Der Hofgeismarkreis der Jungsozialisten

Geschichte Kristin Klank Der Hofgeismarkreis der Jungsozialisten Studienarbeit Hausarbeit zum Seminar: Jugendbewegungen in der Weimarer Republik ...
Author: Ingelore Grosse
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Geschichte

Kristin Klank

Der Hofgeismarkreis der Jungsozialisten

Studienarbeit

Hausarbeit zum Seminar: Jugendbewegungen in der Weimarer Republik am Historischen Seminar der Universität Leipzig von: Kristin Klank WS 2002/03

Der Hofgeismarkreis der Jungsozialisten INHALT 1

EINLEITUNG

2

DIE ARBEITERJUGENDBEWEGUNG ZU BEGINN DER WEIMARER REPUBLIK 5

3

DIE JUNGSOZIALISTEN INNERHALB DER ARBEITERJUGENDBEWEGUNG

3.1 4

2

8

Der Streit um die Autonomie................................................................................ 11

DER HOFGEISMARKREIS DER JUNGSOZIALISTEN

13

4.1

Die Konferenz von Hofgeismar............................................................................ 13

4.2

Die außenpolitische Konferenz auf dem Gudensberg .......................................... 17

4.3

Die Konferenz von Jena ....................................................................................... 19

5

ZUSAMMENFASSUNG

21

6

LITERATUR UND QUELLEN

22

6.1

Quellen.................................................................................................................. 22

6.2

Literatur ................................................................................................................ 22

1

1 EINLEITUNG Zu Beginn der 1990er Jahre benannte sich die Leipziger Juso-Gruppe unter ihrem Vorsitzenden Sascha Jung in „Hofgeismarer Kreis“ um. Die Leipziger Jusos der 90er Jahre stellten sich damit in die Tradition eines Diskussionskreises innerhalb der frühen jungsozialistischen Bewegung, der dem Namen nach nur drei Jahre lang - zwischen 1923 und 1926 - bestanden hatte. Die Neugründung des Kreises in den 1990er Jahren sorgte nicht nur in der SPD sondern auch in zahlreichen regionalen und überregionalen Zeitungen für Aufregung. Richtig aufmerksam wurde die Öffentlichkeit auf die Gruppierung im Jahr 1993, aus Anlass eines Seminars, das die Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam mit den Leipziger Jusos am in Rochlitz veranstaltet hatte. Im Anschluss an dieses Seminar wurde der FriedrichEbert-Stiftung vorgeworfen, ein Rechtsradikalentreffen finanziert zu haben1. Der historische Hofgeismarkreis war 1923 im Anschluss an eine Konferenz in Hofgeismar und mit dem Ziel gegründet worden, Sozialismus und deutschen Nationalstaat zu versöhnen. Theorie und Praxis befanden sich hier nämlich seit der Zustimmung der SPD zum ersten Weltkrieg und seit dem Aufstieg der Sozialdemokraten zur Regierungspartei in einem offensichtlichen Widerspruch. Während in der marxistischen Theorie der Staat als Instrument der ausbeutenden Klasse galt und die Arbeiterschaft grundsätzlich internationalistisch dachte, waren im August 1914 auch die Arbeiter europaweit in einen nationalen Taumel gefallen2, und die SPD war in der Weimarer Koalition zu einer staatstragenden Partei geworden. Schließlich wurde im Verlauf der 20er Jahre vielen klar, dass die lange herbeigeredete natürliche Krise des Kapitalismus ausblieb. Die Antworten, die einzelne Mitglieder des Hofgeismarkreises auf diese Frage fanden, fielen sehr unterschiedlich aus und änderten sich zudem im Laufe der Zeit. So verteidigten Mitglieder des Kreises im Reichsbanner die Weimarer Republik und nahmen nach dem Krieg Einfluss auf die Gestaltung des Godesberger Programms. Zugleich bildete der Hofgeismarkreis einen Resonanzraum für die Ideen neokonservativer Denker wie Ernst Niekisch3. Nach Hans Mommsen war die Weimarer Republik durch einen

1

„hybriden

Zentrale Beiträge zu der Kontroverse sind nachzulesen in: M. Rudloff (hg.), Sozialdemokratie und Nation. Der Hofgeismarkreis in der Weimarer Republik und seine Nachwirkungen, Leipzig 1994, S. 201-210, 313-334. 2 Vgl. F. Ising, Nation und Klasse, in: Jungsozialistische Blätter 7 (1924), S. 147. 3 Dass gerade Niekisch auf diese jungen Sozialisten einen großen Einfluss entwickeln konnte, wirkt im Rückblick zumindest seltsam. So schreibt Ernst Niekisch in seinen Erinnerungen: „Die Jugendbewegung vor 1914 war das erste Anzeigen des nahenden Untergangs des deutschen Volkes. Sache der Jugend ist es, Gefolgschaft zu leisten, zu lernen [...]. Wo man die Jugend prinzipiell zur Führerschaft erwählt, da stehen alle

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Nationalismus“ gekennzeichnet4. Dieser findet sich auch in Schriften von Mitgliedern des Hofgeismarkreises5. Die Geschichte des Kreises blieb innerhalb der Partei und in der Geschichtsschreibung ein kontroverses Thema und wurde zudem immer wieder von aktuellen Entwicklungen überlagert. So wurde die Gruppe vor allem gewürdigt, weil aus ihr eine Reihe von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus hervorgegangen waren, und weil man in ihr einen Vorläufer eines modernen Sozialismus sah. Selbst die deutsche Zweistaatlichkeit hat zumindest in einer Dissertation zum Jungsozialismus aus den 50er Jahren ihre Spuren hinterlassen. So scheint der Autor die Gegner der Hofgeismarer Jungsozialisten als Vorläufer der „orthodoxen“ Sozialisten in der DDR anzusehen. Während sich die Hofgeismartradition in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit wiederfindet6. Diese Arbeit hat die Aufgabe, politische Äußerungen und das Gemeinschaftsleben des Kreises in den Jahren seines Bestehens zu untersuchen. Dabei geht es hauptsächlich darum, die Äußerungen der Gruppe im Kontext der Zeit zu sehen. Diese Arbeit beruht vor allem auf zwei Arten von Quellen: zum einen auf Erinnerungen einiger Protagonisten7, zum anderen aus Periodika aus der Zeit. Zu letzterem sind besonders der

„Politische

Rundbrief“

als

Informationsblatt

des

Hofgeismarkreises

und

die

„Jungsozialistischen Hefte“ als Organ der unterschiedlichen Gruppen innerhalb der jungsozialistischen Bewegung zu zählen. Die Betonung dieser beiden Quellengattungen, gibt

Dinge auf dem Kopf und es ist kein Wunder, wenn alles im Chaos endet.“ Vgl. E. Niekisch, Gewagtes Leben. Begegnungen und Begebnisse, Köln/ Berlin 1958. 4 H. Mommsen, Deutscher Nationalismus in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, in: K. Acham, Gesellschaftliche Prozesse, Beiträge zur historischen Soziologie und Gesellschaftsanalyse, Graz 1983, S. 208217. 5 So bekannte sich der Sprecher der Dortmunder Jungsozialisten Benedikt Obermayr in dem Jahr nach dem Abbruch des Ruhrkampfes zu seiner „preußisch-deutschen Staatsgesinnung“ (Jungsozialistische Blätter, 9 (1924), S. 201) und Franz Osterroth, eine der leitenden Persönlichkeiten des Hofgeismarkreises und Leiter der Bochumer Jungsozialisten, schrieb aus gleichem Anlass: „Die Klassengegensätze im Innern sind von sekundärer Bedeutung gegenüber der Furchtbarkeit und Schicksalsschwere unserer außenpolitischen Ohnmacht und Belastung, die jeden Deutschen angeht“ (Jungsozialistische Blätter, 7 (1924), S. 147). Abgesehen von diesen vereinzelten Zitaten kam die Grundhaltung der Jugendfunktionäre auch in einer Resolution zum Ausdruck, die die Leiter der Arbeiterjugend Max Westphal und Erich Ollenhauer, unterstützt unter anderem von Rathmann und Osterroth als Antwort auf den Abbruch des Ruhrkampfes formuliert hatten. Hier fehlte das Bekenntnis zur Republik völlig, da die Resolution für alle dem Ausschuss deutscher Jugendverbände angehörenden Organisationen akzeptabel sein sollte (Jungsozialistische Blätter 12 (1923), S. 231ff.). 6 H. Schneider, Die Sozialistische Jugendbewegung. Ihre Geschichte, ihr Wesen, ihre Ziele und ihre Formen, Diss., Köln 1952, S. 117. Die DDR-Historiografie nahm hingegen die Jungsozialisten kaum zur Kenntnis und bezog sich eher auf die kommunistischen Jugendorganisationen. Vgl. Geschichte der Arbeiterjugendbewegung, Berlin 1973. 7 F. Osterroth, Erinnerungen 1900-1934, o.O. o.J; A. Rathmann, Ein Arbeiterleben, Wupperthal 1983 und für Gestalten, die den Hofgeismarkreis eher vom Rand beeinflussten: H. de Man, Gegen den Strom. Memoiren eines europäischen Sozialisten, Stuttgart 1953, E. Niekisch, Gewagtes Leben, Köln/ Berlin 1958.

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