Bulletin 29 Sommer 2013

Bulletin 29 – Sommer 2013 Liebe Freunde, Schwestern und Brüder, nach dem kalten Frühjahr und dem Hochwasser am Anfang des Sommers erleben wir jetzt n...
Author: Meike Martin
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Bulletin 29 – Sommer 2013 Liebe Freunde, Schwestern und Brüder,

nach dem kalten Frühjahr und dem Hochwasser am Anfang des Sommers erleben wir jetzt nun doch einige sonnige Sommertage, wir freuen uns auf die Ferien und auf den Urlaub. In diesen Tagen kommt nun unser ökumenisches Bulletin Nr. 29 zu Ihnen. Wir bringen Ihnen wieder Informationen und Aktuelles aus dem Leben der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, der Evangelisch-Theologischen Fakultät und der Diakonie.

Sie können sich inspirieren lassen von unserer Einladung in die Freizeit-und Tagungshäuser unserer Kirche, die Erholungsaufenthalte und Programme anbieten.

Ende Mai/Anfang Juni tagte unsere Synode – das höchste Entscheidungsorgan unserer Kirche, das viele Themen diskutierte, einschließlich eines Ausblicks auf die nächsten Jahre und die Finanzierung unserer Kirchen, nachdem am 1. Januar diesen Jahres das neue Gesetz zur Rückgabe kirchlichen Eigentums und zur Finanzierung der Kirchen in Kraft getreten ist.

Zu den Jahrestagen, die die EKBB begeht, finden Sie in unserem Bulletin einen Bericht zum 40. Jahrestag der Leuenberger Konkordie, zur Ankunft der Slawenapostel Kyrill and Method im Großmährischen Reich vor 1150 Jahren und zum 450. Jahrestag des Heidelberger Katechismus.

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Auch die Evangelisch-Theologische Fakultät berichtet über Aktuelles. Seinen 80. Geburtstag feierte der Neutestamentler von Weltformat Professor Petr Pokorný. In Südmähren entsteht ein neues Diakonie-Zentrum – zum geschützten Wohnen von Senioren und Menschen mit Behinderungen.

Allen Leserinnen und Lesern wie den Besuchern unserer Web-Seiten wünschen wir einen sonnigen Sommer, Zeit zum Schöpfen von neuen Kräften und eine inspirative Lektüre.

Für den Redaktionskreis

Daniela Ženatá, Redakteurin des Bulletins

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DIE EVANGELISCHE KIRCHE DER BÖHMISCHEN BRÜDER P.O. Box 466, Jungmannova 9, CZ 111 21 Praha 1, Czech Republic Tel: (+ 420) 224 999 215(216); Fax: (+ 420) 224 999 219 E-Mail: [email protected] Internet: www.e-cirkev.cz

Entstand 1918 durch die Vereinigung der evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses und der Kirche Helvetischen Bekenntnisses. Erst nach der heftigsten Phase der Gegenreformation (1620-1781) wurden diese beiden Glaubensgemeinschaften im Land zugelassen. Die Wurzeln der EKBB liegen jedoch in der böhmischen Reformation: in der Utraquisten-Kirche (1431-1620) und der Brüderunität (1457-1620). Die EKBB hat derzeit etwa 100 000 Mitglieder, die sich auf 256 Gemeinden in der gesamten ČR verteilen. Diese gliedern sich in 14 Seniorate mit presbyterial-synodaler Organisationsstruktur. Die Kirchenleitung besteht aus dem sechsköpfigen Synodalrat, der auf sechs Jahre gewählt und durch Synodalsenior und Synodalkurator vertreten wird. In der Zentralen Kirchenkanzlei verteilt sich die Arbeit auf sechs Referate. ___________________________________________________

Die plurale Gesellschaft und die tschechischen Protestanten Unter diesem Titel wurde im Frühjahr 2013 vom Beratungsausschuss für gesellschaftliche und internationale Angelegenheiten der EKBB ein Dokument vorbereitet und nach Erörterung vom Synodalrat der EKBB als Studienmaterial in die Gemeinden geschickt. Wir führen die Hauptgedanken daraus an:

In der Einleitung wird konstatiert, dass sich gegenwärtig viele Länder mit Fragen zum Verhältnis von einheimischer Bevölkerung und Menschen beschäftigen, die als Zuwanderer auf der Suche nach Arbeit oder besseren Lebensbedingungen oder als Asylanten, die in ihrer Heimat nicht in Sicherheit waren, ins Land gekommen sind. Auch in der Tschechischen Republik differenziert sich die Gesellschaft und wird künftig immer weniger homogen sein. Darauf sind wir nicht vorbereitet, deshalb ist es angebracht, als Christen über die Problematik des Zusammenlebens in breiterem Zusammenhang nachzudenken. Das Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Traditionen und Kulturen kann bereichernd sein. Dem stehen jedoch eine Reihe von Hindernissen im Weg. Eine davon ist der Nationalismus, bei dem Menschen anderer Nationen unterschätzt oder verachtet werden. Ein weiteres Hindernis kann der Ausschließlichkeitsanspruch im Bereich der Religion sein, bei dem die Gläubigen meinen, den Sinn des menschlichen Lebens gänzlich zu erfassen, 3

andere Strömungen ablehnen oder verfolgen. Diese Hindernisse lassen sich mit Hilfe von tiefergehenden geistigen und moralischen Quellen beseitigen, die den Menschen aus den gewohnten Stereotypen reißen. In der Bibel finden wir eine Reihe von Erfahrungen und Impulsen, die die Verschiedenheit der Menschen und ihres Zusammenlebens betreffen. In Bezug auf Angehörige anderer Nationen, anderer Kulturen, Zuwanderer und Gäste setzt die Bibel zwei Akzente. Einerseits betont sie die Gastfreundschaft, andererseits warnt sie vor unkritischer Annahme fremder Werte, da sonst kostbare Minderheiten wie Israel oder die Urkirche in den sie umgebenden Kulturen aufgehen könnten. Für das heutige Zusammenleben verschiedener Kulturen bedeutet dies, dass es nötig ist, sich bewusst zu machen, was an der eigenen Kultur wertvoll und tragfähig ist, und sich diese positiven Seiten nicht nehmen zu lassen, nicht zuzulassen, dass sie sich auflösen oder relativiert werden. Als kostbare Werte des westlichen Kulturkreises, die in Judentum und Christentum verankert sind, betont das Dokument besonders das soziale Einfühlungsvermögen (nach dem „Doppelgebot der Liebe“ sollen wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst), die individualen Menschenrechte (die Bibel spricht nicht zu Nationen, sondern redet den Einzelnen an. Die Menschenwürde der Einzelnen gründet nicht auf der Zugehörigkeit zu irgendeiner Gruppe – sei es einer religiösen, einer nationalen, einer sozialen oder einer bestimmten Klasse. Die Menschenwürde liegt darin, dass Gott Interesse an den Menschen – am Einzelnen – hat), Demokratie (die aus der Antike stammt, für deren Entwicklung jedoch die Reformation großen Einfluss hatte), die Trennung von geistlicher und weltlicher Macht (eine Errungenschaft Westeuropas) und die Toleranz (die schon in der Urkirche angelegt ist: bei der Lösung von Konflikten zwischen Christen, die zum einen aus dem Judentum, zum anderen von den „Heiden“ kamen, erkannte man, dass es kein Weg ist, sich gegenseitig seinen Lebensstil aufzuzwingen. Man solle sich in der Verschiedenheit gegenseitig in dem Bewusstsein achten, dass die anderen – wenn auch verschieden – doch auch Christen sind.) An uns ist es, uns diese Werte der westlichen Kultur bewusst zu machen und sie nicht zu verlassen. Den Hinzukommenden sollten wir erklären, wie wertvoll sie sind und sie darauf aufmerksam machen, dass es kurzsichtig ist sie abzulehnen, wenn sie in einer westlichen Gesellschaft leben und deren Früchte genießen wollen. Die Problematik der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik ist insofern eine besondere, als dass Tschechen und Slowaken in einem einzigen Jahrhundert sowohl die Stellung einer Minderheit (im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, wo Deutsche und Ungarn die Vorrangstellung innehatten) als auch die einer Mehrheit (in der 1918 gegründeten Tschechoslowakischen Republik, die wiederum mehrere Nationalitäten vereinte und in der sie die Vorrangstellung hatten) erlebt haben. Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben wir in unserem Land weitreichende Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung durchgemacht. Während des Zweiten Weltkriegs wurden aus unserem Land jüdische Mitbürger gewaltsam in Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Gleichzeitig fand auch ein Holocaust der Roma statt, der zwar zahlenmäßig kleiner war als der jüdische Holocaust, doch für die tschechischen Roma eine Katastrophe bedeutete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen aus dem Grenzgebiet und Binnenland, in kleinerem Maßstab auch Ungarn aus der Slowakei ausgesiedelt. An die Stelle von Deutschen und Ungarn kamen Tschechen und Slowaken aus dem Binnenland, doch auch Tschechen und Slowaken aus anderen Ländern kehrten nach Hause zurück. In die tschechischen Länder kamen des weiteren Roma aus der Slowakei, aber auch aus Ungarn und aus Rumänien. Die 4

ethnische Zusammensetzung besonders in unseren Grenzgebieten hat sich somit völlig verändert. Das Problem der Auseinandersetzung mit ethnischen und kulturellen Unterschieden ist nicht neu. Die Minderheiten, mit denen wir über Jahrhunderte leben, sind Juden und Roma. Die Juden bildeten im Mittelalter einen bedeutenden Teil unserer Bevölkerung und die Geschichte ihrer Diskriminierung und Verfolgung ist ebenso alt. Den tief verwurzelten Wahn des Antisemitismus hat oft gerade die Kirche unterstützt und verbreitet. Im 19. Jahrhundert wurde er bei uns noch durch soziale und politische Probleme genährt. Er erreichte seinen Höhepunkt mit dem Fall Hilsner im Jahre 1899, der neben der französischen Dreyfuss-Affaire der bekannteste Ausdruck von Antisemitismus in Europa im Bereich der Justiz ist. Dies zeichnete auch die Tragödie der tschechischen Juden im 20. Jahrhundert vor. In den von Deutschland besetzten Gebieten verschleppten die Nazis Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager. Die Tschechen sahen dem meist schweigend zu. Es fanden sich unter ihnen auch solche, die den Juden halfen und sie heimlich versteckten. Es gab jedoch auch genügend, die die Nazis bereitwillig unterstützten. Der Antisemitismus (wenn auch nicht in der kommunistischen Ideologie enthalten) zeigte sich auch in der Nachkriegspraxis der kommunistischen Partei. Im Prozess mit dem sogenannten „staatsfeindlichen Verschwörungszentrum“ im Jahre 1952 waren von den vierzehn Angeklagten elf Juden und ihr Judentum wurde ausdrücklich betont. Von den elf Hingerichteten waren acht Juden. Dies hing damals mit der ablehnenden Haltung der kommunistischen Partei gegenüber dem Staat Israel zusammen, aber Grund war zweifellos ein jahrhundertealter Antisemitismus. Auch heute – nach all den Schrecken, obwohl in unserem Land nur ein Dutzend jüdische Gemeinden existieren und nur wenige Synagogen funktionieren – erscheinen wiederholt antijüdische Reden und weitere Ausdrucksweisen des Antisemitismus. Es ist die Pflicht jedes vernünftigen und anständigen Menschen, all solche Äußerungen hart abzulehnen und sich zu bemühen, dem aktiv entgegen zu treten. Die zweite historische Minderheit sind die Roma. Die gegenseitigen Beziehungen zwischen Tschechen und Roma sind ein aktuelles Problem. Die Roma werden seit Generationen für Menschen zweiter Kategorie gehalten. Eine offene Wunde bleibt vor allem die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und die Lager in Lety bei Písek und in Hodonín bei Kunštát, in denen während der nazistischen Okkupation die tschechischen Roma vor dem Transport in die Vernichtungslager, wo mindestens drei Viertel der Roma-Bevölkerung in den böhmischen Ländern umkamen, zusammengetrieben wurden. Die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Tschechen und Roma werden vor allem durch brennende soziale Probleme erschwert, hinter denen die Unfähigkeit steht, einen angemessenen Weg zur Integration der Roma zu finden. Wir sind überzeugt, dass ein Weg zur Lösung die systematische Unterstützung der Bildung ist. Ziel sollte die Herausbildung einer genügend starken Schicht gebildeter und qualifizierter Roma sein, die zum allgemein respektierten Repräsentanten und Sprecher dieser Minderheit wird. Dazu wird es aber nötig sein, viele starke Vorurteile in der Bevölkerungsmehrheit abzubauen und eine Atmosphäre größerer Offenheit und Akzeptanz gegenüber Andersartigkeit zu schaffen. Ein bewährtes Instrument ist die gegenseitige Begegnung, zu der bereits jetzt verschiedene gemeinnützige und kirchliche Aktivitäten beitragen.

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Am Schluss erinnert das Dokument daran, dass eine sachliche Sicht auf das Problem Voraussetzung dafür ist, um beim Zusammenleben von Menschen verschiedener kultureller Ausgangslage nicht von einem Extrem ins nächste zu fallen, sondern Probleme so lösen zu helfen, wie sie kommen. Die Angehörigen der unterschiedlichsten europäischen und außereuropäischen Nationen, die bei uns leben, sollten wir nicht für ein Problem oder eine Last halten, sondern für eine Chance und eine Bereicherung. Wir sollten lernen, mit ihnen freundschaftliche und solidarische Beziehungen zu knüpfen, zum Gespräch einladen. Lasst uns die Fragen unserer moralischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Ausrichtung nicht nur im Hinblick auf uns selbst lösen, sondern auch mit Blick auf die Leute um uns herum, die anders sind oder Ausländer. „Gäste“ sind doch auch wir, wir alle sind auf dieser Erde nur Ankömmlinge. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind eine Aufgabe für uns alle in der privaten und öffentlichen Sphäre. Die Kirchen dürfen dabei nicht abseits stehen. Zdeněk Susa

Die Feier des 1150. Jubiläums der Ankunft von Kyrill und Method auf dem Gebiet des Großmährischen Reiches auf Burg Branč, 4.-5.7.2013 Alle christlichen Kirchen in Böhmen, Mähren, in Schlesien und in der Slowakei gedenken des 1150. Jahrestages der Ankunft von Kyrill und Method auf dem Gebiet des Großmährischen Reiches. Diese Brüder aus Thessaloniki kamen im Jahre 863 in unser Gebiet, um in verständlicher Sprache dem einheimischen Volk den gesamten christlichen Glauben zu erklären. Es gelang ihnen, beim Papst das Altslawische als Gottesdienstsprache durchzusetzen. Der Gottesdienst in der slawischen Sprache, der bei den mährischen Slawen als lebendige geistige Gemeinschaft aller Schichten der Nation vorgestellt wurde, gab unseren Vorfahren das Bewusstsein freier Menschen in der Reihe der anderen Nationen. Welche Bedeutung das Wirken von Kyrill und Method für die Einheit der slawischen Völker und ganz Europas haben sollte, das wird unsere Kirche zusammen mit weiteren evangelischen Kirchen in der Tschechischen Republik und in der Slowakei bei den gemeinsamen Feierlichkeiten auf der Ruine der Burg Branč und deren Umgebung in Erinnerung rufen. Dazu wird ein historischer Ort an der tschechisch-slowakischen Grenze genutzt, an dem jährlich am 5. Juli die slowakische lutherische Kirche mit einem Gottesdienst an die Gefangennahme und den Tod von kalvinistischen und evangelischen Predigern im 17. Jahrhundert gedenkt. Nach Branč kommen Gruppen von Jugendlichen aus verschiedenen Kirchen, am Freitag ist ein gemeinsamer Gottesdienst geplant, der vom slowakischen Radio übertragen wird und am Nachmittag ist ein buntes ökumenisches Programm in Brezová pod 6

Bradlom voller Worte und Musik an der Reihe, das alle beteiligten Kirchen zusammen vorbereiten. Gemeinsam drücken wir damit unseren Dank für den Beitrag der Mission von Kyrill und Method auf dem Gebiet von Kultur, Religion, Schrift und Bildung der slawischen Nationen aus. Daniela Hamrová

Ende Mai fand in der Tschechischen Republik die Nacht der Kirchen 2013 statt Am Freitag, den 24. Mai öffneten in der ganzen Tschechischen Republik Kirchen, Gebetssäle und weitere Räume der elf Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates, die sich an der Nacht der Kirchen 2013 beteiligten. Von den Kirchen der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder waren 118 Kirchengebäude geöffnet. Die breite Öffentlichkeit erlebte die Atmosphäre von Orten, die im Alltag schwer zugänglich sind und dank dieses Erlebnisses konnten sie dem Christentum anders als gewohnt begegnen. „Im vergangenen Jahr besuchte eine halbe Million Menschen die Nacht der Kirchen, es nimmt eher die säkulare Öffentlichkeit teil als die regelmäßigen Kirchenbesucher. Als Freiwillige bereiten sie Begegnungen, Führungen und Programme vor. Die tschechische Öffentlichkeit überwindet auf diese Weise Berührungsängste gegenüber sakralen Räumen, sagt Joel Ruml, Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Tschechischen Republik. Kirchen und Gebetssäle, Gemeinden oder Orden bereiteten für die Besucher ein reiches Programm vor, in dem kommentierte Führungen, Konzerte, Workshops und Theatervorstellungen nicht fehlten, so wie dies auch in den vergangenen Jahren war. Geöffnet waren auch einige der Öffentlichkeit sonst unzugängliche Kirchenteile wie beispielsweise Orgelemporen, Sakristeien, Krypten oder Klostergärten. Die Internetanwendung iKostel half den Besuchern, die nächstgelegene Kirche zu finden. TN

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Von Marburg nach Leuenberg – zum 40. Jahrestag der Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie Im Oktober des Jahres 1529 trafen sich in Marburg Vertreter des deutschen (Luther) und des Schweizer (Zwingli) Flügels der europäischen Reformation zu einer Beratung über die gemeinsame Lehre und das gemeinsame Vorgehen. Das Treffen hatte Landgraf Philipp von Hessen initiiert. Es dauerte drei Tage und auf dem Programm standen fünfzehn strittige Fragen. In vierzehn von ihnen wurde eine Übereinkunft erzielt, über der fünfzehnten Frage gingen beide Seiten höflich ohne Einvernehmen auseinander. Es ging um das Verständnis des Abendmahls. Im weiteren Verlauf sind beide reformatorischen Strömungen in dieser Frage (und in einigen anderen) eigene Wege gegangen. Im März des Jahres 1973 trafen sich im Schweizer Konferenzzentrum Leuenberg Vertreter der europäischen reformatorischen Kirchen, um eine Vereinbarung (Konkordie) zu unterzeichnen, die diese missliche Entwicklung beenden sollte. Initiator war diesmal kein Landgraf und auch kein Politiker, sondern das veränderte geistige Klima, das den Ruf nach Einheit der Kirchen unüberhörbar werden ließ. Die Marburger Beratung dauerte drei Tage, die Leuenberger Konkordie wurde in Beratungen auf verschiedenen Ebenen fast zwanzig Jahre lang vorbereitet. Die Methode, die benutzt wurde, ist in die Geschichte der ökumenischen Bemühungen als „Leuenberger Modell“ eingegangen. Sie besteht darin, dass versucht wird, im wesentlichen Kern der Sache eine Einigung zu erzielen. Dieser ist laut der Konkordie das „Verständnis des Evangeliums“. Das ist ausreichend. Die anderen Unterschiede (in den „dienstbaren“ und „etwaigen“) Dingen können bestehen bleiben, ohne dass damit die volle Gemeinschaft der Kirchen gestört wird, die mit der Unterzeichnung der Konkordie am 16. März 1973 ausgerufen wurde. Gemeinschaft der Kirchen bedeutet das Aufgehen in einem neuen kirchlichen Gebilde. Das heißt, dass sich die beteiligten Kirchen gegenseitig vollständig anerkennen; diese Anerkennung bedeutet Gemeinschaft von Kanzel und Altar, aber auch Anerkennung des Rechts auf Unterschiedlichkeit in der konfessionellen Orientierung, der Kirchenordnung und weiteren Dingen. Heute gehören zur Gemeinschaft (der offizielle Titel lautet Gemeinschaft der evangelischen Kirchen in Europa) knapp hundert reformierte, lutherische, unierte und neuerdings auch methodistische Kirchen, die Brüderunität und die Tschechoslowakische Hussitische Kirche. Die Baptisten haben zwar ihre Zustimmung zur Konkordie nicht formell ausgesprochen, arbeiten jedoch eng zusammen. Im Jahre 1973 wurde die Gemeinschaft zunächst nur ausgerufen. Die folgenden vierzig Jahre sind getragen vom Bemühen um ihre konkrete Realisierung auf viele verschiedene Arten. Es wurde vorgeschlagen, dass die beteiligten Kirchen zu einer gemeinsamen Synode zusammenkommen mögen. Bislang wurde dieser Vorschlag nicht verwirklicht. Mit einer Ausnahme: der Synode der „Leuenberger“ Kirchen in der Tschechischen Republik. Sie findet in zweijährigen Intervallen seit dem Jahr 2000 statt und es nehmen je vier Teilnehmer aus fünf Kirchen teil, aus der Brüderkirche, der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, der 8

Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Schlesischen Kirche A.B.. Das 40. Jubiläum der Unterzeichnung dieses bedeutenden Dokuments haben die Mitgliedskirchen der Leuenberger Gemeinschaft in der Tschechischen Republik mit einem Gottesdienst mit Abendmahl am Sonntag, den 16. Juni 2013 in der Roten Kirche in Brünn gefeiert. Die Predigt bei diesem Gottesdienst hielt der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. In Österreich und Generalsekretär der Gemeinschaft der evangelischen Kirchen in Europa Dr. Michael Bünker. Am Gottesdienst beteiligten sich Vertreter der Mitgliedskirchen dieser Gemeinschaft, der Patriarch der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche Tomáš Butta, der Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder Joel Ruml, der Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche Petr Procházka, Jan Cieslar für die Schlesische evangelische Kirche und weitere Gäste. Die feierliche Atmosphäre des Gottesdienstes, in dem auch eine Taufe stattfand, wurde durch die Beiträge eines ökumenischen Chor aus Brünn gekrönt. Pavel Filipi/ DaZ

Die Freizeitheime der EKBB laden ein Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder verfügt über sechs Freizeitheime, die über die gesamte Republik verteilt sind. Jedes der Heime ist von seiner Lage und seinen Angeboten her, sowie durch seine Geschichte ein Unikat. Dank dieser Vielfalt können wir Räumlichkeiten für Jugendtreffen, Familien mit Kindern und für Senioren oder Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit anbieten. Auf das ihre kommen in unseren Zentren auch Anhänger von klassischen Ferienlagern, Bergliebhaber, sowie auch jene, die sich in der Stadt besser fühlen und kulturelle Veranstaltungen oder Kurort-Atmosphäre genießen wollen. In unseren Heimen sind wir bemüht, christliche Werte in die Praxis zu übertragen, unseren Gästen bieten wir neben guten äußeren Bedingungen auch geistliche Angebote an. Im Folgenden stellen wir die einzelnen Zentren näher vor.

Berghaus Herlíkovice – schöne Berge und reine Natur Das Berghaus ist ein Komplex aus drei Gebäuden, zum Areal gehört auch eine wunderschöne Kirche aus der Zeit des Jugendstils. Das Hauptgebäude bietet den größten Komfort und hat insgesamt 22 Betten in neun Zimmern, die ein eigenes Bad und WC haben. Die Hütten Vokurka (17 Betten) und Vilka (26 Betten) bieten niedrigere Preise und einen geringeren 9

Komfort. In der Hütte Vilka befindet sich eine neu rekonstruierte Küche, die Hütte bietet somit preisgünstige Unterkunft für weniger anspruchsvolle Gäste, die hier selbst kochen und im eigenen Schlafsack übernachten können. Duschen und WC sind in der Hütte Vilka gemeinsam. Weitere Informationen unter: www.horskydomov.cz

Church Pension Prag – Oase inmitten der Stadt Die Church Pension liegt beinahe im Herzen von Prag, doch sie bietet ihren Gästen eine ruhige und angenehme Unterkunft in verschiedenen Preisklassen. Insgesamt verfügt sie über 56 Betten. Dank ihrer Lage ist die Pension ein ausgezeichneter Platz für Entdeckungsreisen zu den Schönheiten von Prag. Neben einer guten Unterkunft steht den Gästen eine sonnige Dach-Terrasse zur Verfügung, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt hat. Weitere Informationen unter www.churchpension.cz

Lager J.A. Comenius Běleč – Lagerromantik und Ort der Begegnung Das Lager J.A. Comenius in Běleč ist ein Ort für Lagerfreizeiten mit Unterbringung in Hütten (das kleine Lager mit 11 Hütten, das große Lager mit 13). Außer den Hütten, die gewiss jeden Romantiker und die kleinen Gäste ansprechen, bietet das Freizeitzentrum in Běleč auch Unterkunftsmöglichkeiten im Hauptgebäude, das teilweise barrierefrei ist. Das Lager Comenius ist innerhalb der EKBB ein beliebter Platz für Familienfreizeiten und auch ein Ort, an dem Gesunde und Kranke, Junge und Alte zusammenkommen, Menschen, die Hilfe brauchen, treffen Menschen, die uneigennützig Hilfe anbieten. Weitere informationen unter http://taborbelec.cz/

Sola fide Janské Lázně – Kurort inmitten der Berge Das Haus Sola fide bietet seinen Gästen die komfortable Umgebung einer Kurstadt eingebettet in eine schöne und saubere Berglandschaft. Sola fide ist ein beliebter Ort für alle Altersgruppen. Berg- und Wanderfreunde kommen hier auf ihre Kosten, aber auch Senioren und Menschen mit Behinderung können hier ausruhen und Kraft schöpfen. Das gesamte Heim Sola Fide ist barrierefrei, im Haus gibt es einen Lift in die einzelnen Stockwerke und einige Zimmer sind für Rollstuhlfahrer eingerichtet. Weitere Informationen unter www.sola-fide.cz

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Penzion Doubravka – ein malerischer Kurort voller Kultur Die Pension Doubravka ist das kleinste unserer Freizeitheime, sie bietet 20 Betten in acht Zimmern. Die Pension befindet sich unweit der Kurkolonnade, die Gäste können somit die Atmosphäre der Kurstadt genießen. Luhačovice ist eine traditionelle Kurstadt. Neben einem reichen Kulturprogramm bietet sie eine große Menge an Ausflugsmöglichkeiten in die Umgebung. In der Nähe von Luhačovice befindet sich die Talsperre in Pozlovice, die über einen Wanderweg von Luhačovice aus zu erreichen ist. In der näheren Umgebung gibt es Burgen und Schlösser, Naturschönheiten, Brennereien, Weinkeller, die allesamt gut zu erreichen sind. Weitere Informationen unter www.penziondoubravka.cz

Evangelisches Zentrum Chotěboř – ruhige Umgebung zur Erholung inmitten der Natur Das Evangelische Zentrum in Chotěboř gehört zu den größeren Zentren – es verfügt über insgesamt 85 Betten und wird vor allem in der Sommersaison genutzt. In den letzten Jahren fanden umfangreiche Umbaumaßnahmen statt, die auch Küche und Speisesaal einschlossen. Die Gebäude wurden mit neuen Möbeln und weiterer Inneneinrichtung ausgestattet. Klettergeräte für Kinder sind aufgebaut worden. Zur Verfügung stehen auch ein Trampolin und eine Tischtennisplatte. Dank der Rekonstruktion bietet das Zentrum ideale Bedingungen für den Familienurlaub in einer ruhigen Umgebung. Das Heim liegt unweit des Städtchens Chotěboř in einem Naturschutzgebiet, in der schönen Umgebung des Flusses Doubrava und dem Vorland der Eisenberge. Weitere Informationen unter: http://es-chotebor.evangnet.cz Klára Černá

Tag für Kuba in Olomouc (Olmütz) Hat die kubanische Gesellschaft Hoffnung auf Veränderung? Mit dem Gedenken an unsere kommunistische Vergangenheit und die kubanische Gegenwart haben wir versucht, während eines Happenings der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder für Kuba in Olomouc, das am 20. März stattfand, Antwort auf diese Frage zu finden. Die Veranstaltung für Kuba begann am frühen Abend mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kathedrale des Hlg. Wenzel, den der röm.-kath. Erzbischof Jan Graubner und der Synodalsenior der EKBB Joel Ruml unter Beteiligung der breiten Ökumene hielten. Neben

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Predigt und gemeinsamen Gesang waren wir während des Gottesdienstes in den Fürbitten, bei denen Kerzen entzündet wurden, mit Kuba verbunden. Nach dem Gottesdienst bewegte sich ein Zug zur Unterstützung von Damas de Blanco – den Damen in Weiß, einer regelmäßig protestierenden Gruppe von Müttern, Frauen, Töchtern und Schwestern gefangener kubanischer Dissidenten, die in Weiß, das Symbol der Reinheit, gekleidet sind – von der Kathedrale zur evangelischen Kirche Die Teilnehmer trugen weiße Luftballons und Regenschirme und hatten sich weiße Schleifen angesteckt. Der Abend wurde in der evangelischen Kirche mit dem Trunk Cuba libre (Freies Kuba – Rum mit Cola und Limette) und einer Begrüßungsfanfare der Schüler des Konservatoriums der Evangelischen Akademie in Olomouc fortgesetzt. Die Anwesenden wurden von einem Vertreter der Stadt begrüßt und der Abend ging mit einer Fotoschau und einem Bericht des Synodalseniors Joel Ruml und der Übersetzerin Anna Kárniková über ihre Reise nach Kuba im November letzten Jahres weiter. Die einzelnen Programmblöcke wurden durch Auftritte von Musikern des Konservatoriums unterbrochen. Nach dem offiziellen Programm konnte sich jeder noch eine Ausstellung von Fotos aus Kuba ansehen und dank einiger Übersetzer auch persönlich mit der kubanischen Journalistin und Lamasiel Gutierrez Romerová sprechen, die zusammen mit ihrem Sohn Asyl in der Tschechischen Republik bekommen hat. DaZ

Über den Verein Exulant War die „Dunkle Zeit“ wirklich dunkel? Falls uns nur die Kultur interessiert, dann wohl nicht. Ich behaupte, dass die Mehrheit der Hörer Barockmusik zeitgenössischen Komponisten vorzieht. Wenn wir jedoch an Psalm 119: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Ps 119,105) denken, merken wir, woher die Inspiration zur Bezeichnung „Dunkle Zeit“ kam. Nach der Schlacht auf dem Weißen Berg im November 1620 war es möglich, unser Land in die „große europäische Welt“ zurückzuführen und damit jenes „tschechische Ketzertum“ zu beenden, das die offizielle Hierarchie bereits seit Ende des 14. Jahrhunderts, seit der Zeit der Vorgänger der tschechischen Reformation, aufbrachte. Es beginnt eine Epoche der gewaltsamen Rekatholisierung, der geheimen Protestanten und Emigranten. An diese Zeit denken viele als an ein Geschehen, das ihre eigene Familie betrifft, denn ihre Vorfahren zogen lieber „in die Welt hinaus“, dorthin, wo sie hofften, protestantische Predigten hören zu können. 1781 gab Joseph II. zwar das Toleranzpatent heraus, die Emigranten jedoch blieben größtenteils im Exil. Grund für die Herausgabe des Patents war übrigens das Bestreben, den weiteren Weggang von Protestanten und die damit verbundene Schwächung des österreichischen Witrschaftssystems aufzuhalten. Einigen Schätzungen zufolge verließen zwischen 1620 und 1781 etwa 500 000 Menschen das Land. Zu großen Reemigrations12

Wellen, bei denen die Nachkommen der Emigranten in das „Land der Väter“ zurückkehrten, kam es erst in der Zeit der Ersten Republik und vor allem nach dem 2. Weltkrieg. Im September des Jahres 1993 fand in der Prager EKBB-Gemeinde Salvator zum Thema „Rückkehr ins Land der Väter“ ein erstes Treffen von Nachkommen derer, die nach der Schlacht auf dem Weißen Berg das Exil wählten, statt. Der damalige Präsident Václav Havel empfing auf der Prager Burg Vertreter des Treffens. Im darauffolgenden Monat fand eine Fahrt mit mehreren Bussen in die polnische Stadt Zelow statt, einen bedeutenden Fluchtort der Emigranten. Dies ging der offiziellen Entstehung des Vereins Exulant im Jahre 1995 voraus, dessen Aufgabe es ist, die Zusammenarbeit zwischen den Reemigranten und mit Orten, wohin jene Emigranten einst gekommen sind und wo bis heute ihre Nachkommen leben, zu erhalten und zu entfalten. Im Juni 2003 fand im polnischen Zelow anlässlich des 200. Jahrestages der Stadtgründung ein internationaler Kongress von Nachkommen der Emigranten statt. Vor zehn Jahren wirkte dort das Pfarrehepaar Jelinek, das seit Herbst 2010 in Ratiboř und Kateřinice im Vsetiner Land arbeitet. Sie gehören also zu den letzten Reemigranten. Gegenwärtig hat der Verein Exulant 400 Mitglieder. Erster Vorsitzender wurde Prof. Ing. Karel Matějka, Csc., Professor der Kernphysik und des physikalischen Ingenieurswesens an der ČVUT, in den Jahren 2004-2012 hatte der emeritierte Synodalsenior Mgr. Pavel Smetana den Vorsitz inne und gegenwärtig Mgr. Jan Bistranin, Jurist und in den Jahren 1992-1999 Prediger der Brüderunität der Baptisten in Liberec. Exulant gibt vor allem Bücher zum Exil nach der Schlacht auf dem Weißen Berg heraus, „Stammautorin“ ist PhDr. Edita Štěříková. Des weiteren bearbeitet Exulant systematisch genealogische Daten, organisiert Reisen innerhalb unserer Republik und ins Ausland; in den letzten Jahren waren wir in Konstanz, Genf, Lešná, Naarden und in der Ukraine. An verschiedenen Orten der Republik werden Konferenzen ausgerichtet, zuletzt im Herbst vergangenen Jahres in Teplitz. Am 8. Juni diesen Jahres fand eine Veranstaltung „Bibel im Leben der Kirche“ in der Prager Salvatorgemeinde statt – so wie vor 20 Jahren. Wenn Sie in einem der spannenden Bücher über die tschechischen und mährischen Emigranten lesen, merken Sie, dass es ihnen eigentlich nur darum ging, eine eigene Gemeinde, ein Einkommen und einen Prediger zu haben, der möglichst auf tschechisch predigt. Die Wirklichkeit freilich sah anders aus, angefangen von der Verachtung durch die einheimische Bevölkerung (obwohl doch alle im selben protestantischen Boot saßen), bis zu den leeren Versprechungen der Landesherren. Viele Emigranten lebten in Armut und bekamen keinen Prediger. War es das wert, dafür sein Land, einen Teil der Familie, Freunde und Besitz zu verlassen? Das ist eine Frage, auf die sich nur in einer ähnlichen Situation eine glaubwürdige Antwort finden lässt. Jetzt können wir nur hinzufügen, dass die Erfahrung der harten Verfolgung eines Teils der Christen, bei den anderen das unerlässliche Konzept der Toleranz bestärkt hat, das glücklicherweise auch unsere atheistische Gesellschaft nachahmt. Pavel Čáp

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Der Heidelberger Katechismus in den Böhmischen Ländern und in Mähren In diesem Jahr jährt sich die erste Ausgabe des Heidelberger Katechismus zum 450. Mal, doch es sind dieses Jahr auch 230 Jahre seit seiner ersten tschechischen Ausgabe in der Nach-Toleranzzeit vergangen. Eines der ersten protestantischen Bücher, das in Böhmen und Mähren nach der Beendigung der Gegenreformation herausgegeben wurde, war gerade der Heidelberger Katechismus. Sein Herausgeber war der damalige Nosislaver Pfarrer Michal Blažek (1753-1827), späterer mährischer reformierter Superintendent. Es handelte sich jedoch nicht um seine eigene Übersetzung, sondern um eine Neuausgabe der ersten tschechischen Übersetzung des Heidelberger Katechismus aus dem Jahre 1619, die Jakub Akanthydo Mitys angefertigt hatte. Der erste Übersetzer des Heidelberger Katechismus hieß eigentlich Jakub Slavík, seinen Namen schrieb er jedoch griechisch Acanthis (in verschiedenen Varianten, jedoch in der Bedeutung „Stieglitz“). In Anlehnung an seinen Onkel Jan Mitis, den Primas von Velvary, erweiterte er seinen Namen zu Jakub Akantido Mitis. Von Geburt aus ein schlesischer Böhme studierte er an der Prager Universität, als Bakkalaureus verwaltete er ab 1605 eine Schule in Dobrovice. Danach wurde er Priester unter beiderlei Gestalt, kurzzeitig übernahm er die Stelle seines Vaters in Dřinova und ab 1614 wirkte er in Skramníky, von wo aus er drei Jahre nach der Schlacht auf dem Weißen Berg ins Exil ging. Im Jahre 1619 erschien noch eine lateinisch-tschechische Version des Heidelberger Katechismus, die dritte Ausgabe erschien 1723 im Exil, im südpolnischen Krosna. Im Jahre 1784 wurde in Kutná Hora (Kuttenberg) eine Übersetzung aus dem Ungarischen herausgegeben. Die erste Übersetzung des Heidelberger Katechismus aus dem deutschen Original ins Tschechische fertigte erst 1867 Hermann von Tardy an, wobei er bemüht war, nicht völlig von der ursprünglichen Übertragung Akathydos aus dem Lateinischen abzuweichen. Tardys Übersetzung war wohl die verbreitetste (sie wurde neun mal aufgelegt), wenn sie auch nicht die einzige war und nicht so einfach angenommen wurde. Auf dem II. Superintendenten-Konvent im Herbst 1867 wurde sogar über ihre Entfernung abgestimmt. Kritisiert wurde sie wegen ihrer veralteten Sprache und Unverständlichkeit. Der Vorschlag wurde jedoch abgelehnt. Ondřej Macek

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Sitzung der Synode Böhmischen Brüder

der

Evangelischen

Kirche

der

Vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2013 fand in den Räumen des Prager Emaus-Klosters die Sitzung der Synode der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder statt. Außer den Synodalen nahm auch eine Reihe von Gästen aus der tschechischen und ausländischen Ökumene teil. Auch der Prager Erzbischof, Metropolit und tschechische Primas sowie Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz Kardinal Dominik Duka OP traf ein, um die Synode zu grüßen. Hauptthema der gesamten Synode war das Gespräch der Kirche über die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Gemeinden und die Eigenfinanzierung der Kirche. „Hinsichtlich der Tatsache, dass der Staat die bisherigen Zahlungen der Pfarrgehälter, zu denen er sich im Jahre 1949 bei der Konfiszierung kirchlichen Eigentums verpflichtet hat, schrittweise einschränken wird, wird es wohl um eine ausgewogene Kombination von Finanzierung der Pfarrgehälter, der kirchlichen Arbeit, ausgewählten Diensten für die Gesellschaft (soziale Dienste und Schulwesen) aber zweifellos auch um Investitionen gehen, die durch ihre Erträge zumindest zu einem kleinen Teil die Finanzierung einiger Tätigkeiten der EKBB absichern können.“ führte Pavel Stolař, Mitglied des Synodalrates der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, in das Thema der Synode ein. „Die Kirche muss selbst von unten, aus ihren Gemeinden, Kirchenräten und Senioraten eine Lösung suchen, vor der wir nicht ausweichen können. Dies wird einen Strukturwandel, eine erhöhte Opferbereitschaft, gegebenenfalls weitere Schritte bedeuten.“ fasste der Präses der Synode, Jiří Gruber, beim Abschlussgottesdienst das Thema Kirchenfinanzierung zusammen. Die Synode hatte auch eine weitere schwere Aufgabe vor sich, und zwar die Entscheidung über den Verkauf des Gebäudes, in dem die Evangelisch-Theologische Fakultät ihren Sitz hat. Nach längerer Diskussion, bei der Argumente beider Seiten erklangen, beschloss die Synode, dass der Synodalrat das Gebäude unter bestimmten Bedingungen an die Karlsuniversität verkaufen kann – mit der Verpflichtung, dass das Gebäude weiterhin der EvangelischTheologischen Fakultät dienen wird. Die nächste Sitzung der Synode der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder wird vom 29. Mai bis 1. Juni 2014 in Vsetín stattfinden.

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DIE DIAKONIE DER EKBB Belgická 22, CZ 120 00 Praha 2, Czech Republic Tel: (+ 420) 242 487 811 (812) ; Fax: (+420) 242 487 834 E-mail: [email protected] Internet: www.diakonie.cz

Diakonie der Evangelischen Kirche der böhmischen Brüder (DEKBB) ist eine christliche nichtstaatliche Organisation, die allen Menschen Hilfe, Unterstützung und Pflege leistet, die trotz ihres Alters, trotz Krankheiten oder Behinderung, trotz Einsamkeit oder auch in schweren sozialen Situationen Anspruch auf ein würdiges Leben haben. Der Dienst der Diakonie der EKBB gründet sich auf der Botschaft des Evangeliums von der Liebe Gottes und orientiert sich am Beispiel von Jesus Christus. InTschechien gehören wir zu den größten Organisationen,die soziale Dienstleistungen anbieten. Täglich helfen wir tausenden Klienten in der direkten Pflege. Wir leisten Sozial-, Gesundheits-, Bildungs- und Seelsorgedienste in 33 Einrichtungen und 8 Sonderschulen. ___________________________________________________

Im Alter in der Nähe der Familie bleiben Geschütztes Wohnen in Nosislav Menschen, die ihre Selbständigkeit verlieren, müssen oft ihr Zuhause verlassen und in ein entferntes Seniorenheim ziehen. In Nosislav scheint nun Hoffnung auf, dass sie beinahe Zuhause bleiben können. Am 21. April diesen Jahres wurde hier der Grundstein für ein Geschütztes Wohnhaus gelegt, ein gemeinsames Projekt der Nosislaver Gemeinde und des Brünner Diakoniezentrums. Unweit des Platzes, wo vor hundert Jahren ein evangelisches Waisenhaus stand, wächst ein Haus, in dem Senioren und Menschen mit körperlicher Behinderung (z.B. nach Schlaganfall) ein Zuhause finden sollen. Mit dem Nosislaver Pfarrer Ondřej Macek haben wir darüber geredet, wie die Idee entstand, warum sich eine Gemeinde diakonischer Arbeit widmen sollte und was für ihn Zuhause bedeutet.

Woher kam der Einfall, in Nosislav eine diakonische Einrichtung aufzubauen? Einige Leute in unserer Gemeinde haben schon einige Zeit, bevor ich nach Nosislav kam, darüber geredet. Wohl von Anfang an haben wir an unsere älteren Schwestern und Brüder, unsere Nachbarn gedacht. Ich weiß, dass wir nicht allen helfen, doch wenn es uns gelingt, 16

wenigstens einigen die Not zu mildern, in die sie dem Moment kommen, in dem sie auf Unterstützung angewiesen sind, beziehungsweise die Schwierigkeiten, in die ihre Kinder fallen, die zwischen Beruf und der Sorge für ihre Eltern wählen müssen, so wäre das prima. Die Vorbereitungen selbst dauerten mehr als zwei Jahre. Während dieser Zeit kam in der Gemeinde eine Gruppe von Menschen zusammen, die gemeinsam überlegte, formulierte, Vorstellungen aufeinander abstimmte, verschiedene Fachleute einlud. Von Anfang an war der junge Architekt Petr Dobrovolný dabei, der sich auch in seiner Diplomarbeit mit dem Wohnen im Alter beschäftigt hat. Mit der Zeit luden wir den Leiter der Brünner Diakonie der EKBB, Jan Soběslav dazu. Und am Ende stand die Idee, auf dem Gelände hinter unserem Gemeindehaus (in Einklang mit aktuellen fachlichen Trends) ein kleines Haus mit geschützten Wohnungen für Senioren und Menschen über 40 mit gesundheitlichen Behinderungen (d.h. vor allem nach Autounfällen) zu bauen und damit zugleich einen Pflegedienst für diejenigen einzurichten, die noch zu Hause wohnen können, was natürlich das beste ist.

Wie ging es weiter? Es begann ein Marathon von Projektvorbereitung über Absprachen mit den Nachbarn und das Beschaffen verschiedener Genehmigungen und vor allem von Fördermitteln, ohne die es wohl heute nicht geht. Wenn wir auch gerade dabei großes Glück hatten: das Regionale Operative Programm Südost hatte gerade eine Ausschreibung zur Unterstützung von Bauvorhaben solcher Art herausgegeben und wir waren bei der Antragstellung erfolgreich. Am 21. April diesen Jahres wurde der Grundstein gelegt. Wir haben 18 Millionen Kronen zugesagt bekommen, falls die Europäische Union nicht Bankrott geht. Drei Millionen müssen wir (d.h. das Brünner Diakoniezentrum, das den gesamten Bau organisiert) freilich selbst aufbringen. Das ist für uns eine unvorstellbare Summe. Doch wir bemühen uns. Und deshalb sind wir sehr dankbar für die diesjährige gesamtkirchliche Sammlung zum Pfingstfest. Danke!

Was sagt die Gemeinde dazu? Im Ältestenrat haben wir uns gesagt, dass wir eine recht lebendige Gemeinde sind und deshalb aufhören sollten, nur um unsere eigenen Sorgen zu kreisen, uns nicht auf das Streichen von Regenrinnen und den üblichen Gemeindebetrieb konzentrieren, sondern unser Christentum noch irgendwie anders praktisch leben sollten. Die Gemeinde stand vor der Wahl, das Grundstück entweder brach liegen zu lassen oder es mit der Zeit als Bauland zu verkaufen, daran etwas Geld zu verdienen und dies allmählich zu „verfressen“, oder damit etwas anderes zu tun. Und sie hat sich für das geschützte Wohnen entschieden. Das hat in Nosislav Tradition. Unser Gemeindehaus (das Hus-Haus) war ursprünglich ein evangelisches Waisenhaus. Übrigens: wenn wir darüber klagen, dass Krisenzeit ist und uns bereitwillige Spender fehlen, so gilt es zu bedenken, dass das Waisenhaus in Nosislav mit beträchtlicher Unterstützung der Gemeinde während und nach dem 2. Weltkrieg betrieben wurde.

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Ist die Gemeinde einig? War es nötig, die Menschen zu überzeugen? Ich denke, im ganzen ja. Sie steht dahinter. Wir alle können uns wohl nicht recht vorstellen, wie das einmal funktionieren, was es bedeuten wird. Das kann auch ich nicht recht. Manchmal fragt jemand: Was werden wir davon haben? Ähnlich haben aber einst die Jünger Jesus gefragt: „Was bekommen wir dafür?“ (Mt 19,27). Jesu Antwort hat zwei Teile: Er verspricht den Jüngern eine Zukunft in seinem Reich (und das ist es uns doch wert, oder?) und dann bekennt er, dass es nicht einfach ist, auf seine Art zu leben, dass es oft nötig ist, irgendetwas aufzugeben, etwas zu opfern und sein zu lassen, doch damit gewinnt der Mensch auch oft etwas: neue Freunde, Dankbarkeit, Freude, ein Lächeln. Die ernsthafteste Einwand war, dass wir im „gewöhnlichen“ innergemeindlichen christlichen Dienst versagen und uns dennoch weiter vorwagen wollen. Darauf etwas zu entgegnen ist schwer, wenn es auch um ein etwas anderes Gebiet geht und uns die Diakonie bei dem hilft, was wir selbst nicht schaffen.

Das Projekt heißt: Wir bauen ein Zuhause. Was heißt für Dich Zuhause? Ich bin viele Male umgezogen und mit der Vergangenheit verbinden mich nur ein paar Bilder und Bücher. Zuhause – das heißt für mich: Alžbeta, die Jungs und Jaelka, Privatleben, Geborgenheit, die Möglichkeit, in gewissem Maße „sein Leben nach eigenem Gutdünken zu gestalten“.

Im Zusammenhang mit der Ablösung der Kirche vom Staat erwarten Kirche und Gemeinden eine Zeit größerer finanzieller Unsicherheit. Ist es gut, sich jetzt auf ein relativ umfangreiches Projekt, wie das Eurer diakonischen Einrichtung, einzulassen? Schwer zu sagen. Den Grundstein für das geschützte Wohnhaus haben wir einer Mauer entnommen, die von einem Gebetsaal der Toleranzzeit übriggeblieben ist, mit dessen Bau man im April 1783 begonnen hatte. Die damaligen Bauleute waren entschieden schlechter dran und mussten sich wesentlich mehr bewähren. Ohne Fördermittel und mit größerem Risiko. Allein das, was wir hinter uns haben, hat vielen Menschen eine Menge Geld, Kraft und Zeit gekostet, es war nötig verschiedensten Hindernisse zu überwinden, die auf die Stimmung drückten. Ich denke, dass es nur irgendwie zu schaffen ist, wenn Du sehr fest überzeugt bist, dass es Sinn macht, dass es gut ist. Im Moment sieht es so aus, als könnten wir wenigstens zum Teil fachlich qualifizierte Angestellte in den Reihen der Gemeinde finden, viele unserer Schwestern und Brüder denken an dieses Werk und sind bemüht, es finanziell zu unterstützen, wir organisieren zur Unterstützung verschiedene Veranstaltungen (Weihnachtsmarkt, Herausgabe einer biblischer Meditationen, Wein für die Diakonie usw.). Und vielleicht wird es in Nosislav irgendwann keine volle Pfarrstelle geben und es könnte für den Pfarrer möglich sein, innerhalb des Projekts Geschützten Wohnens eine Teilzeitanstellung zu finden, oder es könnte dort gleichzeitig ein Teil der Gemeindeveranstaltungen stattfinden (Bibelstunden, Seniorenbegegnung usw.) Die Sorge um Senioren wird immer nötiger, vielleicht zeigt sich im Laufe der Zeit, dass dieses Modell 18

einer kleinen diakonischen Einrichtung in Anbindung an die Ortsgemeinde auch für andere Gemeinden tragfähig ist.

Möchtest Du einmal in Eurem Nosislaver Zuhause wohnen? Ich will nicht lügen. Ich hoffe wohl wie jeder, dass es mich einmal, nicht zu früh und nicht zu spät, einfach „umhaut“. Doch das beeinflusst der Mensch nicht. Ideal ist es natürlich, von der Familie umgeben zu sein, doch im Zuge dessen, dass Menschen weit weg ziehen, länger arbeiten gehen, schwer Arbeit finden, sind manche Entscheidungen besonders schwierig. Für mich ist, wie gesagt, Würde sehr verbunden mit Privatleben und der Möglichkeit zu beeinflussen, was mit mir passiert. Wir haben uns bemüht, gerade dies in unserem Projekt zu unterstreichen. Ein relativ großes eigenes Zimmer und gleichzeitig Hilfe (auch beim Umgang mit der Einsamkeit). Selbstverständlich wird die Zeit zeigen, ob uns das gelingt. Nun, ich hoffe, dass sie mich mal irgendwann einziehen lassen...

Ich wünsche Eurem Projekt Geschütztes Wohnen den Schutz des Höchsten Die Fragen stellte Lenka Ridzoňová.

Freiwillige der Diakonie der EKBB sind von ihrer Mission in Afrika zurückgekehrt Freiwillige der Diakonie der EKBB sind von einem sechsmonatigen Aufenthalt in Afrika zurückgekehrt, wohin sie gesandt wurden, um Gebiete für die Vorbereitung auf Krisensituationen zu erkunden. Fünf tschechische Freiwillige reisten zusammen mit dreizehn anderen aus ganz Europa im Rahmen des Projekts Europäischer Austausch humanitärer Daten – EUROSHA (European Open Source Humanitarian Aid) nach Burundi, Tschad, Kenia und in die Zentralafrikanische Republik. Ziel war es, Informationen zu gewinnen und Gebiete für eine bessere Vorbereitung auf Krisensituationen wie Überschwemmungen, Erdbeben, Unruhen in der Folge von Wahlen und ähnliches auszumachen. Die Freiwilligen haben zu diesem Zweck Daten für die Open Street Map und die Online-Datenbank Sahana aufgezeichnet. Es ist so gelungen, das Gebiet der Hauptstadt Bujumbury in Burundi oder Flüchtlingslager in der Nähe der Stadt Gore im Tschad zu untersuchen. Das Team in Kenia arbeitete in Gebieten, die in den vergangenen Jahren mit ethnischen Unruhen während und nach politischen Wahlen zu kämpfen hatte. Es konzentrierte sich auch auf das Gebiet der Stadt 19

Marigat, das von Fluten und Trockenperioden gepeinigt wurde. In der Zentralafrikanischen Republik untersuchten die Freiwilligen die Hauptstadt Bangui und von ferne andere Städte, besonders die, die seit Dezember 2012 von Rebellen eingenommen wurden. Ende Dezember musste das Team aus Sicherheitsgründen das Land verlassen und die tschechischen Freiwilligen zogen um, um ihre Kollegen im Tschad zu verstärken. Die Ergebnisse der Arbeit aller EUROSHA-Teams werden den humanitären Organisationen und Autoritäten vor Ort nützlich sein, die mit Hilfe dieser Informationen über das Gebiet bei Krisensituationen besser reagieren können. In Situationen der Bedrohung durch Naturkatastrophen oder kriegerische Auseinandersetzungen kommt so Hilfe für die örtliche Bevölkerung schneller und genauer dahin, wo sie nötig ist. Die tschechischen Freiwilligen wurden vom Zentrum für Humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe der Diakonie der EKBB ausgesandt, das humanitäre Hilfe bei außerordentlichen Ereignissen in der Tschechischen Republik bietet und Zusammenarbeit im Bereich Entwicklungshilfe sowie humanitäre Hilfe im Ausland organisiert.

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DIE EVANGELISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT DER KARLSUNIVERSITÄT IN PRAG (ETF UK) P.O. Box 529, Černá 9, CZ 115 55 Praha 1, Czech Republic Tel: (+ 420) 221 988 211; Fax: (+ 420) 221 988 215 E-Mail: [email protected] Internet: http://web.etf.cuni.cz/ETFENG-1.html

Steht in der Nachfolge der Hus-Fakultät (1920-1950, unterbrochen 1939-1945) und der Comenius-Fakultät (1953-1990). 1990 wurde sie in die Karlsuniversität integriert. Mit ihrer Leitung sind der Dekan und vier Prodekane betraut, die auf drei Jahre gewählt werden. Die Fakultät umfasst acht Lehrstühle und drei Institute, im Studienjahr 2005/6 sind etwa 480 Studierende eingeschrieben. An der ETF UK erhalten die zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrer der EKBB ihre theologische Ausbildung. ____________________________________________________

XXI. Colloqium Biblicum an der Evang.-theol. Fakultät der Karls-Universität Prag Als die Prager Karls-Universität am 3. April 2013 mit traditionellen akademischen Zeremonien und schwarzen sowie bunten Talaren der Professoren, Dekane und Rektoren ihren 665jährigen Geburtstag feierte, begann das internationale XXI. Colloquium Biblicum an der Evang.-theol. Fakultät der Universität. Dies Kolloquium hat also auch bereits seine Tradition. Es wurde im Mai 1992 im Rahmen einer internationalen und interdisziplinären Tagung zum Thema „The Bible in Cultural Context“ in Bechyne begründet. „Gründerväter“ waren drei Alttestamentler: Jan Heller (Prag; + 2006), Karel Adriaan Deurloo (Amsterdam) und Bernd Jørg Diebner (Heidelberg). Hellers Prager Schüler, Martin Prudký, übernahm bald aktiv die Rolle seines gesundheitlich angeschlagenen Lehrers, der aber bis 2005 nach Vermögen das Kolloquium begleitete und auch mit Beiträgen bereicherte. Bis heute trägt Martin Prudký, besonders unterstützt von Petr Sláma (Prag) die Hauptlast der Vorbereitung, wobei die ausländischen Gäste an der Fakultät von Vera Fritzova und Peter Stephens betreut werden. Der Kreis der Teilnehm/innen wechselte naturgemäss seit dem I. Colloquium Biblicum im Jahre 1993, wobei ein „harter Kern“ um Prudký und Diebner seit Beginn dabei ist. Getreu den Sprachräumen der „Gründerväter“ kommen bis heute die meisten Teilnehmer/innen aus dem tschechisch-slowakischen, dem niederländischen und dem deutschen Sprachraum. Allerdings trug 2013 mit dem katholischen und katalanischen Theologen Josep Maria Gavalda i Ribbot (Tarragona) zum ersten Mal ein Referent auf Spanisch vor. 21

Die gewöhnlichen Vortrags- und Diskussions-Sprachen sind Deutsch und Englisch. Fachleute beider grosser christlichen Konfessionen sind willkommen, Protestanten wie Katholiken. Da oft nicht nur das „alte Israel“ und das biblische, sondern auch das nachbiblische antike bis neuzeitliche Judentum thematisiert werden, nehmen hin und wieder auch jüdische Gelehrte teil, zum mindesten aber ausgewiesene Fachleute für Rabbinistik. Das Kolloquium zeichnet sich durch ein offenes Diskussionsklima aus. Jede methodisch begründbare Meinung findet Gehör. Dabei bestimmen zwei komplementäre jüngere akademische „Schulen“ den methodisch-historischen und –theologischen Grundtenor, die sog. „Amsterdamer Schule“ („Amsterdamse School“) um Karel Deurloo, bei dem auch Martin Prudký promovierte, und die Heidelberger „Dielheimer Schule“ um Bernd Jørg Diebner. Zwischen beiden „Schulen“ besteht seit drei Jahrzehnten ein reger Austausch. Während die „Amsterdamer Schule“ durch eine stark am reformiert-kalvinistischen Protestantismus niederländischer Prägung und am Judentum orientierte „Wort-GottesTheologie“ gekennzeichnet ist, lässt sich die „Dielheimer Schule“ stärker durch eine historische Neubewertung der alttestamentlichen Schriften charakterisieren. Beide Richtungen zeichnen sich aus durch das Ernstnehmen des vorliegenden hebräischen „Urtextes“ ohne willkürliche gelehrte Eingriffe in die tradierte Textgestalt der antiken biblischen Dokumente. Jedes Kolloquium steht unter einem bestimmten Thema, für das sich die Teilnehmer durch Abstimmung jeweils im Vorjahr entscheiden. – Beispielhaft war das Thema des diesjährigen Kolloqiums: „Rein und unrein“, primär in der jüdischen Tradition und ausgehend von zwei Texten der Thorah (den fünf Mosebüchern), nämlich von 3. Mose (Levitikus) 11 und 5. Mose (Deuteronomium) 14. Bezeichnend ist, dass dabei stets über den „alttestamentlichen Tellerrand“ hinausgeschaut wird. So lautete der Titel des einleitenden Vortrags von Edgar Kellenberger (Oberwil / Schweiz): „Jesus berührt das Unreine (Aussätzige, Tote, Speisen) : Zum Heilswirken des Juden Jesus“. Und das Referat von Claudia Nauerth (Heidelberg) thematisierte die frühchristliche Kunst: „’Manibus velatis – pedibus nudis’ [d.h.: „mit verhüllten Händen und bloßen Füßen“] : Der Mensch in Gottes Nähe im Spiegel der Bilder“ – wie in der altkirchlichen Kunst dem Heiligen begegnet wird. Das Thema des XXII. Colloquium Biblicum vom 23.-26. April 2014 steht bereits fest: „Noah“ – ausgehend vom biblischen Text in 1. Mose (Genesis) 6 – 9. Auch bei diesem Thema wird es wieder um die vielfältigen altorientalisch-außerbiblischen, die biblischen und die nachbiblischen Traditionen gehen, sei es im Judentum, im Christentum oder im Islam. Das Kolloquium endet alljährlich mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche ul. Zigmunda Wintra 15. und mit einem gemütlichen Beisammensein („Koinonia-Abend“) in der Wohnung von Martin Prudký, an dem etwa ein Dutzend der gewöhnlich insgesamt gut 30 Partizipant/inn/en des Kolloquiums teilnimmt. Prof. Dr. theol. Bernd Jørg Diebner (Heidelberg)

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Petr Pokorný wurde achtzig – und immer noch rüstig und aktiv Im April feierte Professor Petr Pokorný, einer der führenden tschechischen Bibelwissenschaftler, seinen achtzigsten Geburtstag. Über lange Jahre führte er den Fachbereich Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät und war Leiter des Zentrums biblischer Studien der Karlsuniversität und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Den hohen runden Geburtstag feiert er rüstig und noch immer aktiv. Seine Lehrtätigkeit an der Fakultät hat er eingeschränkt, wenn auch nicht vollständig, und befreit von administrativen Verpflichtungen an der Fakultät ist er verstärkt in der Akademikergesellschaft der Tschechischen Republik tätig, zu deren Vorsitzenden er für den Zeitraum 2012-2014 gewählt wurde. Auch die vergangene Lebensdekade hat er mit zahlreichen wissenschaftlichen und zeugnisgebenden Werken gefüllt. Die Hauptthemen seiner fachlichen Arbeit bleiben gleich und unverändert ist auch sein grundlegender Stil: ausgehend von speziellen Problemen werden die Grenzen der Theologie oder der Bibelauslegung zu allgemeineren Fragen hin überschritten. Beispielhaft zeigte er dies in dem Buch „Hermeneutika jako teorie porozuměni“ (Die Hermeneutik als Theorie des Verstehens – 2005), das zurückgeht auf die theologische Ausbildung in methodischer Auslegung biblischer Texte, zu der Petr Pokorný einst ein Skript herausgegeben hat. In der „Hermeneutik“, dessen erster Teil auch auf englisch erschienen ist, geht es jedoch nicht mehr um dieses „Handwerkszeug“, sondern um dessen grundsätzliche Voraussetzungen, also um die Frage, wie eigentlich biblische Texte „reden“, dem gegenwärtigen Leser oder Hörer ihre Botschaft übergeben, wie sie Quelle und Halt des Glaubens werden können. Da biblische Texte so auf die allgemeinen menschlichen Fähigkeiten der Wahrnehmung und des Verständnisses reagieren, ist es nötig, über eine „Theorie des Verstehens“ allgemein nachzudenken. Pokorný knüpft in seiner Auffassung an Paul Ricoeur und dessen Analyse an, was Zeugnis ist und wie es „funktioniert“. Schlüsselinhalt des christlichen Zeugnisses ist die Gestalt Jesu Christi und seine Geschichte. Damit hat sich Petr Pokorný auch langandauernd beschäftigt. Eines seiner ersten Bücher war ein Kommentar zur ältesten Wiedergabe dieser Geschichte, zum Markusevangelium. In neuerer Zeit widmete sich Prof. Pokorný der Frage der historischen Jesusforschung. Zu diesem Thema organisierte er zusammen mit der Universität in Princeton drei internationale Konferenzen, deren Ergebnisse schrittweise in Amerika erscheinen (Projekt Jesus Research), auf Tschechisch hat er eine Sammelschrift seiner Studien „Ježís Nazaretský – historický obraz a jeho interpretace“ (Jesus von Nazareth – ein historisches Bild und seine Interpretation – 2005) herausgegeben. Wieder ist der Untertitel wichtig: das, was Pokorný interessiert, ist nicht irgendeine unabhängige Rekonstruktion des „historischen Jesus“, sondern die Wechselbeziehung „Glaube und Geschichte“, ein Prozess, in dem sich bei der Erinnerung an Jesu irdischen Weg das Verständnis seiner Bedeutung herausgebildet hat.

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In dieses Interesse fällt organisch auch die Aufmerksamkeit, die Pokorný dauerhaft dem wohl wichtigsten nichtkanonischen Text widmet, der das „Vermächtnis“ Jesu erfasst, dem Thomasevangelium. Seine neue Übersetzung mit auslegenden Anmerkungen hat er in dem ersten Band von „Rukopisy z Nag Hammádi“ (Die Handschriften von Nag Hammadi – 2008) herausgegeben, eine englische Version mit einer erweiterten Auslegung dann als eigenständige Monographie (2009). Zusammenhängend hat er seine Sicht auf den Prozess der Formierung des christlichen Zeugnisses in der bislang neusten Publikation herausgegeben, in deren Mittelpunkt die Frage steht, wie sich im Urchristentum die Bedeutung des Wortes „Evangelium“ entwickelte („From the Gospel to the Gospels“ – 2013, die tschechische Version „Od evangelia k evangeliím“ ist in Vorbereitung). Im Detail beschäftigt sich Pokorný mit der Frage, wie die einzelnen Schriften des neutestamentlichen Kanons entstanden sind, in seinem umfangreichsten Buch, dem kompletten Lehrbuch „Uvod do literatury a teologie Nového zákona“ (Einleitung in die Literatur und Theologie des Neuen Testaments), das er ursprünglich (2007) für deutsche Studierende verfasst hat, das jedoch in Kürze auch auf Tschechisch erscheint. Professor Pokorný kehrt zudem auch immer wieder zu einer systematischen Auslegung biblischer Texte zurück. Die neue Reihe des Tschechischen ökumenischen Kommentars zum Neuen Testament eröffnete er mit der Auslegung des Epheserbriefes („List Efeským“ – 2005) und gegenwärtig arbeitet er an einer neuen Version des Kommentars zum Markusevangelium. Der breiteren Öffentlichkeit sind die „Gespräche zu biblischen Texten“ bestimmt, die er bereits seit einigen Jahren zusammen mit Petr Vaďura im Radio führt und die im vergangenen Jahr unter dem vielsagenden Titel „Má to smysl“ (Es hat Sinn – 2012) in Buchform herauskamen. Dies ist Pokornýs Überzeugung, die er nicht nur auf die Auslegung biblischer Texte bezieht, sondern die er für eine knappe Zusammenfassung der christlichen Botschaft hält, die auf der Auferstehung Jesu basiert. Das Evangelium ist die Zusage dessen, was Sinn, was (ewige) Zukunft bei Gott hat. Dieses zu bezeugen, ist laut Pokorný Grundaufgabe der Kirche, an der er sich als Theologe betont beteiligt. Für dieses Zeugnis, das seine fachliche und seine populärwissenschaftliche Arbeit durchdringt, sind wir Petr Pokorný dankbar und wünschen ihm, dass er in seinen weiteren Tagen viel Freude hat im Licht des neuen Tages, der seit Ostern jede Dunkelheit erhellt. Jan Roskovec

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Eine orthodoxe Postdoktorandin an der EvangelischTheologischen Fakultät Die junge orthodoxe Theologin Nevena Dimitrova ist die erste ausländische Postdoktorandin, die im Rahmen des 2010 ins Leben gerufenen Programms der Karlsuniversität, das die Forschung unterstützen soll, nach Prag gekommen ist. Hier spricht Nevena über ihre theologischen Interessen und ihre ersten Eindrücke über das Leben in Prag: Seit September 2012 arbeite ich an einem Postdoc-Projekt an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität. Die erste Frage, die jemand stellen könnte, wäre: Was verbindet eine orthodoxe Christin, deren Fachgebiet die byzantinischen Kirchenväter sind, mit den Themen, die an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Prag gelehrt werden? Die einfache Antwort wäre: Nichts. Aber da ich Komplexität der Einfachheit vorziehe, sowohl, wenn es zum Fragen stellen als auch wenn es zum Beantworten kommt, werde ich meine Geschichte von einem anderen Blickwinkel aus erzählen. Meine Interessengebiete sind Theologie, Philosophie des Mittelalters, byzantinische Philosophie und patristische Studien. Das Ergebnis meiner Arbeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität wird ein Buch sein, an dem ich im Moment arbeite. Außerdem werde ich einen Kurs zum Thema St. Maximus Confessor geben. Im Moment gebe ich, während des Sommersemesters, einen Kurs zum Thema „Byzantinische Kirchenväter“ an dem einige wunderbare internationale Studenten teilnehmen. Freier Wille, Selbstbestimmung und der synergetische göttlich-menschliche Dialog und Kommunion waren die Fragen, die mich hierher gebracht haben. Die Fakultätsbibliothek ist überraschend reich an orthodoxer Literatur wie die griechischen Kirchenväter, Patristik und Philosophie. Es kann auch nicht anders sein, wenn man das ökumenische Erbe der Fakultät von der Zeit Prof. JL Hromádkas über Prof. Jakub Trojan bis in die Gegenwart bedenkt. Das Ökumenische Institut ist auch Teil dieser Fakultät, und zu seinem Lehrkörper gehört Prof. Ivana Noble, eine Kennerin der westlichen orthodoxen Spiritualität. Der Dekan, Prof. Jindřich Halama, leitet nicht nur den ganzen Fachbereich, sondern ist auch immer bereit den Menschen, die hier arbeiten oder studieren zu helfen. Noch bevor ein ausländischer Student das erste Mal das Fakultätsgebäude betritt, setzt er oder sie sich zuerst in Kontakt mit den freundlichen Mitarbeitern der Abteilung für Internationale Beziehungen: Věra Fritzová und Peter Stephens. Diese bemühen sich jedes Problem zu lösen, dem sich ein Neuankömmling gegenübersehen kann. 25

Für ihre Hilfe bei der Vertiefung und Bereicherung meines Wissens hier in Prag danke ich zuerst den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, den sehr geduldigen und hilfreichen Bibliothekaren. Auch möchte ich zum Schluss, die Atmosphäre in der schönen mittelalterlichen Stadt Prag erwähnen, die es mir erlaubt unter authentischen Bedingungen zu arbeiten. Nevena Dimitrova

Jabok ist mehr als eine Schule Unter diesem Motto feiert Jabok – Höhere sozialpädagogische und theologische Fachschule das zwanzigjährige Jubiläum ihrer Gründung. Die Feier ist Impuls, das bisherige Wirken auszuwerten und zwar auch in Bezug auf die EKBB. Eine bedeutende Rolle spielte hier der Vertrag über die Zusammenarbeit zwischen Jabok und der ETF UK im Jahre 1999, als Jabok bereits sechs Jahre Studierende der Sozialarbeit ausbildete und dabei auch Theologie unterrichtete. Diese wurde dem sogenannten Programm „Kleine Theologie“ entnommen, mit dem die Salesianische Provinz Prag, der heutige Träger des Jabok, erfolgreich in Form von geheimen Seminaren in Privatwohnungen auf die damalige Gesellschaft einwirkte. Die Gründer von Jabok1 haben diesen Trend durch die Eingliederung der Theologie in ihr Studienprogramm Sozialarbeit und Theologie (DiS) gefestigt. Dieser wurde später Inspiration für das Bachelor-Fach Seelsorge und Sozialarbeit (Bc), das Jabok auf Grundlage des Vertrages mit der ETF ebenfalls anbietet. Heute hat allein dieses Fach über 400 Studierende, mehr als alle anderen Fachbereiche der ETF zusammen. Von der Bedeutung von Jabok zeugt auch das Programm der Jubiläumsfeierlichkeiten. Sie wurden am 8. Februar mit dem dritten Jahrgang des Jabok-Balls eröffnet, der von Spontanität und Unmittelbarkeit gekennzeichnet ist. Den Zeitgenossen konnte er eine der ursprünglichen Intentionen von Jabok ins Gedächtnis rufen: Schule und Gemeinschaft sein, in der die Theologie die Grundlage für ein fröhliches, mutiges und verantwortungsvolles Leben bietet. Der Workshop „Fachpraktika der Studierenden – Zusammenarbeit von Schule und Arbeitsstätten“ fand am 8. März als Dank an die Mitarbeiter von über 200 Organisationen statt, in denen für Jabok die praktische Ausbildung organisiert wird. Er zeigte einen Zug, der gerade für die Praxis am Jabok typisch ist: sie ist nicht nur für die Studierenden ein Gewinn, sondern auch für die Organisationen, die sie gewähren.

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JABOK ist die Abkürzung der Namen zweier Persönlichkeiten, mit denen der Gedanke der Schule verbunden war: Don Bosco (tschechisch Jan Bosco), Gründer der Kongregation der Salesianer, und J.A. Comenius (tschechisch Komenský) An der Gründung von Jabok waren am stärksten Doz. M. Ryšková und Doz. L. Ovečká, SDB beteiligt. An der Zusammenarbeit mit der ETF hatte der damalige Dekan Prof. P. Pokorný bedeutenden Anteil.

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Eine bedeutsame fachliche Jubiläumsveranstaltung war die internationale Konferenz „Soziale Arbeit und Theologie – zwanzig Jahre Dialog“ vom 11.-12. April. Die Vortragenden von Jabok, ETF und anderen universitären Arbeitsplätzen boten zusammen mit Fachleuten aus der Praxis neue Ansichten auf das Verhältnis von Theologie und sozialer Arbeit in den breitesten, doch eigenständigen Auffassungen ihrer Fachbereiche. Sie zeigten beispielsweise, dass die Theologie nicht nur Motivation für die soziale Arbeit bietet, sondern dass auch die Realität des täglichen Dilemmas dieser Arbeit nach theologischer Reflexion ruft, zu der Jabok etwas anzubieten hat. Die Feierlichkeiten erreichten am 24. Mai mit einem Treffen von Studierenden, Absolventen, gegenwärtigen und ehemaligen Lehrenden (einschließlich bedeutender Persönlichkeiten der ETF), Mitarbeitern und Freunden von Jabok ihren Höhepunkt. In einer Atmosphäre persönlicher Begegnungen war es möglich, einen Einblick in interessante Momente des Lebens der Schule zu bekommen, sowie in die Geschichten zumindest einiger ihrer nahezu tausend Absolventen. Auch diese Begegnung war Beweis für die deutlichen Spuren, die Jabok in der Gesellschaft hinterlässt und wohl auch Versprechen, dass die Schule auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen wird.

Ondřej Fischer

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