Claudia Effenberg. Eigentlich bin ich ja ganz nett

Claudia Effenberg mit Michael von Dessauer Eigentlich bin ich ja ganz nett Knaur Taschenbuch Verlag Besuchen Sie uns im Internet: www.knaur.de Or...
Author: Nikolas Schmitt
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Claudia Effenberg mit Michael von Dessauer

Eigentlich bin ich ja ganz nett

Knaur Taschenbuch Verlag

Besuchen Sie uns im Internet: www.knaur.de

Originalausgabe März 2010 Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden. Redaktion: Christina Schneider Zitatnachweis: Seite 95: George Bernhard Shaw, Gesammelte Stücke in Einzelausgaben. Bd. 1: Die Häuser des Herrn Sartorius. Frau Warrens Beruf, © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1990. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlags Seite 154: Werner Finck, Alter Narr, was nun? © 1972 F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München Bildnachweis: Alle Abbildungen privat außer Bildteil Seite 1: Margarethe Olschewski, Seite 6: Michael Leis Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Umschlagabbildung: FinePic®, München / Helmut Henkensiefken Fotografiert im Hotel Anna, München Satz: Adobe InDesign im Verlag Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN 978-3-426-78332-0 2

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Für meine Kinder Lucia und Thommy in Liebe

Inhalt

Vorwort Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3

Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8

Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Als ich noch Kläuschen war . . . . . . . . . Scheiden tut weh . . . . . . . . . . . . . . . . Als die Hütte brannte, der Dackel zum Hocker wurde und die panische Angst vorm schwarzen Mann . . . . . . . . . . . . Meine Schwester! . . . . . . . . . . . . . . . . Und dabei wollte ich doch eigentlich nur nach Ibiza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Jahre leben aus dem Koffer . . . . . . . Mein erster zaghafter Ausflug in die Welt der Männer . . . . . . . . . . . . Der Mann, über den ich nicht sprechen darf, die Stadt, in der ich unglücklich war . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie mich Lucia und Thommy verändert haben. . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia, die ewige Jungfrau . . . . . . . . . Vom Model zur Modemacherin . . . . . . Blitzlichtgewitter, Partys und der rote Teppich . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

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21 28 30 35 48

53 58 65 68 73

Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 Kapitel 17 Kapitel 18 Kapitel 19 Kapitel 20 Kapitel 21 Kapitel 22 Kapitel 23 Kapitel 24 Kapitel 25 Kapitel 26 Kapitel 27 Kapitel 28 Kapitel 29 Kapitel 30 Kapitel 31 Kapitel 32 Kapitel 33 Kapitel 34 Kapitel 35 Kapitel 36 Kapitel 37

»S 51« und »Real love never dies« . . . . . 77 Mein Verhältnis zu Papi, die liebe Politik und ein ganz besonderes Tor . . . 80 Wie ich mit dem »P«-Faktor umgehe . . 86 Botschafterin sein ist Ehrensache . . . . . 92 Warum nicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Mutterglück und Mutterängste. . . . . . . 97 Geld ist gut, Geld ist nicht alles. . . . . . .100 Harmonie, aber nicht um jeden Preis . .104 Wie Stefan über mich denkt . . . . . . . .107 Ehe-Aus und Neubeginn . . . . . . . . . . .110 Es wird ernst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .115 Dumm gelaufen . . . . . . . . . . . . . . . . .117 Die Sache mit der Diskretion . . . . . . . .119 Die geplatzte Hochzeit . . . . . . . . . . . .122 We finally did it – on Sanibel Island . . .125 Ein bisschen Mutter mal fünf . . . . . . . .127 Ein schmerzlicher Stich – mitten ins Herz . . . . . . . . . . . . . . . . . .129 Angst vor der anderen? – Nein! . . . . . .132 Die betrogene Frau . . . . . . . . . . . . . . .134 Raus aus dem Sumpf . . . . . . . . . . . . . .137 Wieder auf den Beinen . . . . . . . . . . . .139 Karola – die beste Oma der Welt . . . . .143 Wenn ich an meine Mutter denke . . . .146 Ein Blick in meine Post . . . . . . . . . . . .150 Lachen und Weinen . . . . . . . . . . . . . . .152 8

Kapitel 38 Kapitel 39 Kapitel 40

Ein Lächeln versetzt Berge . . . . . . . . . .154 Irgendwo auf der Welt ist es immer elf . . . . . . . . . . . . . . . . . .156 Endlich angekommen! . . . . . . . . . . . . .159

Und schließlich möchte ich mich noch bedanken bei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .163 Anhang

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Vorwort

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a, ich weiß es sehr gut: Ich lebe im Moment auf der Sonnenseite des Lebens. Allerdings war das bei Gott nicht immer so. Auch ich bin durch meine persönlichen kleinen und großen Höllen gegangen. Ich habe mir Brandblasen geholt, ich habe Schmerzen aushalten müssen, aber verbrannt bin ich nicht. Da ich nun mal ein Stück weit in der Öffentlichkeit stehe, haben viele Menschen durch die Medien einen Einblick in mein Leben bekommen. Oder die Medien haben zumindest gemeint, der halben Bevölkerung Deutschlands mitteilen zu müssen, wie es angeblich in mir aussieht. Manches, was geschrieben wurde, war einfach nur Blödsinn, manches aber auch sensibel und durchaus zutreffend. Ich habe zu den Medien bis heute meine ganz eigene Einstellung entwickelt: Entweder ich halte den Rummel nicht aus und gehe daran kaputt – oder ich fange an zu powern. Sie werden es sich denken können, ich habe mich für Letzteres entschieden. Zwar war ich in manchen dunklen und schwierigen Stunden auch häufig auf mich allein gestellt, aber vor 11

allem meine Kinder haben mich stark gemacht und mir meinen Kampfgeist immer wieder zurückgegeben. Warum ich dieses Buch überhaupt schreibe? Lassen Sie es mich Ihnen, liebe Leserinnen, kurz erklären: Gerade in den letzten Jahren durfte ich erleben, dass viele Menschen meine Hilfe, meinen Rat gesucht haben. Das waren vor allem die Menschen, die mich so nehmen, wie ich bin. Diese Menschen wissen genau: Ich halte mich zwar für tough, bin es natürlich auch, aber genauso voller Herzenswärme. Ich bin emotional (was man mir vielleicht nicht auf den ersten Blick anmerkt), ich bin offen und immer für andere da. Natürlich ist mir klar, dass es kein Patentrezept für die Wiederauferstehung aus furchtbaren Lebensumständen gibt. Und dennoch habe ich für mich ein paar Zutaten gefunden, die ich gern weitergeben möchte: Vor allem gibt es nichts, wofür es sich lohnen würde, sich selbst aufzugeben. Denn nur, wenn man selbst schlimme Phasen durchgemacht hat und gelernt hat, die eigenen Schwächen zu akzeptieren, werden einem die Augen für seine Stärken geöffnet. Und glauben Sie mir: Stärken hat jeder! Gelegentlich danach zu suchen ist eine nicht nur selbsterkennende, sondern zuweilen auch lebensrettende Beschäftigung. Und dann ist für mich noch eines von entscheidender Bedeutung: die Menschen zu achten und zu respektieren, ungeachtet ihrer Herkunft und Vergangenheit, und 12

egal, welche Fehler sie irgendwann einmal begangen haben. Allerdings nicht bis zur Selbstaufgabe, denn dann fällt man ganz schnell wieder selbst in ein tiefes schwarzes Loch. Im streng kirchlichen Sinn bin ich vielleicht kein gläubiger Mensch, aber: Ich glaube. Ich gehe häufig in Kirchen und zünde Kerzen an: für meine geliebten Menschen, meine Freunde, aber auch für meine Feinde. Denn ich finde, man muss verzeihen können. Sollte es mir mit diesem Buch gelingen, dass es Ihnen, liebe Leserinnen, nach der Lektüre auch nur ein kleines bisschen bessergeht – Sie dürfen natürlich auch Leser sein –, dann war jede Zeile die Mühe wert und macht mich glücklich. Denn was kann es Schöneres geben, als anderen Menschen Mut zu machen und ihnen vielleicht helfen zu können, dem Leben die positiven Seiten abzugewinnen. In diesem Sinne: Begeben Sie sich mit mir auf eine kleine Zeitreise durch mein bisheriges Leben, und tanken Sie dabei vielleicht sogar ein bisschen Kraft und Optimismus. Das wünsche ich Ihnen und mir von ganzem Herzen. Ihre Claudia Effenberg

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Kapitel 1

Als ich noch Kläuschen war

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m 20. September 1965 hätte das kleine Städtchen Fröndenberg bei Menden im Sauerland eigentlich kopfstehen müssen. Tat es aber nicht, und darüber hätte ich das erste Mal in meinem Leben eigentlich beleidigt sein müssen.War ich aber nicht, und dieser Tag, der mein erster auf dieser Erde war, ging in besagtem Städtchen seinen ganz gewohnten beschaulichen Gang, ganz ohne von Claudia Köhler sonderlich Notiz zu nehmen. Meine Eltern allerdings, die standen kopf, wurde ihnen doch an diesem Tag ihre zweite Tochter geboren. Meiner Schwester Sabine, damals eineinhalb, wird das ziemlich wurscht gewesen sein, denn was sollte sie schon mit mir anfangen? Dass sich Schwesterleins Haltung später geändert hat und wir sehr innig miteinander wurden, ist bis heute ein großes Glück für mich. Aber bis es so weit war, sollten noch einige Jahre ins Land ziehen. Ich wuchs und gedieh unter den scheinbar lässigen, doch immer aufmerksamen Augen meiner Eltern und war vollständig in das Geschehen der ebenso bürgerlichen wie in der ganzen Gegend gerühmten Küche der Gast15

Das kleine Kläuschen …

wirtschaft »Zum Treppchen« integriert, die meine Mutter geerbt hatte. Mein Vater führte im selben Haus einen eigenen Getränkevertrieb, die Wohnung der Familie war oben, im ersten Stock. So wuchs ich zwar behütet, häufig aber unbewacht heran. Für die anderen Mädchen in der Nachbarschaft, deren Wichtigstes es war, die Sammlung ihrer Barbie-Puppen zu vervollständigen, sich an den Schminktöpfen ihrer Mütter oder älteren Schwestern zu vergehen, hatte ich nur Verachtung übrig. Auch Kamm, Bürste und lange Locken waren mir damals ein Greuel. Jeans, Turnschuhe kurze Haare und die Nachbarsjungen waren sehr viel mehr mein Ding. Nein, nicht was Sie jetzt vielleicht 16

… mal vier

denken mögen. Ich war täglich mit den Jungs aus der Nachbarschaft unterwegs zum Fußballspielen. Und ich war gar nicht mal schlecht. Das trug mir, der getauften Claudia, im Familien- und Freundeskreis sehr schnell den Spitznamen »Kläuschen« ein, was mich durchaus mit Stolz erfüllte, denn mit dem ganzen »Mädchenkram« hatte ich in den frühen Jahren meiner Kindheit überhaupt nichts am Hut. Fußball war mein Leben, so sehr, dass ich mich in der Volksschule – was damals revolutionär war – für die erste Mädchenmannschaft anmeldete. Das Problem war nur: Ich war und blieb die Einzige! Und da man für das Spiel mit dem runden Leder bekanntlich nun mal ein paar Mitspieler braucht, war dieser Plan sehr schnell geschei17

tert, und Kläuschen kickte weiter mit den Jungs von nebenan, auf dem Bolzplatz oder eben auf der Straße. Doch wie so vieles in einem Kinderleben ändern sich die grundlegenden Dinge manchmal ziemlich abrupt. Bei mir kam das so: Mein Vater, meine Schwester Sabine und ich waren in den Ferien wieder einmal an unserer geliebten Ostsee. Vater führte seine zwei jungen Damen ins Hotelrestaurant zum Essen aus, und der Oberkellner wollte besonders galant sein. (Dass er bei mir damit aber vollkommen danebenliegen würde, konnte der arme Mann ja nicht ahnen.) Sabine kredenzte er mit den Worten »gnädiges Fräulein« charmant ihren Saft zum Essen, ich bekam zwar nicht weniger charmant das Gleiche, allerdings begleitet von den Worten »für Sie, gnädiger Herr«. Und was zu viel war, war zu viel. Exakt in diesem Moment hörte Kläuschen auf zu existieren. Aus ihm wurde wieder Claudia, der Fußball blieb fortan in der Ecke, und auch äußerlich erinnerte bald nichts mehr an das Kläuschen vom Bolzplatz. Meine junge und hoffnungsvolle Karriere als Fußballerin war somit beendet.

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Kapitel 2

Scheiden tut weh

I

m zarten Alter von neun erlebte ich den ersten Schock meines Lebens. Es war tief in der Nacht. Sabine und ich – wir teilten uns damals ein Zimmer in der elterlichen Wohnung – schliefen längst. Plötzlich ging die Tür auf, Mama und Papa standen vor unseren Betten, weckten uns und teilten uns lapidar mit: »Wir lassen uns scheiden.« Für meine Schwester und mich war der Rest der Nacht natürlich gelaufen. Wir redeten viel, versuchten uns gegenseitig zu trösten und fragten uns immer wieder kindlich nach dem »Warum«. Eine wirkliche Antwort haben wir damals natürlich nicht gefunden, was uns umso trauriger machte, denn uns verband mit beiden Elternteilen eine innige Liebe. Doch auch wenn uns beide Mädels die Trennung unserer Eltern sehr geschmerzt hat, verlief die Scheidung, verglichen mit dem, was man heutzutage bei so vielen Paaren erlebt, deren gemeinsamer Weg sich dem Ende zuneigt, relativ human. Wir Schwestern blieben beide bei unserer Mutter, unseren Vater konnten wir allerdings sehen, wann immer wir wollten. Und das wollte ich oft. Rückblickend kann ich 19

sagen, dass ich damals nie das Gefühl hatte, von einem der beiden alleingelassen worden zu sein. Sowohl Papa als auch Mama haben sich nach der Scheidung relativ schnell wieder neu verliebt und ein zweites Mal geheiratet. Für mich war es ein großes Glück, dass ich mich mit dem zweiten Mann meiner Mutter sehr gut verstand. Auch mit meiner Stiefmutter Karola verstand ich mich gut und habe bis heute ein besonders harmonisches und freundschaftliches Verhältnis zu ihr. Sie ist für mich eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Es war ungefähr die Zeit, als sich meine Eltern trennten, zu der ich begann, mich immer mehr an meiner älteren Schwester zu orientieren. Sabine ist zwar nur 18 Monate älter als ich, was bei Erwachsenen nun nicht weiter ins Gewicht fällt, im Kindesalter aber fast wie ein halbes Leben ist. Wir wurden unzertrennlich, unternahmen fast alles gemeinsam und waren immer füreinander da. Das hat uns nicht nur über die Scheidung der Eltern hinweggeholfen, sondern auch unsere Freizeit um einiges unterhaltsamer gestaltet. An einige Anekdoten er innern wir uns noch heute gerne – und was gibt es Schöneres, als gemeinsam zu lachen?

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