Deutsch mal anders: Slam Poetry

Deutsch mal anders: Slam Poetry Laura Mackie, Klasse 4e Fürboden 34 , 8843 Oberiberg Betreuer: Peter Schärer Inhaltsverzeichnis 1. Abstract S.2 ...
Author: Nadine Böhler
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Deutsch mal anders: Slam Poetry

Laura Mackie, Klasse 4e Fürboden 34 , 8843 Oberiberg Betreuer: Peter Schärer

Inhaltsverzeichnis 1.

Abstract

S.2

2.

Vorwort

S.3

3.

Einleitung

S.4

4.

Poetry Slam Allgemein

S.5

4.1

Was ist Slam Poetry?

S.5-6

4.2

Wettbewerb

S.6-7

4.3

Welche Regeln gibt es?

S.7

4.4

Wie sieht ein Wettbewerb/Slam aus?

S.7-8

5.

Geschichte

S.9

5.1

Woher kommt die Slam Poetry?

S.9-10

5.1.1 Exkurs Dichterwettstreit

S.9

5.2

Weg in die Schweiz?

S.10-11

5.3

Wo in der Schweiz?

S.11

6.

Mein Weg auf eine Bühne

S.12

6.1

Interview mit Lara Stoll

S.12-15

6.2

Auswertung des Interviews

S.16

6.3

Meine Texte

S.17

6.3.1 Auto Fahren

S.17

6.3.2 Testament

S.18-19

6.3.3 Unsere Liebe

S.19

7.

Auftritt

S. 20-23

8.

Auswertung des Auftritts

S.23-24

9.

Reflexion

S.25-26

10.

Primärliteratur

S.27

11.

Sekundärliteratur

S.27

12.

Anhang

S.28-32

13.

Eigenständigkeitserklärung

S.33

Laura Mackie

 

Deutsch mal anders: Slam Poetry

1  

1. Abstract Was ist Slam Poetry? Wie ist sie entstanden? Warum wird Slam Poetry immer populärer? Wie werde ich Slam-Poetin? Diesen Fragen ging ich mit meiner Maturaarbeit nach. Über die Geschichte des Poetry Slams mehr zu erfahren wendete ich mich an den Erfinder: Marc Kelly Smith. Wie sich herausstellte hat Marc Kelly Smith nicht etwas Neues erfunden, sondern er hat etwas Altes wieder auferstehen lassen, denn Dichterwettstreite gibt es schon sehr lange. Die Slam Poetry ist modern, hat Pfiff und nimmt kein Blatt vor den Mund. Viele fühlen sich davon angesprochen. So auch ich. Das Interview mit Lara Stoll war für mich eine Vorbereitung, um danach eigene Texte zu schreiben. Sie konnte mir gute Tipps geben. Fortlaufend sammelte ich Ideen für meine Texte und schrieb immer wieder etwas auf. Mit einigen Ideen kam ich jedoch nicht weiter und ich verwarf sie wieder. Das schaffte Platz für Neues. Am Ende entstanden drei vollkommen verschiedene Texte. Meine Maturaarbeit krönte ich am 28.9.11 im Acapulco in Zürich mit meinem Auftritt.

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2. Vorwort „ Fieber Duden, ich ermisse dich. Beisst du, seit du nicht mehr da pisst, tann ich nicht merh zsreiben.“1 Das waren die ersten Zeilen eines Slam-Poetry-Textes, die ich je gehört habe. Sie sind mir noch sehr gut in Erinnerung, ja ich habe sogar Tränen zu diesem Text gelacht. Die Wahl des Themas meiner Maturaarbeit gestaltete sich anfänglich ziemlich schwierig. Ich wusste, ich wollte eine kreative Arbeit machen, jedoch wusste ich noch nicht was. Zuerst war ich davon überzeugt, ein Buch mit mehreren Kurzgeschichten zu schreiben. Gute Ideen wollten jedoch einfach nicht entstehen. Viele Kolleginnen und Kollegen um mich herum hatten bereits ihre Wahl getroffen und ich wurde immer angespannter. Am 18. November 2010 kam die Wende. An jenem Nachmittag hatte Herr Schärer, unser Deutschlehrer, für uns einen Auftritt von Lara Stoll arrangiert. Sie ist eine bekannte Slam-Poetin. Mittlerweile ist sie ehemalige Schweizermeisterin und amtierende Europameisterin. Nach diesem Nachmittag war klar: Ich möchte selber Slam-Poetin werden, zumindest für meine Maturaarbeit. Warum nicht? Eine Kombination von Darstellung und Worten, genau zwei Sachen, bei denen ich Stärken habe. Die Kunst mit Wörtern zu spielen, sie in verschiedene Kontexte zu setzen, fasziniert mich.

                                                                                                                1 Aus Youtube; Lara Stoll, Duden (1:00-1:07) Laura Mackie

 

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3. Einleitung Mit meiner Maturaarbeit verfolge ich zwei Ziele. 1. Ich möchte dem geschichtlichen Hintergrund der Slam-Poetry nachgehen. 2. Ich möchte selber drei eigene Texte schreiben und sie auf einer öffentlichen Bühne vortragen. Der erste der beiden Punkte war für mich kein Problem. Es erstaunte mich jedoch ein wenig, dass ich kein Buch über die Geschichte der Slam Poetry fand. Ich war also in erster Linie auf die Angaben des Internets angewiesen. Während des Interviews machte mich Lara Stoll darauf aufmerksam, dass unser „Slam Papi“ Marc Kelly Smith Facebook hat. Sie meinte, ich könnte doch auch ein Interview mit ihm machen. Diese Information nutze ich folgendermassen: Ich schickte ihm ein E-Mail und erklärte, dass ich kein Buch über dieses Thema gefunden hatte, weiter fragte ich, ob er mir helfen könne. Kurze Zeit später erhielt ich einige Buchseiten. Das hat mir sehr geholfen und ich konnte meinen Theorieteil ohne weiters abschliessen. Der zweite Punkt gestaltete sich etwas anspruchsvoller. Der Auftritt war für mich ein Push-Faktor und zugleich auch der Höhepunkt meiner Maturaarbeit. Grundsätzlich schreibe ich sehr gerne. Immer wieder tauchten jedoch Selbstzweifel auf. Kann sich das Publikum mit meinen Texten identifizieren? Ist es witzig, was ich geschrieben habe? Ist das was ich hier mache wirklich Slam Poetry? Gerade weil man sehr viele Möglichkeiten hat, einen Text zu schreiben, tat ich mich ein wenig schwer damit. Oft habe ich etwas aufs Papier gebracht, und gleich darauf wieder gelöscht. Als ich dann meine geschrieben Sachen jemandem vorgelesen habe, dieser mir eine positive Rückmeldung gab, bekam ich mehr Sicherheit.

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4. Slam Poetry Allgemein 4.1 Was ist Slam Poetry? Definition: „Ein Poetry Slam (sinngemäß: Dichterwettstreit oder Dichterschlacht) ist ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden.[...]“2 Um genauer zu erklären, was Slam Poetry oder auch Poetry Slam ist, nehme ich das Wort auseinander. Es setze sich zusammen, aus dem englischen poetry („Dichtung“) und dem Verb to slam („zuschlagen, schmettern, zuknallen“). Im US-amerikanischen Slang steht es auch dafür, „jemanden runtermachen“ oder gar „vernichtend zu schlagen“. Man merkt jetzt schon, dass es sich hier um eine Art Wettstreit mit Worten handelt. Schlägt man den Begriff in einem englischen Wörterbuch nach, so trifft man auf das Wort „competitive poetry“ was so viel bedeutet wie „wettbewerbsfähige Dichtung“3 . Daraus hat sich dann auch die deutsche Übersetzung ergeben: Dichterwettstreit oder Dichterschlacht. Marc Kelly Smith nennt in seinem Buch fünf wichtige Punkte, was Slam ist und was nicht: 1. „Slam is Poetry“ Es handelt sich nicht um ein Essay, eine Novelle oder eine kurze Geschichte. Slam ist Dichtung. 2. „Slam ist performed“ Gedichte werden mit Präzision und Professionalität präsentiert wie in jeder darstellenden Kunst. Marc Kelly Smith bezeichnet das als primären Unterschied im Bereich der Dichtung. Slam Poetry ist die Verschmelzung der Dichtung und des Auftretens. 3. „Slam is competitive“                                                                                                                 3

Smith, Marc Kelly (2008):"Take The Mic" und "Stage a Slam"

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Die Konkurrenz ist nicht der Punkt, aber es ist eine wesentliche Zutat des Ganzen. Marc Kelly Smith schreibt, dass Gedichte seit Anbeginn der Zeit zum Zweck des Prahlens verwendet wurden. Was beim Slam neu dazugekommen ist, ist die Beurteilung des Publikums. Es bestimmt, was gut ist und was nicht. 4. „Slam ist interactive“ Das Publikum ist aufgefordert aktiv zu sein. 5. „Slam is community.“ Manchmal wird die Slam Poetry als Familie bezeichnet, eine grosse Familie in der die Menschen stattfinden und die Performance und Dichtung zelebrieren. Diese fünf Punkte haben gezeigt was Slam ist. Hier noch eine Auflistung was es nicht ist. Es ist nicht einfach nur ein Text auf einem Blatt Papier. Es ist nicht ein formaler Text der vorgelesen wird, und das Publikum nur passiv aufpasst und höflichen Applaus gibt, unabhängig dessen was es denkt und fühlt. Es ist nicht eine Kunst nur für die Elite, die dann bestimmen kann, was wert hat und was nicht. Es ist nicht eine TalentShow. Es ist nicht eine ernste Angelegenheit, um zu zeigen wer der Mächtigste ist. Heutzutage findet man die Slam-Poetry beinahe überall. In Schulen, in Büros, in Baren, an Hochzeiten, in kulturellen Zentren oder sogar in Museen. Slamer trainieren ihre Texte, um sie zu performen. Versuche alles, und gehe überall hin.

4.2 Der Wettbewerb In einem Wettbewerb gibt es drei wichtige Menschengruppen. 1. Der Slam-Master. Er ist der Veranstalter und moderiert den Wettbewerb. 2. Die Teilnehmer, die sogenannten Slamer, Slam Poeten oder Poetry Slamer. 3. Das Publikum Die einzelnen Teilnehmer stehen untereinander in Konkurrenz. Dies dient dazu eine gewisse Spannung untereinander wie auch im Publikum zu erzeugen. Die Zuhörenden sollen animiert werden, aufmerksam mitzuhören. Denn das Publikum kürt am Ende die Siegerin oder den Sieger. Für den Autor ist es eine Möglichkeit,

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eine Rückmeldung über sein Werk zu bekommen, gleichzeitig dient ihm die Konkurrenz als Ansporn.

4.3 Regeln Wie in jedem Wettbewerb, kennt auch die Slam Poetry Regeln. Diese gehen ebenfalls auf Marc Kelly Smith zurück. Er gibt folgende Richtlinien vor:



Die Texte müssen alle selber geschrieben sein.



Requisiten, wie zum Beispiel Kostüme oder Musikinstrumente, sind nicht erlaubt.



Das Zeitlimit beträgt normal 3 Minuten oder weniger. (ausnahmsweise auch 6 min.) Wer überzieht, dem droht Punkteverlust oder sogar Mikrophonentzug.



Da die Slam Poetry auch „Spoken-Word“ genannt wird, ist es den Teilnehmern untersagt, den ganzen Text zu singen.

Diese Regeln sind variabel. Über den Ablauf eines Slams entscheidet der SlamMaster selber. Eigene Texte sollen lebendig vorgetragen werden. Literarische Formen wie Lyrik, Kurzprosa, Rap oder Comedy-Beträge und sogar Freestyle sind erlaubt.

4.4 Wie sieht ein Wettbewerb aus? Anmeldung Es gibt zwei Verfahren der Teilnehmerauswahl. Das eine ist die „Offene-Liste“. Hier darf jeder seine Poesie lesen, der sich angemeldet hat. Die Anmeldung erfolgt an der Abendkasse oder auf der entsprechenden Liste. Beim „Challenging-System“ lädt der Veranstalter einen Teil der Slamer ein und andere Plätze werden über die „Offene-Liste“ vergeben. Auftritt Man tritt mit seine Texten auf. Bewertung Bei der Bewertung unterschiedet man zwischen einer Jurybewertung und einer Publikumsbewertung. Laura Mackie

 

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Wenn eine Jury bewertet, werden Punkte von 0-10 gegeben. Bei der Publikumsbewertung geben die Zuschauer ihre Bewertung durch die Lautstärke und Ausdauer des Applauses ab, oder in Form eines Stimmzettels. Siegerprämie Um zu bekräftigen, dass es sich bei einem Slam nicht darum handelt, wer der Mächtigste ist, wird nicht etwa eine Reise nach Ibiza oder ein Pokal als Preis weitergegeben. Meistens erhält der Sieger eine Flasche Whisky. Manchmal auch eine CD, ein Buch oder ein T-Shirt. Den Whisky gewinnt man, um ihn nach dem Wettbewerb mit seinen Kontrahenten und Kollegen zu trinken. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

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5. Geschichte 5.1 Woher kommt die Slam Poetry? Über den Ursprung der heutigen Slam Poetry sind sich alle einig: 20. Juli 1986, Chicago4. Dazu werde ich mich später genauer äußern. Wie bereits auf Seite 4, in der Definition der Slam Poetry beschrieben, handelt es ich um einen Dichterwettstreit. Es folgt mein Exkurs darüber.

5.1.1 Exkurs Dichterwettstreite haben eine lange Geschichte. Es gibt sie schon seit 500 v. Chr. Damals traten Dichter zu den Dionysien5 mit drei Tragödien und mit einem Satyrspiel im Agon6 gegeneinander an. Der Favorit wurde anschliessend vom Publikum gekrönt und gefeiert, ähnlich wie in der modernen Poetry Slam. 400 v. Chr. wird in den Certamen Homeri et Hesoidi7 beschrieben, wie sich Homer und Hesoid in einem Dichterwettkampf gegenüberstehen. Auch aus dem Mittelalter gibt es Schriften über historische Personen, wie Walther von der Vogelweide, der im Dichterwettstreit gegen Konkurrenten antrat. In der Neuzeit spricht man vom Balladenwettstreit zwischen Goethe und Schiller und dem Konkurrenzkampf zwischen Heinrich von Kleist und drei Schriftstellerkollegen. Kurz: Der Dichterwettstreit ist so alt wie die Literatur selbst.8 An dieser Stelle beende ich meinen Exkurs und kehre zur Geschichte der Slam Poetry zurück. In Chicago gab es in den Jahren 1979 und 1980 literarische Wettkämpfe in Boxringen. Im Ring standen jeweils zwei Dichter. Diese lasen abwechslungsweise ihre Gedichte vor und versuchten das Publikum für sich zu gewinnen. Auch hier: die Lautstärke des Jubelns, Tobens und Applaudierens war massgebend für die                                                                                                                 4 Smith; Marc Kelly (2008): „Take The Mic“ und „Stage a Slam“ 5 Festspiele im antiken Griechenland zu Ehren des Gottes Dionysis 6 Sportlicher oder musischer Wettstreit 7 Textpassage über Dichterwettkampf von Homer und Hesoid 8 http://de.wikipedia.org/wiki/Dichterwettstreit (Stand: 4.10.11) Laura Mackie

 

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Siegerkürung. Man bezeichnete diese verbalen Kämpfe damals als Urban- oder Punk Poetry. „Slam-Papi“ Marc Kelly Smith, ein ehemaliger Bauarbeiter, bewegte sich schon länger in dieser Szene. Er organisierte im Jahr 1985 Literatur-Lesungen in einer heruntergekommenen JazzBar, der „Get Me High Lounge“. Jeden Montag fanden dort Lesungen statt und auch Open Mics9. Nach Startschwierigkeiten wurde die Bar zu einem Treffpunkt der Literaturszene. Im selben Jahr gründete er das „Chicago Poetry Ensemble“. Das Ensemble bestand aus Schriftstellern, Poeten, Performance Poeten und Schauspieler. Zusammen haben sie Stücke geschrieben, die sie anschliessend in der „Get Me High Lounge“ vorspielten. Im Publikum sassen Personen, die keinen grossen Bezug zur Literatur hatten. Marc Kelly Smith war es wichtig, dass die Mitglieder seine Ensembles ein Flair für Performance mitbrachten. Das zeichnete zuletzt die Gruppe aus. Dave Jemilo, der Besitzer des Jazz-Club „Green Mill“ wurde auf die Gruppe aufmerksam und lud sie in seinen Club ein. Unter dem Namen „The Uptown Poetry Slam“ fand am 20. Juli 1986 der erste Slam statt. Der Abend wurde in drei Teile gegliedert: 1. Open Mic 2. Geladene Autoren aus allen Teilen der USA 3. Auftritt des „Chicago Poetry Ensembles“ Diese Veranstaltung war ein voller Erfolg und wurde gleich ins wöchentliche Programm des Clubs aufgenommen. Weil immer mehr Autoren aus ganz Amerika teilnehmen wollten, stieg der Popularitätsgrad und der Poetry Slam breitete sich zuerst in Chicago, San Francisco und dann in New York aus. In Finnland, Schweden und auch Grossbritannien entstanden 1993 die ersten Slams.

5.2 Weg in die Schweiz Der Durchbruch der Slam Poetry in der Schweiz erfolgte 1999. Die Schweizer Matthias Burki und Yves Thomi reisten nach Deutschland und studierten dort den                                                                                                                 9 Veranstaltung, bei der eigene Werke einem Publikum vorgetragen werden Laura Mackie

 

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immer populäreren Slam. Begeistert kamen diese nach Hause und beschlossen, ebenfalls einen Slam in der Schweiz durchzuführen. Zum Auftakt gab es eine Poetry-Slam-Tour im Juni. Ganz wie in Chicago, bildete das Publikum die Jury und als Preis gab es einen Whisky. Im Jahr 2000 folgte die zweite Tour. Das Slam-Fieber hatte die Schweiz gepackt.

5.3 Wo gibt es Slams in der Schweiz? Slams gibt es in der ganzen Schweiz. Nur schon in Zürich gibt es mehrere Angebote. Jeden letzten Mittwoch im Monat findet im Acapulco eine Slam statt. Im Schiffsbau gibt es regelmässig Veranstaltungen, ebenfalls in der Roten Fabrik und sogar im X-tra. In St. Gallen werden an verschiedenen Orten Slams durchgeführt. Klickt man auf die offiziellen schweizer Homepage der Slam Poetry, findet man die Veranstaltungen. Ist man in der Szene bekannt, wird man auch zu Slams eingeladen oder veranstaltet selber eine Soloprogramm oder einen Slam.

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6. Mein Weg auf die Bühne Wie ich bereits in der Einleitung meiner Maturaarbeit geschrieben habe, verfolge ich zwei Ziele.10 Im ersten Teil habe ich mich mit der Herkunft der Slam Poetry befasst. Im zweiten Teil berichte ich über meine Texte und meinen Auftritt im Acapulco in Zürich. Mein Weg auf die Bühne lässt sich in drei Teile gliedern: 1. Interview mit Lara Stoll 2. Texte schreiben 3. Auftreten

6.1 Interview mit Lara Stoll Als klar war, dass meine Maturaarbeit über Slam Poetry sein wird, wusste ich gleich, dass ich ein Interview mit Lara Stoll machen möchte. Zu dieser Zeit war sie amtierende Schweizermeisterin der Slam Poetry. Zu einem Interview mit der Schweizermeisterin sage ich natürlich nicht nein. Zudem interessierte es mich, wo sie ihre Ideen herholt, ob sie schon immer ein Talent zum Schreiben hatte, und wie sie einen Auftritt erlebt. Es folgt mein Interview mit Lara Stoll.

                                                                                                                10 siehe Seite 3 Laura Mackie

 

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Am 12.5.11 habe ich mich im Fahrenheit in Winterthur mit Lara verabredet. Pünktlich erschien sie und begrüsste mich freundlich. Hallo Lara. Ich wollte mich zuerst einmal bedanke, dass du „Ja“ zum Interview gesagt hast. Lara Stoll: Keine Sache, das mache ich doch gerne. Na gut. Dann beginne ich gleich mit meiner ersten Frage. Wo kommst du her und wie bist du aufgewachsen? Lara Stoll: Also, ich bin in Reichlingen aufgewachsen, das ist im Thurgau. 150 Einwohner 5000 Kühe. Keine Büsse, keine Züge und auch nicht gerade sehr viele gleichaltrige Kinder. Dazu habe ich noch einen Bruder, er ist zwei Jahre älter als ich. Wir haben mit unseren Eltern und Grosseltern im gleichen Haus gewohnt. Also meine Grossmutter wohnt immer noch dort. Und danach bist du so schnell wie möglich von dort weggezogen? Lara Stoll: Ja mit 19 oder 20 Jahren. Ich glaub mit 20 Jahren. Sobald ich einen Beruf hatte und Geld verdient habe. Und wie bist du auf die Slam-Poetry aufmerksam geworden? Lara Stoll: Ich habe früher Theater gespielt und dort habe ich Gabriel Vetter kennengelernt. Er ist ja auch ein relativ bekannter Slam-Poet. Danach war diese Produktion fertig und später habe ich dann irgendwann in der Zeitung gelesen, dass er eben Slam-Poetry macht. Ich hatte keine Ahnung was es ist, aber ich dachte mir gehe mal und schaue was es ist. Das war etwa vor sechseinhalb Jahren in Schaffhausen. Ja, ich habe es dann gesehen und fand es „ huere cool“. Gleich danach habe mich nach einem weiteren Auftritt umgesehen und das war dann etwa vor einem Jahr genau. Ich habe mich auch an der Abendkasse angemeldet, so dass ich auch mitmachen konnte. (lacht) Und ich habe recht schlechte Texte geschrieben. Es kam dann auch nicht so gut an. (lacht wieder) Ich dachte mir aber, dass wenn ich jetzt weiter mache dann kommt das dann schon. Und wenn nicht, dann eben nicht. Und ja, dann wurde es dann irgendwann besser. Im Herbst habe ich einen Auftritt gewonnen und das war der Wahnsinn für mich. Das glaub ich dir gerne. Ich habe dich das erste Mal ja auch an meiner Schule gesehen, und ich muss sagen, dass deine Texte wirklich sehr amüsant sind. Wenn du jetzt einen neuen Text schreibst, weißt du immer schon das Thema? Lara Stoll: Nein nicht immer. Manchmal weiss ich das Thema oder habe eine Idee, und beginne ich gleich zu schreiben, und schaue was passiert, mache mir eigentlich keine grossen Gedanken und weiss dann auch oft nicht in welche Richtung es geht, oder wie der Text enden wird. Manchmal mache ich mir ein Mind-Map, um meine Idee grob zu skizzieren, so dass ich sehe, was ich alles einbauen könnte. Laura Mackie

 

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Manchmal mache ich einfach ein Word-Dokument auf und schaue ob mir was in denn Sinn kommt. Ein Erfolgsrezept gibt es eigentlich nicht. Es ist schon so, dass ich viel mehr Müll produziere als gute Texte. Es ist nicht so, dass ich den Dreh raus habe. Und es ist zum Teil auch sehr mühsam, weil man nicht einfach so einen guten Text schreiben kann oder so. Also ich auf jeden Fall nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist Glückssache. Ich habe vor einigen Wochen meinem Vater einen Auftritt von dir auf Youtube gezeigt, und er meinte, dass deine Texte voll sind mit Allgemeinbildung. Ist das so? Lara Stoll: Also ich bin der Meinung, dass ich nicht eine so grosse Allgemeinbildung habe, aber recherchieren und Dinge nachlesen muss ich schon. Wenn ich etwas für einen Text brauche, vor allem für politische Texte, muss man schon wissen, was man da so schreibt. Manchmal „ tuen ich eifach au chli klugscheissere“. (Wir musste beide lachen) Wie sieht es mit der Nervosität vor Auftritten aus? Lara Stoll: Eine gewisse Nervosität ist immer dabei, das ist auch ganz wichtig, denke ich. So ist man im Kopf und mit dem Körper dabei. Dann gibt es aber auch solche Auftritte, da bin ich fast nicht nervös. Oft habe ich jetzt Auftritte, für die ich gebucht werde um die Leute zu unterhalten. Da gibt es keine Konkurrenz gibt, und somit fällt es mir ziemlich einfach. Hingegen wenn ich an Slams gehe, bin ich sehr nervös, immer noch. Das hängt damit zusammen, dass ich dort neue Texte ausprobiere und nie weiss, wie sie jetzt ankommen. Ich geniesse beides. Wenn ich relaxt und selbstsicher auf die Bühne kann, oder wenn ich so nervös bin, dass ich fast von der Bühne falle. Es ist halt einfach so, dass man mich inzwischen in der Szene kennt und dass man gewisse Erwartungen an mich hat. Das ist manchmal ein bisschen blöd für mich, weil ich nicht einfach irgendwelchen „Seich“ ausprobieren kann. Ich möchte mich dann auch nicht blamieren und die Leute dann finden: „Ah das ist jetzt diese Lara. Die habe ich mir aber besser vorgestellt.“ Solche Dinge sind mühsam, aber das kann ich jetzt nun mal nicht mehr ändern. Meldest du dich dann für Slams selber an? Lara Stoll: Ja, das manage ich selber. Zum Teil werde ich angefragt und oft suche ich auch selber. Aber ich gehe nicht mehr an so viele Slams. Es ist mir jedoch wichtig, dass ich noch an Slams gehe, um meine Konkurrenzfähigkeit zu beweisen. Ist dein Hauptberuf Slamerin? Lara Stoll: Nein, momentan bin ich Studentin. Da ich mich auch sehr für Filme interessiere und für das Drehen von Filmen, habe ich mich für das Filmstudium angemeldet. Das Slamen ist eher nebenbei. Du bist ja Schweizermeisterin, und jetzt bist du auch noch Europameisterin geworden. Laura Mackie

 

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Lara Stoll: (lacht) Ja das erste Mal habe ich im Jahr 2006 gewonnen, nachdem ich meine Maturaarbeit abgegeben habe. Da wurde ich in der U20 Meisterin und einige Monate später waren die deutschsprachigen Meisterschaften, die sind so das Highlight der Slams. Das ist einmal im Jahr mit Slamer von ganz Deutschland,Österreich und der Schweiz. Und wenn du das gewinnst, hast du es geschafft. Dort herrscht eine krasse Konkurrenz. Dort habe ich dann auch gewonnen, wieder in der U20. Und im letzten Jahr, wurde zum ersten Mal in der Schweiz, in Olten, eine Meisterschaft gemacht und das hat dann auch geklappt. Diese internationalen Meisterschaften sind mir gar nicht so wichtig. Du kannst diese verschiedenen Sprachen gar nicht miteinander vergleichen. Ich glaube, ich habe die Europameisterschaft gewonnen, weil ich da meine besten Texte genommen habe, die auch eine gewisse Performance dabei haben und weil ich die einzige Frau war. Also man wehrt sich natürlich nicht gegen einen solchen Titel. Hast du dir mal überlegt einen Text in Englisch zu machen? Lara Stoll: Da ich nicht so gut im Englisch bin, eher nicht. Aber für die Europameisterschaft wurden ja einige Texte übersetzt und falls ich im Ausland mal mitmachen will, nehme ich sicher die. Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei dir und wünsche dir noch viel Erfolg.

Abbildung  211

Abbildung  112

                                                                                                                11

http://media.schweizerbauer.ch/images/72823_lara-stoll-presse-hoch-1.jpg (Stand: 17.10.11) 12 http://www.schweizfotos.com/data/picture/detail/7930.jpg (Stand: 17.10.11)

  Laura Mackie

 

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6.2 Auswertung des Interviews Lara wirkte sehr offen und aufgestellt. Obwohl sie eine sehr zierliche Frau ist, und man ihr, ihr Mundwerk gar nicht zutraut, wird in einem Gespräch mit ihr schnell klar, dass sie Pfeffer hat. Meiner Meinung nach, macht das auch ihre Texte aus. Bei meiner Vorbereitung für das Interview habe ich mir einen Fragekatalog zusammengestellt. Es sollten Fragen zu ihrer Person sein, aber auch über die SlamPoetry. Für mich selbst stellte sich die Frage: •

Was erhoffe ich mir davon?

Da sie Schweizermeisterin war, erhoffte ich mir einige Tipps von ihr, wie ich einen Text schreiben könnte, auf was man speziell achten sollte und was für Methoden es gibt, einen Text zu schreiben. Sie sagte mir, dass ein Mind-Map sehr hilfreich sein kann, da man einen Überblick über seine eigenen Ideen hat. Man kann diese so besser ordnen und hat eine Übersicht, was man alles einbauen könnte. Ein weiterer Tipp war das Recherchieren und Nachschlagen. Wenn man sich an ein Thema heranwagt, mit dem man nicht so vertraut ist, sollte man sich ein wenig Wissen darüber aneignen, damit der Text authentischer wirkt. Für das Auftreten kommt einem das Schauspielern zugute. Erfahrungen in diesem Bereich erleichtern den Gang auf die Bühne und das Sprechen vor Publikum. Das Gespräch mit ihr hat mir persönlich gezeigt, dass man nicht einfach nur einen Text schreiben kann. Der Inhalt will vorbeireitet und recherchiert sein. Mit Versuch und Irrtum beim Texten, ergibt sich Übung. Später durfte ich das selber erfahren.

Laura Mackie

 

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6.3 Meine Texte (siehe Anhang)

6.3.1 Auto Fahren „Auto Fahre“ ist der erste meiner drei Texte den ich geschrieben habe. Er handelt davon, wie toll es sein, muss Autofahren zu können. Es ist ein humorvoller Text. Wie bereits erwähnt, ist es mir wichtig, dass sich der Zuhörer damit identifizieren kann. Ich bin der Meinung, dass ich das mit diesem Text erreicht habe. Jeder der heutzutage die Fahrtheorie lernen muss, weiss wovon ich spreche. Damit der Text authentischer wirkt, hatte ich während des Schreibens immer die Fahrtheorie neben mir, um gewisse Dinge nachzuschlagen oder gar daraus zu zitieren. In meinem Text versuchte ich verschiedene Stilmittel einzubauen, die wir im Deutschunterricht erlernt hatten. Hauptsächlich arbeitete ich micht mit Dreizahlen, Vergleichen, Aufzählungen, Reimen und Wiederholungen. Durch die Dreizahl kombiniert mit dem Reim kommt ein guter Rhythmus zu Stande. Es entsteht ein Flow. „Ja Auto fahren muss toll sein. Du musst am Morgen nicht mehr zum Bus rennen, kannst auch mal ein bisschen verpennen, und musst dann nicht flennen, weil du weisst du hast Zeit.“13 ( Reim und Dreizahl) Die Wiederholung in meinem Text ist wie ein Refrain. Durch das mehrfache Erscheinen wird klar, wie mühsam es ist, diese Lern-CD zu lernen. Auch hier sind wieder Reime vorhanden. „Wäre da nicht diese Theorieprüfung zu absolvieren, denn das heisst Freizeit minimieren ,Hobbys fast auszuradieren, Zeit mit der Fahrtheorie zu maximieren.“14 (Reime) Die Spannung zu halten und diese, wenn möglich, zusätzlich zu steigern ist bei einem Slam-Text wichtig. Gegen den Schluss habe ich daher Fragen und Aufzählungen eingebaut, die meine Verzweiflung ausdrücken sollten.                                                                                                                 13 Mackie, Laura, (2011): Auto-Fahren 14 ebd. Laura Mackie

 

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6.3.2 Testament Nachdem ich nun einen Text geschrieben hatte, bei dem ich mich darauf konzentrierte, Stilmittel einzubauen, wagte ich mich nun an etwas Neues: Wortspiele. Der Text beginnt mir einer Frage: „Bist du am Morgen schon einmal aufgestanden, hast dich im Spiegel gesehen und wolltest nur noch nach einem Stück Papier greifen und dein Testament aufschreiben?“15 Nun wollte ich Wortspiele einbringen. Ich suchte nach Wörtern, die mehrere Bedeutungen haben können, nach Wortfamilien, nach Wörtern die ähnlich klingen oder einfach nach solchen mit denen man gut „spielen“ kann. Dazu verwendete ich den Duden und andere Nachschlagewerke. So nahm ich zum Beispiel: Der Spiegel, spiegeln, Spiegelbild, gespiegeltes Bild und machte daraus: „Der Spiegel spiegelt dein Spiegelbild, doch das gespiegelte Bild, dass kannst nicht du sein.“16 Oder: George Clooney und Clue und das wurde zu: „Nespressomaschine...what else? George Clooney hat sie mir angedreht. Genau dieser George Cloony der nun keinen Clue hat, dass meine Maschine nicht funktioniert an diesem Morgen.“17 Die Idee für den Anfang des Textes gab mir eine gute Freundin bei einem gemütlichen Treffen im Starbucks. Sie erzählte mir von einem Telefongespräch mit ihrer Cousine, bei dem sie diese Frage mit dem Testament gestellt bekam. Ich fand sie witzig und dachte ich mir, dass man daraus sicher einen Text kreieren könnte. Danach war es am einfachsten, ganz alltägliche Tätigkeiten zu nehmen. Die Situationskomik eignete sich gut für meinen Text. So liess ich persönliche Begebenheiten einfliessen. Es sollte für jeden etwas dabei haben. Für den Hundebesitzer der das Haarproblem haargenau kennt, für Frauen die einen BadHair-Day haben, vielleicht auch für den gestressten Banker, dessen Uhr nicht funktioniert, für eine Kaffeejunky, der von seinem morgendlichen Kaffee abhängig ist                                                                                                                 15 Mackie, Laura (2011): Testament 16 ebd. 17 ebd. Laura Mackie

 

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oder einfach nur der Schüler, der einen Aufsatz schreiben sollte und nichts als Leere im Kopf hat. Im Gegensatz zum ersten Text, gibt es hier nicht einen bestimmten Rhythmus. Es ist mehr ein Akzente setzen auf gewisse Worte. Für mich gibt es Verbindungen zu einem Rap.

6.3.3 Unsere Liebe Der dritte und letzte Text, den ich produzierte, ist eher kurz und ähnelt daher einem Gedicht. Im ersten Text setze ich den Schwerpunkt auf die Stilmittel und hier dachte ich mir, warum nicht einen Text über Stilmittel schreiben. Mein Schwerpunktfach ist Latein und ich konnte dadurch selbst lateinische Ausdrücke einfliessen lassen . Ich arbeitete mit allem, was ich bisher in meinem Deutschunterricht und Lateinunterricht gelernt hatte, vom Akkusativobjekt über das Präpositionalgefüge. Im Bewusstsein, dass so ein Text mit höheren Niveau entsteht, achtete ich mich darauf, ihn so zu schreiben, das der Text selbsterklärend ist. „Wir sind wie ein Hyperbaton. Weit auseinander und doch gehören wir zusammen.“18 „Wenn ich ein Nomen wäre wärst du mein Adjektiv...du schmückst und beschreibst mich.“19 „Wenn wir zusammen sind, sind wir eine Accumulation, eine Anhäufung von Liebe. Wir sind ein Pars par toto. Und ein totum par parte..spricht man von mir, so spricht man von dir, spricht man von uns, dann weiss man, es beinhaltet dich und mich.. Einer für beide und beide für einen.“

                                                                                                                18 Mackie, Laura (2011): Unsere Liebe 19 ebd. Laura Mackie

 

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7. Auftritt

Der Tag meines Auftrittes im Acapulco in Zürich, fiel auf den letzten Tag der Bildungsreise nach Florenz. Für diesen Tag erarbeitete ich mir eine Timeline.   1.

2.

3.

4 .  

5.

Abbildung  120

1. 9.00 Uhr Abfahrt aus Florenz. 2. 9.00-15.30 Uhr Fahrt von Florenz nach Oberiberg. Während der ganzen Fahrt ging ich meine geschrieben Texte noch einmal durch. Ich las, korrigierte Wörter und versuchte mir vorzustellen wie es ist, sie auf der Bühne vorzutragen. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, welchen Text ich vortragen werde. 3. 15.30-17.55 Uhr. Oberiberg Zuhause angekommen, druckte ich die überarbeiteten Texte aus. Nach einer kleinen Stärkung machte ich mich auf den Weg nach Zürich. Langsam aber sicher wurde ich nervös. 4. Ankunft im Acapulco in Zürich Am Eingang begrüsste man mich nett. Man verwies mich in die Lounge und dort machte ich Bekanntschaft mit Philipp Reichlin, bei dem ich mich für den Slam angemeldet hatte und meinen Konkurrentinnen und Konkurrenten. Unter ihnen gab es zwei weitere, die heute ihren ersten Auftritt hatten. Die Atmosphäre in der Lounge war toll. Ich wusste immer noch nicht, welchen Text ich nehmen sollte. Ich war nun schon sehr nervös. Nachdem zwei gute Freundinnen eingetroffen waren, wusste ich, welchen Text ich nehmen sollte: Testament. Denn eine der beiden, hatte mir ja die Idee gegeben.

                                                                                                                20 Mackie,Laura Laura Mackie

 

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5. Auftritt 20.45 Uhr Nach einer kleinen Verspätung begrüsste Philipp Reichlin, der Slam-Master des Abends, das Publikum. Bevor der Slam begann, waren willkürlich 5 Personen aus dem Publikum zur Jury bestimmt worden. Ihre Aufgabe war es die Slamer zu benoten von 1-10. Philipp erklärte daraufhin ganz kurz die Regeln eines Slams, und wie der Abend ablaufen wird. Die Slamer wurden in zwei Gruppen geteilt. Die Reihenfolge der Slamer wurde fortlaufend via Los entschieden. Der Sieger der einen Gruppe trat im Finale gegen den Sieger der anderen Gruppen an. Während der ganzen Zeit war ich mit den anderen Slamer in der Lounge. Mit mir waren wir drei, die an diesem Abend ihren ersten Auftritt hatten. Fasziniert hörte ich den anderen zu, als sie ihre Texte vortrugen. Es war interessant zu sehen, was beim Publikum ankam und was nicht. Einige von ihnen waren sehr gut. Ihre Wortwahl war gekonnt und treffsicher. Ich musste mir eingestehen, dass mich je länger je mehr Zweifel packten, ob ich dieser Herausforderung gewachsen war. Mir schienen meine Texte viel zu harmlos. Sie waren weder fluchend und schon gar nicht zynisch. Jedes Mal, wenn wieder ein Los gezogen wurde, wartete ich gespannt, ob es mein Name war. Doch das war der Fall als noch zwei Namen im Champagnerkühler lagen. Als mein Name dann vorgelesen wurde, stand ich mit zitternden Knien auf und nahm meine Position auf der Bühne ein. Eine Tradition in dieser Szene ist es, Neue mit dem Wort „Virgin“ zu begrüssen. Das war auch so bei mir. Alle riefen laut: „ Virgin!“ Als ich dann das erste Mal alle Leute sah die im Raum waren, wurde mir bewusst, dass es nun ernst wurde. Für die andern war es ein Hobby hier aufzutreten. Für mich ein Teil meiner Maturaarbeit. Ich stellte das Mikrophon auf die richtige Grösse ein, dann begrüsste ich meinerseits noch einmal und erklärte warum ich heute Abend hier war. ich begann mit dem Text. Kleine Lacher und grinsende Gesichter waren für mich in diesem Moment Mutmacher. Mit der Zeit kam ich in Fahrt und hatte sogar richtig Spass. Dann, mein letzter Satz, und Applaus. Gespannt wartete ich auf die Ergebinisse: 4, 5, 5, 6, 7. Ich konnte zufrieden sein. Erleichtert und glücklich setzte ich mich zu meinen Begleitern. Laura Mackie

 

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Nachdem die Siegerin bekannt gegeben worden war, holten sie uns alle noch einmal auf die Bühne und überreichten ihr den Jack Daniels. Sie öffnete ihn sofort und der Jack machte die Runde Kurze Zeit später trennten sich unsere Wege und ich machte mich mit meinen Freundinnen und meiner Maturabegleitperson auf den Heimweg.

Abbildung  321

                                                                                                                21 http://barolino.ch/images/entrypics/pics/zuerich/148-4846_IMG.JPG (Stand: 17.10.11) Laura Mackie

 

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8. Auswertung meines Auftritts

Zur Auswertung meines Auftritts nehme ich Bezug auf Marc Kelly Smiths fünf wichtige Punkte „What Slam is and isn`t“ „Slam is poetry“ Bei meinen Texten handelt es sich nicht um Novellen oder Kurzgeschichten. Es sind also Dichtungen. Somit habe ich diesen Punkt erfüllt. „Slam is performed“ Bevor ich mit meinem Text aufgetreten bin, habe ich ihn mehrmals leise wie auch laut vorgelesen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie er klingen könnte wenn ich ihn auf einer Bühne vortrage. Auswendig habe ich ihn nicht gelernt. Ich dachte mir wenn ich nervös bin, einen Teil vergessen könnte. Zudem fühlte ich mich sicherer, wenn ich meine Blätter in den Händen halten konnte. Für den Auftritt selber, der möglichst professionell sein sollte, kamen mir meine Passion und meine Erfahrungen der Schauspielerei zugute. Ich hatte keine Angst auf die Bühne zu gehen, und doch gab es einen grossen Unterschied, der mich nervös machte. Als Schauspielerin trittst du mit einem Text auf der jemand anderes geschrieben hat. Als Slamerin trittst du mit deinen eigenen Texten auf. Diese Nervosität machte sich bei mir vor allem gegen den Schluss meines Auftrittes bemerkbar. Einerseits war ich nicht ganz zufrieden mit dem was ich geschrieben hatte, andererseits dachte ich schon an die Bewertung meines Textes. „Slam is competitive“ An diesem Abend waren wir alle ganz klar Konkurrenten. Jeder wollte gut sein, jeder wollte gewinnen. Es war eine konstruktive Konkurrenz. Sie stachelte an gut zu sein, sein bestes zu geben. Ja, es motivierte sogar. Es herrscht nicht etwa eine Konkurrenz, wie man sie von Sportarten kennt. Meiner Meinung nach würde man hier nicht versuchen jemanden zu sabotieren. In der Lounge war eine tolle Atmosphäre. Wir plauderten, tauschten aus und versuchten uns gegenseitig die Nervosität zu nehmen, indem wir uns gut zusprachen. Laura Mackie

 

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Kam dann jeweils eine Kandidatin oder ein Kandidat gerade von ihrem Auftritt wieder in die Lounge, wurde gejubelt und applaudiert. Man wurde richtig aufgefangen. Der gegenseitige Respekt tat mir gut. Ich war sehr selbstkritisch mit meinen Texten und doch als ich sah, wie ich genau mit diesen Texten und dieser Performance akzeptiert wurde, freute ich mich sehr. Anfänglich dachte ich, dass es gut ist nicht als Erste aufzutreten. Doch mit der Zeit merkte ich, dass ich sichtlich nervöser wurde. Ich hörte meine ganze Konkurrenz, was zur Folge hatte, dass ich immer mehr an meinem eigenen Text zweifelte. Unter diesem Aspekt, war mir diese Konkurrenz keine Hilfe. „Slam is interactive“ Im Acapulco werden die Slamer von Publikum bewertet, somit sind sie aufgefordert aktiv zuzuhören. „Slam is community“ Tatsächlich fühlte ich mich wie in einer grossen Familie. Wie vorhin schon erwähnt, fühlt man sich akzeptiert und respektiert. Zusammen mitfiebern, zusammen zuhören, zusammen lachen, zusammen den Gewinner feiern.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war für mich der Abend ein positives Ereignis auf das ich gerne und mit gutem Gefühl zurückblicken kann.

Laura Mackie

 

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9. Reflexion

Für den Theorieteil habe ich mich zuerst ins Thema eingelesen. Mit Hilfe von Marc Kelly Smiths Buchseiten war es um einiges einfacher. Internetseiten habe ich oft miteinander verglichen, um zu sehen ob die Aussagen kongruent sind. Hier hatte ich kein Problem. Es war für mich interessant zu sehen wie alles entstanden ist. Durch meinen Exkurs für den ich mich während des Schreibens entschieden habe, wurde mir bewusst wie lange die Dichtung schon besteht. Zur Vorbereitung meiner Texte las ich im Blickfeld Deutsch die Seiten über rethorische Stilmittel durch. Habe ich diese im Kopf präsent, entsteht von Grund auf ein besserer Text. Ich konnte von unseren Deutschstunden profitieren. Da ich eine eher selbstkritische Schreiberin bin, habe ich oft etwas geschrieben und gleich wieder gelöscht. Ich habe mehrere Textanfänge gemacht, von denen einige noch lange auf ihre Verlängerung warten dürfen. Für mich war das Schreiben meiner eigenen drei Texte die grösste Herausforderung. Auf Grund dessen habe ich mir ein Buch gekauft „ Slam Poetry - Das Buch“. In diesem Buch sind die 40 besten Bühnen-Texte. Ich mir einen Überblick verschaffen, was es für verschiedene Text-Typen gibt. Ich wusste nicht, über welche Themen ich schreiben sollte und auch nicht, was für eine Art von Text mir am meisten zuspricht. Mehr Comic? Oder doch was Ernstes? Oft ging ich auf Youtube und sah mir dort Auftritte von Slamern an, in der Hoffung, ich würde danach mehr wissen oder mir würde ein Geistesblitz kommen. Das brachte mir jedoch nicht viel, es verwirrte mich mehr. Ich wollte, dass sich meine Zuhörer mit meinem Text identifizieren können. So erkannte ich, dass es einfacher ist, über ein Thema zu schreiben, dass einen selber sehr beschäftigt. Ich musste meinen eigenen Rhythmus finden und meinem eigenen Schreibstil treu bleiben. Mit diesem Gedanken entschied ich mich dafür, dass meine Texte mehr in Richtung Komik gehen werden. Das war ein guter Entschied. Je länger ich am Schreiben war, desto besser wurden meine Texte. Laura Mackie

 

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Nachdem ich alle drei geschrieben hatte, las ich sie mehreren Personen, aus verschiedenen Altersgruppen, vor. So holte ich mir Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge. Um einen passenden Ort für meinen Auftritt zu finden, schrieb ich mehrere Mails und führte einige Telefonate. Mein erster Eindruck der Slam-Szene war sehr positiv. Alle waren sehr hilfsbereit und sympathisch. Zuerst wollte ich in die Roten-Fabrik in Zürich. Philipp Reichlin, mit dem ich vermehrt Kontakt hatte, verschaffte mir die Möglichkeit im Acapluco in Zürich aufzutreten. Er erklärte mir, dass die Rote-Fabrik ein Ort ist, wo Slamer aus ganz Europa zusammentreffen. Für einen Erstauftritt nicht gerade ein geeigneter Ort. Er hatte recht. Der Auftritt im Acapulco war das Richtige für mich: kleiner, intimer. Ich bin glücklich, dass ich nun meine Arbeit abgeschlossen und meinen Auftritt erfolgreich absolviert habe. Ich kann nicht sagen, ob ich in Zukunft weiterhin slamen werde, aber wenn mich das Schreibfieber packt, weiss ich wohin.

Laura Mackie

 

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10. Primärliteratur Mackie, Laura (2011): Auto-Fahren. Oberiberg Mackie, Laura (2011): Testament. Oberiberg Mackie, Laura (2011): Unsere Liebe. Oberiberg Stoll, Lara,(2009) www.youtube.com, (Stand: 4.10.11) Smith, Marc Kelly (2008): Stage a Slam. Napersville, Sourcebooks Smith, Marc Kelly (2008): Take The Mic. Naperville, Sourcebooks Trachsel, Alfred (2008): Autofahren heute Verkehrsregeln für Auto- und Motorradfahrer. Bern: Ah Verlag GmbH http://www.historylink.org/index.cfm?DisplayPage=output.cfm&file_id=3448 (Stand: 4.10.11) http://de.wikipedia.org/wiki/Dichterwettstreit (Stand: 4.10.11) http://de.wikipedia.org/wiki/Dionysien (Stand: 4.10.11) http://www.poetryslam.ch/hintergrund/index.html#geschichte (Stand: 4.10.11)

11. Sekundärliteratur Mettenleiter, Peter und Knöbel von Schöningh, Stefan (2003): Blickfeld Deutsch Oberstufe. Westermann Vérollet, Mischa-Serim (Hrsg) (2010): Poetry Slam-Das Buch http://www.reimemaschine.de (Stand:4.10.11)

Bilderquellen: http://barolino.ch/images/entrypics/pics/zuerich/148-4846_IMG.JPG (Stand. 10.10.11) http://www.poetryslam.ch/_data/imgs/PoetrySlam_flyer_2.jpg (Stand: 17.10.11) http://www.schweizfotos.com/data/picture/detail/7930.jpg (Stand: 17.10.2011) http://media.schweizerbauer.ch/images/72823_lara-stoll-presse-hoch-1.jpg (Stand: 17.10.11)

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12. Anhang Testament Bist du am morgen schon einmal aufgestanden, hast dich im Spiegel gesehen und wolltest nur noch nach einem Stück Papier greifen und dein Testament aufschreiben? Du begibst dich widerwillig, also gegen deine Willen, aus deinem Bett und stellst dich mutig wie der Prinz aus deinem Traum, der dich gerade gerettet hat, aufrecht und gerade, Bauch rein und Brust raus, Schultern zurück und Kopf gerade, vor den Spiegel. Der Spiegel spiegelt dein Spiegelbild, doch das gespiegelte Bild, dass kannst nicht du sein. Denn dein Haar, dein Haar gleicht mehr einem Vogelnest. Einem Vogelnest und nicht einer Frisur die für die Zivilisation zulässig ist. Du wanderst also indirekt als mobiler Brutkasten für Vögel umher. Dann wäre da noch die Sache mit der Kaffee-Maschine. Eigentlich ist es eine Nespressomaschine...what else? George Clooney hat sie mir angedreht. Genau dieser George Clooney der nun keinen Clue hat, dass meine Maschine nicht funktioniert an diesem Morgen. Diese Maschine die mir mein Koffeinhaltiges Heissgetränk, sie die Essenz die für die Existenz, und Kompetenz meiner Intelligenz zuständig ist, sie streikt. Dann das Nächste. Die Funkuhr die dir via Funk die genau Zeit angeben sollte. Diese Funkuhr funktioniert nicht. Beinahe hast du nun schon jeden Funken Hoffung verloren, dass der Tag noch gelingen könnte. Kurz vor dem Verlassen des Hauses, noch einmal den Blick in den Spiegel. Dein Brutkasten ist noch intakt. Mit der festen Überzeugung über den Mittag ins Mc Paper-Land zu gehen um dir ein schönes Papier für mein Testament zu beschaffen, gehst du aus dem Haus. Wegen deiner persönlichen Zeitverschiebung bist du nun etwas im Rückstand und dein Morgen verwandelt sich in einen Duathlon. Du schwimmst in den vielen Dingen die noch eigentlich zu erledigen hättest und rennst einen Rennen zum Bus. Im Bus siehst du an dir herunter. Dein Kleid! Es ist mehr ein Haarkleid, ein Haarkleid aus Hundehaaren. Laura Mackie

 

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Du magst ja eigentlich deinen Hund, aber in diesem einen Moment fragst du dich wirklich, wie es dein Hund anstellt, auf deine Kleidern Haare zu verteilen und er doch nie kahle Stellen hat. Selbstverständlich ist dein Griff in die Tasche, nach dem Kleiderrollen, ein Griff insLeere. Nun kündigt sich eine weitere Disziplin an. Der Kampf mit den Wörtern - kurz ein Deutschaufsatz. Du sitzt vor deinem Aufsatz. Du sollst mehrere Sätze schreiben, doch der einzige Satz der dir in den Sinn kommt, ist der Satz des morgendlichen Kaffees, der heute nicht vorhanden war. Dein Kopf hat sich zu einem Hohlraum entwickelt. Er ist leer. Und auch dein Papier vor dir ist die Versinnbildlichung der Leere. Beides sollte nicht leer sein, aber egal was du machst, in deine Kopf ist nur das Echo eines Denkversuchs, versuchs, versuchs.... Anstatt in diesem Moment einen Aufsatz zu schreiben, schreibst du der Anfang deines Testamentes... Ich Laura Mackie, vermache meine Sammlung von Haargummis und Haarklammern Daniela Balzan, sodass sie nicht zum mobilen Brutkasten für Vögel mutiert. Marina Sprenger ist Alleinerbin meiner mittlerweile gekauften, Instant-Kaffe-Pulver, damit ihrem Kopf nicht das selbe Schicksal droht wie meinem. Mein Kleiderroller kann meine Mutter haben, damit sie nicht von der Rolle ist, wenn sie einmal ein Haarkleid aus Hundehaaren trägt. Wenn ich frühzeitig gehen sollte, ist das mein Letzter Wunsch.

Laura Mackie

 

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Auto Fahren Ja Auto fahren muss toll sein. Du musst am Morgen nicht mehr zum Bus rennen, kannst auch mal ein bisschen verpennen, und musst dann nicht flennen, weil du weißt du hast Zeit. Du kannst in dein Auto sitzen und musst nicht schwitzen, weil sich die anderen Gäste im Bus an dich drücken, dich zum Teil vom Sitz verrücken um dich danach mit ihren Geschichten zu beglücken Du kannst deine Musik hören, musst dabei niemanden mit dem viel zu lauten Bass stören oder gar mit deinem Gesang empören. Du liegst andern nicht mehr in den Ohren um nachzubohren, ob sie dich nach Hause fahren können. Wie gerne würde ich die Person am Steuerrad sein, mit Führerschein. Wäre da nicht diese Theorieprüfung zu absolvieren, denn das heisst Freizeit minimieren, Hobbys fast auszuradieren, Zeit mit der Fahrtheorie zu maximieren. Alle sagen, du sollt mit der Lern CD lernen. Doch das ist wie Kirschen entkernen langweilig und monoton. Anstatt mit einem Auto herzumzuflitzen und zu witzen über die, die den Bus nehmen müssen, sitze ich vor meinem PC und lerne diese CD. „Jedermann muss sich im Verkehr so verhalten, dass er andere in der ordnungsgemässen Benützung der Strasse weder behindert noch gefährdet.“22 Die erste Grundregel. Warum kann ich nicht einfach versprechen, dass niemals zu tun, anstatt diese Theorieprüfung zu absolvieren, denn das heisst Freizeit minimieren, Hobbys fast auszuradieren, Zeit mit dieser verdammten Fahrtheorie zu maximieren. Es hat hunderte von Tafeln, die dir beschreiben, wann zu verzweigen, das Kreuzen mit anderen Auto zu vermeiden, auf der Spur zu bleiben und sogar wann mit dem Fuss vom Gaspedal zu steigen. Der Verkehr gibt sich immer so höflich, mit seinem Vortritt lassen, bei Überholmanöver zu passen. Warum kann ich nicht einfach versprechen höflich im Verkehr zu sein, anstatt diese Theorieprüfung zu absolvieren, denn das heisst Freizeit minimieren, Hobbys fast auszuradieren, Zeit mit dieser verdammten Fahrtheorie zu maximieren.                                                                                                                 22 Autofahre heute, vgl. Seite 11 Laura Mackie

 

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Ist es nun ein Stopsignal, Kein Vortitt, Hauptstrasse, Ende der Hauptstrasse, Verbot für die Fahrzeuge mit gefährlicher Ladung oder sogar ein Überholverbot? Ich weiss es nicht mehr, denn mein Kopf ist leer wie das Verkehrszentrum Pfäffikon morgens um 4. Meine Motivation ist gegangen und sie hat ihre Freundin die Zuversicht mitgenommen. Oh mein Gott wohin soll das führen? Doch diese Frage deprimiert mich, wäre ich nämlich Autofahrerin, wäre ich nicht die geführte ich wäre die fahrende und die Frage müsste lauten: Oh mein Gott wohin soll das fahren? Hätte ich diese Theorieprüfung schon hinter mir würde ich mich fühlen wie: Clepatra, die den mächtigen Cäsar um den Finger gewickelt hat, wie Barbra Streisand als sie ihren ersten Hit gelandet hat. In meinen Träumen sehe ich mich schon, nicht schwitzend, sitzend, im Auto herumflitzend, witzend über die, die den Bus nehmen müssen. ¨ Doch...zuerst muss ich meine Freizeit minimieren, meine Hobbys fast ausradieren, Zeit mit dieser leider notwendigen Fahrtheorie maximieren. Und doch am 23. August 2011 habe auch ich diese Theorie absolviert.

Laura Mackie

 

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Unsere Liebe ist wie die Deutsche Grammatik. Im Deutschen spricht man vom Numerus. Ja du bist meine Numerus eins. Von uns im Singular zu sprechen macht gar keinen Sinn, wir treten nur im Plural auf. Im Deutschen spricht man vom Kasus. Ja du bist total mein Fall. Unsere Liebe lässt sich sogar deklinieren. Ich liebe dich. Wen liebe ich? Dich. Du bist mein Akkusativobjekt ich dein Subjekt. Du wirst von mir geliebt. Von wem? Von mir. Nun bist du mein Subjekt und ich dein Präpositionalgefüge. Wir sind wie ein Hyperbaton. Weit auseinander und doch gehören wir zusammen. Wir sind ein Hendiadyoin. Du und Ich. Verbunden durch eine Konjunktion. Doch das ist fast schon eine Tautologie. Denn wir sind verbunden durch unsere Liebe und das und zwischen dem Du und dem Ich. Wir sind die Verbundenen verbunden durch Liebe und eine Konjunktion. Bei den Steigerungsformen lassen wir den Positiv und den Komparativ aus und gehen gleich zum Superlativ. Ich finde dich super, du findest mich super. Zusammen sind wir am supersten. Es ist wie wenn ich dein Präfix bin und du mein Suffix. Du ziehst mich vor dir und ich dich nach mir. Wenn wir zusammen sind, sind wir eine Accumulation, eine Anhäufung von Liebe. Wir sind ein Pars par toto. Und ein totum par parte...spricht man von mir, so spricht man von dir, spricht man von uns, dann weiss man es beinhaltet dich und mich. Einer für beide und beide für einen. Zusammen erreichen wir die Klimax Wenn ich ein Nomen wäre wärst du mein Adjektiv...du schmückst und beschreibst mich. Mit dem Tempus haben wir kein Problem denn wir sind waren und werden immer zusammen sein.

Laura Mackie

 

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13. Eigenständigketiserklärung

„Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst habe und ich auf eine eventuelle Mithilfe Dritter in der Arbeit ausdrücklich hinweise.“

Oberiberg, 17. Oktober 2011

Laura Mackie

Laura Mackie

 

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