. 40. Auch ist V. 11, nach del' ganzein Anlage von V. 8-10, als Perikopenabschluss entschieden wahrscheinlicher als die Bemerkung' von p.etrus V. 12, die nach den volltonenden Schlussworten V. 11 sonderhar nachhinken wlirde. Ais Vorbereitung von 24, 24 ist abel' del' Vel's wedel' notwendig (vgl. z. B. den Mt 28, 16 ohne Vorbereitung auftretenden Berg) noch recht g1€eig'net (24, 12: Petrus, 24, 24: mehrere Junger). Andel'seits ist es leicht erklarlich, dass del' 24, 24 eingefUhrte neue Zug einen Spatel'en zum Einschub von 24, 12 veranlasst hat; ehenso dass im R,ahmen des Lukasevangeliums nul' von Petrus, nicht von dem bei Jh ihm beigesellten Lieblingsjunger die Rede sein konnte" Sowohl Mk 16, 1-8 als Lk 24, 1-11 werden demnach als geschlossene El'zahlungen zu betrachten sein. 2. Struktur und Form der Erzii.hlungen.

Achten wil' auf die Form del' selbstandigen Ueberlieferungsstiicke, springt unmittelbar in die Augen, dass wir bei Mk, Lk, Mt die lmappere Dal'stellung haben, wah rend uns hei Jh und im PE (vgl. EA) teils grosS€Lre Kompositionen, teils eine mehr novellistische Darstellungsart entgegentreten. Bei den drei erstgenannten zerfallt del' Bericht formell und sachlich in folgende Einzelelemente: 1. Gang derFrauen zum Grabe Mk 16, 1-2. Lk 24, 1. Mt 28, 1. 2. Refund des a:bgewalzten Steins Mk 16, 3-4 odeI' des ahg:e;walzten Steins und des leeren Grabes Lk 24, 2-3, bzw. Erdbeben und Engelerscheinung mit AbwaIzung des Steins Mt 28, 2-4. 3. Engelerscheinung und Engelbotschaft innerhalb des Grabes Mk 16, 5-7. Lk 24, 4-7, bzw. Engelbotschaft ausserhalb desselben Mt 28, 5-7. "1. Haltung del' Frauen Mk 16, 8 odeI' Haltung del' }i'rauen nebst Empfang ihrer Botschaf>i von seiten del' Apostel Lk 24, 8-11, bzw. Ruckkehr del' Frauen und Erscheinung des Herrn VOl' ihnen Mt 28, 8-10.

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Del' Stil del' El'zahlung ist im ganzen wie im einzelnen del' sonstigen synoyptischen Dal'stellungsweise nahe ·vel'wandt. Die einleitende Notiz (1) ist bei Mk zweigliedrig, was, damit zusammenhangt, dass die Frauen nach ihm erst nach dem Sabbat die ·Wiirzkrauter kaufen. Bei den Seitenreferenten ist sie zu einem Satz zusammengezogen, da die ]~rauen hi,e:r schon VOl' dem Sabbat die Krauter biereitet haben (Lk) odeI' iiberhaupt nul' komll1.en, um das Grab zu besuchen (Mt). Wenn Mk das Gesprach (odeI' die Gedanken) del' Frauen am "\Vege sowie ihl'e Uebel'raschung als sie den Stein abgewalzt finden, knapp und lebhaft zu schildern weiss (2), el'kennen wir &eine Art wieder. Abel' eine ahnliche 'Virkung erreicht in seiner 'Veise J..Jk, wenn er kurz erzahlt, wie die J;"'rauen zunachst den Stein ahgewalzt finden, abel' als sie in das Grab hineintreten, den Leichnam nicht finden; ihre Ratlosigkeit wegen diesel' Entdeckung bildet dann die Einleitung zum: nachsten Stiick: die IJngeleI'scheinung. Andere 'Vege geht hiel' Mt, del' von einem gTossen El'dbeben und von del' Hel'abkunft eines Engels zul' Abwalzung des Steins zu sagen weiss, den Glanz des iiberrirdischen Wesens hervorhe!bit und den Schrecken del' anwesenden 'Vachter ausmalt. Die nach grossen Effekten strebende Legendenhildung ist hier greifbar, abel' zu ICiiner Schilderung del' Auferstehung selbst komm:t es nicht. Die Engelbotschaft, die bei Mk und Lk durch eine einfachere Schilderung del' Engelerscheinung vorbereitet wird (3), besteht iibeI'aU aus zwei Halften. Die erste verkiindigt die Auferstehung. Die zweite enthalt bei Mk und Mt eine Sendung an die .Jiinger mit Verheissung del' Erscheinung des Herrn in Galilaa; bei Lk statt dessen cine Erinnerung an die Leiden und Auferstehungsweissagungen Jesu, wahrend er in Galilaa war. Bei diesel' Differenz ist es doppelt bedeutsam, dass in beiden Relationcn das Stichwort «Galilaa» festgehalten ist. Die Schlussbemerkung (4) ist bei Mk am knappsten; ihren Inhalt haben wir schon besprochen. Lk wird hier w:ortl'eicher; im Gegensatz zu Mk lasst er die Frauen gleich von ihrem Erlebnis erzahlen, und da er hier erst die N amen del' Zeugen einfi.i.hl't, wiederholt er in etwas schwerfalliger Weise zweimal die Bemerkung von del' Erzahlung del' Frauen, urn schliesslich den UIiglauben del' Apostell stark auszumalen. Mt lasst eben falls die ]~rauen ihre Botschaft ausrichten, fi.tgt abel' hier noch eine Erscheinung des Herrn VOl' den Frauen hinzu, die allerdings neben del' Engelbotschaft keinen selbstandigen Inhalt hat. Die Struktur del' Bel'ichte ist demnach, trotz alIeI' Ver-

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schiedenheiten im einzelnen, Uberail wesentlioh dieselbe. Ihren Schwel'punkt haben sie in dem dritten StUck, in del' Engelbotschaft; diesel' dienen die beiden ersten StUcke zur Einleitung, wahrend das vierte die Bedeutung eines Ausklangs hat - so selbst bei Mt. 'Verfen wir in diesem Zusammenhang auch einen Blick auf das kur7}2 Summarium Lk II. Es besteht aus zwei Halften, von denen die erste (24, 22-23) die lukanisohe Grabesgeschichte kurz l'ekapituliert; bemerkenswert ist hier besonders die ji~assung del' Engelbotschaft: «dass er lebe », was del' lukanischen Wendung: « warum sucht Ihr den Lebenden bei den Toten ~ » deutlich entspl'icht. Die zweite Halfte (24, 24) fUgt dann den neuen Zug hinzu: auch einige von den .JUngern waren zu dem Grabe gegangen und hatten es so gefunden wie die Frauen gesagt hatten, ;hn abeT nicht gesehen. 1m Vergleich mit den recht einfachen synoptischen Berichten ist Jh 20, 1-18 offenbar eine komplizierte Bildung. Statt des geschlossenen synoptischen Bildes ist hier ein Doppelbild geireten (vgl. Lk II), und zwar so, dass in dem ersten auf das leere Grab, in dem zweiten auf die Erscheinl1llg des Herrn das Hauptgewicht geh~gt wird. Den synoptischen Berichten parallel ist Jh II (20, 1. 11-18), wo von dem Erlebnis del' Maria Magdalena am Grabe erzahlt wird. Abel' wahrend die synOiptischen Berichte in del' Engelerscheinung ihren Schwerpunkt haben, ist dieselbe bei Jh zur nebensachlichen Episode herabgesunken; statt dessen ist die Erscheinung des Herra selbst, die bei Mt gleichsam als Anhang hinzukommt, zur Hauptsache erhoben und selbstandig heroausgearbeitet. Mit diesem Bericht verbunden, in ihn gleichsam eingeschaltet ist Jh I (20, 2-10), die bekannte Erzahlung von del' Herbeiholung des Petrus und des Lieblingsjiingers und ihrem Besuch am Grabe. Das hat an Lk II (24, 24) seine Parallele; tIher wahrend del' Besuch der JUnger hier del' jiJngelerscheinung nachfolgt und mit del' missmutigen ji-'eststelhmg endet: «ihn sahen sie nicht », geht er bei Jh der Engel- und Christuserscheinung voraus und fUhrt jedenfalls den Lieblingsjiinger, vielleicht auch den Petrus, zum Glauben. Beiden Bildern gemeinsam ist del' Gedanke an die M()glichkeit eines Leichenraubes, vgl. einerseits 20, 2. 6-f), anderseits 20, 11. 15 h; gemeinsam auch das rrUpUKUTITEIV 20,5. 11 (vgl. Lk 24, 12). VOl' aHem abel' zeichnen sich heide Bilder durch cine konkretc, lebhafte, ans N oveHistische grenzende Art del' Darstellung aus. Es sei bei Jh I hicgewiesen auf den «Wettlauf» del'

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Junger zum Grabe, die ar.lfangliehe Zuriickhaltung des Lieblings~ jUngers) das resolute Hineintreten des Petrus und seine genaue Beobaehtung des Tatbestandcs, das sehliesslirhe Hineinsteigen des LieblingsjUngers (demgegtmUber fallen allerdings die ReflexiQn Uber das fehlende Sehriftverstandllls del' JUnger V. 9 und die matt(l Sehlussbemerkung: «da gingen die JUnger wieder heim» V. 10 stark ab). Aus Jh II sei hervQrgehQben: die Sehil~ uerung del' Trauer und HoffnungslQsigkeit del' Maria, die teil~ nehmenden ]'ragen del' Engel und Jesus selbst, das ergl'eifende Wiederel'kennen: Maria - Habbuni!, das erhabene noli me tangere neben dem liebevO'llen "\;VQrt VQm gemeinsamen Gott und Vater, die Meldung del' Maria: «ieh habe den Herl'n gesehen ». In diesel' letzten El'zahlung finden sieh a11eh Ansatze zur dia~ lQgisehen AusfQrmung del' Rede. Bei alledem stehen die heiden Erziihlungen einander merkwUrdig selbstandig gegenUber. Die zwei JUnger sind VQn del' Maria herbeigehQlt; bei ihrem Besueh am Grabe und ihrer Heim~ kehr ist jedQeh diese wie versehwunden. Dann steht sie plotzlieh und Qhne Ahnung vO'n den Erlebnissen del' JUnger weinend am Grabe und bringt sehliesslieh den ApQsteln die Kunde vom Erseheinen und W·Qrt des Herrn, Qhne dass wir vQn del' (naeh Jh I anzunehmenden) inneren VQrbereitung diesel' odeI' VQn jhrem Empfang del' BQtsehaft irgend etwas horen. Die beiden Bilder werden dadureh a:ls selbstandige Pal'allelstUeke gekennzeichnet, und ihre Verbindung ist Qffenbar viel weniger dureh den Gedanken an die Glaubens€ntwicklung im JUngerkreise a18 dureh die RUeksieht auf die Leser des Evangeliums bestimmt: diesen wi I'd in fQrtsehreitender StufenfQIge die Bezeugung del' Auferstehung vorgefUhrt: 1. Leeres Grab, 2. Ersterseheinung des Herrn VQr del' Maria, wozu nQeh 3. die Erseheinungen VQl' den .JUngern (Qhne und mit ThQmas) kQnunen. 1m PE ist Z'unaehst del' Mt-Berieht VQn del' Grabeswaehe sehr breit, in ganz nQvellistiseher v~eise ausgeSPQnnen 2R-49, wQbei eine form1iehe Sehilderung del' Auferstehung eingesehaltet wird 35-42; damn folgt die Erzahlung VQn den Frauen am Grabe 50-57. Diese ist im ganzen einfaeher und schliesst sieh am IJaehsten dem Mk-Berieht an. Abel' aueh hier gewahren wir die reflektierende Bearbeitung des synQptisehen StQffs. In del' ein1eitenden N Qtiz VQn deml Gang del' Frauen zum Grabe wird das jQhanneische MQtiv des q>6~o~ TWV 'Ioubaiwv herangezQgen, zur Erklarung warum die Frauen nieht sehQn frUher fUr die Leiehe gesQrgt hatten. SO'daun ist das Gespl'ach del' Frauen (Mk 16, 3) stark erw!Citert, mit Verwendung des jQhanneischen Tl'Huer-

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motivs und erneuerter Einftihrung des Furchtmotivs. Die Engel.botschaft bringt cine brcitere, aufdringlichere Konstatierung del' Auferstehungstatsache selbst, wahrend dic Weisung nach GaliHia tind die Verheissung des ,Viedersehens wegfallt. Nul' die Schlussbemerkung ist noch knappe.r als diejenige des Mk: «Da flohen die ]'rauen voll Furcht ». Sehr frei gestaltet und ganz durch apologetische Rticksichten bestimmt i'st die Neuerzahlung del' Grabe,sg:eschichte in del' EA. Nur del' Anfang entspricht hier einigermassen den Berichten del' Synoptikcr und des PE: die ]'rauen (es sind hier Maria und Martha nebst Maria MagdaleIlJa) nehmen SaIbe, urn zu giessen auf den Leichnam, indem sie trauern und weinen tiber .das, was geschehen war; als sie sich dem Gra:be nahern und hineinblicken, finden sie jtedoch den Leichnam nicht. Nun abel' tritt an die Stelle del' synoptischen Engelert>cheinung gleich eine Escheinung des Herrn selbst VOl' den ]'rauen: Dm' Herr trostet sie und schickt eine von ihnen zu den Jtingern, um ihnen die Auferstehung zu verktinden. We iter horen wir (ganz im Stile des «Mk » 16, 9-13 ausgearbeiteten Zweifelmlotivs), wie zuerst die Martha, dann die Maria zu den Jtingern komIllit, abel' mit hartnackigem Unglauben abglClwiesen werden, so dass del' Herr selbst schliesslich zu den JungeI'll gehen muss. Die Grabesgeschichte ist hie I' keine selbststandige, ftir sich redende Geschichte mehr; sie ist nUl' Einleitung zu del' entscheidenden Erscheinung des Herrn selbst VOl' den Jtingern. 3. Die Motive.

Eine BetrachtuiI1g del' sachlichen Motive del' Grabesgeschichten muss naturgemass mit dem IIauptmotiv aller Va... rianten den Anfang' machen: Die Auferstehung des IIerrn soIl durch das von den Frauen (bzw. auch von einigen Jtingern) leer gefundene Grab verktindet und gleichsam ad OC1tlos geftihrt werden. Bei Mk, Mt, Lk und im PE geschieht das so, dass die Leerheit des Grabes durch einen angelus interpres (bzw. zwei Engel) den Frauen gedeutet wird; vgL Mk 16, 7: «J esurn suchet Ihr, den N azaI'ener, den Gekreuzigten ~ Er ward auferweckt, er ist nicht hier! Siehe da die Stelle, wo sie ihn hingelegt haben.» Mt weist dahei noch auf das Wort Jesu hin: «Er ist allferstanden, wie er gesagt hab>. Und bei Lk wird 1. eine inn ere Begrtindung del' Auferstehung gegeben: «Wa,s sucht ihr den Lebenden unter den Toten ~» (vgl. die Argumentation AG 2, 24),

17 2. die Weissagungen .Tesu ausfiihrlich vorgefiihrt: «Erinnert euch, wie er geredet hat als er noeh in Galilaa war, da er vom Menschensohn sagte, dass er miisse in die Hand siindiger Menschen ausgeli~fert und gekreuzigt werden, und am dritten Tage auferstehen ». Ja, bei Mt tritt dann noeh eine Erscheinung des Herrn selbst bestatigend hinzu, und wenigstens in Lk II ist, von einer Untel'suehung des Grabes dul'ch einige Jiinger die Rede, wobei indes auf die El'scheinung des Herrn als noeh fehlenden entscheidellden Beweis hingewiesen wird (-2'7); 2. 00.8 abendliche Mahl (V.28-32), wobei der noch Unbekannte beim Brotbrechen wiedererkannt wird und dann zwar plotzlich unsichtbar wird, abel' auch die freudige Gewis'Sheit zuriicklasst, dass nur erselbst den schon erwahnten. ergreifenden Schriftbeweis gefiihrt haben kann. Die dialogische Form del' Rede ist namentlich im ersten Bild recht stark entwickelt (vgl. V. 17. lS.!!). 2'0), im zweiten Bild und im Schlussabschnitt wenigstens angedeutet (vgl. V. 29. 32. und V.24, 35). Dass diese wundervolle Geschichte (nicht weniger als die Grabesgeschichten) als einheitliche Dal'stellung der Auferstehungsootschaft vorgetragen worden ist, darf sichel' angenommen ~el'den. Del' Eindruck, den sie machen mUSIste, wird urn so grosser gewesen sein, weil die Rekrupitulation del' Geschichte Jesu und die Schriftdeutung des Auferstandenen an die Erlebnisse wah rend del' W ortgotte.sdienste del' Gemeinde, die Erzahlung yom Wiedererkennen des Herrn beim Brotbrechen an seine mysteriOse Gegenwart beim Abendmahl erinnern musste . . Abel' im Zusammenhang des Lk dient auch di€1sebreitausgefiihrte Geschichte aIlS Einleitung zur Jiingerchristophanie. 2 b. Die M olive. Das allen Berichten gemeinsarne Hauptmotiv ist natiirlich: Bestatigu'llg del' Auferstehu,ng dureh die persOnliche Erscheinung des Herrn. In del' Christophanie VOl' den Frauen bei Mt und Jh wird dazu noch die Botschaft, die den Jiingern gebracht weI1den solI, stark betont. Bei« Jh » ist (im jetzigen Zusammenhang des BerichtiS) die Aufer'stehungschon so oft bestatigt worden, dass del' Nachdruck naturgemiiss auf die ·Wiedel'einsetzung des Petrus ins Hirtenamt fant. Eine Schilderung des El'SCheinenden wird nicht nul' im Kerygma und in den kurzen Siitzen des « Mk» und del' SD vel'mieden, sie findet sich auch in den Erzahlungen nicht. Selbst die indil'ekte SchiIderung liisst nul' ganz andeutend die Hoheit des Aufel~tandenen hindurchblicken (vgl. Huldigungs- und ]'urcht· motiv). Es scheint vorausgesetzt zu sein, dass del' Herr in einer ahnlichen Gestalt wie wahrend des El'denlebens gesehen wurde (vgl. das Motiv del' El'innerung und des "\Viedererkennens). Bei .Ih (20, 15) wird er sogar mit dem Gartner verwechselt; in del' Emmausgeschichte wird er lange fiir einen gewohnlichen Wanderer gehalten, was allerdings dadurch erklart wird, d8Js8 die Augen del' Jiinger «gehalten» wuluen (Lk 24, 16) odeI' dadurch,

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dass er «in anderer Gestalt» el'schien {( Mk» 16, 12. Als Gegenstuck ,s,ei ,auf den A uferstehungsbericht PE 39 f1. verwiesen,wo das Haupt des (allel'dings von den heiden Engeln gestiHzten und geleiteten) Christus tiber die Himmel hinausragt. Auch die' Ausdrttcke, mit denen die Erscheinungen beschrieben werden, zeichnen sich durch grosse Einfachheit aus, lassen aber eine a.hnliche Doppelheit erkennen, wie wir sie schon bei der Angeloph~mie konstatiert haben. Das Stichwort des Kerygmas ist wcpSl1 1 Kr 15, [) f., da~ wenigstens bei Lk 24, 34 wiederkehrt. Dem entsprechen am nachsten die Ausdrticke des Summariums bei « Mk »: EcpaVl'] 16. 9, EcpavEpWSl'] V. 12, ESEaSl'] urr' atlTll~ V. 11. Auch hei Jh heisst es wenigstens, dass Maria Jesus «dastehen sieht» (Sewpe'i) 20,14, wie ,sie zuvor die beiden Engel im Grahesitzen gesehen hat V. 12, und dass sie nachher den Aposteln meldet: EwpaKa TOV KUPlOV V. 18 (vgl. 1 Kr 9,1). Ebenso lesen wir im HE I ein «apparuit ei », und in del' EA heisst es: der Herr «offenbarte sich» ihnen (II, 7), in del' SD: er «erschien» del' Maria Magdalena und del' Maria Jacobi. Anderel'seits wird, z. T. ganz unbefangen, mit Ausdrticken del' gewohnlichen \iVirklichkeitserlebnisse, von den Erscheinungen gesprochen. Bei Mt heisst es einfach, dass Jesus den Frauen entgegen tl'at (urr~VTl']o"€V) 28, 9. 1m HE I wird erzahlt, wie del' Auferstandene dem Diener des Priester,s ,sein Leintuch gab und «zu .Takobus ging », nachher auch, wie er Tisch und Brot bringen hiess, das Brot uahm und dankte, es bmch und dem Jakobus gab. Aehnlich sagt in der EA der Hlerr selbst zu den Frauen: « Lasst uns zu ihnen (den Jtingern) gehen », und wird in der SD erziihlt: «er trat bei Levi ein ». Vor aUem wird jedoch bei Lk in del' Emmausgeschichte berichtet, wie Jesus «herzukam» (e:rri(Ja~) und« mit ihnen wanderte» (JuvETTopeuETo (X\hoi~), wie er auf del' Wandel'ung mit den Jtingern ,spraeh und in del' Na.he von Emmaus sich nnliess, nls wOillte er weitergehen, schliesslich jedoch bei ihnen einkehrte, mit ihnen zu Tische lag usw. Allerdings heisst e,s dann zum SchlUlss, da,ss er - als ihre Augen «geoffnet» worden waren - plotzlich VOl' ihnen unsichtbal' ward, wahrend wil' in den anderen Berichten nicht,s von dem Abschluss del' Erscheinungen horen. In diesem, wenn auch nur al1genblicklichen Erkennen des Verherrlichten sowie in seinem plotzEchen Ver,schwinden dtirfen wir wahl etwas clem wcpSl'] Llf..lOVI Entsprechendes vermuten. \Vahrend bei Paulus, Lk 24, 34 und «Mk », auch in del' SD, nur von dem Sehen odeI' Sichtbarwerden (der Vision) die Rede ist, wi I'd bei Mt und .Th, in del' Emmausgeschichte und bei

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« Jh», im HE I und in der EA, das Horen (die Audition) stark beto-nt: gel'ade die Herrenworte bilden hier den Schwerpunkt del' BE'richte. In diesen Worten wird ein besonderer lnhalt der Erscheinungen den Horem und Lesern nahegebracht. Von einer Betastung des Auferstandenen oder von einer Demonstration zur Erhartung del' Realitat del' El'Ischeinungen iJSt nirgends die Rede. W' eder die Huldigung del' Frauen 28, 9 (Jh 20, 17), noch da~ dem Jakobus hereitete Mahl HE I darf so erkIart werden (s. u). Die Erscheinung und das Wort des Herrn schaffen von selbst die GewitSSheit del' Auferstehung ein ZWE'ifel del' Beteiligten selbst wird nirgends erwahnt. Bei del' naheren Ausfiihrung dieses Hauptmotivs spielt jedoch eine Reihe von N ebenmotiven in v,erschiedener Weise ein. Das Zeugenmotiv kommt in erster Linie dadurch zur Geltung, dass die Beteiligten, wie schon in den Grabesgeschichten. fastl durchweg bei Namen genannt, in einigen FMlen auch naher bezeichnet werden. Del' Hauptzeuge ist Petrus, del' bei Paulus mit Iseinem kil'chlichen Dignitatsnumen Kefas, bei Mk mit dem entsprechenden griechischen Petros, bei Lk mit seinem urSipriinglichen N.amen Simon (vgl. hierzu auch 22, 3'1-32), bei «Jh» mit den heiden Doppelnamen: Simon Petros und Simon, Sohn des Johannes eingefiihrt wird. Alle Moglichkeiten del' Namensnennung ,sind dadurch el'schopftl Jakobus ist im HE I wie im Kerygma ZUllachst nul' bei Namen gemmnt, im Verlauf des Berichts wird er nooh mit dem Ehrennamen .Jaeobus iustus bezeichnet und von clem Herrn mit frater mi angeredet. Aehnlich gilt in del' Didaskalie Levi als voH genilgende Bezeichnung. In del' Emmausgesehichte i,st bei Lk wenigstens del' eine Wanderer identifiziel't: Kleopas 24, 17 (vgl. Klopas Jh 19, 20). Dalss er vom Erzahler als Verwandter J esu betrachtet 'sein sollte (vgl. die spHtere Ueberlieferung von Klopas aI,s Bruder Josephs) und daSIS sein Begleiter als sein Sohn (Simeon) gedacht ware, ist nicht ersichtlich 1. Sein N arne wird iibrigens erst irn Laufe del' El'zahlung eingefiihrt, wo er als Vertreter del' beiden Wanderer auftritt 00(->1' vielmehr als Vertreter derjenigen, die die 1 Vgl. zu di,esen Identiftkationen Th. Zahn, Forschungen VI, 235 f., 350 f. - Eine fast unglaubliche Verirrung ist die Identiftkwtion des ungenannten Begleiters mit - dem Apostel Petrus, die nach dem Vorgang von Resch Ieztlich von A. Hoffmann (Das Geheimnis der Auferstehung Jesu, 1921, S. 30 fl.) ausfilhrlich verteidigt worden ist. Sie stiitzt sich auf die LeS~llrt 1I.E"fOVTEC; (statt 1I.EToVTUC;) Lk 24, "" die aber von Zahn z. St. mit Recht als sinnIos bezeichnet wird.

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Geschichte J esu miterlebt haben und mit den e1:Tegenden Begebenheiten der letzten Tage voll vertraut sind V. 14. 18 f1. In dem kurzen Resume des «Mk» ist der Name weggefa1len, vgl. V. 1~ bUo lE aUTlUv.

Die N amen der Frauen sind Mt· 28, 9 begreiflicherweise nicht aufs neue genannt, aber aus 28, 1 wi'ssen wir, dass die Maria Magdalena und die Maria Jacobi gemeint -sind; dieselben Namen auch in SD, wah rend in del' EA das hekannte Schwesterpaar Martha und Maria neben die Maria Magdalena getreten ist. Dagegen wird hei Jh und «Mk» die Maria Magdmena allein aLs Zeugin gefUhrt, wobei «Mk» nach Lk 8, 2 noch damn erinnert, dass ner Herr aus ihr sieben Damonen ausgetrieben hatte. Dass mit del' Maria Jh 20, 111. 16. 18 ursprtinglich die Mutter Jesu gemeint sein ,solIte (die wedel' Jh 2, 1 f., nooh 19, 215f. bei ihrem Namen Maria genannt wird), is!. eine ganz unzUl'eichend begrUndete Vermutung, die durch die spiitere Annahme einer Erscheinung vor der Herrnmutter nicht gestUtzt weroen kann 1. Eine besondere Gruppe del' En~cheinungen vor Verwand ten J esu gibt es nicht. Das Zeugnis del' betreffenden Personen fUr die Auferstehung liegt auch hier VOl' aHem in ihrem Erlebnis, wie es im Kerygma odeI' in del' Erzahlung vorgefUhrt wird. Das Hauptinteresl8e knUpft sich an das Erlebte seU>st und an die innere Beteiligung del' Rorer und Leser an dem Erziihlten. Doeh wird bei Lk, Jh, «Mk» und in der EA noch von einem direkten Bericht del' Zeugen an andere gesagt. Bei Lk findet dieser Bel'icht die freudigste Aufnahme. Die Emmauswanderer werden in Jerusalem durch die Botschaft iiberrascht, dass del' Herr dem Simon erschienen sei, und konnen daher die schon erreichte Gewissheit nur nooh bestiitigen! eine Dal,steJlung, die del' Geschichte selbst einen ergreifenden Abschluss gibt, aber mit del' folgenden Geschichte unleugbar etwas in Konflikt gerat, weil die JUnger hier noch ganz unvorbereitet scheinen, bei del' Erscheinung des Herrn einen fUl'chtbaren Schrecken bekommen und von del' Realitiit del' El'scheinung nul' sehr schwer zu Uberzeugen sind. Bei «Mk» und in del' EA dagegen stosst die Botoohaft del' Maria und del' Emmauswanderer, bezw. del' ]'rnuen, auf hartnackigen Unglauben: eine offenkundig tendenziose Darsoollung, auf die wir beim Motiv des Unglaubens zurUckkommen miissen. 1 Die Richtigkeit diesel' Deutung del' Perikope suchte M. Albert:; darzutun, vgl. TSK 1913, S. 483 f. und noch ZNW 192'Z, S. 260.

45 Zwischen diesen scharf entgegengesetzten Bildern gleich~ SHm in der Mitte steht die neutrale Darstel1ung bei Jh, die von d.el' Aufnahme der Botschaft der Maria nichts Ausd1'Uckliches sag1:: dadul'ch vermeidet es der Verfa,sger, del' folgenden Erzahlung von der Chl'istophanie vor den Jungern etwas von ihrer Wirkungskraft zu muben, und ,scheitert dooh nicht wie «Mk» und die EA an del' entgegengesetzten Klippe, die Apostel als ganz unglaubig hinzustellen, wa,s nach seinem Bericht vom Petrus und dem Lieblingsjungel' am Grab offen bar unmoglich ware. Diese Dal'stellung durfte am ehesten durch die RUCESicht auf einen Klimax aufeinanderfolgender Berichte, d. h. literarisch bOOingt sein, wie wir ·schon fruher (vgl. I, 2) gesehen haben. nas Motiv des erst en W ochentages (bzw. des dritten Tages) ist direkt odeI' indirekt - meistens indirekt - in allen Berichten vorhanden, mit del' einzigen Ausnahme des « Jh », wo die EDscheinung VOl' Petrus uberhaupt nicht als Erstel'scheinung, sondern ails Anhang zur J ungerchristophanie erzahH wiro. Schon im Kerygma, wo sich keine ausdruckliche Datierung del' PetruseI'Scheinung findet 1 Kr 15, 3-4, ist dieselbe wahrscheinlich am dritten Tage (dem Tage del' AufeI'.stehung) gerlacht, wie das Begrabnis am Tage des Todes; erst bei del' JUngerchristophanie lsetzt €line neue Zeitbestimmung ein. Und bei Lk sind die heiden Ersterscheinungen VOl' Petrus und den EmmausjUngern nicht nur durch die chronologisch-topographib'Che Einleitungsnotiz del' Emmausgeschichte, sondern auch durch einen Zug del' Erzahlung selbst auf den ersten "i'"ochentag verlegt: «und zu aIled em lasst er nun schon den dritten Tag hingehen, seit dies geschah» 24, 21 1. Ebenso sind die F'rauenchristophanie des Mt und Jh sowie del' EA und die Erscheinung VOl' Jakobus im HE durch ihre Verbindung mit del' Grabesge..~hichte .auf den eI'Sten Wochentag datiert. Auoorucklieh genannt ist diesel' Tag « Mk» 16, 9 (was vielleicht nicht nul' ftir die Magdalenerin, sondern 8uch fUr die Emmausjunger gilt V. 12) und in del' SD (die Frauen, Levi). Eine Ersterscheinung VOl' Petrus in Galilaa -- die nul' spateI' stattgefunden haben konnte - ist in del' Tat nirgends hezeugt. Sie darf aus Mk 16, 7 nichterschlossen werden (vgl. I, 1) und kann durch die offenbar sekundare Darstellung des «Jh» kaum gestutzt weDden .. Die Ersterscheinung - mag sie als Petruserlebnis, Emmauserlebnis odeI' Frauenerlebnis dargestellrt werden - scheint demnach durchgangig auf den Tag del' Aufeflstehung datiert worden 1

Das Subjekt des

liTEl

muss Jesus sein, vgl. Th. Zahn

E. Meyer, Ursprung und Anfange I, 25.

Z.

St. und

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zu sein, was ja auch ihrer Bedeutung· als TatsRchenbeweis del' Auferstehung am be-sten entspricht (vgl. die parahlele Erzahhing von del' Auffindung des leeren Grabes). Del' Gedanke, dass Jesus auferstanden sein solIte, ohne sich zu bezeugen, wird als unertraglich empfunden Lk 24, 21 f. Das Trauermotiv haben wir -schon in del' Fl'lc'lUenchristophanie des Jh und del' EA kennen gelernt. Es findet sich abel' auch in del' Emmausgeschichte: hier wird lebhaft geschildert, wie die .Junger O"Ku6pW1TOi stehen bleiben Lk 24, 17 und nahe daran sind, jede Hoffnung aufzugeben V. 211 f. Die Mariageschichte des «Mk» weiss wenigstens davon zu erzahlen, dass die Maria zu den trauernden und weinenden Jungern gekommen sei 16, 10 (vgl. da.s Fasten del' Junger in del' SD). Auch das im HE berichtete Fasten des Jakobus vom Passahmahl an (an diesem soIl Jakobus tei~genommen haben) bis zur Auferstehung ist doch wohl irgendwie als Zeichen der Trauer zu vel'stehen. Del' Eid des Jakobus kann allerdings gleichsam als Antwort auf die Aussage J esu betrachtet sein: von nun an werde er von der Frucht des vVeinstocks nicht trinken, bis auf den Tag, da er sie mit den Jungern neu trinken werden im Reiche Gottes Mt 26, 29. Und das Acumen der Erzahlung kann darin liegen: wenn Jakobus, der Gerechte, sich vom Gelubde gelost gefuhlt hat, ist er von del' 'Wahrheit del' Auferstehung felsenfest Uberzeugt gewesen, diese steht daher unverrUckbar fest 1. Abel' die 'Vahl des Gcltibdes kann dabei nicht ganz wiHkUrlich oder gleichglHtig sein. Wir konnen nicht umhin, uns hier des kirchlichen Osterfastens (das bis zur Zeit del' Auferstehung dauern sollte) , del' jejunia diel'um in quihus ahlatus est sponsus (Mt 9, 16) zu erinneI'll, und durfen den Eid des J akobus im Sinne des Erzahlers vielleicht so verstehen: nachdem er den Kelch des Herm getrunken 2 und sich dadurch zur Gemeinschaft seines Todes geweiht hat, will er kein Brot essen, bis er ihn von den Schlafend en auferstanden gesehen hat, d. h. his er seine Auferstehung von den Toten personlich hewahrheitet hat und so ZUl' };'reude des vollgewi,ssen Glaubens hindurchgedrungen j'st. Dus dem Jakobus bereitete Mahl dient dementsprechend zur Aufhebung des Fastens; der Menschensohn ist wieder da, es braucht und darf nicht. weiter gefastet zu werden. 1 Vgl. A. Meyer in E. Henneckes Handbuch zu den ntl Apokryphen. 1904, S. 35. • 2 Die Leseart ab ilIa hora qua biberat calicem domini wird festzuhalten sein, dominus ist spatere Korreiktur (vgl. Th. Zahn, A. Meyer, H. Waitz).

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Das Huld-igungsmotiv ist del' Frauenchristophanie dei3 Mt und Jh eigenttimlich, wird abel' bei den beiden El'zahlernganz veIlSChieden gewendet. Bei Mt treten die J;"rauen hinzu, fassen die J;-'iisse des Aufel'standenen an und werfen sich VOl' ihm nieder; bei Jh i,st eine ahnliche Absicht del' Maria offenbar vorausgesetzt, hier aber heisst es: ,Lll1 /lOU &TrTOU, wozu noch eine schwer verstiind· liche Begriindung hinzugefHgt wird. Das Ergreifen del' Fiisse bei Mt ist wie die im Paralleleglied el'wahnte Proskynese einfach al.s Akt del' Hluldigung zu verstehen 1; beide.s geht aus del' Ergriffenheit del' Frauen spontan hervor und Wil~d von dem Auferstandenen angenommen. A uch bei Jh wit-xl man an eine spontane Bewegung del' Maria zu denken haben; vgl. das von unaussproohlichen Gefiihlen getragene «Rabbuni », das als ein .Jesus gegentiher angewandtes Begriissung'lswort auch aus Mk 10, 51 bekannt ist. Abel' diese Bewegung diirfte hier als llliiberlegter Versuch, den Aufel'standenen gleichAAill bei sich festzuhalten, vel'standen sein. Ein solchel' Versuch muss abgelehnt werden ( hervorgehoben wird (vgl. Mt). Sodann konnen wir vermuten, dass die Ausbildung der Grabesgeschiehte und del' Emmausgeschichte als Ausdruck der Auferstehungsbotsehaft und des Auferstehungsglauhens unwillkiirlich, ja notwendig, hat beitragen mUssen, die Erscheinung VOl' Petrus in den Hintergrund zu schieben odeI' glanz verschwinden zu lassen. Dass die Grabesgeschichte mit ihrer Demonstration des leeren Grabes als anschauliehe und populiire Da,rstellung del' Auferstehung hoch gewertet werden musste, ist ohne weiteres

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kIaI'. Und schon in del' altesten uns bekannten Gestalt diesel' Erzahlung (Mk, vgl. Lk) trat ja ein Engel als Deuter des Grabes, Verktindiger del' Auferstehung und del' Jtingerchri8tophanie auf; dadurch war ftir die Harer del' Geschichte del' entscheidell'de Inhalt del' Petruschristophanie in del' Tllit vorweggenomffilen. Bald finden wir auch, dass von einer Erscheinung de8 Herrn selbst VOl' den Frauen odeI' wenigstens einer derselben erzahlt wird (Mt, Jh, vgl. «Mk », EA), d. h. die Ers,terscheinung wird als Frauenvision erzahlt; das mag einers,eits mit dem Zurticktreten del' Petruschristophanie in Zusamm'enhang stehen, musste abel' anderseits dazu beitragen, diese noch mehr in den Hintergrund zu drticken. Die EmmaiUsgeschichte wiederum, wie sie bei Lk erzuhlt ist, hat einen so plastischen Oharakter und ist an packenden novellistischen Ztigen und bedeutsamen praktischen Gesichtspunkten so reich, dass wir durchaus begreifen konnen, dass sie tiber die Erscheinung VOl' Petrus den Sieg davongetragen hat, - hat sie docliselbst (wenigstens bei Lk) auch das Kerygma von del' P~trusvision in sieh aufgenollimen. Dureh die Erzahlung Jh 20, 1-10 und die Skizze «Mk» 16, 9 f. (nebst del' EA) lernen wir noeh andere Motive kennen, die zur Aussehaltung del' Petruschristophanie beigetragen ha'"ben konnen. Denn wo von einem zum Glauben ftihrenden Besueh des Lieblingsjtingel's und des Petrus am Grabe erzahlt wurde, war fill' eine Sondererscheinung VOl' Petrus offenbar kein Grund mehI'. Und wo sieh umgekehrt die Tendenz geltend machte, die Apostel samtlieh als ganz unglaubig hinzustellen, ja, wo die Ersterseheinungen gerade dazu benuzt wurden, diesen Unglauben ins Licht zu setzen, musstle die Ersterseheinung VOl' Petrus von selbst in Wegfall kommen. Endlich haben wir auch auf die Rivalitat hinzuweisen, die in hezug auf die erste grundlegende Binzelerscheinung bestanden zu haben scheint. Dies,e Rivalitat hat dazu geftihrt, dass in gewissen judcnchristlichen Kreisen J akobus statt Petrus an die Spitze gestellt worden ist (HE). In anderen Kreisen konnte sie dazu fUhren, dass man die umstrittene Ersterscheinung VOl' einem hervorragenden Jtinger il berhaupt fallen liess und sich statt dessen 7,ur Gesamtel'scheinung zurtickzog (wuhrend die Ersterscheinllng etwa den ]'rauen odeI' den Emmauswander:ern zufiel). 'Venn ]-'aktoren wie die genannten die grundlegende Christuserscheinung VOl' Petrus beiseite schieben konnten, setzt das aUerdings voraus, dass es - neben del' kurzen ]"'ormel des Kerygmas - eine plastische, durch Inhalt und Form durch4*

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8chlagende Darstellung der Petrusvision, die del' angedeuteten Entwicklung Widel'stand geleistet haben konnte, in alter Zeit nicht gegeben hat. Das wird auch durch das vorhandene Material bestatigt. Die einzige iiberlieferte Erzahlung von del' El'scheinung vor Petrus, die !ergreifende Darstellung «Jh» 21, 15 fl., kann als urspl'unglich vorhoodene alte Tradition nicht angesehen werden. Die genaue Nachbildung del' Verleugnungsgeschichte verrat bei aller psychologischen Wahrheit und 'riefe spatere Reflexion; ebenso del' feine Wechsel zwischen &rarrav und q>1hE1V als Ausdruck des Verhaltnisses zu Jesus. Sodann tragt die Form des Stucks entschieden johanneisches Geprage. Die Liebe zu Jesus ist an sich ein johanneischer Lieblingsterminus (vgl. zu aTurrav .Th 8,·~2. 14, 15. 21. 28. 24. 28, zu cplh8V 16, 217. 15, 13 f.) wahrend in der gesamten Synopse hochstens Lk 7, 47 und (indirekt) Mt 10, 37, Lk 12, 4 davon die Rede ist. Spezifisch johanneisch ist bekanntlich auch die Betonung der Herzenserkenntnis .Tesu; ebenso das Bild von seinen Schafen, vgl. Jh 10, 1 f. 7 f. 11 f. 16. 26 f. In del' altel'en U eberliefel'ung abel' finden wir nul' undeutliche Hinweise auf die Erscheinung vor Petrus. Ohne Zweifel liegt ein solcher Lk 22, 31-32 vor. Simon wird, nachdem er selbst gedemtitigt und im Glauhen erneuert worden war, seine Briider gestarkt haben. Abel' es ist charakteristisch, dass das Wort die Form einer Aussage des geschichtlichen Jesus hat, und dass selbst Lk nicht in der Lage gewesen ist, Genaueres von seiner Erfullung zu berichten. Aus dem Mk 14, 28 (= Mt 26, 32) eingeschobenen \Veissagungswort, das in del' Gmbesgeschichte wiederkehrt und weiter ausgenutzt wird Mk 16, 7 (= Mt 28, 7) " kann vielleicht geschlossen werden, dass Petrus seine Bruder in del' Weise gestarkt, dass er sie nach Galilaa zuruckgefiihrt hat und zwa1' nachdem e1' selbst durch die Erscheinung des Herrn zum Glauben gefuhrt und nach Galilaa zu1'uckgerufen war (s. oben I, 1). Aber eine Petruschristophanie dieses Inhalts kann hochstens als mutmassliche Fortsetzung der Grabesgeschichte des Mk pOistuliert werden; ihr Inhaltscheint teils in das Vel'heissungswort Mk 14, 28, teils in das Engelwort Mk 16, 7 und in den Bescheid des Auferstandenen Mt 28, 10 aufgenommen 1 Das 'Wort fehlt bekanntlich im Fajumfragment, vgl. E. Hennecke, Ntl. Apokryphoo. 2, S. 38. Aber schon die Analyse des Abschnittes Mk 14, 08-31 (Mt 2G, 30-35) macht es wahrscheinlich, da'ss as ein urspriinglich selbstiindiges Logion gewesen ist.

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worden zu sein (vgl. noch die Notiz yom Berge Mt 28, 16h); zur Ausbildung eines selbstandigen, sich selbst beh3luptenden Berichts odeI' auch nur zur Bildung einer festen Einleitung zur Gesamtchristophanie, wird er jedenfalls . nicht geniigt haben 1. Von den Einzelerscheinungen, die in del' erzahlenden Ueberlieferung die Petruschristophanie verdrangt odeI' zuriickgedrangt haben, ist die .Jakobusvision durch das Zeugnis des Paulus traditionsgeschichtlich und geschichtlich gedeckt. Auch die mit besonderel' Liebe ausgestaltete Erzahlung von den Emmausjungern wird wahrscheinlich eine geschichtliche Grundlage halren; dass sie in del' Aufzahlung des Paulus nicht mitgenommen ist, kann nicht wuildernehmen, da seine Liste (ausser den 500 Briidern, die als Masse in Betracht kommen) nul' autoritative Personlichkeiten urnfasst. 'Vegen des Fehlens bei Paulus braucht daher auch nicht die Frauenchristophanie del' Grabesgeschichte als rein ideelleBildung angesehen zu werden. Abel' andere, gewichtige Griinde scheinen hier allerdings gegen die vorhandenen Rerichte zu sprechen. Die alteste uns vorliegende Gestalt del' Grabesgeschichte cnthalt nUl' eine Angelophanie. Auf Kosten diesel' l'iickt die Christophanie in del' Uebel'lieferung hervor. Rei Mt hat sie noch keinen selbstandigen Inhalt, ist in del' Tat nUl' eine Wiederholung del' Angelophanie. Bei Jh ist sie aUerdings als ergreifendes individuelles Erlebnis erzahlt, abel' die Erzahlung ist deutlich «johanneisch» gefarbt und scheint z. T. auf die Mt-Relation, als ihre Voraussetzung, hinzuweisen. Das Gewicht diesel' Betrachtungen kann nicht verkannt werden; abel' eine geschichtliche Grundlage del' Berichte ist durch sie nicht ohne weiteres ausgeschlossen. Die Ausgestaltung des zugrunde liegenden Erlebnisses winl hier wie sonst zunachst Sache del' Erzahler sein (vgl. bei Mt und .Th noch di'e verschiedene Behandlung des Zweifelmotivs Mt 28, 16-17, Jhl 20, 24-29; bei« Jh» die Darstellung del' Petruschristopha!llie 21, 16 f.). Und die Beschrankung del' altesten Form dpr Grabesgeschichte auf eine Angelophanie kann vielleicht dahel' riihren, dass die Petruschristophanie auf dieser Stufe noch als Ersterscheinung neben del' Gesamterscheinung erziihlt wurde (vgl. Mk 16, 7. Lk 24, 314); fiir eine J1--rauenchristo1

Auch auf das Wort von der Kirchengriindung, Mt 16,

18,

konnte man

fUr die Petruschristophanie zurilckgreifen wollen (vgl. das Bild der Hades-

pforten). Aber irgend eine Kunde, f. die Aufschltisse und Anweisungen ftir ihre kommende Wirk,samkeit (auch in der EA spielt del' MiSisionsgedanke wiederholt ein) ;selbst die d131ogisehe ]'orm, in del' EA so stark entwickelt, ist ja AG 1, 6-7 und im Freerlogion als Ansatz vorhanden. In der SD ist es wesentlich del' Bericht von den Erscheinungen selbst, del' an das aUe Schema erinnert (s. oben I, 1). Die weitere Schilderung del' Erscheiung VIOl' den Jtingern selbst steht dagpgen ganz im Dienste del' Sonderinteressen des Verfassers. Es heisst, del' Auferstandene habe gesagt, illdem er sie belehrle: "Dass Ihr nicht etwa diese Tage urn meinetwillen falStet, odeI' halw jch es notig, dass Ihr eure Seele qualet~ Vielmehr urn eurer Briidpl' willen habt Ihr dies getan undsollt es tun an diesen tfagen, da Ihl' fastet, am viel'ten Crage) del' \Voche und am ll'reitag, immerdar.» Darauf falgt cine lange Auseinandersetzung tiber das Fasten del' Christen, WIObei Osterfasten und wochentliches Fasten (am Mittwoch und Fl'ei,tag) ziemlich wirr durcheinander gehen. Von einer U eberftihrung del' Apostel ist hier keine Rede. Hochstens kann man in del' Missbilligung ihres ]'nstem; (ode)· del' Beziehung desselben auf den Auf,erstandenen statt auf das jtidische Volk)eine Analogie sehen zu del' Rtige ihres Unglaubens «Mk» 1f), 14, EA III, 12 f. kopt., und zur Aufhehung des Fastens des Jakohus im HE. Als Hesult:'lt diesel' Durchnahme del' Berichte konnen wir fesistE'Hen, dass die Traditionselemente, die bei del' Schilderung del" Erscheinung VOl' den .Jtingern verwelldet werden, fast noch E'infaclwr und lihereinstimmender sind als diejenigen, die bei dC'n Einzelel'scheinungen zur Anwendung kommen. Es ,sind zwei Hauptmomente, die immer wieder zuriickkehren: 1. Vision, eventuell mit U eberftihrung odeI' Rtige del' JUnger: 1 Kl' 15, 5. 7 (vgl. ,Mk 16, 7. Mt 28, 7. 10. AG 13, 31) Mt 28, Hi-17. Lk 24, 36-43 (AG 1, 43. 10, 41. 1, 3>3) Jh 20, 19J,ID. 24-25. 2D-29. « .Jh» 21, 9. 12-13. «Mk» 16, 14. HE II. EA III, 7IV, 14 kopt. 2. Audition, Auftrage und Au£schltisse des Auferstandenen, Missionswort und -verheissung: Mt 28, 18-20. Lk. 24, 44-49. AG 1,4-8 (10,42.1, 3b) Jh 20, 21-22. «Mk» 16, 1f>-18. EA IV, 14 f. kopt. V gl. auch KP und SD. In einer Sonderstellung steht die Erzahlung vom Fischfang «Jh» 21, 1-8. 11. PE 59 f. Dieselbe gehol't formeH, 31s

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Erzahlung, zur ersten Reihe mit, vertritt abel' dllrch ihren Inhalt dasselbe M:otiv, das in d€r zweiten Reihe zum Ausdruck kQmmt. 3 b. ZUT Form del' U eberlieferung. Obgleich die Stoffe, die fUr die Ueber:lieferung von der Jitngererscheinung in Betracht kommen, ziemlich begrenzt sind und meistens auch in dem Rahmen eines festen Schemas dargestellt werden, machen sich im einzelnen doch manche U nterschiede des Stils und del' FQrm geHend. In einer Reihe fUr sich steM das bei 'Paulus bew,ahrte ,Kerygma, in dem die Erscheinung VOl' den JUngern del' Erscheinung VOl' Petrus beigeordnet und in einem einzigen Satz bezeugt ist. Diesel' kerygmatischen DarstellunglsfQrm am nachBten stehen die Sammelberichte del' AG, die allerdings von einer Vie1heit del' Erscheinungen wissen wollen (vgl. «mehrere Tage hindurch» 13, 3 1, «vierzig Tage lang» 1, 3), di'ese abel' in kurzen, zusammenfassenden Siitzen beschreiben. Am knappsten sind dabei 13, 31. 1, 3, am ausftihrlichsten 10, 41-42, wo das Doppelbild del' erzahlenden U ebel'lieferung fast noeh deutlicher als 1, 3 die Form zu bestimrmen scheint. Unter den Berichten del' erziihlenden Ueberlieferung heben sich zwei Hauptgruppen von selbst heraus: 1. Eine Gruppe, wo nnch kurzer Erwahnung del' Erscheinung selbst die Botschaft des AufeTstandenenals Hauptsnche mitgeteilt wird: Mt 28, 16-20. « Mk» 16, 14-18. AG 1, 4-8 sQwie die SD. Den Stil del' alten U eberlieferung konnen wir dabei offenbar am ehesten bei Mt und « Mk» erkennen, da del' Bericht del' AG, wie wir gesehen hnben, eher den Charakter eines literarischen Resumes zu habenscheint. Die einleitende N otiz von del' Erscheinung ist bei beiden ganz kurz; am kUrzesten hei Mt, del' sich auf die Ruldigung del' JUnger und den Zweifel etlicher beschrankt, wahrend «Mk» (aillerdings nur in indirekter Rede) voneiner scharfen RUge zu erziihlen weiss, die die ,JUnger wegen ihrer Rerzenshartigkeit erhalten haben. Die SIO eingel,eitete BotschaH des Renn enthalt sow'ohl be,i Mt wie bei «Mk » Zusammenstellungen sachlich bedeutsamer Herrnworte nach Art del' evan~ gelischen LogienUberlieferung. Bei Mt finden sich Ichwort, Missionsauftrag, Verhei'Sisung; bei «Mk» Missionswort mit Glaubt'ns- und Taufgnome, Verheissung. 2. Eine Gruppe, wo zwei selbstiindige Bilder gezeichnet werden, von denen das eine die Er,scheinung schiMert und zur UeberfUhrung von del' Auferstehung dient, das andere die Auftrage und Verheissungen des Rerrn zur DarsteHung bringt: 1

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Lk 24, 36-49 Jh 20, 19-21:!, wahrooheinlich aueh HE II, Bowie die EA. Del' Typus ist am klarsten bei Lk ausgepragt. Bei Jh liegt eine kompliziertiere ]-'orm VOl', da zunaehst ein dem lukanischen Typus entsprechendes, allerding's stark zusammengedrangtes Doppelbild gezeichnet, dann abel' noeh das Zweifelsmotiv dureh die Thomasgeschiehte selbstandig dargesteUt wird. Die Erlscheinungsberichte haben die Form kurzer Erzahlungen. Die Herl'llworte spielen schon hier eine erhebliehe Rolle, sind abel' durehgangig Gelegenheitsworte, Bestandteile del' Erzahlung, vgl. Lk 24, 38-39. 41. Jh 20, 19 b. 26-27. 21:!. HE II sowie EA III, 11 f.; allgemeineren Inhalts ist eigentlieh nur die Schlussgnome del' rrhomasge-schichte: «Selig sind, die nicht ,sehen und doch gegaaubt haben.» Einen Ansatz zur dialogischen Form del' Rede (vgl. AG 1, 6-7 und das Freerlogion) bietet auch nur die Thoma-serzahlung, die in ergreifender 'Weise einige zwi,schen dem Auferst.andenen und Thomas gewechseUen W orte vol'flihrt. Die Allftrage und Verheissungen des Herrn werden auch hiel' (wie hei Mt und » Mk ») weni~stens z. 1\ in del' Form von nebeneinander gesteHten Sprlichen mitgeteilt, vgl. Lk 24, 48-49 .Th 20, 21-23. Bei Lk finden wir jedoch aueh die Form des Selbstzit.ats (1 wie nach AG 1, 2 (22) muss bestimmt erwartet werden, dass der Verfasser schon im ersten Buch von del' &v