Das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Bakkalaureatsarbeit „Das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin“ Begutachterin: Frau Mag.a Dr. in Susanna Schaffer Auenbruggerplatz 24 8036...
Author: Lioba Mann
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Bakkalaureatsarbeit

„Das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin“

Begutachterin: Frau Mag.a Dr. in Susanna Schaffer Auenbruggerplatz 24 8036 Graz

Lehrveranstaltung: Geschichte der Pflege

Vorgelegt von: Johannes Weinrauch 0633137

Graz, April 2010

Das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebene Quellen nicht verwendet

habe

und

die

den

benutzten

Quellen

wörtlich

oder

inhaltlich

entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass ich

diese

Arbeit

in

gleicher

oder

ähnlicher

Form

noch

keiner

anderen

Prüfungsbehörde vorgelegt habe.

Graz, am 10. April 2010

Johannes Weinrauch

Unterschrift

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Das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ................................................................................................................ 5 2. Die Forschungsfragen ............................................................................................ 6 3. Die Traditionelle Chinesische Medizin .................................................................... 7 3.1. Geschichtlicher Hintergrund ........................................................................................ 7 3.2. Wichtige Schriften der Traditionellen Chinesischen Medizin....................................... 8 3.3. Die Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin ..........................................10 3.3.1. Yin und Yang ....................................................................................................................... 10 3.3.2. Das Qi .................................................................................................................................. 11 3.3.3. Die Meridiane (Jing) ............................................................................................................ 11 3.3.4. Die fünf Wandlungsphasen (wu- xing) ................................................................................ 12

3.4. Die Begutachtung & Die Diagnostik in der Traditionellen Chinesischen Medizin ........13 3.4.1 Beobachten, die Inspektion (wang- zhen) ............................................................................ 13 3.4.2. Hören & Riechen (wen- zhen) ............................................................................................. 14 3.4.3. Befragen (when- zhen) ........................................................................................................ 14 3.4.4. Betasten (qie- zhen) ............................................................................................................ 14

3.5. Krankheitsauslösende Faktoren .................................................................................15 3.5.1. Die sechs äußeren Ursachen (wai-yin) ............................................................................... 15 3.5.2. Die sieben Emotionen (qi- qing) .......................................................................................... 16 3.5.3. Weder innere noch äußere Ursachen ................................................................................. 16

3.6. Therapieformen in der Traditionellen Chinesischen Medizin ......................................16 3.6.1. Die Akupunktur .................................................................................................................... 17 3.6.2. Die Moxibustion ................................................................................................................... 19 3.6.3. Die Diätetik oder die Ernährung .......................................................................................... 19

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3.6.4 Kräuterheilkunde & Arzneitherapie ....................................................................................... 21

4. Das menschlich Herz ............................................................................................ 22 4.1. Allgemeines über das menschliche Herz ............................................................................ 22 4.2. Das Herz als „Wesen“ ............................................................................................................ 23 4.3. Das Herz (Xin) in der Traditionellen Chinesischen Medizin ............................................. 23 4.3.1. Der Herzbeutel (xin- bao) .................................................................................................... 24 4.3.2. Die Herzleitbahn oder der Herzmeridian (shou-shao-yin xin-jing) ...................................... 25 4.3.3. Die Herzmedikamente und Gewürze in der Traditionelle Chinesischen Medizin ............... 26

4.4. Östliche vs. westliche Medizin ....................................................................................27 4.5. Allgemeine Akzeptanz der Traditionellen Chinesischen Medizin ................................28

5. Resümee & Ausblick............................................................................................. 30 6. Literaturverzeichnis............................................................................................... 33 6.1. Zeitschriften ............................................................................................................................. 34 6.2. Internetquellen ......................................................................................................................... 35

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Das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin

1. Einleitung Die vorliegende Arbeit behandelt die Kunst der Traditionellen Chinesischen Medizin in Verbindung mit dem menschlichen Herzen. Ein historischer Rückblick auf die Geschichte der Traditionellen Chinesischen Medizin soll als Einstieg in die Arbeit dienen. Ferner wird auf bedeutende Werke und wichtige Schriften, welche als Grundlage für die heutige Traditionelle Chinesische Medizin gelten, eingegangen. Der zweite Teil dieser Arbeit behandelt das menschliche Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin und die allgemeine Akzeptanz der westlichen Bevölkerung im Bezug darauf. Die Traditionelle Chinesische Medizin hat in den letzten Jahren eine immer größer werdende Bedeutung in unserer westlichen Gesellschaft erfahren. Einerseits in der Vorbeugung, andererseits in der Behandlung von Krankheiten. So gibt es neben der Akupunktur, diese ist wohl die bekannteste Methode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, auch die Moxibustion, die Diätetik oder die Kräuterheilkunde. Diese Verfahren werden ganz speziell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Patienten zugeschnitten und angewandt. Auch bei Herzerkrankungen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Einerseits

beugt

die Traditionellen

Chinesischen

Medizin

durch

bestimmte

Ernährungsvorschläge, Einsatz von Gewürzen und Kräutern, bis hin zu speziellen Mixturen den Herzerkrankungen vor. Anderseits kann auch eine Akupunkturbehandlung eingesetzt werden. Durch die immer größer werdende Popularität durch die Medien, aber auch durch zufriedene Patienten, ist die Akzeptanz der Schulmediziner gegenüber der Traditionellen Chinesischen Medizin gewachsen.

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2. Die Forschungsfragen „Gibt es hilfreiche Methoden/ Vorbeugungen in der Traditionellen Chinesischen Medizin gegen Herzerkrankungen?“ „Inwieweit gibt es Unterschiede zwischen der westlichen Schulmedizin und der Traditionellen Chinesischen Medizin?“ „Wieweit ist die Akzeptanz der westlichen Bevölkerung gegenüber der Traditionellen Chinesischen Medizin?“

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3. Die Traditionelle Chinesische Medizin 3.1. Geschichtlicher Hintergrund "Die chinesische Medizin ist, ähnlich der indischen Medizin, von religiösen, magischen und empirischen Anschauungen geprägt; ihre alten Traditionen haben sich bis heute erhalten."(Schell, S. 4) Anhand archäologischer Funde kann man darauf schließen, dass die Traditionelle Chinesische Medizin bis ins 14. Jahrhundert vor Christus zurückreicht. Aufzeichnungen schriftlicher Art gehen mehr als drei Jahrtausende zurück. Um 300 vor Christus begann sich der Taoismus zu bilden, welcher als Nährboden der Chinesischen Medizin gehandelt wird. (vgl. Hecker, S. 21) „Die Grundlagen der chinesischen Medizin wurden dann 200 Jahre v. u. Z. in einer klassischen Schrift, dem Huang Di Nei Jing, ausführlich dargestellt.“ (Stux, S. 20) Bis etwa 200 nach Christus wurde das Augenmerk auf die Verwendung und Wirkung von Mineralien und Pflanzen in der Heilkunde gelegt. In der Jin- Dynastie, welche zwischen 265 und 420 herrschte, wurden schadhafte Zähne mit Füllungen behandelt und erste Staroperationen durchgeführt. (vgl. Hecker, S. 22) „Bereits in der Zeit der Tang- Kaiser (618- 907) wurde in China ein Medizinalamt mit staatlicher Ärzteausbildung gegründet.“ (Hecker, S. 23) In der Song- Dynastie (960- 1279) entwarf man menschengroße Bronzefiguren, die man mit Akupunkturpunkten versehen hatte, um die Ärzteausbildung zu fördern. (vgl. Hecker, S. 23) Durch die Herrschaft der Mongolen in China ab 1115 und den damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen, widmete man sich vermehrt der Knochenheilkunde. „Mit dem Ende der zeitgeschichtlichen Strömungen, die ein Näherrücken des Konfuzianismus und Daoismus ebenso begünstigt hatten wie die Annäherung der Medizin der systematischen Korrespondenz an die Arzneikunde, kamen im 14. und 15. Jahrhundert auch die Bemühungen um ein theoretisches Verständnis der Arzneiwirkungen auf der Grundlage der systematischen Korrespondenz zum Erliegen“.(Unschuld, S. 81)

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Anfang des 19. Jahrhunderts kam China durch christliche Missionare auch mit der westlichen Medizin in Berührung. So wurde 1881 nach Christus die erste westliche Schule der Medizin in Tientsin gegründet. (vgl. Hecker, S. 23) „Mit der Gründung der Republik China im Jahre 1911 fand- staatlich verordnet- eine Hinwendung zu westlichen Methoden und Therapien statt. Es wurde sogar der Versuch gemacht, die Traditionelle Chinesische Medizin gesetzlich zu verbieten!“ (Hecker, S. 24) Im Jahre 1935, auf dem fünften Parteikongress, wurde die Gleichberechtigung von chinesischer und westlicher Medizin hervorgehoben. (vgl. Hecker, S. 24) Durch die Gründung der Volksrepublik China im Jahre 1949 wurden vermehrt Kliniken gegründet, in denen auch traditionelle Ärzte arbeiteten. (vgl. Hecker, S. 25) Der Ruf nach Wissenschaft in der Chinesischen Medizin wurde immer lauter, bis 1956 „vier große Institute für Chinesische Medizin in Peking, Kanton, Chengdu und Shanghai gegründet“ wurden. (Hecker, S. 25) „Seit Anfang der 80er- Jahre wurde der Förderung der Traditionellen Chinesischen Medizin in China oberste Priorität eingeräumt.“ (Hecker, S. 26) Im Westen hingegen wurde die Akupunktur nach dem zweiten Weltkrieg durch die französische Literatur geprägt, denn „erst nach der Öffnung der VR China in den 70er Jahren kam es zu einem Boom der TCM […] in den USA, […] in Europa und Deutschland.“ (http://www.tcm-ausstellung.de/geschichte) Auch in Österreich gibt es heutzutage ein breites Spektrum von Anwendern der Traditionellen Chinesischen Medizin. TCM als Kunstbegriff entstand „in den 60er Jahren durch die World Health Organisation (WHO). Er bezeichnet eine zum damaligen Zeitpunkt pragmatisch ausgelegte Rekonstruktion der klassischen Chinesischen Medizin.“ (Greten, S. 8) 3.2. Wichtige Schriften der Traditionellen Chinesischen Medizin „Das »Huangdi Neijing«, der »Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin«, ist nach neuesten Angaben um 200 vor Christus entstanden, obwohl es in China als sehr viel älter gilt.“ (Hecker, S. 22) Darin sind auch schon die Wandlungsphasen, das Leitbahnensystem des Menschen sowie Yin und Yang beschrieben. (vgl. Greten, S. 5)

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Um 200 nach Christus ist das Mai Jing zu erwähnen, in diesem erstmals unter 24 Pulsen unterschieden wurde. Neben der oben erwähnten schriftlichen Überlieferung, gab es auch Werke über die Innere Medizin, Gynäkologie und Akupunktur, welche durch die Jin-Dynastie 265420 nach Christus erschienen sind. Um die Zeit der Song- Dynastie (960- 1279) entstand auch das wichtige Werk namens Sanyin Jiyibing Fanglun, deren deutsche Übersetzung Drei Gründe der Erkrankung lautet. In diesem Buch wurden innere, äußere und „nicht innere und äußere“ Krankheitsursachen beschrieben und erklärt. (vgl. Hecker, S. 22f) Mit 11096 Rezepturen aus 1892 Arzneien ist das Ben Cao Gang mu, „die größte systematische Sammlung landesweit.“ (Hecker, S. 23) Es besteht aus 52 Bänden und wurde in der Ming Dynastie, welche 1368 bis 1644 nach Christus war, nach einer Ärztefamilie namens Li in zwei Generationen verfasst. 1596 wurde es gedruckt und erfreute sich auch bald in Europa größter Beliebtheit. (vgl. Hecker, S. 23) „Während der Mandschu-Herrschaft (1644-1900) entstanden zahlreiche Schriften zu speziellen Themen.“ (Hecker, S. 23) Ein Beispiel dafür ist eine Sammlung mit dem Namen Der goldene Spiegel der Heilkunst, die 1749 nach Christus erschien und von über 80 Ärzte zusammengetragen wurde. (vgl. Hecker,S. 23)

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3.3. Die Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden Yin und Yang herangezogen, um Entwicklungen von Krankheiten, aber auch um Veränderungen im Körper zu beschreiben. (vgl. Hecker, S. 37) Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Traditionelle Chinesische Medizin kein Fehlen in Bezug auf eine Krankheit oder das Unwohlsein hat. Hier ist rein ein Ungleichgewicht des Yin und Yang Schuld daran. Um gesund zu werden, ist es nötig, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Neben dem Yin und Yang gehören auch das Qi, die Meridiane und die fünf Wandlungsphasen zu den Grundlagen der Chinesischen Medizin und werden im folgenden Kapitel genauer erläutert.

3.3.1. Yin und Yang „Das Konzept von Yin und Yang beruht auf alten, chinesisch philosophischen Werten.“ (Ploberger, S. 17) Das Yang bedeutet einerseits die der Sonne zugewandte Seite eines Gegenstandes und das Yin andererseits die der Sonne abgewandte Seite dessen. Folglich wird das Yang mit Lebensaktivität und Energie verglichen, während das Yin für weniger Energie und niedrigere Funktionsbereitschaft (kälter) steht. (vgl. Greten, S. 33) Im Handbuch Traditionelle Chinesische Medizin heißt es dazu, dass Yin und Yang immer im Gegensatz zueinander stehen und ihnen somit die Bezeichnungen hell und dunkel zukommen. (vgl. Hecker, S. 37) Das Yin Yang Symbol besteht folglich aus zwei Teilen, die symbolisch gesehen nie alleine auftreten und dadurch eine ständige Vermischung beider von Vorteil ist. Allerdings kann es sehr wohl zu einem Übermaß von einem der beiden kommen. (vgl. Hecker, S. 38) „Im Nei Jing, dem Lehrbuch der inneren Medizin, das dem legendären gelben Kaiser zugeschrieben wird, heißt es: Das ganze Universum ist ein Oszillieren der Kräfte von Yin und Yang.“ (Hecker, S. 37)

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3.3.2. Das Qi Das Qi ist die Lebensenergie, welche in der ganzen Natur vorkommt. (vgl. Hecker, S. 41) Daher wird es auch als Grundsubstanz bezeichnet. Im Handbuch Traditionelle Chinesische Medizin steht dazu Folgendes: „Eine Theorie der traditionellen chinesischen Medizin besagt, dass dem menschlichen Körper so viel Qi mitgegeben ist, dass er damit eine Lebensdauer von 100 bis 120 Jahren erreichen könnte. Wie alt er allerdings tatsächlich wird , ist abhängig davon, wie gleichmäßig das Ziel in durchströmen kann. Eine gesunde Lebensweise (Ernährung, Bewegung) und innere Harmonie können also viel zu einem langen, gesunden Leben beitragen.“ (Hecker, S. 41) Diese sogenannte Lebensenergie ist einerseits zuständig für alle willentlich gesteuerten Bewegungen, wie sitzen, stehen, gehen, aber auch nicht durch den Willen gesteuerte, wie zum Beispiel unsere Herztätigkeit. Auch wärmt es den Körper und bewegt die Nahrung durch den Verdauungstrakt. (vgl. Hecker, S. 41)

3.3.2.1. Die vier Arten des Qi Yuan- Qi, ist das Ursprungs- Qi, dieses stellt die Stärke des Menschen dar. Es aktiviert alle Organe und fördert Entwicklung und Wachstum des Körpers. Des weiteren gibt es das Yin- Qi, auch Nähr- Qi genannt, das ein nachgeburtliches Qi ist und den Körper ernährt, sowie in Blut umgewandelt werden kann. Das Zhon- Qi ist die Atmungsenergie. Hier wird die Atmungsfunktion gesteuert und das Herz unterstützt. Das vierte Qi wird Wei- Qi genannt, steht für die Abwehrenergie und schützt infolgedessen den Körper. (vgl. Hecker, S. 42)

3.3.3. Die Meridiane (Jing) In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es zwölf Hauptmeridiane, diese werden Jing Mai genannt. (vgl. Hecker, S. 48) Die Meridiane sind die sogenannten Leitbahnen, mit diesen die Energie, das Qi, bis in die kleinsten Teile unseres Körpers verbreitet wird. Es ist jedoch nicht mit dem Blut- oder Nervensystem zu vergleichen, wie es uns aus der westlichen Medizin bekannt ist. Dieses unterscheidet sich wesentlich in der Funktion und der Struktur.

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Jedoch steht das gesamte System miteinander in Verbindung, um so den Körper, mit dem notwendigen Qi zu versorgen. (vgl. Hecker, S. 48) Heutzutage werden diese Leitbahnen durch bioelektrische Messungen festgestellt. (vgl.http://www.gesundheitszentrummuenchen.info/Naturheilpraxis/html/meridiandiagnose.html) Zusammenfassend werden „die Meridiane […] mit den großen Flüssen Chinas verglichen, die das Land bewässern. Wenn sie zu wenig Wasser führen, verdorren die Felder, wenn sie zu viel Wasser haben, gibt es durch Überflutungen auch keine Ernte.“ (Stux, S. 40)

3.3.4. Die fünf Wandlungsphasen (wu- xing) „In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden die Organe nicht gesondert betrachtet- wie zu einem großen Teil in der westlichen Medizin-, sondern als Bestandteile von »Funktionskreisen«.“ (Hecker, S. 72) Die fünf Wandlungsphasen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser wurden schon im dritten Jahrhundert vor Christus beschrieben. (vgl. Greten, S. 34) Jede von diesen Phasen hat für sich eine eigene Bedeutung. Das Holz steht für Aktivität, das Feuer für den maximalen Aktivitätszustand am Wendepunkt, die Erde beschreibt die Balance, das Metall ist ein Symbol für Aktivitäten, die sich vermindern und das Wasser repräsentiert Aktivitäten, die ebenfalls den Ruhezustand erreicht haben und ihre Aktivität ändern, also ebenso an einen Wendepunkt gestoßen sind. (vgl. Kaptchuk, S. 391) Diese fünf Wandlungsphasen oder in Europa besser bekannt unter „die fünf Elemente“ sind von enormer Bedeutung für die Diagnostik von Erkrankungen. (vgl. Hecker, S. 66) Ferner kann der Arzt mit Hilfe der fünf Wandlungsphasen Therapiemöglichkeiten und Kräuter erläutern. (vgl. Ploberger, S. 38)

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Abb. 1: Die fünf Wandlungsphasen (In: Ploberger , S. 14)

3.4. Die Begutachtung & Diagnostik in der Traditionellen Chinesischen Medizin In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es vier wesentliche Untersuchungsmethoden. Wie schon erwähnt, ist es für die Traditionelle Chinesische Medizin von enormer Bedeutung, sich nicht nur auf ein Krankheitsmerkmal zu konzentrieren, sondern den Menschen als Ganzes zu betrachten. (vgl. Hecker, S. 90) Somit kann es möglich sein, das verschiedene Anzeichen für ein und dieselben Beschwerden verantwortlich sind. Daher ist es von enormer Bedeutung, sich der folgenden Untersuchungsmethoden zu bedienen.

3.4.1 Beobachten, die Inspektion (wang- zhen) Hier wird beim Patienten auf die generelle Erscheinung, die Gesichtsfarbe, die Zunge und nicht zu vergessen, auf die Ausscheidung und Absonderungen geachtet. (vgl. Kaptchuk S. 161) Bei den Ausscheidungen und Absonderungen kann es durch einen übermäßigen Konsum von Kälte zu Schnupfen oder Husten kommen, wobei wiederum gelblicher und zäher Schleim auf übermäßige Hitze deuten lässt. (vgl. Hecker, S. 95)

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Eine gesunde Farbe der Zunge bedeutet ein Gleichgewicht zwischen dem Qi und dem Blut, eine violette Zunge kann auf ein gestautes Blut hindeuten. (vgl. Kaptchuk S .163) „Die Beschaffenheit der Zunge weise jedoch oft am klarsten und zuverlässigsten auf die Natur einer Disharmonie hin- sogar wenn andere Zeichen vage oder widersprüchlich erscheinen.“ (Hecker, S. 95) Die Farbe und Feuchtigkeit des Gesichts wiederum drückt den Zustand von Qi und Blut im Körper aus. (vgl. Hecker, S. 92) So lässt eine starke Erscheinung auf starke Organe schließen. (vgl. Kaptchuk S. 162)

3.4.2. Hören & Riechen (wen- zhen) Hierbei wird vom Arzt auf den Klang des Hustens oder des Atems geachtet, aber auch auf Geräusche im Magen- und Darmtrakt. Ferner kann ein Mund- oder Körpergeruch dem Arzt Hinweise auf ein mögliches Krankheitsbild geben, so wird zum Beispiel ein Mangel der Nierenfunktion durch Uringeruch gedeutet. (vgl. Hecker, S. 96) Der chinesische Arzt unterscheidet zwischen einem ekelerregenden, nach faulen Eiern riechendem Geruch, welcher der Hitze zugeordnet wird. Ein beißender, scharfer Geruch, ist ein Zeichen für die Kälte. (vgl. Kaptchuk S. 170)

3.4.3. Befragen (when- zhen) Bei der Befragung des Patienten gibt es zwei wesentliche Ziele. Auf der einen Seite versucht der Arzt an Informationen zu gelangen, die das Krankheitsbild betreffen. Auf der anderen Seite erhält er Aufschluss über die Befindlichkeit des Patienten. Hier wird die Schlafqualität, das Ess- Trinkverhalten, aber auch der Stuhlgang erhoben. Bei Frauen soll zum Beispiel eine eventuelle Schwangerschaft von vornherein nicht ausgeschlossen werden. (vgl. Hecker, S. 97) Generell werden aber die Bereiche Kälte- Hitzeempfinden, Transpiration und Schmerzen abgedeckt.( vgl. Kaptchuk S. 170)

3.4.4. Betasten (qie- zhen) Das Betasten gibt dem Arzt Aufschluss darüber, ob die Haut warm, kalt, trocken oder schweißig ist, aber auch welche Stellen druckempfindlich sind.

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Der wichtigste Punkt in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der des Pulsfühlens. Heutzutage sind 28 Pulsarten bekannt, wobei 18 besonders wichtig sind, um bei der Diagnose von Disharmonien mitzuwirken. Der Ort des Pulsfühlen ist meistens am inneren Handgelenk, wobei immer beide Seiten betastet werden. Bei Frauen empfiehlt es sich zuerst an der rechten Hand zu messen, während bei Männern mit der linken Hand begonnen wird.(vgl. Hecker, S. 103) Beim Pulsfühlen wird nach der Tiefe, nach der Frequenz, der Kraft, der Form und der Länge des Pulses unterschieden. (vgl. Kaptchuk, S. 179ff) Ein langsamer Puls kann zum Beispiel eine Disharmonie von Körperprozessen sein. Als Auslöser gilt hier die Kälte. Ein kraftloser Puls wiederum zeigt einen Mangel an Qi und Blut auf. (vgl. Hecker, S. 105)

3.5. Krankheitsauslösende Faktoren Es gibt drei verschiedene Faktoren, die Einfluss für ein Unwohlsein, beziehungsweise für eine Krankheit verantwortlich sein können.

3.5.1. Die sechs äußeren Ursachen (wai-yin) Als Wai- Yin werden die krankmachenden Umwelteinflüsse bezeichnet. Diese wären: Wind, Kälte, Feuer oder Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit und Sommerhitze. Sie können dem Körper gefährlich werden, wenn ein Ungleichgewicht zwischen ihnen auftritt. (vgl. Kaptchuk, S. 133) Durch sie entstehen Krankheits- oder Schmerzmuster bei Menschen, welche an obengenannten Witterungsverhältnisse erinnern. (vgl. Hecker, S. 82) Zum Beispiel Feuer, dieses zählt zu den Yang-Phänomenen und wird mit dem Sommer in Verbindung gebracht. Hierbei kommt es zu Fieber oder Entzündungen, welche mit starkem Durst und/ oder Kopfschmerzen einhergehen. Hingegen kann Kälte dazu führen, dass sich der Körper zusammenzieht und der Fluss des Blutes gestört wird. Dadurch kann es zu Bewegungsstörungen oder zu einer rinnenden Nase kommen. (vgl. Hecker, S. 83)

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Grundsätzlich dürfen diese äußeren, klimatischen Einflüsse keinen negativen Einfluss auf unseren Körper haben. Sobald aber das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang nicht mehr stimmig ist, können solche Krankheitsmustern auftreten. (vgl. Hecker, S. 84) Folglich heißt es in der Lebensweise der Chinesen, dass man ein Leben in Harmonie mit dem Universum und das dadurch resultierende Gleichgewicht des Yin und Yang, anstreben sollte. (vgl. Kaptchuk S. 147)

3.5.2. Die sieben Emotionen (qi- qing) Diese Emotionen werden auch als die inneren Ursachen (nei- yin) bezeichnet. „Dazu zählen Wut, exzessive Freude/ Hektik, Grübeln, Trauer, Kummer, Angst und Schreck.“ (Hecker, S. 84) Hektik kann zum Beispiel das Qi zerstreuen und somit die Herzfunktion beeinträchtigen. (vgl. Hecker, S. 84) Die Angst hemmt das Qi und kann somit zur Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen, dies wiederum kann Auswirkungen auf die Herztätigkeit haben. (vgl. Hecker, S. 85)

3.5.3. Weder innere noch äußere Ursachen In diese Kategorie fallen Ernährungsfehler, aber auch Drogenkonsum oder falsche medizinische Behandlungen. Hier versucht die Traditionelle Chinesische Medizin durch Ernährung, aber auch durch Bewegung vorzubeugen. (vgl. Hecker, S. 87)

3.6. Therapieformen in der Traditionellen Chinesischen Medizin Das folgende Kapitel widmet sich der verschiedenen Möglichkeiten welche angewandt werden können, falls eine Vorbeugung nicht ausreichend ist oder auf andere Heilbehandlungen ausgewichen werden muss. „Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) beinhaltet verschiedene Therapien: Akupunktur, Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten durch glimmende Kräuter),

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Kräuterheilkunde (in China macht diese den Großteil der Anwendungen aus), Diätetik (Ernährungstherapie), Tuina/ Anmo (Chinesische Massage), Qigong und Taijiquan (Atem- und Bewegungstherapie).“ (http://www.tcm-ausstellung.de/geschichte) „Die Therapie richtet sich nach der Diagnose- und da diese in der TCM wesentlich feiner aufgefächert werden kann als in der modernen Medizin, ist auch die Therapie sehr differenziert."(Gerhardt (Hrsg.), S. 42) Das oberste Prinzip in der Behandlung ist, dass nicht nur die Symptome behandelt werden, sondern dass man den Körper als Ganzes ansieht. Man versucht dadurch ein etwaiges Defizit auszugleichen.(vgl. Gerhardt (Hrsg.),S. 43)

3.6.1. Die Akupunktur „Die im Westen bekannteste Therapieform der TCM ist die Akupunktur. […] Der Name setzt sich zusammen aus >Acus< - dem lateinischen Ausdruck für Nadel - und >punktieren