Der Jugend eine Chance

Pressegespräch 30I03I2006 „Der Jugend eine Chance“ Gesprächspartner: • • • • Wirtschaftskammer-Präsident Kuno Riedmann AMS Landesgeschäftsführer An...
Author: Leonard Maurer
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Pressegespräch 30I03I2006

„Der Jugend eine Chance“

Gesprächspartner: • • • •

Wirtschaftskammer-Präsident Kuno Riedmann AMS Landesgeschäftsführer Anton Strini Dr. Ernst Karrer (AUFLEB-Stiftung) – Projektkoordination Martina Ender (FAB - Verein zur Förderung von Arbeit und Bildung) – Projektabwicklung

ACHTUNG SPERRFRIST beachten:

11.30 Uhr

Kuno Riedmann, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg Neue Wege in der Arbeitsmarktpolitik beschreiten Die jungen Menschen von heute sind das Potenzial der Gesellschaft und der Betriebe von morgen. Der Wettbewerb am Arbeitsmarkt verschärft sich aufgrund des Strukturwandels und der Globalisierung weiterhin und hat zur Folge, dass exponierte Personengruppen, wie etwa jüngere und ältere Menschen ohne genügende oder qualifizierte Ausbildung und/oder mit persönlichen bzw. familiären Problemstellungen zunehmend von längerer Arbeitslosigkeit betroffen sind. Besonders betroffen sind die arbeitssuchenden Jugendlichen und „jungen Erwachsenen“, da sie bereits zu Beginn ihrer „Karriere“ an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und keine positive Zukunftsperspektive innerhalb des Gesellschaftssystems entwickeln können. Ein Arbeitsplatz für alle langzeitarbeitslosen Jugendlichen Die Situation am Arbeitsmarkt verlangt es, neben den herkömmlichen, gut funktionierenden Programmen des AMS auch neue, innovative und mutige Wege zu beschreiten. Derzeit sind österreichweit knapp 1300 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren länger als 6 Monate arbeitslos, in Vorarlberg sind es 47. Allein das Faktum, dass jemand über ein halbes Jahr arbeitslos ist, stellt ein Vermittlungsproblem dar. Daher ist eine spezielle Hilfestellung für diese Jugendlichen mehr als gerechtfertigt. “Der Jugend eine Chance” Deshalb soll in einer gemeinsamen Aktion von Wirtschaftskammer und AMS jeder dieser Jugendlichen einen persönlichen Coach zur Seite gestellt bekommen, der als Berater und Helfer zur Verfügung steht. Er soll den Jugendlichen begleiten und ihm helfen, einen Job zu erhalten. Hier geht es um ein Höchstmaß an persönlicher Betreuung und Beratung, die den jungen Menschen wieder Sicherheit geben und eine Eingliederung ins Arbeitsleben ermöglichen soll. Für dieses Projekt wird die Wirtschaft die Betriebe motivieren, entsprechende Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen und sich auch an den Betreuungskosten finanziell zu beteiligen. Ziel ist, möglichst vielen der langzeitarbeitslosen Jugendlichen in Österreich einen Arbeitsplatz zu verschaffen. Wenn das gelingt, ist das ein Meisterstück für eine gelungene österreichische Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, ist das mit der EUPräsidentschaft Österreichs ein Vorbild für eine gelungene europäische Sozialpolitik. Ich weiß, dass das Ziel äußerst ambitioniert ist. Aber je höher das Ziel, desto höher ist auch die Ambition und Motivation, dieses Ziel zu erreichen.

Anton Strini, AMS Landesgeschäftsführer Vorarlberg Arbeitslose Jugendliche in Vorarlberg Ende Februar 2006 waren in Vorarlberg insgesamt 1.768 junge Menschen unter 25 Jahren beim Arbeitsmarktservice arbeitslos vorgemerkt. Fast 77% davon waren zu diesem Zeitpunkt erst kürzer als 3 Monate arbeitslos, knapp über 20% zwischen 3 und 6 Monaten, 2,2% zwischen 6 und 12 Monaten und rund 0,4% (8 Personen) bereits länger als 1 Jahr. Die durchschnittliche Vormerkdauer junger Arbeitsloser unter 25 Jahren lag bei 63 Tagen. Verstärkte Unterstützung Damit wird deutlich, dass der weit überwiegende Teil von Jugendlichen durchaus rasch Einstiegsmöglichkeiten am Arbeitsmarkt findet. Jene, die sich aber aus verschiedensten Gründen dabei schwer tun, brauchen verstärkte Unterstützung. Das Arbeitsmarktservice ist deshalb sehr bemüht, möglichst allen Jugendlichen, die länger als drei Monate erfolglos auf Arbeitsuche waren, wenigstens Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten, die ihre Chancen am Arbeitsmarkt verbessern. Im Jahr 2006 stehen rund 3.000 Plätze in Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Unterstützungsprojekten für solche Jugendliche zur Verfügung. Die Maßnahmenpalette ist sehr differenziert angelegt, weil auch die Vermittlungshandicaps der Jugendlichen sehr vielschichtig sind. Sie reicht von Möglichkeiten der Aufarbeitung schulischer Defizite über Praktika und temporäre Beschäftigungsmöglichkeiten bis hin zu fachlichen Qualifizierungskursen, um den Erfordernissen des Arbeitsmarktes zu entsprechen. Schulungsprogramm Derzeit stehen insgesamt 856 Jugendliche und junge Menschen unter 25 Jahren in diversen Schulungsprogrammen. Das Projekt „Der Jugend eine Chance“ ist ein solches Programm, das für Personen konzipiert wurde, die bereits länger als 6 Monate erfolglos auf Arbeitsuche sind. Im Rahmen einer insgesamt bis zu 9 Monate dauernden Betreuung soll es gelingen, nach Qualifizierungsschritten, Praktika und Trainings in Unternehmen, für die Betroffenen einen beruflichen Einstieg zu schaffen. Wichtig ist dem Arbeitsmarktservice in diesem Zusammenhang, dass in dieser Zeitspanne auch versucht wird, bestehende Vermittlungshandicaps so weit als möglich aufzuarbeiten. 56 Projektplätze in Vorarlberg Insgesamt stehen im Rahmen dieses Projekts in Vorarlberg 56 Projektplätze zur Verfügung. 17 junge Vorarlberger/innen sind Anfang Dezember 2005 ins Projekt eingestiegen, 10 weitere am 20. Februar 2006. Von den bisherigen Teilnehmer/innen konnten bereits 5 einen Arbeitsplatz in Vorarlberger Unternehmen antreten. Das Arbeitsmarktservice sieht dieses bundesweite Projekt als einen ganz wichtigen zusätzlichen Bestandteil der Unterstützungsmöglichkeiten für arbeitslose Jugendliche.

Dr. Ernst Karrer, Projektkoordinator, AUFLEB-Stiftung Grundkonzeption „Der Jugend eine Chance“ • „Aufsuchender“ Vermittlungsansatz • „Qualifizierungsmodul“ zur Installation stabiler Tagesabläufe und konstruktiver • sozialer Strukturen mit positivem Aufbau einer „Arbeitsbeziehung“ • Positiv besetzte Phase der „Arbeitssuche“ • Überbrückung der Zeitspanne bis zur tatsächlichen Arbeitsaufnahme • Kurse, Praktika • Nachhaltige Integration im Erwerbsleben • Durchgehende Begleitung von „Arbeitsvermittlern“ Zielgruppe: • 15 – 25Jährige, die länger als 180 Tage arbeitslos sind • Unabhängig von Ausbildung bzw. beruflicher Qualifikation • Bei denen alle bisherigen Integrationsversuche in den Arbeitsmarkt innerhalb des letzten Jahres erfolglos geblieben sind. Ziel: • Vermittlung der Teilnehmerinnen in ein reguläres sozialversicherungspflichtiges Dienstverhältnis. • Eine Vermittlung gilt als erfolgreich, wenn das Dienstverhältnis mindestens 4 Monate hält. • Den Erfahrungen entsprechend sind die ersten zwei Monate im Dienstverhältnis für diese Zielgruppe am schwierigsten. Diese ersten zwei Monate werden die TeilnehmerInnen von einem persönlichen Einzelcoach weiter betreut. Projektdauer: • 1.12.2005 – 31.07.2007 • Bis 31.08.2006 ist ein laufender Eintritt möglich. • Die maximale Betreuung dauert 9 Monate. Kosten/Finanzierung: Kosten: • Kosten je TeilnehmerIn: € 2.000,-• Bei 2.000 TeilnehmerInnen: € 4 Mio. Finanzierung: • WKO:€ 1,4 Mio. • AMS: € 2,6 Mio.

Martina Ender FAB - Verein zur Förderung von Arbeit und Bildung „Der Jugend eine Chance“ ist ein innovatives Vermittlungs- und Coachinginstrument für langzeitarbeitslose Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. TeilnehmerInnen Vorarlberg Bis 31.08.2006 können 56 TeinlnehmerInnen in Vorarlberg eintreten. Die TeilnehmerInnen werden vom AMS ausgewählt und eingeladen. Das Projekt „Der Jugend ein Chance“ Das Projekt „Der Jugend eine Chance“ lässt sich in vier Ebenen gliedern, die je nach Situation und Fortschritt der TeilnehmerInnen mehr oder weniger zu tragen kommen: a) Vorbereitung auf das Arbeitsverhältnis (Konsolidierungsmodul) Information, Schulung, Bewerbungstraining, Orientierung, Stabilisierung - Gruppe b) Vermittlungs- und Jobakquisitionsaktivitäten Einzelcoaching und Kleingruppe. Stellenakquise, Bewerbung; Zielorientierte Vermittlung steht im Vordergrund. c) Praktika, Outplacement, sonstige Kurse Die Reintegration wird durch betriebliche Praktika (wenn nötig) eingeleitet bzw., wenn notwendig, durch fachliche Qualifikation unterstützt, wobei das gesamte Förderspektrum des AMS zur Verfügung steht, dazu ist jedoch Abstimmung mit dem/der zuständigen AMS – Beraterin notwendig d) Stabilisierung des Arbeitsverhältnisses Die Arbeitsaufnahme wird begleitet und für weitere zwei Monate durch Einzelcoaching stabilisiert.

Kurzbericht für den Zeitraum: Dezember 2005 – März 2006 Eintritte: 26 Eintritte im Berichtszeitraum. Eintritte Dezember 2005 Februar 2006 Gesamt

gesamt 16 10 26

männlich 4 3 6

weiblich 12 7 20

Die Altersstruktur der im Berichtszeitraum eingetretenen TeilnehmerInnen stellt sich wie folgt dar: gesamt bis 20 Jahre über 20 Jahre Gesamt

6 20 26

männlich weiblich 0 6 7 13 7 19

23 % 77 % 100 %

Die TeilnehmerInnen hatten vor Eintritt folgende Qualifikation: Höchste abgeschlossene Ausbildung Maximal Pflichtschule Lehre mit Abschluss Fachschule Matura Fachhochschule /UNI Gesamt

gesamt

männlich 13 6 5 2 0 26

weiblich

4 3 0 0 0 7

9 3 5 2 0 19

% 50 % 23 % 19 % 8% 0% 100 %

Aufteilung nach Bezirk/ Herkunft der TeilnehmerInnen Bezirk Bregenz Dornbirn Feldkirch Bludenz Gesamt

gesamt 11 10 0 5 26

männlich 3 3 0 1 7

weiblich 8 7 0 4 19

Aktueller Stand: 26 Teilnehmer • • • • • • • • • • •

10 in BO 1 Ausschluss – nicht mehr erschienen 4 Arbeitsantritt: 1 Gastgewerbe, 3 Pflegebereich 1 Umzug nach Wien (an AMS) 3 Praktikum mit Übernahmeaussicht 1 Praktikum – weitere Stabilisierung 6 aktive Arbeitsuchende 3 Arbeitsantritte konnten nach wenigen Schnuppertagen erfolgen. 1 Arbeitsantritt wurde durch ein 2-monatiges Praktikum im Vorfeld unterstützt. Bei 3 TeilnehmerInnen läuft ein Praktikum mit Übernahmeaussicht. 1 Praktikum dient der weiteren Stabilisierung der Teilnehmerin.

Restliche Teilnehmer Die noch verbliebenen TeilnehmerInnen aus dem ersten BO–Durchgang zeichnen sich durch hohen Unterstützungsbedarf aus. Dieser Unterstützungsbedarf muss leider zu einem wesentlichen Teil aus dem Projekt heraus bzw. aus dem zukünftigen Arbeitsumfeld heraus geleistet werden. Aus dem persönlichen Umfeld der TeilnehmerInnen kommt hier in den meisten Fällen viel zu wenig. Dies bedeutet für interessierte Betriebe, sie bekommen Jugendliche, die mehr Unterstützung benötigen als andere – wenn soziales Engagement und die Bereitschaft, sich auf ein „relatives“ Risiko einzulassen gegeben ist, besteht langfristig die Aussicht darauf, eine/n motivierte/n Mitarbeiter/in zu bekommen, verbunden mit dem Erfolgserlebnis, der Jugend eine Chance verschafft zu haben. Akzeptanz der Betriebe Die Akzeptanz von Seiten der Betriebe in Vorarlberg ist nach wie vor gegeben. Das bedeutet: Sind wesentliche persönliche und/oder Umfeld bedingte Hindernisse auf der Seite der Jugendlichen bearbeitet, finden sich auch Betriebe, die zu den jeweiligen Jugendlichen passen und bereit sind, sich auf den/die jeweilige Person einzulassen.