COPYRIGHT: COPYRIGHT. Redaktion: DR-Kultur Titel: Mit Hammer und Handfeile Autor: Eberhard Schade. Script Beitrag

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Author: Hansi Kappel
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COPYRIGHT: COPYRIGHT DiesesDieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darfEsohne nicht verwertet Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. darfGenehmigung ohne Genehmigung nicht werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügenoder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Fürvervielfältigt Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit abgeschrieben oder in sonstiger Weise werden. Für Rundfunkzwecke darf das Genehmigung von DeutschlandRadio / Funkhaus Berlin benutzt werden. Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden.

Redaktion: DR-Kultur Titel: Mit Hammer und Handfeile Autor: Eberhard Schade

Script Beitrag

Atmo 1; Martin / Text auf Atmo Jane Morgan. I know, we knew her well. In fact this is the only plus 8 with a coupe body on it. Oh, Charles? Charles? ...

Autor: Martin hat es schwer. Schwärmen die beiden betuchten britischen Damen eben noch vom Design des Sportcoupés, haben sie jetzt nur noch Augen für Charles, den Eigentümer der Fabrik. Doch der groß gewachsene Mann lächelt nur etwas angespannt im Vorbeigehen, verschwindet dann durch die Tür zum Hof. Und Martin, der Tourguide, fährt fort.

Atmo 2; Martin / Text auf Atmo I tell you what I do now. We have a brief film, that Charles has made just to introduce you, what we are doing in the factoty here and ...

Autor: Schlägt vor zur Einstimmung einen kleinen Film von Charles anzuschauen. Über Morgan in Malvern. Den Autohersteller, der die unverwechselbaren zierlichen, flachen

Sportwagen

mit

den

nostalgischen

Speichenrädern

baut.

Familienunternehmen, britisch durch und durch. Seit exakt 100 Jahren.

Ein

Ansage:

MIT HAMMER UND HANDFEILE Besuch beim Sportwagenhersteller Morgan in England Eine Reportage von Eberhard Schade

Atmo 3; Film / Text auf Atmo It will be coming up in just a second. My grandfather …

Autor: Im Film trägt Charles Morgan denselben maßgeschneiderten dunklen Anzug wie in der Fabrik. Untermalt von seichter Musik und historischen Bildern beschwört er den Pioniergeist seines Großvaters und Vaters und schwärmt schon bei den frühen Prototypen des Morgan vom unverwechselbaren Design. Charles nennt sie die „I-pods“ ihrer Tage.

Atmo 3; Film / Text auf Atmo After the war, the 1950s were perhaps the heritage years. The days of race on sunday, sell on monday. …

Autor: Die Blütezeit dann in den 50ern und 60er Jahren – damals gibt es noch mehr als 50 britische Automarken. Autoverrückte im ganzen Land besuchen am Sonntag ein Rennen, am Montag kaufen viele das Modell, das am Vortag gesiegt hat. Nicht selten einen Morgan 4/4.

Atmo 4; Film / Text auf Atmo Morgan sportscars create love and passion. ... hoch bei 4.10 Autogeräusch. Hupen. Being behind the wheel ...

Autor: Auf der ganzen Welt gibt es vermutlich kein Auto, dass länger gebaut wird. Nämlich 72 Jahre. Das, so Charles, funktioniert nur, wenn Enthusiasten am Werk sind.

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Atmo 5; Martin / stehen lassen (Regie: wie O-Ton) They havent changed a great deal, they are still very recognizable. OV: Und sie haben sich nicht großartig geändert, man erkennt sie immer noch wieder.

Autor: …, sagt Martin, der sich, als der Film zu Ende ist, neben einem silberfarbenen Roadster mit weinrotem Verdeck stellt. An der Windschutzscheibe ein Zettel mit der Fabrikationsnummer: H 2910004332. Daneben ein Name: KoesslerHammerschmid. Einer von 57 Morgan-Händlern weltweit.

Atmo 6; Martin / Text auf Atmo The cars you see here are customers cars that are waiting to be picked up by the dealers or indeed the customers ...

Autor: Martin, die beiden Damen und ihren Ehemänner, James und Edgar, stehen jetzt dort, wo Händler und Kunden ihren Morgan abholen – nach bis zu einem Jahr Wartezeit - im Despatch Department. 17 frisch polierte Wagen parken hier, 17 fabrikneue Oldtimer quasi. Zwei elfenbeinfarbene 4-Sitzer mit belgischen Kennzeichen, ein Morgan 4/4 in dunkelgrün mit schwarzen Speichen. Ein AeroMax in hell-blau-metallic. Und: ein La Gonda. Den entdecken James und Edgar sofort und fangen an zu fachsimpeln. „Weiß der Teufel, was der hier zu suchen hat“, sagt Martin leise und versucht ein Lächeln.

Atmo 7; Martin / Text auf Atmo After we move from the traditional models we have got the aero-models … Autor: Neben den traditionellen Modellen, bei denen man jeden Augenblick vermutet, Mick Jagger oder Peter Sellers steigen gleich ein oder aus, stehen die Modelle der Aero-Reihe. Der Aero 8 und der Aeromax. Die fast 400 PS starken Sportwagen kosten mehr als 100 000 Euro und sehen mit ihrem Retro-Design aus, als wären sie soeben aus der Kulisse eines Batman-Films gerollt. Und: sie sind schnell. Weil sie leicht sind. Und leicht, weil der Rahmen wie bei Flugzeugen aus Aluminium gefertigt wird. Nebenan, im sogenannten chassis erecting shop.

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Atmo 8; Werkhalle / Text auf Atmo Musik & Arbeistgeräusche.

Autor: Fertigungshallen in anderen Autofabriken sind oft sauber und ordentlich. Bei Morgan erinnern sie eher an eine Hinterhofwerkstatt. Alles sieht ein bisschen chaotisch und improvisiert aus. Zwei Männer ziehen gerade bei einem Modell Reifen auf, damit es in die Werkstatt nebenan gerollt werden kann. Drei andere bauen einen BMW-Motor ein. An dem verändern sie vorher zwei, drei kleine Dinge. Nicht etwa, weil wir es besser können, sagt Martin, leise. Nein, das machen wir, damit wir später auf dem Motor auch Morgan schreiben dürfen.

Atmo 9; Tür, Stimmen & Martin / Text auf Atmo And in complete contrast you here you have the traditional cars ...

Autor: Ganz anders die Fahrgestelle für die traditionelle Baureihe bei Morgan im Wing & Body Shop. Am Eingang zeigt Martin auf zwei mit Querholmen verbundene Längsträger aus Stahl, so wie sie schon in den 50ern und 60er Jahren gebaut wurden. Gemeinsam haben sie mit denen der neuen Modelle eins: sie alle bekommen in der Holzwerkstatt noch einen Rahmen aus Esche.

Atmo 10; Martin / Text auf Atmo Obviously this is the wood shop this is where all the wooden body frames are made …

Autor: Auch hier: der Charme einer Hinterhofschreinerei. Blauer Holzfußboden, die Arbeitsplätze abgetrennt durch große Regale, in denen mal lose, mal fertig geleimte und verschraubte Rahmenteile liegen. An der Wand: gelbe Spints mit Kästen voller Schrauben. In der Luft: ein Geruch von Öl und Holz. Die Mittagspause geht gerade zu Ende. Die Maschinen starten.

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Atmo 11; Holzwerkstatt / Text auf Atmo

Autor: Nick Butler stört es nicht, wenn Martin mit Besuchern vorbei kommt. Das kennt man hier bei Morgan. Der Türrahmenmacher nickt James, Edgar und ihren Frauen freundlich zu, arbeitet flink weiter. Er findet sich scheinbar blind in dem Chaos aus Holz zurecht. Legt fünf verschieden große Stücke aneinander, trägt an den Enden Heißkleber auf, fixiert sie mit Spannern. Wischt Kleberreste ab. Fertig ist der G-förmige Türrahmen aus Holz für den Roadster.

O-Ton Nick; take 1 (OV): It is all plained and cut…... that means we can get a lot more cars out. OV: Alle Teile kommen fix und fertig aus der Schreinerei nebenan, so dass ich sie nur noch nehmen muss, zusammenleime und weider zurück aufs Regal lege. Was ich hier mache, hat früher mal 2 Stunden gedauert. Heute schaffe ich, wenn alles gut läuft, ein Paar Türen in sechs Minuten, sodass wir eine Menge Produktionszeit einsparen. Und auf diese Art und Weise können wir am Ende mehr Autos bauen.

Autor: Nick macht seit zehn Jahren jeden Tag dasselbe. Dennoch wird es nicht langweilig, sagt er, weil die Autotypen wechseln. Mal baut er Rahmen für den Roadster, mal für den Aeromax. Immer aber nimmt er dafür Eschenholz.

O-Ton Nick; take 2 (OV): The reason why we use... …that is one of the main reason why we use the ashe. OV: Der Grumd warum wir Eschenholz nehmen ist erstens, weil es hart ist. Zweitens ist es sehr flexibel, es … nicht. Wenn also das Auto in einen Unfall verwickelt werden sollte, findest du nicht die eine Hälfte des Autos hier un die andere dort drüben. Es hält immer zusammen. Das ist der Hauptgrund, warum wir Esche verwenden.

Autor: Jetzt muss Nick sich beeilen, den restlichen Kleber mit dem Schraubenzieher und einem Teppichmesser abkratzen. Innerhalb von nur drei Minuten ist der sonst so hart, dass er ihn nicht mehr abbekommt.

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O-Ton Nick; take 3 (OV): While this one is going off… …so its a constant flow. OV: Ist der eine Rahmen fertig, wird er abgeschraubt, ein neuer sauber gemacht, mit Kleber bestrichen und wieder festgeschraubt. So geht das immer weiter, mögichst in einem Fluss, ohne große Pausen.

Autor: Wirklich gestresst sieht Nick bei der Arbeit nicht aus. Auch seine Kollegen nicht. Sie haben gut zu tun, aber alle irgendwie ein Grinsen im Gesicht. Denn: verglichen mit anderen Autoherstellern gehen in den Backsteinhallen Malverns die Uhren anders. Vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt vergehen 14 Tage. Dann erst rollt ein fertiger Morgan vom Hof. Und das ist schon schnell. Noch vor Zehn Jahren bauten die rund 165 Mitarbeiter manchmal bis zu drei Monate an einem Auto. Echte Handarbeit eben. Mit Hammer und Handfeile. Entspannter kann man Autos kaum bauen. Und wer einmal mitmacht, will nicht wieder weg.

O-Ton Nick; take 4 (OV): I used to drive a... Yeah, it is good. OV: Ich bin früher LKW gefahren, war mein eigener Boss auf der Straße und gar nicht sicher, wie ich es finden würde, jeden Tag in einer Fabrik zu arbeiten. Aber heute geht es mir gut. Ich mag es, die Atmosphäre hier stimmt. Und Charles, der Chef, kennt alle unsere Namen. Du bist keine Nummer. Ja, es ist gut hier.

Autor: Ähnliches sagen die anderen in der Holzwerkstatt. Alan, der seit 27 Jahren an einer Maschine aus den 50er Jahren die Endstücke der Holzrahmenteile ausschneidet oder Paul, der mit Schutzbrille, Mundschutz und Schleifmaschine den aus 90 Einzelteilen zusammen geschraubt- und geleimten Rahmen den letzten Schliff gibt.

Atmo 12; Martin / Text auf Atmo We still make the 4-seaters, they are very popular. What we are going to do now is to cross the factory yard on the right is the spray shop ...

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Autor: Nächster Stopp: Die Lackiererei. Doch bevor Martin die Holzwerkstatt verlässt, dreht sich der klassisch in Harris-Tweed gekleidete Edgar noch einmal um, nickt Alan, Paul und Nick noch einmal zu. Als wolle er sagen, wie sehr ihn die Arbeit hier beeindruckt.

O-Ton Herr; take 5 (OV): It is amazing to see this... …It is precisely like that. OV: Es ist erstaunlich, das hier zu sehen, das ist wirklich noch alles Handarbeit. So wie sie Autos in den 20ern und 30ern gebaut haben, exakt so.

Autor: Damit kommt das kleine Unternehmen besser durch die Rezession als die meisten (modernen) Autobauer. Die Warteliste ist lang, weiß Martin. In 2009 werden rund 700 Autos die Fabrik verlassen, so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Das heißt für die Morgan Motor Company: ein Umsatz von rund 25 Millionen Euro. Wie macht Charles das nur? fragt James den Touguide auf dem kurzen Fußweg in Richtung Lackiererei. Der gibt die Frage gleich weiter Charles Morgan persönlich. Der ist nochmal gekommen, um Hallo zu sagen.

Atmo 13; Begrüßung / Text auf Atmo Good to see you ...

Autor: Charles weiß noch immer nicht, wen er vor sich hat, obwohl ihn alle gut zu kennen scheinen. Er lacht laut, macht Witze, wirkt irgendwie unsicher. Die Frage nach dem Geheimnis des Erfolges bei Morgan kommt ihm da gelegen.

O-Ton Charles; take 6(OV): I think we are very efficient… …in the luxury market. OV: Ich glaube wir sind sehr effizient. 700 Autos mit 165 Arbeitskräften ist im Luxus-Segment ein guter Schnitt.

Autor: … sagt er und glaubt, dass andere Sportwagenhersteller wie Posrsche, Aston Martin und zum Teil auch Ferrari falsch auf die Krise reagiert hätten.

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O-Ton Charles; take 7 (OV): Unlike for instance … very well. OV: Sie alle haben versucht, in den vergangenen Jahren so viele Autos möglich zu verkaufen. Deshalb trifft sie die sie so Krise hart, sie verkaufen noch halb so viele. Das führt zu Entlassungen. Anders Rolly Royce und Ihnen und uns geht es gut – warum? Wir haben es in den Boom-Zeiten mit Produktion einfach nicht übertrieben.

wie nur wir. der

Autor: Der Aero 8 ist fast zehn Jahre auf dem Markt, der Morgan 4/4 72 Jahre. Beide Modelle verkaufen sich gut. Ein schlichter Leiterrahmen aus Stahl, darauf ein Aufbau aus Eschenholz und eine Blechhaut aus Aluminium – mehr braucht es doch nicht, sagt Charles und grinst. Der clevere Unternehmer hat längst erkannt, dass er den Leichtbau bei Morgan in Zukunft als ökologischen Vorsprung verkaufen kann.

O-Ton Charles; take 8 (OV): So we now produce a V8... …and that is because the cars are light. OV: Unsere 8-Zylinder Autos zum Beispiel haben weltweit den geringsten Schadstoffausstoß, der Arrow V8 stösst 250 Gramm CO2 aus, das ist weniger als ein Porsche und ganz sicher weniger als ein Ferrari oder Mercedes, weniger als alle. Und der Grund dafür ist, das unsere Autos so leicht sind.

Autor: In drei Jahren will Morgan ein Auto mit Elektroantrieb auf den Markt bringen, in zehn Jahren eins mit Brennstoffzelle. Martin, längst eingeweiht, nickt anerkennend. Und Charles Besucher sind offenbar beeindruckt. Sie sind sprachlos. Und Charles setzt noch einen drauf.

O-Ton Charles; take 9 (OV): Please can I correct a myth... ... and that´s what appeals to people. OV: Bitte lassen Sie mich einen Irrtum korrigieren. Nämlich den, dass ein Morgan untechnologisch ist. Ein Morgan hat ABS, Airbags, moderne Elektronik, wheelspeed senses. Er verbindet das aber mit einem Fertigungsgrad, den nur handgemachte Produkte haben. Das ist so, als würden sie einen maßgeschneiderten Anzug kaufen. Er ist eben nicht derselbe wie jeder andere Anzug. Die Nähte sind ein wenig hochwertiger gearbeitet.

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Atmo 14; Verabschiedung & Martin / Text auf Atmo Excuse me gents, you have to stop here …

Autor: Charles muss los. Martin übernimmt wieder. Erzählt, dass in der Lackiererei der Kunde

zwischen

70.000

verschiedenen

Farbtönen

wählen

kann,

nur

umweltfreundliche Farben gespritzt werden. Dennoch müssen Besucher draußen bleiben. Rein dürfen nur James, Jimmy, Wayne, Dan und Erik – bei Morgan auch die Paint Shop Boys genannt. Martin öffnet die Tür zur nächsten Halle, dem TrimShop.

Atmo 15; Trim Shop / Text auf Atmo

Autor: Die Stimmung hier: exzellent. Aus mindestens drei Ecken tönt Radiomusik, wird übertönt von Hämmern, Schleifen und Nähmaschinen. Im Trim-Shop werden Fußteppiche

zugeschnitten,

Verdecke

geschneidert,

Ledersitze

bezogen,

Türgriffe, Rückspiegel, Kippschalter angebracht. Martin schleicht um einen Arrow 8, der gleich vorne am Eingang der Halle steht. Auf der Rückbank liegt ein Badehandtuch großes Stück Leder, für Martins Geschmack etwas zu gelblich geraten. Schräg über der Rückbank liegt ein kleiner, etwas rundlicher Mann mit weißen lockigen Haaren. Roger, von allen hier nur „Bean“ genannt.

Atmo 15; Trim Shop / Text auf Atmo

Autor: Roger hat ein Stück Kreide zwischen seinen dicken Fingern, markiert mit ruhiger Hand den Nahtverlauf. Dann wirft er sich das Leder über die Schulter, geht damit in den hinteren Teil der Halle zu Ivonne. Ein Lächeln – und die Näherin weiß, was zu tun ist. Ivonne, gelernte Schneiderin, ist seit zehn Jahren bei Morgan. Und Roger seit 1959, seit er 15 ist – das sind 50 Jahre. Der ist zu gut, den lassen wir nicht weg, sagt Martin und lacht. Doch Roger winkt nur ab, schwärmt lieber von dem Material, das er in den Händen hält.

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O-Ton Roger; take 10 (OV): Oh so much better quality material this is… ...in between the two layers. OV: Oh, das ist so eine gute Qualität, weil es aus drei Schichten besteht. Die Außenschicht besteht aus Maulher, auf der anderen Seite haben wir Baumwolle und dazwischen noch eine Schicht rubber.

Autor: 50 Jahre bei Morgan – kein anderer ist so lange hier. Seine Kollegen lieben Roger. Die Älteren, weil er stets gute Laune hat. Die Jüngeren, weil er ihnen so viel beibringt. Für ihn ist jeder Tag im Trim shop noch immer ein erfüllter Tag, sagt er.

O-Ton Roger; take 11 (OV): Oh yes! You see the end product … … it has been good. OV: Oh ja. Hier siehst du das Endprodukt, du fertigst etwas. Und wenn es diese Tür verlässt sagts du zu leise zu dir: daran hab ich das gebaut, das genäht. Das macht Freude und ist gut. Nein, wirklich. Ich habe immer gern hier gearbeitet, es war eine schöne Zeit.

Autor: Die Atmosphäre ist und war immer gut, sagt er. Nach Feierabend trifft man sich manchmal noch im Pub. Und früher, erzählt er, haben wir draußen im Hof in den Pausen mit den Kollegen Fußball gespielt. Nein, Angst, dass die Stimmung umschlägt, die Krise auch Morgan erwischen könnte – hat er nicht.

O-Ton Roger; take 12 (OV): No, I don´t think… … hat´s around the corner, do you? OV: Nein, ich glaube hier hat kaum jemand Angst. Alle hier fühlen sich ziemlich sicher. So sicher, wie man sich eben fühlen kann. Denn du weißt ja nie, was hinter der nächsten Ecke auf dich wartet.

Atmo 15; Trim Shop / Text auf Atmo

Autor: Jetzt wartet das Faltverdeck eines Roadsters auf Roger. Mit einer Hand zieht er das Ende straff über eine Reihe von Metallstiften, mit der anderen streicht er den Stoff immer wieder glatt. Dann schneidet er mit einem kleinen Messer Schlitze in den Stoff. Dort werden später Hülsen eingestanzt.

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Ist doch der schönste Job auf der Welt, ruft Roger Martin noch zu und grinst – doch der glaubt: den hat Tony. Tony Monk ist Testfahrer bei Morgan.

Atmo 16; Trim Shop Tony / Text auf Atmo

O-Ton Tony; take 13 (OV): The car has just been out … ...and the general car, you know. OV: Der Wagen hier war gerade draußen beim Straßen-Test und ich prüfe die Lampen, die Bremsen – ach was, nicht die Bremsen, undichte Stellen und so weiter. Wir fahren mit jedem Wagen 25 Meilen, um Lenkung, Bremsen und so weiter zu überprüfen. Alle Instrumente, Geräusche – das Auto im allgemeinen.

Autor: Manchmal gibt es ein paar Probleme beim ersten Start, das Schaltgetriebe oder der Motor sind zu laut – ansonsten, sagt Tony, ist der Morgan ein ganz ordentlicher Wagen. Viel mehr sagt er nicht. Der 64jährige wirkt fast schon ein bisschen gelangweilt. Dabei ist er gerade eben 30 Meilen mit einem der schönsten Autos durch die sanften Hügel der englischen Midlands gerast. Und wird dafür bezahlt! Nach 47 Jahren bei Morgan wird selbst dieser gelebte Männertraum irgendwann Routine. Tony schiebt seine Lesebrille auf die Nase, macht ein paar Häkchen in einem 35 Seiten dicken Service-Heft. Schiebt die Brille dann wieder auf die Stirn, startet noch einmal den Motor.

Atmo 17; Motor / Text auf Atmo

Autor: Der satte Sound der 8 Zylinder geht leider im Trim-Shop unter, weil überall gehämmert, geschliffen, genäht wird. Tony hört trotzdem raus, ob die Maschine zu laut arbeitet oder genau richtig.

Atmo 17; Motor / Text auf Atmo No, that´s good, that´s good. That sounds good.

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Autor: Gibt es ein Problem mit dem Motor, wird er komplett ersetzt, sagt er, nicht repariert. Kleine Macken an Kupplung, Bremse oder Schaltung dagegen werden von Tony selbst oder einem zuständigen Kollegen behoben. Tonys Werkbank: ein einziges Chaos. Auf knapp einem Meter liegen Glühlampen, Unterlegscheiben, kleine Metallschrauben, Sicherungen, zwei Lenkräder, und ein Kasten mit Werkzeug, in dem alles durcheinander fliegt. Daneben ein Rucksack und ein Glas Kirschsaft. „Hauptsache ich finde durch“, sagt Tony und lacht. Auf den Roadster vor ihm schraubt er jetzt den Kühlergrill, prüft dann noch den Wasserdruck. Dann sind Roger und Phil dran, sagt Tony und zeigt auf zwei junge Männer, die das fabrikneue Auto polieren und in das Despatch Department, die Verkaufshalle, fahren.

Atmo 18; Museum / Text auf Atmo Lovely pictures. This must be mid nineteen twenties that is Peter, 80 years old. Who are these two? That´s Harry Morgan the founder and his wife Ruth. They were jokers...

Autor: Martin ist inzwischen am Ende seiner Führung angekommen, im firmeneigenen Museum. Ein Neubau, direkt gegenüber von den alten Backsteinhallen. Neben Fotos der Familie Morgan hängen dort ein gescannter Nachdruck des Entwurfs des legendären 3-wheelers, eine Werbetafel mit dem Slogan: a sports car of distinction und ein Regal mit Pokalen für gewonnene Autorennen.

Atmo 19; Treppe Museum / Text auf Atmo

Autor: Ein Stockwerk höher: der Souvenirshop. Von hier aus wird das Logo der Firma, ein Speichenrad mit Flügeln, in die Welt getragen. Aufgedruckt auf ein Polo-Shirt für 22 Pfund und 55 Cent, auf eine Kaffeetasse für 6 Pfund 95 oder eingraviert in Manschettenknöpfe, 45 Pfund das Paar.

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Atmo 20; Martin & Halle / Text auf Atmo That´s very kind of you... .

Autor: Martin verabschiedet James, Edgar und ihre Frauen. Von den Männern bekommt er ein großzügiges Trinkgeld zugesteckt. Für die meisten der Besucher bei Morgan ist die Führung eine Art Zeitreise in die eigene Vergangenheit. So auch für Tony und Gil Butcher aus Watford bei London. Sie stehen an einem BistroTisch neben dem Souvenir-Shop, lassen die letzten anderthalb Stunden sacken.

O-Ton Tony; take 14 (OV): This is my 60s birthday present … …as part of the birthday present. OV: Das ist mein Geburtstagsgeschenk zum 60. Mein zweiter Wagen war ein Morgan. Ich hatte ihn vier Jahre. Also ist dieser Besuch etwas nostalgisch, immer schon wollten wir die Fabrik angucken. Und morgen mieten wir uns dann einen dieser wunderbaern Autos, das ist der zweite Teil des Geschenks.

Autor: 1972 muss Tony seinen Morgan verkaufen, weil er und Gil sich sonst keine Zentralheizung für ihr Haus leisten können. Vergessen, sagt er, hat er ihn nie.

O-Ton Tony & Gil; take 15 (OV): When you sit in the car… … it is unique. OV: Dieses Gefühl, wenn du drin sitzt und alles ist ganz nah vor dir. Der Morgan ist stark, die Beschleunigung sehr gut. Du kannst im modernen verkehr mithalten, sogar in einigen der älteren Modelle. OV2: Er hat so viel Charakter, man braucht ihn doch nur anzuschauen. OV 1: Ja, es gibt wirklich kaum noch so ein Auto, er ist schon einzigartig. Atmo 21; Draußen / Text auf Atmo

Autor: Wieder draußen auf dem Betriebsgelände steht Testfahrer Tony vor seiner Halle, übergibt den Roadster Phil. Der soll ihn die 300 Meter hoch fahren, bis in die Verkaufshalle. Tony hat nichts dagegen, wenn auf diesem kurzen Stück jemand mitfährt. Phil schon.

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Atmo 22; Phil / Text auf Atmo Why can´t I? Oh no, not in a customer´s car. ...

Autor: Und weg ist er. Lauf hinterher, sagt Tony, deine letzte Chance. Oben, vor dem Tor zur Verkaufshalle lässt sich Phil schließlich breitschlagen. Nicht etwa für eine Spritztour durch die Midlands. Nein, für die letzten 50 Meter in die Halle.

Atmo 23; Phil / Text auf Atmo Allright. Motor. Reinsetzen. Tür. This is a final journey ´til the customer gets it. You cant beat working at a place like this driving all these fantastic cars that you will never be able to own. Lachen.

Autor: 50 Meter im Morgan Nummer 490004902, einem Roadster. Rückwärts, aber immerhin. 50 Meter in einem Morgan.

Atmo 23; Phil / Absage auf Atmo Dixon, I leave the keys in, okay? Türknallen.

ENDE

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