Cover-Hommage: YEAH YEAH YEAHS It's Blitz!

15 – Halt Cover-Hommage: YEAH YEAH YEAHS – It's Blitz! mein lieblingsding In diese Glasdose lege ich jeden Abend alles Münz, das in meinem Portemo...
Author: Gisela Reuter
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15 – Halt

Cover-Hommage: YEAH YEAH YEAHS – It's Blitz!

mein lieblingsding In diese Glasdose lege ich jeden Abend alles Münz, das in meinem Portemonnaie übrig geblieben ist. Damit bezahle ich eines Tages das nächste Zugticket nach Paris, die nächste perfekte Tasche oder ein Zimmer in Chelsea Hotel. Abenteuer eben. //Miriam Suter

Halt dich an deiner liebe fest Warum wir unsere Liebe an Brückengeländer ketten. Und wie eine Künstlerin sie durcheinander bringt. //Valerie-Siba Rousparast

Vielleicht trafen sie sich auf einer Party. Er mochte ihr heiseres Lachen, ihr gefielen seine wilden Haare. Sie haben sich wieder gesehen, immer öfter. Haben im Supermarkt die Wartezeit in der Schlange zum Knutschen genutzt, haben Pläne geschmiedet und Regalbretter für den anderen frei geräumt. Sie sind durch unbekannte Städte geschlendert und stan-

den dann auf dieser Brücke. Einer von beiden zog ein kleines Vorhängeschloss aus der Tasche des Parkas. So eins, das man auch vor seine klapprige Kellertüre hängt – in der Hoffnung ein möglicher Dieb würde nicht bemerken, wie instabil es ist. Die Frühlingssonne glitzert auf dem Fluss. Die Brücke ist verkleidet mit bunt geschmückten Schlössern. Man-

che wurden mit Botschaften auf Zetteln versehen und alle sind das Symbol eines Moments zwischen zwei Menschen. Die zwei freuen sich, ihr Schloss hängt jetzt auch dort am Brückengeländer und sie schreiben ihre Namen drauf. Es soll ja nach ihnen aussehen und sie wollen es irgendwann in der Menge wieder erkennen können. Die Schlüssel klimpern noch und versinken dann im Fluss. Mey Lean Kronemann, Künstlerin aus Berlin, spielt im Rahmen ihres Kunstprojekts «Lovepicking» mit diesem Ritual. Im Rahmen ihres Workshops «Space Hacking», hat sie 2012 die sanfte Manipulation der urbanen Umwelt thematisiert. Dazu gehörte unter anderem, dass sie Menschen im Knacken eben solcher Vorhängeschlösser unterrichtete. Sie nahm sie mit auf Brücken, zum Beispiel in Bamberg. Dort öffneten sie die Liebesschlösser, um sie in anderer Anordnung wieder an der Brücke anzubringen. Auf ihrer Website schreibt Kronemann dazu «By lockpicking the Locks of Love, we question the idea of love or relationships being bolted and barred, closed like a prison or cage, which can only be opened by breaking it.» Sie hat dabei nichts beschädigt, nur ein bisschen an der ursprünglichen Ordnung gedreht. Damit greift ihre Arbeit wiederum die natürliche Dynamik der Orte auf, an denen die Liebesschlösser ihren Platz finden. Denn mit jedem neuen Schloss wird dort das Gesamtbild er-

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weitert. Einzelne treten hervor, andere verschwinden in der Masse. Ist dieses gemeinschaftliche Anketten nicht ein Widerspruch zur allgegenwärtigen Forderung nach Flexibilität in jeder Lebensund Gefühlslage? Wir sollen für Jobs räumlich ungebunden bleiben, dabei immer vollen Einsatz zeigen und gleichzeitig stabile Beziehungen führen. Egal, wie der Rhythmus der Beziehung tickt. Gedanklich soll man flexibel bleiben, mit einem «open mind» durch den Alltag gehen, offen die Beziehungen leben. Grenzen durchbrechen und neu auslegen. Aber vielleicht ist es gerade diese unausgesprochene, aber deutlich spürbare Forderung nach absoluter Freiheit im Geist, die ein Bedürfnis nach etwas Bleibendem hervorruft. Und welch besseres Symbol gäbe es dafür, als ein ordentliches sicheres Schloss, dass man vor die Türen der Beziehung hängen kann? Mey Lean Kronemann's Idee den öffentlichen Raum durch geringfügige Veränderungen zu hinterfragen und bestehende Muster zu dekonstruieren setzt hier an. Sie hat mit ihrer Arbeit die Ergebnisse von intimen Momenten anderer Menschen manipuliert und ist ein winziges Stück in deren private Pärchenblase eingedrungen. Sie selbst schreibt dazu «Lovepicking is not only the disrespectful hacking of other people's relationships. It is a remix. New connections are made between the couples, and new symbolic meanings emerge.» Und

was passiert, wenn sich die Liebe verändert? Wenn die Verliebten Wohnungsschlüssel zurückgegeben haben und neue Regalbretter eingeräumt wurden? Geht das Paar, das eben noch gekichert hat überhaupt noch einmal zurück auf die Brücke, um nach dem Schloss zu sehen? Für solche Fälle, wäre vielleicht ein All-Inclusive Schlösserknack-Kurs beim Kauf eines solchen die Lösung. So unromantisch wie das klingt, ist es vielleicht gar nicht. Denn Kronemanns junges Kunstprojekt zeigt, dass die Liebe selbst hinter Schloss und Riegel nicht vor Veränderungen sicher ist und Freiheit und Sicherheit keine Widersprüche sein müssen. Als ein neugieriger Polizist sie bei der Arbeit auf einer Brücke sieht und fragt, was sie mit dieser Aktion bewirken wolle, antwortet sie nach eigener Angabe: «To show that love can be opened without breaking it.» Zur Künstlerin Mey Lean Kronemann (*1982) hat nach einem begonnenen Medizinstudium in München Produkt- und Interfacedesign in Potsdam und Malmö studiert. Sie lebt in Berlin, brachte schon auf dem Gelände des Fusion-Festivals ihre Installation «schüchterne Lichter» zum Tanzen, leitet Workshops und arbeitet international als Künstlerin /Designerin. Für ihre Arbeiten erhielt sie schon diverse Auszeichnungen. Mehr über die Künstlerin hier: www.meyleankronemann.de

Valerie-Siba Rousparast Kind der 80er. Ich studiere Geschlechterforschung und Ethnologie, nach einem Abstecher in die Kunsthistorik. Nebenher schreibe und fotografiere ich, am liebsten Dinge des Alltags.

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Katja Alissa Müller geboren in Zürich und nun im kreativ überschäumenden London zu Hause. Arbeitet als Konzeptdesignerin, Graphic Designer, Stylist und AD. www.katjaalissamueller.com

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Bilder: Katja Alissa Müller

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Dienstag bis Freitag 10 bis 18.30 Uhr Samstag 9 bis 16 Uhr. Metzgergasse 5 • 5000 Aarau +41 (0)62 822 21 02 www.kaufhauszumglueck.ch

halt!

20. Februar 2013 Nachdem Rykka bereits seit dem 13. Februar auf Tour ist und in Nürnberg, Chemnitz und Leipzig solo gespielt hat, kommt Timothy Jaromir für das zweite Konzert in Leipzig dazu. Die Organisatoren geben uns für die Nacht ein schönes Apartement gleich um die Ecke des Clubs, das in einem aufstrebenden Stadtteil liegt. Die Wände sind alle mit Bildern und Zeichnungen von Vögeln dekoriert, so dass wir uns sicher sind, dass die Wohnung einer älteren Person gehört.

Rykka und Timothy Jaromir auf Europa-Tour. Ein Tagebuch von zwei Musikern an ihren freien Tagen. //Text: Timothy Jaromir und Rykka //Bild links: Katarina Banaszek //Bild rechts: Tabea Hüberli

Jugendherberge. Wir besuchen den unheimlichen Leuchtturm und suchen nach dem Jimi Hendrix Denkmahl in der Nähe vom Strand an der baltischen See. Unvergesslich natürlich auch unser Frühstück im Café Liebevoll, wo wir am Abend zuvor im wunderschönen Saal ein tolles Konzert gegeben haben. Fantastische Crepes mit Ziegenkäse und köstlichem Kaffe sind dort Standard.

duen lädt uns danach zur spontanen Haus-Party ein wo sie uns Wodka auftischen und ihre Michael Jackson Plattensammlung präsentieren. Ausruhen konnten wir uns allerdings kaum in dieser Nacht, da wir direkt über einem Fitness-Studio schlafen und die Duschen neben uns benutzt werden. Am nächsten Tag treffen wir erst spät und nach einer langen Fahrt in Greifswald, Deutschland

Poznan in Polen hat uns fast zur Strecke gebracht. Unsere Show dort war wild, das Publikum dankbar und tanzend. Eine Gruppe von grossartigen Indivi-

ein. Die Kulturbar dort ist sehr gemütlich und vom Inhaber Christian sehr freundlich und locker geführt und unser Konzert dort später ein voller Erfolg.

Wir sind in Berlin und haben einen freien Tag. Die letzten Konzerte haben uns recht viel abverlangt. Zudem sind wir morgens ziemlich früh geweckt worden, da das Dach unseres Freundes Peter Ploch, bei dem wir übernachten, renoviert wird. Nach einem grossen Frühstück legen wir uns wieder schlafen, nachdem der Baustellenlärm verstummt ist. Heute Abend kochen wir für Peter und morgen geht es dann weiter nach Poznan, Polen. Es schneit draussen. 24. Februar 2013 Statt sofort nach Kopenhagen weiterzufahren, haben wir uns den Tag auf der Insel Fährmann in Nord Deutschland eingerichtet und frei genommen. Es ist eiskalt und sehr regnerisch, aber wir haben ein gemütliches Zimmer in der

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26. Februar 2013 Vollmond über Kopenhagen. Wir übernachten etwas ausserhalb der Stadt nach einem freien Tag. Wir sind jetzt ungefähr in der Mitte unserer Tour angelangt und haben bereits in Deutschland, Polen und Dänemark gespielt. Heute Abend haben wir kein Konzert. Am nächsten Tag schlafen wir lange, besuchen die unabhängige Gemeinde Christiania und verbringen den Tag in einem Kaffeehaus. Wir bemerken sogar, dass uns das Weiterreisen bereits fehlt. Die Aufregung des Reisens, das Kennenlernen neuer Leute und das Auftreten hat alles etwas sehr Spannendes. Natürlich sind Müdigkeit und Schlafmangel auch der Preis für das Unterwegssein. 3. März 2013 Wir sind in Hamburg angekommen. Unser Konzert am Samstagabend in der Hasenschaukel, das in einer kleiner Nebenstrasse von der Reeperbahn liegt, ist gut besucht und das Publikum bestens gelaunt. Wir erinnern uns gerne an das letzte Lied, das wir akustisch im Publikum spielen. Am nächsten Tag haben wir frei und geniessen zuerst einmal ein unglaubliches Frühstücksbuffet, das sogar einen Schokoladen-Springbrunnen für uns bereit hält, bevor wir dann unsere restliche Zeit in St. Pauli verbringen und den Flohmarkt besuchen. Wenn man unterwegs ist, so wie wir, dann trifft man mehr Leute als dass

man eigentlich etwas von den Städten sieht, durch die man fährt. Menschen, die uns ihre Dankbarkeit für unsere Musik oder unser Konzert ausdrücken, wie wir es gestern so stark erlebt haben, geben uns einen wichtigen Halt, was vieles kompensiert, was während einer Tour unangenehm sein kann. 6. März 2013 Wir verbringen zwei Tage in der kleinen und schönen Stadt Bad Neuenahr in der Nähe von Köln. Die Herberge dort verwöhnt uns mit einem 4-Gang-Menü und wir bekommen zu jedem Gang einen anderen Wein zum Kosten. Zudem waschen sie für uns unseren jetzt schon beträchtlich grossen Haufen schmutziger Wäsche, was uns ganz besonders freut. Schwimmen und Sauna sind auch angesagt. Wir bemerken, wie wichtig eine gute Mahlzeit für uns auf dieser Reise ist. Es klingt banal, ist aber eine riesige Unterstützung, wenn man seit ein paar Tagen nicht geduscht hat und nicht genau weiss, wo man übernachtet. Egal, ob man gerade bekocht wird von einem Veranstalter oder ob man gerade sein Lieblingsrestaurant in der Stadt gefunden hat, so wie wir jetzt gerade. Man setzt sich hin, vergisst die Strapazen und geniesst es, einfach da zu sein. Schön ist auch, dass wir zu zweit auf Tour sind. Wir freuen uns, alles zusammen teilen zu können und es macht es in vielen Situationen auch leichter.

12. März 2013 Nach unseren Konzerten in Köln und Bonn fahren wir über Belgien nach Paris und nehmen uns zwei Tage Zeit, die Stadt anzuschauen und uns zu entspannen. Natürlich sind wir trotzdem am arbeiten. Wir besuchen ein paar Radiostationen und einige Labels in der Stadt. Es ist endlich wärmer und wir sind froh ein festes Zuhause zu haben für die Tage. Unsere Instrumente müssen wir natürlich alle in den dritten Stock hoch tragen in das kleine Zimmer im 11. Arrondissement. Man ist am besten unterwegs, wenn man auch zu sich selber schaut stellen wir fest. Wenn man vier oder sogar mehr Wochen Reisen vor sich hat, dann ist es einfach wichtig zu wissen, wie man seine Kräfte einteilt. Ansonsten meldet sich der Körper unangenehm, insbesondere die Stimme wenn man jeden Abend singt. Nach mehr als 5000 km und 20 Konzerten sind wir nun fast am Ende unserer Tour angelangt und verstehen jetzt etwas besser, was uns auf einer solchen Reise einen Halt gibt und uns zum Halten veranlasst. www.rykka.com www.timothyjaromir.com

Death Grips so natürlich wie der Tod //Text: Selin Aktekin //Bild: mixpakrecords.com

Zum Jahresende fand man die Platte «The Money Store» auf zahlreichen «Best of»-Listen, unter anderem auch beim Musikblog Pitchfork. Ein gewöhnlicher Hype, jedoch um eine sehr aussergewöhnliche Band. Death Grips klingen wirklich wie ihr Name. Roh, hart, agressiv, gefährlich, verrückt. Die Wummernden Beats und das Geschrei von MC Ride können erst Angst machen. «Wir beschreiben unsere Musik als beschleunigt.» Beschleunigt, elektrifizierend, was auch immer. Die Energie jedenfalls, die sie mit ihrem gelungenen Genremix aus Hardcore Punk, Metal, Electro und Rap freisetzen, ist ansteckend. Die drei Musiker kennen sich, weil sie an derselben Strasse lebten. Alle kommen ursprünglich aus der visuellen Kunst. Der Name Zach Hill ist allerdings für eingefleischte Musikfans nichts Neues. Er und sein Bruder bilden die Mathrock Band Hella. Zach Hill ist bekannt für sein virtuoses Schlagzeugspielen. MC Ride rappte seine düsteren Passagen schon für zahlreiche andere Projekte. Seine Gemälde zeigen, dass Musik jedoch nicht das einzige Medium ist, um sich auszudrücken. Überhaupt wirkt hier die Musik nur als Träger und Mittel zum Zweck. Für eine sehr viel ursprünglichere Message. In einem Interview sagen sie: «Die meiste Musik, die wir machen kommt aus einer negativen

Quelle, wie der Unzufriedenheit von unserem persönlichen Leben. Es äussert sich jedoch in etwas Positivem, weil wir uns auf diese Weise ausdrücken können.» Obwohl die Musik eher eigenwillig ist, das Gefühl, das sie vermitteln ist sehr universell. Viele Menschen kennen diese Unzufriedenheiten und können es mit dieser Musik verknüpfen. Es ist die Art von Musik, die erst ein wenig ernster ist, als man es mag. Ein zu ehrlicher Kommentar zu unbequemen Themen. Das kann vieles in einem auslösen. Es erinnert einen daran wie viel man einfach hinunterschluckt und unterdrückt, anstatt es einfach auszuleben. Ungeschminkt und schonungslos, aber tröstlich. Da es zeigt, dass es auch anders geht. «In so vielen Gesellschaften fühlt man sich als könnte man nicht der sein, der man sein will oder das sagen, was man sagen will. Das Ding bei der Kunst ist, dass Leute da einfach Freaks sein können, oder tun und sagen können was sie wollen. Ich glaube wir bieten einen Anker für Leute, die das Chaos, die chaotischen Elemente einer Persönlichkeit umarmen.» Nach den zahlreichen Blogposts über Death Grips und dem Hype im Internet wurden einige Major Labels auf sie aufmerksam. Man hätte nicht erwartet, dass sie sich entschliessen würden, mit dem Monsterlabel Epic Records einen Deal abzuwickeln. Später sagten sie

darüber, dass sie absichtlich Dinge tun, die sie von sich selber nicht erwartet hätten. Epic drängten die Gruppe allerdings dazu, ihr zweites Album «No Love Deep Web» noch im selben Jahr zu veröffentlichen. Die Band war damit nicht einverstanden, das Material dazu war noch nicht bereit. Danach verbarrikadierten sich in einem verlassenen

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Schloss um über ihre Beziehung zum Label zu sinnieren. Währenddessen nahmen sie die Platte auf, veröffentlichten sie im Internet und gaben es zum Downloaden frei – gratis. Das Album Cover ziert ein erigierter, rosa Penis, auf dem der Albumname mit einem Sharpie aufgekritzelt steht. Sie lotsten sich so bewusst aus ihrem Plattendeal heraus

und hinterliessen mit diesem Abbild ein passendes Statement zu ihrem Handeln. Ihre Ethik hinter ihrem Werk, ihr ganzes Verhalten gegenüber der Musikindustrie und die selbstverständliche Art Schranken von Genres zu durchbrechen, entwaffnet Musikkritiker und beeindruckt sie gleichermassen. Death Grips tun das was sich im Moment rich-

tig anfühlt und führen ein Leben, dass so kompromisslos zu sein scheint, wie ihre Musik. Darum wirken sie wahrhaftig authentisch, und sind bei weitem die interessanteste, neuere Band im Radar der breiten Masse.

Dinosaurier sind nicht ausgestorben //Text: Selin Aktekin //Bilder: Musikvertrieb

Die 90s sind längst Geschichte und die Herren mittlerweile auch eher Dinosaurier als Jr. Trotzdem blasen sie mit der neuen Platte wieder ein wenig frischen Wind in die verstaubte Ecke des guten, alten Indierock des vergangenen Jahrhunderts. Radiofreundlich, jedoch laut wie immer liess uns «I Bet on Sky» aber vor allem wegen einer Sache jauchzen: Der Live-Tour! YAY! Ein Interview mit Drummer Murph vor dem Konzert im Plaza. So, Murph. Du bist nun fast seit 30 Jahren in dieser Band... Also.. wir spielten 16 Jahre lang nicht zusammen. Aber, ja, stimmt. Wir waren lange eine Band, schwebten herum als Konzept und so. Genau. Das ist eine sehr lange Zeit. Wie fühlt es sich an wenn du so darüber nachdenkst? Es fühlt sich an wie Familie. Ich sehe Lou und J als Brüder und es ist, als würde jemand Fragen: «Hey, wie ist es so eine Familie zu sein, so über 30 Jahre?» Es fühlt sich einfach normal an und überhaupt nicht seltsam. Ihr seid ja einer der letzten Überbleibsel der grossen 90er. Wir sind wandelnde Reliquien. (lacht) Ja, irgendwie schon! Ihr könnt doch auf eine gemeinsame Geschichte

zurückgreifen, auch trotz diesem Unterbruch. Was blieb gleich, was hat sich mittlerweile geändert vom Anfang bis jetzt? Die Chemie ist immer noch dieselbe, auch die Art wie wir heranrücken und spielen. Geändert hat sich unsere Beziehung. Wir können nun tatsächlich rumhängen und kommen miteinander klar. Früher taten wir das nie. Wir sind seit acht Jahren wieder vereint, und erst vor etwa vier Jahren luden wir uns, J, Lou und ich, einander zum Abendessen ein. Also zum ersten Mal aller Zeiten. Es hat also so lange gedauert. Ich kann mich daran erinnern wie ich dachte: «Oh mein Gott, wir gehen gemeinsam Abendessen, das ist ziemlich heavy, wow!» Das war seltsam. Hat die Zeit den Sound beeinflusst? Es machte nur alles tighter. Wir spielen jetzt einfach besser zusammen und können erahnen was die nächste Bewegung ist auf der Bühne und so. Erzähl mir etwas über «I Bet On Sky», habt ihr etwas anders gemacht als sonst? Zwei Dinge waren anders. Normalerweise legte J uns Demos vor, die hatten immer erste Priorität, weil J ein Drummer ist. Ich fokussiere dadurch sehr auf Drums. Wir nehmen es auf und die anderen machen Scratch-Tracks, was so viel heisst, dass ich spiele und sie

mitspielen, ihre Sachen aber nicht aufgenommen werden, sondern nur die Drums. Diesmal lernte Lou die Lieder auch und kam mit ein paar recht interessantem Zeug, also behielten wir ziemlich all diese Sachen, die er einfach mit mir gespielt hat als Bass-Tracks. Das war etwas wirklich Neues, was wir vorher noch nie so getan hatten. Ausserdem verbrachte J sehr viel Zeit mit den Vocals, obwohl er das meistens zuletzt

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macht. Diesmal versuchte er mehr zu schreiben und daran zu arbeiten. Es klingt auf dem Album so, als verbrachtet ihr dieses Mal mehr Zeit im Studio. Der ganze Prozess dauert immer etwa 3 Monate. Die Songs lernen, aufnehmen, mixen. J nahm sich nur vorher mehr Zeit für sich alleine um zu schreiben. Normalerweise nimmt er sich etwa 5 Tage Zeit

für die Vocals und dieses Mal waren es 2 Wochen mehr. Wie geht ihr mit den Erwartungen der Bands um, wenn ihr eine neue Platte angeht? Aaah... Ich meine das jetzt nicht böse oder so, aber wir denken nicht darüber nach. Für uns ist Musik vergleichbar mit einem Kunstwerk, einem Gemälde. Es kommt so raus wie es rauskommt.

Wenn es den Leuten, gefällt es ihnen, und wenn nicht gibt es da nicht viel waswir tun könnten. Wir schreiben es nicht für irgendwen, sonder produzieren nur was aus uns raus will und was passiert. That’s it. Das ist auch die richtige Art es zu tun. Ihr geniesst den Status einer KultBand mit einer sehr treuen Fangemeinde, die zu euch halten. Was ist jetzt

frische Gesichter anstelle von, du weisst schon, so ältere (verzieht das Gesicht und macht Opageräusche). Eure Videos und Album Covers sind sehr reizend und charmant. Sucht ihr euch die selber aus? Wo und kriegt ihr so was? Wir alle mögen künstlerische Sachen. J ist als Person recht flatterhaft. Die Dinge, die er mag sind dementsprechend immer bisschen seltsam. Das ist irgendwie sein Geschmack und wie er eben ist. Das heisst ihr sucht euch das Cover aus oder den Künstler, der es macht. Ja. Oder sie schlagen uns etwas vor. Bei diesem Album war es wirklich schwer etwas zu finden was uns gefiel. Dann schlug irgendwer irgendwo irgendwas vor.

wichtig, wo geht es hin mit Dinosaur Jr? Bei dieser Tour waren die Shows wirklich ausverkauft und die Leute waren ziemlich aufgeregt, ich glaube es bringt uns nur dazu besser zu spielen.

Ihr fokussiert euch also auf die LiveShows? Ja, die Liveshows werden wirklich sehr tight und wir sehr fokussiert. Die Musikindustrie hat sich in Laufe der letzten zehn Jahre dramatisch verändert. Hat euch das irgendwie beeinträchtigt? Nicht zu sehr. Wir haben Glück, weil wir eine so treue Fanbase haben. Wir haben

einen wirklich guten Manager, der uns durch diese Industrie navigieren kann. Die Kids, die in den 90ern mit euch aufgewachsen sind, sind nun Erwachsene. Haha, ja (kichert). Hören auch jüngere Generationen eure Musik? Ja, das tun sie! Es ist super. Als wir angefangen hatten, spielten wir vor gleichaltrigen, so 20- bis 25-Jährige. Heute sind es immer noch solche in diesem Alter. Ich glaube sie sehen uns als Begründer einer bestimmten Musik und sind neugierig darauf wie das klingt, was super ist für uns. Ich habe lieber junge,

Also schickt euch zum Beispiel einfach jemand etwas zu und ihr denkt «Oh cool, das nehmen wir»? Nein. Also, doch manchmal. Es ist aber eher so dass wir jemanden raussuchen, von dem wir schon mal gehört haben oder der berühmt ist für etwas, was uns gefällt. Manchmal lehnen diese aber ab und meinen: «Nein, ich arbeite nicht für Musik.» Oder sie haben keine Zeit oder wollen eine Million Dollar. Es kommt also drauf an, man muss einfach die richtige Person finden. Was für Musik hörst du im Moment? Als Band hören wir oft viele Bands, die uns supporten. Letzte Nacht sprachen wir über Henry Rollins und seine erste Band vor Black Flag, S.O.E. Beim Soundcheck spielten wir alte Iggy Pop Songs und dachten mal wieder an die alten 80s Sachen und realisierten: «Oh yeah, das Zeug ist ja wirklich cool.» Lustig, ihr seid doch der Grund, dass Iggy & the Stooges wieder zueinander fanden. Ja, das war J.

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Bist du eher ein Song oder ein Album-Typ? Definitiv Song. Die Lyrics zu gewissen Songs waren es, die mich früher zum Punkrock brachten. Das ist der Grund wieso ich Neil Young, Sammy Davis und Johnny Mitchell mag, ihre Songs und Lyrics. Dann ist da eben noch meine andere Seite, die des Musikers und Schlagzeugers. Deswegen höre ich auch viel instrumentelle Musik, wie Zappa. Welches sind momentan deine fünf Lieblingssongs? Ein paar Typen spielten diese Jimi Hendrix Songs während dem Soundcheck, da dachte ich schon: «Mann, ich liebe dieses Album.» Manche dieser Lieder sind meine Lieblingslieder. Jemand fragte mich nach meinem Lieblingsalbum. Das wäre «The Who – Live at Leeds». Ich liebe gewisse alte Sachen von Soundgarden. Keine Ahnung. Ich denke für mich, oder die meisten von uns geht es in der Musik immer um deine momentane Laune. Dein Lieblingssong ist der, der gerade am besten passt. Welches ist die peinlichste Platte, die du dir je gekauft hast? Wahrscheinlich einer der Rush Platten, «Carress of Steel». Es ist wirklich schmalzig. Da denken Leute wirklich nur: «Was, magst du das wirklich? Das ist schrecklich.» Aber ein paar Songs da drauf sind irgendwie cool (lacht).

Deine Lieblingsbeschäftigung neben dem Musizieren? Alles was man im Freien macht. Ich mag Wandern. Eine lange Zeit war ich ein Sport-Motorrad-Typ. Ich wuchs nicht unbedingt damit auf oder so, aber ich mochte es weil man in der Natur war und es einem ein Gefühl von Freiheit gab. Dann alles was mit Visuellem zu tun hat.

Die letzte Frage: Was ist Musik für dich? Ich glaube da kann ich für uns alle sprechen. Musik ist eine Flucht und ein Bewältigungsmechanismus. Es beeinflusst alles. Wenn man sich besser oder schlechter fühlen will ist Musik immer das Medium. Man kann es einfach einschalten.

Wenn Dinosaur Jr. ein Abendessen wäre, was wäre es? Und was für Zutaten wäre der einzelne von euch? Ich wäre definitiv ein Gewürz. Paprika oder so. J wäre wahrscheinlich etwas Ähnliches. Lou wäre Ketchup. Wir wären etwas, das schwer im Magen liegt. Eine Lasagne, die wirklich lecker ist, nach der man aber nicht mehr ans Essen denken kann. Weshalb hast du begonnen Schlagzeug zu spielen? Ich hatte immer ein starkes Rhythmusgefühl. Wenn ich Radio hörte, konnte ich die Drums hören. Ich konnte es zwar nicht spielen, aber ich wusste was man machen musste, damit es richtig klang. Ausserdem war ich als Kind sehr hyperaktiv. Eines Tages drehte ein Lehrer fast durch und meinte, ich sollte mir doch ein Drumset kaufen und zuhause rumtrommeln. Da ging das Licht irgendwie auf. Davon kam ich auf die Idee.

selin aktekin «Selin Aktekin ist part-timerockstar, das Mädchen mit den grünenpinkenschwarzen Haaren und eine wunderbare Zuhörerin. Für uns führt sie regelmässig Spitzeninterviews mit Musikern und bloggt unter nana-badam.blogspot.com.» (diese Lobeshymne wurde von unserer Chefredaktorin verfasst)

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Halt im Alltag

Der Alltag kann manchmal ein richtiges Arschloch sein. Was mir Halt gibt und schwere Zeiten versüsst: Espresso und Zigaretten mit dir, wenn ich unsere Zahnbürsten beim Rummachen erwische, die Strassenschilder und petit dejeuners in Paris, Plattenläden, der Geruch von frisch gewaschener Wäsche, Apéros an Sommerabenden auf Fast-Balkonen, Schreibmaschinen, Flohmärkte, Möpse (die Hunde!), Alltagsrevolutionäre, (schöne) Menschen beobachten und dabei im Café draussen sitzen, Widerstand von Kleinen gegen die Grossen. //Miriam Suter

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miriam suter 24, mehr Träume als Neurosen, mehr Optimismus als Sorgen (wenn auch nur ganz knapp), mehr Bücher als Kleider, mehr Pizza als Gemüse. Oder Gemüsepizza.

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Nächster Halt:

Kalt //Angelika Imhof

Wenn die Tage kalt sind und die Nächte lang, zieht es viele in den warmen Süden. Uns zog es in noch eisigere, dunklere Gebiete – in den hohen Norden, wo der Winter sein schönstes Gewand vorführt. Während vier Tagen wechselten wir viermal die Unterkunft und erlebten die freundliche Gemütlichkeit eines Chalets, eine Nacht im Schloss der Schneekönigin, die nächste im preiswerten Hostel und die letzte in der luxuriösen Suite eines Hafenhotels. 1. Tag: Jukkasjärvi, Chalet Hier landet das Flugzeug auf einer schneebedeckten Landebahn, das Gepäckband ist nicht länger als 20 Meter. Willkommen in Kiruna, Nordschweden,

willkommen in Lappland wo die durchschnittliche Temperatur im Winter gut und gerne unter -20 Grad fällt. «Do you sleep warm or cold», werden wir beim Check-in im Icehotel in Jukkasjärvi gefragt. Wir bejahen das erste ohne zu wissen, was das zweite genau bedeutet. Das Chaletzimmer ist in warmes Licht getaucht und harmonisches Design von Alvar Aalto beweist das skandinavische Stilbewusstsein. Bevor uns die Wärme vollkommen einlullt, wollen wir noch das wahre Gesicht der Polarnacht kennen lernen. Auf einem Hundeschlitten mit einem Gespann von einem Duzend schwitzenden, hechelnden aber unglaublich ausdauernden Huskys gleiten wir nahezu geräuschlos durch die endlosen Wälder. Mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h ziehen wir an zuckergussbedeckten Tannen vorbei und sehen uns umgeben von nichts als der ursprünglichen Natur. Während einer Pause im selbstgebauten Tippi des Hundeschlittenführers wärmen wir uns am Feuer, essen gebratenes Rentierfleisch und trinken rauchigen Kaffee aus holzgeschnitzten Tassen. Kälte scheint plötzlich relativ, denn das einzigartige Erlebnis wärmt, belebt und beglückt. 2. Tag: Jukkasjärvi, Icehotel Drei paar Socken, langärmlige Thermounterwäsche, zwei paar Jäckchen, Himalaya-erprobte Handschuhe und der Kampf gegen die eisige Kälte kann begin-

nen. Touristen, die mit Sommerschuhen Erlebnisse heischen wollen, wie man sie auf dem Pilatus antrifft, gibt es hier keine. Die Reisenden sind sich der extremen Umstände bewusst und entsprechend gut darauf vorbereitet. Wir spazieren durch das verschlafene Dörfchen Jukkasjärvi, vorbei an knallig gelben und roten Häusern und man wägt sich beinahe in einem Bullerbü-Film von Astrid Lindgren. Wir füttern gierige Rentiere mit Moos und wärmen unsere angefrorenen Füsse in einer Kirche auf. Diese Nacht schlafen wir «cold», das bedeutet im ersten und grössten Icehotel der Welt. Das Icehotel stellt mehr ein faszinierendes Kunstwerk, als eine gemütliche Übernachtungsmöglichkeit dar und nicht umsonst steht das palastähnliche Iglu während des Tages den Besuchern zur Betrachtung offen. Auch wir begutachten alle individuell gestalteten, eisigen Schlafgemächer mit Bewunderung, bevor wir unseren eigenen Raum «the cold and the crazy» beziehen. Das Eis schwingt sich in sanften Linien, glasklar und spiegelglatt. Das Bett

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besteht aus einem einzigen Eisklotz, der mit mehrlagigen Rentierfellen bedeckt ist. Trotz eines Thermoschlafsacks mag es nicht wirklich gemütlich werden und man kann nicht verleugnen, dass es bei einer Überachtung im Icehotel mehr um den Wunsch «es gemacht zu haben» als um den Wunsch «es wieder zu machen» geht. 3. Tag: Stockholm, Hostel Fridhemsplan Eine Nacht im bescheidenen Hostel, eine Nacht im dekadenten Hotel. So ist der Plan. Doch dieser wird beim Einchecken vereitelt. Da wir ein Doppelzimmer gebucht haben, landen wir kurzerhand in der Hostelsuite und die ist alles andere als spartanisch. Grossräumig, sauber, mit einer langen Fensterfront, die einen herrlichen Blick über die Dächer Stockholms offenbart. Das Fazit resultiert, dass wahres Hostelfeeling nur im 8-Bett Zimmerschlag aufkommt.

Stockholm erwacht gerade aus dem Winterschlaf, die Eisschollen auf dem Ostseeausfluss Riddarfjärden brechen, der Schnee auf den Dächern schmilzt. In einer Bar geniessen wir eine warme Krabbensuppe und einen TomatenBüffel-­ Mozzarella-Salat. Dazu gibt es knusprig körniges Brot, das mindestens so gut schmeckt wie jenes aus Schweizer Backstuben. Im Allgemeinen fühlt man sich in Stockholm nie fremd. Vieles ähnelt der Schweiz, allerdings unterscheiden sich die Schweden mit ihrem guten Geschmack für Mode und Möbel, sowie ihrem perfekten Englisch. 4. Tag: Stockholm, Hotel Radisson Blu Der Portier eilt aus dem Hotel und schnappt sich unsere Koffer, beinahe bevor wir aus dem Taxi ausgestiegen sind. In einem goldenen Lift fahren wir in die vierte Etage und landen schon wieder in einer Suite. Diesmal in einer richtigen. Ein kleines Vorzimmer mündet in einem runden Wohnzimmer zur Linken und in einem Schlafzimmer mit

Kingsize-Bed zur Rechten. Eine Kaffeemaschine lehnt in verführerischer Pose an der Wand, bunte Kapseln umspielen ihre Fesseln. Wir machen uns auf in die historische Altstadt Gamla Stan und besuchen das königliche Schloss. Pompöser Prunk ist eingebettet zwischen kalten Steinmauern. Den Abend lassen wir in einer hocherhobenen Bar ausklingen und geniessen den Blick auf das unbekannte Lichtermeer Stockholms und die wohlige Atmosphäre. Ein Barkeeper fragt uns heiter: «What are you guys doing in Sweden?» «We are on holidays». «IN WINTER?!?» Ja, im Winter, und wir würden es wieder tun.

Angelika Imhof (1991) studiert ab nächstem Herbst Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität in Bern. Sie mag: Das Geräusch, wenn Pferde Gras abzupfen und dreckige Wasserfarbkästen. Sie mag nicht: Intoleranz und Tupperwares.

Steinbock

Wassermann

22.12.–20.01.

21.01.–19.02.

Gedanken und Fantasie frei walten lassen, gut und recht, aber den Ernst des Lebens dabei nicht ganz vergessen.

Hat wie immer eine klare Haltung und weiss was er will. Eine Entscheidung steht an, bitte mit mehr Herz als Kopf entscheiden. Fische

Widder

20.02.–20.03.

21.03.–20.04.

Widder sind die Lieblinge der Sterne, sie reiten auf der Erfolgswelle. Nur weiter so, nimm die Chance wahr.

Ein Träumer bleibt ein Träumer, aber jetzt sollte auch der Fisch einmal Farbe bekennen.

Stier

Zwilling

21.04.–20.05.

21.05.–21.06.

Immer Party und feiern und noch kein Ende in Sicht. Wie lange geht das wohl gut?

Geniessen ist die Devise, aber Vorsicht, zuviel des Guten bekommt der Gesundheit nicht.

Krebs

Löwe

22.06.–22.07.

23.07.–23.08.

Der Löwe spielt mal allen wieder den Grossen Herrn, dabei würde er so gerne mal ein kleines Kätzchen sein.

Auch beim Krebs ist Gesundheit sehr wichtig. Vielleicht mal einen Check beim Arzt, nur um zu wissen: es ist alles in Ordnung. Jungfrau

Waage

24.08.–23.09.

24.09.–23.10

Versucht jetzt immer wieder Streitigkeiten zu vermeiden, dabei ist eine Auseinandersetzung unvermeidlich.

Schönheit über alles, aber versuch doch auch mal unfrisiert aus dem Haus zu gehen, kann gar nicht schaden. Skorpion

Schütze

24.10.–22.11.

23.11.–21.12.

Vielleicht fragen sich deine Freunde schon, wo denn der Stachel geblieben ist, keine Bange der kommt bald wieder zum Vorschein...

Jemand braucht zur Zeit deine Hilfe, vergiss mal deine Rechthaberei und übe dich als Krankenschwester.

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REDAKTION Miriam Suter LAYOUT Sara Suter Jasmine Varadi Corinne Leuthard FOTOGRAFIE & WEBSEITE Oliver Fabel Sara Suter DRUCK ISI Design + Print AG Entfelderstrasse 45 5000 Aarau

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FREIE MITARBEITER dieser Ausgabe Marlen Meier, Julian Stäuble, Timothy Löffler, Angelika Imhof, Valerie-Siba Rousparast, Selin Aktekin, Katja Alissa Müller

Mein Hotelbett. Heute Nacht in: San Francisco.

Flugbegleiter auf Reisen Auch wenn mich eine Atlantiküberquerung in der Business-Klasse keine hundert Franken kostet und diese Tickets ohne Wiederrede etwas vom Besten sind an meinem Beruf; manchmal hasse ich mich dafür, diese Tickets zu brauchen. Lasst euch erklären, warum Flugbegleiter auf Privatreisen manchmal das Flugzeug nur von aussen sehen, mal zehn Stunden auf einem Klappstuhl in der Boardküche verbringen oder aber auch mal lallend auf dem Gepäckband kreisen. Standby, der magische Begriff. Es gibt unzählige Tarife und Möglichkeiten, als Mitarbeiter Tickets zu kaufen. Und selbst nach bald zwei Jahren blick ich manchmal noch nicht ganz durch. Aber die gängigste Art, als Saftschubse einen Flug zu buchen, ist mit einem Standby-Ticket. Wobei hier der Begriff «buchen» schon falsch ist, man «listet» sich lediglich. Und wenn es dann noch Platz hat, darf man mit. Klingt eigentlich ja ganz einfach, wären da nicht die unzähligen Faktoren, die mitspielen. Flüge werden Überbucht, man hofft auf Passagiere, die nicht auftauchen. Das Maximalgewicht eines jeden Fluges wird berechnet und oft ausgenutzt, vom Kind in der Kabine, über das Hündchen auf Mutters Schoss, das Kerosin im Tank und den Container Bananen im

Cargo. Da ist man als Standby-Passagier aber nirgends einberechnet. Man muss die richtige Kleidung tragen: Business Casual ist Dresscode. Man sollte vielleicht vorab dem Kapitän und dem Kabinenchef noch eine Email schreiben und bringt noch eine Schachtel Pralinen mit und fragt, ob man eventuell auch auf den Klappsitzen in der Küche mitfliegen darf. So bin ich also schon in Zürich stehen geblieben, weil die Maschine nach Kapstadt 11 kg zu schwer war, um mich noch mitzunehmen. Mein Koffer blieb aber aus Zeitgründen an Board und durfte schon mal Südafrikanische Sonne tanken, bevor ich einen Tag später via Johannesburg dann auch noch angekommen bin. Oder ich habe schon eine Nacht am Flughafen O’Hare in Chicago verbracht, bin am frühen Morgen nach New York La Guardia geflogen, mit dem Taxi quer durch Queens zum John F. Kennedy Flughafen gerast, und habe von da versucht, auf eine der drei Maschinen in die Schweiz zugelassen zu werden, weil ich am Vorabend in Chicago vom Kabinenchef abgewiesen wurde. Hingegen war der einzig freie Platz auf dem Flug nach Berlin auch schon hinter

den Piloten im Cockpit oder ich wurde von Kollegen und Kolleginnen abgefüllt, bis ich den Flieger kaum mehr eigenständig verlassen konnte. An meinem Koffer klebt jeweils ein Priority-Kleber und ich bekomme ihn am Band als Erster. Ich durfte schon First Class fliegen, sass in Johannesburg schon in der Premierlounge und in Kopenhagen wurde ich von einem Flughafenangestellten im Auto zum Flieger gefahren. In London durfte ich durch die Crew-Sicherheitskontrolle und in New York konnte ich mit der Crew im Hotel Bus mit in die Stadt fahren. Nimmt man den Stress und den Angstschweiss am ganzen Körper vor dem Einsteigen in Kauf, wird man mit etwas Glück oftmals belohnt, da die Kollegen und Kolleginnen wissen, wie man sich eine halbe Stunde zuvor noch gefühlt hat und lassen einen das ganze Nerv aufreibende Prozedere bei einem Glas Champagner über den Wolken vergessen...

Julian Stäuble arbeitet als Flugbegleiter und erzählt von seinem Alltag: Geschichten aus der Bordküche, den Sitzreihen, den Flughäfen dieser Welt und Anekdoten zu Vorurteilen und Klischés rund um die Zivilluftfahrt. Ihr dürft euch in jeder Ausgabe über eine neue Episode «Come Fly With Me» freuen. Ready for Takeoff?!

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