Das Kinderrecht auf Wasser Anspruch und Wirklichkeit

Alles im Fluss Jeder Mensch braucht Wasser. Jeder Mensch hat das Recht auf Wasser. 783 Millionen Menschen aber müssen verseuchtes Wasser trinken. Tägl...
Author: Walter Mann
39 downloads 2 Views 1MB Size
Alles im Fluss Jeder Mensch braucht Wasser. Jeder Mensch hat das Recht auf Wasser. 783 Millionen Menschen aber müssen verseuchtes Wasser trinken. Täglich sterben etwa 4.000 Kinder an Krankheiten, die sie sich durch verschmutztes Wasser zugezogen haben. Gründe für verseuchtes Wasser gibt es viele. Ein großes Problem ist die Armut: Vor allem in ländlichen Gebieten können Menschen vorhan­ dene Brunnen nicht instand halten, weil sowohl das Geld für tiefere Bohrungen als auch für not­ wendige Reparaturen von Brunnen fehlt. Die Folge: Wasser wird aus weiter entfernten natür­ lichen Quellen geschöpft, deren Wasserqualität oft zweifelhaft ist und krank macht. Immer deutlicher werden die Folgen des Klima­ wandels: Durch zunehmende Dürren vertrocknen Bäche und Flüsse oder es bleiben nur noch kleine Wassertümpel übrig, die aber stark verschmutzt sind. Doch wenn es keine anderen Wasserquel­ len gibt, nehmen die Menschen das Risiko von ­Krankheiten in Kauf. Das Wasser fehlt auch in der Landwirtschaft. Die Folge: Ernteerträge sinken, Hunger breitet sich aus. Die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln und Rohstoffen wirkt sich ebenfalls auf den natür­ lichen Wasserhaushalt aus: Auf großen Feldern mit Monokulturen wie Baumwolle, Zuckerrohr und Mais, werden häufig Schädlingsbekämpfungs­ mittel versprüht. Diese Chemikalien versickern im Boden und gelangen ins Grundwasser. Sie beein­ trächtigen auch die Gesundheit der Menschen, die auf den Feldern arbeiten. 
Der Abbau von Gold, Blei, ­Kupfer und ähnlichen Rohstoffen erfordert viel Wasser. Das trocknet Flüsse und Brunnen aus. Außerdem werden zum Auswaschen der Metalle giftige Stoffe wie Schwefelsäure oder Quecksilber eingesetzt, die das Grundwasser ebenfalls ver­ seuchen. 
Die Produkte aus diesen Bergwerken und von diesen Feldern sind Teil unseres Alltags: Kaffee, Fleisch, Kleidung, Handys, Autos – wir verbrauchen mit diesen Produkten sogenanntes »virtuelles Wasser« aus der ganzen Welt. Allein in Deutschland benötigt jeder Mensch 5.288 Liter ­solchen virtuellen Wassers pro Tag.

2

terre des hommes  Hilfe für Kinder in Not

Alles im Fluss

Das Kinderrecht auf Wasser – Anspruch und Wirklichkeit Ohne Wasser gibt es kein Überleben und keine Entwicklung. Armut, Diskri­ minierung und Machtungleichheit sind nach wie vor die größten Hürden beim Zugang zu sauberem Wasser. Allgegen­ wärtig sind die Bilder aus den ländlichen Regionen Afrikas und Asiens, die zeigen, dass vor allem Kinder und Frauen den langen und mühsamen Weg der Was­ serbeschaffung mit ihrer Zeit und Kraft bezahlen müssen. Sauber ist das Wasser in ihren Kanistern deshalb noch lange nicht. Die Wasserlöcher und Flüsse, aus denen sie ihr Wasser für den täglichen Gebrauch holen, sind dreckig und belas­ tet, doch leider die einzige Alternative für viele Menschen. Dass jeder Mensch auf der Welt ein Recht auf Wasser hat, wurde von der internationalen Staatengemeinschaft im Jahr 2010 bestätigt. In einer Resolution der UNO-Generalversammlung heißt es, dass die UNO »das Recht auf einwand­ freies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschen­ recht anerkennt, das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschenrechte ist«. Das Kinderrecht auf Wasser lässt sich aus den Artikeln 24 und 27 der UN-Kinderrechtskonvention ableiten. Es ist erfüllt, wenn jedes Kind »aus­ reichend, sicheres, akzeptables, physisch zugängliches und bezahlbares Wasser für den persönlichen und häuslichen Gebrauch« hat.

Impressum Herausgeber: terre des hommes – Hilfe für Kinder in Not Redaktion: Urte Tegtmeyer, Wolf-Christian Ramm (verantwortlich) Redaktionsassistenz: Cornelia Dernbach Mitarbeit: Albert Recknagel, Jonas Schubert Fotonachweis: S. 2, 6 u.: Christel Kovermann, S. 4: Albert Recknagel, S. 5: Jonas Schubert, S. 6 o.: Birgit Dittrich, S. 7: Iris Stolz (alle terre des hommes); Titel: Florian Kopp, S. 3: Jörg Böthling, S. 8: Lina Reimann Satz, Gestaltung: sec GmbH, Osnabrück Druck: Medienpark Ankum 1. Auflage: 3.000, März 2014 Gedruckt auf Recycling-Papier Bestell-Nr. 401.1202.00

Schlangestehen für sauberes Wasser: In Sambia und vielen anderen Ländern sind Frauen und Kinder für das Wasserholen zuständig

Doch die Realität sieht in vielen armen Ländern anders aus: Durch Abfälle und ungeklärte Abwässer der Industrie wer­ den Flüsse so stark verschmutzt, dass die Lebensgrundlage von Millionen Menschen gefährdet ist. In Südostasien beispielsweise sind der Mekong, Salween, Agusan, Cisadane und viele andere Flüsse die Lebensgrundlage für Millionen Men­ schen. Sie leben von den Fischen, die sie im Fluss fangen, sie bauen an den Fluss­ ufern Gemüse an, ihr Vieh grast an den angrenzenden Weiden der Flüsse. Essen die Menschen den verseuchten Fisch, das

Zahlen und Fakten • 783 Millionen Menschen weltweit haben kein sauberes Trinkwasser. Fast die Hälfte der Bevölke­ rung in armen Ländern leidet an Gesundheitsproblemen, die durch schlechte sanitäre Verhältnisse, mangelnde Hygiene oder ungenü­ gende Wasserqualität entstehen. • Jährlich sterben rund 1,4 Millionen Kinder an einer Durchfallerkran­ kung aufgrund verschmutzten ­Wassers, das sind rund 4.000 Kin­ der pro Tag. • 15 Prozent der Todesfälle von unter Fünfjährigen entstehen durch Durchfall. 

Quelle: UNICEF-Report 2012

Gemüse und das Nutzvieh, gelangen die Schadstoffe in den menschlichen Kreis­ lauf und verursachen schwere Krank­ heiten. Besonders Kinder sind mit ihrem noch nicht ausgereiften Immunsystem davon betroffen. Verseuchung von Flüs­ sen bedeutet für diese Menschen den Ver­ lust der Existenz, ohne dass Alternativen zur Verfügung stehen. Ebenso kritisch ist die mangelnde sanitäre Versorgung von 2,4 Milliarden Menschen. Gerade für die Gesundheit von Kindern ist der Zugang zu Latrinen entscheidend: Ohne sichere Latrinen oder Entsorgungssysteme gelangen Exkremente in die Trinkwasserquellen, krank machende Keine sind dann eine tödliche Gefahr. Deshalb muss für Kinder eine ausreichende Zahl an sicheren und akzeptablen sanitären Einrichtungen, zuhause wie auch in Schulen, zur Verfü­ gung stehen. Die Beispiele zeigen: Ohne eine gesunde Umwelt ist das Kinderrecht auf Wasser Makulatur. Und ohne Zugang zu sauberem Wasser ist die Gesundheit von Millionen Kindern in Gefahr. Deshalb setzt sich terre des hommes zusammen mit seinen Projektpartnern vor Ort für das Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt ein. Das bedeutet zum Beispiel, dass Flüsse geschützt, Uferbepflanzungen erneuert und der Bau von Staudämmen verhindert werden. Ziel ist der Erhalt des jeweiligen Lebensumfelds und der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.

terre des hommes  Hilfe für Kinder in Not

Umweltzerstörung – eine tödliche Kinderrechtsverletzung Der Gestank am Abflussrohr einer Färberei im indischen Coimbatore, das direkt in den Noyyal River führt, ist kaum auszuhalten. Der Fluss gehört zu den zehn der am meis­ ten verschmutzten Flüsse weltweit. Die Bäuerin Yogalakshmi wohnt in dem kleinen Dorf Kodumanal, etwa 100 Kilometer stromaufwärts von Coimbatore, direkt Ungeklärtes Abwasser aus den indischen Färbereien: Flüsse wie am Noyyal River. der Noyyal River sind so verseucht, dass die Menschen aus den Ihre Haut ist voller angrenzenden Dörfern krank werden Ausschläge, ihre der verseuchte Fluss zerstört alles: Die Fersen am Fuß sind eingerissen. Ihre Ernten, das Grundwasser und letztlich Tochter leidet unter schlimmen Augen­ entzündungen und behilft sich notdürftig die Gesundheit der Anwohner. Seit Jah­ ren klagen sich die Dorfbewohner mit mit einer Brille. Ursprünglich wohnten Unterstützung einer lokalen Nichtregie­ 2.000 Menschen im Dorf, jetzt sind es nur noch 650. Wer kann, zieht weg, denn rungsorganisation durch die indischen Instanzen. Bislang ohne Erfolg. Ihre drin­ gendste Forderung: Die Regierung soll die Verschmutzung durch die etwa 800 Färbereien, die ihre chemieverseuchten Abwässer ungeklärt in den Fluss einlei­ • Die Erde ist zu über 70 Prozent ten, endlich stoppen. Dabei gilt, dass der mit Wasser bedeckt, 96,5 Prozent Staat das Recht auf Wasser anerkennen, davon sind Salzwasser. 1,7 Pro­ die besondere gesundheitliche Gefähr­ zent sind an den Polen und auf dung von Kindern berücksichtigen und Gletschern gefroren und weitere entsprechende Schutzmaßnahmen ergrei­ 1,7 Prozent sind Grundwasser. Nur fen muss. 
terre des hommes unterstützt etwa 0,1 Prozent sind Fließwasser eine Studie, die die Folgen der Wasser­ und Binnenseen. verschmutzung des Noyyal Rivers für • Über 70 Prozent des Süßwassers die Situation und die Rechte der Kinder werden für Bewässerung und Land­ nachweist. Mit dieser Studie haben die wirtschaft verbraucht, 18 Prozent Kinder der angrenzenden Dörfer und zur industriellen Produktion. ihre Familien die Möglichkeit, den Druck • 2.000 bis 5.000 Liter Wasser sind auf die Regierung zu erhöhen und not­ nötig, um ein Kilo Reis zu erzeugen, falls ihre Rechte auch auf internationaler 15.000 Liter für ein Kilo Rindfleisch. Ebene vor dem UN-Kinderrechtsaus­ • 20 Prozent der weltweiten Ener­ schuss, dem weltweiten Überwachungs­ gieversorgung geschieht durch organ für Kinderrechte, einzuklagen. Wasserkraft. Bis zu 80 Millionen Der Klimawandel und seine Auswir­ Menschen werden wegen Damm­ kungen auf den Wasserhaushalt sind bauprojekten zur Gewinnung von ein weiteres Problem, mit dem terre des Wasserkraft umgesiedelt. hommes-Partner zu kämpfen haben: Ex• Die Süßwasser-Artenvielfalt hat treme Wetterlagen bedrohen die bäuerli­ sich seit 1970 halbiert. che Landwirtschaft und damit die Ernäh­  Quelle: UNICEF-Report 2012 rung der Familien. Durch die fortschrei­

Zahlen und Fakten

Alles im Fluss

Das Kinderrecht auf Wasser – Schritt für Schritt verwirklichen! Der Allgemeine Kommentar Nr. 15 des UN-Sozialausschusses gibt vor, dass Wasser frei von gesundheits­ schädlichen Stoffen sein muss. Das ist für viele Entwicklungsländer nicht von heute auf morgen zu schaffen. Sie müssen deshalb Prioritäten set­ zen und Kindern zunächst einmal Zugang zu Wasser zu verschaffen, das ausreichend und sicher genug ist, um sie vor Krankheiten zu bewahren (Kernpflicht). Das macht die vorran­ gige Beseitigung derjenigen Stoffe erforderlich (zum Beispiel giftige Chemikalien), die für Kinder eine besondere Gesundheitsbedrohung darstellen. Die Wasserqualitätsstan­ dards der Weltgesundheitsorgani­ sation geben Auskunft darüber, wie die größten Schadstoffrisiken für die Kindergesundheit kontrolliert werden können1. Aus der Perspektive der Rechte von Kindern ist der richtige Umgang mit begrenzten staatlichen Ressour­ cen von allergrößter Bedeutung. Es ist deshalb unbedingt notwendig, dass Staaten bei der Entscheidung über ihre gesundheitspolitischen Pri­ oritäten die besondere Empfindlich­ keit der Kinder für Schadstoffe aus der Umwelt berücksichtigen – und zwar vorrangig, wie es das Kindes­ wohlgebot aus Artikel 4 der Kinder­ rechtskonvention verlangt. 1 Richtlinien der Weltgesundheits­ organisation, S. 30

tende Gletscherschmelze verlieren die Andenbewohner ihre natürlichen Was­ serquellen. Durch traditionelles Wissen über umweltbewahrende Anbautechniken und den Einsatz von bestimmten Pflan­ zen sind die Bauern nun mit Wasser für Landwirtschaft und Trinkwasser versorgt. Überall auf der Welt wird das Kinder­ recht auf eine gesunde Umwelt auf für Kinder oft tödliche Weise verletzt. terre des hommes fordert international die Stärkung und Sicherung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt und unterstützt die Betroffenen mit Projekten und durch Kampagnen darin, ihr Recht für sich und ihre Kinder zu verwirklichen.

3

4

terre des hommes  Hilfe für Kinder in Not

Alles im Fluss

Wasser ziehen mit Pflanzen Peru: Wiederbelebung von traditionellem Wissen

Die Grundlage für das Projekt in Peru: Die gestauten Seen der Gemeinde Quispillacta

Um den Bewohnern der Anden zu helfen, mit einer auf die eigene Kultur bezogenen Gemeindeentwicklung ihre Lebensgrund­ lagen zu sichern, gründeten die Agrar­ ingenieurinnen Marcela und Magdalena Machaca in ihrer Heimatgemeinde Quispillacta im Jahr 1991 die »Asociación Bartolomé Aripaylla« (ABA). Im Ortsteil Tuco auf 4.480 Metern Höhe gibt es auf dem Hof von Bauer Don Marcelo fließendes Wasser aus dem Hahn – ungewöhnlich für diese Gegend. Ausgangspunkt sind 64 angelegte Lagu­ nen in denen das Regenwasser gesammelt wird. Mit Hilfe eines kleinen, künstlichen Damms werden circa zwei Meter tiefe Seen angestaut. Sie sind etwa so groß wie ein Fußballplatz. Gelegentlich dienen die Lagunen dem Vieh als Tränke, sonst jedoch wird ihnen kein Waser entnom­ men. Zweck ist vielmehr, dass sich das gesammelte Regenwasser langsam in die tieferliegenden Gebiete des Berges verteilt. Mit Hilfe der Putaqa-Pflanze wird das Wasser dort, wo es benötigt wird, gewissermaßen an die Oberfläche »gezogen«. Die Putaqa hat meterlange Wurzeln, die das Wasser aus der wasser­ führenden Schicht holen und eine Quelle bilden. Das Wissen über die Nützlich­ keit dieser Pflanze – wie auch andere »Geheimnisse« – war bei einzelnen Bauern noch vorhanden, wurde aber von der »modernen Landwirtschaft und Ent­ wicklungshilfe« nicht genutzt. Marcela

und Magdalena Machaca haben auf über 3.000 »Wissenskarten« dieses Know-how gesammelt und unter allen interessierten Bauern verteilt. Jetzt haben Don Marcelo und etwa 180 weitere Familien oberhalb ihres Gehöftes eine Putaqa-Quelle, die sie das ganze Jahr über mit Trinkwasser versorgt. Die ganzjährige Verfügbarkeit von Wasser hat die Produktivität der klein­ bäuerlichen Landwirtschaft enorm erhöht. Da ohne großen Aufwand und Kosten ganzjährig kleinere Terrassenund Wiesenflächen bewässert werden können, ist selbst in dieser Höhenlage der Anbau von Futterpflanzen und marktgängigen Produkten wie Knob­ lauch und Dicken Bohnen möglich. Für zwölf Kilogramm Knoblauch gibt es – je nach Saison – umgerechnet zwischen sechs und 23 Euro. Durch diese Zusatz­ verdienste hat sich das jährliche Ein­ kommen einer kleinbäuerlichen Familie in Quispillacta in den vergangenen 15 Jahren verdreifacht. Die Familie von Don Marcelo kommt heute auf etwa denselben Jahresverdienst wie ein Lehrer der Sekundarschule. »Es stimmt, es geht uns heute deutlich besser als in meiner Jugend. Unsere Abgeschiedenheit und der langjährige Bürgerkrieg in unserem Land haben uns in Armut gehalten. Heute leben wir ein gutes Leben.« Die Agraringenieurin Magdalena Machaca ergänzt: »Die Bevölkerung der gesamten

Gemeinde ist in den letzten 20 Jahren von 3.000 auf 4.850 Personen gewach­ sen. Heute wandert niemand mehr aus Not nach Ayacucho oder Lima ab, um sich dort als Lastenträger für einen Hungerlohn zu verdingen.« Im Gegen­ teil: Junge Menschen gehen in die Stadt, um sich weiter zu qualifizieren. Nach dem Studium kommen sie zurück in die Region und arbeiten als Regierungs­ angestellte, landwirtschaftliche Berater oder Bauern und bringen ihre neuen Ideen zum Wohle der Bauern von Quispillacta ein.

Nach einer Studie des »Tyndall ­ Centre for Climate Change Research« ist Peru in besonderer Weise durch die Folgen des Klimawandels gefähr­ det. Es ist regelmäßig folgeschweren Naturkatastrophen ausgesetzt, vor allem Überschwemmungen, Erdrut­ schen, Trockenheit und Kältewellen. Im Hochland macht sich der Klima­ wandel durch einen markanten Rückgang der Gletscher bemerkbar. Die mit Eis bedeckte Fläche der peruanischen Anden ist zwischen den Jahren 1970 und 2003 um rund ein Viertel zurückgegangen, teilten Gletscherexperten der peruanischen Wasserbehörde mit.

terre des hommes  Hilfe für Kinder in Not

Alles im Fluss

Ein Land im Aufbruch? Indonesien: Wirtschaftliche Entwicklung contra Wasserschutz Die Menschen aus dem Weiler Ciwaluh, unweit von Bogor auf der indo­ nesischen Insel Java gelegen, können sich nicht sicher sein, dass sie an dem Wohlstand teil­ haben werden, den der Masterplan der Regie­ rung allen Indonesiern verspricht. Denn auch ganz in ihrer Nähe wird derzeit ein »integriertes« Megaprojekt umgesetzt, nämlich der Bau einer Autobahn, die die Städte Bogor, Ciawi und Suka­ bum verbinden soll und mitten durch das Wasser­ einzugsgebiet des Cisa­ dane, einer Lebensader für die Menschen vor Ort, führt. Mit der Auto­ bahn wird das gesamte Gebiet wirtschaftlich erschlossen. Bald soll ein Wassertourismus­ park entstehen, der größte seiner Art in ganz Südostasien, wie die Investoren betonen. Ein unverständliches Vor­ haben für die Bewohner Cewaluhs, bei denen schon jetzt das Wasser knapp ist, denn der Cisa­ Lebensader für die Bewohner des indonesischen Weilers Ciwaluh: dane führt heute schon Das Ökosystem des Flusses Cisadane ist bedroht viel weniger Wasser den Fischen im Fluss und benötigen das als früher. Seit den 1990er Jahren, als Wasser zur Selbstversorgung und für in der Gegend ein Golfplatz mitsamt die Landwirtschaft. Kürzlich wurde der Luxushotel gebaut wurde, leiden die Fluss sogar von einer weiteren Umwelt­ Kleinbauern an Wassermangel. Auch die katastrophe heimgesucht, als ein mit ortsansässige Agroindustrie sowie lokale 22.000 Liter Schmieröl beladener Last­ Unternehmen, darunter eine Wasserab­ wagen leckte und das Öl in den Fluss füllanlage, entziehen illegal Wasser. Der lief. Fast 80 Prozent der Flussoberfläche industrielle Sandabbau trägt zur Erosion waren über drei Kilometer mit dem Öl der Ufer bei. Der Zustand des Flusses bedeckt und verhinderten den Sauer­ und seine Wasserqualität sind kritisch, stoffaustausch im Wasser. gibt das indonesische Umweltministe­ Um hier zu helfen, unterstützt terre rium selbst zu. Die größten Verschmut­ des hommes die lokale Organisation zungsquellen sind die Entsorgung von RMI, das Indonesische Institut für Wald Hausmüll (84 Prozent) und industrielle und Umwelt. RMI bildet die Menschen Abwasser (14 Prozent). Die meisten in Fragen des nachhaltigen Umgangs Menschen können sich aber kein auf­ mit Wasser fort und organisiert Grup­ bereitetes Wasser leisten, sie leben von

pen von jungen Umwelt­ schützern. Die Jugend­ lichen haben bereits ein großes »Green Camp« veranstaltet: Sie pflanzen Bäume zur Stabilisierung des Flussufers, sam­ meln und recyceln Müll und überwachen den Zustand des Flusses. An jedem zweiten Samstag im Monat berichtet die Partnerorganisation RMI in einer Talkshow im staatlichen Radiosender über die Umweltprob­ lematik am Cisadane. Auf dem »Cisadane Update Blog« informiert der terre des hommesProjektpartner über die Fortschritte beim Schutz des Flusses aber auch über weitere Aspekte des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt. Auch Umweltbildung in Schulen ist wichtig, um das Umweltbewusst­ sein zu stärken. Dabei nutzt RMI ganz unter­ schiedliche Methoden wie Malen, Musik, The­ ater, eine mobile Biblio­ thek oder die Präsenta­ tion von Kunsthandwerk aus recycelten Materi­ alien. Gemeinsam mit einem Filmstudio aus Jakarta hat RMI einen Filmworkshop veranstaltet. Her­ ausgekommen ist ein Film, der Jugend­ liche für den Umweltschutz motivieren soll. Er wurde beim Jogja Asia Film Festival in Yogyakarta ausgezeichnet und wird nun auch in Schulen gezeigt. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter von RMI in regelmäßigen Kontakt mit der Umweltbehörde des Distrikts Bogor und dem Umweltministerium, um sich für den Schutz des Flusses einzusetzen. Vor allem die jungen Menschen enga­ gieren sich mit Leidenschaft. Schließlich geht es um ihre Zukunft in einer gesun­ den Umwelt, deren Mittelpunkt der Cisadane ist.

5

6

Alles im Fluss

terre des hommes  Hilfe für Kinder in Not

Der Abwärtstrend ist gestoppt Mosambik: Wasser schiebt Entwicklung an chend Wasser für Mais, Karotten, Zwiebeln, Tomaten und Spinat. War die Anbauzeit bis­ lang auf die Regenmo­ nate Dezember bis März beschränkt, so können die 250 Schulkinder mit Hilfe des Wassers aus dem Speicher mittler­ weile sogar ein zweites Mal aussäen und ernten. Seit kurzem kön­ nen die Familien sogar frischen Fisch essen. REDECAME hat zusammen mit den Dorfbewohnern ein Alle packen mit an: Im mosambikanischen Mahube entstehen Wassertanks, die die Versorgung mit Wasser Fischbassin errichtet, in zum Trinken und für die Landwirtschaft sichern dem 2.000 Fische Platz finden und die Familien mit proteinrei­ Know-how der Menschen abgefragt und Es sind nur 40 Kilometer bis Maputo cher Nahrung versorgen. den Bedarf an Qualifikationen festge­ und doch ist das Dorf Mahubo von der Das Projekt hat den Dorfbewohnern legt. Kleinbauern haben in Schulungen vergleichsweise entwickelten mosambi­ Mahubes neue Perspektiven gegeben. Der die Prinzipien der sogenannten Perma­ kanischen Hauptstadt völlig abgehängt. Abwärtstrend ist gestoppt, die Bewohner kultur, der ressourcenschonenden und Mahubos Bewohner sind Kleinbauern haben neue Methoden und Techniken an standortangepassten, ökologischen und leben von einer kargen Landwirt­ die Hand bekommen, die ihnen ein gutes schaft und der Kleinviehzucht. Die Region Landwirtschaft erlernt. Die Kenntnisse ist stark dürregefährdet, der Boden durch setzen sie bei der Arbeit auf ihren Feldern Auskommen ermöglichen. Die Grundlage hierfür ist sauberes Wasser. um. Junge Männer haben beim Bau der die Trockenheit und ständige Überdün­ Wassertanks, die 60.000 bis gung völlig ausgelaugt. Keine der Fami­ 80.000 Liter Wasser aufnehmen lien in Mahube hatte bislang Zugang zu können, mit angepackt. Inzwi­ kostenlosem Trinkwasser. Die nächste schen gibt es für alle Bewohner Wasserstelle liegt etwa 45 Gehminuten entfernt. Ein 20 Liter Kanister kostet vier kostenloses Trinkwasser in der Nähe ihrer Häuser. Auch der US-Dollar. In der Trockenzeit gibt es gar brachliegende Teich am Rand kein Wasser. Die Menschen waren dar­ des Dorfes wurde entschlammt auf angewiesen, Wasser aus unsicheren und erweitert und dient jetzt Quellen zu schöpfen, das häufig stark wieder als Reservoir für die verschmutzt und bakteriengetränkt ist. Bewässerung der Felder und des Für Kinder zieht dies lebensgefährliche neu aufgeforsteten Waldes. Krankheiten nach sich. Ein Teil des ziemlich tristen Doch seit einigen Monaten ist in dem Wiederansiedlungsgebiet eine ganz Menge Schulhofs hat sich in einen Gemüsegarten verwandelt – los. Große Wassertanks werden gebaut, angebaut von den Schülern, die das spärliche Regenwasser einfangen die in der Schule viel über ver­ und sowohl für die Bewohner als Trink­ schiedene Gemüse lernen, deren wasser dienen als auch eine ertragreiche Nährwerte und wie man sie Landwirtschaft möglich machen. am günstigsten anbaut, damit Ausgangspunkt des Projekts ist ein sich die Pflanzen im Wachstum Gemeinde- und Lernzentrum. Hier hat begünstigen. Die Schülerinnen der terre des hommes-Projektpartner und Schüler stellen Dünger REDECAME und das von ihm gegrün­ aus Küchenabfällen her – der dete Fachzentrum für Permakultur Ein Schulhof wird grün: Schülerinnen und Schüler ist ­biologisch und kostet nichts. pflanzen in Mahube Gemüse und Kräuter an, die später gemeinsam mit den Dorfbewohnern Und endlich gibt es auch ausrei­ auf dem Teller der Kinder landen einen Entwicklungsplan aufgestellt, das

terre des hommes  Hilfe für Kinder in Not

Alles im Fluss

Our Rivers – Our Life Kinder schützen ihre Flüsse Seit 2007 fördert terre des hommes die südostasiatischen Kampagne »Our Rivers – Our Life«. In Laos, Vietnam, Kambod­ scha, Thailand, Philippinen, Indonesien und Burma engagieren sich mittlerweile 60.000 junge Menschen für den Erhalt ihres Lebensraums: Es gilt, die Ressource Wasser als Grundlage des Lebens zu sichern. Denn gerade die Ärmsten können sich gegen die Interessen von Wirtschaft und Politik kaum behaupten. Sie müssen mit ansehen, wie durch Müllentsorgung, extensive landwirtschaftliche Nutzung oder Rohstoffgewinnung ihr direktes Lebensumfeld zerstört wird. Eingriffe in natürliche Wasserkreisläufe sowie die Erschöpfung von Wasserressourcen durch Bergwerksprojekte zerstören ihre Lebens­ grundlagen. Zu einer wirksamen Stär­ kung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt gehören aber auch Trainingspro­ gramme, die das Umweltbewusstsein der Menschen wecken und ihnen vermitteln, dass es nicht ausreicht, sauberes Trink­ wasser aus Kanistern oder Flaschen zur Verfügung zu stellen. Vielmehr ist es das Ziel der Partnerorganisationen von terre des hommes, die Gemeinschaften der Bauern und Fischer an den Flüssen Südostasiens zu stärken und zu Anwälten ihrer natürlichen Umwelt zu machen, die

und wie sie diese Lebensgrundlage schützen können. Dieses Wissen geben sie an ihre Mitschüler weiter. Eine thailändische River Watch Gruppe hat am Fluss Kok eine 200 Meter lange Schutzzone gegen Eine von vielen Aktionen der Kampagne Our Rivers – Our Life: Überfischung einge­ Thailändische Jugendliche setzen Fische in einer von ihnen richtet. Die Mädchen überwachten Schutzzone des Mekong aus in der Gruppe wis­ sen inzwischen, dass manche Fischarten sie für ihre Kinder und zukünftige Gene­ nur unter ganz besonderen Bäumen am rationen bewahren und schützen. Uferrand laichen. Fehlt die passende Die Kampagne »Our Rivers – Our Life« der terre des hommes-Partner stellt Uferbewachsung, sterben die Fische aus. Die Kinder pflanzen in der Schutzzone Kinder und Jugendliche in den Mittel­ punkt, denn es geht um ihre Zukunft. Die Bäume und verhindern, dass sie abge­ holzt werden. jungen Menschen werden in Fragen des Diese Beispiele stehen stellvertretend Umweltschutzes weitergebildet, treten in für viele weitere Initiativen der »Our Kontakt mit Umweltaktivisten, bekom­ Rivers – Our Life« Kampagne. Mehr als men Hilfestellung bei der politischen 20.000 Kinder haben bereits bei Umwelt­ Arbeit und werden bei der Verbreitung camps und Aktionen wie Uferbepflanzun­ ihres Wissens durch Materialien und Kontakte zu Medien unterstützt. Beispiels­ gen mitgemacht. Und die Erfolge können weise wurden in Kambodscha sogenannte sich sehen lassen: Mehrere Schutzzonen an Flüssen wurden eingerichtet, und einer »River Watch Gruppen« gegründet. Bis der geplanten Dammbauten am Fluss zu zwölf Kinder pro Gruppe lernen, wie wichtig gesundes Wasser und pestizidfreie ­Salween im thai-burmesischen Grenz­ gebiet konnte bislang verhindert werden. Ernährung für Tiere und Menschen sind

Hilfe für Kinder in Not Werden Sie Partner der Kinder

terre des hommes Hilfe für Kinder in Not Ruppenkampstraße 11a 49 084 Osnabrück

Mit Ihrer Partnerspende unterstützen Sie terre des hommes regelmäßig. Sie ermöglichen damit Straßenkindern und ­Kindern, die Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind oder ihre Familie durch Aids verloren haben, sowie arbeitenden Mädchen und Jungen eine Ausbildung, Schutz und Fürsorge und somit eine lebenswerte Zukunft. Als Spender erhalten Sie unsere Zeitung, die Sie über Projekte und Aktionen ­informiert, und den Jahresbericht, in dem Sie auch die Bilanz von terre des hommes finden. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Nach Ablauf des ­Kalenderjahres erhalten Sie von uns automatisch eine ­Spendenquittung.

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

7

Unser Ziel ist eine »terre des hommes«, eine »Erde der Menschlichkeit«. Wir helfen Straßenkindern, verlassenen und arbeitenden Kindern, kümmern uns um die Opfer von Krieg und Gewalt und sorgen für die Ausbildung von Kin­ dern. Wir unterstützen Jungen und Mädchen, deren Familien an Aids gestorben sind, setzen uns ein für die Bewahrung der biologischen und kulturellen Vielfalt und für den Schutz ­diskriminierter Bevölkerungsgruppen. terre des hommes Deutschland e.V. wurde 1967 von enga­ gierten Bürgern gegründet, um schwer verletzten Kindern aus dem Vietnamkrieg zu helfen. Der Verein ist unabhängig von Regierungen, Wirtschaft, Religions­gemeinschaften und Parteien und fördert in 32 Ländern knapp 400 Projekte für notleidende Kinder. terre des hommes schickt keine Entwicklungshelfer, ­sondern unterstützt einheimische Initiativen. Unsere Projekt­ partner vor Ort bauen Schulen und Kinderschutzzentren und betreuen Kinder. Dabei ­richtet terre des hommes seine Arbeit konsequent an den K ­ inderrechten aus. In Deutschland engagieren sich Menschen in 140 Orten ehrenamtlich für Kinder. Machen auch Sie mit, Sie sind herz­ lich eingeladen.

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit! Leben mit dem Fluss: In Südostasien nutzen Millionen Menschen

Weitere Informationen senden wir Ihnen gerne kostenlos zu.

terre des hommes Hilfe für Kinder in Not Ruppenkampstraße 11a 49084 Osnabrück

Telefon 05 41/ 71 01-0 Telefax 05 41/ 70 72 33 E-Mail [email protected] www.tdh.de facebook.com/tdh.de

Flüsse als Transportweg, Nahrungsquelle und Trinkwasserreservoir

Spendenkonto 700 800 700 Volksbank Osnabrück eG BLZ 265 900 25 IBAN DE 20 2659 0025 0700 8007 00 BIC GENODEF1OSV

Meine Partnerspende Ich möchte die Arbeit von terre des hommes regelmäßig unterstützen und spende  monatlich

 vierteljährlich

Vorname, Name

 halbjährlich

Straße, Nr. PLZ, Ort

 10 EUR   

 25 EUR    

 anderer Betrag

 50 EUR 

  

 100 EUR

 EUR  bis auf Widerruf

beginnend am Ich bin damit einverstanden, dass meine Spende von meinem Konto mittels SEPA-Lastschrift eingezogen wird. Zugleich weise ich meine Bank an, die von terre des hommes auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann meine Dauerspende jederzeit widerrufen. Meine persönliche Referenznummer (Spendernummer) wird mir schriftlich mitgeteilt. Die Gläubiger-ID von terre des hommes lautet: DE92 tdh0 0000 2372 24

E-Mail IBAN BIC

Falls Sie IBAN / BIC nicht zur Hand haben:

Konto-Nr. BLZ Datum, Unterschrift  Ja, ich möchte den terre des hommes-Newsletter per E-Mail erhalten.

Suggest Documents