Denn er ahnt nur, was er tut

Kultur kunst Denn er ahnt nur, was er tut DOUGLAS GORDON © STUDIO LOST BUT FOUND / KATHARINA KIEBACHER (V.L.N.R.); VALERIE MACON / AFP (U.) Der sc...
Author: Hansl Lange
0 downloads 5 Views 728KB Size
Kultur

kunst

Denn er ahnt nur, was er tut

DOUGLAS GORDON © STUDIO LOST BUT FOUND / KATHARINA KIEBACHER (V.L.N.R.); VALERIE MACON / AFP (U.)

Der schauspieler James Franco dreht Filme, schreibt Literatur, macht kunst und promoviert in Yale. nun hat er seine erste Museumsausstellung kuratiert. thema: Hollywood und Rebellion. Von Philipp Oehmke

Dean-Porträts des Künstlers Douglas Gordon, Hollywood-Star Franco: Abenteuerspielplatz für Hipster

118

d e r

s p i e g e l

2 1 / 2 0 1 2

n dem Morgen, an dem der schauspieler James Franco endgültig dort angekommen ist, wo er seit einigen Jahren hinwollte, in die große, komplizierte Welt der kunst, bekommt er seine Augen kaum mehr auf. Den Anzug von Gucci, seinem sponsor, hat er in der nacht zuvor schon getragen, das weiße Hemd darunter ebenfalls, aber es hat nun Flecken, die krawatte ist irgendwann verlorengegangen. Der schauspieler, der jetzt künstler sein will, ist blass. Hat er überhaupt geschlafen? „nein, also ja, ein bisschen, ich habe noch jemanden getroffen, ach egal.“ In der nacht hatte er hier im Chateau Marmont, dem legendenumwobenen Hotel oberhalb des sunset Boulevard, die Eröffnung seiner ersten großen, von ihm selbst kuratierten Museumsausstellung gefeiert. Das Museum of Contemporary Art in Los Angeles hat ihm eine ehemalige Lagerhalle in Hollywood zur Verfügung gestellt, auf der jetzt sehr groß in Frakturschrift das Wort „Rebel“ prangt. Rebel. so und keine nummer kleiner hat Franco seine Ausstellung genannt. Franco hat zwar genau genommen nur in drei „spider-Man“-Filmen sowie ein paar kleineren Arthouse-Produktionen gespielt, trotzdem gilt er im Moment als eine der entscheidenden Figuren des modernen Hollywood – einer, der die OscarGala moderieren darf, dessen Gesicht als Gucci-Plakat überdimensional über dem sunset Boulevard hängt und der von künstlern, Models, Produzenten, kuratoren, teenagern, schriftstellern und Columbia-Professoren gleichermaßen geliebt wird. Franco hat in jeder künstlerischen Disziplin etwas zu bieten – er spielt nicht nur in Filmen mit, er schreibt auch Drehbücher, führt Regie, veröffentlicht Literatur, macht kunst, kuratiert Ausstellungen und promoviert zudem über englische Literatur in Yale. Für die künstler ist er der glitzernde Hollywood-star, für die Hollywood-Produzenten der verwegene künstler. James Franco ist so etwas wie die neuauflage des Hipsters. Der moderne Hipster grenzt nicht mehr aus, er ist kein spezialisierter nerd mehr. Er maßt sich vielmehr einen universalanspruch auf die künste an, er vereinnahmt alles für sich, weil er glaubt, dass sowieso alles verschwimmt. Francos erste von ihm kuratierte Museumsausstellung befasst sich nun mit dem Film „Rebel Without a Cause“, jenem James-Dean-klassiker aus dem Jahr 1955, der auf Deutsch „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ heißt und in dem schon alles angelegt ist, worauf sich Franco als universal-Hipster heute bezieht. Der Film erzählt die klassische Außenseitergeschichte: James Dean kommt neu in die stadt, einen Vorort von Los Angeles. Die einheimischen Halbstarken,

API / STILLS / STUDIO X / LAIF

A

Dreharbeiten zu „… denn sie wissen nicht, was sie tun“*: Guter Stoff, aber ziemlich irre

Jeans, Lederjacke, Bikerstiefel, Haartolle, fordern seine Männlichkeit in Messerkämpfen und Autorennen heraus. Er sucht Halt bei seinem Vater, doch weil er in ihm nur schwäche erkennt, beginnt Dean zu randalieren. Er verliebt sich in Judy, gespielt von natalie Wood, aber möglicherweise auch in seinen jungen Bewunderer Plato, gespielt von sal Mineo. Er lernt, sich zu behaupten, er lernt, richtig zu gucken, richtig zu gehen, richtig zu rauchen. Er zieht sich eine Jeans, ein weißes t-shirt und eine rote Windjacke an, ein Outfit, das bis heute zur Ikonografie der Popkultur gehört. Der Film beschreibt die Rebellion der nachkriegsjugend und lieferte der Popkultur ihre große themen: Generationskonflikt, Einsamkeit, Wut. Ein Jahr nach „Rebel Without a Cause“ wurde Elvis Presley zum star, zwei Jahre später erschien Jack kerouacs „On the Road“. Der Film setzte den startschuss für eine massenmediale Gegenkultur, die 1968 ihren Höhepunkt erreichte, sich durch die libertären siebziger schleppte, im Punk wieder aufflackerte, in das düstere schnöseltum der Achtziger mutierte, die hedonistischen neunziger hervorbrachte und sich in den nuller Jahren schließlich endgültig verfranste. Franco, so sieht es aus, will die losen Fäden wieder zusammenbinden. und es gibt noch etwas, das Franco an dem Film interessiert: kaum ein anderes Werk der Filmgeschichte ist derartig beladen mit Mythen, skandalen und Geschichten – auch deswegen sitzt Franco an diesem Morgen im Chateau Marmont, denn die Geschichten um diesen Film spielen hier: In diesem spukschloss in den Hügeln Hollywoods versammelte der exzentrische Regisseur nicholas Ray seine d e r

s p i e g e l

2 1 / 2 0 1 2

schauspieler zum Proben, in einer der topsuiten, dem Bungalow 2. Hier verführte er seine weibliche Hauptdarstellerin natalie Wood, die erst 16 war und auch noch eine Affäre mit Dennis Hopper hatte, der mit ihr in Champagner badete und ein Auto zu schrott fuhr. Regisseur Ray verführte außerdem, so will es die Legende, den zweiten männlichen Hauptdarsteller sal Mineo, ebenfalls erst 16 Jahre alt. und James Dean schließlich war fasziniert von dem Regisseur, sah in ihm den Vater, den er nie hatte. Guter stoff das alles, aber auch ziemlich irre. Die Ausstellung will diese apokalyptische Welt aus Zeichen und symbolen einer scheinbar versunkenen Popkultur wieder hervorholen. Das fängt damit an, dass Franco in dem ehemaligen Warenlager in West Hollywood den Garten des Chateau Marmont nachgebaut hat. unterm Dach der Halle hängt der Hollywood-schriftzug, aber er ist auf den kopf gedreht. In künstlichem Gebüsch liegen sexpuppen und Gummipenisse. In einem swimmingpool hat der künstler Aaron Young ein kaputtes Motorrad versenkt. Das Wrack eines Ford tudor, Baujahr 1950, genau dasselbe Model, mit dem James Deans Porsche 1955 zusammenstieß, liegt zerstört und in Dreck gehüllt am Eingang des Gartens. Wie ein Mahnmal erinnert es daran, dass der Film seinen Mitwirkenden kein Glück gebracht hat: James Dean starb, einen Monat bevor der Film in die kinos kam; der Regisseur nicholas Ray wurde alkohol-, heroin- und spielsüchtig und hat nie wieder einen großen Film gemacht; natalie Wood starb im Meer, sal Mineo * Regisseur nicholas Ray mit den Darstellern natalie Wood, James Dean, Ann Doran 1955.

119

ROBERT GALLAGHER / DER SPIEGEL

sohn Henry einige ursprünglich vorgesehene, aber nie gedrehte szenen des Originalfilms als Performance-kunst nachgestellt. und James Franco? Er ist in fast allen Videos und Installationen zu sehen, als James Dean, nackt, mit sexpuppen, als Frau, als schwuler, als Cowboy. Franco hat vor über zehn Jahren einmal in einem Fernsehfilm James Dean gespielt und wurde für den Emmy nominiert. Er hat sich, sagt er an diesem Morgen, „Rebel Without a Cause“ mindestens 35-mal angesehen, vielleicht auch 50-mal. Die James-DeanGesichter hat er bis heute drauf, das Lachen, die Augen, McCarthy-Zeichnung, Young-Skulptur: Eine apokalyptische Welt aus Zeichen und Symbolen die Verzweiflung, die schüchternheit. sie sind nützlich nach einer nacht wie der letzten. Eine heftige Party, Francos Gäste lagen in strandliegen am Pool von Bungalow 1, einer suite des Hotels. Es waren Hollywood-kollegen gekommen, der fahrige kiefer sutherland und der ausgebrannte Val kilmer, der Regisseur Paul schrader, die künstler waren da, asiatische Millionäre, aber auch der schriftsteller Bret Easton Ellis, dazu ein paar professionelle Pornodarsteller, die Paul McCarthy für eine seiner Videoinstallationen angeheuert hatte, und Menschen aus der Modewelt mit ihren derangierten Models. Henry Hopper legte Platten auf, genauso wie Ed Ruschas sohn. und früh am Morgen twitterte Bret Easton Ellis über Francos „Rebel“-Party: „that’s why I live in L. A.!“ Hoch- und Popkultur, kunst Kurator Franco in seiner Ausstellung: Ist das schon Kunst? und Celebrity-Hype, HollyEd Ruscha, 74 Jahre alt, dessen Gemäl- wood und die Pornoindustrie, keine Grenwurde auf offener straße in Hollywood de die Ikonografie von Los Angeles ge- zen mehr, alles vermischt sich. und das erstochen. Die einst so starken Metaphern des prägt haben, hat auf ein Landschaftsbild bedeutet, man kann auch alles, wenn man Films – Auto und Motorrad als sinnbild das Wort „Rebel“ gesetzt und ist in einem es nur macht – und die Behauptung aufder Freiheit, sexualität als Zeichen der Film zu sehen, wie er mit Franco im Heli- stellt: Das ist nun kunst. Das ist Literatur. selbstbestimmtheit, Hollywood als syn- kopter über Los Angeles gleitet. Paul Mc- Das ist Poesie. Das ist Hipstertum. Was onym für Illusion –, sie sind heute offen- Carthy, 66 Jahre, Pate der Installations- auch immer. um Mitternacht hatte Franco die Gäste bar kaputt, verdreht, kraftlos oder achtlos und Videokunst, hat sich mit den sex-, Gewalt- und Familienstrukturen in und in die Hotellobby gebeten, wo ein Fünfweggeworfen. Die Ausstellung ist eine ziemlich wilde um den Film mittels einiger sehr deut- ziger-Jahre-kino aufgebaut war. Er zeigte Mischung aus skulpturen, Videoinstalla- licher Videoinstallationen auseinander- dort einen halbstündigen kurzfilm, den tionen, Fotografien, Gemälden und kurz- gesetzt. Harmony korine, der mit seinem er für die „Rebel“-Ausstellung gedreht filmen und spielt mit den themen des Drehbuch für den Larry-Clark-Film hatte. Er hieß „the Death of natalie Films, sie ist eine Art Abenteuerspielplatz „kids“ das gültige Dokument der neun- Wood“. „Rebel Without a Cause“ hatte für Hipster. Man könnte das nun als prä- ziger Jahre über jugendliche Verzweif- Wood zum star gemacht, zur Diva und tentiöse Ambition eines gelangweilten lung schuf, hat die Messerkampfszene des sex-Ikone – später ertrank sie nach einem Hollywood-Jungen belächeln. Anderer- Originals mit nackten weiblichen Mitglie- Gelage unter nie geklärten umständen seits ist es Franco gelungen, einige be- dern von straßengangs aus south Central bei Los Angeles im Pazifik. Francos kurzfilm sagt zu alldem nichts. rühmte künstler für seine Ausstellung zu neu interpretiert. Douglas Gordon, turner-Preisträger, hat mit Dennis Hoppers Er zeigt nur junge, gutgebaute Menschen gewinnen. 120

d e r

s p i e g e l

2 1 / 2 0 1 2

O.L.: COURTESY OF PAUL MCCARTHY AND HAUSER & WIRTH DRAWINGS PHOTOGRAPHED BY LANDON WIGGS PHOTOGRAPHY BY JOSHUA WHITE, O.R.: AAROON YOUNG. COURTESY OF THE ARTIST & BORTOLAMI GALLERY PHOTO COURTESY OF THE ARTIST

Kultur

Kultur bei einer Party in einem strandhaus. Es wird geküsst, getrunken und sich ausgezogen, mit Autos und Booten gefahren, mehr als eine halbe stunde lang. Die schauspieler und Freunde Francos, die sich in dem Film in kompromittierenden situationen wiedererkennen, johlen, der Rest nickt in seinen sesseln ein. Die Jeansmarke 7 For All Mankind wird teile des Films für ihre Werbung nutzen. Ein paar Freunde einsammeln für eine richtige sause mit sex und nackten Brüsten und allem, eine Jeansfirma, die die Rechnung bezahlt, und am Ende nennt man das „Rebel“ und erklärt es zum kunstwerk, das in einem der renommiertesten Museumshäuser der Welt ausgestellt wird. Das klingt ein wenig schal, aber Franco schwärmt am nächsten Morgen von dem Zusammenführen der Welten. Die Jeansmarke lasse ihn machen, was er wolle, 40 stunden Material habe er gedreht: nun habe also jemand aus Hollywood einen Film über Hollywood gemacht, wie ihn Hollywood niemals drehen könnte. tatsächlich, sagt Franco, sei sein kurzfilm über natalie Wood ein Akt der Rebellion. Aber wogegen? „Gegen eine makellose Fassade, gegen die wohlfeile, moralische Geschichte, die wir uns über natalie Woods tod erzählen. Eine Geschichte, mit der wir gut leben können: sie hat zu viel gefeiert, und dann ist sie eben gestorben.“ Die alte Frage: Aber ist das schon kunst? Paul McCarthy oder Ed Ruscha würde man sie übrigens nicht stellen. „Ja“, sagt Franco beim Frühstück. „Es ist kunst, weil es auf eine klare Perspektive verzichtet. Es zeigt andere Blickwinkel, aus denen Geschichten sich möglicherweise betrachten lassen. Ich bin ein typ aus dem Hollywood-Mainstream. Aber ich erzähle einen Mythos dieses Hollywoods völlig anders. Das kann kein Film. Das kann vielleicht nur kunst.“ Franco ist jetzt 34 Jahre alt. Für seine Rolle in dem Bergsteigerdrama „127 Hours“ war er für den Oscar nominiert. Er hat den Beat-Poeten Allen Ginsberg verkörpert. Vor zwei Jahren veröffentlichte er eine sammlung von kurzgeschichten, woraufhin die „new York times Book Review“ glaubte, dem schauspieler gelänge es, in seiner Literatur „die Zerrissenheit der teenager-seele perfekt zu spiegeln“. unlängst zeigte Franco in Galerien in new York und Berlin Installationen, Videos, Fotocollagen und Zeichnungen, die er irgendwann zwischendurch angefertigt hatte. Der katalog zur „Rebel“-Ausstellung eröffnet mit einem Gedicht von Franco. Es beginnt mit der Zeile: „James Dean Fucked and Fought and Was Gay“. Die Vögel singen im Garten des Chateau Marmont, als hätte es die Ausschweifungen der letzten nacht nicht gegeben. Vielleicht ist es in Ordnung, Dinge ein122

d e r

s p i e g e l

Bestseller Belletristik 1

(1)

Jonas Jonasson Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

2

(2)

3

(4)

4

(3)

5

(6)

6

(7)

7

(9)

8

(8)

9

(11) Dora

Carl’s Books; 14,99 Euro

Suzanne Collins Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe Oetinger; 17,95 Euro Suzanne Collins Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele Oetinger; 17,90 Euro Suzanne Collins Die Tribute von Panem – Flammender Zorn Oetinger; 18,95 Euro Jussi Adler-Olsen Das Alphabethaus dtv; 15,90 Euro Jean-Luc Bannalec Bretonische Verhältnisse Kiepenheuer & Witsch; 14,99 Euro

Nicholas Sparks Mein Weg zu dir Heyne; 19,99 Euro

Sarah Lark Die Tränen der Maori-Göttin Bastei Lübbe; 15,99 Euro

10

(5)

Heldt Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt dtv; 14,90 Euro Josephine Angelini Göttlich verloren Dressler; 19,95 Euro

11 (10) Martin Walker Delikatessen Diogenes; 22,90 Euro

12 (12) Susanne Fröhlich Lackschaden Krüger; 16,99 Euro

13 (19) Ursula Poznanski Fünf Wunderlich; 14,95 Euro

14 (13) Michael Robotham Der Insider Goldmann; 14,99 Euro

15 (16) Jussi Adler-Olsen Erlösung dtv; 14,90 Euro

16 (20) Moritz Netenjakob Der Boss Kiepenheuer & Witsch; 14,99 Euro

17 (18) Markus Heitz Oneiros – Tödlicher Fluch Knaur; 14,99 Euro

Thriller um ein AirbusUnglück in Paris, in das ein deutscher Bestatter und eine skrupellose Wissenschaftlerin verwickelt sind

18 (14) Jussi Adler-Olsen Schändung dtv; 14,90 Euro

19 (17) Lisa Jackson Desire Knaur; 14,99 Euro

20 (15) Arne Dahl Gier Piper; 16,99 Euro

2 1 / 2 0 1 2

Im Auftrag des SPIEGEL wöchentlich ermittelt vom Fachmagazin „buchreport“; nähere Informationen und Auswahlkriterien finden Sie online unter: www.spiegel.de/bestseller

Sachbücher 1

(2)

Philippe Pozzo di Borgo Ziemlich beste Freunde

2

(1)

Samuel Koch / Christoph Fasel Zwei Leben

3

(3)

Rolf Dobelli Die Kunst des klaren Denkens

4

(4)

Joachim Gauck Freiheit

5

(9)

Carsten Maschmeyer Selfmade

6

(8)

Norbert Robers Joachim Gauck – Vom Pastor zum Präsidenten – Die Biografie

7

(6)

Hans-Ulrich Grimm Vom Verzehr wird abgeraten

8

(5)

Jürgen Domian Interview mit dem Tod

Hanser; 14,90 Euro

Adeo; 17,99 Euro

Hanser; 14,90 Euro

Kösel; 10 Euro

Ariston; 19,99 Euro

Koehler & Amelang; 19,90 Euro

Droemer; 18 Euro

Gütersloher Verlagshaus; 16,99 Euro

Als Moderator hört Domian von Anrufern oft Geschichten vom Sterben – er hat sie zu einem fiktiven Protokoll verarbeitet

9

(10) Bill

Mockridge Je oller, je doller

Scherz; 14,99 Euro

10

Joe Bausch Knast Ullstein; 19,99 Euro 11 (14) Harry Belafonte mit Michael Shnayerson My Song (7)

Kiepenheuer & Witsch; 24,99 Euro

12 (11) Gunter Frank Schlechte Medizin – Ein Wutbuch Knaus; 16,99 Euro

13 (16) Walter Isaacson Steve Jobs C. Bertelsmann; 24,99 Euro

14 (15) Wibke Bruhns Nachrichtenzeit Droemer; 22,99 Euro

15 (13) Hans Küng Jesus Piper; 19,99 Euro 16 (12) Adam Zamovski 1812 – Napoleons Feldzug in Russland C. H. Beck; 29,95 Euro 17 (19) Dieter Nuhr Der ultimative Ratgeber für alles Bastei Lübbe; 12,99 Euro

18

(–)

Martin Wehrle Ich arbeite in einem Irrenhaus Econ; 14,99 Euro

19

(–)

Richard David Precht Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Goldmann; 14,95 Euro

20 (17) Cid Jonas Gutenrath 110 – Ein Bulle hört zu – Aus der Notrufzentrale der Polizei Ullstein extra; 14,99 Euro

d e r

fach zu tun, weil man sie tun kann. Weil es Leute gibt, die Lust haben, das alles zu bezahlen. und weil irgendwann der name James Franco wie ein Perpetuum mobile funktioniert, ein sich selbst erhaltender Organismus. Ob dieser kurzfilm, der angeblich von natalie Wood handelt, nun kunst ist oder nicht, er wird jedenfalls im Chateau Marmont von den richtigen Leuten gefeiert und im Museum of Contemporary Art den richtigen Leuten gezeigt. Das wiederum erhöht Francos Ansehen in der Hollywood-Welt, wo er noch bessere Rollen, noch höhere Gagen bekommt, was dann wieder seine Attraktivität in der kunstwelt erhöht. Deswegen steht James Franco für einen neuen typ Celebrity. In dem Warenlager in West Hollywood hat Paul McCarthy den berühmten Bungalow 2 des Chateau Marmont originalgetreu nachgebaut. Er sollte eigentlich auf die Biennale nach Venedig gehen, aber dann stellte McCarthy fest, dass das Holzhaus sich kaum transportieren ließ. Hier ist er das Zentrum der Ausstellung, der Ort, von dem die Mythen kommen, der sex, aber auch die tragik. McCarthy hat dazu eine Videoinstallation produziert, für deren Irrsinn sich kaum Worte finden: McCarthy selbst spielt darin den Regisseur nicholas Ray und auch James Deans Filmvater. Franco spielt James Dean, Pornodarsteller spielen natalie Wood und James Dean. Die Welt aus dem Originalfilm, die reale Welt der Fünfziger zum Zeitpunkt des Drehs, aber auch die reale Welt von heute – alles verwischt sich. Es wird sich geprügelt, man hat Hardcore-sex, man schmiert sich mit Fäkalien ein. McCarthy sagt: „Hier wird klar, was die Ausstellung mit James Franco zu tun hat. Wir verarbeiten in der Installation all die Gerüchte über die Vorgänge hinter den kulissen bei den Dreharbeiten: Wer angeblich mit wem sex hatte, wer in wem eine Vaterfigur gesehen hat und so weiter. Gleichzeitig aber gibt es ja mindestens genauso viele Gerüchte über die Figur James Franco: ob er vielleicht schwul ist, ob er als künstler nicht peinlich ist. Das schwingt alles mit. James Franco ist ja genauso eine mythische Figur. Er weiß es nur nicht.“ McCarthy hat seine Installation „Rebel Dabble Babble“ genannt. Es gibt in „Rebel Without a Cause“ eine szene, in der James Deans halbstarker Widersacher Buzz ihn herausfordert, mit gestohlenen Autos auf eine klippe zuzurasen und kurz vor dem Abgrund aus dem Wagen zu springen. Wer zuerst springt, ist ein „Chicken“, heißt es in dem Film, ein Feigling. James Dean fragt: „Why do we do this – warum tun wir das?“ „You’ve gotta do something – irgendwas muss man ja tun“, antwortet Buzz und stirbt wenige Minuten später. ◆

s p i e g e l

2 1 / 2 0 1 2

123