BRANCHENMONITOR LEBENSMITTELEINZELHANDEL

BRANCHENMONITOR LEBENSMITTELEINZELHANDEL Einzelhandel mit Waren verschiedener Art – Hauptrichtung Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren ...
Author: Max Kalb
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BRANCHENMONITOR LEBENSMITTELEINZELHANDEL Einzelhandel mit Waren verschiedener Art – Hauptrichtung Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren (Die quantitativen Auswertungen dieses Branchenmonitors verwenden statistische Daten gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008), hier der WZ08-47.11.)

Düsseldorf, im Februar 2017

0

Inhaltsverzeichnis Einzelhandel mit Waren verschiedener Art – Hauptrichtung Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren (WZ08 – 47.11)

1

2

3

4

5

6

Überblick 1.1 Leitfragen 1.2 Sichtweisen auf die Branche 1.3 Branchenfakten in Kürze

2 3 4

Globaler Wettbewerb 2.1 Branchenteilnehmer und -konzentration 2.2 Stellung des deutschen Handels im globalen Kontext

5 6

Beschäftigung 3.1 Beschäftigungslage in der Branche 3.2 Beschäftigungsrisiken in der Branche

7 8

Nachhaltigkeit 4.1 Ökonomische Nachhaltigkeit 4.2 Soziale Nachhaltigkeit 4.3 Ökologische Nachhaltigkeit

9 10 11

Branchenausblick 5.1 Trends und Themen der Branche 5.2 Chancen und Risiken des Marktes

12 13

Ergänzende Unterlagen 6.1 Diskussionspunkte für den Aufsichtsrat 6.2 Weiterführende Informationen

14 15 16

Düsseldorf, im Januar 2017

Seite 1

Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

1. Überblick 1.1 Leitfaden Ausgangspunkt des Branchenmonitors sind für die Mitbestimmungspraxis wichtige Leitfragen zur Situation und Entwicklung in der LEH-Branche und ihren Segmenten.

Welche Sichtweisen gibt es auf die Branche?

• Wie beurteilen Management, Investoren, Beschäftigte und ihre Vertreter, Politik und Gesellschaft die Branche? • Sind die Sichtweisen identisch?

Wie hat sich die Branche konjunkturell und strukturell entwickelt?

 Wächst, stagniert oder schrumpft die Branche in Deutschland?  Welche Bedeutung und Struktur hat die Branche im inter-/nationalen Kontext?

Wer sind wichtige Branchenteilnehmer?

 Welche nationalen Unternehmen von Bedeutung gibt es in der Branche?  Wer sind die „Global Player“ und welche Rolle spielen deutsche Unternehmen?

Welche Einflüsse hat die Globalisierung auf die Branche?

 Welchen Einfluss und welche Folgen haben die Triebkräfte des globalen Wettbewerbs?  Welche Risiken entstehen aus der Globalisierung für den deutschen Markt?

Wie ist die Beschäftigungssituation in der Branche?

 Wie ist die Beschäftigungslage in der Branche (z.B. Art der Arbeitsverhältnisse)?  Welche Beschäftigungsrisiken gibt es in der Branche?

Welche Branchentrends und Chancen / Risiken gibt es?

 Wie entwickeln sich Markt und Wettbewerb?  Welche Rolle spielen Innovationen in der Branche?  Gibt es spezifische Chancen / Risiken?

Was ist im Aufsichtsrat zu diskutieren und wo finden sich weitere Informationen?

 Welche Kernfragen müssen in Bezug auf die Branchenentwicklung im Aufsichtsrat diskutiert werden?  Welche Detailinformationen gibt es noch?

Der vorliegende Branchenmonitor soll in kurzer und prägnanter Form Antworten auf die gemeinsam mit Praktikern entwickelten Leitfragen geben.

Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

1. Überblick 1.2 Sichtweisen auf die Branche Die Sichtweisen der Interessengruppen auf den deutschen Lebensmitteleinzelhandel unterscheiden sich stark. Negative Aspekte belasten das Branchenimage.

Managementsicht 







Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist zentrale Schnittstelle zwischen Verbrauchern und der Lebensmittelkette. Der volkswirtschaftliche Beitrag des LEH wird mit rund 5% des deutschen Bruttoinlandsproduktes und rund 1/3 des deutschen Einzelhandelsumsatzes unterschätzt. Der LEH schafft als einer der wichtigsten Arbeitgeber in Deutschland und als relativ krisenfeste Branche konstant Arbeitsplätze und erhält diese langfristig. Knapp 1/3 aller Beschäftigten des Einzelhandels sind für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) tätig. Das Thema „Nachhaltigkeit“ gewinnt für den LEH zusehends an Bedeutung (vgl. Labels wie „Fair Trade“, „kontrollierter Fischfang“, etc.).

Investorensicht 

 







Beschäftigtensicht

Der LEH gilt als ertragreicher Ankermieter in sogenannten Fachmarktzentren, die sehr typisch für städtische Ballungsgebiete sind. Die LEHs, insb. Discounter, bauen ihre Präsenz in 1a-Innenstadt/Stadtteillagen aus. Trotz steigendem Anteil des LEHOnlinegeschäfts gilt der stationäre LEH als zukunftssichere Vertriebsform für Lebensmittel. Der extreme Verdrängungswettbewerb und der gnadenlose Konzentrationsprozess im LEH erfordern eine steigende Effizienz des LEH. Weitere Fusionen und Übernahmen ermöglichen steigende Effizienzgewinne durch Bündelung der Beschaffung und des Absatzes. Supermärkte und Discounter gelten aus Investorensicht als interessante Anlageobjekte.

  







Sichtweisen auf die Branche 









Der nationale Wettbewerbsdruck erfordert gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter. Die Branchenattraktivität für hoch qualifizierten Führungskräftenachwuchs ist gering. Das Beschäftigungsniveau könnte durch die Vorgabe weiter steigender Produktivität, Insolvenzen und Übernahmen (vgl. 2016 Kaiser´s Tengelmann) unter Druck geraten. Die Arbeitsbedingungen sind weitgehend streng hierarchisch, unflexibel und mitunter durch einen rüden Umgangston und Kontrolle geprägt. Die Bildung von Mitbestimmungsgremien Betrieben des LEH wird durch Arbeitgeber mit teils zweifelhaften Methoden unterdrückt. Arbeitnehmer besitzen eine schwache Verhandlungsposition in der LEH-Branche und werden ausgebeutet.

Politische / gesellschaftliche Sicht Das Image der LEH-Branche in der deutschen Öffentlichkeit leidet aufgrund teils zweifelhafter Bedingungen der Lebensmittelherstellung und Beschäftigung. Aufgrund ihrer äußerst hochgradigen Marktkonzentration steht die LEH-Branche im Fokus der staatlichen Wettbewerbshüter und ist Gegenstand kartellrechtlicher Prüfungen. Beschäftigte, Konsumenten und Hersteller sind leittragende der anhaltenden Konzentration und des Wettbewerbsdrucks im LEH. Der Nachhaltigkeitsgedanke setzt sich nur langsam und auf Drängen der Politik und Öffentlichkeit in der LEH-Branche durch. Das Mitbestimmungskonzept ist in der LEHBranche weit unterdurchschnittlich verbreitet.

Die Branche muss im Interesse aller Bezugsgruppen zentrale Themen wie Nachhaltigkeit und Mitbestimmung in den Fokus ihrer zukünftigen Arbeit und Entwicklung stellen. Quelle: Branchenverbände, Presseartikel

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

1. Überblick 1.3 Branchenfakten in Kürze Die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels mit Verkaufsflächen über 400 qm verhalten sich nach ihrem Anstieg in 2009 tendenziell stabil.

32,1 32,7 32,8 32,2 32,6 34,3 33,9

150 34,0

100

34,4 31,1

152,4

148,0

112,5 119,8 100,1

50

159,9 155,8

147,0

800 600

163,3 162,7

400 200

1.019,2

1.015,6

998,0

1.007,1

1.006,9

959,4

981,5

773,6

195,8

193,7 203,2 189,7 193,0 191,8 190,1

175,2 204,8 785,7 808,3 803,6 825,5 822,5 815,4 551,8 598,4 769,3 561,3

198,5

Zahlen, Daten, Fakten

1,1

22,6 14,5 16,1 15,7

19,6 18,2 18,1 19,4 19,7 19,8

1,03 1,03

2015*

2014*

2013

2012

2011

2010

1,04 1,02

1,08 1,08 1,08 1,08

1,02

0,99

2008

2007

2006

2015*

2014*

2013

2012

2011

2010

2009

2008

2007

Quelle: Destatis (Statistik 45341-0001) Angaben: in Mrd. € (*Prognose) Anmerkung: WZ08-47.11 (Details s. letzte Seite) Legende: WZ08-47.11.1 WZ08-47.11.2

1,06

1,02

1,0 2006

0

1,0

1,06 1,04

2015*

1,1

1,09 1,09 1,09 1,07

2014*

4,8

4,2

2013

4,5

15

5,0

4,3

4,2

2012

7,8

4,2

1,11 1,09

2011

20

4,8

1,2

2010

5,6

Lohn & Umsatz pro Mitarbeiter (D)

2009

24,1

24,0

23,6

22,9

23,2

24,4

28,2

19,9

23,9

18,9

25

2009

Quelle: Destatis (Statistik 45341-0001) Angaben: in Tsd. Personen (*Prognose) Anmerkung: WZ08-47.11 (Details s. letzte Seite) Legende: WZ08-47.11.1 WZ08-47.11.2

Bruttowertschöpfung (D) 30

2008

2006

2015*

2014*

2013

2012

2011

2010

2009

2008

2007

2006

Quelle: Destatis (Statistik 45341-0001) Angaben: in Mrd. € (*Prognose) Anmerkung: WZ08-47.11 (Details s. letzte Seite) Legende: WZ08-47.11.1 WZ08-47.11.2

2007

0

0

5

766,1

1.200 1.000

200

10

750,3

196,1

195,4

192,0

189,8

Mitarbeiterentwicklung (D) 186,8

179,6

180,1

150,9

250

146,9

134,1

Umsatzentwicklung (D)

Quelle: Destatis (Statistik 45341-0001/-0006) Angaben: Index 2005 = 100% (*Prognose) Anmerkung: WZ08-47.11 (Details s. letzte Seite) Legende: Bruttolohn pro MA Umsatz p. MA

Die Entwicklung der durchschnittlichen Löhne und Gehälter pro Mitarbeiter im LEH war lange Zeit schwächer als die Umsatzentwicklung und konnte erst in 2012 aufschließen. Bruttowertschöpfung = Umsatz + Subventionen + sonstige betriebliche Erträge - Verbrauch von Handelsware sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen – Mieten und Pachten - betriebliche Steuern und Abgaben - bezogene Leistungen und andere betriebl. Aufwendungen Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

2. Globaler Wettbewerb 2.1 Branchenteilnehmer und -konzentration Der Wettbewerb im deutschen Lebensmitteleinzelhandel ist sowohl durch Preisdruck der Discounter als auch Fusionen und Übernahmen unter Einzelhandelsketten geprägt.

Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Umsatz Marktanteil Mitarbeiter3) 1) (in Pers.) (in Mrd. €) (in%)2) 39,5 273.878 Hamburg 21,2% 13,6 72.922 16,9 90.000 Köln 15,9% 6,8 26.000 20,8 122.879 Neckarsulm 14,2% 13,8 81.100 12,1 28.000 Mülheim/Essen 11,1% 15,7 38.300 4,7 14.647 Düsseldorf 5,0% 7,7 36.036

Name

Sitz

Edeka Gruppe (Edeka/Netto) Rewe Group5) (Rewe/Penny et al.) Schwarz-Gruppe* (Lidl/Kaufland) Aldi-Gruppe* (Aldi Nord/Aldi Süd) Metro-Gruppe6) (Metro C&C/Real) Lekkerland

Frechen

7,7

3,1%

2.758

Vertriebsstruktur4) (Vertriebslinien/Anzahl Filialen) Edeka: 7.201 (Vollsortimenter) Netto: 4.180 (Dicounter) Rewe: 3.713 (Vollsortimenter) Penny: 2.168 (Discounter) Lidl: > 3.200 (Discounter) Kaufland: > 640 (Vollsortimenter) Aldi Nord: > 2.400 (Discounter) Aldi Süd: > 1.860 (Discounter) Metro C&C: 107 (Vollsortimenter) Real: 293 (Vollsortimenter) Vollsortimenter für selbstst. Tankstellen, System-/Regionalkunden

7)

7.

Tengelmann-Gruppe (Kaiser's Tengelmann)

Mülheim

1,9

0,7%

15.710

471 (Vollsortimenter)

8.

dm-Drogeriemarkt

Karlsruhe

7,0

2,8%

38.598

1.744 (Drogeriemärkte)

9.

Rossmann

Burgwedel

5,8

2,3%

29.000

1.991 (Drogeriemärkte)

10.

Globus 8)

St. Wendel

4,8

1,9%

18.500

46 (Vollsortimenter)

Bartels-Langness (famila, Kiel Markant, nah & frisch, IK) Transgourmet Deutschland Neu-Isenburg (Transgourmet/Selgros)

4,0

1,6%

15.000

1,3 1,4

1,1%

3.300 5.000

Famila: 82 (Vollsortimenter) Markant: 30 (Vollsortimenter) Transgourmet: 15 (Vollsortimenter) Selgros C&C: 44 (Vollsortimenter)

13.

Norma

Nürnberg

2,8

1,1%

11.979

1.290 (Discounter)

14.

Müller

Ulm

2,5

1,0%

22.814

529 (Drogeriemärkte)

11. 12.

Bünting (famila NW, Combi, Famila NW/Combi/Jibi: 196 (Volls.) Leer 2,1 0,8% 14.000 Jibi, Markant NW) Markant NW: 400 selbstst. LEH 1) Bruttoumsatz im LEH in Deutschland in 2015 (*Schätzung); 2) Marktanteile in 2015 berechnet auf Basis des prognostizierten Branchenumsatzes 2015; 3) Mitarbeiter in Deutschland in 2015; 4) Filialen in Deutschland 2015; 5) ohne Touristik, Fachmarkt und Sonstige; 6) ohne Media-Saturn und Sonstige; 7) ohne KiK, OBI und Sonstige; 8) ohne Baumärkte, Elektrofachmärkte 15.

Quelle: Statista ID 153723, Bundesanzeiger, Unternehmensinformationen

 Gemessen am Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland in 2015 erzielten die fünf größten deutschen Einzelhandelskonzerne der Lebensmittelbranche 67,4% des Branchenumsatzes.  Auf Basis der Gesamtumsätze der Einzelhandelskonzerne der Lebensmittelbranche liegt der Marktanteil der vier größten Konzerne sogar über 85%. 1970 vereinten acht Konzerne ca. 70%.  Unter den weltweit 250 größten Handelsunternehmen im Lebensmitteleinzelhandel konnten sich gemessen am Umsatz im Jahr 2015 die deutschen Unternehmen Schwarz (Rang 4), Aldi (Rang 7), Metro (Rang 8), Edeka (Rang 17), Rewe (Rang 20), Tengelmann (Rang 100), dm (Rang 103), Rossmann (Rang 111) und Globus (Rang 123) platzieren.  Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel ist ein hochkonzentrierter Markt. Das Maß der Marktkonzentration ist vor dem Hintergrund der damit verbundenen Marktmacht besorgniserregend.  Die Konzentration im deutschen LEH wird auch in Zukunft aller Voraussicht nach weiter steigen.

Die weitere Konsolidierung und Konzentration der deutschen LEH-Branche gilt als wahrscheinlich und führt zu steigender Marktmacht auf der Beschaffungs- und Absatzseite. Quelle: Statista, Bundesanzeiger, Unternehmensinformationen, Deloitte 2016 Hinweis: Rangfolge gemäß Konzerngesamtumsatz inkl. LEH. Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

2. Globaler Wettbewerb 2.2 Stellung des deutschen Handels im globalen Kontext Der deutsche LEH zeichnet sich im internationalen Vergleich durch ein überdurchschnittliches Preisniveau und einen niedrigen Konsumausgabenanteil für Nahrungsmittel aus.

Internationale Bedeutung 

 





Wichtige Märkte und Marktsegmente

Deutschland besaß im Jahr 2013 mit 192,0 Mrd. € (20,0%) Umsatz den zweitgrößten LEH-Markt der EU-25 (962 Mrd. €). Einen minimal größeren LEH-Markt hatte 2013 mit 194,0 Mrd. € bzw. 20,2% nur Frankreich. Die durchschnittlichen Personalkosten p.a. je Arbeitnehmer im deutschen LEH lagen 2013 mit 20,3 Tsd. € leicht über dem europäischen Durchschnitt (19,8 Tsd. €). Die Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in Deutschland lagen 2010 mit 11,5% der Gesamtkonsumausgaben unter dem Wert der EU-27 (12,9 %). Das Preisniveau für Nahrungsmittel in Deutschland lag in 2013 mit einem Indexwert von 108 aber über dem Durchschnittswert (100) der EU28.









Elf der deutschen TOP-15 Wettbewerber im LEH sind auch in Europa und teilweise im außereuropäischen Ausland vertreten. Mit einem Handelsmarkenanteil von 35,9% in 2015 zählt Deutschland zu den Ländern mit der weltweit höchsten Bedeutung von Mehrwert- und Preiseinstiegshandelsmarken. Der LEH-Umsatz in Deutschland verteilte sich im Jahr 2015 auf Discounter (42,3%), LEHVollsortimenter (27,2%), SB-Warenhäuser (21,7%) und Drogeriemärkte (8,8%). In 2015 lag der Umsatzanteil von NonfoodArtikeln im deutschen LEH über alle Betriebsformen hinweg im Durchschnitt bei 13%. Im Einzelnen betrugen die Umsatzanteile für Discounter 13%, LEH-Vollsortimenter 8%, SBWarenhäuser 17% und Drogeriemärkte 21%.

Globale Positionierung Import und Export 







Der deutsche Außenhandelssaldo für Lebensund Genussmittel lag 2014 bei -8,8 Mrd. €. Importiert wurden Waren im Wert von 75,5 Mrd. €. Dies waren 8,3% aller deutschen Importe. Exportiert wurden Waren im Wert von 66,7 Mrd. €. Dies waren 5,9% aller deutschen Exporte. Die deutschen Im- und Exporte verteilten sich 2014 auf Europa (75% und 85%), Asien (7% und 9%), Amerika (14% und 4%) und Afrika (3% und 2%). Europa ist somit wichtigster Handelspartner. 2014 waren die Hauptlieferanten von Lebensmitteln nach Deutschland Niederlande (14,3 Mrd. €), Frankreich (6,4 Mrd. €), Italien (5,8 Mrd. €). 2014 waren die Hauptempfänger von Lebensmitteln aus Deutschland Niederlande (9,1 Mrd. €), Frankreich (6,0 Mrd. €), Italien (5,8 Mrd. €).

Politische / gesellschaftliche Sicht 



 



Die starke Verhandlungsposition deutscher LEHKonzerne sorgt für harten Preiswettbewerb am Markt, da Lebensmittelhersteller nötige Preiserhöhungen nur begrenzt durchsetzen können. Die deutsche LEH-Branche hat einen weitgehend konjunkturunabhängigen und krisenfesten Markt mit konstantem Lebensmittelbedarf. Der Umsatzanstieg der LEH-Branche basiert insb. auf steigenden Nahrungsmittelpreisen. Der Anteil der Konsumausgaben, den Privathaushalte in Deutschland im Jahr 2015 für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren einsetzten, liegt seit 2010 konstant bei 13,6%. Gemessen am Umsatz liegt der deutsche LEH (WZ08-47.11) mit großem Abstand vor allen übrigen Einzelhandelssegmenten.

Die LEH-Branche ist ein hochgradig wettbewerbsintensives und preissensitives Segment, welches die Möglichkeiten der globalen Warenbeschaffung aber auch des Absatzes nutzt. Quelle: Statista, Eurostat, Destatis, BVLH, BVE, GfK (2016), Deloitte (2016)

Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

3. Beschäftigung 3.1 Beschäftigungslage in der Branche Die Beschäftigtenzahl des deutschen Lebensmitteleinzelhandels konnte den Rückgang in 2010 wieder ausgleichen und liegt seither auf dem Niveau von rund 1 Mio. Beschäftigten.

Beschäftigte in der Hauptbranche Eh.m. Waren verschiedener Art (in VR*) (WZ08-47.11) in 2013: 1.137.090)

WZ084719 12,2%

WZ084711 87,8%

Beschäftigte in der Branche Eh.m. Waren versch. Art, Hauptr. Nahrungsm. usw. (WZ08-47.111) in 2013: 998.019) 906.200

913.789

911.703

68.797 18.000

65.831 14.645

57.019 17.928

13.874

12.853

11.369

Beschäftigte 2011

Beschäftigte 2012

Beschäftigte 2013

1-2 Beschäftigte 6-19 Beschäftigte

3-5 Beschäftigte 20 und mehr Beschäftigte

Quelle: Destatis - Statistisches Bundesamt (GENESIS-Online Datenbank), Statistik 45341-0002; 1) Klassifikation der Wirtschaftszweige gemäß Stat. Bundesamt; * Verkaufsräumen

 2013 beschäftigte der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art der Hauptrichtung Nahrungsund Genussmittel sowie Getränke und Tabakwaren (WZ08-47.11) 998.019 Personen.  Im Lebensmitteleinzelhandel waren demnach 87,8% der 1.137.090 Beschäftigten der Einzelhandelsbranche mit Waren verschiedener Art in Verkaufsräumen (WZ08-47.1).  808.318 (81,0%) der 998.019 Beschäftigten des LEH (WZ08-47.11) entfielen auf den Einzelhandel ohne ausgeprägten Schwerpunkt (WZ08-47.11.1) und die restlichen 189.702 (19,0%) auf den Sonstigen Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (WZ08-47.11.2).  Der Umsatz pro Beschäftigtem des Einzelhandels mit Waren verschiedener Art der Nahrungsund Genussmittel sowie Getränke und Tabakwaren (WZ08-47.11) lag im Jahr 2013 bei 192.406 € und somit 3,2% über dem mehrjährigen Durchschnitt von 2005 bis 2013 (186.497 €).  22,3% (5.107) der Einzelhändler (WZ08-47.11) beschäftigten 2013 mehr als 20 Mitarbeiter und vereinten 91,4% (911.703) der Beschäftigten sowie 96,1% (184,5 Mrd. €) des Umsatzes der Einzelhandelsbranche (WZ08-47.1).  Die Beschäftigtenzahl pro Unternehmen ist im Einzelhandel mit Waren verschiedener Art der Hauptrichtung (WZ08-47.11) mit 43,7 höher als im Durchschnitt (34,3) des Einzelhandels mit Waren verschiedener Art in Verkaufsräumen (WZ08-47.1).

Der Trend zur Branchenkonzentration wird die Struktur und Beschäftigungslage des Lebensmitteleinzelhandels mit wenigen großen und vielen kleinen Betriebe verändern. Quelle: Destatis 45341-0001, 45341-0002

Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

3. Beschäftigung 3.2 Beschäftigungsrisiken in der Branche Maßnahmen zur weiteren Effizienzsteigerung und die Zunahme von Teilzeitbeschäftigung und prekären Beschäftigungsverhältnissen verdeutlichen zentrale Beschäftigungsrisiken.

Globale Risiken 







Branchenrisiken

Die LEH-Branche ist wegen des weitestgehend konjunkturunabhängigen Lebensmittelbedarfs eine krisenresistente Branche mit einem stabilem Beschäftigungsniveau. Aufgrund der demografischen Bevölkerungsentwicklung ist kein nachfragebedingtes, sondern allenfalls ein inflationsbedingtes Markt- und Beschäftigungswachstum zu erwarten. Die Bestrebungen deutscher LEH-Konzerne, international zu expandieren, bieten insbesondere ausländischen Arbeitnehmern neue Jobs. Der inländische Markt ist hingegen gesättigt. Nötige Preissteigerungen der weltweiten Lebensmittelindustrie drücken die Gewinne der LEH-Unternehmen und erhöhen das Risiko von weiteren Bestrebungen zur Personalkostenreduktion.









Trotz weit fortgeschrittener Konsolidierung der deutschen LEH-Branche ist - vorbehaltlich der Zustimmung des Bundeskartellamtes - mit weiteren Fusionen und Übernahmen zu rechnen. Die fortschreitende Privatisierung von LEHFilialen der LEH-Konzerne sind Ursache von Tarifflucht und fehlenden Betriebsräten. Dies führt zu einer erhöhten Abhängigkeit und Unsicherheit von Beschäftigten im LEH. Die teils zweifelhaften Praktiken der Mitarbeiterführung (z.B. Überwachungsskandale, Vermeidung der Betriebsratsgründung) schädigen das Branchenimage nachhaltig. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten und geringfügig und befristet Beschäftigten wird in Zukunft noch zunehmen und betrifft insbesondere die zahlreichen weiblichen Erwerbstätigen.

Beschäftigungsrisiken Unternehmensrisiken 









Es besteht das Risiko der Beschäftigten von privatisierten LEH-Filialen, ein Jahr nach erfolgter Privatisierung nicht mehr unter die Tarifabdeckung und -bindung zu fallen. In zunehmendem Umfang besteht die Gefahr der Auslagerung von „einfachen“ Tätigkeiten wie z.B. Kassentätigkeiten, Regalbestückung und Inventur über Werkverträge und Leiharbeit. Die Löhne der Beschäftigten von privatisierten Filialen von LEH-Großkonzernen liegen rund ein Drittel unter denen der Regiemärkte. Dies trifft insbesondere neues Personal und Minijobber. Es ist eine Tendenz zum Austausch älterer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter durch junge geringfügig Beschäftigte festzustellen. Mangels Betriebsräten in vielen LEH-Filialen besteht das potenzielle Risiko der Nichteinhaltung von Sozialstandards.

Geschäftsfeldrisiken 









Strukturelle Veränderungen der Konsumentenbedürfnisse und intensiver Wettbewerb verändern etablierte Geschäftsmodelle mit Auswirkung auf die Beschäftigungssicherheit und -bedingungen. Seit Jahren ist eine sinkende Zahl der SBGeschäfte (< 200 qm, „Tante Emma“) im Nachbarschaftsbereich festzustellen. Discounter (600-800 qm, z.B. Aldi, Lidl) verlieren Marktanteile an Supermärkte und versuchen den Trend durch Sortimentsanpassung und Veredlung zu stoppen (Aufweichen der Strategie). Supermärkte (400-1.500 qm, z.B. E-Neukauf, Tegut, Minimal) greifen Trends besser auf und gewinnen jüngere und kaufkräftige Verbraucher. Verbrauchermärkte (1.500-5.000 qm) und SBWarenhäuser (>5.000 qm) wie Globus, real, Kaufland, Toom wachsen ebenfalls.

In der LEH-Branche lassen sich vielfältige und gravierende Beschäftigungsrisiken feststellen, deren nachhaltige Beseitigung schwierig ist und nur schleppend vorankommt. Quelle: IHK FFM, Presseartikel

Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

4. Nachhaltigkeit 4.1 Ökonomische Nachhaltigkeit Die LEH-Branche sichert ihre ökonomische Nachhaltigkeit durch konsequentes Kostenmanagement, nicht selten zulasten ihrer Lieferanten und Beschäftigten.

Leistungsfähigkeit 







Innovation und F&E 

Die Bruttowertschöpfung der deutschen LEHBranche wuchs von 17,0 Mrd. € in 2005 um 6,6 Mrd. € (38,8%) auf 23,6 Mrd. € in 2013. Die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigter sank jedoch von 24,1 Tsd. € in 2005 um 0,5 Tsd. € (2,3%) auf 23,6 Tsd. € in 2013. Sie liegt unter dem Niveau des gesamten Einzelhandels (ohne Kfz-Handel), das 26,1 Tsd. € beträgt. Der Anteil von LEH-Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten liegt mit 22,3% deutlich über dem Anteil des Einzelhandels ohne Kfz-Handel (14,2%). Der Mittelstand im LEH trägt jedoch wesentlich zur Leistung bei. Im Jahr 2013 erwirtschafteten rund 1 Mio. Beschäftigte in ca. 22.865 Betrieben ca. 192,0 Mrd. € Branchenumsatz.





Obwohl der stationäre LEH auch zukünftig eine zentrale Stütze der Branche sein wird, liegen Innovationspotenziale in der digitalen Transformation in Richtung LEH 2.0. (z.B. Zusammenstellung von Lebensmitteleinkäufen online und anschließende Abholung durch den Kunden). Potenzial haben innovative LEH-Konzepte, die den Effizienzgedanken des traditionellen LEHs mit der Sehnsucht der Konsumenten nach regionalen, biologischen Produkten vereinen und die flächentauglich sind (sogenannte „Hybride zwischen Super- und Wochenmarkt“). Innovationen und deren Umwandlung in profitable Produkte durch die Lebensmittelindustrie sind für den LEH wichtig, da die „Functional Food“-Nachfrage steigt.

Ökonomische Nachhaltigkeit Handel und Investition 









Marketing und Vertrieb 

Die Bruttoinvestitionen des LEH in Deutschland (WZ08-47.11) stiegen von 1,71 Mrd. € in 2005 um 0,75 Mrd. € (43,9%) auf 2,46 Mrd. € in 2013. Die Bruttoinvestitionsquote sank aber von 1,39% in 2005 auf 1,28% in 2013. Der mehrjährige Mittelwert von 2005 und 2012 lag bei 1,33%. Absolut betrachtet ist die Investitionsbereitschaft des LEH hoch. Der LEH investiert insbesondere in die energieintensiven Segmente Beleuchtung (90%), Kühlung (70%) und Klimatisierung (44%). LEH-Großkonzerne wie Rewe, Tengelmann, Tegut und Kaufland bauen energieeffiziente Testmärkte, um Wege der nachhaltigen Kostensenkung ausloten zu können. Hersteller müssen steigende Auflagen des LEH in Form von Zertifizierungen erfüllen, können aber zumeist keine Preiserhöhung durchsetzen.



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Unternehmen verfolgen eine Stärkung der Geschäftsmodelle durch Filialkonzepte und Sortimente, die veränderte Kundenpräferenzen treffen und den Verkauf fördern (Label, Siegel). Das Marketing und der Vertrieb des LEH werden sich auf demografische Entwicklungen wie die wachsende Zahl von Single-Haushalten der Jüngeren und Senioren und die rückläufige Zahl von Mehr-Personen-Haushalten einstellen. Die alternde Kundschaft konsumiert im Alter weniger, dafür aber höherwertige Lebensmittel. Junge und internetaffine Konsumenten legen zunehmend höheren Wert auf Produkte, die soziale und ökologische Standards erfüllen. Discounter stehen vor der Herausforderung, qualitätsbewussteren Verbrauchern ein entsprechendes Image zu vermitteln.

Die Beschäftigten sind das Rückgrat der deutschen LEH-Branche, da sie die immense ökonomische Leistung der LEH-Branche dauerhaft erst ermöglichen. Quelle: KPMG (2013), EHR (2015), Destatis (4534-0001/0002), KfW (2012)

Düsseldorf, im Januar 2017

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Branchenmonitor Lebensmitteleinzelhandel

4. Nachhaltigkeit 4.2 Soziale Nachhaltigkeit Das Ausmaß, in welchem prekäre Erwerbsarbeit im deutschen LEH stattfindet, führt zu hoher Abhängigkeit und Unsicherheit der überwiegend weiblichen Erwerbstätigen.

Beschäftigungslage und Demographie

 Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten steigt stetig (2005: 63,1%; 2013: 68,1%). 90% der Teilzeitbeschäftigten sind weiblich.  Die Beschäftigten des LEH fallen in die Altersgruppen