Diakonisches Werk in Stadt und Landkreis Osnabrück, Georgsmarienhütte

Depression und Sucht im Alter(sheim) Arztortrag von Markus Züger Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 03.02.2017

Einteilung • • • • • • •

Depression im Alter Sucht im Alter Sucht im Altersheim Psychopharmaka im Alter Antidepressiva Sedativa Neuroleptika

Zitat aus Österreich:

Ergebnisse aus dem INTREEG-Projekt Alter und Sucht 2014 • Schlussfolgerung : Suchtprobleme im Alter sind keine Seltenheit. Eine Sensibilisierung von Betroffenen, Ärzten, Pflegenden und Angehörigen ist wichtig, um diese Probleme nicht zu übersehen. Es müssen aber auch erst Verfahren verbessert und entwickelt werden, die Suchtprobleme im Alter geeignet erheben und altersspezifische Therapie- und Behandlungsprogramme angeboten werden.

Depressionen im Alter Macht Altern depressiv? • • • •

Häufigkeit in der Bevölkerung: Allgemein : 2-7% Über 65 jährige : 5-10 % Heimbewohner über 65 Jahre : 25-45 %

Depression ist die häufigste psychische Erkrankung im Alter mit hohem Suizidrisiko Auslöser sind oft: • Schwere körperlich Erkrankung, Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit • Partnerverlust, Verlust menschl. Beziehungen • depressive Episoden in der Vorgeschichte • Einzug ins Altenheim, Sinnentleerung • Demenz u.a. hirnorganische Erkrankungen • Angst vor Tod, Einsamkeit, Zukunftsangst

Häufige somatische Symptome einer Depression im Alter • • • • • • • •

Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Schlafstörungen Tagesmüdigkeit, Energieverlust Libidoverlust Hypochondrie Konzentrationsstörungen Kardiale oder gastrointestinale Symptome

Häufigkeit der Depression im Alter 1998 Berliner Altersstudie von M. Linden • • • • • • • •

516 Studienteilnehmer Alter 70- über 100 Jahre Diagnose nach DSM III-R Kriterien bei 9,1 % insgesamt, davon 4,8 % Major Depression 26,9 % nach klinischer Einschätzung Davon 10,3 % Frauen und 5,6 % Männer Bei Personen mit Multimorbidität 36,8 % Verheiratete sind seltener depressiv erkrankt

Suizidgefahr ist im Alter erhöht • 13,2 % sprechen von Lebensüberdruss • 7,4 % spreche von Todeswunsch • 1,2 % berichten von Suizidgedanken

Behandlung • 44 % haben eine unzureichende antidepressive Medikation • Nur 6 % der Studienteilnehmer erhielten ein Antidepressivum • Aber 40 % erhielten ein Sedativum der Benzodiazepinreihe

Sucht im Alter Daten zum Alkoholgebrauch und- missbrauch im Alter • Repräsentative Erhebungen zum Alkoholkonsum älterer Menschen in Deutschland werden selten durchgeführt. Lediglich im Bundes-Gesundheitssurvey 1998 wurde auch der Alkoholkonsum für die höheren Altersgruppen erfragt. • Es zeigte sich, dass Alkoholkonsum ab dem 60. Lebensjahr bei Männern und Frauen signifikant abnimmt. • Dennoch haben in Deutschland schätzungsweise 400.000 ältere Menschen ein Alkoholproblem.

Ursachen für die Abnahme des Alkoholkonsums im Alter sind: • Höhere Wirkung bei gleicher Trinkmenge im Vergleich zu früheren Lebensabschnitten • Reduktion des „sozialen Trinkens“ • Persönlicher Wunsch nach Reduktion des Alkoholkonsums • Ggf. Entwicklung einer Abneigung gegenüber Geschmack und Wirkung von Alkohol • Krankheiten • Finanzielle Gründe (Seitz, Osswald, Pöschl [2000])

Folgende Merkmale kennzeichnen die beiden Untergruppen der Suchtentwicklung: Früher Beginn (early onset) Alter : unter 60 Jahre Häufigkeit : zwei Drittel Persönlichkeit: instabil Wohnsitz : häufig wechselnd Alkoholproblematik in der Familienanamnese: positiv Intoxikationstage: häufig Therapiechancen: mäßig

Später Beginn (late onset) 60 Jahre und älter ein Drittel stabil konstant negativ selten gut Tab. 1 Quelle: Weyerer 2006

Alkoholabhängigkeit und Altersverteilung • • • •

18-60 Jahre 6% Über 60 Jahre 1 % Über 69 Jahre 0,5 % Aber in Altenheimen ist die Anzahl deutlich höher: • 5,2 % der Männer und 1,0 % der Frauen zeigten einen problematischen Umgang mit Alkohol • 2012 geschätzt 6-10 % (nach Spinatsch 2004)

Medikamentenabhängigkeit ist eine stille Sucht • 1,5 Mill Menschen in Deutschland sind von Tabletten abhängig • Davon 1,1 Mill älter als 65 Jahre • Vom Hausarzt zu schnell und unkritisch verordnet (Dealer in Weiß) • 10 % der Älteren nehmen Schlaf- oder Beruhigungsmittel • Nur ein geringer Prozentsatz sucht sich adäquate Hilfe

Medikamentenabhängigkeit im Alter • Bis zu 2,8 Mill. Menschen über 60 Jahre haben einen problematischen Gebrauch von Schmerzmitteln. • Vermutlich 1,2 Mill. Menschen sind abhängig von Benzodiazepinen, etwa 300 000 von anderen Arzneimitteln. • Mehr als 60 % der über 60 jährigen Männer und Frauenwerden als abhängig oder stark gefährdet durch Medikamente klassifiziert.

4 K- Regel • Klare Indikation • Kleinste notwendige Dosis • Kurze Anwendungszeit • Kein schlagartiges Absetzen

Prävalenz gerontopsychiatrischer Erkrankungen (ab 65 Jahre) • • • • • • •

Demenz 8 % Schwere depressive Störung 2 % Leichtere depressive Störungen 10 % Schizophrenie 0,5 % Anhaltende wahnhafte Störung 10 % Alkoholismus 1,5 % Andere psychische Erkrankungen 25 % (Bayrisches Landesamt für Statistik 2013)

Psychopharmaka im Alter • Antidepressiva • Sedativa: 1. Benzodiazepine 2. Z- Drugs (Non-Benzodiazepine) • Neuroleptika • Opioid-Analgetika

Antidepressiva • Trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva z.B.: Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Imipramin, Maprotilin

• Sog. SSRI-Hemmer z.B.: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxin, Sertralin

• Sog. SNRI-Hemmer z.B.: Venlafaxin, Duloxetin

• Sog. NaSSA z.B. Mirtazapin • Pflanzliche Antidepressiva Z.B.: Johanniskrautextrakt

Risiken der Antidepressiva im Alter • Kontraindikation für TZA bei Pat. mit KHK, da sonst: Anstieg der Herzfrequenz, Orthostatische Hypotonie, AV- Blockierungen und QT-Intervall-Verlängerungen • Interaktion mit anderen Arzneimitteln • Am unproblematischsten sind: Mirtazapin, SSRI-Hemmer oder JohanniskrautPräparate

Sedativa • Benzodiazepine z.B.: Bromazepam, Diazepam, Lorazepam, Oxazepam

• Non-Benzodiazepine, sog. ZSubstanzen z.B.: Zopiclon, Zolpidem, Zaleplon

Probleme der Sedativa • Gut verträglich, wirken sofort • Keine Körperlichen Langzeitschäden • Wirkt im Gehirn wie Alkohol auf das sog. Belohnungszentrum ein. • Haben ein hohes Suchtpotential • Benzodiazepine Kumulieren im Blut • Machen Schwere Entzugssymptome wie Delirium und epileptische Krampfanfälle

Neuroleptika im Alter • Einige Neuroleptika mit sedierender und entängstigender Wirkung sind für ältere Menschen geeignet, z. B.: • Melperon(Eunerpan), Chlorprotixen(Truxal), Pipamperon(Dipiperon), Levopromazin(Neurocil)

Ende Vielen dank für Ihre Aufmerksamkeit