DGGG - Symposium Zwischen Beruf und Pflege: Konflikt oder Chance?

Zentrum für Psychosoziale Medizin Perspektive der Angehörigen Carers@Work DGGG - Symposium Zwischen Beruf und Pflege: Konflikt oder Chance? 17. Sept...
Author: Samuel Lorentz
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Zentrum für Psychosoziale Medizin

Perspektive der Angehörigen Carers@Work

DGGG - Symposium Zwischen Beruf und Pflege: Konflikt oder Chance? 17. September 2010 Susanne Kohler Dr. Hanneli Döhner

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Zielsetzung Analyse der Betroffenenperspektive ¾ Ermittlung individueller Strategien zur Vereinbarung familiärer

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Pflegeleistungen mit eigener Berufstätigkeit aus Betroffenenperspektive

¾ Ableitung von Maßnahmen der Unterstützung erwerbstätiger pflegender Angehöriger

¾ Analyse im internationalen Vergleich ¾ Je 60 Interviews mit erwerbstätigen pflegenden Angehörigen (Arbeit > 10h, Pflegebedürftige > 60J., Pflege > 10 h)

ƒ ƒ ƒ ƒ

Deutschland Italien Polen Großbritannien 2

2

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Methode: Durchführung und Auswertung Problem zentrierte Interviews nach Witzel ƒ Leitfaden ƒ Kurzfragebogen ƒ Situationsprotokoll ¾ Durchführung: Dauer ca. 1,5 h (0rt: Zuhause/Arbeit/Uni)

¾ Transkription (1200 Seiten Text) ¾ Qualitative Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring (2008) – „inhaltliche Strukturierung“

¾ Computer unterstützte Auswertung mittels MAXQDA ¾ Kurzzusammenfassung jedes Interviews

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Rekrutierungsplan und -ergebnis

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Rekrutierungswege sehr vielfältig (Firmen, Beratungsstellen, Tagespflegen, KK, private Kontakte)

N = 58

Haushaltsstruktur

QualifikationsNiveau

Großraum Hamburg = 40 Großraum Dresden = 18 (Ehe)paar, beide arbeiten

(Ehe)paar, einer arbeitet

Single Haushalt

Höheres QualifikationsNiveau (ISCED 4-6)

21

12

8

Niedrigeres QualifikationsNiveau (ISCED 0-3)

8

4

5 4

4

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Beschreibung der Stichprobe Interviews

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WEST /OST (Stadt/Land)

40 (27/13) 18 (14/4)

Frauen/ Männer (West/Ost)

50 (35/15) 8 (5/3)

Alter der Pflegenden

27 – 69 (Mehrheit 50 -60 J, Ø = 52)

Wer wird gepflegt?

Mutter (29) Vater (10) Partner (12)

Ursache für Pflegebedürftigkeit

Demenz (29) Krebs (7) Herz Kreislauf (7)

Dauer der Pflege

0,5 – 20 Jahre (5 >10 J, Ø =4,3) 5

5

Zeitlicher Pflegeaufwand Zeitlicher Pflegeaufwand

Anzahl der pflegenden Angehörigen

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Einmal pro Woche

5

Mehrmals pro Woche

16

Täglich

16

Rund-um-die-Uhr

21

Zeitaufwand in Abhängigkeit von „Pflegephase“ • • • • •

Beginn der Pflegesituation Konsolidierungsphase Besondere Ereignisse (z.B. Krankenhaus) Notwendige Anpassung an den Krankheitsverlauf Sterbephase (5 Interviews) 6

6

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Erwerbssituation

Firmentypen

Öffentlicher Dienst (17), Wirtschaft (29) , Andere (12)

Arbeitsverhältnisse

Angestellte (39), Selbständig (11), Beamte (4)

Arbeitszeiten

Vollzeit (30), Teilzeit (25), Arbeitslos (3)

7

7

Einfluss auf Arbeitszeiten und Positionen Weiblich West

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Arbeitszeitreduktion

Männlich West

Weiblich Männlich Ost Ost

9

Gesamt

9

Altersteilzeit

3

Führungsposition 1 aufgegeben (oder verloren)

3

3 1

5

Selbständig gemacht

2

2

Beruf aufgegeben

1

1

Beruf verloren

1

Arbeitsplatz gewechselt

1

1

Auszeit

1

1

Keine Veränderung aufgrund der Pflege

19

1

4

2

9

4

2

32

8

8

Einfluss auf die Erwerbsarbeit

Zentrum für Psychosoziale Medizin

¾ Konzentrationsschwierigkeiten und geringere Leistungsfähigkeit, durch ƒ Erschöpfung/Anspannung/Schlafstörungen ƒ Sorgen um den Pflegebedürftigen ¾ Arbeitsausfall ƒ Burn out“ / Zusammenbruch (11 = 18%!) ƒ Krankschreibungen ¾ „Karriereknick“ ¾ Positiver Einfluss ƒ Arbeit als „Auszeit“ ƒ Neue Erfahrungen, nutzbar für Erwerbsarbeit ¾ Kein Einfluss (8) ƒ geringerer Pflegeaufwand ƒ es „darf“ keinen Einfluss haben (Ost) 9

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Zentrum für Psychosoziale Medizin

Bewertung der Betriebe ¾ Positive Bewertung, wenn ƒ Verständnis und Unterstützung durch Vorgesetzte/ Kollegen ƒ Flexible Arbeitszeiten /spontane Auszeit ƒ Möglichkeit der Arbeitszeit- und Positionsveränderung ƒ Keine negativen Konsequenzen aus Inanspruchnahme ¾ Bewertung abhängig von ƒ Familienfreundlichkeit ƒ Betriebsklima ƒ Wirtschaftlicher Lage des Betriebs ¾ Verbesserungsvorschläge ƒ Wertschätzung und Anerkennung ƒ Informelle Regelungen als rechtliche Ansprüche ƒ Keine zusätzliche Bürokratisierung 10

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Weitere Verbesserungsvorschläge ¾ Professionelle Unterstützung in der Pflege, die auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist (qualitativ, zeitlich, räumlich)

Zentrum für Psychosoziale Medizin

¾ Reduktion des Aufwands zur Regelung bürokratischer Angelegenheiten

¾ Zentrale Anlaufstellen zur Deckung des Informationsbedarfs ¾ Versorgungslage demenzkranker Patienten im Krankenhaus ¾ Terminvergabe in Arztpraxen ¾ Kompensation finanzieller Ausfälle: Gehalt für Pflegeleistung (entsprechend Sachleistung Pflegestufe III)

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Inanspruchnahme der „Kurzzeitigen Arbeitszeitverhinderung“ und der “Pflegezeit“ ¾ Geringes Wissen über die Rahmenbedingungen

Zentrum für Psychosoziale Medizin

¾ 6 Monate unbezahlte Freistellung meist aus finanziellen Gründen nicht vorstellbar (nur bei anderweitiger Kompensationsmöglichkeit)

¾ Möglichkeit der Inanspruchnahme im Notfall eine Beruhigung ¾ Angst vor beruflicher Benachteiligung bei Inanspruchnahme, finanzielle Einbußen, Befristung auf sechs Monat

¾ Forderung nach einer Gleichbehandlung mit Eltern In ihrer derzeitigen Ausgestaltung ist Pflegezeit keine echte Option –Verbesserung schwierig?!

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Zentrum für Psychosoziale Medizin

(Zwischen) Fazit ¾

Große Vielfalt an „Arbeit- Pflege-Arrangements“ ƒ „Ich habe kein eigenes Leben mehr“ bis zu „große Bereicherung“ im Leben

¾

Vielfalt an Entlastungs-/ Unterstützungsangeboten für sehr unterschiedliche Pflegekonstellationen gefordert ƒ Beibehaltung von Vollerwerbstätigkeit ebenso möglich wie Reduktion und (bezahlte) Auszeit ƒ Auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene pflegerische und betreuende Unterstützungsangebote

¾

Zentrale Rolle des Arbeitsgebers deutlich

¾

Gesellschaftliche Wertschätzung für Angehörigenpflege 13

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Vielen Dank! www.carersatwork.tu-dortmund.de

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