Cell differentiation and proliferation during development and regeneration

Jahrbuch 2004/2005 | Braun, Thomas | Differenzierung und Proliferation von Zellen w ährend der Entw icklung und Regeneration Differenzierung und Prol...
Author: Eike Förstner
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Jahrbuch 2004/2005 | Braun, Thomas | Differenzierung und Proliferation von Zellen w ährend der Entw icklung und Regeneration

Differenzierung und Proliferation von Zellen während der Entwicklung und Regeneration Cell differentiation and proliferation during development and regeneration Braun, Thomas Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim Korrespondierender Autor E-Mail: [email protected]

Zusammenfassung Das übergreifende Forschungskonzept der Abteilung 'Entw icklung und Umbau des Herzens' ist durch zw ei Strategien

charakterisiert: (1) Erforschung

von

Prozessen, die

zur Proliferation

von

organtypischen

Vorläuferzellen und deren koordinierter Differenzierung w ährend der Organentw icklung und Regeneration führen; (2) Entw icklung von präklinischen Modellen, in denen das mit Strategie (1) erarbeitete W issen eingesetzt w ird, um die Gew eberegeneration, besonders im Herzen, zu ermöglichen, zu verbessern und zu beschleunigen. Individuelle Forschungsprojekte sind Teil dieses Konzepts und jew eils einem der beiden Schw erpunkte zugeordnet, sofern die thematische Überlappung dies erlaubt. Die obige Trennung der Thematiken ist eher künstlicher Natur, vereinfacht jedoch die Unterscheidung zw ischen einem mehr grundlagenorientierten und einem im medizinischen Sinne praxisorientierten Ansatz.

Summary The general research concept of the department of cardiac development and remodelling is characterized by tw o strategies: (i) a better understanding of processes that lead to proliferation of organ typical precursor cells and their coordinated differentiation during organ development and regeneration; (ii) development of pre-clinical models in w hich know ledge gained in approach (i) can be used to enable, improve and accelerate tissue regeneration in particular of the heart. Individual research projects are part of this concept and contained in either of these themes. Yet, it is clear that both themes overlap and that such a separation is rather artificial. Nevertheless it might help to distinguish betw een mostly basic and more applied scientific approaches, w hich hold a direct medical impact.

(1) Differenzierung und Proliferation von Zellen während der Entwicklung und Regeneration

Molekulare Kontrolle der Differenzierung und Regeneration im geschädigten und alternden Herzen Nach

allgemeiner

Lehrmeinung

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besteht

das

adulte

Herz

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aus

ausdifferenzierten

Kardiomyozyten

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Jahrbuch 2004/2005 | Braun, Thomas | Differenzierung und Proliferation von Zellen w ährend der Entw icklung und Regeneration (Herzmuskelzellen), die nicht mehr teilungsfähig sind. Da das menschliche Herz über Dekaden hinw eg kontinuierlich und effizient arbeiten kann, w urde angenommen, dass individuelle Kardiomyozyten diesen Zeitraum ebenfalls ohne große Veränderungen überleben. Verschiedene Arbeiten zeigten jedoch, dass das Altern und Schädigungen des Herzens unausw eichlich zum Verlust von Zellen durch den sog. programmierten Zelltod (Apoptose) mit folgenden Gew ebeveränderungen (Nekrosen) führen. Hieraus kann geschlossen w erden, dass adulte Kardiomyozyten noch eine Restfähigkeit zur Selbst-Erneuerung haben und dass diese für die Aufrechterhaltung einer normalen Herzfunktion essentiell ist. Bislang ist nicht bekannt, w elche Signale und Prozesse die Balance von Zelltod, Zellüberleben und Zellteilung bestimmen. Eine Arbeitsgruppe am MPI für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim sucht nach Wachstumsfaktoren, die dieses empfindliche Gleichgew icht kontrollieren könnten. Einer dieser Faktoren ist möglicherw eise BMP-10, ein neues Mitglied der BMP-Familie (bone morphogenetic proteins), das spezifisch in den "Trabekel" genannten Muskelbällchen im Herzgew ebe und dem Atrium (Herzvorhof) des sich entw ickelnden Mausherzens exprimiert w ird. Homozygot-mutante BMP-10-Mäuse entw ickeln eine frühe Dysfunktion des Herzens, w as insbesondere durch eine fehlende Trabekulierung bedingt sein könnte, die zu einem Absterben der mutanten Embryonen zw ischen E10.5 und 11.5 p.c. (nach Begattung) führt. In der Gew ebekultur schützen BMPs zudem die Kardiomyozyten vor Apoptose. Da BMP-10 in adulten Maus- und Menschenherzen hochgradig exprimiert ist, w erden die Forscher die Rolle von BMP-10 beim Überleben und Altern der Kardiomyozyten in transgenen Mausmodellen analysieren. Sie erw arten, dass ein tieferes Verständnis der Rolle von BMPs zu neuen therapeutischen Methoden bei Herzkrankheiten führt (Abb.1). Reparaturprozesse im alternden oder geschädigten Herzen sind durch die Generierung von nicht-funktionalem Narbengew ebe charakterisiert. Eine Regeneration von alternden Herzen ist – w ie oben ausgeführt – durch die Einschränkung der Teilungsfähigkeit von adulten Herzmuskelzellen und das Fehlen von ausreichender Mengen an Herzstammzellen nicht möglich. Die W issenschaftler am MPI versuchen daher, den mitotischen Block der Kardiomyozyten durch Manipulation der Zell-Maschinerie aufzuheben. Hierbei untersuchen sie besonders die Rolle der Transkriptionsfaktoren E2F und der katalytischen Untereinheit des Enzyms Telomerase für die Initiierung des Zellzyklus sow ie den potenziellen Einsatz von dominant negativen Versionen von p53 und p73 für die Verhinderung der Apoptose von Herzmuskelzellen. Forscher: Izabella Pietrowska, Thomas Kubin, Zhipei Liu

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Im obe re n Te il de s Bilde s ist e in Ma ushe rz na ch Liga tur de r LAD, e ine s He rzk ra nzge fä ße s, ge ze igt. Die Unte rbindung de r Arte rie führt zu e ine m de utlich sichtba re n m a ssive n He rzinfa rk t. Im unte re n Te il de s Bilde s wurde e in Ade novirus in da s He rz injizie rt, de r e in R e porte rge n e x prim ie rt, da s in e ine r e infa che n Bla ufä rbung sichtba r ge m a cht we rde n k a nn. De r Ge ntra nsfe r in da s He rzge we be ste llt e ine k ünftige Be ha ndlungsm öglichk e it be i He rzschwä che n da r. © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

Herzregeneration des Grünen Wassermolches (Notophtalm us v iridescens) Einige Organismen haben die Fähigkeit, Zellen, die in anderen Spezies postmitotisch sind, zum W iedereintritt in den Zellzyklus zu bew egen und sogar ganze Organe bzw . Organteile neu zu bilden. Ein bekanntes Mitglied dieser Tierfamilie ist der Molch Notophtalmus viridescens, der für seine Fähigkeit bekannt ist, amputierte Gliedmaßen oder Schw änze und einige andere Strukturen zu regenerieren. N. viridescens ist einer der w enigen Vertebraten, der auch in der Lage ist, Herzmuskelgew ebe zu regenerieren (Abb. 2). Ein W issenschaftler-Team am MPI in Bad Nauheim vergleicht Expressionsprofile von ungeschädigtem und regenerierendem Herzgew ebe, um Moleküle zu identifizieren, die die Regenerationsfähigkeit des Molchherzens steuern. Daten aus diesem Screening w erden mit Resultaten ähnlicher Screens eines Mausmodells für Herzinfarkt verglichen. Bislang haben die Forscher DNA-Chips mit 100 000 cDNAs generiert und zur Identifizierung von Genen eingesetzt, die eine differentielle Expression im regenerierenden und ruhenden Herzen zeigen. Eine detaillierte funktionelle Analyse des molekularen Pfades, der die Herzregeneration in Molchen bestimmt, ist der nächste Schritt, der zurzeit über verschiedene Herangehensw eisen realisiert w ird. Forscher: Thilo Borchadt, Julia Kruse, Thomas Kubin, Thomas Böttger, Rene Zimmermann

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Ge ze igt ist e in „rotge punk te te r, grünliche r W a sse rm olch“ (Notophta lm us viride sce ns), be i de m e in Te il de s He rze ns ge schä digt wurde (we iß um ra nde te r Be re ich). In grün sind die inta k te n He rzm usk e lze lle n a nge fä rbt worde n, die in de m ge schä digte n Are a l pra k tisch fe hle n. Ande rs a ls de r Me nsch k a nn de r Molch da s ge schä digte Are a l, und a uch im Erwa chse ne na lte r e in völlig norm a le s He rz, wie de r ne u a ufba ue n. © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

Identifizierung von Genen, die die Differenzierung von Kardiomyozyten kontrollieren In

der Vergangenheit

w urden

bereits

verschiedene

Gene

identifiziert, die

zur Differenzierung

von

Kardiomyozyten und zur Morphogenese des Herzens beitragen. Dennoch ist es sehr w ahrscheinlich, dass eine deutlich größere Anzahl von Genen für die spezifische Gestaltw erdung des Herzens eine Rolle spielt. Umfassende funktionelle Ansätze, derartige Gene zu identifizieren, existieren für Säuger bislang nicht. Eine Forschergruppe am MPI w endet eine Genome-W ide-Screen-Strategie an, die auf der Differenzierung embryonaler

Stammzellen

basiert.

Sie

nutzt

komplexe

retrovirale

siRNA-Bibliotheken,

um

Gene

zu

identifizieren, die eine ausschlaggebende Rolle bei der Differenzierung von Kardiomyozyten spielen. Die identifizierten Gene w erden bei der Differenzierung von embryonalen Stammzellen (ES-Zellen) in vitro mittels Formation von Embryoid Bodies (EBs; Abb. 3B)

und in vivo unter Nutzung von tetraploid aggregierten

Chimären untersucht. Forscher: Andre Schneider, Thomas Böttger, Dietmar von der Ahe

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Diffe re nzie rung von e m bryona le n Sta m m ze lle n (ES) in Ka rdiom yozyte n na ch Be ha ndlung de r Em bryonic Bodie s (EBs) m it de m W a chstum sfa k tor FGF-2 übe r dre i Ta ge . A: undiffe re nzie rte Ze lle n; B: Em bryonic Bodie s na ch 3-tä gige r Be ha ndlung m it FGF-2; C : Sa rk om e rische MyHC (MF-20) positive Ka rdiom yozyte n, diffe re nzie rt a us Em bryonic Bodie s na ch Be ha ndlung m it 3ng/m l FGF-2. © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

Herzalterung und oxidativer Stress: SIR-Gene und die Kontrolle des Energiemetabolismus Reaktive Sauerstoffspezies (ROS=Sauerstoffradikale) bew irken eine Vielzahl degenerativer Veränderungen in der Zelle und führen zu vorzeitiger Zellalterung. Im Allgemeinen w ird die Anhäufung von ROS als Hauptgrund für verstärkte Zellalterung angesehen. Gew ebe, die hauptsächlich aus postmitotischen Zellen bestehen, scheinen

für

die

Schädigung

durch

ROS

besonders

anfällig

zu

sein,

da

sie

nur

ein

limitiertes

Regenerationspotenzial besitzen. Bislang sind die exakten Zusammenhänge zw ischen oxidativem Stress und Alterung nicht vollständig bekannt Abb. 4. Es ist jedoch klar, dass erhöhter oxidativer Stress zu einer Instabilität des Energiemetabolismus führt. Der unbalancierte Energiemetabolismus zieht w ahrscheinlich eine reduzierte Aktivität der SIR- (silent information regulator) Genfamilie nach sich. Die SIR-Gene inaktivieren vermutlich spezielle Chromatindomänen (durch die Deacetylierung NAD-abhängiger Histone) und üben dadurch eine Schutzfunktion aus. Dieser Vorstellung entsprechend führt die Über-Expression von SIR2 in der Hefe (Saccharomyces cervisiae) zu einem deutlichen Anstieg der Lebensdauer. W issenschaftler am MPI für Herz- und Lungenforschung haben verschiedene Mauslinien generiert, die es ihnen ermöglichen, die Rolle des oxidativen Stresses, des Alterns und der Chromatin-Inaktivierung zu untersuchen. Hierfür konstruierten sie ein konditionell aktives Allel von SOD2 (Superoxiddismutase), das die Inaktivierung und Aktivierung des

Gens

zu bestimmten Zeitpunkten im Herzmuskel ermöglicht. In einer zw eiten

Versuchsreihe w ird SIR2-cDNA im Herzen künstlich überexprimiert. Weiterhin erforschen sie den Effekt von normalkalorischer und hypokalorischer Nahrung auf oxidativen Stress und die Zellalterung unter Nutzung entsprechender Expressionsprofile von Kardiomyozyten. Sie analysieren zudem die Verbindung zw ischen oxidativem Stress und Genchromatin-Inaktivierung durch die Kreuzung SOD2-defizienter Mäuse mit solchen, in denen SIR2 überexprimiert ist. Forscher: Eva Bober, Susanne Weinlich, Olesya Vakrusheva

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Da s Enzym „Ma nga nisie rte Supe rox iddism uta se (MnSO D)“ e rhöht die Übe rle be nsra te von Fibrobla ste n unte r hype rox ische n Be dingunge n. Kontroll-Fibrobla ste n und solche , die MnSO D übe re x prim ie re n, wurde n unte r norm a le n (20% O 2 = „Norm ox ia “) und hype rox ische n (85% O 2 = Hype rox ia ) Be dingunge n k ultivie rt. Die P ha se nk ontra st-Bilde r dok um e ntie re n e ine de utlich höhe re Übe rle be nsra te unte r ox ida tive m Stre ss be i de n MnSO D-übe re x prim ie re nde n Ze lle n. Die MnSO D-Übe re x pre ssion ist durch die grüne Fluore sze ns e rk e nntlich (link e Bildse ite und Bildm itte ). R e chte Bildse ite : Die bla ue Fä rbung dok um e ntie rt die induzie rte Se ne sze nz (Ve rgre isung) de r Ze lle n na ch Ga be von 200nM Dox orubicin. In Ze lle n m it e ine r Übe re x pre ssion von MnSO D ist die Se ne sze nz we itge he nd ve rhinde rt. © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

Kontrolle der Migration von Muskelvorläuferzellen durch induktive und autonome Signale der Zelle Die

Migration ist eine w ichtige Eigenschaft der myogenen Zellen (Muskelvorläuferzellen) w ährend der

Organogenese und Organregeneration. In der Vergangenheit konnten die Forscher zeigen, dass das Homeobox-Gen Lbx1 die Migration von Muskelvorläuferzellen in den Gliedmaßen auf zell-autonome Weise reguliert. Ihre Ergebnisse bew iesen, dass Lbx1 ein Schlüsselregulator der Muskelvorläuferzellmigration ist und für die gezielte Migration von Vorläuferzellen der hinteren Gliedmaßenmuskeln und der Streckermuskeln der Vordergliedmaßen benötigt w ird (Abb. 5). Mittels cDNA-Subtraktion hetero- und homozygot mutanter Lbx1Zellen konnten die W issenschaftler verschiedene putative Zielgene von Lbx1 identifizieren. Die funktionelle Untersuchung

dieser

Gene

ist

zurzeit

in

Arbeit.

Weiterhin

untersucht

die

Arbeitsgruppe

Signaltransduktionskaskaden, die für die Zellbew eglichkeit und Migration von Muskelvorläuferzellen in adulten Mäusen und Hühnerembryonen nötig sind. Forscher: Stefan Günther, Svetlana Oustanina

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Die Ausscha ltung de s Hom e obox -Ge ns Lbx 1 führt zu e ine m Arre st de r Musk e lvorlä ufe rze llwa nde rung in die Ex tre m itä te na nla ge n. Durch ge zie lte Muta ge ne se wurde e in ba k te rie lle s R e porte rge n in da s Ge n Lbx 1 e inge bra cht. Durch die se n ge ne tische n Trick wird zum e ine n die Ak tivitä t de s Lbx 1-Ge ns a usge scha lte t, zum a nde re n die Ze lle n sichtba r ge m a cht, in de ne n norm a le rwe ise Lbx 1 vorha nde n ge we se n wä re . Die e rste und die dritte R e ihe ze ige n hom ozygote , die zwe ite und vie rte R e ihe he te rzygote Muta nte n. De utlich sichtba r ist in de n Bilde rn c und i, da ss die bla u m a rk ie rte n Musk e lvorlä ufe rze lle n nicht in die hinte re Ex tre m itä t hine inwa nde rn k önne n, sonde rn im Sta m m „ste ck e n ble ibe n“. © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

Regulation des Körpergewichts und der Herzfunktion durch neuronale bHLH-Gene Im Rahmen eines Screenings nach neuronal exprimierten bHLH-Genen (Transkriptionsfaktoren, die eine basische Helix-Loop-Helix-Domäne enthalten) konnten Forscher des MPI in Bad Nauheim vor einigen Jahren eine Reihe verschiedener cDNAs und Gene identifizieren. Insbesondere analysieren sie die beiden Gene NSCL1 und NSCL2. Obgleich die Inaktivierung von NSCL1 keine auffallenden neuronalen Dysfunktionen zur Folge hatte, sterben NSCL1-mutante Mäuse vorzeitig, vermutlich in Folge kardialer Dysfunktionen, die eventuell durch vegetative Fehlfunktionen ausgelöst w erden. NSCL2-defiziente Mäuse leiden zudem unter multiplen neuroendokrinen Störungen (Abb. 6). Die kombinierte Inaktivierung beider Gene führt zu einer verringerten Nervenzellproliferation und gestörter Differenzierung im olfaktorischen Epithel. Die Forscher interessieren sich für die molekularen und physiologischen Prozesse, die diesen Phänotypen zugrundeliegen. Besonderes Augenmerk w ird auf die Analyse von NSCL1- und NSCL2-Target-Genen und auf die Verbindung von Zellproliferation und -differenzierung gelegt. Ein Schw erpunkt der künftigen Aktivitäten in diesem Projekt liegt in der Untersuchung der Funktion von NSCL2 im adulten Organismus und dem Mechanismus der Herzrhythmusabnormalitäten und vegetativen Dysfunktionen in NSCL1-Mutanten. Forscher: Karen Ruschke, Thomas Schmidt

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Fe ttle ibigk e it durch Fe hlfunk tion de s Ne rve nsyste m s: Die ge zie lte Ina k tivie rung de s in Ne urone n e x prim ie rte n ba sische n He lix -Loop-He lix -Tra nsk riptionsfa k tors NSC L-2 in Mä use n führt zu e ine r a usge prä gte n Fe ttle ibigk e it. Da s Ersche inungsbild de r Ma us ä hne lt in se ine r m ole k ula re n Signa tur de m m e nschliche n P ra de r-W illi-Syndrom . © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

(2) Verbesserung und Beschleunigung der Geweberegeneration: Reparatur und Ersatz von geschädigten Herz- und Skelettmuskelzellen Regenerative Medizin ist ein neues und reizvolles Feld der biologischen und medizinischen Forschung. Sie basiert direkt auf Resultaten der Grundlagenforschung, die Zelldifferenzierung und -entw icklung betreffen. Neuere Erkenntnisse gehen davon aus, dass vorangegangene Entscheidungen von Zellen nicht unumkehrbar sind, sondern rückgängig gemacht und geändert w erden können. Ein solches „dynamisches Konzept der Identitätsfindung“ einer Zelle basiert auf der Idee, dass die

Erhaltung eines zellulären Phänotyps

kontinuierlicher Regulation bedarf. Im Prinzip bedeutet dies, dass es möglich sein sollte, ausdifferenzierte Zellen zu re-programmieren und so die regenerativen Eigenschaften von Gew ebe und Organen zu verstärken.

Selektion und Manipulation von mesenchymalen Stammzellen zur Generierung von Myoblasten und Kardiomyozyten Mesenchymale Stammzellen (MSCs) treten im Stroma (Stützgew ebe) verschiedener Organe auf. Das Knochenmark enthält MSCs, die in der Lage sind, Eigenschaften verschiedener Zelltypen, inklusive Herz- und Skelettmuskeln sow ie neuroektodermaler Zellen, anzunehmen (Abb. 7). Der Gebrauch von genetisch markierten,

aus Knochenmark abgeleiteten MSCs ermöglichte es den Forschern, einen Einblick in das

Differenzierungspotenzial von MSCs in vivo nach Injektion in frühe Mausembryonen zu nehmen. Durch die Kombination von spezifischen genetischen Selektionsstrategien und Induktionsprotokollen ist es gelungen, relativ

uniforme

Zellpopulationen

herzustellen,

die

Charakteristika

von

Muskelzellen

aufw eisen

und

gegebenenfalls für therapeutische Zw ecke eingesetzt w erden können. Weiterhin arbeitet die Gruppe an der Optimierung der Methoden für eine effiziente Selektion und Expansion von MSCs zur Generierung von Myoblasten und Kardiomyozyten. Außerdem bestimmen sie das therapeutische Potenzial dieser Zellen. Ein solcher Ansatz kann jedoch nur dann erfolgreich sein, w enn es gelingt, mehr über

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Jahrbuch 2004/2005 | Braun, Thomas | Differenzierung und Proliferation von Zellen w ährend der Entw icklung und Regeneration die Signale und Prozesse zu lernen, die zur Determination und Differenzierung in verschiedene Zelllinien notw endig sind. Forscher: Fikru Belema Bedada, Kerstin Broich

Me se nchym a le Sta m m ze lle n sche ine n be vorzugt durch Fusion m it e x istie re nde n Sk e le tt- und He rzm usk e lze lle n de re n Ide ntitä t a nzune hm e n. Die se Schlussfolge rung re sultie rt a us de m ge ze igte n Ex pe rim e nt, in de m m e se nchym a le Sta m m ze lle n m it e ine m rote n Fa rbstoff m a rk ie rt wurde n und übe r e ine Me m bra n m it unte rschie dlich große n P ore n hinwe g m it grün ge fä rbte n Musk e lze lle n k ultivie rt wurde n. Me se nchym a le Sta m m ze lle n k onnte n nur da nn Musk e lprote in e x prim ie re n (ora nge ), we nn die P ore ngröße de s Filte rs a usre ichte , um e ine fre ie P a ssa ge de r Ze lle n zu e rm ögliche n. W a r die s nicht ge wä hrle iste t, wa re n k e ine Musk e lprote ine in m e se nchym a le n Sta m m ze lle n zu finde n. © Ma x -P la nck -Institut für He rz- und Lunge nforschung

Satellitenzellen:

Kontrolle

der

Proliferation,

Zellzyklusaustritt

und

Differenzierung

während

der

Geweberegeneration Satellitenzellen sind die Stammzellen der Skelettmuskeln. Sie sind zw ischen der Basallamina und der Plasmamembran

(Sarkolemma)

von

Myotuben

lokalisiert,

wo

sie

bei

körperlicher

Betätigung,

Muskelverletzungen oder Erkrankungen, die zur Schädigung von Muskelfasern führen, aktiviert w erden. Die W issenschaftler

analysieren

die

Mechanismen,

die

die

Proliferation,

den

Zellzyklusaustritt und

die

Differenzierung von Satellitenzellen w ährend der Muskelgew eberegeneration kontrollieren (Abb. 8). Mittels Transplantation genetisch markierter Zellen aus Mausmutanten mit gezielten Mutationen in der Familie der FGF-Wachstumsfaktorgene zeigten sie, dass myogene Stammzellen in autokriner Weise von FGFs abhängig sind. Die Nutzung von dominant negativen Retroviren lässt vermuten, dass FGFs eine ras- und ral-abhängige Kaskade in Gang setzen, die die Zellmigration einleitet. Die Forscher bestimmen das Potenzial generischer und genetisch veränderter Wachstumsfaktoren für die Therapie und Prävention von Skelettmuskelkrankheiten in transgenen Tieren als prä-klinisches Modell. Zw ei verschiedene Ansätze w erden angew andt: 1) Generierung transgener Tiermodelle für die Analyse der Funktion der Wachstumsfaktoren, in erster Linie von FGFs, Myostatin und SF/HGF; 2) Selektion von genetisch © 2005 Max-Planck-Gesellschaft

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Jahrbuch 2004/2005 | Braun, Thomas | Differenzierung und Proliferation von Zellen w ährend der Entw icklung und Regeneration Funktion der Wachstumsfaktoren, in erster Linie von FGFs, Myostatin und SF/HGF; 2) Selektion von genetisch veränderten Wachstumsfaktoren auf Myostatin-Basis mit einem veränderten biologischen Spektrum. Die Analyse der Wachstumsfaktoren w ährend der Regeneration w ird durch Experimente unterstützt, die die Funktion von zellautonomen Prozessen bei der Aktivierung und Erhaltung von Satellitenzellen zum Gegenstand haben. Forscher: Svetlana Oustanina, Michal Mielcarek, Stefan Günther, André Schneider

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