Das Transkulturelle Bewusstsein - Transcultural Consciousness

Geisteswissenschaft Gebhard Deissler Das Transkulturelle Bewusstsein Transcultural Consciousness Gebhard Deißler DAS TRANSKULTURELLE BEWUSSTSEIN ...
Author: Georg Gehrig
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Geisteswissenschaft

Gebhard Deissler

Das Transkulturelle Bewusstsein Transcultural Consciousness

Gebhard Deißler

DAS TRANSKULTURELLE BEWUSSTSEIN TRANSCULTURAL CONSCIOUSNESS

TRANSCULTURAL MANAGEMENT RESEARCH

Interkulturelles- u. Transkulturelles Management (German)

Intercultural &Transcultural Management (English)

Gestion Interculturelle et Gestion Transculturelle (French)

Gerencia Intercultural y Gerencia Transcultural (Spanish)

Gerência Intercultural e Gerência Transcultural (Portuguese)

跨文化的智慧精髓 - kua wen hua de zhi hui jing sui (Chinese)

транскультурная компетенция - transkulturnaja kompetencija (Russian)

toransukaruchā

・ manējimento (Japanese)

トランスカルチャー



マネジメント

Vishua Chaytana (Sanskrit)

ZAKAA AL-TA'ALOF AL-THAQAFEE (Arabic)

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Copyright © Gebhard Deißler 2011 3

Ebenso, wie die Quantenphysik die Eroberung des Weltraums ermöglicht hat, ermöglicht die „Quantenkultur“ die Beherrschung des WeltKulturen-Raums

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................... 5 1. Transdisziplinäre erkenntnistheoretische Grundlagen der transkulturellen Intelligenz. Leitkonzepte ........................................................................................ 8 Begriffe und Metaphern Das Komplementaritätsprinzip Niels Bohrs Die Heisenbergsche Unschärferelation Die Doppelhelix der DNA Das neurophysiologische Prinzip der funktionellen Subordination Das neurophysiologische Prinzip der strukturellen Integration Die psychosomatische Dualität Die ganzheitliche noetisch-psycho-somatische Struktur des Menschen Das Dao der Kultur Die quantenkulturelle Axiomatik und der quantenkulturelle Effekt 2. Transkulturelle Evidenz der transkulturellen Intelligenz. Leitkonzepte (in Englisch) .............................................................................................................. 15 The dawn of a transcultural metascience: An epistemological blue print for 360° Transcultural Synergy. Theory & model 5

A transcultural survey of evidence of transcultural consciousness-based intelligence: Evidence from China Evidence from India Evidence from Japan Evidence from Ancient Greek Civilisation Evidence from Western Civilisation 3. Der Kulturmanagement Impact des transkulturellen Intelligenz des

transkulturellen Bewusstseins. Leitkonzepte ................................................... 30 Die quantenkulturelle Axiomatik oder die Quantenkultur Kulturelle Energetik: der Potentialisierungs- Aktualisierungsdynamismus Die Logik der Bewusstseinsintegration versus der -abspaltung Die inter-transkulturelle Integration als Refugium und Hort der Freiheit Phylogenese und Universalkultur Kulturelle Lingua Franca des 3. Millenniums Kulturelle Kybernetik: der Kulturelle Autopilot Die inter-transkulturelle Integration und die psychophysische Integration des Menschen Die Integration des Bewusstseins als Integration der Welt

4. Transdisziplinäre Modellierung und Erschließung des intertranskulturellen Paradigmas (in Deutsch und Englisch). Leitkonzepte ..... 37 Der Diagnostiker-Profiler: Das 3-D-12-Oktaven-Dome Integrative Transcultural Management Model Multimodell 5. Psychophysiologie der transkulturellen Intelligenz (in Englisch) Leitkonzepte ............................................................................................................ 58 Pyramid and Lotus 6

A holistic human intelligence model: the integration of physical, mental and noetic or transcultural intelligence

6. Das synoptische psychologische Toolkit des transkulturellen Managers ................70 Dreißig inter-transkulturelle Instrumente 7. Bilinguales Deutsch-Englisches Transkulturelles Fachwörterbuch ..........................79 Bibliographie ......................................................................................................................207

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1. Transdisziplinäre erkenntnistheoretische Evidenz für die transkulturelle Intelligenz des transkulturellen Bewusstseins

IQ bedeutet Intelligenzquotient, CQ bedeutet kulturelle Intelligenz und das innovative Akronym TCQ (Neuprägung) steht für transkulturelle Intelligenz. Diese gründet auf der Erschließung des transkulturellen Bewusstseins. Da das Bewusstsein an sich „über dem Psychosozialen und den Institutionen steht“, wie die Kardiologin und Bewusstseinsforscherin Dr. Thérèse Brosse aus Paris sagt und somit die kulturelle Programmierung und Konditionierung transzendiert und eine integrative Funktion inbezug auf letztere hat, stellt diese transkulturelle Erkenntnis eine globale Kulturmanagementressource

ohnegleichen

in

Aussicht,

die

wir

hier

multiperspektivistisch und progressiv erschließen möchten. Sie verkörpert einen Quantensprung in der interkulturellen Theorie und Praxis. Die zweidimensionale interkulturelle Oberflächenstrukturenwahrnehmung wird einer

dreidimensionalen

integrativen

transkulturellen

Tiefenstrukturen-

wahrnehmung, deren kulturelle Performance optimiert ist, weichen, weil sie nicht nur die Peripherie der kulturellen Profile, sondern auch ihren Kern und ihre Genese wahrnimmt. Dieser Kern ist evolutionsbiologisch integrativ per se. Die kulturelle 8

Diversität an der Peripherie und die Konvergenz der Speichen der Kulturen an der Nabe dieses Kulturrades sind komplementäre funktionelle Pole ganzheitlicher interkultureller Erkenntnis, die einen problemlösenden bewusstseinsenergetischen Dynamismus entfalten. Diese ganzheitliche Erkenntnis birgt den Schlüssel zum nachhaltigen Kulturmanagement. Diese und viele andere Metaphern werden ein didaktisches Werkzeug dieses Exposés sein, denn, laut Aristoteles, ist die Kunst der Metapher die vorzüglichste. Die großen Lehrer diverser Zeiten und Breiten unterstreichen dies.

Diverse

berufskulturelle Prägungen werden somit auf natürliche Weise an die Thematik herangeführt und können Sie damit – nach dieser Anleitung - selbständig vertiefen. Auf der Seite 45 befindet sich ein Master Modell in der Gestalt einer architekturalen Metapher der psychologi8schen Struktur des globalen Managers, die wesentliche Aspekte der Abhandlung, sowie die interkulturelle Forschung sinngebend integriert. Indes sei hinzugefügt, dass ein Thema, an dem die Menschheit seit Äonen laboriert, nicht in einem Buch, ja nicht einmal Bibliotheken bewältigt werden kann. Die Gewahrwerdung und Internalisierung einer bahnbrechenden Erkenntnis kann aber ihre eigene individualpsychologische und soziokulturelle Dynamik entfalten. „Alles hat seine Zeit“ belehrt uns die zeitlose Weisheit der Bibel im Buch Kohelet. Mit dem globalen Paradigma ist die Ära des transkulturellen Paradigmas angebrochen, da es, wie kein anderes, dessen Impact nachhaltig beherrschen kann. Es handelt sich um eine frei zugängliche, wissenschaftlich fundierte Bewusstseinsalchemie, die ohne Spezialwissen frei zugänglich ist und dem globalen Management und der Geopolitik und vielen anderen transnationalen Akteuren nur von Nutzen sein kann, aber bislang nicht erschlossen ist. Gibt es eine Raison d’Etre und Evidenz für die Existenz dieses unerschlossenen transkulturellen Potentials? interkulturellen

Mindsets

Während die interkulturelle Intelligenz des sich

vor

allem 9

mit

der

Differenzierung

und

Katalogisierung der Kulturen befasst, um ihr Interfacing zu optimieren, befasst sich der transkulturelle Bewusstseinsset eher mit der komplementären Integration der Kulturen. Diese beiden Optiken sind unabdingbar für nachhaltiges interkulturelles Management: komplementäre Optiken zur ganzheitlichen Erfassung des Kulturellen in Analogie zu dem als Metapher verwendeten Komplementaritätsprinzip, das von dem Mikrophysiker Niels Bohr bereits 1909 formuliert wurde. Es besagt im wesentlichen, dass Materie und Energie entweder als Wellen oder Teilchen betrachtet werden können, je nachdem ob man einen Wellen- oder Teilchendetektor einsetzt. Die Welle-Teilchen Dualität kann man auch metaphorisch zur Beschreibung des Kulturellen anwenden, in dem Sinn, dass der interkulturelle und der transkulturelle Ansatz zwei komplementäre Ansätze zur Beschreibung des kulturellen Phänomens darstellen. Der interkulturelle Ansatz befasst sich eher mit kulturellen Partikeln und Positionen der einzelnen Kulturen auf dem MaterieEnergie-Kontinuum

des

Planeten

im

dritten

Millennium,

während

der

transkulturelle Ansatz sich mit ihrem Impuls, ihrer Geschwindigkeit und ihrer kulturellen Wellendynamik befasst. Mit den Begriffen Position und Impuls oder Geschwindigkeit

haben

wir

nun

auch

schon

auf

die

Heisenbergsche

Unschärferelation Bezug genommen. Letzteres bedeutet, dass die gleichzeitige Determinierung der beiden Partikelattribute Position und Geschwindigkeit nicht möglich ist. •

Differenzierung versus Integration



Welle versus Teilchen



Position versus Impuls oder Geschwindigkeit

So etwa könnte eine holistische, naturwissenschaftlich basierte, ganzheitliche Kulturtheorie beginnen. Differenzeirung, Teilchen und Position erinnert uns natürlich an das interkulturelle Paradigma, währen das komplementäre transkulturelle Paradigma von den die 10

ersteren ergänzenden Kategorien Integration, Welle und Geschwindigkeit verkörpert wird. Beide zusammen könnten durch die biologische Metapher der Doppelhelix versinnbildlicht werden, die mit ihren beiden Strängen die dynamischen (inter)kulturellen Prozesse in ihrer Gänze erfassen. Sie sind interdependent. Lässt man einen Strang außer acht, so entzieht man das Phänomen seiner Vitalität, die sich nur in der ganzheitlich manifestiert und konkretisiert. Mikrophysik und Mikrobiologie gestatten uns - metaphorisch selbstverständlich einen naturwissenschaftlichen und vielversprechenden harten wissenschaftlichen Ansatz für das erfolgreiche Management der Kulturvariablen im dritten Millennium, denn diese Naturwissenschaften bilden die Startrampen, die es der Menschheit gestattet hat, den physikalischen Makrokosmos und den biologischen Mikrokosmos zu erforschen und mehr und mehr zu beherrschen. Die metaphorische Verwendung ihrer Prinzipien soll es uns nun gestatten den Bewusstseinskosmos des Menschen besser zu beschreiben und zu beherrschen. Das interkulturelle Paradigma ist im Mentalbereich angesiedelt, während das transkulturelle Paradigma im komplementären Bewusstseinsbereich des Mentalen lokalisiert ist. Beide zusammen sind erforderlich, um das Kulturphänomen in seiner Gänze zu beschreiben und nachhaltig zu managen. Die dreifältige ganzheitliche noetisch (das den Mentalbereich transzendierende Bewusstsein) -psychosomatische Struktur des Menschen muss also betrachtet werden,

um

das

Kulturphänomen

ganzheitlich

zu

orten

und

seine

Gesetzmäßigkeiten zu entschlüsseln. Denn, der Mentalbereich mit seiner mentalen Software kann, laut einem vierten naturwissenschaftlichen Gesetz, dem der funktionellen Subordination in der Neurophysiologie, das wir hier wiederum als eine psychologische Analogie verwenden, nur von einem übergeordneten Bereich gesteuert werden. In Abwesenheit

dieses

übergeordneten 11

Bereiches

kann

keine

wirksame

neurophysiologische Steuerung erfolgen. Die psychologische Übersetzung dieses Prinzips bedeutet, dass der Mentalbereich mit seiner mentalen Software ebenso einer übergeordneten Steuerungsebene bedarf, um nachhaltig gesteuert und strukturell integriert zu werden. Die doppelte hierarchische strukturell-funktionelle Integration kann als das fünfte Prinzip bezeichnet werden, das wir in diesem Ansatz verwenden. Die Nichterkenntnis der ganzheitlichen konstitutiven Condition Humaine führt in kultureller

Hinsicht

zur

Nichtsteuerbarkeit

kultureller

Prozesse

intra-,

interindividuell, intrakulturell und interkulturell, transnational und global. Das westliche dualistische psychosomatische Menschenbild – ein siebtes Prinzip, das hier eine Rolle spielt – könnte nicht nur für die kulturellen Managementbelange durch ein trinitäres noetisch-psycho-somatisches ergänzt werden, denn dieses achte Prinzip stellt insbesondere durch die dritte noetische (transkulturelle) Ebene den bislang fehlenden Baustein in der ganzheitlichen Architektur des Menschen bereit, die einer Top-Bottom Steuerungslogik gehorcht (siehe Prinzip der funktionellen Subordination), der als übergeordnete Bewusstseinsebene die mentale funktionell mit ihrer gesamten kulturellen Sozialisierung und Programmierungen unterordnet, sowie auch die strukturelle Integration sichert. Kann die Mentalebene durch die noetische oder transkulturelle Ebene intraindividuell funktionell untergeordnet und die strukturelle Integration bewirkt werden, so hat das weitreichende Folgen für die Wahrnehmung der kulturellen Realität seitens des Individuums. Integriert sich das Individuum, so integriert sich die Welt, könnte man sagen, denn so sagte der Weise Krishnamurti „Ihr seid die Welt und die Welt seid ihr“. Sri Ramana Maharishi bestätigt laut Dr. Brosse, dass alle Kulturen der Welt offenbar in einem sind und vom Standpunkt der Neurophysiologie könnte man hinzufügen, dass ebenso laut Dr. Brosse in der die linke Gehirnhemisphäre die Vorstellung vom Ich in der Welt und in der rechten die Vorstellung von der Welt in mir lokalisiert zu sein scheint. Ich äußere mich hier mutmaßend, weil ich mich weitgehend auf die metaphorische Verwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse beziehe – in diesem Fall insbesondere 12

von Frau Dr. Brosse, deren Werk „Bewusstsein-Energie“ ich ins Deutsche übertragen habe. Mit der Erkenntnis, dass man alle Kulturen der Welt zumindest potentiell in sich trägt, ist es nur eine Frage der Aktualisierung dieser Potentialität. Und hier würde dann logischerweise das Prinzip des Dynamismus der PotentialisierungAktualisierung greifen. Ist diese Präsenz des Ganzen im Individuum nicht eine integrative Erkenntnis par excellence, eine zu würdigende Arbeitshypothese? Der

seriöse

Interkulturalist

sollte

die

metaphorisch

verwendeten

naturwissenschaftlichen Axiomatiken ggf. in den jeweiligen Fächern vertiefen, da sie hier nicht alle eingehend und im Detail ausgeführt werden können, um größeren Nutzen daraus zu ziehen. Mit der Physik energetischer Systeme hat sich S. Lupasco befasst, dessen Werke in einer guten Bibliothek verfügbar sind. In der Neurophysiologie und der Quantenphysik gibt es konkomitante wissenschaftliche Meilensteine seit dem

ersten Viertel des vergangenen Jahrhunderts. Dr. Brosse

bezieht sich auf maßgebliche. Das "Dao der Kultur", so könnte man eine andere metaphorische Versinnbildlichung des interkulturell-transkulturellen holistischen Kulturparadigmas bezeichnen. Denn Dao - das höchste Prinzip - repräsentiert das Ganze. Diese Gänze wäre mit der Gesamtheit des Bewusstseins gleichzusetzen. Dieses materialisiert sich als inter- und transkulturelles Bewusstsein. Diese beiden bilden eine inter-transkulturelle Einheit. Der interkulturelle Bereich dieses Bewusstsein wird ebensowenig der gesamten kulturellen Realität gerecht, wie die beiden männlichen und weiblichen Arme des höchsten Prinzips unabhängig voneinander die gesamte Realität der manifestierten Welt umfassen können.

Die kulturelle Wirklichkeit ist demnach also eine untrennbar interdependente, intertranskulturelle. Die Unlösbarkeit der vielfältigen kulturellen Herausforderungen unserer Zeit rührt bei den meisten Interkulturalisten in der Regel daher, dass sie im 13