Das

Christian Binder

PHANTOM der OPER

Komponist: Andrew Lloyd Webber wurde 1948 in England geboren und gilt als der Komponist in der Musicalbranche. Mit Musicals wie "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat" (das er übrigens schon mit 19 Jahren schrieb), "Jesus Christ Superstar", "Starlight Express" und "Cats" machte er sich einen Namen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter u.a. 6 "Tony Awards", 4 "Drama Desk Awards", 3 "Grammys" und 5 "Laurence-OliverAuszeichnungen". 1992 wurde er wegen seiner herausragenden Leistungen sogar in den Adelsstand erhoben .

Inhalt: Das Stück wird durch eine klassische Ouverture eröffnet. (Ouverture einspielen) Der Prolog zeigt die Bühne der Pariser Oper im Jahr 1905. Requisiten aus vergangenen Aufführungen werden versteigert. Raoul Vicomte de Chagny erwirbt das Plakat der Inszenierung von Hannibal und erinnert sich an seine Jugendliebe Christine, die darin die Hauptrolle sang. Als er auch noch den großen Kronleuchter, ebenfalls ein Requisit aus Hannibal, ersteigern will, beginnt dieser, wie von Geisterhand bewegt, zu schwanken und schwebt zur Decke. Das mysteriöse Ereignis weckt Erinnerungen an das Phantom der Oper, das vor Jahren die Bühne in Angst und Schrecken versetzte... Der erste Akt beginnt mit der Generalprobe zur Oper Hannibal. Man schreibt das Jahr 1871. In die Oper platzt Direktor Levèvre, der die Oper verläßt und seine beiden Nachfolger, Monsieur Gilles André und Monsieur Richard Firmin vorstellt. Den Direktoren zu Ehren gibt der Star des Hauses, Carlotta Giudicelli, ein Ständchen und wird dabei fast von einem Dekorationsteil erschlagen, das plötzlich von der Decke fällt. Noch während die Herren sich mit Erklärungen und Vermutungen über den gefürchteten, aber schon seit langen verschwundenen Bühnengeist abgeben, erscheint die Ballettmeisterin Madamme Giry mit einem Brief des Phantoms. Es fordert, daß die neuen Direktoren die Gewohnheit des Monsieur Levèvre fortführen: Die Reservierung einer Loge für jede Vorstellung und eine monatliche Zahlung von 20 000 Francs. Carlotta ist entsetzt und lehnt es ab, unter diesen Umständen bei der Premiere zu singen. Das ist die Chance für Christine Daée, ein Ballettmädchen. Sie springt für Carlotta ein und wird nach der Vorstellung mit jubelndem Beifall überschüttet. In der Garderobe erzählt sie anschließend ihrer Freundin Meg von einem geheimnisvollen Gesanglehrer, der sich niemals zeigt, sondern nur zu ihr spricht. Sie hält ihn für den „Engel der Muse", den ihr Vater noch kurz vor seinem Tode prophezeit hatte. In Christines Garderobe tritt plötzlich der junge Raoul de Chagny, den sie seit ihrer Kindheit kennt. Nun hat er ihren Auftritt erlebt und ist fasziniert von ihrer Kunst.

Kaum ist Raoul gegangen, erscheint das Phantom, ein Mann, der sein Gesicht hinter einer weißen Maske verbirgt. Er hat die beiden beobachtet und entführt Christine in sein Reich, die Katakomben der Oper. Christine, die an seiner Stimme ihren „Gesangslehrer" erkennt, folgt ihm ohne Bedenken. Das Lied dieser Szene ist gleichzeitig auch das Hauptstück des ganzen Musicals. ( Phantom of the Opera einspielen ) An einem unterirdischen See beschwört das Phantom sie bei Kerzenschein mit geheimnisvollen Liebesliedern, nur für ihn zu singen. Die zunächst vertrauensvolle Atmosphäre kippt ins Abgründig-Diabolische. Als Christine in einen Spiegel blickt und sich als Braut erblickt fällt sie in Ohnmacht. Wieder erwacht, entreißt sie dem Phantom die Maske. Ein grausam entstelltes Gesicht offenbart sich. Zornig erklärt das Phantom, daß, wer dieses Gesicht gesehen habe, nie wieder wirklich frei von ihm sein werde. Dann bringt er sie zurück auf die Bühne. In den nächsten Tagen sorgt das Phantom mit Briefen für Aufregung. Von den Direktoren fordert es drohend sein ausstehendes Gehalt und kündigt außerdem ein Unglück an, falls nicht ab sofort alle Hauptrollen von Christine gesungen würden. Das empört die Primadonna Carlotta, die ihren ersten Platz in der künstlerischen Reihenfolge erfolgreich verteidigt. Als in der Oper Il Muto Christine nur eine kleine Nebenrolle spielen darf, läßt das Phantom seine angsteinflößende, hallende Stimme im Theater erklingen. Eilig unterbrechen die Direktoren die Vorstellung und verkünden, Christine würde die Hauptrolle übernehmen. Doch da entdeckt man die Leiche des Bühnenmeisters Buquet - den Kopf in der Schlinge, baumelt sie an einem Seil über der Bühne. In der allgemeinen Aufregung flüchten Christine und Raoul, der das Geschehene in der Loge mitangesehen hat, auf das Dach der Oper und gestehen sich ihre Liebe. Als Christine anschließend mit neuem Mut die Partie zu Ende singt, geschieht ein weiterer Unfall. Mitten im Schlußapplaus stürzt der mächtige Kronleuchter zu Boden - genau vor die Füße der Sängerin. Das Phantom, krank vor unerfüllter Liebe und Eifersucht, spricht damit auch an Christine eine Warnung aus. Bevor wir euch jetzt vorstellen, spielen wir euch die Entr'acte vor (Entr'acte einspielen) Der zweite Akt wird durch einen Maskenball eröffnet. Monatelang hatte sich das Phantom ruhig verhalten, nun erscheint es als Roter Tot kostümiert und übergibt Monsieur André eine von ihm selbst verfaßte Opernpartitur - natürlich mit der Forderung, sie aufzuführen und Christine die Hauptrolle singen zu lassen. Obwohl sein Don Juan von allen Beteiligten für schlecht gehalten wird, will man das Stück inszenieren, in der Hoffnung, das Phantom bei der Premiere überwältigen zu können. Doch schon die Proben zeigen, daß es nicht mit sich spaßen läßt. Als der Tenor Piangi die Partitur des Originals „verbessert", spielt das Klavier plötzlich von allein - und zwar die Noten des Phantoms. Christine sucht Trost und Kraft am Grab ihres Vaters. Doch auch dort bedrängt sie das Phantom. Raoul will Christine retten, woraufhin das Phantom beiden den Krieg erklärt. Bei der Premiere von Don Juan ist ein großes Polizeiaufgebot anwesend. Das Opernhaus wird abgeriegelt und soll für das Phantom zur Falle werden. Doch die Vorstellung verläuft ohne Zwischenfälle, das Phantom zeigt sich nicht. Erst in der Liebesszene am Schluß erkennt Christine ihren Partner - das Phantom selbst und nicht Piangi steht auf der Bühne! Als sie versucht, es zu demaskieren, packt es sie und entführt sie ein zweites Mal in die finsteren Kellergewölbe des Opernhauses. Vorbei an dem Tenor, den man ermordet auffindet, eilt Raoul ihnen verzweifelt nach und wird an dem unterirdischen See vom Phantom empfangen, das ihm gleich eine Schlinge um den Hals legt. Nun hat Christine die Wahl: entweder entscheidet sie sich für das Phantom, oder Raoul muß sterben. Ohne zu zögern eilt sie auf den Entstellten zu und küßt ihn. Doch überraschend gibt er sie frei. Er schickt beide fort, ergreift seinen Umhang und verschwindet in den dunklen Gängen der Pariser Oper. An dem See bleibt nur seine Maske zurück.

Entstehung Das zentrale Thema der Geschichte ist ein altbekanntes: Die Schöne und das Biest. In vielen Variationen ist es in der Literatur, im Film, Fernsehen und jetzt auch im Musical immer wieder behandelt worden. Der Stoff gilt als dankbare Vorlage, denn eine aktuelle Aufbereitung unter modernen Aspekten ist praktisch jederzeit möglich, die Geschichte läßt sich an verschiedene Orte verlegen und erhält damit immer wieder einen anderen Charakter. Für Andrew Lloyd Webber's Musical stand ein Roman Pate:

Le Fantôme de l'Opéra des französischen Schriftstellers Gaston Leroux. Sieben Stockwerke unterhalb der Bühne der Pariser Oper soll es tatsächlich einen See geben. Er wurde zum „Wohnort" für das Phantom, von dem Leroux im Prolog seines Romans behauptet, es habe wirklich existiert. Die Handlung des Musicals ist übrigens zeitlich nicht authentisch. Sie spielt im Jahr 1871, die wirkliche Einweihung der Oper fand jedoch erst am 5.01.1875 satt. Leroux hingegen siedelte seinen Roman um 1880 an. Aufmerksam wurde Webber jedoch nicht durch einen der zahlreichen Kinofilme, sondern durch den Roman, den er Ende 1984 in einem Londoner Antiquariat entdeckte. Die Geschichte hatte alles, was Webber für ein Musical brauchte: einen prunkvollen, international bekannten Schauplatz, eine Dreiecksgeschichte um Liebe, Mord und Eifersucht und einen Schuß Geheimnisvolles. Diese Zutaten forderten eine Musicalkomposition sowie eine aufwendige Produktion geradezu heraus. Schon ein halbes Jahr später konnte er den ersten Akt im privaten Kreis präsentieren. Die Originalvorlage hatte er allerdings bis auf das Grundgerüst der Handlung gekürzt und teilweise verändert. So ist der im Roman sehr detailliert ausgearbeitete Charakter des Phantoms bis auf wenige zentrale Eigenschaften reduziert worden. Auch die Verwendung von komischen und ironischen Elementen bei Leroux fiel weg; die Erzählweise aus verschiedenen Perspektiven mit größeren Zeitsprüngen sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft wich - bis auf den Prolog - einem stringenten Handlungsablauf. Die gnadenlosen Verrisse der englischen Kritiker ließen das Publikum völlig kalt und so klingelten schon vor der Premiere 3.000.000 Pfund aus dem Vorverkauf in der Kasse des „Her Majesty's Theatre" in London. Am Broadway sah auch die Fachwelt das Musical mit anderen Augen. Zwei Jahre nach der Uhraufführung in New York auf die Bühne gebracht, wurde es mit sieben Tony Awards ausgezeichnet. Nach Deutschland war es danach nur noch ein kleiner Schritt. Daß „Das Phantom der Oper" aber ausgerechnet in Hamburg heimisch werden sollte, wo es mit „Cats" schon ein Ensuite-Musical gab, erstaunte dann doch. Aber die Rechnung der Veranstalter ging auf und so sang das Phantom seit der Premiere am 29.06.1990 fast immer vor ausverkauftem Haus.

Musik Story und Schauplatz forderten eine opernartige musikalische Umsetzung heraus. Den spezifischen Musicalcharakter erreichte Webber durch „Modernisierung" der Opernklänge. So finden sich zwischen Chorgesang und dramatischem Duett, zwischen Arien-Anflügen und einem sich leitmotivisch durch die Komposition ziehenden Hauptthema häufig Melodien, die mit rockigen Rhythmen unterlegt sind. Das Orchester mit klassischer Instrumentierung wurde, als Ergebnis des modernen Arrangements, durch zwei Keyboards ergänzt. Untergebracht sind die dreißig Musiker im drei Meter tiefen Orchestergraben der Neuen Flora Hamburg.

Effekte & Technik Die Hamburger Inszenierung des „Phantom der Oper" besticht durch ein Feuerwerk an technischen Finessen und Illusionen. Eine besondere akustische Anlage sorgt dafür, daß die Stimme des Phantoms an mehreren Stellen des Theaters gleichzeitig gruselighallend zu hören ist. Im Zorn schleudert es Blitze und läßt Funken sprühen. Höhepunkt der Effekte ist aber ohne Zweifel der Einsatz des riesigen Kronleuchters, der zu Beginn von der Bühne langsam an die Decke schwebt und am Ende des ersten Aktes in einem spektakulären Fall wieder heruntersaust. Nicht nur die vorn im Parkett sitzenden Zuschauer ziehen unwillkürlich die Köpfe ein, wenn das 400 kg schwere Prunkstück mit seinen 22 000 Perlen an Drahtseilen hängend über ihre Köpfe gleitet. Auch für die Bühnentechniker ist diese Szene immer wieder eine Zitterpartie, seitdem einmal in acht Jahren Spielzeit der Leuchter einfach nicht fallen wollte. Ebenfalls ein faszinierender Anblick wird den Zuschauern bei den beiden Szenen am See in den unterirdischen Gängen der Oper geboten. Dreihundert Kg Trockeneis erzeugen Nebel, der das Wasser des Sees simuliert. Ein Spiegel an der Rückwand der Bühne täuscht räumliche Tiefe vor. Um die Illusion der Wasserspiegelung zu verstärken, bekam der

Bühnenboden der Neuen Flora einen hochglänzenden schwarzen Anstrich - eine Seltenheit für ein Theater, denn wo viele Scheinwerfer strahlen, sorgt Glanzlack normalerweise für unerwünschte Reflexe. Das Phantom fährt Christine in einem ferngesteuerten Boot über den See. Die Steuerung ist für den verantwortlichen Bühnentechniker eine Aufgabe, die nur unter höchster Konzentration zu bewältigen ist, zumal er die Bühne selbst gar nicht sehen kann, sondern nur ein seitenverkehrtes Abbild auf einem Monitor. Aus dem Boden heben sich während der Fahrt 160 Kerzen und sechs große Kandelaber, um die das Boot geschickt herumgelenkt werden muß. „Trifft" der Techniker eine der Kerzen, kann es passieren, daß die kleinen Rollen, auf denen das Bot dahingleitet, blockieren. Für solche Fälle aber hat die Kostümabteilung vorgesorgt: Einer der Bühnenmittarbeiter ist immer statt in einem Arbeitsanzug in Opernrobe gekleidet. Wenn er dann tatsächlich auf die Bühne muß, um eine Kerze aufzuheben, fällt er wenigstens nicht unangenehm auf.

Kostüme Schauplatz und Zeit, die Pariser Oper am Ende des letzten Jahrhundert, verlangen entsprechende Kostümierung. Jedes der insgesamt 180 Kleidungsstücke wird nach den Entwürfen von Maria Björnson von Hand in aufwendiger Detaillarbeit und mit zahlreichen Einzelheiten angefertigt. Der Abteilung stehen im Theater mehrere große Räume zur Verfügung, in denen genäht und ausgebessert, zugeschnitten und gefärbt wird. Alle zwei Monate etwa braucht Christine ein neues Brautkleid. Mit zwölf verschiedenen Kostümen ist sie diejenige, die während der Show die meisten Kleiderwechsel über sich ergehen lassen muß. Diese Aktionen müssen wie „echte" Szenen geprobt werden. Denn fast immer sind nur wenige Sekunden Zeit, um die vielen Rockschichten über schweren Krinolinen, Umhänge, Gewänder und Perücken auszuwechseln.

Das Theater Das Theater Neue Flora wurde 1990 zur Deutschland-Premiere von das „Phantom der Oper" fertiggestellt. Das Webber-Musical war zwar Anlaß für den Bau, konzipiert ist das Haus jedoch so, daß es auch andere Musiktheater-Produktionen aufnehmen kann. Die sehr schlichte Architektur im Foyer bildet einen interessanten, bewußt gesetzten Kontrast zur pompösen Bühnengestaltung. Dem Bau ging ein jahrelanger Streit in der Stadt Hamburg voraus. Denn der ursprünglich vorgesehene und bereits genehmigte Standort im Schanzenviertel, einige hundert Meter weiter, wurde von den Bewohnern nicht akzeptiert. Nach massiven Protesten gaben Bauherren und Stadt schließlich den Standort auf, um das geplante Theater am Holstenbahnhof, am westlichen Rand der Hamburger City, zu errichten. Die Probleme um das Grundstück bedeuteten für das Musical-Projekt eine zeitliche Verzögerung, denn nun blieben nur noch 22 Monate bis zum vorgesehenen Premieren-Termin. Hierzu kam ein eng gesteckter Kostenrahmen. Diese Umstände erklären, daß bei der Ausstattung des Eingangs- und aller Arbeitsbereiche auf hohen Standart verzichtet wurde. Vorteil des Foyer: Es ist auf drei Ebenen überaus weitläufig angelegt, an vielen Stellen sind Bars, Tische und Stühle verteilt, so daß es auch bei ausverkauftem Haus nicht zum Zuschauer-Stau kommt. Viel Tageslicht verstärkt die offene Wirkung, im Sommer wird ein Innenhof einbezogen. Ganz anders der Zuschauerraum, bei dem schon die Anordnung der Sitzplätze in einer extrem ansteigenden Arena imposant wirkt. Die 23 Meter breite und 15 Meter tiefe Bühne, die vorn von zwei deckenhohen goldenen Säulen flankiert wird, steht repräsentativ für die Pracht der Pariser Oper des letzten Jahrhunderts. Wer im hinteren Parkettbereich oder gar im Rang sitzt, kann zwar dem mächtigen goldenen Engel ins Auge blicken, der das obere Bühnenportal ziert, für das Geschehen darunter empfiehlt sich dann aber unbedingt ein Opernglas.

Prolog

1905 auf der Bühne der Pariser Oper: Eine Versteigerug ist im Gange, bei der alte Requisiten des Opernhauses versteigert werden. Der Auktionator bietet u.a. eine Spieluhr mit einem kleinen Äffchen an, die den alten Herren im Rollstuhl, der sich unter den Besuchern der Auktion befindet, sehr zu beunruhigen scheint. Der Mann ersteigert die Spieluhr und lässt sie sich zu sich bringen. Er redet mit der Spieluhr und meint, sie riefe so viele dunkle Erinnerungen in ihm wach... Dann kommt der Auktionator zu einem ganz besonderen Gegenstand. Ein zerbrochener Lüster, der, wie er sagt, damals das berühmte Unglück verursacht hat. Vielleicht erinnere sich jemand an den merkwürdigen Fall des Phantoms der Oper der nie ganz gelöst worden sei.. Dann meint der Auktionator, man könne dein Geist von damals vielleicht mit einer kleinen Illumination vertreiben...

Erster Akt

Rückblende:

1881: Die Pariser Oper steht Kopf. Ein mysteriöser Mann, dessen entstellte rechte Gesichtshälfte von einer weißen Halbmaske bedeckt wird und der von allen das Phantom der Oper genannt wird, treibt sein Unwesen in dem Theater, das gerade eine neue Direktion, bestehend aus M. André und M. Firmin, erhalten hat. Die beiden Direktoren halten die kleinen Pannen und Zwischenfälle anfangs für ganz normal, ganz im Gegensatz zu Carlotta, der Diva des Hauses. Diese hat langsam die Nase voll vondem ungebetenen Gast, der mit Freude ihre Proben und Auftritte stört. Und so verabschiedet

sie sich kurzer Hand und lässt die beiden Direktoren gleich mit ihrer ersten schwierigen Leitungsaufgabe zurück... Die beiden müssen so schnell wie möglich eine Zweitbesetzung für die weibliche Hauptrolle in "Hanniball" finden, denn das Haus ist an diesem Abend ausverkauft. Da den Direktoren gar ke ine andere Wahl bleibt, willigen sie ein, als Meg Giry, die Tochter der Ballettlehrerin Mme Giry, ihre Freundin Christine Daaé für die Rolle vorschlägt. Und siehe da, Christine, die eben noch Ballett- und Chormädchen war, bekommt Standing Ovations vom begeisterten Publikum! Ganz zufällig befindet sich unter diesem auch Christines Jugendliebe Raoul Vicomte de Chagny, der neue Schirmherr der Oper, der sofort wieder Feuer und Flamme für sie ist und sie gleich nach der Vorstellung in ihrer Garderobe besucht, um sie zum Essen einzuladen. Als er kurz verschwindet, um seinen Mantel zu holen, taucht aus dem Nichts eine recht eifersüchtig klingende Stimme auf... Natürlich ist es unser Freund mit der Maske, den Christine für den Engel der Muse hält, den ihr Vater ihr nach seinem Tod zu senden versprach, um sie zu führen und zu leiten und um ihr Gesangsunterricht zu geben. Zusammen steigen die beiden hinab in die Katakomben unter der Oper und mit einem Schiff überqueren sie den geheimnisvollen, mit Kerzen erleuchtenten See, an dessen Ufer das zu Hause des Phantoms liegt. Dort verfällt Christine immer mehr dem Phantom und seiner wundervollen Stimme, bis sie schließlich ohnmächtig wird. Als sie wieder erwacht sieht sie das Phantom, wie es, ganz versunken in seine Arbeit, komponiert. Und neugierig, wie Frauen eben sind, will sie unbedingt wissen, wer sich hinter der Maske und dieser atemberaubenden Stimme verbirgt. Sie reißt ihm die Maske vom Gesicht, was sich sofort als eine schlechte Idee herausstellt, denn damit hat sie genau das getan, was sie laut ihrem Lehrer nie hätte tun dürfen. Das macht das Phantom ihr dann auch gleich auf recht unfreundliche Weise klar und bringt die zurück. Derweil herrscht im Direktionsbüro ein reges Durcheinander... Die beiden Direktoren haben Post von unserem maskierten Freund bekommen, mit der er sein Gehalt und einige "Erledigungen" von M. André und M. Firmin verlangt. Diese halten das alles nur für einen schlechten Scherz, der allerdings langsam zu weit geht. Auch Carlotta hat ein Briefchen bekommen, in dem steht, sie solle dem Opernhaus ruhig fern bleiben, denn ohne sie liefe es sowieso viel besser. Darüber ist die eitle Dame sichtlich erbost, denn sie glaubt, die Direktoren hätten diese "Gemeinheit" verfasst. Raoul ist übrigens auch nicht leer ausgegangen... Laut seinem Brief solle er sich keine Sorgen um Christine machen, denn der "Engel der Muse" werde schon auf sie aufpassen. Und gerade als alle wider durcheinaderreden, erscheint Mme Giry mit einer neuen Nachricht vom Phantom. Er fordert, dass Christine in der Aufführung von "Il Muto" (Itl.: "Der Stumme") die Hauptrolle bekommt, was Carlotta natürlich gar nicht in den Kram passt, denn sie soll lediglich den stummen Pagen spielen. Also versprechen M. André und M. Firmin ihr die Rolle der Gräfin. Tja, und wieder ein verstoß gegn die Forderungen unseres maskierten Freundes. Als aslo die Oper mit Carlotta in der Hauptrolle gespielt wird, ist das Phantom so zornig wegen der ständigen Ignorierungen seiner Anweisungen, dass er den Hausmeister auf der Bühne erhängt. Unter völligem Schock flüchtet Christine mit Raoul aufs Dach des Opernhauses. Über den Dächern von Paris gestehen die beiden sich dann ihre Liebe und vereinbaren, dass sie sofort nach Ende der Vorstellung fliehen. Doch die beiden waren nicht ganz allein, jemand, von dem Christine dachte, sein Reich läge nur unter dem Opernhaus, hat sie belauscht und ist jetzt sehr sehr wütend. Das Phantom fühlt sich von Christinen verraten, vor ihm, der ihr ein grandioser Lehrmeister war, will sie nun fliehen. Und wie wir schon wissen, ist es gar nicht gut, den Mann mit der Maske wütend zu machen; Am Ende der Aufführung von "Il Muto" beginnt der Kronleuchter in der Mitte des Zuschauerraums bedrohlich zu wackeln und schnellt schließlich, begleitet vom fast teuflischen Lachen des Phantoms, auf die Bühne.

Ende erster Akt

Zweiter Akt

Sechs Monate, in denen sich das Phantom nicht gezeigt hat, sind seit dem "kleinen Unfall" mit dem Lüster vergangen. Wegen der erfreulichen Abwesenheit des Phantoms der Oper gibt das Direktorium einen farbenprächtigen Maskenball. Christine kann immer noch nicht glauben, das alles vorbei ist und liegt da mit ihrer Vermutung gar nicht so falsch, denn plötzlich schreitet das Phantom verkleidet als "Roter Tod" die große Treppe hinunter. Und er hat den beiden Direktoren auch direkt etwas mitgebracht, das übrigens der Grund für sein zeitweises Verschwinden ist: Sechs Monate hat er an einer Oper gearbeitet, dessen Partitur er nun so schnell wie möglich umgesetzt auf der Bühne sehen will. "Don Juan der Sieger" heisst sein Werk, in dem, wie ja auch nicht anders zu erwarten, Christine die Hauptrolle spielen soll, denn das Phantom hofft sie auf diese Weise wieder in seinen Bann ziehen zu können. Allerdings ist Christine, genau wie M. Firmin und M. André, gar nicht so begeistert von der Forderung des Phantoms. Doch Raoul hat einen Plan: Er glaubt das Phantom besiegen zu können, indem er vor der Premiere von "Don Juan", die das Phantom sich ja sicher ansehen wird, Polizisten in der Oper postieren, die beim kleinsten Anzeichen des Phantoms in Loge fünf zuschlagen sollen. Christine traut Raouls Plan nicht, denn sie kennt das Phantom, sie weiß, dass dieser Mann, dieses Genie, sich nicht so leicht besiegen lässt. Sie fürchtet sich und geht deshalb zum Grab ihres Vaters, um sich ihren Kummer von der Seele zu reden. Plötzlich hört sie eine wunderschöne Stimme aus dem Dunkel. Zuerst hält sie diese für die ihres Vaters, doch bald wird klar, dass wiedereinmal der maskierte Operngeist dahinter steckt, der Christine mit seinem Gesang schon fast in seiner Gewalt hat, als Raoul auf dem Friedhof erscheint. Dieser zerrt sie gerade noch rechtzeitig weg. Jetzt willigt auch Christine ein, die Hauptrolle zu spielen, da sie glaubt, es sei besser, einmal sein Leben zu riskieren, um so wenigstens die Chance zu bekommen, um überhaupt ein normales Leben zu führen. Also wird die Oper, unter heftigen Protesten Carlottas, die ihrer Meinung nach eine viel zu kleine Rolle bekommen hat, einstudiert. Und genau nach Plan werden vor der Premiere Polizisten mit scharfen Waffen in der Oper postiert. Der Vorhang öffnet sich, doch keine Spur des Phantoms. Bis kurz vor dem Ende des Stücks läuft alles ganz normal und alle haben schon Angst, die ganze Mühe könnte umsonst gewesen sein. Die Schlussszene: Piangi, er spielt den Don Juan, verkleidet in einer schwarzen Kutte ist ganz allein mit Christine auf der Bühne. Plötzlich zuckt Christine zusammen, denn sie hat die Maske unter der schwarzen Kutte gespürt. Für sie ist klar, dass das nicht mehr Piangi ist, der da vor ihr steht steht. Sie nimmt ihrem Gegenüber die Kapuze ab; und tatsächlich, es ist das Phantom. Die Polizisten wollen schon schießen, doch Raoul zögert mit dem Befehl, denn er will erst hören, was das

Phantom Christine zu sagen hat: Mitten auf der Bühne, vor tausenden Besuchern der Oper, gesteht das Phantom ihr eindrucksvoll seine Liebe. Darauf hin zieht Christine ihm ganz plötzlich die Maske herunter. Jetzt geht alles ganz schnell: Sofort setzt Panik im Publikum und bei allen Umstehenden ein, welche das Phantom kurzer Hand nutzt und Christine in die Katakomben entführt. Raoul will den beiden folgen, doch er weiß nicht, wie er in das Reich unter der Oper gelangen soll. Jetzt kommt Mmme Giry ins Spiel, die Raoul erklärt, wie man in die Katakomben und über den unterirdischen See gelangt und ihm erzählt, warum das Phantom überhaupt dort lebt: Als vor Jahren einmal ein Jahrmarkt in Paris gastierte, gab es dort auch ein "entstelltes Monstrum", das in einem Käfig gehalten wurde. "Ein verkanntes Genie auf vielen Gebieten", wie Mme Giry Raoul erzählt. Dieses sei damals ausgebrochen und man habe es für tot gehalten, doch das war es nicht. Als Raoul vor dem riesigen Eisengitter, dem Eingang der Domäne des Phantoms, steht und es auffordert, ihn hindurch zu lassen, trägt Chrisine bereits das Brautkleid, welches das Phantom ihr schon bei ihrem ersten Besuch seines Labyrints anbot. Der "Gastgeber" ist gnädig und lässt Raoul eintreten, doch noch bevor sich Raoul und Christine ric htig in die Arme schließen können, legt das Phantom Raoul die Schlinge seines magischen Lassos um den Hals und stellt Christine vor eine grausame Wahl:

Entweder sie heiratet das Phantom oder sie darf gehen und Raoul stirbt.

Das ist einfach zu viel für Christine; sie bricht in Tränen aus. Das Phantom wird ungeduldig und fordert sie auf, sich endlich zu entscheiden. Da nimmt Christine, dieses ängstliche, zerbrechliche Wesen, all ihren Mut zusammen und küsst das Phantom zärtlich auf den Mund. Das berührt das Phantom so stark, dass er beide, Christine und Raoul gehen lässt. Dann setz er sich auf seinen Thron, zieht ein schwarzes Tuch über sich und verschwindet. Alles, was von ihm übrig bleibt, ist eine weiße Halbmaske, die einmal das schrecklichste Gesicht, das ein Mensch je gesehen hat, bedeckte, eines Menschen, der alles Schöne auf der Welt und ein Chormädchen namens Christine Daaé liebte.

Das Ende einer sehnsuchstvollen Liebe

Informationen aus dem Internet.