Das Schreiben der Semesterarbeit Ein paar Hinweise

Das Schreiben der Semesterarbeit Das Schreiben der Semesterarbeit Ein paar Hinweise Dies sind Hinweise und Tipps für das Schreiben einer experimental...
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Das Schreiben der Semesterarbeit

Das Schreiben der Semesterarbeit Ein paar Hinweise Dies sind Hinweise und Tipps für das Schreiben einer experimentalpsychologischen Semesterarbeit. Formale Vorgaben (Gestaltung des Titelblatts, u.ä.) sollten bei dem zuständigen Prüfungsamt oder der Bibliothek erfragt werden. Der Umfang der Arbeit sollte etwa 40 Seiten Text (bei einer Schriftgröße von 12 Punkt, Times New Roman, 1,5-zeilig, 3 cm Rand), einschließlich Abbildungen und Tabellen, Literatur-Verzeichnis und Anhang nicht überschreiten. Diese Vorgaben sind eine grobe Richtschnur und hängen von individuellem Stil und Komplexität des Themas bzw. des Experiments ab. Lassen Sie möglichst früh den Text oder Teile davon von Kommilitonen, Freunden oder Bekannten lesen. So erfahren Sie, ob Ihre Darstellung auch von interessierten Laien verstanden werden kann.

Titelseite Titel der Arbeit (möglichst aussagekräftig, kurz und ohne unverständliche Fachausdrücke), Verfasser, Ort, Jahr, Fachbereich, Betreuer (das genaue Format wie vom FB06 bzw. der Bibliothek vorgegeben). Zusammenfassung Maximal 1 Seite; eine kurze Darstellung des theoretischen Hintergrunds, Fragestellung, Methoden, Durchführung, Ergebnisse und deren Interpretation in Bezug auf die Frage. Die Zusammenfassung stellt eine Übersicht der wichtigsten Fakten dar. Inhaltsverzeichnis mit Angabe der Seitenzahlen Abkürzungsverzeichnis wenn Sie viele (für den Leser wahrscheinlich unbekannte) Abkürzungen verwenden, hilft ein entsprechendes alphabetisches Verzeichnis

Die Gliederung der Arbeit Einleitung; bestehend aus • Stand der Forschung: An welche Forschungsergebnisse knüpfen Sie an? Was weiß man über das Thema, was wurde bislang untersucht? Das bedeutet nicht, die Forschung seit Adam und Eva lückenlos darzustellen, sondern Sie sollen die wesentlichen Fakten Ihres Themas schildern. Daraus entwickelt sich die • Fragestellung: Welche Frage blieb bislang offen, was wollen Sie untersuchen? Was erwarten Sie aufgrund der bisherigen Forschung? Hier können Sie explizit Fragen und Hypothesen formulieren.

W. Skrandies

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Methoden Hier sollen alle Details des Experiments angegeben werden. Was wurde wie und warum untersucht? Wie haben Sie die Fragen in Experimente umgesetzt? Der Leser sollte aufgrund dieser Beschreibung in der Lage sein, das Experiment zu replizieren, daher sind alle technischen Angaben wichtig. Die folgenden Angaben sollten Sie in diesem Teil berichten: •





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Versuchsplan: Das experimentelle Design vorstellen. Welchen Variablen werden gemessen? Wie sieht eine Kontrollbedingung aus? In welcher Reihenfolge wird was gemessen (eine Graphik, die den zeitlichen Versuchsablauf illustriert, hilft bei komplexen Experimenten)? Was war die Aufgabe der Versuchsperson (evtl. die Instruktion im Anhang wiedergeben)? Gab es Vorversuche? Was wurde dabei gefunden? Versuchspersonen: Zusammensetzung wie „Studierende der Psychologie“, Angaben über Zahl, Alter, Geschlecht, Sehschärfe etc. Hier sollten alle Variablen genannt werden, die die Ergebnisse des Experiments beeinflussen können. Wenn viele Variable erhoben wurden, können diese in einer Tabelle im Anhang geschildert werden. Technische Details des Experiments: Größe, Helligkeit, Kontrast, Anordnung der Reize etc. Bei komplexen Reizen empfiehlt sich eine Abbildung. Die Größe sollte in Winkelminuten oder –sekunden angegeben werden (Abstand zwischen Auge und Monitor angeben). Bei EEG-Messungen: Angaben über Elektrodenposition (Abbildung!), Filter, Digitalisierungsrate, etc. Wieviele Reize wurden für ein evoziertes Potential gemittelt? Gab es auch bei diesen Messungen eine Kontrollbedingung? Auswertung: Welche Variablen wurden gemessen? Wie wurden diese quantifiziert? Was wurde variiert, welches waren die abhängigen Variablen? Welche statistischen Tests wurden eingesetzt (Beispiel: Mittelwertsvergleich mit t-Tests für die Variablen A. B, C; Varianzanalyse mit Messwiederholungen, Korrelationen, Regressionen für die Variablen X,Y) und welche Variablen gingen in die Analyse ein?

Ergebnisse Dies ist der zentrale Teil der Arbeit. Hier stellen Sie dar, welche Ergebnisse Sie gefunden haben. • Machen Sie für diesen Teil zunächst eine separate Gliederung, um sich klarzumachen, wie die vielen Details übersichtlich und anschaulich dargestellt werden können. Orientieren Sie sich dabei an der Fragestellung und den Hypothesen sowie an den verschiedenen (abhängigen) Variablen, die Sie untersucht haben. Den Ergebnisteil können Sie in entsprechende Unterpunkte aufteilen. Das erleichtert das Verständnis der meist recht komplexen Resultate. • Gehen Sie vom Allgemeinen zum Speziellen. Zeigen Sie exemplarisch Originaldaten, entweder von einer repräsentativen Versuchsperson oder als Mittelwert aller Probanden. • Welche Unterschiede/Effekte sind für das Testen der Hypothesen interessant? Welche statistisch signifikanten Effekte haben Sie gefunden (Angabe von t- oder F-Werten, Freiheitsgraden, p-Werten)? • Illustrieren Sie alle Befunde in übersichtlichen Diagrammen, aber nur dann, wenn sie sich nicht einfach beschreiben lassen (ändert sich beispielsweise der Mittelwert von 1,5 auf 2,0, dann brauchen Sie dazu keine Abbildung zu erstellen).

W. Skrandies

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Abbildungen sollten so einfach wie möglich gestaltet werden. Die Achsen müssen beschriftet, Symbole erklärt werden. Machen Sie klare und große Beschriftungen (Arial), verwenden Sie Farben nur sparsam. Am Kopierer können Sie ausprobieren, ob auch in der Kopie die Information noch zu sehen ist. Schraffierte Balken in schwarz/weiß sind deutlicher und besser zu sehen als blaue und rote Balken. Der Hintergrund des Bildes sollte weiß sein, graue Flächen verringern den Kontrast. Abbildungen, die am Monitor toll wirken, sehen oft nach dem Drucken nur mäßig aus. Ein Probedruck hilft zu entscheiden, ob die Qualität des Bildes ausreichend ist. Abbildungen besitzen Unterschriften. Diese sollten das Bild vollständig erklären. Ein Leser sollte damit die Abbildung verstehen können, ohne weiteren Text lesen zu müssen. Lieber etwas redundant als mit Lücken. In Tabellen können Sie viele Zahlenwerte übersichtlich zusammenfassen; die Tabelle sollte jedoch höchsten eine Seite einnehmen; im Zweifelsfall verteilen Sie die Information auf mehrere Tabellen. Wie alles Abbildungen werden Tabellen durchnummeriert, aber sie besitzen eine Überschrift. Abbildungen und Tabellen sollten nicht kommentarlos aneinandergereiht werden. Beschreiben Sie die Ergebnisse im Text und verweisen Sie auf die entsprechende Abbildung oder Tabelle. Der Leser ist mit Ihren Daten weniger vertraut als Sie. Deshalb müssen Sie im Text erklären, was in der jeweiligen Abbildung zu sehen ist. Das Verhältnis „Text / Abbildungen“ sollte ausgeglichen sein. Seitenweise Abbildungen ohne erklärenden Text kann der Leser nicht verstehen. Sie können bestimmt nicht alle Daten bzw. Ergebnisse zeigen. Wählen Sie also aus, was wirklich wichtig und mitteilenswert ist. Und wenn Sie bestimmte Abbildungen zeigen wollen, so können diese im Anhang untergebracht werden.

Diskussion In diesen Teil beschreiben Sie, was Ihre Befunde bedeuten und wie Sie sie interpretieren und in die wissenschaftliche Literatur einordnen. • Konnten Ihre Hypothesen bestätigt werden? • Gibt es Übereinstimmungen mit Befunden in der wissenschaftlichen Literatur? Gibt es Widersprüche? Woran kann das liegen? • Gibt es unerwartete, überraschende Ergebnisse? • Wie erklären Sie Ihre Daten? Welche Bedeutung haben Ihre Experimente für eine weiterreichende Interpretation? • Hier können Sie (intelligente) Spekulationen abgeben und auch überlegen, was man in künftigen Experimenten untersuchen sollte. Literatur Alles was im Text zitiert wird, muss im Literaturverzeichnis aufgelistet werden (und alles, was hier angegeben wird, muss auch im Text vorkommen). Wenn Sie etwas zitieren, dann sollten Sie das natürlich auch gelesen haben (siehe auch „indirekte“ Zitate, unten). Beim Erstellen des (alphabetisch geordneten) Literaturverzeichnisses orientiert man sich an den folgenden Publikationen (Standard für Psychologen): • American Psychological Association, (Ed). (1994). Publication Manual of the American Psychological Association (4th edition). Washington, DC • Deutsche Gesellschaft für Psychologie, (Hrsg). (1997). Richtlinien zur Manuskriptgestaltung (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

W. Skrandies

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Anhang Teile, die weniger wichtig sind, die jedoch Information enthalten (z.B. Tabellen über Versuchspersonendaten, Ergebnisse statistischer Analysen oder zusätzliche Abbildungen), kommen in den Anhang. Auf diesen muss im Text hingewiesen werden. Allgemeine Hinweise zum Schreiben Verständlich Schreiben kann man lernen und üben. Je nach Erfahrung benötigen Sie dafür mehr oder weniger Zeit. Unterschätzen Sie diesen Teil nicht. Die Experimente sind eigentlich rasch durchgeführt, statistische Analysen können Sie mit SPSS schnell erledigen, aber für das Schreiben Ihrer Arbeit brauchen Sie meist mehr Zeit als Sie dachten. •

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Beginnen Sie mit einer Gliederung. Das hilft, Gedanken und Details zu sortieren. Das gilt nicht nur für die „große“ Gliederung der gesamten Arbeit, sondern auch für die einzelnen Abschnitte. Gerade der Methoden- und Ergebnisteil gewinnen, wenn sie in logische Einheiten unterteilt sind. Der Stil ist individuell und wird kein Anlass für Kritik sein. Versuchen Sie jedoch klar zu schreiben: kurze Sätze sind einfacher zu verstehen als Schachtelsätze, deutsche Begriffe sind besser als pseudowissenschaftliche Wortungetüme. Vermeiden Sie Laborjargon. Viele Ausdrücke, die Sie während der Experimente und der Auswertung verwenden, kann ein Außenstehender nicht verstehen. Vermeiden Sie „Denglisch“. Ein Mischmasch aus Deutsch und Englisch klingt nicht wissenschaftlich, sondern einfach doof. Wenn Sie Behauptungen aufstellen, dann sollten Sie diese möglichst mit einem entsprechenden Zitat belegen. Verweisen Sie also auf wissenschaftliche Publikationen. Wenn Sie etwas zitieren, dann sollten Sie das natürlich auch gelesen haben. Endlose Zitate, die Sie nur vom Hörensagen kennen, können durchaus falsch sein (vielleicht hat der Autor in der Originalarbeit etwas ganz anderes gesagt als Sie denken). Wenn Sie etwas Wichtiges in einer anderen Arbeit zitiert finden, und keinen Zugang zu der Originalarbeit haben, können Sie es auch in der folgenden Form zitieren (Meier, 1998, zitiert nach Müller und Huber, 2002, S.342). Müller und Huber, 2002 geben Sie dann in Ihrer Literaturliste an. Große Dokumente sind für Word oft ein Problem. Halten deshalb Sie Text und Abbildungen (und Tabellen) während des Schreibens zunächst getrennt. Wenn Sie mehrere große Abbildungen gemacht haben, sollten Sie diese erst zum Schluss einfügen (vorher Platzhalter verwenden), sonst kann es Probleme mit dem Seitenumbruch geben. Bei Zahlen verwenden Sie in einem deutschen Text ein Dezimalkomma, keinen Punkt. Wenn Sie Abkürzungen verwenden, so müssen die beim ersten Auftreten erklärt werden. Verwenden Sie die korrekten Einheiten für Zahlen im Text und in den Tabellen und Abbildungen („SI-Einheiten“; ms, µV, mm, etc.) Die Anzahl der Nachkommastellen sollte realistisch sein. Eine Pseudogenauigkeit von 8 Stellen ist albern und gibt keine wirkliche Information. Ein p-Wert von 0,0454313242 ist nicht besser als p < 0,05. Wenn Sie den Text im Blocksatz drucken, sollten Sie lange Wörter trennen, um große Lücken zu vermeiden. In welcher Reihenfolge Sie die einzelnen Teile der Arbeit schreiben, ist egal. Sie können relativ früh mit dem Methodenteil beginnen: während Sie die Expe-

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rimente durchführen, wissen Sie noch gut über die Details Bescheid. Ein paar Wochen später haben Sie wahrscheinlich vieles wieder vergessen. Lesen Sie Ihren Text aufmerksam und seien Sie (selbst)kritisch. Oder, besser, lassen Sie einen „interessierten Laien“ Ihr Werk beurteilen. Dann merken Sie schnell, ob Ihre Untersuchungen und Gedankengänge wirklich verstanden werden können (was wurde warum wie untersucht und was wurde gefunden und was bedeutet das?).

Allgemeine Hinweise zur Abgabe Neben der Arbeit (bitte 2 gebundene Exemplare abgeben) sollten Sie alle verwendeten Dateien übersichtlich und nachvollziehbar dokumentiert zusammenstellen: Den endgültigen Text (Word-Dokument), die Daten, die in die Auswertung eingingen (meist Excel-Tabellen) sowie die SPSS-Dateien, die für die statistische Analyse verwendet wurden. Die notwendigen Formulare für den Schein erhalten Sie im Prüfungsamt des FB06 bzw. bei der Universitätsbibliothek.

W. Skrandies

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