Achim Rodewald

Business Know-how Indien So wird Ihre Geschäftsreise zum Erfolg

1. Geografie 1.1 Lage und Grenzen Nicht umsonst wird Indien als ein Subkontinent bezeichnet. Das siebtgrößte Land der Welt, flächenmäßig etwa zehn Mal größer als die Bundesrepublik Deutschland, umfasst eine Fläche von 3.287.263 Quadratkilometern. Die längste Strecke von Norden nach Süden beläuft sich auf 3.214 Kilometer, vom äußersten Osten bis in den äußersten Westen sind es immerhin auch 2.933 Kilometer. Verglichen mit uns Europäern vertrauten Entfernungen ist die indische NordSüd-Achse länger als die Strecke zwischen der norwegischen Hauptstadt Oslo und der tunesischen Hauptstadt Tunis, die indische West-Ost-Achse ist länger als die Entfernung zwischen den Metropolen London und Moskau. Komplett auf der nördlichen Halbkugel gelegen, erstreckt sich Indien zwischen 8 Grad vier Minuten und 37 Grad sechs Minuten nördlicher Breite sowie zwischen 68 Grad sieben Minuten und 97 Grad 25 Minuten östlicher Länge. Mit den Himalayas im Norden und Nordosten erstreckt sich der Subkontinent in Richtung Süden, etwa am Wendekreis des Krebses mündet die südliche Halbinsel Indiens zwischen der Bucht von Bengalen im Osten und dem Arabischen Meer im Westen im an die indische Südspitze stoßenden Indischen Ozean. Die Länge der Landesgrenzen Indiens, mit Pakistan im Westen und Nordwesten, Afghanistan im Nordwesten1, China im Norden und Nordosten jeweils kurz unterbrochen von Grenzen mit Nepal und Bhutan im Nordosten, und mit Myanmar und Bangladesh im Südosten und Osten, beträgt rund 15.200 Kilometer. Im Süden ist Indien im Golf von Mannar durch die Palk-Straße von der Insel Sri Lanka getrennt. Einschließlich der Inselgruppen der Lakshadweep im Arabischen Meer vor der Südwestküste Indiens sowie denen der Andamanen und Nikobaren in der Bucht von Bengalen, südlich von Kalkutta vor der Küste Myanmars gelegen, beträgt die Küstenlänge Indiens 7.516,6 Kilometer. 1

Gemäß indischer Betrachtung gehört das komplette Jammu und Kashmir zu Indien, inklusive der von Pakistan besetzten und teilweise an China verkauften Gebiete.

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Geografie

1.2 Physikalische Betrachtung Indiens Der Subkontinent wird in der Regel in vier Hauptgebiete unterteilt. Es handelt sich um die große Gebirgsregion der Himalayas im Norden und Osten Indiens, woran sich in südlicher und südwestlicher Richtung die Ganges-Ebene anschließt. Die Wüstenregionen im Westen Indiens sowie die südliche Halbinsel des Subkontinents komplettieren die Aufteilung Indiens in seine vier Hauptregionen. Die in Indien gelegene Himalaya-Region erstreckt sich auf eine Länge von rund 2.400 Kilometern und wird in drei fast parallel liegende Gebirgszüge mit riesigen Hochplateaus und Tälern unterteilt. Im Subkontinent erreichen die Himalayas eine Tiefe zwischen 240 und 320 Kilometern Länge. Verschiedene alte Handelsrouten zwischen Indien und Tibet, heute ein Teil von China, sind Teil der früheren Seiden-Route, über die hauptsächlich der Seiden- und Gewürze-Handel mit Europa abgewickelt wurde, und zeugen von der damaligen Bedeutung dieser Region. Nicht selten führen die beschwerlich zu bereisenden Handelswege über Pässe, die Höhen zwischen 5.000 und 6.000 Metern erreichen. In Richtung des Südostens Indiens fallen die Gebirgshöhen gegenüber den Himalayas deutlich ab, immergrüne Hügelketten zwischen Indien und Myanmar sowie zwischen Indien und Bangladesh machen die Handelsrouten hier deutlich einfacher passierbar, wenn nicht gerade Monsun herrscht. Die sogenannte Ganges-Ebene, die sich in südwestlicher Richtung an die Himalayas anschließt, ist ebenfalls etwa 2.400 Kilometer lang und zwischen 240 und 320 Kilometern breit. Sie wird aus den drei wichtigen Flüssen Indus im Norden, Ganges im Südwesten sowie Brahmaputra im Osten geformt. Diese Region ist eine der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt, allein der in der Ganges-Ebene liegende indische Bundesstaat Uttar Pradesh hat nahezu doppelt soviele Einwohner wie die Bundesrepublik Deutschland. Kaum vorstellbar ist auch die Tatsache, dass auf einer Länge von rund 1.600 Kilometern zwischen der indischen Hauptstadt New Delhi und dem Hooghly-Delta südlich von Kalkutta lediglich ein Höhenunterschied von knapp 200 Metern überwunden werden muss. 18

Geologische Struktur und Flüsse Indiens Die Wüstenregion wird in die große sowie in die kleine Wüste unterteilt. Die große Wüste verläuft vom Rann of Kuchch in Gujarat, im Westen Indiens, international bekannt geworden durch das zerstörerische Erdbeben Anfang 2001, in nördlicher Richtung bis zum Fluß Luni in Rajasthan. Dort schließt sich auf der anderen Fluss-Seite des Luni, der sich durch ein überwiegend von Kalksandstein-Gebirge geprägtes Flussbett schlängelt, die kleine Wüste zwischen Jaisalmer und Jodhpur an. Mitten durch die Wüstenregionen zieht sich der westliche Grenzverlauf mit Pakistan, der die Regionen von Rajasthan und Sindh durchschneidet. Weiter nördlich wird auch das landwirtschaftlich starke Punjab, bereits im Indus-Tal gelegen, durch den Grenzverlauf zwischen Indien und Pakistan getrennt. Die südliche Halbinsel grenzt sich von der Ganges-Ebene durch Hochebenen ab, die auf Höhen zwischen 460 und 1.220 Metern gelegen sind. Entlang der Ostküste zur Bucht von Bengalen zieht sich die Bergkette der Eastern Ghats bis zur Südspitze Indiens, wo sie auf die parallel zur indischen Westküste entlang des Arabischen Meeres verlaufende Bergkette der Western Ghats trifft. Während die Eastern Ghats eine durchschnittliche Höhe von rund 610 Metern erreichen, liegen die Western Ghats mit einer durchschnittlichen Höhe von 915 bis 1.220 Metern deutlich höher, einzelne Spitzen sind bis zu 2.440 Meter hoch. Zwischen den Western Ghats und dem Arabischen Meer schlängelt sich ein verhältnismäßig enger Küstenstreifen, der zwischen den Eastern Ghats und der Bucht von Bengalen deutlich breiter ist. Im Süden bilden die NilgirisBerge die Vereinigung von Eastern und Western Ghats, die zur indischen Südspitze führenden Kardamom-Berge in der sogenannten »Gewürz-Küche Indiens« werden als Verlängerung der Western Ghats betrachtet.

1.3 Geologische Struktur und Flüsse Indiens Die geologischen Regionen des Subkontinents können grob in drei Gruppen eingeteilt werden. Neben den Himalayas im Norden und Nordosten Indiens und den zugeordneten Berggruppen im Südosten Indiens wird zwischen der Indo-GangesEbene sowie der südlichen Halbinsel unterschieden. 19

Geografie Wissenschaftlichen Theorien zufolge war die HimalayaRegion vor rund 600 Millionen Jahren einmal ein riesiges Hochgebirgs-Meer, dessen Grund sich bedingt durch Erdverschiebungen und Vulkanausbrüche geöffnet hat, sodass das Wasser in großen und breiten Strömen abfließen konnte. Flüsse wie beispielsweise der Indus, der Brahmaputra sowie der Ganges sind jahrtausendealte Zeugen dieser Entwicklung, allein die Tatsache, dass die breite Indo-Ganges-Ebene als eigene Region betrachtet wird, die den Ablauf des Hochgebirgsmeeres in Richtung der Bucht von Bengalen im Süden sowie in Richtung Westen durch das heutige Pakistan ins Arabische Meer aufzunehmen und abzuleiten hatte, deutet darauf hin, dass damals riesige und breite Ströme geflossen sein müssen. Verschiedene Salzwasserseen in den Hochgebirgsregionen der indischen Himalayas, auf einer Höhe von mehr als 4.000 Metern gelegen, sind noch heute lebende Zeugen der Theorie eines Hochgebirgs-Meeres in den Himalayas, vornehmlich in der tibetischen Hochebene, die sich auf chinesischer Seite den Himalayas anschließt. Die südliche Halbinsel ist relativ stabil, von vereinzelten seismologischen Störungen einmal abgesehen. Die Gebirgszüge lassen sich auf etwa 3,8 Milliarden Jahre zurückdatieren. Die indischen Flüsse werden grob in vier Kategorien eingeteilt: Da sind zunächst die Ströme, die aus den Himalayas abfließen, dann die Flüsse aus den Bergen der südlichen Halbinsel, die Küstenflüsse sowie die im Landesinneren gelegenen Flussläufe, hauptsächlich im westlichen Rajasthan, die nach einiger Zeit im Wüstensand verschwinden. Die Himalaya-Ströme werden sowohl von der Schneeschmelze, vom Monsun, der in den Himalayas besonders kräftig sein kann, als auch von den (immer schneller) schmelzenden Gletschern in den Himalayas bestens versorgt, was häufig zu schweren Überflutungen sowohl in der IndoGanges-Ebene als auch an den stark besiedelten Deltas des Indus, der unweit der pakistanischen Stadt Karachi westlich von Gujarat im Arabischen Meer endet, und des Brahmaputra führt, der sich im Norden Bangladeshs mit dem Ganges vereinigt und südlich von Dhakka in die Bucht von Bengalen mündet. Das regelmäßige Abholzen von Wäldern in den chinesischen Himalayas – Umweltschützer sprechen über täglich abgeholzte Waldflächen von der Größe eines Fußballfeldes – bewirkt ebenfalls, dass das Wasser aus den Bergen 20