Degen und Florett in Ordnung?

Degen und Florett in Ordnung? Prüfen und Reparieren der Fechtausrüstung Zunächst ein Hinweis: Wer mit defektem Material an die Fechtbahn kommt, erhä...
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Degen und Florett in Ordnung?

Prüfen und Reparieren der Fechtausrüstung

Zunächst ein Hinweis: Wer mit defektem Material an die Fechtbahn kommt, erhält gleich einmal eine gelbe Karte. Wenn dann noch ein zweiter Defekt hinzukommt (und hierzu zählt auch ein fehlendes Spitzenschräubchen), bedeutet das gleich die rote Karte und einen Straftreffer. Das kann man sich sparen, wenn man am Vorabend eines Turniers immer sein Material überprüft. Auch Kinder sollten das bald lernen, sodass sie selbst Verantwortung für ihr Material übernehmen können. Außerdem gehen sie sorgsamer mit Ihren Waffen und mit ihren Kabeln um, wenn sie um die Zusammenhänge wissen. Besser ist es, die Funktion der Waffe schon einmal eine Woche vorher testen, um im Ernstfall noch die Litze wechseln zu können. Das „Feintuning“ sprich Einstellen des Spitzenkopfes kann und sollte erst kurz vor dem Turnier erfolgen, da sich vor allem die kleinen Federchen beim Fechten oder beim Transport schon mal etwas verstellen können. Die rot eingefügten Hinweise, die immer wieder auftreten, habe ich von meinem Sohn Achim erhalten. Sie sind evtl. für Fechtanfänger etwas zu ausführlich, aber die Fortgeschritteneren sollten sich die Tipps ruhig einmal zu Gemüte führen.

Sieg oder Niederlage kann auch durch defektes Material entschieden werden!

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Wichtiges Zubehör für Degenfechter • •

für Florettfechter

Degenprüfgewicht 750 Gramm Prüfgerät

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Florettprüfgewicht 500 Gramm Prüfgerät

Ich persönlich nehme am liebsten das Prüfkästchen TZ 10 von allstar. Es ist einfach zu benutzen und man kann die Kabel prüfen ohne mit der Waffe hantieren zu müssen • • • • • • •



Degenprüflehre Gabelschlüssel (6mm) für Spitzenkopf Inbusschlüssel (6 mm) für Griffmutter Schraubenzieher für Kabelstecker Uhrmacherschraubenzieher für Kabelsteckerstifte Uhrmacherschraubenzieher für Degenspitzenschräubchen Je ein Beutel Degenschräubchen, Degendruckfedern und Degenkontaktfedern, sowie 1-2 Degenspitzenköpfe ein Magnet zum Suchen und Festhalten der Degenschräubchen

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Für Fortgeschrittene

Für Fortgeschrittene • • • •

Gabelschlüssel (5mm) für Spitzenkopf Inbusschlüssel (6 mm) für Griffmutter Schraubenzieher für Kabelstecker Uhrmacherschraubenzieher für Kabelsteckerstifte Uhrmacherschraubenzieher für Florettspitzenschräubchen Je ein Beutel Florettschräubchen und Florettdruckfedern, sowie 1-2 Florettspitzenköpfe ein Magnet zum Suchen und Festhalten der Florettschräubchen

Degenmontierstift Reibahle (5 mm) zum Ausreiben von Degenspitzenhülsen Windeisen (Halterung für Reibahle) einige Degenleitungen

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Florettmontierstift Reibahle (4,5 mm) zum Ausreiben von Florettspitzenhülsen Windeisen (Halterung für Reibahle) einige Florettleitungen

Das Werkzeug verstaut man am besten in einer kleinen Tasche oder Box. So hat man alles immer schnell zur Hand.

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Zunächst die einfachste Übung:

Reparatur von Körperkabeln (Degen- / Florettkabel) Wieder ein wichtiger Hinweis: Von einem einwandfreien Kabel hängen Sieg oder Niederlage bei einem Gefecht genau so ab, wie von einer einwandfreien Waffe. Daher: Nie am Kabel, sondern immer am Stecker ziehen, wenn der Stecker aus der Waffenbuchse, bzw. aus der Buchse der Kabelrolle gezogen wird. Jedes Mal, wenn am Kabel gezogen wird, können einzelne kleine Drähtchen der Litze reißen und irgendwann ist das Kabel defekt und wenn das nicht rechtzeitig bemerkt wird, kann das den Sieg kosten.

Vor jedem Turnier sollten daher die Kabel geprüft werden.

Nützliches Werkzeug zur Reparatur von Körperkabeln • • •





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von links: Seitenschneider, Abisolierzange, Schraubenzieher für Kabelsteckerschrauben Schraubenzieher für Steckerstiftschrauben Prüfgerät

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Prüfung des Degenkabels

Die beiden Kabelstecker in das Prüfgerät stecken, beim Degenkabel sind die sechs linken Buchsen zu benutzen (3 rot / 3 weiß) Bei einwandfreiem Kabel leuchten alle drei Lämpchen gleichmäßig auf.

Die Kabel oberhalb der Stecker hin und her bewegen, auf die Lämpchen achten. Stecker mit einer Hand festhalten und mit der anderen Hand fest am Kabel ziehen. Hier darf man das, ja sollte es sogar, da nur so festgestellt werden kann, ob evt. nur noch ein paar wenige Drähtchen der Litze intakt sind. Es ist besser, die reißen jetzt, statt im Gefecht.

Häufig kann man auch schon mit dem Auge erkennen, ob das Kabel gefährdet ist. Dann sieht man oberhalb des Steckers, in dem Bereich, wo das Kabel bei Benutzung oft hin und her gebogen wird einen schwarzen Bereich. Das ist die Stelle, wo das Kabel schon defekt ist oder aber bald „den Geist aufgibt“.

Wenn feststeht, welches Kabelende defekt ist, wird der Kabelstecker aufgeschraubt. Dabei ist es gut, wenn wir vor dem Aufschrauben auf der Seite der Muttern einen Tape-Aufkleber anbringen, um so die Muttern zu fixieren. So können sie nicht verloren gehen, wenn einmal auf dem Turnier rasch das Kabel repariert werden muss. Nichts ist nerviger, als in der Fechthalle auf dem Boden herumzurutschen und so ein kleines Mütterchen zu suchen. Außerdem sollten die Kabel grundsätzlich mit dem Namen des Fechters / der Fechterin und dem Verein gekennzeichnet werden. So hat man die Chance das Kabel wieder zu bekommen, wenn man es einmal an der Bahn liegen gelassen hat.

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Nach Aufschrauben des Steckers sieht man den schwarzen Bereich besonders gut. Wenn wir dann an den Steckerstiften ziehen, sehen wir, dass die Litze sich in diesem Bereich dehnt. Das passiert nicht, wenn die Mehrzahl der Drähtchen noch intakt ist.

Manchmal hat sich allerdings auch nur ein Schräubchen im Steckerstift gelöst und muss wieder festgezogen werden.

Reparatur des Degenkabels Wir knipsen das Kabel knapp über dem schwarzen Bereich ab. Trennen die drei Litzen auf etwa 3 cm Länge von einander und entfernen etwa 5 mm der Isolierung einer jeden Litze. Dann verzwirbeln wir die Litzendrähtchen und stecken sie in den Steckerstift, evtl. dabei etwas drehen, damit die Drähtchen alle in den Stecker gehen. Die Schraube im Steckerstift weit herausdrehen, dann passt die Litze besser hinein. Anschließend Schraube fest anziehen. Nun müssen die Steckerstifte wieder im Kabelstecker befestigt werden. Dabei ist es wichtig, den rechten und den linken Steckerstift richtig einzusetzen.

Auch dabei hilft uns das Prüfgerät: • Einfach eine Seite fertigmachen und in Prüfgerät einstecken. • Die Steckerstifte der anderen Seite des Kabels ohne Steckergehäuse einstecken.

Leuchten alle Lämpchen gleichmäßig, ist es die richtige Kombination (Abb. links) Leuchtet ein Lämpchen schwächer, ist es die falsche (Abb. rechts). Prüfen und Reparieren der Fechtausrüstung

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Reparatur des Florettkabels Beim Florettkabel wird ähnlich vorgegangen, allerdings wird das Kabel am Prüfgerät anders eingesteckt (auf Prüfgerät mit „f“ bezeichnet).

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der dreipolige Stecker wird in die roten Buchsen gesteckt der zweipolige Stecker wird in die beiden rechten weißen Buchsen gesteckt, dabei ragt der Sicherungsclip über den Rand des Prüfgerätes die Krokodilklemme wird an der linken metallischen Buchse angeklemmt.

Falls das Lämpchen zwischen dreipoligem Stecker und Krokodilklemme (v/d)nicht leuchtet, kann auch das Kabel an der Krokodilklemme defekt sein.

Wenn die Kabel durch wiederholte Reparaturen zu kurz werden kann beim Fechtausrüster die Kabelschnur ohne Stecker nachgekauft werden. Die dreipoligen Kabelschnuren für Degen sind in Baumärkten o. ä. schwer zu erhalten, aber für die Florettkabel kann man sich preiswerter auch im Baumarkt Ersatz besorgen, allerdings sollte der Litzenquerschnitt 1,5 mm betragen. Außerdem ist zu beachten, dass die Kabel die richtigen Widerstandswerte besitzen (max. 1 Ohm), da dies im Reglement vorgeschrieben ist und auf einigen Turnieren auch geprüft wird.

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Jetzt wird es schon schwieriger:

Überprüfung der Waffen (Degen / Florett) Vor dem Test der Waffen sicherstellen, dass das Kabel in Ordnung ist! Degen testen Der eine Stecker des Körperkabels wird in die Steckerbuchse in der Degenglocke, der andere Stecker in die roten Buchsen des Prüfgerätes gesteckt. 1. Prüfen des Abstandes Spitzenkopf / Spitzenhülse:

Das 1,5 mm dicke Blech der Degenprüflehre zwischen Spitzenkopf und Spitzenhülse stecken. - Muss dazwischenpassen und darf nicht klemmen.

2. Prüfen des Zündlaufs: •

Den Spitzenkopf eindrücken - das linke Lämpchen am Prüfgerät (bei allstar TZ 10 mit v/d gekennzeichnet) muss, die anderen dürfen nicht leuchten.



Wenn kein Lämpchen leuchtet, ist die Degenkontaktfeder (klein) zu kurz oder der Kontakt ist irgendwo unterbrochen. – Spitzenkopf entfernen und neue Kontaktfeder aufschrauben. (Manche ziehen auch die Feder etwas länger, allerdings

kann das ins Auge gehen. Die Feder zeigt zunächst gültig an, zieht sich aber oftmals nach einiger Zeit wieder zusammen - keine Trefferanzeige! •

Sollte dies nicht helfen, ist zu überprüfen, ob die Litze an die Steckerbuchsen in der Glocke angeschlossen ist.



Ist dies der Fall und der Degen funktioniert trotzdem nicht, so sollte die Litze ausgetauscht werden.



Der Degen sollte auch geprüft werden, indem er in beide Richtungen gebogen wird. Da es sein kann, dass die Litze gebrochen ist und in geradem Zustand der Klinge zwar noch Kontakt hat, dieser aber in gebogenem Zustand unterbrochen ist. (Dieser Defekt wird im Allgemeinen von Obleuten nicht geprüft, da sie nichts unternehmen, was im Nachhinein einen Defekt verursachen könnte. Daher wird ein zu unrecht kassierter Treffer nicht annulliert. Dies macht einmal mehr die Eigenverantwortung des Fechters für sein Material deutlich.).

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Den Degen in beide Richtungen stark biegen ohne den Spitzenknopf zu betätigen. Leuchtet ein anderes Lämpchen, so hat die Litze Kontakt zu Glocke/ Klinge und ist auszutauschen. (Manchmal kann man sie auch mit Nagellack wieder „versiegeln“, dies ist allerdings vor allem für Turniere nicht zu empfehlen.) Leuchtet das mit v/d beschriftete Lämpchen, so wird die Litze kurzgeschlossen und der Degen zeigt an, ohne dass ein Treffer gefallen ist. In diesem Falle ist die Litze ebenfalls zu wechseln, da es einerseits sportlich nicht fair ist mit diesem Degen zu fechten und andererseits, sobald ein solcher Defekt festgestellt wurde, mit diesem Degen nicht mehr gefochten werden darf. (Wenn dem Fechter nachgewiesen wird, dass er wissentlich mit einem solchen Degen ficht, kann das die schwarze Karte nach sich ziehen!!!) •

Das 0,5 mm dicke Blech der Degenprüflehre zwischen Spitzenkopf und Spitzenhülse stecken, Spitzenkopf eindrücken, Lämpchen darf nicht leuchten.



Wenn doch, ist die Degenkontaktfeder zu lang und muss noch ein wenig weiter angeschraubt werden, aber vorsichtig, nicht zu viel, ist normalerweise nicht rückgängig zu machen und kostet neue Feder. Wenn die Feder in beide Richtungen geschraubt werden kann, sollte darüber nachgedacht werden, den Spitzenkopf auszutauschen, da sich in diesem Falle die Feder sehr schnell wieder von selbst verstellt.



Spezialisten besorgen sich zusätzlich noch ein Blech mit 0,4 oder 0,45 mm Dicke. Wenn man hiermit prüft, sollte der Degen anzeigen, dann ist die Spitze optimal eingestellt. Wenn die Spitze weiter hineingedrückt werden muss, bevor sie anzeigt, verschenkt man evtl. einen Treffer.



Man sollte aber doch auch einen nicht allzu knapp eingestellten Degen mit an die Bahn bringen. Falls der erste doch zu knapp eingestellt war – gelbe Karte - riskiert man beim Ersatzdegen nicht gleich die rote Karte.

3. Prüfen der Degendruckfeder •

Degenprüfgewicht (750 g) auf Degenspitze aufsetzen - Lämpchen darf nicht leuchten. – Wenn doch, ist die Degendruckfeder (groß) zu schwach und muss ausgewechselt werden.



Degenprüfgewicht herunterdrücken – Lämpchen leuchtet – wieder loslassen – Lämpchen muss wieder ausgehen. – Wenn nicht, ist die Degendruckfeder zu schwach und muss ausgewechselt werden.

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Manchmal ist auch die Spitzenhülse bzw. der Spitzenkopf rostig oder verschmutzt. In diesem Falle die beiden Schräubchen mit einem magnetisierten Uhrmacherschraubenzieher lösen. Den Spitzenkopf dabei festhalten, sonst springt der mitsamt der Feder davon und ist nur sehr schwer wieder zu finden. Die Schräubchen auf einem Magneten zwischenlagern. Den Spitzenkopf mit sehr feinem Metallschleifpapier (400er bis 600er Körnung)) reinigen oder austauschen, die Spitzenhülse mit Reibahle ausreiben. Man kann auch versuchen, Spitzenkopf und Hülse zunächst mit einem in Alkohol getränkten Wattestäbchen zu reinigen (kein Aceton oder Nagellackentferner verwenden, da dies das Plastik im Spitzenkopf angereift). Dazu kann man ein kleines gebrauchtes Arzneifläschchen mit Ethanol gefüllt zum Reparaturset packen, dann hat man sogar auf dem Turnier die Möglichkeit zum Reinigen. Überdies kann die Spitzenhülse beim Fechten einen Schlag abbekommen haben, sodass sie nicht mehr absolut rund ist, dann „hakt“ der Spitzenkopf ebenfalls. Auch in diesem Fall kann eine Reibahle helfen. – Der Spitzenkopf sollte leichtgängig sein (nicht „haken“) Manche „Spezialisten“ benutzten Waffenöl (Balistol) oder Graphit, um den Spitzenkopf leichtgängig zu machen. Das funktioniert allerdings meist nur sehr kurzfristig: Das Öl kann eine isolierende Wirkung haben und den Kontakt verhindern. Zudem bindet es Metallabrieb und Staub, sodass sich in der Spitzenhülse eine ziemliche Schmiere ansammelt, durch die wiederum der Spitzenkopf klemmen kann. Auch Graphit kann, wenn es im Übermaß verwendet wird zum „Haken“ des Spitzenkopfes führen. Außerdem kann Graphit in der Spitze eines Degens fälschlicherweise Kontakt auslösen und beim Florettfechten die Treffer auslösende Unterbrechung des Stromkreises (und somit die Anerkennung eines Treffers durch den Obmann) verhindern. Wenn Spitzenkopf und Hülse sauber und exakt rund sind ist das mit Problemen behaftete „Schmieren“ der Spitze nicht notwendig.

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4. Prüfen, der Degenspitze •

Sind beide Degenschräubchen in der Spitzenhülse eingeschraubt? Wenn nicht – gelbe Karte!



Sitzt der Spitzenkopf fest? Wenn er sich drehen lässt, vorsichtig mit Gabelschlüssel festziehen. Hierbei am besten ein Prüfgerät anschließen und während des Festziehens den Spitzenknopf gedrückt halten. So bemerkt man sofort, ob hierbei die Litze verletzt wird. In diesem Fall zeigt entweder die mit v/d gekennzeichnete Lampe nicht mehr an oder es zeigt eine der beiden anderen Lampen an. Ist dies der Fall, so ist die Litze bzw. ihre Isolierung kaputt gegangen und muss ausgewechselt werden.

Ein Fechter / eine Fechterin sollte es sich zur Gewohnheit machen, auf dem Turnier nach jedem Gefecht, noch an der Bahn, mit dem Gewicht und der Degenprüflehre des Obmanns seinen / ihren Degen zu prüfen. Gültig sind immer die Prüfgeräte des Obmanns – ohne Diskussion! Und es schadet nicht, direkt bevor man auf die Bahn geht, noch einmal am Spitzenkopf zu schauen, ob beide Schräubchen drin sind. Florett testen 1. Prüfen der Leitung •

Der dreipolige Stecker des Florettkabels wird in die roten Buchsen des Prüfgerätes eingesteckt. Der zweipoligen Stecker wird in die Buchsen am Florett gesteckt. – Das das rechte Lämpchen (f) leuchtet.



Wenn nicht, ist entweder die Litze defekt, oder nicht richtig an der Steckbuchse in der Glocke befestigt, oder Spitzenhülse und Spitzenkopf sing schmutzig.



Zunächst kontrollieren, ob Litze irgendwo gerissen ist, ob Spitzenhülse locker ist, ob Litze an Steckerbuchse gebrochen ist, oder Mutter an Steckerbuchse locker ist.



Wenn dies alles in Ordnung erscheint, das Lämpchen aber doch nicht leuchtet, Spitzenkopf entfernen. Dazu das Gewebeband an der Spitzenhülse entfernen. Die beiden Schräubchen mit magnetisiertem Uhrmacherschraubenzieher herausdrehen. Schräubchen auf Magnet zwischenlagern. Spitzenkopf mit Alkohol (kein Aceton / Nagellackentferne) abreiben, Spitzenhülse mit in Alkohol getränktem Wattestäbchen reinigen. Feder evtl. auch in Alkohol spülen Alles möglichst trockenreiben und wieder zusammenbauen

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Auch hier gilt, wie beim Degen, besser alles gut reinigen, statt Öl oder Graphit zu verwenden.



Wenn das alles nichts hilft, ist vermutlich doch die Litze defekt und muss erneuert werden.



Zum Lösen der Florettschräubchen möglicht auf den Boden setzen. Die winzigen Dinger sind schneller weg, als man denken kann und sehr schwer wieder zu finden. Allerdings kann ein Magnet dabei sehr gut helfen.

2. Prüfen der Florettdruckfeder •

Florettprüfgewicht auf Florettspitze aufsetzen und herunterdrücken - Lämpchen (f) am Prüfgerät erlischt. Loslassen - Lämpchen (f) leuchtet. Wenn nicht, ist die Florettdruckfeder zu schwach und muss ausgewechselt werden oder Spitzenkopf/ Hülse sind rostig oder schmutzig. In diesem Falle den Spitzenkopf und Hülse mit Alkohol reinigen oder austauschen, nötigenfalls Spitzenhülse mit Reibahle ausreiben.



Das Florett stark in beide Richtungen biegen und Funktion des Spitzenkopfs prüfen. Das Florett einige Male stark gegen den Fuß schlagen. Lämpchen muss leuchten und darf auch nicht kurz flackern, sonst ist die Litze gerissen oder hat Kontakt zu Klinge oder Glocke und ist auszuwechseln.

4. Prüfen, der Klingenspitze •

Sitzt der Spitzenkopf fest? Wenn er sich drehen lässt, vorsichtig mit Gabelschlüssel festziehen. Während des Festziehens prüfen, um einen eventuellen Defekt sofort zu erkennen. Wenn das mit „f“ gekennzeichnete Lämpchen während des Anziehens ausgeht oder ein anderes angeht, so ist die Litze zu wechseln.



Gewebeband an Spitzenhülse und oberem Ende des Floretts ca. 15 cm lang, sollte einwandfrei sein.



Farbe des Gewebebandes möglichst schwarz oder grau - wird vom Gegner schlechter gesehen, kann ein Vorteil sein!

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Nun kommt das Meisterstück:

Wechseln der Litze (Florett / Degen) Anleitung zunächst für das Florett: Die alte Litze wird durch Abzwicken von der Steckbuchse an der Glocke entfernt Oder untere Mutter an Steckbuchse mit 9-mm-Gabelschlüssel festhalten und mit großem Schraubenzieher aufdrehen, Litze entfernen. (Wenn die Litze abgezwickt wurde, muss der Rest vor der Montage einer neuen Klinge aus der Steckerbuchse entfernt werden, da die alte Litze die neue abklemmen und damit unbrauchbar machen könnte.) Griff und Glocke von Klinge abmontieren. Dazu Inbusmutter im Griff mit 6 mm- Inbusschlüssel lösen. Spitze mit Gabelschlüssel (5 mm) abschrauben. Alte Litze herausreißen, alten Kleber vollständig entfernen, mittels Schraubenzieher, altem Messer, oder abgebrochenem Feinsägeblatt. (Sehr mühsam!) Florettspitze zerlegen: •

Dazu die beiden kleinen Schräubchen mit einem Uhrmacherschraubenzieher herausdrehen. Dabei den Spitzenkopf festhalten, sonst springt er samt Feder davon. Gut ist es, wenn man den Schraubenzieher an einem Magneten magnetisiert (mehrmals mit der Schraubenzieherklinge darüber ziehen), die winzigen Schräubchen gehen dann nicht so leicht verloren und lassen sich auch leichter wieder einschrauben, da sie an der Schraubenzieherklinge haften. Schräubchen auf Magneten zwischenlagern.



Mit einer Nadel o.ä. von unten den Kontaktsockel herausdrücken.

Florettspitzenhülse (wenn einwandfrei) wieder auf Florettklinge festschrauben:

Dazu die Klinge nahe der Spitze in den Schraubstock einspannen. Mit dem 5er-Gabelschlüssel die Spitzenhülse gut festdrehen. Wenn auf das Gewinde der Klinge ein Tropfen flüssige Schraubensicherung (Loctite oder Uhu) gegeben wird, löst sich die Schraubverbindung nicht so leicht von allein. Beim Wiederanziehen der Hülse reißt oftmals die Litze, so dass diese danach ausgewechselt werden muss. Dies kann man sich mit Schraubensicherung meist sparen. Beide Gewinde müssen allerdings sauber und fettfrei sein.

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Neue Florettleitung (1 Litze) vorsichtig glätten (dabei Isolierung nicht verletzen)



Durch die Spitzenhülse die Litze in den Schlitz der Klinge ziehen. Dabei immer vorsichtig in Klingenrichtung ziehen, damit die Isolierung nicht durch das Hülsengewinde verletzt wird. (Am leichtesten geht es, wenn man die Klinge in den Schraubstock klemmt, dann hat man beide Hände frei, um von oben zu führen und von unten sanft zu ziehen.)

Wer das etwas mühselige Einfädeln der Litze durch die Hülse in den Klingenschlitz umgehen will, kann auch zuerst die Litze durch die Hülse ziehen, in den Schlitz einlegen; und erst dann die Hülse festdrehen. Da es dabei aber leicht zur Verletzung der Isolierschicht durch die Gewindegänge der Spitzenhülse kommen kann, sollte man die Litze nur für etwa 3-5 cm durch die Hülse schieben. Falls dabei die Isolierung der Litze verletzt wird, schadet es in diesem Bereich nichts, da die Litze ohnehin etwas zu lang ist und ganz zum Schluss noch abisoliert werden muss. Nun jedoch wieder die Litze vorsichtig in Klingenrichtung ziehen.

Für das letzte Stück wird der Kontaktsockel mit dem Florettmontierstift in die Spitzenhülse hineingedrückt. Keinesfalls ziehen es besteht die Gefahr, dass Litze reißt!

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Litze in den Schlitz eingekleben Zunächst wird ein etwa 10 cm langer Isolierschlauch auf das untere Ende der Litze gezogen. Ziemliche Fummelei! Es hilft, wenn das Litzenende ganz glatt ist (abschneiden) und wenn man beim drauf Schieben den Schlauch etwas dreht. Zum Einkleben der Litze benötigt man Pattex-transparent bzw. Bostik 1475 oder einen Zweikomponentenkleber mit langer Verarbeitungszeit (Der in wenigen Minuten abbindende Zweikomponentenkleber ist sehr spröde und die Litze löst sich, wenn die Waffe hin und her gebogen wird) Die Waffe etwa mittig schräg im Schraubstock einspannen um die Hände frei zu haben (Schlitz nach oben) und den Kleber auf Litze oder in Klingenschlitz auftragen und Litze sofort in Schlitz einlegen. Patex bzw. Bostik nur auf eines der beiden zu klebenden Teile auftragen (entweder Litze oder Klinge) Litze mit einem Kunststoffspatel (notfalls Fingernagel) vorsichtig in Schlitz hineindrücken. Keine metallischen oder scharfen Gegenstände verwenden, damit die Isolierung nicht verletzt wird! Der Isolierschlauch sollte minimal in den etwas verbreiterten Schlitz im unteren Ende der Klinge hineinragen und mit festgeklebt werden. Der Plastikschlauch darf laut Reglement von vorn nicht sichtbar sein. Litze bis zum Griffgewinde fortführen und dort mehrmals fest um das Gewinde wickeln. Biegen der Klinge Nun muss die Klinge gebogen werden und in dieser Biegung gehalten werden, bis der Kleber fest ist. Dadurch wird die Litze besonders fest in den Schlitz hineingezogen, außerdem erhält sie dadurch eine gewisse Vorspannung, sodass sie nicht reißt, wenn das Florett im Gefecht stark gebogen wird. Dazu kann man sich eine ganz einfache Vorrichtung selbst herstellen:

Ein kräftiger Bindfaden, z.B. eine Nylonkordel erhält an einem Ende eine Schlaufe, in die gerade die Angel der Klinge passt, die aber nicht über den Klingenschaft rutscht. Prüfen und Reparieren der Fechtausrüstung

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Bei etwa 80 cm Länge (Für Miniflorett etwas kürzer) wird ein kleiner Haken (Kurzwarenladen) befestigt, der in die Spitzenhülse eingehängt werden kann. Klinge über Nacht so gespannt lassen.

Am nächsten Tag: Klinge abwinkeln •

Nach Lösen der Spannschnur Litze abwickeln und vorsichtig glätten.



Zum Abwinkeln die Klinge im Bereich der Angel knapp unter dem Klingenschaft in Schraubstock einspannen. Beachten dass nicht das Gewinde gequetscht wird und dass die Litze nicht eingeklemmt wird (Verletzungen der Litze können natürlich dadurch umgangen werden, dass man die Klinge winkelt, bevor die Litze eingeklebt wird.). Es ist zu beachten, dass die Klingen für Links- und Rechtshänder anders abgewinkelt werden müssen.



Klinge mit kleinen Rucken vorsichtig biegen. Nicht zu stark biegen, lieber zweidreimal ansetzten, damit man nicht wieder zurück biegen muss. Hierbei kann die Angel brechen oder dermaßen geschwächt werden, dass sie im Gefecht abbricht. Ab besten, man schaut sich seine alte Klinge an, um zu sehen, in welchen Winkel die Klinge zu Angel stehen sollte.

Glocke, Polster und Griff montieren •

das Florett mit dem Gewinde nach oben nahe an der Angel in Schraubstock fixieren.



Die Glocke und den Glockenstecker mit dem Vierkantloch vorsichtig über Angel und die Litze stecken, Glockenpolster einlegen, Griff drüber schieben und alles mit der Inbusmutter festziehen. (Litze nicht zwischen Glocke und Glockenstecker einklemmen, da sie hierbei gequetscht und entweder sofort oder bald kaputt geht und dann wieder gewechselt werden muss.)



Litze von unten durch das Loch im Kabelstecker nach oben ziehen, in richtiger Länge, (lieber etwas zu lang) abschneiden, abisolieren (vorsichtig mit einem Messer abschaben), zu einem Ring formen und an isolierter Steckbuchse befestigen. (Hierbei nur knapp eine Wicklung verwenden. Wenn die Litze zweimal oder mehrmals um den Stecker gewickelt ist und sich selbst kreuzt, kann sie abgedrückt werden. Hierdurch kann die Litze so kurz werden, dass sie gleich wieder ausgewechselt werden muss.)

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Die Litze muss in der Glocke frei liegen und darf nicht mit Klebeband fixiert werden, da die Litze darunter manipuliert sein könnte oder ein Schalter versteckt sein könnte (alles schon passiert!) •

Glockenpolster und Griff montieren (Aufpassen, das Litze durch die Kerbe im Griff geführt wird).



Spitzenkopf und Florettdruckfeder mit den zwei Schräubchen in der Spitzenhülse befestigen und mit Gewebeband bekleben. An der Klingenspitze etwa 15 cm Gewebeband anbringen, dabei etwa 3 mm auf Spitzenhülse überlappen lassen.

Anschließend Spitzenhülse mit ca. 2,5 cm Gewebeband umkleben.

Beim Degen wird ähnlich vorgegangen: •

Alte Leitung abzwicken oder abschrauben.



Griff, Glocke und Glockenstecker von Klinge abmontieren.



Spitze mit Gabelschlüssel (6 mm) abschrauben.



Degenspitze zerlegen, Kontaktsockel herausdrücken.



Degenspitzenhülse – wenn einwandfrei – wieder auf Degenklinge festschrauben. (Flüssige Schraubensicherung!)



Neue Degenleitung (2 Litzen mit Kontaktsockel) vorsichtig glätten - dabei Isolierung nicht verletzen.



Durch die Spitzenhülse die beiden Litzen in den Schlitz der Klinge ziehen. Ausführliche Tipps in der Florettanleitung!

Achtung das Einspannen der Degenklinge ist etwas schwieriger als das der Florettklinge, da der Degen einen V-förmigen, sich verjüngenden Querschnitt hat. Bitte nicht der Versuchung erliegen und einfach den Schraubstock ganz fest zurren, weil die Klinge sich bewegt. Dabei könnte die Degenklinge durch die gehärteten Backen des Schraubstocks Kerben erhalten und später (eher früher!) genau an dieser Stelle brechen!

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Also mit viel Gefühl einspannen. Es kann auch helfen, abgewinkelte Alu-Bleche zwischen Schraubstock und Klinge zu spannen. Aluminium ist wesentlich weicher als Stahl und kerbt die Klinge nicht ein.



Kontaktsockel der Degenleitung mit Degenmontierstift in die Spitzenhülse hineindrücken. (Keinesfalls ziehen, Litzen reißen sonst!)



Das Einkleben der Degenleitung und das Biegen der Klinge erfolgt wie beim Florett beschrieben. Hier zwei Isolierschläuche auf die zwei Litzen schieben. Die beiden Isolierschläuche sollten ebenfalls minimal in den Klingenschaft hineinragen und verklebt werden um Verletzungen der Litze zu verhindern, dürfen aber von vorn nicht sichtbar sein.

Degenklinge Abwinkeln •

Wie bei Florett beschrieben

Glocke, Polster und Griff montieren •

Die Klinge mit dem Gewinde nach oben nahe an der Angel in Schraubstock fixieren.



Die Glocke und den Glockenstecker mit dem Vierkantloch vorsichtig über Angel und Litzen und stecken. (Litze nicht zwischen Glocke und Glockenstecker klemmen!)



Schrauben an Blechhalterung des Glockensteckers etwas lösen und Litze von unten durch den Spalt nach oben ziehen. Litze in richtiger Länge, (lieber etwas zu lang) abschneiden, abisolieren, zu einem Ring formen und an den beiden nahe beieinander liegenden Steckbuchsen (Litze nicht zwischen Glocke und Glockenstecker klemmen!)



Blechhalterung wieder festschrauben.



Glockenpolster und Griff montieren (Aufpassen, dass Litze durch die Kerbe im Griff geführt wird).



Spitzenkopf und Degendruckfeder mit zwei Schräubchen in der Spitzenhülse befestigen (Einstellung der Spitze ist unter „Degen testen“ beschrieben).

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