Deutsch

Fallstudie IGS Bonn-Beuel / Deutsch ________________________________________________________________________________________________ OECD/CERI ICT PR...
Author: Imke Müller
1 downloads 3 Views 422KB Size
Fallstudie IGS Bonn-Beuel / Deutsch ________________________________________________________________________________________________

OECD/CERI ICT PROGRAMME ”ICT and the Quality of Learning”

A Case Study of ICT and School Improvement durchgeführt vom 24. bis 27. Okt. 2000

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Grünwald bei München

Dr. Uwe Haass, Team Leader Franziska Seeber Ulrike Weininger

Inhaltsverzeichnis Overview...............................................................................................................................................3 Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ..................................................................... 4 Pädagogische Innovationen ..................................................................................................................... 5

The Past ...............................................................................................................................................5 Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ..................................................................... 5 Pädagogische Innovationen ..................................................................................................................... 7

The Present ..........................................................................................................................................8 Evaluation of Change............................................................................................................................... 8 Diffusion Patterns............................................................................................................................................8 Staff development & Involvement ................................................................................................................11 Role of Leadership ........................................................................................................................................13 ICT-Innovation Connections .........................................................................................................................14

Outcomes................................................................................................................................................. 17 ICT Infrastructure..........................................................................................................................................17 Effectiveness .................................................................................................................................................19 Academic Rigour...........................................................................................................................................24 Equity ............................................................................................................................................................25

Projections .............................................................................................................................................. 27 Sustainability and Scalability ........................................................................................................................27

Conclusion to the Hypotheses ...........................................................................................................29 Projection to the future and extension to other schools ..................................................................31 Appendix A: Methodology.................................................................................................................32 Appendix B: ICT Practices Survey for Teachers .............................................................................33 Appendix C: List of References ........................................................................................................35

2

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Overview Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Bonn-Beuel ist eine staatliche Schule, die innerhalb des Stadtgebietes Bonns im Stadtteil Beuel liegt. Sie befindet

sich

im

Bundesland

Nordrhein-

Westfalen. Die Schule umfasst die Klassen fünf bis dreizehn. Schüler der Haupt- und Realschule sowie

des

Gymnasiums

werden

in

dieser

Gesamtschule gemeinsam innerhalb einer Klasse unterrichtet. Die Schule ist eine Ganztagsschule.

Abbildung 1: Schulgebäude

Seit 1985/86 gibt es Integrationsklassen, in denen fünf behinderte und zwanzig nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Im Schulgebäude ist eine Stadtteilbibliothek untergebracht, die die Schüler benutzen können. Die Schule ist weit hinaus über die Grenzen der Stadt bekannt, weil sie viele Preise für innovative Projekte und ihr pädagogisches Arbeiten gewonnen hat, u.a. den 1. Preis für den Wettbewerb Qualität schulischer Arbeit 2000. 1998 war die Schule Preisträger beim NRW-Förderpreis Schulen online 98 der Zeitschrift Chip. Auf internationaler Ebene erhielt die Schule 1996/97 für ein InternetProjekt bei dem Europäischen Wettbewerb für Multimedia Bildungssoftware der Europäischen Union den 3. Platz. Die Schule nahm 1997 bei Schulen ans Netz teil. Durch die dort erhaltenen Mittel konnte sie sich einen Apple Computerraum einrichten und ist Apple Modellschule geworden. Im August 1998 wurde die IGS Bonn-Beuel Microsoft-Partnerschule. Seit 1999 ist sie überdies hinaus BertelsmannMedienschule. Damit ist sie eine von zwölf deutschen Schulen, die als besonders innovativ im Umgang mit Neuen Medien beurteilt werden (vgl. APPENDIX C) Auf die Schule gehen 1351 Schülerinnen und Schüler1, wovon 60 sonderpädagogischen Förderbedarf haben. Das soziale Einzugsgebiet der Schule ist ein "Querschnitt durch die Bevölkerung der Stadt" (Schulleiter). Die durchschnittliche Klassengröße liegt bei dreißig Schülern pro Klasse. An der Schule unterrichten 125 Lehrkräfte, deren Durchschnittsalter bei Ende vierzig liegt. Die Zufriedenheit im Lehrerkollegium mit der Schule wurde stets als sehr hoch bezeichnet. Auch betonten Schüler, Eltern, Lehrer und der Schulleiter immer wieder, dass die Schule sehr beliebt sei.

3

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Als ein Kennzeichen für die Beliebtheit der Schule sieht der Schulleiter die hohe Bewerberzahl von Schülern für die Schule. An der IGS Bonn-Beuel war auf Grund ihrer besonderen Schulform und Geschichte stets innovatives Arbeiten anzutreffen. Das hatte seinen Grund darin, dass Gesamtschulen in ihrer Entstehungszeit in Deutschland viele Gegner hatten und die Schulen qualitative Nachweise erbringen mussten. Lehrer wechselten freiwillig und in der Absicht etwas zu bewegen an die Gesamtschule Bonn-Beuel. Dadurch hat sich seit der Schulgründung 1978 eine gute Atmosphäre der Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern und Eltern entwickelt. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) Im Folgenden werden Aspekte der Nutzung von IKT beschrieben. In Anbetracht der Größe der Schule und der häufig stattfindenden Projekte ist ein vollständiger Überblick nicht möglich. An der Schule werden regelmäßig Projekte mit IKT durchgeführt. Für die Schüler der sechsten Klasse wird eine Woche lang ein Projekt angeboten, dessen Ziel es ist, den Schülern Textverarbeitung beizubringen. In der achten Klasse gibt es für alle Schüler eine Woche lang ein Zeitungsprojekt im Deutschunterricht. Auch hier sollen Grundkenntnisse von Textverarbeitung und Grafikprogrammen vermittelt werden, damit die Schüler ein Zeitungslayout gestalten können. Es existiert eine Schülerfirma, in der Schüler alte, defekte Computer reparieren und diese billig verkaufen. Weitere Medienprojekte, wie eine Ausbildung von Computerlotsen in Kooperation mit der Wirtschaft, die vor zwei Jahren stattfand, oder eine Menschenrechts-AG, die das Internet für ihre Verbreitung nutzt, werden nur aufgezählt. Hervorzuheben ist der Modellversuch der Bezirksregierung Köln: Kommunizieren, Informieren, Recherchieren, Produzieren, Präsentieren (KIRPP), an dem eine fünfte Klasse der IGS Bonn-Beuel von Sommer 1998 bis Sommer 2000 teilnahm. In dem Modellversuch ging es darum, zielgerichtet den Einsatz Neuer Technologien zu erproben und neue Unterrichtsmodelle zu entwickeln. Neue Medien wurden in der KIRPP-Klasse vor allem in den Fächern Religion und Gesellschaftslehre (GL = Politik, Erdkunde, Geschichte) verstärkt eingesetzt und verschiedene Medienprojekte innerhalb der Klasse durchgeführt: So wurde z.B. im Unterricht die Planung eines Spielplatzes und dessen Gestaltung im Rahmen der Agenda 21 mit den Schülern erarbeitet. Die Ergebnisse wurden mit HTML im Internet dokumentiert und ein 3D Modell entworfen. Auch ein Fotoroman wurde mit einer Digitalkamera angefertigt, der in das Internet gestellt werden soll. Profitiert haben die Schüler der KIRPP-Klasse in zweierlei Hinsicht: Zum einen infrastrukturell, da alle Schüler, auch sozial schwächere, bereits Weihnachten 1998 von ihren Eltern die Möglichkeit einer

1

Für die Formulierung: "Schülerinnen und Schüler" und "Lehrerinnen und Lehrer" wird in diesem Bericht "Schüler" bzw. "Lehrer" verwendet, was beide Geschlechter einbezieht und nicht diskriminierend gemeint sein soll.

4

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

PC-Nutzung und eines Internetzugangs zu Hause bekamen. Zum anderen erhielten die Schüler eine intensive informationstechnische Grundbildung. Pädagogische Innovationen Eine Auswahl der pädagogischen Innovationen soll im Folgenden genannt werden: Vor allem muss der starke Einbezug der Eltern in die Schularbeit betont werden. Mindestens fünfzig bis sechzig Eltern helfen derzeit aktiv und engagiert in der Schule mit, z.B. in der Betreuung der Cafeteria oder in der Elternmitverwaltung. Die Elternmitarbeit ist ein wesentliches Kriterium für die Aufnahme der Kinder an der Schule. Eltern gaben an, Spaß an der Mitarbeit in der IGS Bonn-Beuel zu haben. In der fünften Klasse gibt es seit sieben Jahren eine Unterrichtseinheit Gesundheitserziehung, die auf einem schulweiten Programm basiert und ständig überarbeitet wird. In der elften Klasse findet über das Schuljahr hinweg ein Methodentraining statt. Ziel ist es, das selbstständige Lernen der Schüler zu verstärken und zu fördern. Die IGS Bonn-Beuel hat ein fächerübergreifendes, naturwissenschaftliches Curriculum (NW-Curriculum) erarbeitet. Die Schüler haben von der sechsten bis zur achten Klasse das Fach Naturwissenschaften. In diesem Unterrichtsfach werden fächerübergreifend Biologie, Chemie und Physik unterrichtet. Ein Lehrer unterrichtet alle drei Fächer. Gerade die durch diese Projekte häufig vertretene Form der Gruppenarbeit und die ganztägige Betreuung der Schüler wird von den Eltern positiv hervorgehoben. Zudem wiesen alle Interviewten mit Nachdruck auf den integrativen Charakter der IGS Bonn-Beuel hin. Sowohl die Integration von Behinderten als auch die Heterogenität in der Herkunft von Schülern wurde als Stärke der Schule hervorgehoben, die Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen begrüßen.

The Past Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) Vor allem eine Mathematiklehrerin war maßgeblich an der Einführung Neuer Medien an der IGS Bonn-Beuel beteiligt. Auf einer Schulkonferenz 1996 hatte sie für die Neuen Medien geworben und durch einen Konferenzbeschluss den Weg dafür geebnet, dass die Schule sich offiziell das Ziel setzte, den Bereich Neue Medien stärker zu fixieren. IKT sollte stärker in den Lernprozess integriert und die Computerausstattung weiter vorangetrieben werden. Die Lehrerin begann Projekte mit Neuen Medien in der Schule und im Unterricht zu integrieren. Kurz nachdem der neue Schulleiter 1996/97 an die IGS Bonn-Beuel gekommen war, verließen die Lehrerin und ein eng mit ihr kooperierender Kollege die Schule auf Grund einer neuen Stelle. Nach dem Weggang dieser Kollegen 5

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

kam es zu einer kurzen Zeit der Stagnation in der Einführung Neuer Medien. Ein Lehrer begründet diese Situation mit: "Es fehlte Geld". Vor dem Antritt des jetzigen Schulleiters war die IGS Bonn-Beuel fünf Jahre lang ohne Schulleitung. Der Schulleiter spricht von einem "Reformstau", den er antraf, und führte auf Grund dessen zu Beginn seiner Amtszeit eine Bestandsaufnahme durch. Schüler, Eltern und Lehrer sollten über die Schule notieren: "was so bleiben soll, wie es ist", und "was sich ändern soll". Die gesammelten Ergebnisse wurden von einer Steuerungsgruppe, bestehend aus zwölf Lehrern und zwei externen Moderatoren ausgewertet. Es wurde unter anderem der Schwerpunkt Neuen Medien betont und die Grundlage für eine Weiterentwicklung an der Schule gelegt. Fehlte es vorher an Geldern, um die Entwicklung von IKT an der Schule voranzutreiben, bemühte sich der Schulleiter von nun an massiv darum, Gelder und Sponsoren zu akquirieren. Und dann habe ich mich darum gekümmert, Geld und Sachmittel zu beschaffen. Ich habe akquiriert, Projektanträge gestellt, Klinken geputzt, Menschen kennen gelernt, hier und da Fäden gesponnen. .... Da muss man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle mit den richtigen Menschen sprechen. (Schulleiter)

Wichtig scheint hier zu betonen, dass der Schulleiter bei dieser Akquise Wert darauf gelegt hat, nicht nur im IKT-Bereich Sponsoren, Gelder und Materialien zu werben. Dennoch ist der IKTBereich am stärksten gewachsen. Von politischer Seite erhielt die IGS Bonn-Beuel wenig Gelder, um die Ausstattung in der Schule voranzutreiben. Auf Grund der durch die Bemühungen des Schulleiters vorhandenen Mittel begann eine Gruppe von drei bis vier Lehrern und ein Haustechniker, die infrastrukturelle Ausstattung von IKT weiter voranzutreiben. Es entstanden Computerräume und die Verwaltung wurde mit IKT ausgestattet. Die Internetvernetzung der Schule begann 1997. Der Haustechniker der Schule war maßgeblich an der Vernetzung mitbeteiligt. Er wurde unterstützt von heute noch engagierten Lehrern, von Schülern und einem Vater. Die Vernetzung wurde schrittweise, auch in den Sommerferien, weiterbetrieben. Die Umsetzung des KIRPP-Projektes übernahmen ein sehr engagierter Lehrer und seine Kollegin, die die Bereitschaft zeigten, dieses Modellprojekt mit ihrer fünften Klasse durchzuführen. Der Lehrer wechselte vor vier Jahren bewusst an die IGS Bonn-Beuel mit "dem ausdrücklichen Willen, hier die Medien mit zu entwickeln." (Lehrer) Er ist vor allem um pädagogische Konzepte für die Neuen Medien an der Schule bemüht. Im Jahr 2000 gab es in Nordrhein-Westfalen erstmals Lehrpläne für die Gesamtschulen, durch die in der Sekundarstufe I und II die Nutzung Neuer Technologien im Unterricht vorgeschrieben wurde. Auf Grund dessen sind seit diesem Schuljahr in der elften Klasse in Mathematik Tabellenkalkulation und in der fünften und sechsten Klasse in Deutsch Basisqualifikationen der Textverarbeitung in 6

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

den Unterricht integriert. Über die Umsetzung des Lehrplans sagt der Schulleiter jedoch: "Aber das ist nicht so, dass ich jetzt sagen könnte, das hat auch wirklich jeder gemacht. Dafür ist es noch nicht genug in der Breite. Aber viele." (Schulleiter) Als ein großes Problem bei der Einführung Neuer Medien an der IGS Bonn-Beuel ist der hohe Arbeitsaufwand der involvierten Lehrer zu bezeichnen, den die Lehrer bereit waren für die Weiterentwicklung von IKT an der IGS Bonn-Beuel aufzubringen. Einer dieser engagierten Lehrer merkte darüber an: "Ja, eine negative Auswirkung, ich sehe meine Familie sehr selten." Ein weiterer sehr aktiver Lehrer meint hierzu: "Das ist mit keinem Lehrerdeputat mehr abdeckbar, was da an Zusatzarbeit geleistet wird.“ Pädagogische Innovationen Mit der Entwicklung des Gesamtcurriculums für den naturwissenschaftlichen Unterricht wurde vor ungefähr fünf Jahren begonnen. Eine Gruppe sehr engagierter Lehrer war maßgeblich für die Organisation und Umsetzung des NW-Curriculums verantwortlich. Das Curriculum wurde stetig erweitert, um gezielt festzulegen, welches Fach, wann, wie und in welchem Ausmaß unterrichtet werden sollte. Dieser Diskussionsprozess fand in der Schule statt und verlief laut Aussagen von Lehrern nicht immer ohne Probleme, weil Vertreter eines Faches versuchten die eigenen Interessen durchzusetzen. In einem systematischen Austauschsprozess innerhalb der IGS Bonn-Beuel wurde das neue Curriculum entlang den Erfahrungen im Unterricht, überarbeitet, neu erprobt und eine Unterrichtsobligatorik festgelegt. Dies wurde in einer Lehrplangruppe, bestehend aus Vertretern nordrheinwestfälischer Gesamtschulen, weiter diskutiert, an der auch ein Lehrer der IGS Bonn-Beuel teilnahm. Vor zwei Jahren nahm das Ministerium den so entwickelten Lehrplan an und überarbeitete ihn. Seit einem Jahr gilt der NW-Lehrplan offiziell an Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen. Eines der größten Probleme bei der Einführung des naturwissenschaftlichen Gesamtcurriculums ist, dass Lehrer, die ansonsten nur das Fach Chemie, Biologie oder Physik unterrichteten, nun alle drei Fächer unterrichten müssen. Dies beinhaltet einen enorm hohen, zusätzlichen Arbeits- und Zeitaufwand für die Lehrer, da sie sich den Unterrichtsstoff der anderen Fächer selbst aneignen müssen. Mit diesem zusätzlichen Aufwand sind extreme Belastungen verbunden. Nach Aussagen von Lehrern seien nicht alle Kollegen bereit, diese auf sich zu nehmen. Zudem wurde erzählt, dass es Lehrer gäbe, die sich nicht kompetent genug fühlten, in einer höheren Klasse fachfremd zu unterrichten, weil sie das Fach nicht studiert haben.

7

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Gab es anfänglich das Problem, dass die Lehrer z.T. unterschiedlich unterrichteten, kann dies durch die Festlegung des Curriculums inzwischen ausgeschlossen werden. Wozu jedoch ein Lehrer meinte: "Ob das am Schluss letztendlich so ist, wird man noch sehen."

The Present Evaluation of Change Diffusion Patterns Die Einführung von IKT wurde von einer Lehrerin initiiert. Eine kleine Gruppe begann die Entwicklung weiter voranzutreiben. Der Informationsfluss zwischen den wenigen, gut qualifizierten Lehrern und den anderen Kollegen fehlte. Es kam zu einer Stagnation, als die Hauptinitiatorin die Schule verließ. Mit Kommen des Schulleiters wurde eine neue kleine Gruppe von Lehrern aktiv, die sich um die Verbreitung von IKT bemühte. Es wurden wenig Widerstände berichtet. Lehrer, die sich früh auf Innovationen einlassen, zeigen eher die Bereitschaft sich und ihr Tun in Frage zu stellen und Neues auszuprobieren. Eine schulweite Verbreitung ist noch nicht realisiert.

IKT Die Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien an der IGS Bonn-Beuel wurde von einer Mathematik- und Informatiklehrerin angeregt. Anfangs wurde die Innovation nur von einer sehr kleinen Gruppe getragen, in der überwiegend Lehrer vertreten waren, die naturwissenschaftliche Fächer unterrichteten. Von mehreren Personen wurde berichtet, dass es in der Anfangszeit Schwierigkeiten gab: Da waren mehr oder weniger zwei Gruppen. Die eine Gruppe, die kleinere, das waren die Insider. Die wussten, worum es geht, wie die Technik und das Ganze zu handhaben waren. Die waren in gewisser Weise privilegiert. Und der Rest schaute teilweise neidisch auf diese Gruppe und konnte nichts damit anfangen. Das lag vielleicht daran, dass die nicht auf diesem Stand waren, wie halt diese Gruppierung, die an entsprechenden Fortbildungsund Informationsveranstaltungen teilgenommen hatte. Jedenfalls war das eine an und für sich mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft, die m. E. nicht bereit war, die Information oder die Kenntnisse weiterzugeben. Das gab gewisse, ja, nicht Konflikte, aber es gab gewisse Reibungspunkte. (Haustechniker)

Auch eine Lehrerin erzählte: "Zwischenzeitlich hatten wir im Lehrerzimmer eine Zwei-KlassenGesellschaft". Sie spricht von den Lehrern, die mit Computern umgehen konnten und denjenigen, die das nicht konnten. Erst der Weggang der ersten Initiatorin und das Kommen des neuen Schulleiters führten dazu, dass eine Weiterentwicklung von IKT an der IGS Bonn-Beuel vorangetrieben wurde. Hierbei spielt das Engagement des Schuleiters eine entscheidende Rolle. Durch die finanziellen und materiellen Ressourcen, die er für die Schule beschaffte, scheint er auf eine kleine 8

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Gruppe von Lehrern motivierend gewirkt zu haben. In "einem überschaubaren, kleinem Team“ (Lehrer) begannen sie die Entwicklung von IKT an der IGS Bonn-Beuel voranzutreiben. Dieses Team bestand aus einem Informatiklehrer, einer Biologie- und Erdkundelehrerin, einem Physiklehrer, einem Englisch- und Sportlehrer, einem Geschichtslehrer, einem Bürokundelehrer und einem Religionslehrer. In den folgenden Jahren gab es erste hausinterne Fortbildungen, die versuchten, eine größere Anzahl von Lehrern zu erreichen. Durch diese Fortbildungen wurden erste IKTFertigkeiten unter den Lehrern verbreitet und Ängste abgebaut. Obgleich in der IGS Bonn-Beuel die Infrastruktur eine schnelle Implementierung fand, ist der Einsatz Neuer Medien in Unterricht und Projekten noch nicht weit verbreitet. Während der Schulleiter meint, "dass inzwischen zwei Drittel etwa des Kollegiums in der Lage sind, IKT im Unterricht einzusetzen. Und vielleicht die Hälfte von ihnen es mehr oder weniger regelmäßig tatsächlich tut" , erzählt ein Lehrer: "Es gibt zwei, drei Kollegen, die solche Projekte machen oder auch ein paar mehr. ... Aber insgesamt ist es noch hier so die Anfangsphase." Weiter erzählt dieser Lehrer: "Wenn ich mal schätzen sollte, wie viele das im Unterricht wirklich einsetzen den PC, sporadisch, also nicht regelmäßig, sondern meinetwegen einmal im Halbjahr, würde ich sagen, so 30 %. Aber das ist eine sehr ungenaue Schätzung." Schüler außerhalb der KIRPP-Klasse und ein Vater erzählten, dass der IKT-Einsatz im Unterricht an der IGS Bonn-Beuel noch nicht sehr fortgeschritten sei. Also, ganz pragmatisch würde ich im Moment sagen, es ist mir sogar eher noch ein bisschen zu wenig, weil einfach noch zu wenige Kolleginnen und Kollegen das tatsächlich als Chance annehmen. Sondern es ist einfach auch von ganz vielen noch eine Blockade, weil es eine zusätzliche Belastung ist. ... Solange die Mehrheit das nicht wirklich auch als Chance begreift, solange wird es sicherlich auch nicht so schnell vorangehen, wie wir das im Moment entworfen haben. (Vater)

Dennoch betonten mehrere Lehrer, auch Lehrer, die bisher nicht mit IKT im Unterricht gearbeitet haben, dass die Neuen Medien zu präsent seien, als dass eine dauerhafte Verweigerung möglich wäre. Eine Breitenwirkung im Kollegium, was Medieneinsatz und -nutzung betrifft, sei bereits dadurch gegeben, dass Lehrer in großer Zahl für die Unterrichtsvorbereitung zu Hause PCs nutzen würden. (vgl. Appendix B; Tabelle 2) Bezüglich der Neuen Medien befindet sich die Schule noch "in einem Entwicklungsprozess" (Lehrerin). Widerstände Der Schulleiter berichtet von wenig Widerständen an der Schule gegen die Implementierung von IKT und innovative Projekte. Dennoch erzählte eine Lehrerin über das Zeitungsprojekt in Deutsch: "Ja, da gab es viele Widerstände, jedenfalls bei dem Deutschprojekt, ... alle Deutsch-Kolleginnen ... haben gesagt: "Das klappt ja sowieso nicht." Das war unheimlich zeitaufwendig und es kam wirk9

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

lich gar nichts raus, und da gab es ganz viele Widerstände." (Lehrerin) Diese Widerstände seien inzwischen überwunden. Es wurde eine "eher skeptische Grundhaltung bei Teilen des Kollegiums" (Lehrer) gegen IKT angesprochen, die darauf basiere, dass es "sehr wenig durchdachte, reflektierte und erprobte pädagogische und didaktische Konzepte" (Lehrer) gäbe. Zudem wurde auch der zeitliche Mehraufwand als Grund für mangelndes Engagement genannt. Das KIRPP-Projekt rief bei anderen Lehrern durch die positive Resonanz in der Öffentlichkeit und die unvergleichbar gute Ausstattung Neid und Konkurrenzdenken hervor. Widerstand bei den Eltern gab es gegen das KIRPP-Projekt nicht. Früh-/Spätadaptierer Charakteristisch für die Frühadaptierer ist, dass vor allem Geisteswissenschaftler begannen, Neue Medien im Unterricht einzusetzen. So behauptet ein Lehrer über den Einsatz von IKT im Unterricht: "das hat mit den Naturwissenschaften überhaupt nichts zu tun." Als ein Charakteristikum für Lehrer, die sich auf Innovationen einlassen, erwähnte ein Lehrer die Bereitschaft, sich und sein Tun in Frage zu stellen. Dafür sei eine gewisse Frustration über die eigene Arbeit notwendig, sodass eine Auseinandersetzung mit dem Status Quo beginne, die Veränderungen mit einschließe. Viele Lehrer nannten eine größere Offenheit für Neues als Eigenschaft von innovativen Lehrern. Ein Charakteristikum der Lehrer, die eher zu den Spätadaptierern an der IGS Bonn-Beuel gezählt werden können, scheint zu sein, dass sie sich generell skeptischer dem Medium Computer und Internet nähern. Sie hinterfragen es und sehen sich die Vor- und Nachteile differenziert an. Auch wurde Ärger über die gewichtigen Betonung von IKT an der IGS Bonn-Beuel geäußert. Diese Lehrer wollen den Computer nicht "zur Religion“ (Lehrerin) erheben, sondern sehen ihn nur als "Hilfsmittel“ (Lehrerin). Des Weiteren fürchten sie, dass durch eine Überbewertung andere Aspekte des Lernens und Lebens vernachlässigt werden. Viele Erwachsene und auch Schüler glauben wirklich nur noch, sich alles über diese Neuen Medien erschließen zu können. Sie vergessen, dass wir auch noch andere Sinne haben, dass wir auch Dinge schmecken können, dass wir Dinge begreifen können, dass wir selbst agieren können, fühlen können. Und das bleibt mir im Moment zu sehr außen vor. (Lehrerin)

Die skeptischen Lehrer befürchteten den Verlust von zwischenmenschlichen Beziehungen und Kommunikation bei Schülern durch Neue Medien. Auffallend war, dass sich überwiegend Frauen in den Interviews skeptisch äußerten. Obgleich diese Lehrer IKT kritisch gegenüberstanden, arbeiten sie mit Neuen Medien und bemühen sich, diese in ihren Unterricht zu integrieren. Differierende Meinungen existieren über das Alter als eine ausschlaggebende Variable für die Adaption von Innovationen. Es gab Lehrer, die meinten die Arbeit mit IKT würde von Lehrern höheren Alters eher 10

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

verweigert, andere wiederum lehnten diesen Zusammenhang ab und gaben die "grundsätzliche Einstellung zur Schule" (Lehrerin) als ausschlaggebende Variable für Innovationsbereitschaft an. Staff development & Involvement Die Schule bevorzugt die schulinterne Fortbildung. Eine erste Verbreitung von IKT-Fertigkeiten konnte dadurch erreicht werden, die aber nicht umfassend und breit genug ist. Es fehlt noch die konkrete Vermittlung der Information, wie IKT im Unterricht eingesetzt werden kann. Überwiegend haben sich die Lehrer selber fortgebildet.

IKT Vor einigen Jahren wurde an der Schule eine allgemeine Internet Schulung für Lehrer von außerschulischen Experten durchgeführt. Über diese Schulung erzählt der Schulleiter, es hätte wenig positive Rückmeldungen gegeben. Zwei Lehrer, die vor dem derzeitigen Technischen Berater für die Technische Wartung in der Schule zuständig waren, haben an einer externen Novelschulung umsonst teilnehmen können. Über externe Fortbildungen wurde erzählt, dass diese häufig zu unspezifisch für Lehrer seien und es daher nicht zu einer Anwendung des Wissens im Unterricht käme. Zudem würde der Kenntnisstand der teilnehmenden Personen oft nicht berücksichtigt. Auf Grund dieser Schwierigkeiten mit außerschulischen Fortbildungen, sind die Lehrer an der Schule zu einem "Co-Teaching" (Schulleiter) übergegangen. Die interne Fortbildung über schuleigene Experten wird präferiert. Einige Lehrer, die im Bereich Neue Medien engagiert sind, geben schulinterne Fortbildungen für interessierte Kollegen. Auf Grund des Lehrplans ist es notwendig, dass alle Mathematiklehrer der elften Klasse mit der Software Excel umgehen können. Zwei Mathematiklehrer, die ausreichende Kompetenzen aufweisen, führen derzeit schulinterne Fortbildungen für ihre Kollegen durch. Laut einer Umfrage der Bertelsmannstiftung (in: SCHRÖDER 2000) haben sich 80 % der Lehrer an der IGS Bonn-Beuel schulintern fortgebildet. Viele Lehrer und der Schulleiter haben sich ihr Wissen im IKT Bereich autodidaktisch angeeignet, laut dieser Bertelsmann-Umfrage ungefähr 75 %. Der Großteil der Lehrer kann vor allem mit Textverarbeitungsprogrammen umgehen, ansonsten sind die IKT-Fertigkeiten noch nicht sehr hoch. Im Sommer 2000 gab es eine Einführung für die Lehrer der Schule in das Netzwerk und über die Nutzungsmöglichkeiten der Klassencomputer. Allerdings fand bisher keine Fortbildung darüber statt, wie der Computer konkret im Unterricht einzusetzen ist: "Die weitere Fortbildung wäre jetzt inhaltlicher Art in den einzelnen Fächern. "Wie geht man damit um?" "Wie setze ich das im Unterricht ein?" (Lehrer) In der bereits erwähnten Bertelsmann-Umfrage hat sich gezeigt, dass ungefähr 65 % der Lehrer Fortbildungswünsche im gesamten Anwendungsbereich, begonnen mit Textverarbeitung über Ta11

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

bellenkalkulationen, Präsentationen und Webseiten-Erstellung, haben. Ungefähr 30 % der Lehrer gaben an, keine Fortbildungswünsche bezüglich Neuer Medien zu haben. Ein informelles Unterstützungssystem existiert vor allem seit diesem Sommer an der IGS BonnBeuel. Aufgrund einer Forderung von Lehrern kam es zu der Abmachung, dass der Technische Berater in allen Pausen im Lehrerzimmer anzutreffen ist und damit bei Problemen und Fragen bezüglich IKT zur Verfügung steht. Ferner begleiten der Technische Berater oder ein Informatiklehrer die Kollegen zur Unterstützung bei Unsicherheiten im Umgang mit IKT in den Unterricht. Beide Unterstützungsformen beschrieben vielen Lehrern als sehr hilfreich. Mit Hilfe dieses Unterstützungssystems werden Lehrer ermutigt und ihnen Ängste genommen. Das könnte förderlich für die weitere Verbreitung von IKT-Fertigkeiten unter den Lehrern der IGS Bonn-Beuel sein. Derzeit führt der Technische Berater keine Fortbildung an der Schule durch. Eine gezielte Einführung für neue Lehrer in die Fertigkeiten und den Einsatz mit IKT gibt es an der Schule nicht. Lehrer, die eine schulinterne Fortbildung geben, erhalten hierfür in der Regel Entlastungsstunden durch den Schulleiter, aber keine Vergütung. Externe Schulungen müssen die Lehrer meistens selbst bezahlen. Pädagogische Innovationen Im naturwissenschaftlichen Bereich wird eine flächendeckende Fortbildung aller naturwissenschaftlichen Lehrer angestrebt. Einmal im halben Jahr wird eine schulinterne Fortbildung angeboten, in der gezeigt wird, wie fachfremd unterrichtet werden kann. Begonnen wurde bereits vor einigen Jahren mit konkreten Fortbildungen für einzelne Kollegen. Diese Fortbildungen wurden nachmittags in der Schule von Lehrern aus den Naturwissenschaften durchgeführt, die durch den Schulleiter dafür ein bis zwei Entlastungsstunden erhielten. Dennoch mussten die Lehrer sich über die Fortbildungen hinaus viele der Inhalte für das NW-Curriculum autodidaktisch erarbeiten. Die NW-Lehrer aus den naturwissenschaftlichen Fächern erzählten, dass sie ein sehr gutes informelles Unterstützungssystem hätten, was durch den guten kollegialen Umgang miteinander begründet sei. In den Naturwissenschaften fanden inzwischen erste Fortbildungen über den Einsatz von IKT im Unterricht für die Lehrer statt. So wurde in den Umgang mit dem Beamer eingewiesen, zwei, drei Lernprogramme für die Physik vorgestellt und eine Hyper-Text Fortbildung durchgeführt.

12

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Role of Leadership Die Rolle des Schulleiters ist durch Offenheit für Neues gekennzeichnet. Er unterstützt ein innovatives Milieu, in dem Veränderungen befürwortet werden. Vor allem die Transparenz für alle, innerhalb der Organisation Schule ablaufenden Vorgänge, und das persönliche Engagement für seine Lehrer sind innovationsfördernd.

Die Innovationen an der IGS Bonn-Beuel erfahren und erfuhren durch den Schulleiter sehr große Unterstützung und Förderung. Vor allem seine Fähigkeiten, Fördergelder und Sponsoren für die Schule zu akquirieren und sich massiv dafür einzusetzen, sind hervorzuheben. Damit ist eine finanzielle und materielle Grundlage für die Innovationen an der Schule geschaffen worden, die notwendig ist. Eine weitere Komponente, die bei der Implementierung von Innovationen an der IGS Bonn-Beuel wichtig erscheint, ist das Verständnis von Schulgestaltung des Schulleiters: "Wer Schule gestalten will, wird gefördert, und wer so weiterarbeiten will wie bisher, wird nicht behindert." (Schulleiter) Dies beinhaltet für den Schulleiter, dass er allen Lehrern, die Gestaltungs- und Innovationsgedanken haben, die Möglichkeit gibt, diese in der Schule auszuprobieren und umzusetzen. "Innovatives Verhalten wird hier systematisch unterstützt durch Machenlassen und, wenn es denn nötig ist, durch ganz schnelle Finanzierung." (Lehrer) Der Schulleiter wurde als Förderer für die Innovationen und ihre Entstehung beschrieben, sein persönliches Engagement und die Offenheit und Unterstützung hoben viele Lehrer positiv hervor, die sich dadurch in ihren Leistungen anerkannt und bestärkt fühlen. Ein Kennzeichen des Schulleiters ist die positive Art, in der er über seine Kollegen spricht. Sein gesamtes Kollegium beschreibt er als "ungewöhnlich engagiert". Er bemüht sich sehr um sein Kollegium, indem er z.B. Lehrer auf ihre Belastungsgrenzen aufmerksam macht. Zudem versucht er Anreizsysteme für sehr engagierte Lehrer zu schaffen. So hat er sich bei einem Lehrer dafür eingesetzt, dass dieser eine Koordinationsstelle für Neuen Medien an der Schule und damit "ein höherwertiges Amt" (Schulleiter) erhält. Für einzelne Lehrer hat der Schulleiter Entlastungsstunden geschaffen, um sie für ihre Mehrarbeit im Bereich Neue Medien oder pädagogische Innovationen zu entschädigen. Die Anreizsysteme müssen zur Verfügung gestellt werden. Hier gibt es eine ganze Reihe von sehr glücklichen Umständen, die das mit den Anreizsystemen ermöglicht, jedenfalls in dem Rahmen, der leider nur zur Verfügung steht. Ich hätte gern mehr Geld. Ich hätte gern die Möglichkeit, Zulagen auf Zeit zu bezahlen, das geht leider nicht. (Schulleiter)

Wichtig ist dem Schulleiter, sein Kollegium zu motivieren. Er betont seine Aufgabe als Moderator im Innovations- und Schulgeschehen.

13

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Ein letzter Faktor für die Gewährleistung und Ermöglichung von Innovation an der IGS BonnBeuel durch den Schulleiter ist die Transparenz, um die er sich bemüht. Bei jeder Innovation gibt es einen Sündenfall, den die Schulleitung nicht begehen darf. Nämlich, den Mangel der Transparenz. Also, es ist hier alles möglich, solange jeder das Gefühl hat, er oder sie könne zu jedem Zeitpunkt in das Geschehen eingreifen. Entweder; steuernd, sich mitbeteiligend, Ziele definierend oder auch nur beobachtend. Aber für jeden muss die Chance bestehen, dies zu tun. Dann geht das alles in Frieden. (Schulleiter)

Diese Transparenz habe er auf Grund von Erfahrungen lernen müssen, weil durch die Nichtbeachtung Widerstände gegen die Innovation entstanden. Vor allem seien persönliche Gespräche erforderlich. Es sei nicht ausreichend, Termine über Sitzungen schriftlich bekannt zu geben. "Also, jede Pause, die ich nicht im Lehrerzimmer bin und die ich nicht als Ansprechpartner zur Verfügung stehe, und jedes Gespräch, das ich nicht von mir aus suche, kostet mich hinterher doppelt so viel Zeit." (Schulleiter) Es ist anzumerken, dass auf Grund der Fülle von Projekten, die an der Gesamtschule Bonn-Beuel stattfinden, der Schulleiter unmöglich allen Lehrern gerecht werden kann. Einige Lehrer äußerten Ärger darüber und fühlten sich benachteiligt und nicht genügend beachtet. Dies erscheint jedoch bei der Größe der Schule und der Vielzahl der Projekte kaum zu vermeiden. ICT-Innovation Connections Eine erste Verankerung von IKT im Lehrplan hat begonnen. Noch sind die IKT-Fertigkeiten der Lehrer zu gering, um allen Schüler eine informationstechnische Grundbildung zu gewährleisten. Technische und organisatorische Probleme erschweren den Einsatz. Eine katalytische Wirkung von IKT auf pädagogische Innovationen ist derart festzustellen, dass neue Konzepte für den Unterricht mit Neuen Medien notwendig werden.

Der Einsatz von IKT ist an der IGS Bonn-Beuel primär in Projektwochen von kurzer Dauer verankert, aber erste innovative Projekte und informationstechnische Grundbildung im Unterricht finden statt. In den Klassen neun bis dreizehn wird Informatik als freiwilliges Fach unterrichtet, in dem informationstechnische Grundlagen vermittelt werden. In der elften Klasse gibt es durch die neuen Lehrpläne - integriert in das Methodentraining - einen Einführungskurs in Excel im Mathematikunterricht, sowie in Deutsch eine Einführung in die Textverarbeitung. In den Naturwissenschaften werden von einigen Lehrern Lernprogramme eingesetzt. Darüber hinaus führen einzelne engagierte Lehrer innovative Projekte durch. Dies geschieht überwiegend in GL und in Sprachen. Die ersten Naturwissenschaftler haben begonnen, einen Beamer im Unterricht einzusetzen. Folgende Probleme im Einsatz mit den Computern scheinen die Nutzung von IKT im Unterricht für Lehrer zu erschweren. Die Lehrer beklagten häufig Schwierigkeiten organisatorischer und techni14

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

scher Art. Der Zugang zu den Computerräumen sei nicht leicht zu organisieren, da mehrere Lehrer die Räume gleichzeitig nutzen wollten, darüber hinaus wurde ein Mangel an Beamern, Scannern oder Druckern beklagt. Zudem gäbe es noch technische Probleme mit Computern und Internet, die den reibungslosen Einsatz erschweren und Lehrer davon abhalten, IKT im Unterricht einzusetzen. "Da habe ich auf eine falsche Taste gedrückt, dann ist er abgestürzt und dann konnte ihn auch keiner mehr retten. Da habe ich gedacht, da mache ich meinen Unterricht so, wie ich ihn früher gemacht habe." (Lehrerin) Wenn diese Probleme im Unterricht vorkommen, geht dadurch wertvolle Unterrichtszeit verloren. Als großes Hindernis beschrieben Lehrer die mangelnde Information darüber, welche Lernprogramme im Unterricht gut einzusetzen seien. Viele Lehrer betonten die unüberschaubare Anzahl und beklagten, dass in der Regel eine entsprechende Einweisung und Vorstellung dieser Lernprogramme fehle und der Einsatz im Unterricht nicht vermittelt würde. Auch wurde über einen Mangel an qualitativ guter Lernsoftware für Schulen berichtet. Es konnte festgestellt werden, dass seitdem technische Sicherheitsvorkehrungen in das Netzwerk eingebaut worden sind, und die Computer besser gewartet werden, die Lehrer sich verstärkt an die Neuen Medien herantrauten und diese ausprobierten. Eine Lehrerin behauptete jedoch, dass die Computerräume noch häufig leer stehen würden, worin sich ihrer Meinung nach ein Mangel an IKT-Nutzung in der IGS Bonn-Beuel zeige. Die Nutzung von IKT an der IGS Bonn-Beuel wird dadurch erschwert, dass noch zu wenig Lehrer genügend IKT-Fertigkeiten aufweisen. Damit ist ein Gefälle zwischen Lehrern und Schülern vorhanden, das es schwierig macht, seriös Unterrichtsinhalte zu vermitteln. Vor allem in den verpflichtenden Projekten mit Neuen Medien, wie dem Zeitungsprojekt, benötigen Lehrer gute IKT-Fertigkeiten, um diese den Schülern auch vermitteln zu können. Über das Zeitungsprojekt erzählte ein Lehrer: "Da haben wir aber das Problem, dass nicht jeder Tutor... das so gut beherrscht, dass er es seinen Schülern entsprechend perfekt beibringen kann. Da ist noch sehr viel Fortbildung innerhalb der Kollegen nötig." Ein Vater glaubte, dass die Nutzung von IKT im Unterricht dadurch erschwert werde, dass Lehrer neben ihrer unterrichtenden Tätigkeit zunehmend erzieherische Arbeiten erfüllen müssten. Damit sei eine Doppelbelastung verbunden. Eine gegenseitige Beeinflussung von IKT und pädagogischen Innovationen lässt sich in erster Linie dadurch feststellen, dass innerhalb der pädagogischen Projekte, wie dem NW-Curriculum oder dem Methodentraining Computer, Beamer und das Internet inzwischen ihre erste Anwendung finden. Allerdings haben sich dadurch die pädagogischen Innovationen nicht in ihrer Konzeption verändert. Die Lehrer des NW-Curriculums und des Methodentrainings betonten, dass die pädagogischen Innovationen auch ohne IKT durchgeführt werden könnten. 15

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Dennoch scheint IKT in Zukunft einen Einfluss auf pädagogische Innovationen haben zu können. Dies ist dadurch bedingt, dass durch den Einsatz von Neuen Medien neue Unterrichtsformen notwendig werden. "Also, die Grundidee der KIRPP-Klasse war, Neue Medien in den Regelunterricht einzubauen, was vom Gedanklichen her völliger Blödsinn ist. Wenn Neue Medien, dann wird der Regelunterricht auch nicht aufrechterhalten bleiben können." (Lehrer) Damit verbunden ist die Bedingung, dass mit Neuen Medien nicht so weitergearbeitet werden kann wie bisher. Es müssen neue pädagogische Konzepte, fern vom Frontalunterricht gefunden werden. Es bedarf eines neuen medientheoretischen Verständnisses. Dieses Problem scheint der Lehrer der KIRPP-Klasse gut gelöst zu haben. Ein Aspekt, weshalb das Projekt so erfolgreich durchgeführt wurde, scheint durch seinen erkenntnistheoretischen Ansatz bedingt zu sein. Ziel war es für ihn, vom Instruktionsunterricht zu einem konstruktivistischen Unterricht überzugehen.

Abbildung 2: Benotung von Schülerarbeiten

Bei der Unterrichtsbeobachtung in der KIRPP-Klasse arbeiteten die Schüler in Gruppen, bewegten sich frei im Unterricht und gestalteten Plakate mithilfe des Internets oder Textverarbeitungsprogrammen. Eine veränderte Form der Benotung der Schülerarbeiten war anzutreffen. Die Schüler bewerteten sich selbst als Gruppe. Allerdings war der Lärmpegel in der Klasse sehr hoch. Dies bedeutet, dass Lehrer bereit sein müssen, sich auf neue Unterrichtsformen und ihre Folgen einzulassen. Der Ruf nach neuen Unterrichtsmodellen kommt auf. Das KIRPP-Projekt ist als ein Vorreiter für diesen Zusammenhang zu betrachten.

16

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Outcomes ICT Infrastructure Die Schule besitzt eine umfangreiche Infrastruktur auf sehr hohem Niveau. Drei zentrale Computerräume und einzelne PCs in den Klassen führen jedoch zu Engpässen in der Nutzung, die eine umfassende informationstechnische Grundbildung von Schülern erschweren. Die Technische Wartung hat seit Sommer ein fest angestellter Netzwerkadministrator übernommen, der von engagierten Lehrern unterstützt wird. Seitdem haben sich die technischen Schwierigkeiten reduziert. Der überwiegende Teil der Infrastruktur stammt von Sponsoren.

Die IGS Bonn-Beuel hat insgesamt 127 Computer. Davon sind 83 Computer Multimediarechner und 116 Computer sind internetfähig und gleichzeitig über ein lokales Netzwerk miteinander verbunden. Es besteht ein Verhältnis von ungefähr 11 Schülern zu einem Computer. Die Internetverbindung ist kostenfrei, sie Abbildung 3: Computerraum

geschieht über

einen

Linux Server. Die Computer sind in Computerräumen, in Klassenzimmern, im Lehrerzimmer, in der Verwaltung und in der Bibliothek untergebracht. Es gibt drei Computerräume, die jeweils vierzehn PCs für die Schüler und einen Lehrer-PC haben. Einer davon ist mit

Abbildung 4: Apple-Raum

Macintosh-Computern ausgestattet und wird überwiegend von den Integrationsklassen genutzt. In den Räumen befindet sich jeweils ein Drucker und im Apple-Raum zudem ein Scanner. Die drei Computerräume sind alle mit dem Internet vernetzt und werden überwiegend von den Lehrern und Schülern genutzt. Hier ist ein Verhältnis von ungefähr 32 Schülern auf einen Computer anzutreffen. Es gibt noch zwei kleinere Räume, in denen ältere Computer (386er) stehen, die nicht vernetzt sind. Diese Räume werden manchmal von den Naturwissenschaftlern für ihre Lernprogramme genutzt. In der Bibliothek stehen acht Computer, von denen einer an das Internet angeschlossen ist. Der Schule stehen drei Beamer zur Verfügung. Hiervon ist einer mit einem CD-Brenner ausgestattet, der fest in der Schulaula installiert ist. Ein Beamer wird ausschließlich von einer behinderten Kollegin benutzt und ein dritter mobiler Beamer ist seit einem Viertel Jahr dem Fachbereich Naturwissenschaften zugeordnet. Die Schule ist dabei, ihr Intranet auszubauen. 17

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Die IGS Bonn-Beuel hat auf vielen Rechnern die Microsoft ENCARTA installiert. Ansonsten sind Lern- und Simulationsprogramme vorhanden, mit denen gearbeitet wird. In einigen Klassenzimmern stehen erste PCs mit Internetanschluss. Mehrere interviewte Schüler hatten noch keinen PC in der Klasse. Die KIRPP-Klasse mit drei Rechnern und drei Druckern und wenige weitere Klassen bilden noch die Ausnahme. Die Hardware bezeichneten Schüler und Eltern als nicht mehr aktuell aber den Ansprüchen genügend. Die Software wurde dagegen als modern bezeichnet. Dies ist bedingt durch Microsoft und Apple, die an ihren Partnerschulen kontinuierlich die Software erneuern. Ein E-Mail-Account wird für Schüler nur in Zusammenhang mit Projekten angelegt, wenn ein Lehrer dies einfordert. Zum Zeitpunkt unserer Untersuchung hatten nur die Schüler der KIRPP-Klasse je ein E-Mail-Account erhalten. Technische Wartung Seit Juli 2000 hat die IGS Bonn-Beuel einen fest angestellten Technischen Berater, der eine Ausbildung zum Netzwerkadministrator absolviert hat. Er ist überwiegend für die administrative Softwarebetreuung der Computer zuständig. Die Hardware wird von einem fest angestellten Haustechniker betreut. Zwei Lehrer unterstützen den Technischen Berater und den Haustechniker in den Wartungsarbeiten. Für die Apple-Computer sind vor allem vier Lehrer hauptverantwortlich: Eine Biologie- und Erdkundelehrerin, eine Mathe- und Sportlehrerin, ein Englisch- und Sportlehrer sowie ein Geschichtslehrer. Der Technische Berater gab an, dass sich die Frauen mit den MacintoshRechnern besser auskennen würden als er selbst. Die Schaffung der Stelle des Technischen Beraters an der Schule bezeichneten viele interviewte Lehrer sehr positiv und auch notwendig. Derzeit widmet sich der Technische Berater vor allem der Implementierung von Computern in den Klassenräumen und der Stabilisierung der Technik. Mit diesen Aufgaben ist der Technische Berater ausgelastet, sodass es zurzeit oft schwierig für ihn ist, die gut ausgebaute Infrastruktur angemessen zu betreuen. Obgleich die IGS Bonn-Beuel eine der wenigen Schulen ist, die einen Technischen Berater einsetzen können, der allein für die Administration fest angestellt ist, wären auf Grund der hohen IKT-Infrastruktur weitere Ressourcen notwendig. Dennoch haben sich die technischen Probleme seit dem Kommen des Technischen Beraters erheblich reduziert. Finanzierung Die Höhe des Jahresbudgets der Schule beträgt 200.000 DM. Der durchschnittliche Anteil des Budgets, den die Schule für IKT ausgibt, beträgt ungefähr 20 Prozent. Einnahmequellen sind die Stadt, Eltern, Projektförderungen, Sponsoren und der Förderverein der Schule. Der größte Teil der Computerausstattung der Schule geht auf Sponsoren zurück. Diese wurden von dem Schulleiter, Leh18

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

rern, Schülern und Eltern angeworben. Ganz aktuell hat der Schulleiter fünfzig gebrauchte Pentium II mit 15-Zoll Bildschirmen von einem Sponsor erhalten. Probleme Viele der gesponserten Rechner, mit Ausnahme des Appleraumes, sind unterschiedlicher Herkunft und Generationen. In keinem Raum stehen einheitliche Computer und oft sind diese veraltet. Es sei nicht einfach diese "alte Technik in neue Umgebungen zu verschieben." (Technischer Berater) Für die Personen, die die Wartung übernehmen, ist damit ein zusätzlicher Arbeits- und Zeitaufwand verbunden. Auch fehle es laut Technischem Berater an Geldern für die kostenintensive Wartung der Infrastruktur. Darüber hinaus berichteten Lehrer, dass die Computerräume nicht ausreichend seien und häufig nur alle vierzehn Tage die Möglichkeit bestehe, in diese Räume hineinzukommen. Dieses Raumproblem erscheint gerade, wenn man an einer flächendeckenden, informationstechnischen Grundbildung für Schüler interessiert ist, noch nicht gelöst. Effectiveness Die Lernmotivation sinkt, je häufiger IKT im Unterricht verwendet wird. Kommunikatives und selbstständiges Verhalten wird durch Neue Medien unterstützt. Eine oberflächlichere Verarbeitung von Informationen konnte im Zusammenhang mit dem Internet festgestellt werden. Zudem ist die Suche im Internet sehr zeitaufwendig. Auch ist für die Vermittlung von IKT-Fertigkeiten zusätzliche Zeit einzurechnen, die für Unterrichtsinhalte verloren geht. An der Schule sind der Internet- und Computerzugang stark beschränkt. Missbräuche kamen vor.

Lernmotivation Viele Lehrer sprachen davon, dass der Computer von den Schülern positiv bewertet werde, und dass von dem Gerät ein großer Reiz für die Schüler ausgehe. Auch interviewte Schüler äußerten sich überwiegend positiv über die Arbeit mit IKT. In der letzten Zeit wurde jedoch festgestellt, dass die Lernmotivation durch IKT nicht mehr zwingend gewährleistet ist. "Die Begeisterung, die wir vor ein paar Jahren hatten, bei der dann alles "Hurra" schrie, wenn wir mal in den Computerraum gingen, gibt es in den Jahrgängen nicht mehr." (Lehrerin) Es gab Schüler in den Interviews, die angaben, keinen Spaß an der Arbeit mit Computern und dem Internet zu haben. Die Mutter einer Schülerin der KIRPP-Klasse berichtete über ein Nachlassen der Motivation bei ihrer Tochter über die Zeit. Zu routiniert und alltäglich sei der Umgang mit IKT in der KIRPP-Klasse gewesen, sodass kein Anreiz durch etwas Neues ausgehe. Lernmotivation scheint vor allem von den Lerninhalten im Unterricht und damit verbundenen persönlichen Interessen abzuhängen. Generell kann nicht gesagt werden, dass IKT die Motivation steigern. 19

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Interessant ist, dass in der KIRPP-Klasse eine Art Gegenbewegung gegen die Computernutzung entstanden ist. So meinte eine Schülerin: "Wenn alle etwas am Computer machen, Texte schreiben oder so, wie da bei dem Projekt, ... da haben wir ziemlich viel mit dem Computer geschrieben. Das ist ziemlich eintönig, wenn das alle auf dem Computer machen. Deshalb hat meine Gruppe das auch mit Hand geschrieben." Dieses Mädchen gehört zu einer Gruppe von Kindern in der KIRPPKlasse, die begonnen haben, die Arbeit mit IKT zu vermeiden, sofern das möglich war. Zwar besaßen die Schüler gute IKT-Fertigkeiten, aber ihnen war die Selbstständigkeit und Individualität der Mittelauswahl wichtiger. Lernverhalten/Lernqualität Häufig wurde in den Lehrerinterviews die Angst genannt, dass durch die Arbeit vor dem Computer die Kommunikation abnehme. Dies konnte in den Unterrichtsbeobachtungen nicht bestätigt werden. In der Regel saßen zwei Schüler vor einem PC, die untereinander das Problem diskutierten oder ihre Vorgehensweise besprachen. Es wird wesentlich häufiger bei der Arbeit mit Computern zugelassen, dass Schüler sich untereinander austauschen, im Klassenraum herumgehen und sich helfen, was Schüler in Interviews bestätigten. Es ist davon auszugehen, dass durch IKT das Sozialverhalten gefördert werden kann. Mehrere Lehrer erzählten, dass Schüler aller Jahrgänge durch die Computer und das Internet selbstständiger und eigenverant-wortlicher arbeiten würden und eine wachsende Unabhängigkeit vom Lehrer zu bemerken sei. Dennoch wurde betont, dass sich die grundsätzlichen Werte und Ziele des Lernens nicht verändert hätten und sich der zentrale Unterricht immer noch auf der verbalen Ebene zwischen Lehrern und Schülern abspiele. Über die Wirkung von IKT auf die Qualität des Lernens konnten sowohl Vor- als auch Nachteile festgestellt werden. Positiv wurde von vielen Lehrern

die

äußere

Form

von

Schülerarbeiten bewertet, die mit einem Computer erstellt werden. Eine häufige Beobachtung von Lehrern war, dass Schüler, die sich Informationen aus dem Internet suchten, die ausgedruckten Texte oft nicht durchlasen. Eine Gefahr, die mit der Arbeit im Internet zusammenhängt, besteht darin, dass Schüler sich nicht mehr genügend mit

Abbildung 5: Schülerinnen der KIRPP-Klasse im Unterricht

20

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Inhalten auseinandersetzen und diese nicht ausreichend ver- und bearbeiten. Das hat Qualitätseinbußen beim Lernen zu Folge. Vorteile/Nutzen Der Nutzen im Einsatz des Computers in der Schule wurde von einigen Lehrern in der Möglichkeit gesehen, den Unterricht individualisierter und personalisierter durchführen zu können. Allerdings betont ein Lehrer, dass für einen individualisierten Unterricht die Klassen „signifikant kleiner“ sein müssten, um effektiv mit IKT zu arbeiten. Zudem wurde als Vorteil für Schüler angesprochen, dass durch IKT andere Sinne im Lernvorgang eingesetzt werden könnten. Schüler, die besser visuell lernen als auditiv, erhalten dadurch eine Chance. IKT stellen ein komplexeres Lernumfeld zur Verfügung, welches den Ansprüchen der Schüler besser gerecht werden kann und die unterschiedlichen Lernbedürfnisse von Schülern berücksichtigt. Einen Nutzen aus IKT können Schüler ziehen, die im Klassengeschehen benachteiligt werden. So erzählte der Lehrer der KIRPP-Klasse von zwei Fällen, in denen aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossene Schülerinnen sich verstärkt dem Erwerb von IKT-Fertigkeiten zuwandten. Dadurch erhielten die Mädchen ein stärkeres Selbstbewusstsein, von dem sie profitierten. Ebenso wurde an der IGS Bonn-Beuel auch der Vorteil für behinderte Schüler durch den Umgang mit Computer hervorgehoben. Am Computer sei es für behinderte Kinder einfacher sich zu äußern und leserlich auszudrücken. Probleme/Nachteile Als einen Nachteil des Internets wurde von vielen Schülern der erhöhte Zeitaufwand beschrieben, mit dem man Informationen suchen müsse. Im Internet zu recherchieren würde in der Regel sehr lange dauern. Es war auf jeden Fall interessanter als in der Bibliothek Bücher zu wälzen. Aber es hat auch länger gedauert, weil man muss halt im Internet total differenzieren. Also, es ist viel Information und man muss sich wirklich das raussuchen, was man wirklich braucht. Das ist schon aufwendig, auch total zeitaufwendig. (Schülerin)

Die Vielfalt an unselektierter und unsortierter Information scheint eine Wissensüberflutung darzustellen. Zudem ist im Internet keine seriöse Vorauswahl getroffen. Beim Einsatz des Internets im Unterricht muss daher eine gezielte Vorbereitung und Aufklärung durch Lehrer geboten sein, da ansonsten eine Recherche häufig sehr aufwändig und uneffektiv verläuft. "Wenn man das Internet

21

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

einsetzt, muss man das sehr gut vorbereiten, damit auch gezielt Ergebnisse dabei herauskommen." (Lehrer) Ein weiterer Nachteil, den Lehrer erzählten, war, dass in einem normalen Fachunterricht weniger Unterrichtsinhalte vermittelt werden könnten, wenn gleichzeitig IKT-Fertigkeiten beigebracht werden sollten. Dennoch erzählte eine Lehrerin, dass an dem Punkt, wo die Schüler die Technik beherrschten, der Computer eine Hilfestellung sein kann. "Ich hoffe, dann spart es so viel Zeit ein, wie wir bisher investiert haben." Lehrer und Schüler sahen überdies an der IGS Bonn-Beuel ein Problem darin, dass den Schülern Schreibmaschineschreiben nicht beigebracht würde. Dadurch würde das Arbeiten mit dem Computer erheblich länger dauern. Es wurde gefordert, diese Grundlagen obligatorisch einzuführen. Auch ist das Konzept von drei bis vier Computern im Klassenraum nicht für eine flächendeckende IKT-Nutzung geeignet. So erzählte der Lehrer der KIRPP-Klasse, dass er auf die Computerräume ausgewichen sei, weil die drei Rechner in seiner Klasse nicht ausreichten, um alle Schüler auf einmal zu unterrichten. Auch andere Lehrer berichteten, dass, wenn mehr als zwei Schüler vor einen Computer säßen, diese nicht mehr effektiv arbeiten würden. Und für Schüler ist die Lösung von drei Computern in einer Klasse ebenfalls nicht ausreichend. "Meistens gibt es Streit in der Klasse, weil wir da nur drei Rechner haben und da wollen alle ran." (Schüler) Als ein Nachteil für die Lehrer ist bei der Arbeit mit IKT im Unterricht ein höherer Arbeits- und Vorbereitungsaufwand zu nennen, besonders für die Lehrer, die sich noch nicht gut mit Neuen Medien auskennen. Auch ist der Unterricht mit IKT in der Regel aufwendiger für die Lehrer. Das Aufbrechen des Frontalunterrichtes bedeutet auch, sich darauf einzulassen, im Unterricht die Schüler einzeln zu betreuen und umherzugehen. Mehrere Lehrer betonten, dass sie im Unterricht mit IKT wesentlich mehr in das Unterrichtsgeschehen eingespannt seien. Einige Lehrer hoben hervor, dass im Frontalunterricht Inhalte und Probleme in wesentlich kürzerer Zeit vermittelt werden könnten. Ein sich Einlassen auf neue Unterrichtsformen erscheine für die Arbeit mit Neuen Medien im Unterricht als zwingend notwendig. Ein Lehrer erzählte jedoch, dass gerade die neue Form des Unterrichts, die durch IKT erforderlich wird, von vielen Lehrern an der Schule noch abgelehnt würde. Kontrolle/Missbrauch/Verantwortung An der Gesamtschule Bonn-Beuel kam Hard- und Softwaremissbrauch an Computern vor. Schüler und Lehrer berichteten, dass z.B. Festplatten ausgebaut würden, Grafikkarten verschwänden, das System verändert oder Internetseiten, die nicht erlaubt waren, wie z.B. pornografische Seiten, aufgerufen würden. Eine Lehrerin erzählte über den Missbrauch: "Das war bis zum Sommer hin ein 22

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

großes Problem." Die Abnahme des Missbrauchs wird durch zwei Sicherheitsfunktionen begründet, die seit Sommer 2000 in das System eingebaut worden seien. Es wurde eine PC-Wächter-Karte eingebaut, die den Computer nach dem Ausschalten in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, sodass Veränderungen an der Software rückgängig gemacht werden und der Computer normal funktionsfähig ist. Außerdem wurde eine Sicherung eingebaut, die Server-Protokolle erstellt. Die Schüler müssen sich an den PCs mit einem Passwort einloggen. Dadurch ist es möglich, zurückzuverfolgen, welcher Schüler welche Internetseiten wann aufgerufen hat. Lehrer berichteten, dass sie sich erst durch dieses System allein mit den Schülern in die Computerräume trauen würden. Dies hätte eine Steigerung des IKT-Einsatzes zur Folge gehabt. Ein Problem an der IGS Bonn-Beuel in den Computerräumen ist, dass auf Grund der Computeranordnung die PCs nicht alle auf einmal einsichtig sind und es daher für einen Lehrer unmöglich ist, alle Bildschirme auf einmal im Blickfeld zu haben. Unterrichtsprotokolle von Stunden zeigten, dass Schüler während des Unterrichts im Internet gesurft haben. Ein Lehrer sprach seine Schüler gezielt auf dieses Vergehen vor der gesamten Klasse an, was zu einer Verminderung des Surfens im Internet während seines Unterrichts führte. Ein anderer Lehrer behauptete einen generellen Rückgang des Missbrauchs durch Schüler festgestellt zu haben, was er mit der Steigerung des Einsatzes von IKT im Unterricht und einer damit verbundenen Alltäglichkeit begründete. Von einer Lehrerin wurde berichtet, dass sie inzwischen häufiger festgestellt hätte, dass sich Schüler Referate und Hausaufgaben aus dem Internet ziehen. Hier müsse sie in aufwändiger Arbeit im Internet nachrecherchieren, um diesen Missbrauch festzustellen. Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Computern vermittelt werden kann, konnten Lehrer an der IGS Bonn-Beuel auf Grund der noch zu seltenen Anwendung nicht genau angeben. Von einem Lehrer wurde der Wunsch geäußert, das Fach Medienerziehung einzuführen, um den Umgang mit IKT gezielt an Schüler zu vermitteln. Derzeit besteht die Überlegung das Internet weiter zu regulieren, durch ein Sicherungssystem, welches bestimmte Seiten für Schüler von vornherein beschränkt. Pädagogische Innovationen Als einen Vorteil des fächerübergreifenden NW-Curriculums stellten mehrere Lehrer heraus, dass bei Schülern dadurch ein globaleres Verständnis der Naturwissenschaften unterstützt und gefördert würde. "Die Kinder erfahren auf die Art und Weise eher Zusammenhänge." (Lehrer) Zudem berichtete ein Lehrer, fächerübergreifender Unterricht sei in vielen Bereichen besser geeignet, den Schülern auch schwierige naturwissenschaftliche Phänomene gut zu vermitteln. Das NW-Curriculum ermöglichet die Koppelung von Themen aus dem Bereich Chemie oder Physik mit der Biologie, die 23

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

so für Schüler scheinbar leichter aufbereitet und dargestellt werden könnten. Für Schüler ist damit die Möglichkeit gegeben, einen besseren Bezug zu sich selbst herzustellen. Lehrer betonten als einen Vorteil des NW-Curriculums die Tatsache, dass sie längere Zeit mit einer Klasse verbringen könnten. Dadurch sei die Möglichkeit gegeben, die Schüler besser kennen zu lernen und längerfristige Projekte durchzuführen. Auch das gute informelle Unterstützungssystem der NW-Lehrer untereinander benannten die Lehrer als positiv. Sie fühlten sich dadurch weniger allein. Das "Einzelkämpferdasein" könne durch evtl. Teamteaching von zwei NW-Lehrern aufgehoben werden und der Rückhalt im Kollegium gäbe die Motivation, die Innovation weiter zu führen. Nachteile, die mit dem NW-Curriculum verbunden sind, sind die Schwierigkeiten für Schüler, einzelne Fächern differenzieren zu können. Nicht in allen Themengebieten scheint sich überdies nach Lehreraussagen eine fächerübergreifende Herangehensweise anzubieten. Ein Problem für Lehrer, die in den Naturwissenschaften ein ihnen fremdes Fach unterrichten, besteht, wenn sie nur wenig Wissensvorsprung vor den Schülern haben. Academic Rigour Die IGS Bonn-Beuel ist dabei, IKT in ihre Lehrpläne zu integrieren. Hierbei findet eine Orientierung an den offiziellen Lehrplänen des Landes Nordrhein-Westfalen statt. Eine Veränderung in der Benotung der Schülerleistungen durch Neue Medien ist in der KIRPP-Klasse zu beobachten gewesen. Von den Lehrern, die den IKT-Fragebogen ausfüllten, gaben 24,39 % an, die Nutzung der Computer durch die Schüler für die Benotung heranzuziehen (vgl. APPENDIX B, Tabelle 5). Ein strenges Einbeziehen von IKT in den Unterricht hängt noch sehr von den jeweils unterrichtenden Lehrern und ihren Kompetenzen ab. Zur Steigerung des Leistungsniveaus durch IKT kann an der IGS Bonn-Beuel wenig gesagt werden, da sie noch nicht genügend im Unterricht eingesetzt werden. Es gab Lehrer, die vermuteten, dass durch den Einsatz von Lernprogrammen das Lernniveau steigen würde, dies aber bisher nicht überprüft haben. Die Schwierigkeit an der Schule ist die Bandbreite unterschiedlicher Leistungsniveaus, die die Schüler mit sich bringen. Hier scheint eine Leistungssteigerung durch einen individualisierten Unterricht, indem einzelne Schüler gezielt gefördert werden, denkbar. Der Schulleiter glaubt, dass durch IKT der Lernprozess individuell leichter zu steuern sei und das selbstständige Lernen verstärkt würde, jedoch bezweifelt er einen starken Einfluss von IKT auf das Leistungsniveau. Über 24

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

die Schüler seiner Schule, die mit Neuen Medien im Unterricht arbeiten, sagt er: "Diese Schüler werden nicht klüger unsere Schule verlassen als die, die vor zehn Jahren gegangen sind." Equity Während Mädchen zweckorientierter mit Computern arbeiten, zeigen Jungen ein eher spaß- und technikorientiertes Herangehen. Unterschiede zwischen ärmeren und reicheren Schülern können aufgrund des Übungsvorsprungs zu Hause nicht aufgelöst werden. Können gute Schüler scheinbar stark profitieren von IKT, ist auch für schlechtere Schüler eine Kompensationsmöglichkeit durch Neue Medien festgestellt worden.

Eine Vielzahl an Lehrern schätzte, dass zwischen 60 und 80 % der Schüler der IGS Bonn-Beuel zu Hause einen Computer nutzen könnten und ungefähr 60 % davon zu Hause die Möglichkeit einer Internetnutzung hätten. Die Schüler erhalten in der IGS Bonn-Beuel die Möglichkeit, sich erste IKT-Fertigkeiten in den obligatorischen Projektwochen zu erwerben. Dennoch scheint diese informationstechnische Grundbildung noch nicht ausreichend. Die Erfahrung aus meiner achten Klasse war, ... dass man eigentlich erst denkt, mit 14 könnten alle mit Computern entsprechend umgehen, aber wenn es dann um seriöses Umgehen geht, ist nicht viel da. ... Ich musste ihnen fast alle Details dieser Textverarbeitung beibringen. Die konnten das nicht. (Lehrer)

Allerdings meinten Lehrer, dass Schüler die Computer häufig besser verwenden würden als sie selbst. Über die Qualifikation älterer Schüler sagte ein Lehrer: "In der Oberstufe gibt es Schüler, die sehr, sehr gut sind. Aber es gibt trotzdem welche, die nur die nötigsten Sachen können. Textverarbeitung kann aber in der Oberstufe jeder." Nach Aussagen von Lehrern, Eltern und Schülern selbst, spielen Schüler zu Hause gern und viel mit dem Computer. Schüler berichteten auch, dass sie den PC für Hausaufgaben und Referate verwendeten, und um im Internet nach Informationen zu suchen. In der Schule werden jedoch außerhalb der KIRPP-Klasse keine verbindlichen Hausaufgaben durch Lehrer aufgegeben, die mit dem Computer oder dem Internet zu bearbeiten sind, da nicht vorausgesetzt wird, dass jeder Schüler die Möglichkeit hat, Computer und Internet zu Hause zu nutzen. Schüler verwenden die ENCARTA und erzählten, dass sie gerne mailen, in der Regel vom eigenen Computer zu Hause. Zugangschancen Einen Zugang zu den Computerräumen ist den Schülern vor allem während des Unterrichts möglich. In der übrigen Zeit müssen sich Schüler einen Lehrer suchen, der sie begleitet und beaufsichtigt. Dies wird nach Aussagen von Schülern selten in Anspruch genommen. In den Klassenräumen sind die Computer in der Regel in Schränken eingeschlossen oder mit Passworten gesichert, die nur durch Lehrer freigegeben werden können. Einzige Ausnahme bildet die KIRPP-Klasse, in der die 25

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Schüler in der unterrichtsfreien Zeit den Computer und das Internet nutzen können. Die Nutzung wird durch eine klasseneigene Schüleraufsicht überwacht. Nur ein internetfähiger Computer in der Bibliothek steht allen Schülern der IGS Bonn-Beuel durchgehend zur Verfügung. Da die Bibliothek ihren Internetzugang bezahlen muss, können die Schüler dort nur mittels einer Internetkarte, die DM 10,- für eineinhalb Stunden Nutzung kostet, in das Internet gehen. Schülerunterschiede Verschiedene Lehrer wiesen auf Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen im Umgang mit IKT hin. Es wurde beschrieben, dass Mädchen eine andere Herangehensweise als Jungen an den Computer hätten. Mädchen scheinen zweckorientierter

mit

Neuen

Technologien zu arbeiten als Jungen, die Interesse und Spaß an Technik zeigen würden. Während Mädchen

Abbildung 6: Mädchen arbeiten mit dem Computer

bewusster und sorgfältiger mit dem Computer arbeiten, würden Jungen mehr ausprobieren, explorativ an den Computer herangehen und dadurch kurzfristig schnellere Erfolge aufweisen. Eine Lehrerin erzählte über den Umgang von Mädchen mit dem Computer: "Sie lieben den Computer in der Regel nicht. Sie gehen damit um." Einige Lehrer vermuteten einen Unterschied, der durch die Pubertät begründet ist. Und es gab die Beobachtung, dass mit zunehmendem Alter Unterschiede geringer würden. Dennoch stellte eine Lehrerin fest, dass auch ältere Schülerinnen noch zielgerichteter arbeiteten. Ein Lehrer erzählte, dass in seinen Informatikkursen mehr Jungen als Mädchen vertreten seien. Er geht von einer Verteilung von 70% zu 30% aus. Darüber, ob es Unterschiede zwischen leistungsstärkeren und -schwächeren Schülern in der Nutzung von Neuen Medien gibt, gab es divergierende Meinungen. So gab es Lehrer, die die Erfahrung machten, dass leistungsstärkere Schüler mehr vom Einsatz Neuer Medien profitieren würden als leistungsschwächere Schüler. Es wurde aber auch berichtet, dass die Neuen Medien für leistungsschwächere Schüler eine Chance böten.

26

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Was mir aufgefallen ist, ist, dass da ein paar Schülerinnen und Schüler sitzen, die von der Hauptschule kommen und eigentlich wenig Grundlagenkenntnisse haben - da hapert es eigentlich sehr dran - , die aber mit dem Computer eigentlich gut zurechtkommen. Das fand ich eine sehr positive Erfahrung. Da habe ich das Gefühl, dass die eher Vorteile daraus ziehen werden und das auch in der Klausur demonstrieren. (Lehrerin)

Diese Schüler zeigten gute Leistungen in einer Leistungsüberprüfung, obgleich sie ansonsten eher einen niedrigeren Leistungsstand als ihre Mitschüler aufwiesen. Schüler aus Elternhäusern, die zu Hause keinen Computer nutzen können, zeigen eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit IKT auf. Eine Lehrerin erzählte, dass diese Schüler in ihrer Qualifikation mit dem Computer benachteiligt sind. "Das ist doch klar, dass die, die es zu Hause noch einmal anwenden können, einfach mehr Übung haben. Das ist bei allem anderen auch so. Da ist natürlich eine Gefahr drin." Benachteiligungen von Schülern, die durch das Elternhaus bedingt sind, können durch die Zugangschancen zu den Computern an der IGS Bonn-Beuel nicht zwingend aufgelöst werden, da Schüler aus sozial schwachen Verhältnissen über den Unterricht hinaus nicht die Möglichkeit haben, ihre IKT-Fertigkeiten zu trainieren, im Gegensatz zu Schülern, die einen Computer zu Hause nutzen können.

Projections Sustainability and Scalability Die Aufrechterhaltung und weitere Implementierung von Neuen Medien scheint an der IGS BonnBeuel in besonderem Maße vom Technischen Berater abzuhängen. Erst durch sein Kommen war es möglich, die Probleme in der Wartung des Systems zu minimieren. Er ist mit der Implementierung von weiteren dreißig bis sechzig Computern in den Klassenräumen betraut. Das kann er nur erledigen, weil er vollzeit beschäftigt ist. Natürlich wird er unterstützt von dem Haustechniker und engagierten Lehrern. Diese waren jedoch vor dem Kommen des Technischen Beraters nicht in der Lage, die Wartung der IKT-Infrastruktur ausreichend zu gewährleisten. Es ist noch unklar, ob eine Verlängerung der Stelle des Technischen Beraters über 2001 hinaus möglich sein wird. Doch der Schulleiter äußerte sich dazu zuversichtlich: "Und dann wird, glaube ich, jeder Mensch begriffen haben in Politik und Verwaltung, dass man ohne Netzwerkadministrator nicht auskommt." Ein Lehrer erarbeitet derzeit ein Fortbildungskonzept für Lehrer, das den Einsatz von Neue Medien im Unterricht steigern soll und zum Ziel hat, konkrete Kriterien an IKT-Fertigkeiten aufzustellen, die jeder Lehrer im Umgang mit Neuen Medien erfüllen muss. In dem Konzept soll gleichzeitig ein Curriculum für die IKT-Fertigkeiten von Schülern enthalten sein. Eine Entwicklung dieses Curricu27

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

lums erscheint wichtig, um eine informationstechnische Grundbildung von Schülern aller Klassenstufen gewährleisten zu können und die IKT-Fertigkeiten der Lehrer zu erhöhen. Nur mit guten Fähigkeiten im Umgang mit IKT wird auch die Scheu vor häufig besser qualifizierten Schülern von Lehrern überwunden werden. Vor allem Schulungen, die den konkreten Einsatz von IKT im Unterricht vermitteln und den Umgang mit Software lehren, wurden von Lehrern der IGS Bonn-Beuel gewünscht. Eine kontinuierliche, nicht auf Projekte begrenzte, curriculare Festlegung von IKTFertigkeiten für die Schüler scheint notwendig, da innovative Projekte nach Abschluss oft nicht weitergeführt werden. So hat z.B. die IKT-Nutzung in der KIRPP-Klasse nach Aussagen einer Mutter stark abgenommen. Die große Bandbreite innovativer Projekte an der IGS Bonn-Beuel sowohl im pädagogischen als auch im IKT-Bereich, ist ambivalent zu betrachten. Sie birgt Chancen und Risiken. Herausragend ist der engagierte Einsatz zu nennen, den Lehrer zeigen. Dennoch können dadurch die zeitlichen Ressourcen dieser Lehrer so begrenzt sein, dass ein Interesse, sich im IKT-Bereich stärker zu engagieren und eine größere Verbreitung in der Schule zu erreichen, nicht mehr vorhanden ist. Der ausdrückliche Wunsch des Schulleiters, für die Zukunft nur noch eine dezentrale Verteilung von Computern in der Schule zu realisieren und über die drei Computerräume nicht hinauszugehen, bleibt kritisch zu betrachten. Vielmehr erscheinen ein bis zwei weitere Computerräume, die maximal zwei Schülern gleichzeitig die Arbeit vor einem Rechner ermöglichen, für eine groß angelegte Schulung der Fertigkeiten von Schülern sinnvoller. Eine aktuelle Diskussion an der IGS Bonn-Beuel war, ob Laptops eingeführt werden sollten. Das muss vor allem noch mit Eltern und Lehrern diskutiert werden. Für die zukünftige Aufrechterhaltung der Innovationen wünscht sich der Schulleiter vor allem die Nachhaltigkeit des bereits Bestehenden. Also, das, was wir tun und was sich bewährt hat, dass muss man dann auch so pflegen, dass es Bestand hat. Das kostet auch viel Kraft und Zeit. Ich wünsche mir also keine weitere zusätzliche Entwicklung, sondern wünsche mir, dass das was wir bis jetzt gemacht haben, auch so fortgeführt werden kann, natürlich auch immer reformiert werden kann, dass es dem Alltag stand hält, dass es nicht wegbricht. (Schulleiter)

Insgesamt glaubt der Schulleiter, dass die Schule die Grenzen ihrer "Profilbildung" erreicht. Doch scheint durch die Atmosphäre, die der Schulleiter an der Schule schafft, genug Raum für zukünftige Innovationen zu bestehen und Widerstände durch seine Art gering gehalten zu werden. Eine Aufrechterhaltung des NW-Curriculums an der Schule kann angenommen werden. Genügend Lehrer sind in das Curriculum einbezogen, sodass eine Verbreitung der Innovation über ein kritisches Moment hinaus bereits geschehen ist. Derzeit entwickelt ein hauptverantwortlicher Lehrer 28

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Konzepte für die Praxis, die den Lehrern, die noch Befürchtungen bezüglich des NW Curriculums haben, den Zugang und den Einstieg erleichtern sollen. Dies kann die weitere Verbreitung der Innovation fest im Schulgeschehen verankern. Die wichtigste Ressource vor Ort sieht der Schulleiter in den "Humanressourcen." Ihm ist es besonders wichtig, eine Berufszufriedenheit seiner Lehrer zu gewährleisten. Erst zufriedene Lehrer seien bereit, das System Schule mit zu gestalten. Diese Unterstützung der Lehrer durch die Schulleitung weiterhin zu gewährleisten ist wichtig für die weitere Implementierung der Innovationen. Sie wurde von Lehrern weiterhin gewünscht. Für eine weitere Verbreitung der Innovationen, vor allem im IKT-Bereich, wäre ein Rückgriff auf die Ressourcen, die Schüler bieten, hilfreich. Diese könnten durch ihre technischen Fertigkeiten in die Wartung von IKT mit einbezogen werden.

Conclusion to the Hypotheses 1.

Hypothesis: Technology is a strong catalyst for educational innovation and improvement especially when the World Wide Web is involved. The rival hypothesis is that where true improvement is found throughout the whole school, technology served only as an additional resource and not as a catalyst and the forces that drove the improvements also drove the application of technology to specific educational problems.

An der IGS Bonn-Beuel fand seit Gründung der Schule innovative, pädagogische Arbeit statt. IKT ist daher nur als zusätzliches innovatives Moment an der Schule zu betrachtet. Dennoch konnte eine katalytische Wirkung und Beeinflussung von IKT auf pädagogische Innovationen festgestellt werden. Diese ist dadurch bedingt, dass der Einsatz von IKT in der Schule mit dem üblichen Instruktions- und Frontalunterricht nicht mehr zu vereinbaren ist. Dadurch entsteht die Notwendigkeit pädagogischer Innovationen in der Schule. Neue Unterrichtsmodelle müssen konzipiert werden, die IKT im Unterricht besser gerecht werden. 2.

Hypothesis: The diffusion of innovation/improvement (and thus of ICT) followed the traditional diffusion patterns for innovations, as outlined by ROGERS (1995). The rival hypothesis is that technology functions differently from traditional innovations and that therefore different patterns occur.

Die Verbreitung der Innovationen an der IGS Bonn-Beuel im Bereich IKT fand im Sinne der Diffusionstheorie von ROGERS statt. Es wurde eine Verbreitung ausgelöst durch einen change agent. Allerdings waren die communication channels zunächst nicht ausreichend. Erst durch den Schulleiter, als zweiter change agent, sowie durch verstärkte schulinterne Fortbildung konnte eine größere Verankerung der Innovation in der Schule erreicht werden. Die communication channels wurden für das Gesamtsystem transparenter. Noch ist nicht von einer schulweiten Implementierung von IKT an der IGS Bonn-Beuel zu sprechen. Es sind weitere Fortbildungen der IKT-Fertigkeiten von Lehrern notwendig, um eine informationstechnische Grundbildung der Schüler zu ermöglichen sowie eine 29

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Öffnung der Kommunikationswege in der gesamten IGS Bonn-Beuel, die nicht begrenzt bleibt auf einen engen Personenkreis. 3.

Hypothesis: Successful implementation of ICT depends mostly on staff competence in the integration of ICT into lessons and the learning process. This hypothesis assumes that teachers mediate ICT applications when they are successful and that ICT’s academic value relates positively to teacher competence. The rival hypothesis is that it is the school’s technical infrastructure and pupil ICT competence rather than staff competence that determine ICT implementation outcomes.

Die erfolgreiche Implementierung von IKT hängt in erster Linie nicht von der Infrastruktur ab. Zwar ist eine ausreichende Infrastruktur notwendige Voraussetzung, aber das hohe Niveau dieser an der IGS Bonn-Beuel bewirkte keine schulweite Innovation. Vielmehr scheinen die IKT-Fertigkeiten der Lehrer ausschlaggebend für eine schulweite Verankerung von Neuen Medien zu sein. Durch eine Steigerung der Kompetenzen der gesamten Lehrerschaft mithilfe von Fortbildungen, konnte die erste Stagnation überwunden und eine Verbreitung der Fertigkeiten unter den Lehrern gefördert werden. Diese war mit einem stärkeren Einsatz von IKT im Unterricht gekoppelt. Fortbildung, die gezielt vermittelt, wie IKT im Unterricht eingesetzt und in den Lernprozess integriert werden kann, scheint eine förderliche Komponente bei der Einführung von IKT zu sein. Darüber hinaus sind aber auch ein engagierter Schulleiter, motivierte Lehrer und Eltern, die die Innovation unterstützen wichtige Bedingungen, der eine erfolgreiche Implementierung von IKT bedarf. 4.

Hypothesis: Gaps in academic performance between high and low poverty students will not increase when all students have equal access to ICT. The rival hypothesis is that equal access to ICT will lead to more advantaged students increasing the performance gap with disadvantaged (high poverty) students.

Durch gleiche Zugangschancen im Unterricht kann die Kluft zwischen sozial benachteiligten und sozial besser gestellten Schülern an der IGS-Bonn-Beuel nicht überwunden werden. Eine Benachteiligung für sozial schwächere Schüler ist dadurch gegeben, dass sie zu Hause nicht ihre IKTFertigkeiten trainieren können. Besser gestellte Schüler bekommen durch häusliche Nutzungsmöglichkeiten einen Vorsprung im Umgang mit Computer und Internet. 5.

Hypothesis: Successful implementation of ICT will lead to the same or higher academic standards in spite of the low quality of many ICT materials. Academic standards are a function of teacher and school expectations and not of the standards of textbooks, ICT materials and the like. The alternative hypothesis is that ICT use will lead to a lowering of academic standards as students spend more time on marginally beneficial searches and in browsing poor quality Web and courseware contents.

Die Arbeit mit Computern und Internet bedeutet für Schüler nicht in allen Fällen eine Verbesserung der Leistungen. Es zeigten sich oberflächlichere Verarbeitungsstrukturen der Informationen aus dem Internet, die durch das zeitaufwändige Suchen bedingt sein können. Darüber hinaus wirken 30

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Computer und Internet durch ihre Verankerung im Alltag von Schülern nicht mehr zwangsläufig motivierend. Ein Problem ist, dass die Vermittlung von IKT-Fertigkeiten zusätzliche Zeit benötigt, die für die regulären Unterrichtsinhalte verloren geht. Dadurch kann es zu einer Verminderung akademischer Standards kommen.

Projection to the future and extension to other schools Kennzeichen der IGS Bonn-Beuel ist vor allem das starke Engagement von Lehrern, Eltern und dem Schulleiter. Dieses ist begründet in der Innovationsgeschichte an der Schule. Eine Übertragbarkeit auf andere Schulen ist maßgeblich vom Engagement aller abhängig. Die Bereitschaft für Veränderungen und der Raum, den der Schulleiter durch seine Offenheit in der Schule zur Verfügung stellt, haben an der IGS Bonn-Beuel zu einem innovativen Milieu geführt und sind Faktoren, die bei einer Übertragbarkeit Beachtung finden sollten. Außerdem ist insbesondere die Fähigkeit des Schulleiters hervorzuheben, materielle und finanzielle Ressourcen zu erschließen. Diese Sponsorenakquise sowie engagierte Lehrer und vor allem ein festangestellter Netzwerkadministrator sind wichtige Voraussetzungen, die bei der Übertragbarkeit der IKT-Implementierung auf andere Schulen nicht fehlen dürfen. Anreizsysteme für Lehrer zu schaffen ist ein weiterer Faktor, der Innovationen unterstützt und der beachtet werden sollte. Bei einer schulweiten Verbreitung von Neuen Medien muss vor allem darauf geachtet werden, dass Lehrer durch interne Fortbildung, gute Fertigkeiten im Umgang mit Computer, Software und Internet erwerben und lernen, diese im Unterricht sinnvoll und effektiv einzusetzen. Auch ist zu überlegen, ob eine frühe Vermittlung der IKTFertigkeiten in der Lehrerausbildung nicht hilfreich ist. Gerade diese Fertigkeiten gekoppelt mit der zusätzlichen Aufgabe für Lehrer, Erziehungsarbeit zu leisten, sollte verstärkt in die Lehrerausbildung integriert werden. Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.

31

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Appendix A: Methodology Das Forscherteam der OECD bestand aus zwei Forscherinnen vom FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht aus Grünwald bei München und vier ForscherInnen aus dem Institut für Schulentwicklung der Universität Dortmund, die an der SITES M2 Studie arbeiten. Insgesamt wurde die Schule an vier aufeinander folgenden Tagen, vom 24.10. bis 27.10.2000 untersucht. Anwendung fanden die kombinierten Instrumente der IEA/OECD für die Interviews. Es wurden Interviews geführt mit dem Schulleiter (Dauer ca. 3 Stunden), mit dem Technischen Berater (Dauer ca. 2 Stunden), sowie Lehrerinterviews, mit zwei Physiklehrern, einem Chemielehrer, einer Biolehrerin, einem Informatiklehrer, einem Religionslehrer, einer Deutschlehrerin, einer Musiklehrerin und einem Englischlehrer, die zwischen ein bis eineinhalb Stunden dauerten. Darüber hinaus wurde mit einem Bürokundelehrer und einer Mathematiklehrerin ein Nachgespräch nach einer Unterrichtsbeobachtung durchgeführt (Dauer ca. je 30 Minuten). Es gab zudem vor Ort ein Elterninterview (Dauer ca. 1,5 Stunden) und zwei Telefoninterviews mit Müttern von Schülern der KIRPPKlasse, die nachträglich von einer Kollegin aus Dortmund geführt wurden. Ebenso wurde mit zwei Schülergruppen, eine aus der KIRPP-Klasse und eine aus der Schülervertretung, mit je fünf und sechs Schülern gesprochen (Dauer ca. 45 Minuten). Alle Interviews wurden auf Mini-Disc-Rekordern aufgenommen. Bei den Beobachtungen verwandten die Wissenschaftlerinnen das vorgeschlagene Beobachtungsprotokoll aus dem OECD Workbook. Es wurden insgesamt sieben Unterrichtsstunden beobachtet: Eine Mathe-, eine Physik-, eine Informatik- und eine Englischstunde in einem der zwei Computerräume, eine Bürokundestunde im Apple-Computerraum, eine Chemiestunde im Chemieraum und eine Religionsstunde (KIRPPKlasse) im Klassenraum. Es wurden außerdem in die Auswertung 42 Fragebögen zur "IKT Nutzung von Lehrern" und das "Auswahlformular für Schulen", vom Schulleiter ausgefüllt, mit einbezogen. Als weiteres Material wurde das Schulprogramm der IGS Bonn-Beuel, eine Jubiläumsschrift zum 20-jährigen Bestehen der Schule sowie zwei Jahrbücher von 1998 und 1999 in die Analyse einbezogen sowie Konzepte zu innovativen Projekten (vgl. Appendix C). Fotos der Schule und die Homepage gaben weiteren Aufschluss. Die Interviews wurden von Mini-Discs transkribiert und von den Forscherinnen des OECD-Teams kodiert. Die Kodierung erfolgte über WinMax, ein deutsches Software-Programm. Die Auswertung erfolgte unter qualitativen Gesichtspunkten.

32

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Appendix B: ICT Practices Survey for Teachers2 Tabelle 1: Einschätzung der Lehrer über ihre IKT Fähigkeiten Wie vertraut sind Sie mit der Nutzung eines sehr ververtraut Computers für die folgenden Tätigkeiten? traut

etwas vertraut

gar nicht vertraut

M. D.3

Einen Text schreiben

31

9

2

-

-

Informationen im World Wide Web suchen

7

20

11

4

-

Web-Seiten erstellen und betreuen

2

1

6

32

1

Datenbanken verwenden

4

6

12

19

1

E-Mails schreiben oder empfangen

14

15

8

5

-

Ein Programm schreiben

-

4

4

33

1

Ein Bild oder Diagramm zeichnen

9

12

14

7

-

Information präsentieren (z.B. mit Power Point)

4

9

10

18

1

Selbsteinschätzung insgesamt Wie würden Sie Ihre Fähigkeit im Umgang mit Computern bewerten? Tabelle 2: Computernutzung der Lehrer Computernutzung bei der Unterrichtsvorbereitung

gut

mittel

schlecht

M.D.

8

21

12

1

mehrmals in mehrmals im der Woche Monat

selten

niemals

9

3

-

Zusammenarbeit mit anderen Lehrern

ja

nein

M. D.

Benutzen Sie gegenwärtig Technologien, um mit anderen Lehrern zusammenzuarbeiten (z.B. berufliche Chat Rooms, Foren o.ä.)?

8

33

1

Wie häufig verwenden Sie einen Computer zu Hause, um sich auf den Unterricht vorzubereiten?

Kommunikation über E-Mail Wie viele E-Mails schreiben Sie durchschnittlich am Tag?

30

mehr als 12

6-11

1-5

keine

M. D.

-

1

29

9

3

Tabelle 3: Erfahrungen mit Programmieren und Installation Haben Sie eine der folgenden Tätigkeiten schon einmal gemacht?

durchschnittliche Anzahl

nein

M.D.

Änderungen an der Hardware eines Computers vorgenommen

16

19

3

Ein Update eines Anwendungsprogramms (Textverarbeitung, Grafikprogramm, etc.) vorgenommen

28

14

4

Einen zerstörten File wiederhergestellt

215

29

3

Eine Web-Seite erstellt

147

30

3

Eine Datenbank erstellt

17

20

4

2 3

Alle Ergebnisse basieren auf den Antworten von 42 Lehrerinnen und Lehrern Missing Data

33

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Tabelle 4: Häufigkeit der von Lehrern erteilten IKT-Aufgaben Wie häufig haben Ihre Schüler im letzten Schuljahr mehrmals durchschnittlich die folgenden Tätigkeiten ausgeführt, pro Woche um damit von Ihnen erteilte Aufgaben zu erledigen?

mehrmals pro Monat

selten

niemals

M. D.

Auf das World Wide Web zugreifen

1

7

29

4

1

Web-Seiten erstellen

-

1

3

36

2

E-Mails schreiben oder empfangen

1

2

13

24

2

Ein Textverarbeitungsprogramm verwenden

4

16

20

1

1

Einen Computer für Spiele verwenden

2

-

4

32

4

Eine Tabellenkalkulation verwenden

1

5

10

25

1

Ein Grafikprogramm verwenden

-

10

12

19

1

Sich in einem Online-Forum oder einem Chatroom beteiligen

-

2

2

37

1

Ein Programm für die Präsentation von Informationen verwenden (z.B. Power Point)

-

1

14

26

1

Ein Lernprogramm verwenden (einschließlich Simulationen)

-

7

22

12

1

Tabelle 5: Lehrer über ihren IKT-Einsatz im Unterricht Die Antworten basieren auf den Erfahrungen des letzten Schuljahres:

ja

nein

M. D.

Wurde die Nutzung der Computer durch die Schülerinnen und Schüler für ihre Benotung herangezogen? Haben Sie mit einer von Ihnen unterrichteten Klasse eine Web-Seite erstellt oder verändert? Haben Sie jemals als Schüler/in oder Lehrer/in an einem virtuellen Seminar im Internet/ World Wide Web teilgenommen? Haben Sie Ihre Schülerinnen und Schüler zusammen mit Schülern aus anderen Klassen über das Internet/ World Wide Web gemeinsam lernen lassen?

10

31

1

4

38

-

-

42

-

3

38

1

Tabelle 6: Beschränkungen bei der Suche im World Wide Web uneingeschränkt

etwas eingeschränkt

nur bestimmte Seiten

M.D.

14

13

10

5

Wenn Sie Aufgaben zur Recherche im World Wide Web erteilten, wie viel Freiheit haben Sie Ihren Schülerinnen und Schülern in der Auswahl der Seiten, die sie besuchten, gegeben?

Tabelle 7: Anteil der Computernutzung im Unterricht völlig

großteils

etwas

gar nicht

M.D.

Wenn Sie den Computer im Unterricht nutzen, in welchem Umfang bezieht sich die Computernutzung in Ihrem Unterricht direkt auf den Unterrichtsstoff?

17

6

12

4

3

In welchem Umfang erledigen die Schülerinnen und Schüler Aufgaben, für die eine Computernutzung erforderlich ist, individuell?

1

16

17

4

4

34

OECD / CERI Case Studies ICT and Quality of Learning

Fallbeispiel Bonn-Beuel

Appendix C: List of References Schulmaterialien -

FRÄNKEN, J. & KERSTIN, B. (1999). Überlegungen zum Einführungsprojekt in der Jahrgangsstufe 11.

-

FRÄNKEN, J. & KERSTIN, B. (2000). Methodenkompetenz in der Jahrgangsstufe 11. Unveröffentlichte Fassung.

-

FRÄNKEN, J. & KERSTIN, B. (1998) Schülerfragebogen. Projektwoche 11.

-

Hrsg. IGS Bonn-Beuel. (1998) Festschrift: 20 Jahre Integrierte Gesamtschule Bonn-Beuel. Der Weg ist das Ziel. Jubiläum 1978 - 1998.

-

Hrsg. IGS Bonn-Beuel. (1999). Jahrbuch Gesamtschule Bonn-Beuel 1998/1999.

-

Hrsg. IGS Bonn-Beuel. (2000). Jahrbuch Gesamtschule Bonn-Beuel 1999/ 2000.

-

Hrsg. IGS Bonn-Beuel. (2000). Kurzfassung des Schulprogramms.

-

Hrsg. IGS Bonn-Beuel. (2000). Elterninfo.

-

Hrsg. IGS Bonn-Beuel. (ohne Jahresangabe). Jedes Kind ist einzigartig.

-

MEYER, T.H. (1998). Klasse 5.3 im KIRPP-Projekt.

-

MEYER, T.H. (1998). KIRPP. Kommunizieren, informieren, reflektieren, produzieren, präsentieren. Medienkompetenzerziehung.

-

SCHRÖDER, F.J. (2000). Ansätze für ein Konzept: Fortbildung im Bereich "Neue Medien" an der Gesamtschule Bonn-Beuel. Unveröffentlichte Fassung.

-

SCHULEN ANS NETZ (1999). Fall 3: "Es ist wirklich unglaublich, was wir haben wollen, das kriegen wir".

-

Institut für Schulentwicklung (2000). SITES. Technischer Fragebogen. Modul 2: Hauptuntersuchung.

-

Schulhompage: http://www.gebonn.de

-

Fotografien von der Schule

-

Fotos von Schülerarbeiten: Fotoroman, Gruppenarbeit zum Thema Idole

Weitere Quellen -

ROGERS, E. M. (1995). Diffusion of Innovations. Fourth Edition. New York: The Free Press.

-

YIN, R.K. (1993). Applications of case study research. Newbury Park, CA: Sage.

-

http://bert.eds.udel.edu/oecd (OECD-Web-Site)

-

http://www.netzwerk-medienschulen.de

-

http://www.san-ev.de

35