COPD ist nicht nur eine Lungenerkrankung

ÖGP-Kongress 2009 – Die Lunge im Zentrum, Teil 2: COPD ist nicht nur eine Lungenerkrankung Wechselwirkungen zwischen einer kranken Lunge und Erkranku...
Author: Katrin Buchholz
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ÖGP-Kongress 2009 – Die Lunge im Zentrum, Teil 2:

COPD ist nicht nur eine Lungenerkrankung Wechselwirkungen zwischen einer kranken Lunge und Erkrankungen anderer Organsystem (u.a. des Magen-/Darmtrakts, der Leber und der Nieren) sowie neue, Patienten schonende Möglichkeiten in der Bronchologie sind Hauptthemen am diesjährigen Kongress (11. bis 13. Juni 2009, Salzburg Congress).

Neue Tendenzen in der europäischen Forschung:

Auswirkungen ärztlicher Interventionen auf die Patienten verstärkt aus der Betroffenen-Sicht zu bewerten

Mediengespräch anlässlich des Jahreskongresses 2009 der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) Montag, 8. Juni 2009, 10.00 Uhr, Wiener Medizinischen Akademie, Alser Straße 4, 1090 Wien, 1. Hof Universitätscampus (Direktionsgebäude)

Text- und Foto-Download unter www.ogp.at

Die Gesprächspartner

Prim. Univ. Prof. Dr. Otto C. BURGHUBER Kongress- und ÖGP-Präsident, Vorstand der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, Wien

OA Dr. Sylvia HARTL

Generalsekretär der European Respiratory Society (ERS), Oberärztin der I. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner-Spital, Wien

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Inhalt ÖGP-Kongress 2009:

COPD ist nicht nur eine Lungenerkrankung Bei Diagnose und Behandlung ist die Interaktion der Lunge mit Anderen Organsystemen zu beachten. Wechselwirkungen zwischen Einer kranken Lunge und Erkrankungen des Magen-/Darmtrakts, der Leber und der Nieren stehen im Mittelpunkt des ÖGP-Kongresses 2009 (11. bis 13. Juni 2009, Salzburg Congress)

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Prim. Univ.-Prof. Dr. Otto BURGHUBER

Neue Tendenzen in der europäischen Forschung:

Ärztliche Interventionen aus Patienten-Sicht zu bewerten Beispiel COPD: Auswirkungen ärztlicher Interventionen (z.B. neue Medikamente, neue Therapiestrategien) auf die Patienten nicht nur am Lungenfunktionswert, sondern auch im Hinblick auf Leistungsfähigkeit, Rehabilitierbarkeit und dem Vermögen, ein selbständiges Leben zu führen, zu bewerten. Seite 8 OA Dr. Sylvia HARTL

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Text- und Foto-Download unter www.ogp.at ÖGP-Kongress 2009:

COPD ist nicht nur eine Lungenerkrankung Bei Diagnose und Behandlung der COPD sind Interaktionen mit anderen Organsystemen zu beachten bzw. sollten ev. bestehende Comorbiditäten nicht übersehen werden. Ein ganzheitlicher Ansatz ist unabdingbar notwendig, um allen Bedürfnissen der Patienten mit COPD gerecht zu werden. Vermutlich über eine chronisch systemische Entzündung (Zigaretterauchen) dürfte diese Erkrankung andere Organsysteme – vor allem über das Gefäßsystem – schädigen und für die erhöhte Inzidenz, Prävalenz und Mortalität von unterschiedlichen, nicht pneumologichen, Erkrankungen verantwortlich sein. Die COPD als „chronisch systemisches inflammatorisches Syndrom“ sowie neue Entwicklungen in der interventionellen Bronchologie sind Hauptthemen des ÖGPKongresses 2009 (11. bis 13. Juni 2009, Salzburg Congress). Daneben werden die Zusammenhänge zwischen Lunge und Magen/Darmtrakt, Lunge und Leber, Lunge und Nieren diskutiert. Wien, 8. 6.2009. „Die Lunge im Zentrum“ lautet in Fortsetzung der Kongressthematik von 2008 auch heuer wieder das Generalthema des Jahreskongresses der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), der von Donnerstag, 11. Juni, bis Samstag, 13. Juni 2009, im Salzburg Congress stattfindet. Österreich: Rund 1 Million Mensch von COPD betroffen In Österreich sind insgesamt rund 1 Million Menschen an COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) erkrankt, 400.000 davon in den Stadien II bis IV, also behandlungsbedürftig, und 50.000 Betroffene leiden an COPD in ihrer schwersten Formen (Stadien III und IV, Quelle: BOLD). Ursache der COPD ist ein der Erkrankung zugrunde liegender Entzündungsprozess der peripheren Atemwegen und des Lungengewebes. Aktuellen Studien zufolge betrifft der Entzündungsprozess aber nicht nur die Lungen sondern auch den Gesamtorganismus. „Wir glauben heute, dass die COPD nicht isoliert als Lungenerkrankung zu sehen ist, sondern schlagen den Terminus „chronisch systemisches Inflammationssyndrom“ vor, um eine Diskussion um die häufigen, komplexen Comorbiditäten bei dieser Erkrankung zu stimulieren“, erklärte heute vor Journalisten in Wien ÖGP- und Kongress-Präsident Univ.Prof. Dr. Otto C. Burghuber, Vorstand der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, aus Anlass des diesjährigen Jahreskongresses der ÖGP.

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Zigarettenrauch führt zur systemischen Entzündung und zu Veränderungen am Gefäßsystem Zigarettenrauchen ist der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung der COPD. Daneben führt Zigarettenrauchen auch zu systemischer Entzündung (zellulär und humoral), zu systemischem oxidativem Streß und zu substantiellen Veränderungen am Gefäßsystem unterschiedlicher Organe. Diese systemischen Effekte des Zigarettenrauchens können nicht nur zu den Veränderungen in der Lunge, sondern auch zu den bekannten Comorbiditäten der COPD führen. „Die wichtigsten Comorbiditäten der COPD sind Abnormitäten der Muskulatur (Muskelschwund), hoher Blutdruck, Diabetes, koronare Herzerkrankung, Herzschwäche, Krebs und Osteoporose. Diese Comorbiditäten beeinflussen die Prognose der COPD wesentlich; tatsächlich sterben COPD Patienten häufiger an nicht pneumologischen Erkrankungen (KHK, Krebs) “, erläuterte Burghuber. Von der systemischen Entzündung zur „endothelialen Dysfunktion“ Experten gehen weiters von der Hypothese aus, dass die lokale Entzündung, die bei der COPD vorliegt, auf den Gesamtorganismus übertragen wird (spilling over) und die nachfolgende systemische Entzündung zu einer Funktionsstörung der systemischen Gefäße, vor allem des Endothels (Innenwand der Gefäße) sowie zu einer erhöhten Steifigkeit der gesamten Gefäßwand führt. Das Endothel reguliert u. a. den Tonus der Gefäße, es produziert wichtige Substanzen für die Regulation des Blutdrucks, beeinflusst die Fließfähigkeit des Blutes und spielt auch eine wichtige Rolle bei Gerinnungsvorgängen. Eine Funktionsstörung des Endothels hat daher immer gravierende pathologische Folgen, wie eine frühzeitige Atherosklerose, erhöhte Thrombosebereitschaft und hoher Blutdruck. Die in mehreren Arbeiten festgestellte erhöhte Steifigkeit der Gefäßwände wir von einigen Autoren als Hinweis für einen schnelleren Altersprozess der Gefäße bei COPD gewertet. In der derzeit heftige geführten Diskussion um die zugrundeliegenden Mechanismen mischen auch österreichische Wissenschafter kräftig mit: Während Burghuber, Chef auch des Ludwig Boltzmann Instituts für chronisch obstruktive Lungenkrankheiten, und sein Team das Endothel als Hauptursache für die Funktionsstörung des Gefäßes sehen, ist eine Wissenschaftergruppe um Prof. William Mac Nee von der University of Edinburgh eher der Auffassung, dass die Gefäßsteifigkeit das Hauptproblem darstellt. In jedem Fall wird heute bei Rauchern über 40 Jahren, bei denen eine COPD mittels Spirometrie festgestellt wurde, eine umfassende diagnostische Abklärung hinsichtlich Comorbiditäten gefordert, um diesen neuen Erkenntnissen gerecht zu werden.

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ÖGP-Kongress 2009: Wechselwirkungen zwischen Lunge, Magen-/Darmtrakt, Leber und Nieren Im Mittelpunkt des heurigen Kongresses stehen zudem die Zusammenhänge zwischen einer kranken Lunge und Erkrankungen des Magen-/ Darmtrakts, der Leber und der Nieren. Diskutiert werden u.a.: •

Der Zusammenhang zwischen gastro-oesophagealem Reflux und der Entzündung der Bronchien: Wenn der Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt (Reflux) und dort zu Schleimhautreizungen bzw. in späteren Stadien zu Gewebeschäden führt, kann es zu einer stillen Aspiration (Übertritt sauren Mageninhalts in die Atemwege vor allem im Liegen) und zu einer Entzündung der Bronchien kommen. „Typische Symptome sind Husten, vor allem in der Nacht und nach dem Essen, aber auch asthmatische Beschwerden. Daher sollten Patienten mit chronischem Husten immer auch im Hinblick auf Reflux untersucht werden.“ (Burghuber).



Die Wechselwirkungen zwischen Leberzirrhose und pulmonaler Hypertension. Bei einer fortgeschrittenen Lebererkrankung (Leberzirrhose) können zwei, die Lungengefäße betreffende Komplikationen auftreten, die zwar selten, aber von hoher prognostischer und auch therapeutischer Relevanz sind: Das „hepatopulmonale Syndrom“ ist durch eine extreme Weitstellung der Lungengefäße mit letztlich Kurzschlussverbindungen zwischen arteriellem und venösem Blut (Shunts) in den Lungengefäßen charakterisiert, während die portopulmonale Hypertension eine ungeklärte Drucksteigerung im Lungengefäßbett bei Leberzirrhose darstellt. Inwieweit hier durch eine chronische Erkrankung (Leberzirrhose) eine systemische Entzündung das Lungengefäßbett durch maximale Weit- bzw. Engstellung beeinflusst, kann bis heute nicht gesagt werden. Bei beiden Erkrankungen sind die Hauptsymptome Müdigkeit, geringe Leistungsfähigkeit und Untersättigung des Blutes.

Interventionelle Pneumologie: Österreichische Wissenschafter präsentieren bahnbrechende Entwicklungen für Emphysem-Patienten Wichtiges Thema des diesjährigen ÖGP-Kongresses sind auch neue interventionelle Möglichkeiten für Patienten, die an einem fortgeschrittenen Emphysem, als Folge der COPD, leiden. Für sie gibt es seit kurzem – Patienten schonende – Erleichterung. An einem Emphysem zu leiden, heißt mit einer Überblähung der Lunge zu leben bzw. nicht ausreichend ausatmen zu können, was zu unerträglicher Atemnot, besonders bei geringen Belastungen, führt. Rückgängig machen lässt sich dieser Prozess nicht; den Betroffenen kann aber dadurch Erleichterung verschafft werden, dass die am stärksten betroffenen Lungenabschnitte entfernt werden, um gesundem Lungengewebe mehr Platz im Brustraum zu geben. Bis vor kurzem konnte dies nur durch eine „Lungenvolumen reduzierende Operation“ erzielt werden; ein relativ großer Eingriff, der auch gewisse Risiken mit sich bringt. 6

Neu: Reduktion des Lungenvolumens mittels Bronchoskop Durch eine völlig neue Technik, an deren Entwicklung das Ludwig Boltzmann Institut für chronisch obstruktive Lungenkrankheiten und die 1. Lungenabteilung des Otto Wagner Spitals federführend beteiligt waren, kann nunmehr die Reduktion des Lungenvolumens auch mittels Bronchoskopie durchgeführt werden. Dabei werden kleine Ventile in jene Bronchien zu den am stärksten betroffenen Lungenareale eingeführt, wodurch die Luft entweichen, aber nicht einströmen kann. Dadurch kommt es zu einer Schrumpfung des betroffenen Areals (Atelektase) mit der Möglichkeit für andere Lungeabschnitte, diesen Platz einzunehmen. „Atemweg-Bypass-Verfahren: Internationale klinische Studie mit österreichischer Mitwirkung Ebenfalls unter österreichischer Beteilung wird derzeit im Rahmen einer großen internationalen klinischen Studie eine andere Methode zur Therapie des Lungenemphysems erprobt: Das „Atemweg-Bypass-Verfahren“. An dieser Studie nehmen auch das Ludwig Boltzmann Institut für chronisch obstruktive Lungenkrankheiten gemeinsam mit der 1. Lungenabteilung des Otto Wagner Spitals teil. Prüfarzt für die Wirksamkeitsstudie mit dem neuen Verfahren ist OA Dr. Arschang Valipour von der 1. Lungenabteilung am Otto Wagner Spital. Bei diesem neuen Verfahren wird mittels Bronchoskopie eine Verbindung zwischen zentralen Bronchien und dem peripheren emphysematös veränderten Lungengewebe geschaffen. Über diesen „Bypass“ kann die Luft entweichen und die Überblähung reduziert werden. Burghuber: „Das Atemweg-Bypass-Verfahren könnte eine gute Möglichkeit für Patienten sein, für die eine Lungentransplantation nicht in Frage kommt oder die jahrelang auf eine Transplantation warten müssten.“ Die Ergebnisse der Studie liegen 2010 vor. (Schluss)

Details zum Programm unter: http://www.ogp.at/media/jahrestagung_2009/Hauptprogramm_D_Web.pdf Um allen Teilnehmern des Kongresses die lückenlose Verfolgung der Inhalte der Vorträge zu ermöglichen, werden Simultanübersetzungen angeboten. Ev. Rückfragen Prim. Univ.-Prof. Dr. Otto Burghuber, Kongress- und ÖGP-Präsident, Vorstand der 1. Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, Wien, Tel.: Tel.: 01/910 60-41007, mobil: 0676/971 44 20, eMail: [email protected] Monika Bannert, Dr. Bannert Public Relations, Tel.: 0664/21 00 618, [email protected]

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Text- und Foto-Download unter www.ogp.at Neue Tendenzen in der europäischen Forschung:

Ärztliche Interventionen aus Patienten-Sicht zu bewerten Beispiel COPD: Auswirkungen ärztlicher Interventionen (z.B. neue Medikamente, neue Therapiestrategien) auf die Patienten nicht nur am Lungenfunktionswert, sondern auch im Hinblick auf Leistungsfähigkeit, Rehabilitierbarkeit und dem Vermögen, ein selbständiges Leben zu führen, zu bewerten. Wien, 8. Juni 2009. Neben der molekularbiologischen Grundlagenforschung zu den Ursachen von Erkrankungen und deren Beeinflussung auf genetischer Ebene, ist die klinische Forschung zur Beurteilung von Therapieerfolgen ein immer wichtigerer Forschungszweig. Herausforderungen der Zukunft sind patientenorientierte Forschungsergebnisse, die die Beurteilung von ärztlichen Interventionen auf das Leben der Patienten ermöglichen. „Für COPD-Betroffene bedeutet dies“ umriss OÄ Dr. Sylvia Hartl, Generalsekretär der European Respiratory Socviety (ERS) und Lungenfachärztin in der 1. Lungenabteilung des Otto Wagner Spitals, Wien, das Zukunftsszenarium, „dass die Auswirkungen ärztlicher Interventionen auf die Patienten nicht nur aus dem Blickwinkel (verbesserter) Lungenfunktionswerte zu sehen sind, sondern vor allem auch im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit, ihre Rehabilitierbarkeit und ihr Vermögen, ein eigenständiges Leben zu führen.“ Was brauchen wir in der Forschung?“ lautet eine der am häufigsten gestellten Fragen der europäischen Scientific Community. „Wir befinden uns in einem Paradigmenwechsel zu Studien, die den Patientenvorteil neuer Behandlungsmethoden, bedingt durch neue Medikamente, beurteilen sollen“, erklärte Hartl zur aktuellen europäischen Situation. Jahrelang habe sich die klinische Forschung damit beschäftigt, experimentelle Wirkungsmechanismen auch am Menschen nachzuweisen. Vor allem im Bereich der chronischen Erkrankungen stelle sich beim jetzigen Stand der Entwicklung immer häufiger die Frage, ob die Beeinflussung eines Messparameters – z. B. eines Blutwertes oder eines Lungenfunktionsparameters – tatsächlich den Verlauf einer chronischen Erkrankung beeinflussen kann. „Wir brauchen Messparameter für Krankheitsprofile, die den Phänotyp einer Erkrankung gut beschreiben“ „Wir brauchen Forschungsergebnisse, die patientenorientiert sind“, betonte Hartl. „Die Herausforderung der Zukunft sind daher Messparametern für Krankheitsprofile, die den sogenannten Phänotyp einer Erkrankung, also ihr Erscheinungsbild, gut erfassen und beschreiben können und damit eine Grundlage für die Auswirkung von Behandlungen auf den Gesamtverlauf einer Erkrankung ermöglichen.“ 8

COPD: Nicht nur die Lungenfunktion, sondern auch Leistungsfähigkeit, Rehabilitierbarkeit und Selbständigkeit wesentlich Im Bereich der Pneumologie bedeute dies am Beispiel der COPD, unterstrich Hartl, dass die Beurteilung einer sehr komplexen Erkrankung, die Auswirkungen auf den Gesamtorganismus hat, ein Verlaufsbeobachtungsmodell benötigt, das die gesamte Krankheitssituation erfasst. „In den letzten Jahren wurden bereits viele Anstrengungen unternommen, nicht nur die Lungenfunktion, sondern auch die Leistungsfähigkeit, die Rehabilitierbarkeit und den Vorteil eines selbstständigeren Lebens, den ein Medikament oder eine Behandlungsstrategie bringen kann, zu untersuchen.“ (Hartl) „Wir benötigen Studien über den natürlichen Verlauf von Krankheiten“ Es tritt damit klar zu Tage, „dass wir Studien über den natürlichen Verlauf von Krankheiten benötigen, damit wir durch ärztliche Interventionen bedingte Veränderungen im Leben des Patienten beurteilen können. Das bedeutet, dass wir große Kollektive von Patienten über längere Zeiträume studieren und eine Vielzahl von Parametern zur Beschreibung des Zustandes heranziehen müssen.“ (Hartl). Wesentliche Voraussetzung: Grenzüberschreitende Qualitätsnetzwerke klinischer Forschungszentren Da die erforderlichen Patientenzahlen in Einzelzentren nicht mehr zu finden sind, ist, so Hartl, die medizinische Forschung auf die Bildung von Qualitätsnetzwerken aus klinischen Forschungszentren angewiesen. „Die Koordinierung solcher Forschung und die gemeinsame Investition von Forschungsgeldern in die gemeinsame Datenauswertung und die unabhängige Beurteilung und Interpretation dieser Daten, braucht neue Strukturen, die in Europa über politische Grenzen hinweg die Entwicklung von Instituten ermöglicht.“ IMI – innovatives EU-Konzept zur Forschungsförderung Die Europäische Union hat durch Forschungsinitiativen wie IMI (Innovative Medicine Initiative) bereits ein weltweit innovatives Konzept zur Finanzierung solcher Forschungsinitiativen erarbeitet. In Zusammenarbeit der führenden Pharmaunternehmen mit dem EU- Rahmenprogramm zur Forschungsförderung wurden die Geldmittel für Ausschreibungen für die Zusammenarbeit der besten Forschungszentren Europas zusammengefasst. Eine wesentliche Voraussetzung, um die Erforschung der Phänotypisierung von COPD und ihres natürlichen Verlaufs zu ermöglichen. Chronisch Kranken auch nicht-medikamentöse Therapien anbieten Hartl zusammenfassend: „Wir erwarten in Zukunft wesentlich größere Aufmerksamkeit im Hinblick darauf, wie unsere Gesundheitsressourcen am besten eingesetzt werden können. Faktum ist, dass die gegenwärtigen Versorgungsstrukturen chronisch kranken Patienten viele bereits gut wirksame Therapien, wie etwa Rehabilitation, nicht anbieten. Nicht medikamentöse Therapien, wie Ernährung und Bewegung, wurden lange vernachlässigt.“ 9

Den Grund dafür ortet Hartl in der derzeitigen, die Medizin stark prägenden Studienlage: Bei den meisten Studien geht es um Medikamente, damit wurden andere nicht-medikamentöse Therapiermaßnahmen verdrängt. Nutzen für die Patienten in die Bewertung von Studienergebnissen mit einbeziehen Guidelines werden daher in der Zukunft für den Therapieerfolg ein anderes Bewertungssystem als die sogenannte Evidenz (Datenlage in der Medizin) heranziehen, da der vorhersagbare Nutzen für den Patienten (GRADE System 2008 publiziert) miteinbezogen werden wird. (Schluss)

Ev. Rückfragen: OA DR. Sylvia Hartl, Generalsekretär der ERS (European Respiratory Society), Oberärztin der I. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, Wien, Tel.: 01/910 60–41635 eMail [email protected] Monika Bannert, Dr. Bannert Public Relations, 01/802 48 91, mobil: 0664/21 00 618, eMail: [email protected]

Beispiel für die Beurteilung durch GRADE Tabelle Siehe Seiten 11 und 12

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Schünemann HJ, Oxman AD, Brozek J, Glasziou P, Jaeschke R, Vist GE, Williams JW Jr, Kunz R, Craig J, Montori VM, Bossuyt P, Guyatt GH; GRADE Working Group. Grading quality of evidence and strength of recommendations for diagnostic tests and strategies. BMJ. 2008 May 17;336(7653):1106-10

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