Der Opal Auf den Spuren eines Edelsteins

1 SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Der Opal – Auf den Spuren eines Edelsteins Autor: Peter Jaeggi Redaktion: Detlef Clas Regie: Peter J...
Author: Waldemar Geier
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1 SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst

Der Opal – Auf den Spuren eines Edelsteins Autor: Peter Jaeggi Redaktion: Detlef Clas Regie: Peter Jaeggi Sendung: 31. August 2010, 8.30 Uhr, SWR2 Wissen

____________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen/Aula (Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr) sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 € erhältlich. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-6030

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2 Musik Didgeridoo O-Ton Yanni Athanasiadis Opal it is absolutely magnificent. The stone is alive ... the stone is alive and looks like the stone is looking at you. Voiceover O-Ton Yanni Athanasiadis Opal ist ein absolut wunderbarer Stein! Er lebt. Wenn du guten Opal siehst, wenn du die funkelnden Farben in diesem Stein betrachtest, sieht es aus, als ob er dich anschauen würde. Erzählerin In den Schöpfungsmythen australischer Ureinwohner wurde der Opal aus dem Regenbogen geboren. Über 90 Prozent aller Opale werden auf dem fünften Kontinent, in Australien, gefunden. Der Opal ist für manche Menschen der schönste Edelstein überhaupt. Zu seinen Verehrern gehörte schon Plinius der Ältere, der 23 bis 79 nach Christus lebte. Von ihm ist überliefert: „Von allen edlen Steinen ist der Opal am schwierigsten zu beschreiben. Er zeigt gleichzeitig das durchdringende Feuer des Rubins, die purpurne Brillanz des Amethysts und das Seegrün des Smaragds. Dies alles ineinander verschmolzen und in einer schier unglaublichen Klarheit.“ Ansage Der Opal – Auf den Spuren eines Edelsteins. Von Peter Jaeggi. Musik Didgeridoo Erzählerin Er kommt aus der Hitze und der Einsamkeit. Jene, die ihn suchen, lockt er mit unsterblicher Hoffnung. Manchmal schenkt es das Glück des Lebens. Manchmal straft er den Suchenden mit großem Leid. Jedes Bild von ihm ist nur eine flüchtige Momentaufnahme. Er lebt vom Licht. Die kleinste Bewegung – und alle Farben des Regenbogens scheinen auf. Eine Bewegung mehr und das innere Feuer ist weg. Atmo Kakadus Erzählerin Der Weg zum Opal führt uns durch endlose Wüstenlandschaften Südaustraliens, manchmal vorbei an riesigen Salzseen. Plötzlich taucht ein Wasserloch mit Bäumen auf, wo ziemlich aufgeregte weiße Kakadus wohl signalisieren, dass menschlicher Besuch unerwünscht ist. Atmo Generator und Rick und Margret/White Dam Andamooka / Generator wird oben gestartet. Erzählerin Wir sind im White Dam, einem der Opalfelder von Andamooka in Südaustralien. Die Landschaft ist übersät mit überdimensionalen Maulwurfshügeln. Dazwischen Warnschilder mit einem Männchen, das in einen tiefen Schacht stürzt. Man soll niemals rückwärts gehen, steht geschrieben. Rückwärts gehen könnte das Ende bedeuten. Aberhunderte von runden, bis zu 15 Meter tiefen, teilweise mit Gestrüpp überwachsenen Löchern führen hinab zu verlassenen Opalminen. Erzählerin Rick Hudson und seine Lebenspartnerin Margareth bereiten sich auf ihren nächsten Untertag-Einsatz vor. Rick steht zehn Meter tief unten am Ende einer Leiter im Schacht und wartet bis Margareth oben den Stromgenerator eingerichtet hat. Strom fürs Licht und einen Presslufthammer.

3 O-Ton Rick Rick: Welcome into our mine, Peter. Erzählerin Rick führt uns durch seine Mine, durch ein Labyrinth aus menschenhohen Korridoren, einige hundert Meter lang. Schon seit zehn Jahren verfolgt er hier unten den Opal. Seine Mine ist bestimmt die komfortabelste und zugleich witzigste weit und breit. O-Ton Rick A devil in my bed is because ... We deter it. Erzählerin Hier, zehn Meter unter Tag steht in einer Seitenkaverne eine improvisierte Küche mit allem Drum und Dran, samt Teppich auf dem staubigen Sandsteinboden. Hier erklärt Rick eben, weshalb im Doppelzelt nebenan, dem Ort zum Ausruhen, der Kopf eines Teufels unter der Decke hervorschaut. O-Ton Rick Voiceover Falls es jemandem einfallen sollte, heimlich in die Mine einzusteigen und er hier den Teufel antrifft, wird der Einbrecher schockiert das Weite suchen. Erzählerin In einer anderen Ecke ragen zwei steife Beine in Jeans und Schuhen aus einem Dreckhaufen. Das sei ein ehemaliger Kumpel, der ihm Opal geklaut habe, witzelt Rick. Atmo Elektro-Jackhammer Erzählerin Das ist die Stimme der Hoffnung. Die Hoffnung auf Opal. Erzählerin Rick, mit Helm und Schutzbrille, stemmt einen Presslufthammer gegen die Wand und bricht den so genannten Opal-Level heraus. Eine etwa 10 bis 15 Zentimeter dicke Schicht, die ausschaut wie sandiger Beton mit größeren und kleineren Steinen drin. Es ist die Schicht, in der es Opal haben könnte. Atmo Jackhammer aufblenden Erzählerin Was eigentlich ist Opal? Wie ist er entstanden? – Die Fragen gehen an einen der prominentesten Opalforscher Australiens, an den französischen Geologen Patrice Rey an der Universität von Sydney. O-Ton Patrice Rey First of all it is one of the rarest gemstone you can find at the surface of the earth ... so each opal is very precious because it is rare and it is unique. Voiceover O-Ton Patrice Rey Zuerst mal ist Opal einer der seltensten Edelsteine, die man an der Erdoberfläche findet. Im Vergleich zum Diamanten ist er viel rarer. Interessant ist, dass der Opal nicht wie der Diamant in Hunderten von Metern liegt, sondern nur in einigen Metern Tiefe oder gar ganz an der Oberfläche. Ein anderes Faszinosum: kein einziger Opal gleicht dem andern. Jeder ist ein kostbares Unikat.

4 Erzählerin Und wie ist der Opal im Laufe der Erdgeschichte entstanden? Die Antwort von Patrice Rey mag den Laien erstaunen: O-Ton Patrice Rey The fact is that we do not know for sure and how opal is formed. Voiceover O-Ton Patrice Rey Tatsache ist: Wir wissen nicht genau, wie der Opal entstanden ist. Erzählerin Es gibt drei verschiedene Theorien über die Entstehungsgeschichte des Opals. Erzählerin Die älteste Theorie ist das Verwitterungsmodell. Im Tertiär, vor etwa 30 Millionen Jahren, veränderte die Verwitterung die chemische Zusammensetzung der Sedimente. Große Mengen an löslicher Kieselsäure wurden freigesetzt. Sie sickerte in Spalten und Hohlräume von wasserundurchlässigen Gesteinsschichten. So entstand der Opal. Ein anderes Modell spricht von kieselsäurehaltigen Fluiden, die bei hohen Temperaturen in Gesteinsschichten gepresst wurden und zu Opal erstarrten. – Und schließlich gibt es das Mikrobenmodell. Es stammt vom deutschen Wissenschaftler Hans-Jürgen Behr. Er fand nämlich im Opalgestein Bakterien und Mikroben. Die Bakterien, so Behrs Theorie, fungieren sozusagen als Bio-Reaktor. Dabei entstehen die Enzyme und Säuren, die für die Entstehung des Opals wichtig sind. Ein Opalisierungsprozess, der in der frühen Kreidezeit stattfand, etwa vor hundert Millionen Jahren. Erzählerin Patrice Rey von der Universität Sydney vermutet, dass der Opal aus einem Zusammenspiel all dieser geologischen und biologischen Gegebenheiten entstand. Er und sein Team sind mit einem Forschungsprogramm daran, das Geheimnis der Opalentstehung aufzudecken. Atmo Martin Dins, Jackhammer Erzählerin Zurück zum Opalfeld «White Dam» im südaustralischen Andamooka. In einem schmalen Loch am Fuß einer 15 Meter tiefen Grube liegt der 82jährige Martin Dins. Er ist möglicherweise der älteste noch aktive Opalschürfer Australiens. Auch er stemmt sich mit einem Presslufthammer gegen die Opalschicht und schaufelt das herausgebrochene Material mühsam in eine Schubkarre. Atmo Dreck in Schubkarre schaufeln Erzählerin Martin Dins wanderte vor 50 Jahren aus Pommern nach Australien aus. Er steht für eine ganze Generation von Glückssuchern, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Europa auf die Opalfelder zogen. – Die Boomzeit ist vorbei. Das Durchschnittsalter der Miner hoch. Die Jungen arbeiten lieber zu einem fixen Lohn in den Uran-, Kupfer- und Goldminen der Gegend. Sie gehören zu den größten der Welt. Atmo O-Ton Martin Dins Kannst Du den Opal sehen ...? – Ich auch nicht. Autor: Was ist das für ein Gefühl ... jetzt hat man sich den ganzen Vormittag abgerackert und man findet nichts. Wie ist das?

5 Ja, man muss doch was tun. Manche Leute sitzen zu Hause und drehen den Daumen. Autor: Ja gut, aber ich nehme an, man sucht doch auch ein bisschen Opal. Man sucht, Das tun wir ja auch. Wir bleiben beim Suchen. Atmo Schmieren – Luftstoßgeräusche Erzählerin Der Opalminer Markus Hammermeister presst einem 22 Tonnen schweren, gelben Ungetüm, einem so genannten Frontlader, Schmierfett in die Gelenke. Atmo Dozer Erzählerin Wir sind auf einem Opalfeld mit dem Namen Fourteen Miles. Rund 25 Kilometer nördlich von Coober Pedy, der berühmtesten Opalsiedlung Australiens. In Coober Pedy liegen auf einer Fläche von über 4900 Quadratkilometern die größten Opalvorkommen der Erde, Atmo Frontlader kurz aufblenden Erzählerin Markus Hammermeister, Sohn einer Schweizer Mutter und eines deutschen Vaters, ist hier mit dem Opal groß geworden. Und in großem Stil baut er hier den Edelstein ab. Schon fast 30 Meter tief hat er sich mit Bulldozern, Tunnelmaschinen und Frontlader in die Wüste gegraben. Seine offene Mine ist beinahe so groß wie ein Fußballplatz. Atmo Noodling-Maschine Markus Hammermeister in der Dunkelkammer. Erzählerin Es ist fürchterlich heiß an diesem Dezembertag, um die 50 Grad im Schatten. Jeder Schritt in der großen Grube, jede Schaufel voll Dreck produziert eine gewaltige Staubwolke. Jeden Tag schaufelt Markus Hammermeister mit seinem Frontlader um die 30 Tonnen Gestein in ein sich drehendes Zylindersieb. Ein Teil des Staubs wird so ausgeschieden. Der Rest des Materials landet auf einem Förderband, das in einen völlig abgedunkelten Raum läuft. Drinnen in diesem Container, in dem feinster Staub alles durchdringt, die Lunge, die Kleider, sitzt Markus Hammermeister. Ein Ultraviolettlicht lässt Steine weiß aufscheinen, in denen es Opal geben könnte. Eine automatische Absaugvorrichtung befördert das opalverdächtige Material in einen Kübel. – Erst am Abend wird Markus Hammermeister sehen, ob wirklich Kostbarkeiten drin sind. Dann nämlich, wenn er das Material wäscht und vom Sand befreit. Atmo-O-Ton Markus Hammermeister Wasser in Kessel leeren, Keuchen. Autor: Was sehen wir hier? Hier sehen wir den täglichen Fund vom Hammermeister seiner Mine (wühlt in den Steinen). Es ist nicht zu schlecht, man sieht immer ein bisschen Farbe. Das kommt jetzt aus der Maschine raus, wo das Material gewaschen wird. Der Sandstein wird zu Schlamm und dann ist nur noch das Material übrig und da kann man dann sehen, dass da schöne Farben sind. 15 Liter Material und von dem kommen vielleicht raus, sagen wir mal 200, 300 Gramm Opal. Und je stärker die Farben sind und je besser das Material ist, dann wird der Opal immer wie teurer pro Karat. Und der Stein, wenn der geschliffen ist, sieht man wahrscheinlich so zwei, dreieinhalbtausend australische Dollar.

6 Erzählerin Weit über 90 Prozent aller Opale kommen aus Australien. Opalfelder gibt es zum Beispiel auch in Brasilien, in Mexiko und in der Tschechei. Das Geschäft ist mit der weltweiten Finanzkrise teilweise drastisch eingebrochen und erhole sich nur sehr langsam, sagen Opalschürfer. O-Ton Yanni Athanasiadis Öffnen des Safes von Yanni I just opened the safe, Peter, so that we can get some of my private collection ... We are going to have a look at them and you then have to give me your opinion. Voiceover O-Ton Yanni Athanasiadis So, ich habe nun für Sie meinen Safe geöffnet. Ich möchte Ihnen einige Stücke aus meiner privaten Sammlung zeigen. Und dann müssen Sie mir sagen, was Sie davon halten. Erzählerin Wenn man in Coober Pedy ins Büro von Yanni Athanasiadis will, geht man zuerst durch lange, unterirdische Sandsteinkorridore. Es ist eine ehemalige, große Mine. Links und rechts Vitrinen mit Informationen zur Geschichte des Opals. Hier liest man, dass der Edelstein in Coober Pedy 1915 das erste Mal gefunden wurde. Und dass der Ort mit seinen dreitausend Menschen aus über 40 Nationen eine der heißesten Gegenden Australiens sei. Ausgestellt sind auch opalisierte Muscheln und Saurierknochen aus der Gegend. Yanni Athanasiadis wanderte vor 37 Jahren aus Griechenland aus. Heute ist er einer der großen Opalhändler und gilt weitherum als bester Kenner der Materie. O-Ton Yanni Athanasiadis Let us have look, this is my private collection here, and I will show you this, it is bag of a very beautiful crystal opal, you can see the colors in the stone, that is absolutely excellent and gorgeous. Erzählerin Und dann nimmt Yanni die allerschönsten Opale aus Plastiksäckchen, die ich je gesehen habe. Darunter einen daumengroßen schwarzen Opal mit einem intensiven, roten Feuerwerk drin. Ein Regenbogenstein von unschätzbarem Wert. Einer, den er nie verkaufen würde, sagt Yanni Athanasiadis. O-Ton Yanni Athanasiadis Opal is such a beautiful stone and to me especially... The colors are so beautiful, I relax, I become a different person. Voiceover O-Ton Yanni Athanasiadis Opal ist ein so wunderschöner Stein, dass er mir auch noch nach Jahrzehnten, in denen ich mich mit ihm beschäftige, so viel gibt. Manchmal öffne ich nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag meinen Tresor, suche ein paar Steine heraus und vertiefe mich in sie. Zehn Minuten später geht es mir viel besser. – Der Opal beruhigt mich, ich kann wieder lächeln. – Ja ... die Farben sind einfach so wunderschön – man wird ein anderer Mensch. Atmo Jackhammer O-Ton Yanni Athanasiadis Opal, we normally say that opal can choose you. We do no choose the opal. Voiceover O-Ton Yanni Athanasiadis Nicht Du suchst den Opal – der Opal sucht Dich. Erzählerin Pointierter als der Grieche Yanni kann man das Wesen des Opals wohl nicht beschreiben. Dieser Edelstein ist unberechenbar. Es gibt kein Instrument, mit dem man ihn orten könnte.

7 Und er ist das Glück – oder je nachdem das Unglück – des Einzelgängers. Dieser Edelstein ist nämlich der einzige, der quasi im Alleingang abgebaut wird. O-Ton Yanni Athanasiadis There is also a difference between the finding ... ... and we may work for a long time and find very little or sometimes nothing. Voiceover O-Ton Yanni Athanasiadis Während das Schürfen aller übrigen Edelsteine von Firmen oder vom Staat kontrolliert wird, ist dies beim Opal völlig anders. Bis heute ist das Opalsuchen eine Sache des kleinen Mannes. Du kaufst Dir die nötige Ausrüstung, mietest einen Claim und du kannst morgen schon anfangen. Schon morgen kannst du sehr reich sein. Oder du arbeitest jahrelang und findest kaum etwas oder gar nichts. Erzählerin Es gibt Menschen, die ein Leben lang auf der Suche nach dem Regenbogenstein sind. Und ein Leben lang arm bleiben. Andere werden an einem einzigen Tag zum Millionär. – In der Opalsiedlung Andamooka treffen wir einen der kauzigsten Opalschürfer. Vor 51 Jahren ist er aus Europa ausgewandert. Alex Mendelsohn heißt er. Seit einiger Zeit sucht er keine Opale mehr, handelt aber noch mit ihnen. Außerdem teilt er das Schicksal fast aller, die Jahrzehnte lang im Untergrund schufteten. Er leidet an einer schweren Gelenkkrankheit. Heute ist Mendelssohn ein mäßig erfolgreicher Maler. Dali ist sein Vorbild, was unschwer zu erkennen ist. – Mendelsohn?? – Ja, genau! O-Ton Alex Mendelsohn Felix was my grandfather’s father, so he is my great great grandfather ... ...He was a heavy alcoholic, so I never knew my grandfather. Voiceover O-Ton Alex Mendelsohn Felix Mendelssohn Bartholdy war der Vater meines Großvaters. Ja, so ist es. Ich habe keine Erinnerungen an meinen Großvater. Er starb als schwerer Alkoholiker als ich sechs Monate alt war. Erzählerin Von der Droge Alkohol schlägt der Urenkel von Felix Mendelsohn einen direkten Bogen zum Opal. O-Ton Alex Mendelsohn It’s a drug. Once you are poisoned with it, but then the hope was always there that the next day you are going to hit opal. Voiceover O-Ton Alex Mendelsohn Opal ist eine Droge. Wenn dich dieser Stein mal «vergiftet» hat, wenn du mal etwas gefunden hast, bist du verloren. Opal ist wirklich völlig unberechenbar. Einmal arbeitete ich volle neun Monate lang und fand absolut nichts. Rein nichts. Dann wird das Leben schwierig. Du musst ja Treibstoff kaufen und Essen. Aber du hoffst dann stets: Morgen wird es passieren, morgen findest du. Erzählerin Der Opal als Droge. – Martin Dins, der alte Miner, der in Andamooka ein paar Häuser weiter weg wohnt, stimmt diesem Bild voll und ganz zu. O-Ton Martin Dins Ja, .. Der Opal hat einen im Griff / Lacht / Das kann man schon sagen. / Ich gehe heute noch raus und heute bin ich 82 Jahre alt. Autor: Sind Sie reich geworden?

8 Ich bin immer noch steinreich. Reich an Steinen ... Autor: Was würden Sie denn tun, wenn Sie mal den ganz großen Fund hätten? Ja, dann kann man aufhören. Dann hat man gefunden, was man gesucht hat / Aber ich glaube, da werde ich wohl nicht mehr dazu kommen / Da bin ich ein bisschen zu alt geworden. Erzählerin Opalmenschen wie der alte Martin Dins oder Alex Mendelsohn wohnen in staubigen Wüstendörfern wie Andamooka und Coober Pedy. Für Außenstehende haben sie den Charme einer Barackensiedlung. Im Sommer wird es glühend heiß. Zu gewissen Zeiten im Jahr machen Myriaden von Fliegen das Leben schwer. Und trotzdem sagt Alex Mendelsohn das, was die meisten hier sagen: O-Ton Alex Mendelsohn Because I always loved my freedom. I always wanted to do something I wanted to do, not somebody else tells me what to do. And Andamooka always had this perfect freedom. You work for yourself. You are your own boss. That is a … and I loved it. Voiceover O-Ton Alex Mendelsohn Ich liebte stets meine Freiheit. Ich mochte es nie, wenn mir jemand sagt, was ich zu tun habe und was nicht. Andamooka bot mir rundum stets eine perfekte Freiheit. In meiner Arbeit, und überhaupt für mein Leben. Hier bist du dein eigener Boss. Das habe ich immer geliebt. Lied Coober Pedy Song Coober Pedy / Sänger, der in Coober Pedy aufwuchs. Erzählerin Ein Lokalmatador besingt das Städtchen Coober Pedy und erzählt, wie er hier im Staub aufgewachsen ist und wie viel ihm dieser Ort bedeutet. Ein Ort, der neben dem bunten Stein eine weitere Exklusivität bietet. Hier leben nämlich um die 300 Menschen im Untergrund. In einem so genannten Dugout. Nicht nur gewohnt wird hier im Untergrund; es gibt auch Kirchen, eine Buchhandlung, Hotels, einen Campingplatz. Und als prunkvoller Höhepunkt eine serbisch-orthodoxe Kathedrale. Alles unterirdisch. Erzählerin Eine Legende der australischen Ureinwohner erzählt, wie der Schöpfer einst zur Erde niederstieg, um den Menschen seine Gesetze zu verkünden. Nach dem Ende seiner Botschaft stieg er auf einem Regenbogen zurück in den Himmel. Dort, wo der Lichtbogen die Erde berührte, entstand der Opal. Vermutlich 60.000 Jahre zurück reicht die Geschichte der australischen Ureinwohner. Mit der britischen Kolonisation begann die große Tragödie dieser Menschen. Eingeschleppte Krankheiten, Mordkommandos und ein eigentlicher Genozid haben die Aboriginal-Völker dezimiert. Erst in der jüngeren Geschichte gibt es Wiedergutmachungsversuche. Dazu gehört auch die Rückgabe von einst geraubtem Land. Die Auswirkungen bekommen auch die Opalschürfer zu spüren. Dazu Helmuth Maria Schwarz, der vor 50 Jahren aus Köln nach Australien ausgewandert ist und seit Jahrzehnten in Coober Pedy lebt. O-Ton Helmut Maria Schwarz Mintabie in ein Opalfeld, das nördlich von hier liegt und wir wissen ganz genau, in welche Richtung sich der Opal zieht / Nur geht der in Aborignal Area rein und wir haben keine Erlaubnis, in die Richtung weiter zu graben. Die Aboriginals sagen einfach nein und thats it. Autor: Aber die Ureinwohner haben das Recht, dort zu graben?

9 Die Ureinwohner selbst graben nicht. Die haben eine andere Vorstellung von Mining. Mining tun sie grundsätzlich nicht. Die Erde ist ihre Mutter / Und der Mutter den Bauch aufzukratzen, so sehen sie das Mining an, das tut man nicht. Erzählerin Sydney Sparrow ist einer der Ureinwohner. An der Universität der südaustralischen Hauptstadt Adelaide lehrt er Aboriginalgeschichte. O-Ton Sydney Sparrow A traditional aboriginal belief is that the earth is our mother .... that all life, all trees, all plants, emerge from the earth in the same way. Voiceover O-Ton Sydney Sparrow Ein traditioneller Aboriginal glaubt, dass die Erde unsere Mutter ist. Dass jedes menschliche Wesen, aber auch alle Bäume, alle Pflanzen und die Berge aus der Erde geboren sind. Und weil wir alle von dort kommen, tragen wir eine besondere Verantwortung. Wir müssen Sorge zu unserer Schöpferin, zu unserer Mutter. Erzählerin Doch die Mutter leidet mehr und mehr. Am Beispiel von Uranminen – Südaustralien hat riesige Uranvorkommen – erzählt Sydney Sparrow, wie seine Regierung Gesetze so geändert hat, dass der Abbau auch in Aboriginal-Schutzgebieten möglich ist. O-Ton Sydney Sparrow I do not think there is anything match that aboriginal people could do to stop their development that was that profitable, that is important to the State ... and if that landscape is destroyed, it is like destroying the Vatican. Voiceover O-Ton Sydney Sparrow Ich glaube nicht, dass die Aboriginals etwas stoppen können, was für den Staat profitabel ist. Wenn man diese spirituellen Werte zerstört, zerstört man die Menschen. In der Religion der Aboriginals gibt es eben keine Tempel und keine Kirchen. Unsere Religion sind Hügel und Berge, Bäume, Flüsse. Wenn diese Landschaften zerstört werden, ist es vergleichsweise so, als ob Sie den Vatikan zerstören würden. Atmo Didge Erzählerin Zum Schluss nochmals zurück zu den Opalmenschen und ihren Geschichten. Geschichten der Hoffnung, Geschichten des Suchens, des Findens und des Verlierens. Helmuth Maria Schwarz erzählt die Geschichte eines Freundes. Sie spielt in Mintabie, ein paar hundert Kilometer nördlich von Coober Pedy. Sein Freund steckt seine ganzen Ersparnisse in einen gebrauchten Bulldozer, um gemeinsam mit einem Kollegen auf etwa 52 Fuß Tiefe jenen Opal zu finden, von dem die Leute schon lange reden. Aber kein fand ihn. Die beiden graben immer tiefer und tiefer. Nach 30 Fuß, etwa 10 Metern, gibt der Bulldozer seinen Geist auf. O-Ton Helmuth Maria Schwarz Dann ging der Mann nach Coober Pedy zurück und hat sein Dugout verkauft /sein Haus. Das war sein ganzes Hab und Gut. Das war alles, was er sich erspart hatte. Und der Mann war ungefähr 50 Jahre bis dahin. Er hat dafür nicht den richtigen Preis gekriegt, weil er das Haus schnell verkaufen wollte. Dann hat er das Geld nach Mintabie genommen. Die haben die Maschine repariert, hatten dann auch wieder genug Geld für Treibstoff und Sprengstoff. Dann sind sie runter gegangen bis auf 50 Fuß. Dann auf 52 Fuß sollte der Opal sein. Dann blieb der Bulldozer wieder stehen. Dann wurde das allerletzte Geld da rein gesteckt. Die kamen runter auf 52 Fuß und da waren tatsächlich nur ein paar Spuren von dem Opal. Also was sich absolut nicht gelohnt hat.

10 Erzählerin Am Schluss geht er niedergeschlagen nochmals in die Mine. Da entdeckt er in der Wand ein so genanntes Vertical, eine senkrechte Opalader. Hauchdünn ist sie nur. Und er denkt: na ja, das reicht wenigstens für ein Busticket in die Stadt. Dort will er sich einen Job suchen. Er holt also seinen Pickel und beginnt vorsichtig links und rechts der Ader, das Gestein wegzuschlagen. O-Ton Helmut Maria Schwarz Was dann passiert: der Vertical wurde breiter. Und auf einmal war genug da, Opal, dass er das für ungefähr 2.000 Dollar verkaufen konnte / Dann hat er weitergemacht und der Vertical wurde noch weiter. / Jetzt weiß ich nicht, ob ich das Ende von der Geschichte erzählen soll ... Es waren Millionenbeträge, die rausgekommen sind / Es waren Millionenbeträge. Er hat alles auf eine Karte gesetzt Und er hat sich erleichtert gefühlt. Und dann kam's. Wenn man bereit ist, ALLES auf eine Karte zu setzen, wirklich, das ganze geistige, seelische, materielle Volumen, dann würde ich sagen, kommt die Belohnung. Musik (Opalsong) O-Ton Helmut Schwarz Die Menschen, die man hier findet auf den Feldern, die sind genau so farbvoll, wie der Stein selbst. O-Ton Alex Mendelsohn When I looked at it, I really had a heart attack ... You can never get rid of that feeling. Voiceover O-Ton Alex Mendelsohn Ich hatte beinahe eine Herzattacke, als ich meinen ersten Opal fand. So schön war er! Alle Farben des Regenbogens! Ein wunderbares Gefühl! Unbeschreiblich. Der Opal ist wirklich wie eine Droge. Du wirst ihn nie mehr los. Musik (Opalsong) ***