Die andere Kirche – nachkonziliare Streiflichter Es gibt Situationen, da kann man sich eines sicheren Eindrucks einfach nicht mehr erwehren, soda€ man spontan ausruft: „So ist es!“. Wie oft schon haben mir, wenn ƒber aktuelle Skandale in der Kirche gesprochen wurde, vor allem „ltere Gl„ubige unvermittelt gesagt: „Frƒher w„re das unm…glich gewesen! Das ist eine andere Kirche!“ Sprechen nicht seit Jahren die Tatsachen klar und laut fƒr sich? Es ist eindeutig so, es ist einfach eine Tatsache, die andere Kirche hat sich inzwischen etabliert – und festgefahren. Die „andere Kirche“? Was ist damit gemeint? Vor etwa einem halben Jahr, am 11. Oktober 2002, gab es ein Jubil„um zu feiern, den 40. Jahrestag der Konzilser…ffnung. Es war Johannes XXIII., der damals von dieser anderen Kirche sprach, freilich nicht dem Namen, sondern zun„chst nur der Sache nach. Die Kirche, so lie€ er die Konzilsv„ter bei seiner Er…ffnungsansprache wissen, wolle der Welt fortan nur noch mit den Mitteln der Barmherzigkeit begegnen und nicht mehr, wie bisher, die Irrtƒmer verdammen, sondern die Wahrheit im neuen Licht erstrahlen lassen. Nach dem Willen Johannes XXIII. sollten bei diesem Konzil die Grunds„tze der kirchlichen Lehre nicht neu definiert werden, sondern man wolle diese Lehre jetzt in eine zeitgem„€e Sprache ƒbersetzen und als Angebot zum gemeinsamen Gespr„ch neu formulieren. „Aggiornamento“ – „Ann„herung an die Welt“ – das war der Schlƒsselbegriff des neuen Selbstverst„ndnisses der Kirche. Der Wiener Weihbischof Helmut Kr„tzl, damals Konzilsstenograph, berichtet dazu in einer Sendung des Hessischen Rundfunks (hr 1- Kirche und Welt – 6.10.02): „Fƒr mich war es so beeindruckend, da€ damals die Bisch…fe auf die Theologen geh…rt haben, und wir haben auf den G„ngen des Konzils die ganzen franz…sischen Theologen, die damals ja fƒhrend waren, getroffen, den Lubac, den Chenu, den Congar ... die sind dort aufgetaucht, die waren vorher alle zensuriert ... Fƒr uns war erstaunlich, die waren alle da und haben die vorher eher verfemte Theologie eingebracht und die Bisch…fe haben dort neu Theologie gelernt.“ So war es also vor 40 Jahren in Rom, „die Bisch…fe haben dort neu Theologie gelernt“ – und sie waren wahrhaft erstaunlich lernf„hig! Was Jahrhunderte als Irrtum galt, das war nunmehr pl…tzlich wahr, was noch vor ein paar Jahren zensuriert worden war, das war nun in der Theologie fƒhrend! Freilich konnte man diese Kehrtwendung nicht allzu auff„llig und offen vollziehen. Die Neue Theologie mu€te in den Konzilstexten schon noch so doppeldeutig formuliert sein, da€ die eigentliche Aussageabsicht nicht sogleich ins Auge sprang, gab es schlie€lich unter den Konzilsv„tern immer noch eine nicht zu untersch„tzende Anzahl „Ewig-Gestriger“, auf die Rƒcksicht zu nehmen war. Erst nach dem Konzil ging es dann munter ans Interpretieren. Der Jesuit Wolfgang Seibel sagte in derselben Sendung: „Das gro€e Problem nach dem Konzil besteht darin, da€ die gro€en Ideen des Konzils eine gro€e Rezeption gefunden haben bei den Menschen und dort wirken. Auf der anderen Seite ist die Kirche nach wie vor behindert durch autorit„re, zentralistische Strukturen, die diesem Kirchenbild nicht entsprechen.“ Nach dem Konzil wurden „die gro€en Ideen“ (wohl richtiger: Irrtƒmer) des Konzils sehr schnell von den meisten Bisch…fen und Priestern ƒbernommen und an das Volk weitergegeben, eigentlich ihm aufgedr„ngt. Vor allem mit der – im Auftrag und im Namen des Konzils – erfolgten Liturgiereform wurde das neue Verst„ndnis von Glaube und Kirche bis in die letzten Winkel der Erde verbreitet. Jeder, der noch Augen im Kopf hatte, konnte es nun sehen: Da hat sich etwas ge„ndert! Die Kirche ist anders geworden, sie ist modern geworden! Mittels der Neuen Messe erfolgte der Bewu€tseinswandel recht schnell und beinahe reibungslos. Allein die Institutionen in Rom hingen der Entwicklung stets hinterher – aber keineswegs in allen Bereichen! Bei der Liturgie etwa durch die Reformen Pauls VI., aber auch bei der interreligi…sen ‡kumene durch das Assisitreffen, initiiert durch Johannes Paul II., ƒbernahm Rom die weltweite Fƒhrung bei der Realisierung konziliarer Ideen. Das aber wird nicht einger„umt, sondern bewu€t ƒbersehen, um ein konservatives Image zu bewahren. Daher denkt wiederum Weihbischof Kr„tzl, Die andere Kirche

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die Reformans„tze des Konzils wƒrden nicht genƒgend umgesetzt. Er behauptet: „Wir sind im Sprung ein wenig gehemmt worden durch die Ereignisse in der Gesellschaft, die den Verantwortlichen in der Kirche Angst gemacht haben ... (Wir haben uns) nicht in derselben Richtung weiterentwickelt, sondern manchmal kehrtgemacht und sind zurƒckgegangen. Das Konzil wollte eindeutig eine Reform, und wir sind daran, die Kirche zu restaurieren. Das ist nicht das Ziel des Konzils gewesen und das ist fƒr die Kirche in den neuen Herausforderungen zu wenig.“ Letztlich ist es bei der konziliaren Revolution wie bei jeder Revolution: den einen geht sie zu weit, den anderen zu wenig weit. Die Ansicht von Weihbischof Kr„tzl jedoch, heute f„nde eine Restauration der Kirche statt, ist wohl eine optische T„uschung. Einzelne konservative ˆu€erungen oder Schreiben aus Rom bedeuten durchaus keine grunds„tzliche Umkehr, wie der Weihbischof f„lschlicherweise meint, sondern diese geh…ren zum g„ngigen System jeder Revolution. Entscheidend fƒr die Revolution ist immer, da€ die Gesamtrichtung unver„ndert bleibt, auch wenn Nuancen in der momentanen Entwicklung vorkommen, die restaurativ klingen. Eine Revolution ist schlie€lich immer ein dialektischer Proze€, der von Gegens„tzen lebt. Aber wenden wir uns ab von grauer Theorie und der Praxis zu. Die spƒr- und sichtbarste ˆnderung durch das Konzil war sicherlich die der Liturgie. Mit dieser unl…sbar verbunden war zugleich die ˆnderung des Kirchenbegriffes, die sich wiederum ausgedrƒckt hat und immer noch ausdrƒckt in der Umgestaltung des Kirchenraumes. Jeder kennt sicher genƒgend Beispiele neugestalteter Kirchen bzw. neugestalteter Kircheninnenr„ume. Sie zeigen anschaulich das neue Verst„ndnis von Liturgie und Kirche. Hierzu ein einziges Beispiel von tausenden: Kƒrzlich wurde die Kirche St. Joseph in MarxzellPfaffenrot erneuert. Dazu war im Konradsblatt (Wochenblatt des Erzbistums Freiburg) erl„uternd zu lesen: „... Im Zuge der Arbeiten wurden auch die Anregungen des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Feier der Liturgie baulich besser umgesetzt. Den m„chtigen Hochaltar, der bisher sieben Stufen von der Kommunionbank entfernt thronte und den man nach dem Konzil „zum Volk hin“ gedreht hatte, entfernten die Pfaffenroter, ebenso den alten Tabernakel. Drei Stufen von der Kommunionbank entfernt, also auf halber H…he zur bisherigen Altarebene, gestalteten sie eine zur Gemeinde hin ausgerichtete „Altarinsel“, wie Pfarrer Hugo Spinner diese Ebene nennt....“ (Konradsblatt, 86. Jg., 15.12.2002, Nr 50, S. 15) Es ist eigentlich selbstverst„ndlich: Eine andere Kirche braucht einen anderen Kirchenbau und eine andere Liturgie braucht einen anderen Kircheninnenraum. Also wird die neue Messe nicht an einem Hochaltar gefeiert, das w„re ja absurd! Die Neue Messe, die nun eine Gemeindefeier ist, ein Gemeinschaftsmahl des Volkes Gottes, feiert man auf einer Altarinsel – eigentlich Bƒhne! Das ist sogar konsequent, weil einzig sachlich richtig. Der Kunstreferent der Di…zese Wƒrzburg, Domkapitular Dr. Lenssen, ist der Ansicht, „da€ zwei Drittel der Gottesh„user unzeitgem„€ seien, weil man damals von einem anderen Gemeindeverst„ndnis und von einem anderen Gottesbild (!) ausgegangen sei. Diese Kirchen seien fƒr eine Liturgie geschaffen worden, die keiner heute mehr feiere.“ („Mainpost“ 25.1.01) Recht hat Dr. Lenssen, diese Kirchen wurden in der Tat fƒr eine Liturgie geschaffen, die keiner heute mehr feiert! Seit dem Konzil gibt es n„mlich ein anderes Gemeindeverst„ndnis – Kirche als Volk Gottes; und ein anderes Gottesverst„ndnis – Gott als Oberbegriff der ‡kumene; sowie eine neue Liturgie – Messe als Mahlfeier (unter dem Vorsitz des Priesters). All diese ˆnderungen erfordern neue Gottesh„user! Es wird erz„hlt, aufgebrachte Bƒrger in Karlstadt h„tten, als Dr. Lenssen sein Konzept fƒr die Renovierung der dortigen Stadtkirche vorstellte, gefragt, ob hier ein Freimaurer am Werk sei? Nun, das Gerƒcht, der Baumeister der Neuen Messe, Annibale Bugnini, habe fƒr seine Zerst…rungsarbeit an der katholischen Liturgie unmittelbar Anweisungen vom „Grand Orient“ in Rom erhalten, ist vielleicht doch nicht so abwegig! Ob Domkapitular Dr. Lenssen nur die tiefere Intention dieser Revolution erspƒrt und in seinem Entwurf baulich im Sinne des inspirierenden Freimaurertums umgesetzt hat? Die andere Kirche

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Vom Kirchenbau und der Liturgie wenden wir uns dem t•glichen Leben in den Gemeinden zu. „‡kumenisches Hausgebet im Advent“– Hrg. v. Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart und Bisch…flichen Ordinariat Rottenburg. Das Heft im DIN A 5 Format ist „geziert“ mit dem Titelbild des indischen Malers Jyoti Sahi „Die Wurzel Jesse“. Dazu hei€t es im Text: „Der indische Kƒnstler hat im Sinne eines interreligi…sen Diskurses in seiner Formensprache Christliches mit ‡stlich-Buddhistischem zu verbinden gewu€t, etwa im Lotussitz der Madonna oder beim Blumenmedaillon. Darƒber hinaus hat er die allen Religionen zugrundeliegende mystische Gotteserfahrung wie nebenbei ins Bild gesetzt. Sie aber besteht in der Aufhebung von Raum und Zeit. Unser Bild ist also ganz sch…n spektakul„r.“ Nun, das Bild ist weniger spektakul„r als vielmehr skandal…s, um nicht zu sagen blasphemisch. Eine weitere Beschreibung erspare ich Ihnen darum. Dieses Bild wird w„hrend des …kumenischen Hausgebetes eingehend erl„utert und meditiert, damit endlich jeder begreift, da€ heute in der Kirche alles anders ist als frƒher – eben eine andere Kirche, und da€ wir doch eigentlich alle denselben Gott haben und anbeten – sofern wir einen Gott anbeten, da doch allen Religionen eine mystische Gotteserfahrung zugrunde liegt. Somit hat Assisi seine bewu€tseinsver„ndernde Macht unter Beweis gestellt, Assisi ist jetzt bei in den Gemeinden angekommen, und sein „Geist“ wird sich weiter verbreiten. Die letzte Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat ganz in diesem Sinne die „Leitlinien fƒr multireligi…se Feiern von Christen, Juden und Muslimen zustimmend zur Kenntnis genommen“. Auf Einw„nde eines Initiativkreises gegen diese Leitlinien antwortete der Wƒrzburger Generalvikar im Auftrag seines Bischofs folgenderma€en: „Unser Bischof hat den Leitlinien nach reiflicher ‰berlegung zugestimmt und ist von ihrer Sinnhaftigkeit ƒberzeugt. Richten sich die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz doch streng nach dem, was vom Heiligen Vater bereits praktiziert wurde.“ (IKNachrichten 12/02 S 4) Der Generalvikar hat v…llig recht: „was vom Heiligen Vater bereits praktiziert wurde“ – und zwar nicht nur einmal, nicht versehentlich, sondern seit 16 Jahren ganz plan- und regelm„€ig. Warum sollten die Bisch…fe in ihren Di…zesen nicht auch tun, was Joh.-Paul II. st„ndig praktiziert? Assisi ist n„mlich kein Ausrutscher, sondern ein Wesensbestandteil der anderen Kirche! Sollen wir uns also darƒber stark ereifern, wenn in naher Zukunft fast alle christlichen Gottesdienste durch multireligi…se Feiern verdr„ngt wƒrden? Ereifern kaum, jedoch die entsprechenden Schlu€folgerung ziehen! Hier m…chte ich das jetzt nicht tun, sondern es Ihnen selbst ƒberlassen. Dafƒr verdeutliche ich in einem weiteren Streiflicht das Gemeindeleben der anderen Kirche noch ein wenig: „Geeint im Leben – getrennt im Bekenntnis?“ ‡kumenisches Wochenende fƒr konfessionsverbindende (Ehe-)Paare. So kann man es auf einer Broschƒre der Stefanus-Gemeinschaft und des Kath. Bildungswerkes in Riedlingen lesen. Weiter hei€t es: „Zahlreiche Gespr„che zwischen den beiden gro€en Kirchen haben zu einer weitestgehenden Ann„herung der Standpunkte gefƒhrt. Im Rahmen dieser Verst„ndigung haben die Verantwortlichen in konfessionsverbindenden Beziehungen verst„rkt eine ‚kumenische Chance entdeckt. In der Tat kann die unterschiedliche kirchliche Beheimatung innerhalb der Partnerschaft durchaus als konfessionsverbindend erfahren werden; ebenso aber – etwa, wenn es um den Besuch des Gottesdienstes oder um die Taufe des ersten Kindes geht – als konfessionstrennend.“ (Hervorhebungen im Text) Was sagen Sie dazu? - Konfessionsverbindende Beziehungen! Die andere Kirche, von der wir die ganze Zeit sprechen, ist ihrem Selbstverst„ndnis nach eine durch und durch …kumenische Kirche. Fƒr diese …kumenische Kirche sind die einzelnen Konfessionen nur verschiedene Ausgestaltungen der einen Kirche Christi. Durch die interkonfessionellen Gespr„che der letzten Die andere Kirche

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Jahre ist es inzwischen zu einer „weitestgehenden Ann„herung“ der Kirchen gekommen, das Gemeinsame ƒberwiegt bei weitem das Trennende. Entsprechend hat die „Gemeinsame Erkl„rung“ im theologischen Bereich die bestehende verbindende Lehr-Basis umschrieben und gezeigt, da€ die Unterschiede wirklich nur noch nebens„chlich sind. Folglich sind in der Praxis konfessionsverbindende (Ehe-)Paare als „‚kumenische Chance“ zu begrƒ€en und gar zu f…rdern – oder etwa nicht? Wenn man schon mal an der Basis die konfessionelle Einheit zu leben beginnt, dann wird auch die institutionelle Einheit bald nachfolgen. Man mu€ nur die Chance nƒtzen und m…glichst viele konfessionsverbindende Tatsachen schaffen. Auch das hier Gesagte ist fƒr die andere Kirche wahr, denn die Unterschiede zwischen der evangelischen Kirche und der Konzilskirche sind wirklich nur noch nebens„chlich. Denn weder die einen noch die anderen glauben noch etwas mit theologischem, mit g…ttlichem Glauben – wie wir nachfolgend sehen werden. Diese Dokumentation k…nnte noch beliebig fortgesetzt werden. Man br„uchte nur in irgendeine Kirche gehen, einem „Gottesdienst“ beiwohnen, sich den Schriftenstand anschauen, im Pfarrbrief der Gemeinde oder einem anderen Informationsblatt lesen. ‰berall sind unz„hlige „hnliche Beispiele zu finden. Das ersparen wir uns und wenden uns zum Abschlu€ des Gedankenganges, in einem neuen Streiflicht, nochmals der Theorie zu. Der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz hat es recht schwer, seine Erkenntnisse unters Volk, d.h. unters Kirchenvolk zu bringen. Als er bei einer Tagung der Katholischen Akademie in Mƒnchen seine Daten vorlegte, begannen die Zuh…ren seine Methode spontan anzuzweifeln, weil die Daten so ernƒchternd, ja schockierend waren. Ebertz’ Analyse geht ans Eingemachte. Da€ der priesterliche Z…libat, die Sexualmoral, die p„pstliche Unfehlbarkeit auch im Kirchenvolk weithin auf Ablehnung sto€en, ist genauso bekannt wie die Tatsache, da€ 84 % der Katholiken nichts dabei finden, die Sonntagsmesse zu vers„umen. Dabei bezeichnet selbst der neue Weltkatechismus dies noch als „schwere Sƒnde“. Vielleicht haben aber die meisten der heute lebenden „Katholiken“ in der Schule nur noch den holl„ndischen Katechismus gelernt, wer wei€ es? Ebertz bleibt jedoch nicht bei Allgemeinpl„tzen stehen, er geht in seiner Analyse weiter. Nach einer Emnid-Studie von 1997 glauben nur noch 18,7 % der Katholiken an Gott als ein pers…nliches Wesen; mehr als 40 % halten laut einer Allensbach-Studie von 2002 die Welt nicht mehr fƒr eine Sch…pfung Gottes. Besonders weist Ebertz darauf hin, da€ sogar die Kirchg„nger bei den Studien nicht besser abschneiden. Unter den 16% Gottesdienstbesuchern gibt es nicht wenige Atheisten, fromme Ungl„ubige sozusagen, dazu Esoteriker, die sich ihren eigenen pers…nlichen Glauben zusammenmixen. Ein Drittel der kath. Kirchenbesucher sympathisiert au€erdem mit der v…llig unchristlichen Vorstellung einer Wiedergeburt nach dem Tode! Da stellt sich die Frage: Warum bleiben dann so viele Katholiken in ihrer Kirche, obwohl sie vom wahren Glauben l„ngst Abschied genommen haben? Ebertz antwortet: Der moderne Christ habe zu seiner Kirche nur noch eine Kundenbeziehung, „hnlich dem Konsumenten zum Supermarkt. Er zahlt Kirchensteuer und erwartet daher von der Kirche entsprechende Gegenleistungen. Das sind vorzugsweise soziale und rituelle Dienstleistungen an einschneidenden Stellen des Lebens: Geburt, Hochzeit, Begr„bnis. Sonst h„lt er eher Abstand zum kirchlichen Gemeindeleben und versteht den Taufschein als eine Art Versicherung: „Vielleicht brauche ich die Kirche nicht doch noch einmal in meinem Leben?“ Und dafƒr ist die andere Kirche gerade recht: Kirchliche Dienstleistungen ohne Eigenbekenntnis - salopp gesagt. Der Salzburger Dogmatiker Hans-Joachim Sander meint: „Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedete sich die Kirche von der ƒberkommenen Lehre, da€ es au€er ihr kein Heil gebe. Statt dessen bekannte sie sich zu dem Auftrag, Freude und Hoffnung, Trauer und ˆngste der Menschen von heute zu teilen.“ (BNN 14./15.12.02; Ausgabe Nr. 50, S 7) Das ist also die andere Kirche: Eine Vereinigung, um die Freude und Hoffnung, Trauer und ˆngste der Menschen von heute zu teilen. Die Statistik beweist uns, da€ es inzwischen tats„chlich so ist, wie der Salzburger Dogmatiker sagt. Die nachkonziliare Kirche ist fƒr die Mehrheit ihrer MitDie andere Kirche

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glieder nichts anderes mehr als eine Einrichtung zur Leistung gewisser sozialer und ritueller Dienste. Fƒr den, der es unbedingt braucht, will sie noch eine Hilfe zur Befriedigung religi…ser Bedƒrfnisse, vor allem an Weihnachten und vielleicht noch an Ostern, sein. Wen wundert’s da, da€ die B„nke in den Kirchen ƒberwiegend leer sind!? Der Sonntagsgottesdienst ist ja nur noch nur ein Angebot unter vielen, somit werden mehr und mehr Kirchen nicht mehr gebraucht. Dementsprechend kƒndigte kƒrzlich der Generalvikar des Bistums Speyer, Josef Szuba, an, da€ ein Verkauf oder ein Abri€ von etwa 100 Kirchen, die nicht besonders wertvoll seinen, in Erw„gung gezogen werde. Die Zahl der Kirchenmitglieder sei n„mlich von 1980 bis 2001 um 110 000 auf 620 000 gesunken. Aber nicht nur die Kirchen sind leer, auch die Seminare. Einen kath. Priester brauche ich n„mlich nicht unbedingt, irgendwelche soziale oder rituelle Dienstleistungen zu erbringen – das kann jeder Laie auch. Einen kath. Priester brauche ich aber, um erl…st zu werden und um in den Himmel zu kommen! Darum geht es in der anderen Kirche – wenn ƒberhaupt wohl, nur noch ganz am Rande – deshalb ist das traditionelle Priesteramt derzeit am Aussterben. In Deutschland ist das Durchschnittsalter der Priester bereits auf 60 Jahre gestiegen, in Frankreich sogar auf 70 Jahre. Also wird die n„chsten 20 Jahre die priesterlose Kirche ganz einfach eine Tatsache! Quasi ist die andere Kirche das heute schon, n„mlich eine priesterlose, eine Laien-Kirche – etwas poetischer: Das pilgernde Gottesvolk. Wie sagte der Jesuit Wolfgang Seibel? „Auf der anderen Seite ist die Kirche nach wie vor behindert durch autorit„re, zentralistische Strukturen, die diesem Kirchenbild nicht entsprechen.“ Will hei€en: Diese autorit„ren, priesterlichen Strukturen werden sich mit der Zeit schon aufl…sen. Der Glaube hat sich ja schon aufgel…st, es kann nicht mehr lange dauern! Wie soll man abschlie€end den Eindruck, den die andere Kirche auf einen rechtgl„ubigen Katholiken heute macht, zusammenfassen? Wie ist sie kurz zu beschreiben, diese andere Kirche des Konzils? Es gibt keine bessere und treffendere Beschreibung als diese Vision von Anna Katharina Emmerich, die sie im Oktober 1822, also vor etwa 180 Jahren (!), hatte: „Sie bauten eine gro€e, wunderliche, tolle Kirche, da sollten alle darin sein und einig und mit gleichen Rechten, evangelisch, katholisch und alle Sekten, und es sollte eine wahre Gemeinschaft der Unheiligen sein und ein Hirt und eine Herde werden. Es sollte auch ein Papst sein, er sollte aber gar nichts besitzen und besoldet werden. Es war alles schon vorbereitet und vieles fertig; aber wo der Altar war, da war es wƒst und gr„ulich. Das sollte die neue Kirche werden, und so steckte er das Haus der alten Kirche an.“ (P. K. E. Schm…ger, Bd. I, 1870, S. 563) Ist sie nicht erstaunlich, diese Vision ƒber die wunderliche, tolle Kirche? Wenn man sie liest, m…chte man ganz laut ausrufen: Ja, so ist es! „Da sollten alle darin sein und einig und mit gleichen Rechten, evangelisch, katholisch und alle Sekten, und es sollte eine wahre Gemeinschaft der Unheiligen sein und ein Hirt und eine Herde werden.“ Besser ist die nachkonziliare Wirklichkeit nicht zu beschreiben. Und die einzigen, die diese Tatsachen nicht sehen, weil sie diese nicht sehen wollen, sind eigentlich die Halb- und Dreiviertelkonservativen verschiedenster Pr„gung. Fƒr die Modernisten jedoch, aber auch fƒr die wahren Katholiken gibt es darƒber keine Zweifel. Nun, was wird aus uns rechtgl„ubigen Katholiken, da man „das Haus der alten Kirche“ in Brand gesteckt hat? 1988 sagte Erzbischof Lefebvre anl„€lich der Bischofsweihen: „Wir haben alles getan, um zu versuchen, Rom begreiflich zu machen, da€ man zu jener Haltung des verehrten Pius XII. und aller seiner Vorg„nger zurƒckkehren mu€. Wir haben geschrieben, wir sind nach Rom gefahren, wir haben verhandelt, wir haben mehrere Male offene Briefe nach Rom gesandt, Bischof de Castro Mayer und ich. Wir haben bei diesen Gespr„chen mit allen Mitteln versucht, Rom dazu zu bringen, zu begreifen, da€ jenes Aggiornamento, jener Umbruch, der seit dem Konzil in der Kirche vollzogen wurde, nicht katholisch ist, nicht mit der st„ndigen Lehre der Kirche vereinbar ist. Dieser ‡kumenismus und alle diese Irrtƒmer, dieser Kollegialismus, alles das widerspricht dem Glauben der Kirche, ist im Begriff, die Kirche zu zerst…ren.“ Die andere Kirche

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Offensichtlich hat niemand in Rom auf die Stimme des unbequemen Mahners geh…rt – bis heute nicht! Darum sagte schon damals Erzbischof Lefebvre weiter: „So werden wir, Bischof de Castro Mayer und ich, wie ich glaube mit der Gnade des lieben Gottes durch diese Konsekration der Tradition die M…glichkeit gegeben haben, fortzubestehen und den Katholiken, die es wƒnschen, die M…glichkeit geben, sich in der Kirche ihrer Eltern, ihrer Gro€eltern, ihrer Vorfahren zu behaupten, in den Kirchen zu behaupten, fƒr die ihre Pfarreien gegrƒndet wurden, in allen jenen sch…nen Kirchen mit einst sch…nen Alt„ren, die jetzt oft zerst…rt wurden, um sie durch einen Tisch zu ersetzen und so die radikale Umwandlung vor Augen zu fƒhren, die seit dem Konzil mit dem heiligen Me€opfer vollzogen wurde, mit dem heiligen Me€opfer, das ja das Herz der Kirche ist und auch der Zweck des Priestertums.“ Da kann man blo€ noch sagen: „Jawohl, Herr Erzbischof, so ist es!“ Und wir wollen darum die Kirche so fortfƒhren, wie sie schon immer war.

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