Dipl. Vw. Christine Brandt ANDO · U N

ITÄT

Wintersemester 2005/2006

U

M ·

C

UR

· SCIENDO DO

CENDO

·

Helmholtzstr. 20, Raum E 01 Tel. 0731 50 24266

ERS

L

Abteilung Wirtschaftspolitik

IV

Fakult¨at f¨ur Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Universit¨at Ulm [email protected]

¨ Ubung 3 Der Transmissionsmechanismus nach Keynes 3.1 Die makroo¨konomische Nachfrage IS-Kurve, LM-Kurve, aggregierte Nachfragekurve

3.2 Das makro¨okonomische Angebot Arbeitsmarkt, Reallohn, Produktionsfunktion Klassische Variante: flexible L¨ohne Keynessche Variante: nach unten starre L¨ohne

3.3 Das makro¨okonomische Gleichgewicht Pessimistische Ertragsaussichten der Investoren Klassische Variante: Vollbesch¨aftigung Keynessche Variante: Arbeitslosigkeit

3.4 Wirtschaftspolitische Maßnahmen Erh¨ohung der Geldmenge Ziel: Preisniveaustabilit¨at Jarchow, Kapitel IV.2.

1

3 Der Transmissionsmechanismus nach Keynes ¨ Inhalt der Transmissionstheorie ist die Analyse der Ubertragung monet¨arer Impulse auf den G¨utermarkt. Das Totalmodell ber¨ucksichtigt alle M¨arkte, die die makro¨okonomische Nachfrage und das makro¨okonomische Angebot beeinflussen. Dies erm¨oglicht die Analyse des Transmissionsmechanismus, also wie sich ein monet¨arer Impuls auf das makro¨okonomische Gleichgewicht auf dem G¨utermarkt, auf den Nominallohn und den Arbeitsmarkt auswirkt.

3.1 Die makro¨okonomische Nachfrage Das IS/LM-Modell zeigt, wie die Wechselwirkungen zwischen Geld- und G¨utermarkt die Lage und Steigung der Gesamtnachfragekurve bestimmen. 3.1.1 Der Geldmarkt und die LM-Kurve Der Liquidit¨atspr¨aferenztheorie zufolge gilt: • Geldangebot M • Geldnachfrage L(Y, r) • Geldmarktgleichgewicht M /P = L

Abbildung 1: Herleitung der LM-Kurve r 6

r6

M /P

LM

r2 r1 L(r, Y2 ) L(r, Y1 ) M/P

Y1

Y2

-

Y

Die LM-Kurve beschreibt folgende Zusammenh¨ange: • Erh¨ohung des realen Inlandsprodukt wird von einem Anstieg des Zinsniveaus begleitet (c.p.) • Verminderung des Geldangebots f¨uhrt zu einer Linksverschiebung der LM-Kurve und damit zu einem Anstieg des Zinsniveaus bei gegebenem Inlandsprodukt. 2

3.1.2 G¨utermarkt und IS-Kurve • Nachfrage Y d = C + I(r) + G – privater Konsum – private Investitionen – Staatsausgaben

C(Y v ) I(r) G

• Angebot Y (K, L) • Gleichgewicht Y = Y d Abbildung 2: Ableitung der IS-Kurve Yd 6

Y =Yd ¡ ¡

¡

³³

¡ ³³ A ¡³ ³ Y d = C + I(r ) + G 1 ³ ³

³¡ ³³ ¡ ³ ³³ ³ ¡ ³ ³ Y d = C + I(r2 ) + G ³³ ¡ ³³³ ³ B ¡³ ³³ ³ ³ ¡ ³ ¡ ³ ¡ ¡ ¡ ³³ ³³

Y2

r

Y1

Y

r 6

6

r2

r2

r1

r1

H

HH HH

HH H

H HH

HH H

HH HH

I(r)

IS

¾

I(r2 ) I(r1 )

-

Y2

Y1

-

I Y Die IS-Kurve beschreibt folgende Zusammenh¨ange: • Sinkt der Zins muss das reale Inlandsprodukt steigen, soll das Gleichgewicht auf dem G¨utermarkt erhalten bleiben • Eine Verschiebung der IS-Kurve kann durch Erwartungs¨anderungen zuk¨unftiger Nettoeinnahmen ¨ oder durch Anderungen der Staatsausgaben verursacht werden

3

3.1.3 Herleitung der makro¨okonomischen Nachfrage Abbildung 3: Ableitung der Gesamtnachfragekurve mittels des IS/LM-Modells r 6

P 6 LMP 2

LMP 1

QQ k ¾

IS

AD

¾ -

Y Y2 Y1 Die Schaubilder beschreiben folgende Zusammenh¨ange:

Y2

Y1

-

Y

• Eine Erh¨ohung des Preisniveaus ist mit einer Minderung des realen Inlandsproduktes verbunden. Dieser Zusammenhang erkl¨art die Neigung der aggregierten Nachfragekurve. • Die aggregierte Nachfragekurve wird verschoben, wenn sich die nominale Geldmenge M oder die Staatsausgaben ¨andern.

3.2 Das makr¨ookonomische Angebot Die makr¨ookonomische Angebotsfunktion ber¨ucksichtigt die Konstellation auf dem Arbeitsmarkt und die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion Aufgrund unterschiedlicher Annahmen u¨ber das Geldlohnverhalten ist zwischen klassischem Arbeitsmarkt und keynesianischem Arbeitsmarkt zu unterscheiden. Die Klassik unterstellt vollkommen flexible Geldlohns¨atze. Dagegen geht Keynes davon aus, dass die Nominall¨ohne nach unten starr sind. Die Arbeitnehmer nehmen bei Unterbesch¨aftigung Reallohnsenkungen in Kauf, jedoch nur durch eine Preiserh¨ohung, nicht durch eine Nominallohnsenkung (Geldillusion). Diese unterschiedlichen Annahmen u¨ber den Arbeitsmarkt erkl¨aren den unterschiedlichen Verlauf der makro¨okonomischen Angebotskurve: Die klassische Angebotskurve ist unabh¨angig vom Preisniveau, wohingegen die keynessche Angebotskurve preiselastisch ist, wenn gilt: LS > LD bei W0 ; der Nominallohn also trotz Unterbesch¨aftigung auf Vollbesch¨aftigungsniveau verharrt.

4

3.2.1 Die klassische Variante Abbildung 4: Die klassische Angebotskurve Geldlohnsatz

P

Aggregiertes Angebot 6

AS

P1 W1 P0 W0 W/P¾

-

¡

@

Y

¡

¡

@

¡

@

@

@

¡

@

@ @

¡

¡

¡

¡

@ ¡

¡

W ∗ @ P ¡

¡

¡

¡

@

L0

@

¡

@

¡

Y (L0)

@

¡

@

@

@

¡

@

¡ ¡ s

Y (L)

@ Ld @

L

Arbeitsmarkt

?

Produktionsfunktion

L

Der klassische Arbeitsmarkt • Die Arbeitsnachfrage ergibt sich aus der Grenzproduktivit¨at: Ld ( W ) P s W • Das Arbeitsangebot steigt mit dem Reallohn: L ( P ) • Bei v¨olliger Flexibilit¨at von Geldlohns¨atzen und Preisen herrscht bei Vollbesch¨aftigung ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt, es gilt: Ls = Ld Die Produktionsfunktion • Produktionsfunktion: Y (L) mit Arbeit = L • Mit steigendem Arbeitseinsatz L steigt der Output immer langsamer (abnehmende Grenzproduktivit¨at der Arbeit) 5

Das klassische makro¨okonomische Angebot • Das makro¨okonomische Angebot wird durch die Produktionsfunktion Y (L) und die Besch¨aftigung L festgelegt • Die klassische Angebotskurve ist unabh¨angig vom Preisniveau Der Geldlohnsatz • Der Geldlohnsatz ergibt sich aus: W = W ∗P P • Umso weiter eine W-Kurve vom Ursprung entfernt liegt, umso h¨oher ist der Geldlohnsatz.

3.2.2 Die keynessche Variante Abbildung 5: Die keynesianische Angebotskurve P

Geldlohnsatz

Aggregiertes Angebot 6

AS

P0

W0

PI

W/P¾

-

¡

@

¡

¡

@

¡

@

@

@

¡

@

@ @

¡

¡

¡

¡

LI

¡

¡ @ ¡ @ ¡ ¡ @ @ ¡

¡

¡

¡

L0 @

Y (L0)

@

@

@

@

¡

@

¡ ¡ s

Y (L)

@ Ld @

L

Arbeitsmarkt

?

Produktionsfunktion

L

6

Y

Der keynesianische Arbeitsmarkt • Die Nachfrage ergibt sich aus der Grenzproduktivit¨at: Ld ( W ) P s W • Das Arbeitsangebot steigt mit dem Reallohn: L ( P ) • Bei einer Senkung des Geldlohnsatzes widersetzen sich die Anbieter von Arbeit, d.h. der Lohn sinkt ¨ nicht bei einem Uberschussangebot an Arbeit. s d Es gilt: L > L = L mit W = W0 Die Produktionsfunktion • Produktionsfunktion: Y (L) Die keynesianische Angebotskurve • Das makro¨okonomische Angebot wird durch die Produktionsfunktion und die Besch¨aftigung L festgelegt • Die keynesianische Angebotskurve ist abh¨angig vom Preisniveau solange keine Vollbesch¨aftigung herrscht • Die Angebotskurve ist unabh¨angig vom Preisniveau sobald Vollbesch¨aftigung herrscht Der Geldlohnsatz • Der Geldlohnsatz ergibt sich aus: W =

W P

∗P

• Es gilt: W ≥ W0

¨ Ubungsfrage: Leiten Sie die aggregierte Angebotskurve nach der klassischen und der keyneschen Variante her und begr¨unden Sie den unterschiedlichen Verlauf!

3.3 Das makr¨ookonomische Gleichgewicht Das makro¨okonomische Gleichgewicht ergibt sich aus dem Schnittpunkt der makro¨okonomischen Nachfragekurve mit der makro¨okonomischen Angebotskurve. Das makro¨okonomische Gleichgewicht kann durch exogene Schocks (Bsp. pessimistische Ertragsaussichten der Investoren) gest¨ort werden. Anpassungsprozesse f¨uhren dazu, dass ein neues langfristiges Gleichgewicht erreicht wird. In der Keynesianischen Theorie ist das Gleichgewicht auf dem G¨utermarkt nicht immer zwangsl¨aufig mit Vollbesch¨aftigung verbunden. Der Anpassungsprozess kann blockiert werden, weil die Geldlohns¨atze nach unten nicht flexibel sind.

7

3.4 Wirtschaftspolitische Maßnahmen Ist der Geldlohnsatz nach unten nicht flexibel, dann ist Geld in Bezug auf die realen Gr¨oßen nicht neutral. Eine Senkung der Geldmenge oder eine Erh¨ohung der Geldmenge bei Unterbesch¨aftigung f¨uhrt zu gleich¨ gerichteten Anderung des realen Inlandsprodukts, der Besch¨aftigung und des Preisniveaus.

3.4.1 Beispiel: Expansive Maßnahmen Ausganssituation: Arbeitslosigkeit wegen eines nach unten nicht flexiblen Lohnsatzes Maßnahme: Erh¨ohung der Geldmenge Transmissionsmechanismus = Anpassungsvorg¨ange durch Geldmengenerh¨ohung: • • • • • • • • • •

Das Angebot auf dem Geldmarkt erh¨oht sich, die Zinsen sinken. Der sinkende Zinssatz regt Investitionen an. Die Investitionsg¨uterindustrie wird angeregt. Daraus resultieren h¨ohere Einkommen und die Konsumg¨uterindutrie wird angeregt. Das Einkommen erh¨oht sich weiter. (Multiplikatoreffekt) Die Liquidit¨atspr¨aferenz L(r, Y) f¨ur Transaktionszwecke steigt und damit steigt der Zins. Die Investitionen sinken wieder. Die Preise passen sich an gestiegene Nachfrage an Es kommt zu einer Abnahme der realen Geldmenge Der Zins steigt weiter

3.4.2 Preisniveaustabilisierung Bei St¨orungen auf dem Geldmarkt erweist sich die Zinssteuerung der Geldmengensteuerung als u¨berlegen. Bei St¨orungen auf der Nachfrage- und Angebotsseite des G¨utermarktes verh¨alt es sich umgekehrt.

¨ Ubungsfrage: Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung kam es zu einer St¨orung des langfristigen Gleichgewichts durch einen Nachfrageschock. Stellen Sie mit Hilfe des keynesianschen Toatalmodells die Wirkung der Wiedervereinigung f¨ur die westdeutschen M¨arkte dar! ¨ Ubungsfrage: Zur Zeit haben wir eine hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland, außerdem wissen wir, dass aufgrund der WM 2006 einige Infrastrukturinvestitionen get¨atigt wurden und werden. - Wie wirkt sich eine Erh¨ohung der Staatsausgaben aus? - Den Infrastrukturausgaben steht ein hohes Staatdefizit gegen¨uber. Was passiert, wenn der Staat die Investitionen u¨ber Steuererh¨ohungen finanziert? Diskutieren Sie kurz!

8

Abbildung 6: Das keynesianische Totalmodell: wirtschaftspolitische Maßnahmen r 6

IS

Erh¨ohung der Geldmenge bei keynesianischem Arbeitsmarkt und bei Unterbesch¨aftigung:

LMP 0 LMP 1

Y0

P

-Y

Y1

6

AD

AS

AD P1

W0

P0

W/P¾

@

¡

@

¡

@

¡

@

@

¡

@

¡

@

¡

@

L0

¡

¡ @¡ ¡ @ ¡ @

¡

¡

¡

¡

¡

@

L1

Y (L1 )

@

@

@

¡

@ @ @

Ls

Ld

Y (L) ?

L 9

Y