Deutschland nach dem Krieg

Humboldt Universität zu Berlin Philosophische Fakultät III Institut für Sozialwissenschaften SS 1997 Bevölkerungs- und Sozialstruktur Ostdeutschland...
Author: Achim Kerner
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Humboldt Universität zu Berlin Philosophische Fakultät III Institut für Sozialwissenschaften

SS 1997

Bevölkerungs- und Sozialstruktur Ostdeutschlands Dozent: Prof. Dr. Siegfried Grundmann

Deutschland nach dem Krieg Veränderungen in der Sozial- und Bevölkerungsstruktur zwischen 1945 und 1961

Fürstenwalde, im April 1998

Jan Giesau Email: [email protected]

Student im Diplom Studiengang Sozialwissenschaften 3. Fachsemester

2

INHALT

1

VORWORT ............................................................................................ 3

2

EINFÜHRUNG ........................................................................................ 3 2.1

DEFINITIONSVERSUCH: SOZIALSTRUKTUR ............................................................................................ 3

2.1.1 2.2

DEFINITIONSVERSUCH: BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR............................................................................... 6

2.2.1 2.3

3

4

Trends des sozialen Wandels...................................................................................................... 5

Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und Sozialstruktur ....................................................... 6

DEFINITIONSVERSUCH: MIGRATION ..................................................................................................... 7

DIE BEVÖLKERUNGSBEWEGUNGEN ..................................................... 8 3.1

ANLÄSSE UND HINTERGRÜNDE DER MIGRATION ................................................................................... 8

3.2

DIE SALDEN DER BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG .................................................................................... 13

3.3

BEURTEILUNG DER WANDERUNGEN IN OST UND WEST ....................................................................... 15

3.4

ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................................................... 17

ENTWICKLUNGSLINIEN DER SOZIALSTRUKTUR IN OST UND

WEST ...................................................................................................... 17 4.1

DEMOGRAPHISCHE VERÄNDERUNGEN ................................................................................................ 18

4.2

DAS ARBEITSSYSTEM......................................................................................................................... 18

4.3

FAMILIE, FRAU, JUGEND .................................................................................................................... 19

4.4

SIEDLUNGSSTRUKTUR ........................................................................................................................ 19

4.5

DAS POLITISCHE SYSTEM ................................................................................................................... 20

4.6

DIE KIRCHEN..................................................................................................................................... 21

4.7

BILDUNG UND WISSENSCHAFT ........................................................................................................... 21

LITERATUR ............................................................................................... 22

3

1 Vorwort

Die Bevölkerungs- und Sozialstruktur in Deutschland hat nur in wenigen Zeiträumen der Geschichte so tiefgreifende Veränderungen erfahren wie in den Nachkriegsjahren von 1945 bis 1961, weil zum einen die territoriale - und zum anderen die politische Neugliederung die Bevölkerungsmassen während dieser gut 15 Jahre nicht zur Ruhe kommen ließ. Die hier vorliegende Arbeit soll einen Beitrag leisten, um die vielfältigen, demographischen Bewegungen dieser Zeit in ihren Motiven, Anlässen und Bewertungen analysieren zu können und ihren nachhaltigen Einfluß auf die übrige Sozialstruktur aufschlußreicher zu erkennen. Hierzu wird kurz auf theoretische Definitionen, die zum Verständnis des Themas beitragen sollen, eingegangen, anschließend soll versucht werden, die Bevölkerungsbewegungen mit ihren

komplexen

Zusammenhängen

darzustellen

und

abschließend

sollen

die

Entwicklungslinien der Sozialstruktur schlagwortartig aufgezeigt werden.

2 Einführung 2.1

Definitionsversuch: Sozialstruktur

Der Strukturbegriff, ein in der Wissenschaft häufig gebrauchter Terminus für die Unterteilung von etwas Ganzem in mehr oder weniger grobe oder feine Teilbereiche, erhält in der Soziologie eine ganz besondere Funktion. Ebenso wie dieser Wissenschaftszweig, der an sich schon in mehr oder weniger scharf voneinander abgrenzbare Teilbereiche gegliedert ist, genauso vielfältig sind die Auffassungen dazu, was die Struktur einer Gesellschaft, also die „Sozialstruktur“ maßgeblich bestimmt. Nun mögen sich Soziologen und Sozialwissenschaftler auf ihr jeweiliges Forschungsgebiet beschränken und dies für das wichtigste strukturgebende Merkmal einer Gesellschaft halten, manch Gelehrter mag auch den Versuch unternommen haben, eine Gesamtstruktur erarbeiten zu wollen, zu einem befriedigenden Ergebnis, wie das wohlgegliederte Wissenschaftsfeld der Soziologie und der Politikwissenschaft in Hinsicht auf die Sozialstruktur auf einen greifbaren Nenner zu bringen sein könnte, dürfte noch niemand gelangt sein. Der Strukturbegriff ist dafür einfach zu umfassend.

4 Wie also soll eine Sozial- und Bevölkerungsstruktur dargelegt werden, der in der hier vorgelegten Arbeit sogar noch eine historische Dimension zugeordnet wurde? Das Duden Fremdwörterbuch definiert Sozialstruktur als „...inneres Beziehungsgefüge einer Gesellschaft, das aus Schichten, Gruppen, Institutionen und Rollen besteht.“ Rainer Geißler führt den Begriff der Sozialstrukturanalyse ein, mit deren Hilfe die Gesellschaft in relevante Elemente und Teilbereiche zergliedert wird und wobei die Wechselbeziehungen respektive die Wirkzusammenhänge der interessierenden Merkmale untersucht werden. Dies wirft jedoch die Frage auf, welche Teilbereiche sind allgemein (nicht für den jeweiligen Forscher) relevant und welche Wechselbeziehungen sind als zentral anzusehen? Eine präzise, definitorische Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes „Sozialstruktur“ kann zu einer sehr formalen, in jedem Fall aber abstrakten Formulierung führen: „Struktur, die durch soziale Normen und bestimmte Handlungsmuster (soziale Rollen) eine relative Dauerhaftigkeit und Regelmäßigkeit von sozialen Beziehungen gewährleistet.“1 Die umfassende und zutreffende Richtigkeit dieser Definition ist eine Frage der Interpretation, jedoch befriedigen kann eine solche Begriffsbestimmung nicht. Schäfers

und

Geißler

beschränken

sich

in

ihren

Aufsätzen

zur

Sozial-

und

Bevölkerungsstruktur auf 4 Ebenen der Analyse, die sich aus der umfangreichen Forschung auf diesem Gebiet als bedeutend herauskristallisieren lassen und in verschiedenen Erkenntnisinteressen und/ oder Theorietraditionen verhaftet sind. Diese 4 Punkte seien im folgenden kurz dargestellt: 1. Die

Untersuchung

von

sozialstatistischen

Merkmalen

stellt

den

wichtigsten

demographischen Ansatz der Sozialstrukturanalyse dar. Hierzu gehören vor allem die Untersuchung der Geschlechtsstruktur, der Altersstruktur, die Haushaltsstruktur, der Bildungsstruktur, der Einkommensstruktur und weiterer sozialer Indikatoren, die allgemein als demographische Standards bezeichnet werden. 2.

Die Analyse von sozialen Rollengefügen ist als struktur-funktionalistischer Ansatz zu interpretieren. Dazu zählt die Milieuforschung als wichtiger Zweig der Stadtsoziologie und die Verhaltensuntersuchung, die dem sozialpsychologischen Bereich zuzuordnen ist.

3. Ein weitere Ebene stellt die Untersuchung von Gruppenstrukturen dar, die sich in Teilbereichen auch mit dem unter Punkt 2 genannten Milieuproblem beschäftigen dürfte. Ein weiterer interessierender Gegenstand ist hier die Untersuchung von Teilen der Bevölkerung, die sich allerdings auf ethnische Minderheiten oder diskriminierte Gruppen konzentrieren dürfte. Kulturanthropologische Ansätze gehen in Richtung der Erforschung

5 von Familien- und Verwandtschaftsordnungen. Außerdem hat zu diesem Punkt die Struktur von Organisationen und Institutionen erhebliche Relevanz. 4. Als letzten Ansatz schlagen sowohl Geißler als auch Schäfers die Analyse von Schichten vor, die im marxistischer Tradition fast äquivalent als Klassen bezeichnet werden. Dieser Ansatz der Schichtungssoziologie differenziert sich grob in zwei Bereiche. Zum einen wird die Funktion und die Zusammensetzung der Schichten oder Klassen zum Gegenstand erhoben, auf der anderen Seite wird die Erforschung der Ungleichheit zwischen den Schichten oder Klassen in den Vordergrund gesetzt. Der letztgenannte Teilbereich hat heute

einen

großen

Anteil

an

der

methodischen

Fortentwicklung

von

Einstellungsmessungen wobei Prestige und Gerechtigkeitsempfindung dabei im Vordergrund stehen. Ungleichheitsforschung kann so gesehen in allen Bereichen als grundlegendes Element der Sozialstrukturforschung betrachtet werden. Das Hauptaugenmerk bei der Sozialstrukturanalyse sollte auf Prozessen in gesellschaftlichen Teilbereichen liegen, sich also nicht punktuell, sondern langfristig mit Hilfe von quantitativen Indikatoren und historischem Material auf den sozialen Wandel orientieren.

2.1.1 Trends des sozialen Wandels2

Seit Beginn der Industrialisierung lassen sich verschiedene Trends in Bezug auf den sozialen Wandel in den industrialisierten Ländern ausmachen, die sich auch nachhaltig auf die Sozialstruktur auswirken. Der Vollständigkeit wegen und zum besseren Verständnis der im Hauptteil beschriebenen Sachverhalte sollen diese Trends im folgenden kurz skizziert werden: -

Zum ersten gibt es einen Trend zur Kapitalisierung des Eigentums und der Besitzverhältnisse, was vor allem den Grund- und Boden betrifft aber auch das Produktionskapital.

-

Desweiteren läßt sich ein allgemeiner Trend zur Demokratisierung von Staat und Gesellschaft, beziehungsweise der Handlungsweisen von ihren Institutionen, erkennen.

-

Eine weitere Entwicklungsrichtung

stellt die wohlfahrts- und sozialstaatliche

Absicherung des Daseins und der Lebensrisiken dar, die einher geht mit einer Justizialisierung und Bürokratisierung der Daseinsbedingungen.

1

Schäfers 1995

2

nach Schäfers 1995

6 -

Außerdem gibt es ein Bestreben, die gegebenen Sozialchancen und den Lebensstandard permanent verbessern zu wollen.

-

Hinzu kommen der Trend der Rationalisierung und Verwissenschaftlichung des Daseins,

-

der Trend, körperlich schwere Arbeit durch Mechanisierung und Automatisierung der Arbeitsvollzüge ersetzen zu wollen,

-

der Trend zur Verstädterung und damit zur Individualisierung sowie

-

der Trend zur Entgegensetzung von Arbeitswelt und Freizeit beziehungsweise System und Lebenswelt.

Zusammengefaßt lassen sich diese Faktoren als permanente Modernisierung der Sozialstruktur beschreiben.

2.2

Definitionsversuch: Bevölkerungsstruktur

Der Begriff der Bevölkerung umfaßt nach Geißler die Gesamtzahl der Einwohner innerhalb eines politisch abgrenzbaren Gebietes. Schäfers liefert als Ergänzung die notwendige Bestimmung eines Stichtages zur Erfassung der Einwohnerzahl nach, da sowohl Gebiete als auch Bevölkerungsanzahl ständig variieren können. Ein wenig differenzierter nimmt sich Mackensen der Begriffsbildung an, indem er schreibt, daß sich Bevölkerung durch ein gleichsinniges und abgestimmtes, generatives Verhalten konstituiert und sich selbst durch eine

entsprechende

generative

Struktur

kennzeichnet.

Eine

solche

Einheit

der

Verhaltensmuster und Strukturen, meint Mackensen, kann nicht deckungsgleich mit der Einwohnerschaft eines administrativen Gebildes sein. Der Bevölkerungsprozeß basiert nach seiner Meinung vorrangig auf familiären Beziehungen und der Partnerwahl und überschreitet staatliche Grenzen vor allem dort, wo diese willkürlich lange gewachsene soziale Gliederungen durchschneiden. Daher bedeutet die Beschreibung von Bevölkerungsstrukturen in staatlichen Einheiten für Mackensen schlicht eine unscharfe Betrachtungsweise. Für ihn ist die Existenz von Gruppen mit vergleichbarem oder gar abgestimmtem Verhalten nur ein Idealzustand, der real gesehen als äußerst fragwürdig erscheinen muß.

2.2.1 Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und Sozialstruktur

Zusammenhängend betrachtet kann Bevölkerungsstruktur als ein Teil des großen Feldes der Sozialstruktur verstanden werden. Hierbei kommt es zu engen Wechselbeziehungen zwischen

7 der gesellschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung der Bevölkerung. Gesellschaftliche Verhältnisse lassen sich mit Hilfe demographischer3 Prozesse und Strukturen ablesen und sogar prognostizieren. Allerdings ist auch Vorsicht geboten. Bevölkerung ist keine Schlüsselvariable für die Erklärung sozialer Phänomene. Es ist zwar möglich, durch Bevölkerungspolitik auf die Struktur der Bevölkerung Einfluß zu nehmen4 jedoch droht dabei auch die Gefahr des Sozialdarwinismus5, der dem Nationalsozialismus zur Begründung seiner Rassenlehre diente.

Bevölkerungsstruktur ist meßbar. Sie drückt sich primär in der natürlichen und der räumlichen Bevölkerungsbewegung aus. Als natürliche Bevölkerungsbewegung wird die Mortalität, also die Sterblichkeit und die Fertilität, die Fruchtbarkeit bezeichnet. Je nachdem ob mehr Neugeborene als Gestorbene in einem bestimmten Zeitabschnitt zu verzeichnen waren, spricht man von einem Geborenen- oder Gestorbenenüberschuß. Räumliche Bevölkerungsbewegung, auch Migration oder Wanderung genannt wird im folgenden Abschnitt gesondert behandelt. Weitere Maße der Bevölkerungsstruktur sind zum Beispiel die Lebenserwartung, die Säuglingssterblichkeit,

das

Geschlechterverhältnis,

die

Verheiratetenquote

und

die

Generationenrate6.

2.3

Definitionsversuch: Migration7

Wie schon bei den Begrifflichkeiten der obigen Abschnitte, gibt es auch bei der Definition von Migration ein Dilemma von unterschiedlichen Ansätzen, welche sich allerdings noch recht überschaubar zusammenfassen lassen. Demnach ist Migration (auch Wanderung,

3

Demographie: Untersuchung und Beschreibung von Zustand und zahlenmäßiger Veränderung einer

Bevölkerung. (Meyers Lexikon) 4

schon Platon und Aristoteles befürworteten eine gezielte Einflußnahme der Politik auf die

Bevölkerungsentwicklung 5

Sozialdarwinismus: Sammelbegriff für alle sozialwissenschaftlichen Theorien, die C. R. Darwins Lehre von

der natürlichen Auslese (Selektionstheorie) auf die Entwicklung menschlicher Gesellschaften übertragen. Der S. diente zeitweise als Rechtfertigung für bestehende soziale Ungleichheiten und für rassistische Ideologien. (Meyers Lexikon) 6

Verhältnis von fruchtbaren Frauen zu Menge der lebendgeborenen Mädchen in einem Zeitraum

7

vorwiegend nach Hahn 1994

8 geographische Mobilität) als räumliche Mobilität von Menschen zu verstehen, welche mit einem vorübergehenden oder permanenten Wechsel des Wohnortes verbunden ist und auch die Verlagerung sämtlicher Aktivitäten (Wohnen, Arbeiten, Bildung, Freizeitgestaltung) in das Zielgebiet nach sich zieht. Migration ist vorwiegend kennzeichnend für das Verhalten von Individuen oder kleineren sozialen Gruppen (insbesondere von Familien), massenhafte Migration hingegen kann als Indikator für soziale Probleme in einer Region oder in einem Land gewertet werden. Innerhalb von administrativen Einheiten respektive Staaten, wird sie als Binnenmigration (nationale-, regionale Migration) bezeichnet, grenzüberschreitende Wanderungen werden als Außenmigration (internationale Migration) gekennzeichnet. Außerdem wird noch nach freiwilliger oder unfreiwilliger Migration unterschieden. Die Liste der Migrationstypen ist erweiterbar, auch sind die einzelnen Punkte nicht absolut scharf voneinander trennbar. Spezialfälle der Migration, die als solche eigentlich nicht mehr zu bezeichnen sind, sind die Berufspendlerbewegung und die Ferienwanderung, die vor allem aus logistischen und verkehrstechnischen Gründen interessant sind.

Die Beweggründe beim Entscheidungsprozeß zur Migration können äußerst vielgestaltig sein. Auf die betroffene Person oder den betroffenen Personenkreis wirken hierbei eine Reihe von Schub- und Ziehkräften8. Dies Faktoren können ökonomischer oder politischer Natur sein. Weitere Motive und auch Wanderungstypen werden im unteren Abschnitt an konkreten Beispielen erläutert.

3 Die Bevölkerungsbewegungen 3.1

Anlässe und Hintergründe der Migration

Die Wanderungsbewegungen der Nachkriegsjahre bis zum Mauerbau verliefen fast ausschließlich von Ost nach West. Trotzdem eine konstante Wanderungsbewegung über alle Jahre bis 1961 zu verzeichnen war, wurden dennoch enorm variable Wanderungszahlen zu verschiedenen Zeiträumen gemessen. Die konstante Bevölkerungsbewegung kann hierbei auf die

systembedingten

ökonomischen

und

gesellschaftlichen

Rahmenbedingungen

zurückgeführt werden, die Variabilität, die sich in einem sprunghaften Anstieg der Migrantenzahlen äußerte, ist auf punktuelle Ereignisse und politische Entscheidungen 8

push- and pull factors: Gründe warum der alte Ort „abstoßend“ und der neue Ort „anziehend“ geworden ist

9 zurückzuführen. Die Entwicklung der Übersiedlerströme verläuft wie eine „Fieberkurve“9, an der sich der jeweilige Zustand des „Organismus DDR“ ablesen lassen konnte. Das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen kommt 1961 sogar zum Schluß, daß sich die DDR bis zum Mauerbau in einer permanenten Gesellschaftskrise befunden hatte10 und erst mit der Errichtung des „antiimperialistischen Schutzwalls“ zu einer Konsolidierung ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse gelangte. Die „Fieberkurve“ des DDR-Organismus - Flüchtlinge und Übersiedler 1945 - 1962 3 5 0 0 0 0

3 0 0 0 0 0

2 5 0 0 0 0

2 0 0 0 0 0

1 5 0 0 0 0

1 0 0 0 0 0

5 0 0 0 0

0

Ü b e rsiedler

1 9 4 9

1 9 5 0

1 9 5 1

1 9 5 2

1 9 5 3

1 9 5 4

1 9 5 5

1 9 5 6

1 9 5 7

1 9 5 8

1 9 5 9

1 9 6 0

1 9 6 1

1 9 6 2

1 2 9 2 4 5

1 9 7 7 8 8

1 6 5 6 4 8

1 8 2 3 9 3

3 3 1 3 9 0

1 8 4 1 9 8

2 5 2 8 7 0

2 7 9 1 8 9

2 6 1 6 2 2

2 0 4 0 9 2

1 4 3 9 1 7

1 9 9 1 8 8

2 0 7 0 2 6

2 1 3 6 5

Quelle: Hahn 1994, nach Daten des Bundesausgleichsamtes

Die territoriale Integrität Deutschlands nach dem Krieg war aufgehoben worden. Die verbliebenen Gebiete wurden von den Alliierten und der Sowjetunion nahezu vollständig kontrolliert. Die deutschen Ostgebiete wurden formell von der Sowjetunion und Polen verwaltet, waren jedoch praktisch diesen Staaten einverleibt worden.. Insgesamt lebten 1939 auf den abgetrennten 114 Tausend Quadratkilometern der früheren Ostgebiete 9,6 Millionen Menschen11, die nun massiv von den neuen Verwaltungen umgesiedelt wurden. Ähnlich sah es im Sudetenland aus. Im Westen war die Situation mit Elsaß-Lothringen und dem später jedoch wieder der BRD beigetretenen Saarland vergleichbar jedoch bei weitem nicht so angespannt, Zwangsumsiedlungen und Vertreibungen fanden fast nicht statt.

Der hohe Zerstörungsgrad der Städte, die sich im industrialisierten Europa des 19. Und 20. Jahrhundert zu den wichtigsten Interaktionszentren der Regierungen und Verwaltungen entwickelt hatten, hemmte in der ersten Nachkriegszeit die Koordination des öffentlichen Lebens.

9

Ulrich 1990, entnommen bei Hahn 1994

10

nach Hahn

11

Mackensen 1979

10 Trotz der Kriegsverluste lebten auf dem Gebiet der alten BRD 1946 schon 43,9 Millionen Menschen, 1939 waren es nur 39,4 Millionen gewesen, bis 1961 wird diese Zahl auf 54 Millionen angewachsen sein.

Hauptsächliche Ursache für diese starke Zunahme der Bevölkerung waren Wanderungen. Wie schon erwähnt war der Wanderungsstrom von Ost nach West zwar konstant vorhanden, schwankte aber in der Zusammensetzung und Stärke. Um dies zu erklären, müssen die Motive und Anlässe für Wanderungen näher betrachtet werden. Diese waren vermutlich sehr vielfältig ausgeprägt und überlagerten sich oftmals. Storbeck hat 1963 sechs Grundmotive für eine Abwanderung selektiert:12 1. Die Rückwanderung der Evakuierten und Versprengten als Korrektur der Kriegsfolgen machte sich wahrscheinlich nur bis 1950 im Abwanderungsstrom bemerkbar. Zahlenmäßig dürften diese Migranten mit vermutlich weniger als 300 Tausend Personen ins Gewicht gefallen sein. Genaue Zahlen, vor allem für das erste Nachkriegsjahr, in dem diese Wanderung wahrscheinlich am ausgeprägtesten war, liegen nicht vor, von Oktober 1946 bis 1950 haben etwa 200 Tausend Personen die SBZ/ DDR verlassen, die vor dem Krieg ihren Wohnsitz im späteren Westdeutschland (einschließlich Berlin) hatten. Diese Wanderungsbewegung wurde vor allem von Frauen, Kindern und älteren Personen getragen, die während des Krieges in „sichere“ Gebiete geflohen sind oder evakuiert worden waren. In direktem Zusammenhang mit dieser Rückwanderung steht die Nachwanderung von Familienteilen zu ihrem Ernährer, der in den Kriegswirren einen neuen Standort erlangte und dort vielleicht schon in gefestigten sozialen Positionen saß, die eine Heimkehr in die ungewisse alte Heimat absurd hätten erscheinen lassen. Ein Evakuierungsproblem der besonderen Art stellten die Displaced Persons (DP´s) dar, vor allem Zwangsarbeiter, die während des Krieges nach Deutschland verschleppt wurden. Von den 8 bis 10 Millionen DP´s13 waren allerdings 1947 nur noch etwa 1 Million in den vier Besatzungszonen zurückgeblieben, die übrigen sind entweder von den Besatzungsmächten repatriiert worden oder eigenständig gewandert. 2. In ungleich stärkerem Ausmaß machte sich die Wanderung der Vertriebenen aus den Ostgebieten bemerkbar. Diese Bevölkerungsgruppe stellte in den ersten Nachkriegsjahren sogar den Großteil der Abwanderer aus dem sowjetisch besetzten Gebiet, weil der Lastenausgleich und die allgemeinen Eingliederungschancen in Westdeutschland besser 12

Alle Zahlen, die nicht explizit anders ausgewiesen sind stammen aus diesem Aufsatz.

13

Schäfers 1995

11 erschienen und sie daher weiterwanderten. Auch diese Migranten waren zu einem beachtlichen Teil Frauen, Kinder und ältere Personen. Insgesamt dürften in den Jahren von 1945 bis 1961 12 Millionen Menschen14 aus den ehemaligen Ostgebieten in die besetzten Gebiete und die späteren Staaten DDR und BRD eingewandert sein. Ein nicht unerheblicher Anteil von ihnen dürfte nach kurzer Station allerdings ins Ausland weitergewandert sein, vor allem in die USA und nach Kanada. 3. Ein weiterer Migrationstyp war die politische Flucht wegen persönlicher und akuter Bedrohung durch das System. Zu dieser Gruppe gehörten Personen die der Verhaftung wegen unerwünschter politischer Aktivität entgehen wollten oder nach Entlassung aus der Haft geflüchtet sind. Auch Flüchtlinge aus Gewissensnot, die dem Zwang des gesellschaftlichen Lebens in der SBZ und späteren DDR ausweichen wollten um nicht aktiv dagegen vorgehen zu müssen gehörten hierzu, ebenso wie Personen, die vor Dienstverpflichtungen im Zusammenhang mit dem militärisch-polizeilichen Aufbau (bis 1953) und dem verstärkten Uranerzbergbau (ab 1950) entgehen wollten. Diese Wanderungsmotive können in den Jahren zwischen 1950 und 1961 bei etwa 300 Tausend Personen eine Rolle gespielt haben. 4. Ähnlich wie die politischen Flüchtlinge waren auch die wirtschaftlich verdrängten Personen vom System unerwünscht. Hierzu gehörten Enteignete (vor allem Landwirte) und andere aus ihren wirtschaftlichen Positionen Verdrängte. Diesem Personenkreis fiel die Abwanderung zumeist leicht, sie hatten nichts mehr zu verlieren und noch dazu gute Chancen im Westen schnell eingegliedert zu werden. Zwischen 1946 und 1950 entfallen schon etwa 500 Tausend abgewanderte Personen auf diesen Typus, zwischen 1950 und 1960 sollten nochmals 800 Tausend Personen dazu gerechnet werden. 5. Ein anderes Abwanderungsmotiv war die zunehmende Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsschichten, die vor allem die Kinder von Bessersituierten (Selbständigen, Intellektuellen) betraf. Die in der Ausbildung eingesetzte Propaganda für das sozialistische System und die damit verbundenen Demütigungen mögen diesen Jugendlichen die Entscheidung zur Migration erleichtert haben. Umfang und Ausmaß dürften den zugehörigen Schichten entsprechend nicht besonders groß sein, außerdem bestehen deutliche Überschneidungen mit dem unter Punkt 4 benannten Typus der „Verdrängten“.

14

Geißler 1996

12 6. Fast

ohne

politischen

Hintergrund

ist

die

Wanderung

wegen

des

starken

Wirtschaftsgefälles zwischen der, dank Marshallplan, sich prächtig entwickelnden BRD und der nur zögerlich angekurbelten Wirtschaft in der DDR zu beurteilen. Die Schwächen des DDR Wirtschaftssystems wurden vor allem am Ende des ersten 5 Jahres Planes deutlich und schlugen sich auch im Anschwellen der Wanderungsströme ab 1956 nieder. Von der Hoffnung auf schnellen wirtschaftlichen Aufstieg und Existenzsicherung getragen, machten sich vor allem junge, in keiner Hinsicht gebundene Menschen auf den Weg in den Westen. Aber auch ältere Menschen, wenn auch weniger zahlreich, wanderten in die BRD aus, um dort eine bessere Durchsetzung von Versorgungs- und Pensionsansprüchen zu erreichen. Der Umfang der Unzufriedenenwanderung dürfte neben der Vertriebenenwanderung den wichtigsten Teil des Gesamtvorganges darstellen

Neben

diesen

permanent

vorhandenen

Wanderungsmotiven

gab

es

in

den

16

Nachkriegsjahren bis zum Mauerbau einige punktuelle politische Entscheidungen, die Anlaß für ein Anschwellen des Übersiedlerstromes von Ost nach West waren und als letztinstanzliche Auslöser für den Entschluß zur Migration gelten können. Das Zusammenspiel von mehreren Faktoren war bei der Zuspitzung der Ereignisse bis zum 17. Juni 1953 besonders wichtig. Denn schon im Jahr davor wurde im Rahmen des Generalplanes „Aufbau des Sozialismus“ die Kollektivierung der Landwirtschaft beschlossen, woraufhin sich die Flüchtlingszahlen bei der Landbevölkerung sofort verdreifachten.15 Dies trug dazu bei, daß die Wirtschaftspläne nicht erfüllt werden konnten und Konsumgüter knapper und damit teurer wurden. Außerdem wurden die Steuersätze erhöht, um die defizitäre Wirtschaft stützen zu können. Die sich zuspitzende Lebenssituation und die wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung wurden durch Erschwernisse im innerdeutschen Reiseverkehr noch verstärkt. Die Niederschlagung der Protestaktionen am 17. Juni führte dann zu einer Massenflucht auch bei der Stadtbevölkerung. Ebenso ist in den Jahren 1956 und 1960 der sprunghafte Anstieg der Übersiedlerzahlen auf die forcierte Kollektivierung der Landwirtschaft und die teilweise unter Druck erfolgte Zusammenschließung zu LPG`s zurückzuführen. 1957 mag die Einführung des Straftatbestandes der Republikflucht viele Menschen dazu bewegt haben, der jungen Republik den Rücken zu kehren und in den Westen zu wandern.

13 Die Umsiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen innerhalb der Länder bis Ende der 50er Jahre sowohl in der BRD als auch in der DDR eine große Rolle. Außerdem folgte auf den Wiederaufbau der Städte eine starke Binnenwanderung aus den ländlichen Gebieten in die Ballungszentren, die gesamte Bevölkerung war als hochmobil einzustufen. In der BRD konnten

die

Länder

Nordrhein-Westfalen

und

Baden-Württemberg

die

größten

Wanderungsgewinne in Folge von Umsiedlungsmaßnahmen und Landflucht verzeichnen, Schleswig-Holstein und Bayern hatten die größten Wanderungsverluste. In der DDR nahm vor allem durch die gezielte Arbeitskräftewanderung die Bevölkerung der Bezirke Frankfurt/ Oder und Cottbus erheblich zu, in den Bezirken Rostock, Gera und Suhl wurden Bevölkerungsverluste verzeichnet. Die Länder und Bezirke mit Wanderungsverlusten waren in den Jahren zuvor allerdings Hauptzielgebiete von Einwanderern gewesen, so daß hier vor allem die übermäßige Bevölkerung dieser zumeist ländlichen Regionen begradigt wurde. Abgesehen davon hatte aber auch die ökonomisch bedingte Landflucht einen gewissen Einfluß auf die Bevölkerungszahlen und die Einwohnerdichte.

3.2

Die Salden der Bevölkerungsbewegung

Die Bevölkerung des verbliebenen deutschen Gebietes wuchs bis 1961 auf 73 Millionen Einwohner, was einem Wachstum von 13,5 Millionen Einwohnern im Vergleich zu 1939 entspricht. Bereits 1950 war die Gesamteinwohnerschaft der vier Zonen mit 69 Millionen genauso groß wie die des gesamten Deutschlands im Jahre 1939. Da die Einwohnerzahl der abgetrennten Ostgebiete

in etwa dem Saldo der Bevölkerungszunahme auf dem verbliebenen Gebiet

entspricht, liegt der Schluß nahe, daß allein die Vertriebenen und Flüchtlinge dieses Anwachsen bewirkt haben. Dies täuscht allerdings über die Komplexität und Wechselhaftigkeit der Ereignisse hinweg. Mackensen stellt 1979 folgende Rechnung auf: In der Zeit von 1939 bis 1950 werden rund 13 Millionen Kinder lebend geboren, demgegenüber steht eine Sterbeziffer von 14 Millionen, 4 Millionen Kriegstote mit einbezogen. Dies ergibt einen Saldo von -1 Million Einwohnern. Während des Krieges sind 5 Millionen Deutsche ins Ausland geflüchtet oder wurden dort als Kriegsgefangene festgehalten, bis 1950 kehrten von ihnen 2 Millionen zurück. Verlustsaldo 15

Hahn 1994

14 hier: -3 Millionen. Demgegenüber stellt Mackensen einen Wanderungsgewinn von 4,5 Millionen Zuwanderern aus dem Ausland und einen Wanderungsverlust von 0,5 Millionen nachträglichen Auswanderern, per Saldo sind dies 4 Millionen Einwohner Gewinn. Die Salden der natürlichen Bevölkerung und der Kriegsauswanderer gleichen sich hier also mit dem Saldo der ausländischen Einwanderer aus. Um diese Zahlen dann jedoch zu bestätigen, müßten 9,5 Millionen Einwohner der ehemaligen Ostgebiete in das verbliebene deutsche Territorium gewandert sein, Mackensen schreibt hier allerdings nur 5 Millionen Zuwanderer aus ehemaligen deutschen Gebieten gut, Köllmann geht für 1950 von etwa 7 Millionen aus. Die Fehlerdifferenz liegt bei Mackensens Modell bei 4,5 Millionen Einwohnern, nach Köllmanns Vertriebenenzahlen beträgt sie immer noch 2,5 Millionen Personen (siehe Tabelle). Bevölkerungsbilanz 1939 zu 1950 (in Tausend)

Deutsches Reich

17.05.1939

Lebendgeborene (insg.) Sterbefälle (insg.) im Ausland Heimkehrer Zugewanderte (Ausland) Wanderungsverlust BRD/ Berlin/ DDR (nach Mackensen)

+ 12 910 - 14 046 - 5 063 + 2 073 + 4 443 - 450 Mitte 1950

Bewohner ehem. dt. Ostgebiete Zugewanderte Vertriebene (aus ehem. dt. Ostgebieten) * BRD/ Berlin/ DDR **

69 317

Mitte 1950

Saldo - 1 136 - 2 990 + 3 993

69 184

- 133

- 9 574 + 7 090

- 2 484

66 700

-2 617

Quellen: Mackensen 1979; *Köllmann 1976 , **eigene Zusammenstellung

Trotz dieses ungeklärten Fehlers sollte davon ausgegangen werden, daß die absoluten Zahlen jeweils stimmen, Geißler spricht 1996 sogar von 12 Millionen Übersiedlern bis 1950. In den Jahren von 1950 bis 1961 spielte Außenwanderung keine große Rolle mehr, die Zahlen der Ein- und Auswanderer gleichen sich in diesem Jahrzehnt in der BRD sogar aus und der Saldo wird 1957 positiv. Allerdings erhält die Wanderung von Ost nach West zunehmendes Gewicht. Knapp 3,5 Millionen DDR Bürger verlassen16 auf rechtlich halblegalen, ab 1957 illegalen, aber bis 1961 nie stark kontrollierten Wegen die junge Republik in Richtung Westen, umgekehrt wandert rund eine halbe Million BRD Bürger zumeist aus ideologischen Gründen in die DDR aus. Der Wanderungsgewinn der Bundesrepublik beträgt in diesem

16

darunter waren noch etwa eine halbe Million Vertriebene, die sich erst spät entschlossen hatten, in die BRD

weiterzuwandern (Staritz 1995)

15 Jahrzehnt rund 2,9 Millionen Menschen. Die Bevölkerung der BRD war mit der natürlichen Bevölkerungszunahme

und

diesen

Wanderungsgewinnen

auf

knapp

54

Millionen

angewachsen (1950: 48,2 Mio.).17 Die DDR hatte ihren Nachkriegszuwachs von 1,5 Millionen Einwohnern aus dem Jahre 1950 allerdings 1961 wieder verloren, der natürlichen Bevölkerungszunahme von rund 1 Million standen die 2,9 Millionen Wanderungsverluste zum Westen gegenüber. Mackensen gibt die DDR Bevölkerung 1961 mit 17,2 Millionen (1950: 18,4 Mio.) an.18

3.3

Beurteilung der Wanderungen in Ost und West

Wie die Führung der SBZ/ DDR im einzelnen zu den Abwanderungen stand, läßt sich so exakt nicht mehr nachvollziehen, offizielle Verlautbarungen zur Abwanderungsproblematik hat es nie gegeben, allerdings können einige allgemeine Schlüsse dennoch gezogen werden. Die Wanderungen in die westlichen Besatzungszonen der ersten Nachkriegsjahre, die sich strukturell vor allem aus rückwandernden Frauen, Kindern und älteren Personen zusammensetzten, wurden von der politischen Führung vor allem als Entlastung von inaktiven Bevölkerungsteilen, die beim Wiederaufbau der Wirtschaft nicht wirklich effektiv beteiligt werden konnten, angesehen und daher begrüßt. Auch die Weiterwanderung der Vertriebenen brachte zunächst den spürbaren Vorteil einer Entlastung in der Wohnungs und Konsumgüterversorgung. Die Abwanderung aus politischen Gründen und der wirtschaftlich Verdrängten wurde ebenso während der ersten Nachkriegsjahre als durchaus positiv gewertet, denn sie schwächte die Aktivität der Gegner in der Republik. Allgemein wurde die Abwanderung der eigenen „problematischen“

Bevölkerungsteile

auch

als

Schwächung

der

Entwicklung

in

Westdeutschland interpretiert, daß die berufliche Erfahrung und das fachliche Können vieler Abwanderer, sowie ihre für die SBZ/ DDR ungünstige Bevölkerungsstruktur beim Wiederaufbau in späteren Jahren fehlen könnte, wurde so noch nicht gesehen.

17

Wenn der von Mackensen angegebene Geburtenüberschuß wirklich nur 2 Millionen betrug, dann errechnet

sich hieraus und aus dem Wanderungsgewinn von der DDR eine Bevölkerung von nur 53,5 Millionen und nicht 54 Millionen für die BRD, wo die fehlenden 0,5 Millionen herkommen bleibt unklar. 18

rechnerisch gesehen ergibt sich aus 1 Million Geburtenüberschuß und 2,9 Millionen Wanderungsverlust, ein

Negativsaldo von – 1,9 Millionen Einwohnern, was 1961 nur einer Zahl von 16,5 Millionen und nicht 17,4 Millionen entspräche, Mackensens Rechenweg ist nicht vollständig nachvollziehbar.

16 Besonders

nach

1950

hat

die

Abwanderungsbewegung

nämlich

auch

solche

Bevölkerungsteile ergriffen, die mit ihrer Arbeitskraft und in ihrer demographischen Zusammensetzung dringend gebraucht wurden. Allerdings stand bis Mitte der 50er Jahre diesen jungen Migranten mit zumeist hohem Bildungsgrad noch ein erhebliches Reservepotential gegenüber, so daß die Auswirkungen noch nicht unmittelbar spürbar wurden Am Ende des ersten Fünfjahrplanes (Ende 1955) wurde jedoch klar, daß eine weitere Abwanderung des Arbeitskräftepotentials eher ungünstig für die künftige Entwicklung sein würde. Seit 1952 war praktisch Vollbeschäftigung zu verzeichnen, die Arbeitskraftreserven waren erschöpft und trotzdem konnten Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Konsumgütern nicht ausgeglichen werden. Als auch die Maßnahmen zur massiven Steigerung der Arbeitsproduktivität nicht die gewünschten Effekte hatten, wurde der politischen Führung bewußt, daß die permanente Bevölkerungsabnahme und vor allem die Abwanderung von qualifizierten Arbeitern und Akademikern langfristig zu stoppen ist, was das Gesetz zum Straftatbestand der Republikflucht 1957 verdeutlicht. Der daraufhin zu verzeichnende Wanderungsrückgang, ließ Hoffnung auf eine Beruhigung der Lage aufkommen. Als jedoch 1960 der Abwanderungsstrom wieder anschwillt und in den ersten Monaten von 1961 bereits das 1953er Niveau erreicht,

fällt die Entscheidung zur

Abriegelung der Grenze, die am 13. August mit dem beginnenden Bau der Mauer um Westberlin umgesetzt wird.

Im Westen wurden die Flüchtlingsströme zwar mit offenen Armen empfangen jedoch trotzdem mit Sorge erwartet. Vor allem der Strom der Vertriebenen aus den ehemaligen Gebieten und die frühen SBZ Flüchtlinge stellten ein großes Integrationsproblem dar, daß sich noch bis 1971 nachweisen läßt.19 Jedoch schon Anfang der 50er Jahre, als aus der DDR vorwiegend junge und hochqualifizierte Migranten den westdeutschen Arbeitsmarkt belebten, konnte dieser Humankapitaltransfer20 nur noch positiv gesehen werden. Die Zeit der Restauration, des Wirtschaftswunders und der Wohlstandsteigerung in der BRD ist in hohem Maße auf die Millionen Zuwanderer zurückzuführen. (vgl. mit Fußnote 19)

19

Lüttinger 1986, mehr hierzu im Kapitel 4.2.

20

Geißler 1996

17 3.4

Zusammenfassung

Die Bevölkerungsbewegung im Nachkriegsdeutschland bis 1961 ist geprägt durch Wanderungen von Ost nach West. Zum einen werden Millionen Vertriebener aus den ehemaligen deutschen Gebieten aufgenommen, zum anderen verlegen viele Bewohner der SBZ/ DDR ihren Wohnort in den Westen. Diese Wanderungen hatten verschiedene politische oder wirtschaftliche Motive, waren aber auch durch konkrete Ereignisse und politische Beschlüsse bedingt (z.B. Juni 1953). Die natürliche Bevölkerungsbewegung ist von einem Geburtenüberschuß in beträchtlicher Höhe geprägt. Innerhalb der beiden neu gegründeten Staaten kommt es zu erheblichen Binnenwanderungen, zum einen infolge von Umsiedlungen von Vertriebenen, zum anderen aber aufgrund der hohen Anziehungskraft der Städte, die ein besseres Leben versprachen. Die BRD und DDR zusammen hatten 1950 bereits genauso viele Einwohner wie vor dem Krieg 1939. Die Wanderungen der 50er Jahre ließen die DDRBevölkerung allerdings um über 1 Million auf 17,2 Millionen Menschen schrumpfen und die BRD Bevölkerung

nochmals um 5,5 auf 54 Millionen wachsen. Die Beurteilung der

Wanderungen Im Osten war zunächst positiv, da man sich dadurch allein der Gegner der jungen Republik zu entledigen glaubte. Später jedoch, als die Abwanderung vorwiegend demographisch ungünstige Bevölkerungsteile erfaßte (junge Personen, Qualifizierte, Männer), wurde durch staatliche Maßnahmen versucht, die Wanderungswelle zu stoppen, als dies nichts half wurde die 1961 mit dem Bau der Mauer begonnen, die die Abwanderungen nachhaltig drosselte. Im Westen wurden die Flüchtlingsmassen eher mit Sorge betrachtet, aber auch als Aufgabe angesehen. Die Integration der beruflich qualifizierten Flüchtlinge stellte dabei kein Problem dar, das Überangebot an unqualifizierten Arbeitern auf dem Arbeitsmarkt verhalf zwar vielen Einheimischen zum sozialen Aufstieg, Die vollständige Integration dieser Vertriebenen und Flüchtlinge kann jedoch erst ab der zweiten oder dritten Generation als abgeschlossen gelten.

4 Entwicklungslinien der Sozialstruktur in Ost und West21

In diesem Kapitel soll zusammenfassend die Struktur verschiedener Gesellschaftsbereiche skizziert werden, um den großen Komplex der sozialstrukturellen Veränderungen zwischen 1945 und 1961 abschließend zu vervollständigen. 21

Soweit nicht anders gekennzeichnet: entnommen bei Zorn 1976

18 4.1

Demographische Veränderungen

Die Ausgangssituation hinsichtlich der Geschlechtsstruktur war in beiden Teilen Deutschlands äußerst ungünstig. Männer waren oftmals im Krieg gefallen oder befanden sich noch in Gefangenschaft. Dementsprechend bestand auch der Vertriebenenstrom aus den ehemaligen Gebieten vor allem aus Frauen, Kindern und älteren Menschen22 und belastete die ohnehin schwierige demographische Situation noch mehr. 1946 standen in den westlichen Besatzungszonen 100 Männern 125 Frauen gegenüber, bei den 25 bis 45jährigen waren es sogar 164 Frauen.23 Die Abwanderung der 50er Jahre sorgte dafür, daß die DDR fast die ganzen 40 Jahre ihres Bestehens quantitativ weiblich geprägt war.24 Die Altersstruktur war ebenfalls vom Krieg stark beeinflußt worden, die sich ehemals gleichmäßig verjüngende Pyramide hat tiefe Einschnitte und Kerben erfahren, der Babyboom der Nachkriegsjahre erfordert bis heute starke strukturelle Umschichtungen vor allem im Bildungs-, Versicherungs- und Arbeitssystem. Die selektiven Abwanderungen aus der DDR von vorwiegend jungen Menschen (50% waren jünger als 25 Jahre) und der daraus resultierende Geburtenüberschuß der Zuwanderer sorgten in der BRD für weniger problematische Verhältnisse, während sich in der DDR die Altersstruktur immer weiter nach oben verschob. Eine angespannte Lage brachte auch die Versorgung mit Wohnraum mit sich. 1946 standen in den westlichen Zonen für 13,7 Millionen Haushalte nur 8,2 Millionen Wohnungen zur Verfügung.25 Der stete Zuwanderungsstrom verschärfte hier die Lage noch mehr, während in der SBZ/ DDR durch forcierten Wohnungsbau und durch die Wanderungsverluste eine spürbare Entspannung erfolgte.

4.2

Das Arbeitssystem

Die Flüchtlinge und Vertriebenen stellten für das Arbeitsleben vor allem in der BRD nicht nur eine Belastung dar. Die vielen hochqualifizierten Zuwanderer aus der DDR sorgten zum einen für einen Niveauanstieg in der Berufswelt, zum anderen wurden Zuwanderer aus den

22

Ende 1947 waren unter den Zuwanderern nur knapp ein Drittel Männer (Staritz 1996)

23

Schäfers 1995

24

Staritz 1996

25

Schäfers 1995

19 ehemaligen deutschen Gebieten zumeist mit unqualifizierten und schlechter bezahlten Tätigkeiten betraut, was die Einheimischen schneller in der Hierarchie steigen ließ. Die massive Einwanderung stellte also sowohl einen Antriebsmotor als auch eine Belastung hinsichtlich der Sozialausgaben dar. Die Desintegration von bestimmten Schichten von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt ließ sich noch wenigstens bis 1971 in der BRD nachweisen26, müßte sich aber auch heute noch in der Rentenverteilung bemerkbar machen.

Gewerkschaftsgründungen erfolgten nach dem Krieg in allen vier Zonen, wobei sich in der DDR die Einheitsgewerkschaft Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) etablierte jedoch im Westen nach einem ähnlichen Versuch wieder zu Richtungsgewerkschaften unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) übergegangen wurde.

4.3

Familie, Frau, Jugend

Die Familie erfuhr in beiden deutschen Staaten eine deutliche Absicherung als soziale Einrichtung,

1954

wurde

in

der

BRD

mit

der

Zahlung

von

Kindergeld

als

Einkommenszuschlag begonnen. Die Entwicklung zur Kleinfamilie sorgte im Westen für Probleme bei der sozialen Absicherung der Altengeneration. Die Ehescheidungsraten und die unehelichen Geburten waren im Osten stets höher gewesen. Die völlige Gleichberechtigung der Frau wurde ebenfalls in der DDR viel schneller und umfassender hergestellt, was sich noch bis heute am Frauenanteil am Erwerbsleben bemerkbar macht. Schon 1953 gab es eine erste DDR Ministerin (in der BRD erst 1961). Als Massenorganisationen konnten sich unter Parteieinfluß in der DDR der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) und die Freie Deutsche Jugend (FDJ) etablieren, ähnliche Versuche in der BRD konnten nicht überzeugen.

4.4

Siedlungsstruktur27

Auch nach dem Krieg setzte sich die langfristige Tendenz der Abnahme des primären Sektors fort. Noch 1950 hatten sich die Anteile durch die Zuwanderer zwar in Richtung der

26

Lüttinger 1986

27

Zahlen hierzu bei Lüttinger 1986 und Mackensen 1979

20 Agrargebiete verschoben, jedoch gelten die Verhältnisse schon 1962 als wiederhergestellt. Der Anteil der im primären Sektor beschäftigten Zuwanderer nahm dabei rascher ab als der der Einheimischen, was in der Besitzstruktur begründet liegt. Desweiteren war die fallende Tendenz der Industriearbeitsqoute schon in den 50er Jahren ablesbar, vor allem im Westen zugunsten von Dienstleistungsarbeit. Außerdem hielten industrielle Fertigungsmethoden immer mehr Einzug in der Landwirtschaft. Verstädterung und Landflucht setzten sich in BRD und DDR fort.

4.5

Das politische System

Der Aufbau des neuen politischen Systems war in beiden Staaten zunächst geprägt von der Austilgung des nationalsozialistischen Erbes. Bei der Wiederzulassung von demokratischen Parteien hatte zunächst die KPD in beiden Teilen Deutschlands einen erheblichen Einflußvorsprung, der in den Westzonen jedoch von den Amerikanern und Briten bald gebremst wurde. Aus dem vormaligen Zentrum ging die CDU hervor, an die Stelle der Bayerischen Volkspartei trat die CSU, dem politischen Liberalismus wurde mit der FDP Rechnung getragen. In der SBZ schlossen sich 1946 die KPD und die SPD zur sowjetisch bevorzugten SED zusammen, CDU, die liberale LDPD und die Demokratische Bauernpartei wurden dennoch in dem zentralistischen „Arbeiter- und Bauern-Staat“ geduldet.

Durch das Bundesgrundgesetz wurde die Einführung eines Zweikammersystems in der BRD festgelegt, das dem Bundestag den föderalistischen Bundesrat als zusätzliche Legislative beifügt. In der DDR wurde nur die Volkskammer etabliert, die Länder wurden hier 1952 aufgelöst und Bezirke als administrative Einheiten eingeführt

Die Zeit der völligen Entmilitarisierung endet in der BRD 1951 mit der Aufstellung einer kasernierten Bundespolizeitruppe, des Bundesgrenzschutzes. 1955 begann der Aufbau der Bundeswehr, 1956 kam es zur Wiedereinführung der Wehrpflicht, seit 1960 gibt es einen zivilen Ersatzdienst für Wehrdienstverweigerer. In der DDR setzte die Wiederbewaffnung 1952 mit der Einrichtung einer freiwilligen, kasernierten Volkspolizei ein, die 1956 in Nationale Volksarmee umbenannt wurde. Außerdem werden zwei weitere bewaffnete Verbände gebildet, die SED Kampfgruppen und die paramilitärische Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Die allgemeine Wehrpflicht wir erst 1962 wieder eingeführt.

21 4.6

Die Kirchen

Die Kirchen behielten in beiden Staaten ihre Stellung als Körperschaft des öffentlichen Rechts. In der BRD wurde die starke institutionelle Stellung in bestimmen außerkirchlichen Sozialbereichen gefestigt und sogar ausgebaut. Die großen Kirchengemeinschaften erfaßten auch weiterhin Steuerzugehörigkeit, Taufen, kirchliche Trauungen und Beerdigungen. Im öffentlichen Volksschulwesen hielt sich bis Ende der 60er Jahre das Volksschulprinzip. In der DDR wurde die kirchenfeindliche Einstellung der Regierungspartei in staatlichen Maßnahmen merkbar.

Die

weltliche

Jugendweihe

wurde

der

Konfirmation

entgegengesetzt,

Religionsunterricht wurde 1958 verfassungswidrig und durfte nur noch in kirchlichen Räumen stattfinden.

4.7

Bildung und Wissenschaft

In der Bundesrepublik wurden die Bildungseinrichtungen als Zuteilungsanstalten für Sozialchancen angesehen. Die sozialen Strukturen an den Hochschulen änderten sich dementsprechend kaum, die Reformbedürftigkeit an den überfüllten Universitäten hat sich über Jahrzehnte mit einem kleinen Lichtblick am Ende der 60er Jahre verschleppt. Die Erwachsenenbildung wurde den Gemeinden, den Kirchen und freien Bildungsträgern überlassen.

Forschungsförderung

wird

von

Bund,

Ländern

und

Selbstverwaltungsorganisationen wie der Deutschen Forschungsgesellschaft und der Max Planck Gesellschaft sowie der Fraunhofer Stiftung übernommen. In der DDR gab es Bestrebungen, eine demokratische Intelligenz heranzuziehen und die alte bürgerliche Intelligenz zu ersetzen. Arbeiter- und Bauernkinder wurden bewußt nach dem Klassenstand der Eltern bevorzugt28. Dementsprechend änderte sich auch die soziale Zusammensetzung an den Hochschulen, 1961 waren gut die Hälfte der Studenten Arbeiterund Bauernkinder. Die Erwachsenenbildung in Form der staatlichen Volkshochschule wurde stark ausgebaut, eine Gegebenheit, die die Abwanderungen mit sich brachten und die in späteren Jahren für einen breiten Wissensvorsprung sorgen wird. Forschungsförderung wurde zentral durch die Akademie der Wissenschaften zu Berlin vergeben und maßgeblich durch die SED beeinflußt, die Auftragszuweisung übernahm der Deutsche Forschungsrat beim Ministerrat. 28

Einheitsschulgesetz von 1946

22

Literatur

Duden Fremdwörterbuch. Microsoft LexiRom Version, 1997 Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands: zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer Zwischenbilanz zur Vereinigung. 2., neubearb. u. erw. Auflage. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996 Hahn, André: Geschichte und Szenarien der Übersiedlung, in: Schwarzer, Ralf [Hrsg]: Gesellschaftlicher Umbruch als kritisches Lebensereignis: psychosoziale Krisenbewältigung von Übersiedlern und Ostdeutschen. Juventa, Weinheim 1994 Köllmann, Wolfgang: Bevölkerungsgeschichte 1800 - 1970, in Aubin, Hermann/ Zorn, Wolfgang [Hrsg.]: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2: Das 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart, Klett - Cotta 1976 Lüttinger, Paul: Der Mythos der schnellen Integration: eine empirische Untersuchung zur Integration der Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland bis 1971, in Zeitschrift für Soziologie, Jg. 15, Heft 1, Stuttgart, Enke1986 Mackensen, Rainer: Bevölkerung und Gesellschaft in Deutschland - Die Entwicklung 1945 bis 1978, in Matthes, Joachim [Hrsg.]: Sozialer Wandel in Westeuropa: Verhandlungen des 19. deutschen Soziologentages. Campus, Frankfurt/ Main - New York 1979 Meyers Lexikon. Microsoft LexiRom Version, 1997 Schäfers, Bernhard: Gesellschaftlicher Wandel in Deutschland: ein Studienbuch zur Sozialstruktur und Sozialgeschichte. 6., völlig neu bearb. Auflage. Stuttgart, Enke 1995 Staritz, Dietrich: Geschichte der DDR. erw. Neuausgabe. Frankfurt/ Main, Suhrkamp 1996 Storbeck, Dietrich: Flucht oder Wanderung? - Eine Rückschau auf Motive, Folgen und Beurteilung der Bevölkerungsabwanderung aus Mitteldeutschland seit dem Kriege, in Soziale Welt, Jg. 14. Baden-Baden, Nomus 1963 Zorn, Wolfgang: Sozialgeschichte 1918-1970, in Aubin, Hermann/ Zorn, Wolfgang [Hrsg.]: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2: Das 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart, Klett - Cotta 1976