BLOG : Wenn die Wege des Exils Ohren tragen

BLOG : Wenn die Wege des Exils Ohren tragen Da ist die Geschichte zweier Frauen, jede mit ihrem Packesel, und da ist ein Weg ins Exil. Also eigentlich...
Author: Josef Sauer
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BLOG : Wenn die Wege des Exils Ohren tragen Da ist die Geschichte zweier Frauen, jede mit ihrem Packesel, und da ist ein Weg ins Exil. Also eigentlich eine ganz simple Geschichte: Die Erwanderung der 400 km französischer Wegstrecke des „Hugenotten- und Waldenserpfades“. Sie beginnt am Museum des Protestantismus der Dauphiné in Le Poët-Laval (26) und endet am internationalen Museum der Reform in Genf. Jeder , der ihre Werte von Toleranz und Weltoffenheit teilt, ist eingeladen, sich dem Zug zu jeder Zeit anzuschließen.

Organisation Organisation : Die kleine Basisgruppe wandert jeden Tag (außer den Ruhetagen) zwischen 9h-9h30 und 16h. Der Ort des Starts wird jeden Tag nachstehend festgelegt: BARBARA, CLAUDE UND PASCALINE Barbara et Pascaline , zwei Erdenbürgerinnen, zwei Europäerinnen, zwei Frauen, Wahl-Bürgerinnen des Bourdeaux-Landes. Nachdem sich die eine wie die andere in Frankreich und Europa – und manchmal noch ein wenig darüber hinaus… - „herumgetrieben“ hatten, entschieden sie sich, hier Wurzeln zu schlagen, die eine vor 21 Jahren als Keramikerin/Töpferin und die andere als Eselführerin vor 12 Jahren. Sie lieben es, sich in Marsch zu setzen und unter ihren Füßen die Erdscholle zu spüren. Sie lieben das IA-Geschrei ihrer Esel und ihre Begleitung. Sie lieben die frühen Morgenstunden des Herbstes und ihr Versprechen für den morgigen Tag. Heute haben sie entschieden, mit zwei Eseln als Begleitern und Lastenträgern dem Hugenottenweg bis nach Genf zu folgen, um auf den Spuren derer, die vor 325 Jahren vor Intoleranz und Unterdrückung flüchten mussten, zu gehen. Um beim Wandern mit Ihnen einen Pass zu nehmen, eine Furt zu durchwaten, Halt zu machen in einer Talsenke. Um zusammen zu laufen, sich über den Weg und seine erste durchgehende Erwanderung mit Packeseln auszutauschen. Über dies alles und wer-weiß-was-sonst-noch außer der Sicherheit, das jeder Schritt uns einander näher bringt. Ein männlicher blinder Passagier? Claude Brand, der dem Projekt « Sur les Pas des Huguenots » seit mehreren Jahren folgt, ist die dritte Person, die sich diesem Abenteuer verschrieben hat. Als Akteur und Animateur für die örtliche Entwicklung, Spezialist für Land- und Bergregion, für Öko- und Solidartourismus und Verantwortlicher im Rahmen des mediterranen Netzwerks AREMDT wird dieser Vater vierer Kinder und Großvater von zwei Enkeln den Zug von Mens bis Genf begleiten und aktiv an der Kommunikation und Sensibilisierung für diese Inititative beitragen.

Warum – und warum jetzt ? Warum - und warum jetzt ? Der Weg « Sur les Pas des Huguenots » ist ein Projekt, das sowohl das Thema Umwelt wie auch das des Zusammenlebens anspricht, beides soziale Fragen, die uns beschäftigen und uns – zu Beginn dieses 21. Jahrhunderts – die meisten Sorgen bereiten. Das Exil der Hugenotten ist Geschichte und doch so aktuell: Es geht um religiöse, ethnische oder gleich welche andere Intoleranz, die daraus resultierenden Ausgrenzungen, Einwanderung, Auswanderung und die Umstände der Integration in den Aufnahmeländern, die Aufnahme oder Zurückweisung durch die einheimische Bevölkerung, den wirtschaftlichen Zugewinn etc….

Viele Seiten jenes Exils sind ein Echo des aktuellen Geschehens in unseren Ländern und Regionen. Licht auf diese internationale, nationale und lokale Geschichte zu werfen, kann dazu beitragen, die nähere Vergangenheit und die aktuelle Geschichte anders zu sehen; sie miteinander zu vergleichen, erlaubt uns einen differenzierten Blick auf das aktuelle Geschehen, auf unser Verhältnis zum Anderen und ein abweichendes Bewusstwerden unserer europäischen und weltweiten Staatsbürgerschaft. Aber das Exil der Hugenotten ist auch ein schönes Beispiel für den Transfer von Technologien, den Austausch des Könnens zwischen den Regionen oder Ländern zum Besten aller. Überträgt man das auf die heutige Zeit, so kann dieser Weg, der drei industrialisierte und reiche Länder durchmisst, auch zum Austausch zwischen Regionen beim Kampf gegen die Klimaerwärmung beitragen. Und wie könnte man das besser sichtbar machen als durch die Entscheidung für einen naturverbundenen Tourismus und das langsame Vorankommen in einigen der schönsten Departements Frankreichs.

Les portraits des actrices et acteurs Pascaline Chambart, geboren am 2. Januar 1961 in Paris in der Klinik „Plaisance métro Gaité!“ Worte, die die gute Fee Semantik über ihrer Wiege ausschüttete und die sie dazu veranlassten, hoffnungslos optimistisch zu werden. Pariserin in facto, aber landverbunden bis ins Mark. Wie ein verpasster Robinson „lebt“ sie in allen Ferien ihre Wurzeln der Auvergne aus und „erleidet“ den Rest der Zeit die Beschwernisse einen Stadtlebens. Vom 9. bis zum 14. Lebensjahr sicherlich das erste Müllmädchen, denn in der Auvergne erfolgt die Müllabfuhr mithilfe eines Marquis und ein Marquis, das ist ein einfach wunderbares Zugpferd. So lernt sie also, dieses Glück einer Mischung von Arbeit und Komplizenschaft mit einem Tier kennen. Dann die Jahre des Studiums – die Hauptstadt hat doch auch ihre guten Seiten! Geomorphologie in Paris 7, dann ein dritter Zyklus Geographie, Option soziale Entwicklung. Und das Leben geht weiter, mit seinen Begegnungen, die ihren Weg bestimmt haben. Zwei Freundinnen der besonderen Art, mit der sie die Welt erneuern wird und Paris 1982 verlässt, um die Wanderung Richtung Süden zu beginnen und mit dem Leben in der Kommune mit drei, mit fünf oder mehr FreundInnen zu experimentieren. Ein Epos von Freiheit, Engagement, Feminismus und Leben in der Kommune. Ein Tier der der besonderen Art, der Esel : Erstes Kennenlernen durch Callune und Nanette, mit denen sie 1984, begleitet von einer Freundin und 7 Kindern für ein Ferienlager der ungewöhnlichen Art den Stevenson-Weg erkraxelt. Ein Land der besonderen Art, das von Bourdeaux, wo sie und ihre Bande eines Sommers 1987 aufkreuzen, um ein Haus instandzusetzen, sich die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen und später endgültig in Familie dort zu leben und sich dieses Land für den weiteren Weg zu eigen zu machen Ein Mann der besonderen Art, ihr Liebster, mit dem sie, nach langen „Tragezeiten“ dreier Kinder und einer Idee für das weitere Leben, 1997 beschließt, die Leinen los zu werfen, die Stadt zu verlassen und sich dort im Wald von Montioux niederzulassen. Von der Theorie also zur Praxis, Monate des Zäunebauens und der Bildung einer Herde, Wochen des Rodens von Unterholz, Stunden der Müdigkeit, Minuten der Entmutigung und Milliarden von Sekunden des Glücks – das alles mit einer Handvoll FreundInnen, denn zusammen geht alles besser… So nimmt Tzig’âne also Form an; eine Herde von 17 Eseln zum Wandern, Trag- und Reitesel mit vielseitigen Qualitäten (Qualitätssiegel der fédération Nationale Anes et Randonnée), Unterkünfte: Chambre d’hôtes (B&B), Ferienwohnung und Camping auf dem Bauernhof, Table d’hôte (Qualitätssiegel Accueil Paysan), Thymianfelder, wo man ätherische Öle mit BIO-Zertifikat gewinnt… Und morgen dann eine andere Reise auf den Spuren der Hugenotten

Barbara Hunziker, geb. am 19. Juni 1961 in Zetzwil, im Kanton Aargau im Zentrum der Schweiz. Die Jugendzeit in einem kleinen Dorf im Tal der Wyna, dominiert durch den Wunsch, Natur und Kultur zu entdecken, andere Menschen zu entdecken, immer wieder… Schon als Kind die Feststellung: Die Schweiz und mehr noch das Dorf, die nationale Bildung und der familiäre Kreis sind mit Sicherheit ein zu enger Rahmen für ihren Drang nach Entdeckung, für ihr Bedürfnis, loszugehen um auch die andere Seite des Berges zu sehen. Wandern, Musik und Lektüre können für einen Moment, aber nur für einen Moment diesem Mangel abhelfen, doch schon in sehr jungen Jahren wird ein rascher und überstürzter Aufbruch nötig. Es kommt zu einer großen, improvisierten Reise, zu einer Reise, die sie andere Kontinente entdecken und näher kennen lernen lässt, andere Kulturen, kurz gesagt die Anderen. Während dieser großen Rundreise wird sie erkennen, dass die „Erde“ scheinbar der rote Faden für sie ist; die Keramik wird das Projekt ihres beruflichen Lebens. Wie ein Wanderbursche verfeinert sie also von Atelier zu Atelier, von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent ihre Ausbildung, um sich schließlich in Dieulefit und später, 1989 in Le Poët-Célard niederzulassen, wo sie ihr neues Atelier einrichtet und wo sie dem Stil „Hunziker“ das Leben schenkt, aber auch ihren beiden Kindern Laura und Lou. Ihre Arbeit findet ihren Markt - sowohl auf lokaler und nationaler, wie auch auf internationaler Ebene. Ein schönes Zeichen der Anerkennung. Das Leben eines kleinen Ateliers ist jedoch auch abhängig von der sozialen und wirtschaftlichen Situation in der Welt. Eine manchmal schmerzhafte Öffnung zur Außenwelt, die sie niemals gleichgültig gelassen hat. So stellt die aktuelle französische Politik sie sicherlich oftmals vor Fragen. Und so symbolisiert auch der Marsch nach Genf auf den Spuren des Exils der Hugenotten diesen friedlichen Kampf für Toleranz und für eine bessere Welt.

Programme du 1er octobre 2010 - une première étape avec des collégiens de Dieulefit et Valence Programm für den Tag der Gymnasien 09h - 10h Ankunft der 6. Klassen des Gymnasiums Ernest Chalamel, Dieulefit in Le PoëtLaval. Vortrag zur Geschichte des Ortes und zum Thema „Hugenotten und Exil – französischer Teil“ in zwei Gruppen im Ort und im Museum des Protestantismus in der Dauphiné. Der Bereich Hugenotten wird von Paul Castelnau in der Kirche des Museums beleuchtet, während die kurze historische Betrachtung zum Ort selbst von Bernard Neveu im Dorf abgehalten wird. Jeder Vortrag dauert etwa 20 Minuten. Die Erklärungen zum Ort finden in freier Natur statt, auch bei Regen. 10h Start der ersten Etappe der Schüler des Gymnasiums Dieulefit und der Eselsführerinnen nach Dieulefit. Gedankenaustausch während der gesamten Wanderung über das Thema Hugenottenexil und sein Bezug zur heutigen Zeit. Dieser Teil wird von Johannes Melsen bestritten, der dabei durch eine Lesung Christian Jeanmarts aus der Broschüre "Aller simple - le récit d'un voyage compliqué" – Abschnitt „Genf“ unterstützt wird. 10h bis Ankunft der zwei 4. Klassen des Gymnasiums Paul Valéry aus Valence in Le Poët-Laval. Vorstellung der Geschichte des Ortes und des Themas „Hugenotten und Exil“ im Ort und im Museum des Protestantismus in der Dauphiné durch die selben Führer. Die gleichen Betrachtungen zu den Themen Ort und Hugenottenexil, jedoch ein wenig ausführlicher – zweimal 35 bis 40 Minuten. 11h30 - 12h Ankunft der Wandererinnen und der Schüler des Gymnasiums Ernest Chalamel an den Wasserspeichern von Dieulefit oberhalb der Vitrouillères, Picknick und Ende des Ausflugs für das Gymnasium. Die Frauen wandern weiter für das Picknick-Treffen mit den Schülern des Gymnasiums Paul Valéry bis zum Parc de la Baume.

11h30 – 12h bis Bustransfer der Schüler des Paul Valéry-Gymnasiums zum Parc de la Baume in Dieulefit und Picknick. Lesung des Abschnitts „Genf“ der Broschüre "Aller simple - le récit d'un voyage compliqué" durch Christian Jeanmart. 13h Abmarsch der Schüler des Paul Valéry-Gymnasiums ab Dieulefit mit den Wandererinnen in Richtung der Kirche von Comps. 15h30 – 16h Ankunft der Wandererinnen und der Schüler des Paul Valéry-Gymnasiums an der Kirche von Comps. Ende der Etappe und Rückkehr der Schüler mit dem Bus nach Valence.

1 Le Poet Laval - Comps Freitag, 1. Oktober 2010 Unter strahlender Sonne wurde der Startschuss zur Wanderung nach Genf gegeben. Die beiden Esel haben sich gegenüber Pascaline und Barbara nicht all zu widerspenstig gezeigt und schienen eher zufrieden mit ihrer Herrin und dem Start zu diesem schönen Abenteuer. Mehr als 120 Schüler des Gymnasiums Ernest Chalamel, Dieulefit und des Paul Valérie-Gymnasiums, Valence haben an diesem 10km-Marsch teilgenommen: für manche wirklich eine Premiere und alle sind gut angekommen. Die Wanderung wurde ergänzt durch die Lesung eines sehr schönen Textes von Johannes Melsen über die Erlebnisse von Exilanten – sehr bewegend interpretiert durch Christian Jeanmart, wie der Applaus der Schüler bewies. Das im Blog beschriebene Programm wurde perfekt eingehalten; wir kamen sogar ein wenig zu früh in Comps, dem heutigen Tagesziel, an. Drei Kundschafter des Paul Valérie-Gymnasiums trafen als Erste an der Kirche ein: Melvin, Alexandre und Philippe, dann auch Emma, Celia, Elise, Loan, Antony, Lorna, Axe,l Nicolas und Silvain. Ein großes Dankeschön an Paul Castelnau und Bernard Neveu für Ihre Vorträge in Le Poët-Laval und im Museum des Protestantismus in der Dauphiné.

2 Comps - Bourdeaux Samstag, 2. Oktober 2010 Die Etappe von der Kirche von Comps bis nach Bourdeaux. Ungefähr 11km. Ein ruhiger Tag unter einem ständig blauen Himmel. Falls der Indianersommer weiter durchhalten sollte, versprechen die kommenden Etappen reinstes Glück zu werden. Für den Moment sind wir nur wenige – fast scheint es ein Familienausflug. Einige Freunde aus Le Poët-Célard, Sarah und Sylvie, Lou und Bernard. Schöne Gespräche und schöne stille Momente angesichts dieser Landschaft, die wir so gut kennen, Couspeau, der Forêt de Saou, zwei die wir jeden Tag im Blick haben und doch manchmal gar nicht mehr sehen. Zum Ende der Etappe ein schöner Abstieg vorbei am Château Saint André und Boudonne. Gegenüber zeichnet sich bereits der Wegverlauf der morgigen Etappe in der Landschaft ab. Ein mehr als herzlicher Empfang in Bourdeaux – um Bürgermeister Pierre Belle und den Vorsitzenden des Verkehrsbüros Jean-Jacaues Dorier sind an die dreißig Personen versammelt, um uns zu begrüßen. Wir sind gerührt. Danke und bis bald nach der Rückkehr aus Genf am 1. November.

3 Bourdeaux – La Chaudière Sonntag, 3. Oktober 2010 Abmarsch gegen 9h15, Zeit, um die letzten Sachen aufzuladen… Hélène Vernet, Bernard (gen. Nanard), Geneviève Carlut und Laurence Cuni von Radio Saint Ferréol begleiten uns. Dann erscheint Pierre Borloo, die Arme voller Äpfel, an denen wir uns während des ganzen Weges laben werden… nette Aufmerksamkeit und schon vom Start weg sehr freundschaftliche Stimmmung. Die kleine Brise zum Start verstärkt sich und bei der Ankunft in Fondoresse findet das Interview von Laurence im Windschutz zusammengekrümmt unter den Pinien statt! Der kleine Weg (Le Flachis), der den Berg Richtung Fondoresse umgeht, bietet uns einen großartigen Ausblick auf Fond de Bine weiter unten, auf Baume Rousse über uns, rechts auf die Prés de l’âne und im „V“ auf den schon ganz nahen Col de la Chaudière – gegenüber Grand Delmas. Der Aufstieg zum Col de Gourdon verläuft ohne Probleme und gegen 15 Uhr sind wir oben angekommen… kleine verdiente Pause… Und Ankunft von Roger Carlut, Bürgermeister von Bezaudun sur Bine mit Erfrischungen; weitere Personen stoßen zu uns. Ein bewegender Moment. Nachher denke ich, eigentlich war er hier, unser wirklicher Start - dort, wo wir unser eigenes Tal verlassen haben. Noch lange winkt man uns hinterher… kurz vor dem Pass dann Georges, Pasqualines Nachbar, der aufgestiegen ist, um uns gute Reise zu wünschen. Nach dem Pass der Abstieg durch die glücklicherweise trockenen Marnes, das Vercors in all seiner Großartigkeit am Horizont, die Wälder des Diois zeigen ihre ersten Herbstfarben. Wir haben nun die trockenen Böden unseres Adoptivlandes verlassen. Für die Nacht werden wir von M. und Mme. Marchand aufgenommen. Welch ein Empfang auch hier wieder; vom Kaminfeuer bis zum Zucchini-Kuchen, von der Lachspapillote bis zur Pflaumentorte „nach Art des Hauses“. All das angeboten auf so charmante Art; wir werden wirklich verwöhnt und vergessen darüber fast unsere Müdigkeit. Danke an alle, die dieses schöne Erlebnis mit uns teilten. Morgen ist Aufbruch um 9 Uhr im Dorf La Chaudière und Regenbekleidung ist angesagt. Doch nichts kann uns schrecken, es lebe Lafuma.

4 La Chaudière - Rimon Montag, 4. Oktober 2010 Nach einem üppigen Frühstück, spendiert von Claude und Marie-Françoise Marchand, setzen wir gegen 8h45 unseren Weg fort und kommen im Dorf La Chaudière um 9h10 an. Die Pré de l’âne erhebt sich majestätisch über unseren Köpfen; die Herbstfarben sind auf dieser Nordflanke des Berges, schon ausgeprägter. Ein Genuss für das Auge! Der Wind zu Mittag kündet uns den nahen Regen an, aber bis Saint Benoît-en-Diois kein Tropfen. Ein langer, angenehmer Abstieg nach Saint Benoît, in aller Stille. Zum ersten Mal seit unserem Start in Le Poët-Laval sind wir vier unter uns, zwei Esel und zwei menschliche Wesen. Doch in Saint Benoît stoßen dann 6 Mutige zu uns (eigentlich sind es ein einziger Mutiger und fünf Mutige), Jean-Pierre Espeisse, und seine Frau Maryse, Monique Blache, Martine Mège, Nadine Jouve und Josette Laudet. Die Esel queren ohne das geringste Problem die Eisenbrücke über die Roanne; ein Lächeln, eine Sorge weniger. Aber Besico gefällt der schmale Weg, der rechts nach der Bücke ansteigt, nicht besonders. Erste „Eselsverweigerung“ an einer sehr schmalen Passage. Mit Schieben und Zerren geht es weiter, aber Pascaline hat sich verletzt – glücklicherweise mehr Angst als Schaden…

Dann steigt der Weg zwischen den Weinbergen zur Höhe an, wo sich uns ein sehr schöner Blick auf das Dorf Saint Benoît-en-Diois bietet. Hier fallen nun ,zunächst noch zögernd, die ersten Tropfen, aber die Sintflut lässt nicht auf sich warten. Der Regen verlässt uns nicht bis zu unserer Ankunft in Rimon nach drei Stunden Anstieg. Unter solchen Umständen macht eine gute Ausrüstung den Unterschied und wir mögen ein paar anerkennende Gedanken an unseren Sponsor nicht unterdrücken. Ein Glückstreffer kommt nie allein und in Rimon finden wir Aufnahme im warmen Haus des Bürgermeisters Mr Baudoin. Es gibt Tee für alle Wanderer. Einmal mehr ein schönes Treffen und ein sehr geselliger Augenblick. Die Esel bekommen ihre Unterkunft und ihre wohlverdiente Ruhe, wir desgleichen. Das Wetter klärt sich auf; man kann bald die wunderbare Aussicht bei milderem Wetter erahnen und es scheint, dass man bei gutem Wetter den Mont Ventoux von hier aus sehen kann… Man wird wiederkommen, das ist sicher! Morgen Rendevous in Rimon um 9 heures. Kleiner aber wichtiger Nachtrag: Während ich dieses so schöne Tal der Roanne durchquere, muss ich voller Gefühl an Paul Aubert gen. Paulo denken, der so viele Wanderer geprägt hat und darunter auch mich, die kleine Eselstreiberin.

5 Rimon - Die Dienstag, 5. Oktober Nochmals ein großes Dankeschön an Bürgermeister Baudouin von Rimon et Savel, mit dem wir einen sehr, sehr schönen Abend verbracht haben. Heute Morgen haben wir es beim Frühstück ein wenig ruhiger angehen lassen. Der Regen hat aufgehört und der Himmel ist weniger finster. Gegen 9h30 dürfen wir sogar einige Sonnenstrahlen genießen. Die letzten nassen Sachen aufladen, ein letzter Blick auf das herrliche Panorama, das sich uns im Licht des Morgens bietet, der aufsteigende Dunst aus dem Tal der Roanne, neue frische Farben – die Wiedergeburt nach dem Regen. Welch ein Glück, in Rimon aufzuwachen. Auf Wiedersehen Angèle, Massif des Trois Becs und Mont Ventoux (heute Morgen können wir ihn sehen). Wir steigen auf bis zu den Berggipfeln (schönes Panorama Richtung Tal der Drôme und die Weinberge von Vercheny). Weiter geht es durch Wald und Wiesen, neue Düfte, die Luft ist frischer, der Dunst noch immer da… der Herbst ebenfalls. Bald wird der Blick frei und man kann die Bergwelt der Glandasse in der Ferne erkennen. Ein Morgen, an dem wir in aller Stille wandern; nicht nötig zu reden, man findet Geschmack an diesem Rhythmus seit 4 Tagen, angepasst an den der Esel… Man lässt den Gedanken freien Lauf, man ist einfach gut drauf! Col de Beaufayn gegen 11h30, wir folgen hier nicht dem Weg „Sur les Pas des Huguenots“: Der „Pas du corbeau“ ist zu gefährlich mit den Eseln (wie auch für jedermann sonst, der nicht schwindelfrei ist); wir biegen links ab zum „Pas du tripet“ , ein kleiner Kammweg mit herrlicher Aussicht, dann weiter rechts ab Richtung „Pas de dame“ und treffen so gegen 13 Uhr wieder auf den ursprünglichen Weg. Wohlverdientes Picknick auf einer kleinen Lichtung. Wir wissen uns gegen 15 Uhr am Croix de Justin erwartet und treffen Paul Zeller, Chef des Verkehrsbüros in Die und Elie Arnaud, ehemaliger Bürgermeister von Vercheny auf drei Minuten genau dort an. Der Erstere ist gekommen, um uns am Kreuz Fruchtsäfte zu kredenzen und der zweite, um uns auf dem Abstieg nach Die zu begleiten. Eine sehr beeindruckende Erscheinung, dieser M. Arnaud, ein großer Wanderer; er ist es, der als Erster auf drei Reisen im Verlauf dreier Jahre die Strecke von Vercheny nach Genf zu Fuß zurück gelegt hat. Er lässt uns von seinen Erfahrungen profitieren. Vor dem Verkehrsbüro in Die Empfang „à la Clairette“ (dieser weithin bekannte Schaumwein der Gegend um Die), ein Stall 5***** für die Esel, Dank an alle… Michel Vartanian, der Bürgermeister von Chamaloc nimmt uns bei sich auf, d.h. im „petit paradis“ zu Füßen des Vercors… und als ob das nicht schon reichte, ist das Abendessen wenig später eines großen Restaurants würdig – mehr noch, denn alle Produkte stammen vom Bauernhof (oder fast!) und sind aufs Feinste zubereitet. Welch ein Genuss!

Hier werden wir morgen den ganzen Tag verbringen, bevor wir am Donnerstag gegen 9h30 wieder den Weg der Hugenotten von Die zur Abbaye de Valcroissant aufnehmen. Mittwoch, 6. Oktober Ruhetag

6 Die - Valcroissant Donnerstag, 7. Oktober 2010 Wieder unterwegs mit unseren Eseln, unter einem azurblauen Himmel und nach einem Ruhetag in außergewöhnlicher Umgebung in Chamaloc – danke Michel! Start ist um 9h30 am Verkehrsbüro von Die und wir treffen dort Sylvie Corroenne vom Hof Ausson, die mit uns die Etappe Die – Valcroissant gehen will. Schon gestern ist eine andere Eselführerin und Freundin von Pascaline zu uns gestoßen, um die nächsten beiden Tage mit uns zu wandern. Nun sind wir also wieder auf dem Weg und durchqueren zunächst einen Teil der Stadt und die Talbrücke, um auf die Straße nach Romeyer zu gelangen. Nach Verlassen der Stadt sind wir schnell wieder in der Berglandschaft. Wir nehmen den „Chemin des Vignes“; man sollte nicht vergessen, dass wir uns im Land des berühmten „Clairette die Die“ befinden. Wir schlagen dann einen Weg ein, der der Bergflanke folgt und steigt… und steigt… und steigt… steiler und steiler, bis wir endlich am „Pas de Bret“ ankommen. Eine herrliche Aussicht auf das Tal der Drôme tut sich vor uns auf. Auf der anderen Seite lädt uns ein Weg zum Abstieg ein und dort, in einem sehr grünen Tal, beginnen wir ein wenig zu abzuspannen – die Vierfüßer ebenso wie die Zweibeiner. Schön ist es hier, Valcroissant ist nicht mehr weit und wir können uns Zeit nehmen, die Etappe ist nicht sehr lang. Majestätisch ragt Glandasse über uns auf und gegen 15 Uhr entladen wir unsere Esel oberhalb der Abbaye de Valcroisssant, wo wir für heute unser Camp aufschlagen wollen. Die Abbaye de Valcroisssant ist heutzutage eine Ferienunterkunft (gîte d’étape), man entdeckt jedoch im Baukörper der derzeitigen Farm noch Elemente der ehemaligen kirchlichen Einrichtung. Die Besitzer der „Gîte“ bieten uns die Nutzung ihrer sanitären Einrichtungen und eine Ecke für unsere Esel an. Wir trödeln ein wenig, Lesestoff wird herausgeholt, aber schnell bricht hier die Nacht herein – Valcroissant ist umgeben von Bergen. Heute bauen wir ein erstes Mal unsere Zelte auf und kommen wieder zum Normalmenu des Wanderers zurück… klebrige Nudeln… dann schlüpfen wir gern, tiefgekühlt und überrascht von der Feuchtigkeit und Kälte, in unsere Schlafsäcke.

7 Valcroissant - Châtillon en Diois Freitag, 8. Oktober 2010 Die Sonne hat Mühe, hinter Glandasse hervorzukommen, die Zelte sind durchnässt vom Tau. Aber los müssen wir trotzdem, keine Zeit zum trocknen. Noch ein Foto dieses Kulturerbes und wir sind wieder auf dem Weg. Das Wetter ist eher drückend, zu Beginn sogar gewittrig. Unserer Karte hat uns bereits das Programm angesagt: der aufgelaufene Höhenunterschied wird heute erheblich sein – bei zwei Aufstiegen.

Oh ja, da kommt noch mehr… man steigt und steigt… und man schwitzt gewaltig bis zum Col de l’Abbaye, dann bis zum Col de Caux, die Frauen wie die Tiere. Am Col de Mireille Pause, es folgt eine Weg durch den Wald, sehr schön, Buchsbaum, Eiche, von Zeit zu Zeit ein schöner Ausblick ins Tal… Zweimal blockieren uns tote, gefallene Bäume den Weg, aber nichts kann uns widerstehen… Der Abstieg von Pié-de-Boeuf geht schnell und am Bach angekommen, empfängt uns eine ganze Delegation aus Châtillon. Dieser Tag endet zunächst mit einer Führung durch den Ort, ein ausführlicher und sehr interessanter Rundgang. Wir entdecken ein Dorf „der Toleranz“, dessen Bewohner nach dem Widerruf des Edikts von Nantes ihre Offenheit und Gastfreundschaft bewiesen haben. „Der Pfarrer, der warnte anstatt zu denunzieren, geheime Zeichen, um ein gastliches Haus für die Menschen auf der Flucht zu markieren…“ Vielen Dank an Serge Baude, Dagmar Nalin, Bruno Gastoud, Albert Arbaud, Joël Arnaud und all die anderen, die dabei waren. Ein offizieller Empfang ist im Rathaus organisiert, wo wir uns offiziell für den Empfang bedanken können, etwas, das auch heute von Wert ist. Dank ebenfalls an die Pastorin von Châtillon, die eine sehr schöne Ausstellung zu den Themen „Exil“ und „Toleranz“ vorbereitet hat. Den Worten folgte ein Glas auf die Freundschaft in diesem Lande der „Clairette“. Dann ein Essen im Restaurant, Gedankenaustausch, Wieder-erkennen und Anerkennung… Man bekommt Lust, diesen Weg mit Leben erfüllt zu sehen, wenn man all diese motivierten und mobilisierten Leute sieht, ich verstehe alles nun noch besser und das Projekt „Sur les Pas des Huguenots“ bekommt seinen Sinn – wie auch unsere Wanderung! Noch einmal grüßen wir Serge und Marie-Jo Baude, Albert und Christiane Arbant, Eliette Martineau, Dagmar Nalin, Joël Arnaud, Danielle Thiault, Nadine Monard, Francine Auzias und Bruno Gastaud. Nach Mitternacht wird es Zeit, sich zu erholen, denn morgen geht es wieder los mit dem Aufstieg nach Les Nonnières. Treffen um 9h30.

8 Châtillon-en-Diois – Les Nonnières Samstag, 9. Oktober Ein großes Dankeschön an Albert und Christiane Arbant und an Serge und Marie-Jo Baude für Ihre Gastfreundschaft. Ich treffe Pascaline und Bruno Gastoud gegen 9h30 unter einer herrlichen und Mut verleihenden Sonne. Am Wegweiser "Sur les Pas des Huguenots" am Ortsausgang Richtung Menée treffen wir Sylvie, Tanais und Lyli (6 Monate), die auf uns warten, um mitzuwandern. Wir gehen die Steigung mit kräftigen Schritten an und schon bald haben wir einen schönen Ausblick auf das Dorf Châtillon. Wir nehmen einen ersten kleinen Pass, immer noch im Wald, angenehm bei der Hitze, dann einen kleiner Pfad, der Richtung Archiane führt. Wir folgen den Angaben des Wanderführers und wieder geht es aufwärts, jedoch ohne Mühe. Der Marsch im Sapet-Wald geht bis auf 1100 m Höhe und bald darauf beginnt der Abstieg nach Menée – aber Achtung!!!! Mehrere gefährliche Passagen für die Esel, wir hatten große Angst: Unsere Esel drohten an Schluchten und Felsen in den Abgrund zu stürzen. Die letzte Wegstrecke dann auf glatten Wegen wieder sehr erholsam… Ankunft in Menée gegen 12h30. Picknick im Grünen, Abschied von Bruno, dann von Sylvie Tanais und Lyli, wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Anerkennung für Sylvie, die während der ganzen Wanderung ihr Baby trug und bravo für Tanais (8 Jahre)… Für uns beiden geht es munter weiter, wir folgen dem Weg oberhalb der Departementalstraße nach Benevise und schlagen alle Rekorde im Vergleich zu den Zeitangaben des Weges, so wachsen uns Flügel. Benevise-Bellevue …der Mont Barral …Col de Menée …man sieht schon, was uns morgen erwartet. Abstieg nach Les Nonnières, Ankunft gegen 16h30. Sofort suchen wir uns einen Platz für die Nacht in der Nähe der Cascade du Sapet. „Privatbesitz“ – keine Chance; wir halten ein wenig vorher, kein idealer Platz, aber wir werden damit zurecht kommen. Zwei Spaziergängerinnen kommen vorbei, ein Gespräch entwickelt sich… Ist es der „Zauber“ der Esel, unsere Art anders zu reagieren seit unserem Start…? Jedenfalls ist das Glück mit uns, wir danken

also an dieser Stelle Gisèle Garnier (eine der drei Damen), die uns auf ihrem herrlichen Grundstück direkt vor dem Wasserfall kampieren ließ. Zum Essen heute Abend Risotto mit Pilzen und Safran und ein Bierchen dazu – perfekt! Heute Abend legen wir uns zur „heure des poules“ alle in der Pferdekoppel zur Ruhe (wir natürlich im Zelt), mit dem Geräusch des Wasserfalls im Hintergrund! Morgen um 9h30Treff in Les Nonnières zur neunten und letzten Etappe in der Drôme

9 Les Nonnières – Le Percy Sonntag, 10. Oktober 2010 Etappe Les Nonnières – Le Percy (Ferme d'Esparron) Ich verlasse mein Zelt und meine Koppel im ersten Morgengrauen, genieße diese morgendliche Stille, warum nicht auch ein erfrischendes Bad im Wasserfall, anregend für das, was uns bevorsteht… Kaffee, Chikoree (wir bleiben bei unseren kleinen Gewohnheiten), Camp auflösen (wir werden besser und besser!!), ein schneller Blick zum dräuenden Himmel – let’s go! Heute keine Mitwanderer in Les Nonnières… zurück zum Weg, wieder schöne Waldwege in schon herbstlicheren Farben, wir kommen voran in Richtung Tal und nähern uns dann dem Mont Barral – langsam, aber sicher… Unten hinter uns Les Nonnières und Benevise über uns verschwinden nach der nächsten Kehre. Die Esel durchqueren ohne Probleme den Sareymond-Bach, die Steigung im Wald mit seinen überwältigenden Farben nimmt ständig zu, dann die Belohnung, die Almenregion… die „Ferme du désert“, die Wolken haben sich aufgelöst, der Horizont ist frei, alles um uns ist grandios, dort, von wo wir kommen, da wohin wir wandern… in 1400 m Höhe werden wir eins mit der Landschaft. Wieder einmal das reine Glücksgefühl, noch einige Fotos vor dem Abstieg zum Col de Menée. Es ist 14 Uhr, als wir die Drôme verlassen. Wir werden heute nicht bis Percy durchgehen, wir haben eine Unterkunft im Hof von Esparron. Um hinunter zu kommen, müssen wir einen so steilen Weg nehmen, dass wir die Esel sich selbst überlassen und es ist dann kurz vor drei Uhr, als wir unseren heutigen Unterschlupf erreichen. Valérie ist da, um uns einzulassen, wenig später gefolgt vom Bürgermeister von Percy mit seiner ganzen Familie, reizende Leute. Und es folgen andere, Mitwanderer für morgen, Serge und Claudia, Jean-Pierre und seine Frau Sarah… Torte, Getränke, danke euch allen. Dann gehen alle wieder, es wird Abend, man kommt zur Ruhe, zwei neue Besucher, der Vater von Valérie, Gérard Colin (von 'Synergiehumanitaire') und Sébastien Perou ('culture ailleurs'), der Letztere, um uns seine Hilfe anzubieten… Begegnungen mit anderen, fesselnde Berichte über Erlebtes und Projekte, sich der Welt gegenüber mithilfe kultureller Aktionen zu öffnen … man wird ihren Weg sicher wieder kreuzen, vermutlich in Verbindung mit dem Hugenottenweg. Bettruhe mit Eintritt der Nacht (aber vorher bitte noch eine Gerstensuppe) Und morgen ab nach Percy, auf zur Entdeckung des Trièves!!!

10 Le Percy - Mens Montag, 11. Oktober 2010 Wir hatten eine gute Nacht in diesem erst kürzlich renovierten Haus mitten im Wald ; ein kleines Feuerchen im Ofen hatte das Gebäude erwärmt, gerade genug, um der Feuchtigkeit Einhalt zu gebieten, die die Gegend mit Einbruch der Nacht überfiel… Keine Elektrizität hier (wodurch man schlicht und einfach beim Morgengrauen wach wird) – gegen 7 Uhr beginnt man, sich zu rühren…Das Wasser des Brunnens unter leichtem Regen verjagt den letzten Schlaf, wir wissen, dass wir heute die Esel rechtzeitig beladen müssen, denn wir wandern zu mehreren. Die Wanderer, die sich angekündigt hatten, kommen wie vereinbart gegen 9h30 an – Serge und Claudia Reynaud, René de Tréminis, Jean-Claude Chemin, Jean-Pierre Harold und Sarah, aber auch Claude Brand, der ’Mann im

Hintergrund’, der mit uns weiter machen wird bis Genf und der uns die zwei nächsten Tage bei sich aufnimmt! Zunächst geht es bis zum Ort Percy, der Himmel ist grau, der Regen fällt seit Beginn der Etappe, aber wir sind mit dem Herzen dabei. Nach Verlassen des Waldes errät man die Landschaft des Trièves, die Berge rundum, aber man errät das alles nur; dicke Wolken verdecken die Gipfel. Pascaline wie auch ich hatten bereits Gelegenheit, das Trièves bei schönem Wetter zu besuchen, wir wissen, wie schön es hier auf diesem, von Bergen umgebenen und nur über Pässe zu erreichenden Plateau ist – sei es nun der Col de la Croix-Haute, sei es der Col du Fau oder der Col de Menée (der Pass der Schneewehen)… Hier verlässt man die Felsbarren des Vercors im Westen und des Dévoluy im Osten, das Gebiet zwischen beiden ist sehr ländlich, mit verstreut liegenden kleinen Dörfern, ein jedes mit seinem Kirchturm… Unsere Begleiter erklären uns nach und nach die Region – das hiesige Leben, kleine Anekdoten, die Kultur… der Regen fällt weiter… niemand beklagt sich und die Zeit geht schnell dahin. Na gut, immerhin, gegen 13 Uhr nehmen wir in Prébois gern (und selbst mit einer gewissen Erleichterung) die Gastfreundschaft von Dédé de Lus an – für ein Picknick aus dem Rucksack zwar, ABER IM TROCKNEN!!! Wir probieren den Wein von Prébois, aber wir müssen ja weiter… Zwei Stunden später kommen wir in Mens an. Die Esel bringen wir auf einer schönen Weide in der Nähe eines strohgedeckten Hauses unter, anschließend Empfang im Rathaus. Wir bedanken uns bei Regionalrätin Corine Bernard, bei Anette Pellegrin, Bürgermeisterin von Mens und Mitglied des Conseil général, bei Gisèle Perdigon, Vorsitzende des Verkehrsamtes und Vizepräsidentin der Communité de communes von Mens und schließlich bei Eric Thoma, Leiter des Verkehrsbüros. Unser Dank gilt auch Marcel Calvat, Vorsitzender der Communauté de communes de Mens, von dem wir wissen, dass er dieses Projekt seit langem verfolgt. Dann eine kurze Präsentation des Projekts, gefolgt von einem angeregten Gedankenaustausch beim Willkommenstrunk. Hier in Mens werden wir zwei Tage Rast einlegen, um uns zu erholen, aber auch, um diese Hochburg des Protestantismus und der Ökologie zu erkunden. Am Donnerstag werden wir dann am Rathaus von Mens nach La Mure aufbrechen. Dienstag, 12. und Mittwoch, 13. Oktober 2010 Ruhetage Aus Solidarität mit der Streikbewegung gegen die Rentenreform, wie sie von Nationalversammlung und Senat beschlossen wurde. Kein Bericht, aber eine Kinderzeichnung

11 Mens – La Mure Donnerstag, 14. Oktober 2010 Heute nehmen wir nach zwei Tagen Erholung in Mens unseren Weg wieder auf. Wir danken nochmals all denen, die uns eine so schöne Zeit verleben ließen, Dank an Guy Bouchailler und Henri Arthaud für die Führung durch Mens und an Christine Beauviala für die im Museum. Dank auch für den gemütlichen Abend, der im protestantischen Pfarrhaus von Mens am Mittwoch Abend organisiert war. Heute morgen starten wir am Ferienhaus Le Viteloux von Claude Brand. Einige Mutige finden sich bei uns ein, die mit uns gehen wollen : René de Trimini, Martine Leenhard, unser Pastor-Poet, der uns schon gestern mit Gedichten von Victor Hugo und anderen Poeten erfreut hat, … meine Freundin Corina Villiger, die extra aus der Deutsch-Schweiz angereist ist, um eine Etappe mit uns zu gehen, ich freue mich riesig. Auch Hélène Roussin aus St.-Jean-d’Hérans ist dabei, die uns beim Picknick in der Scheune ihres Elternhauses zu einer Bouillon eingeladen hat. Sie erzählt uns, dass sie große Lust verspürt, einen Ort der Bewirtung für künftige Wanderer auf dem Hugenottenpfad einzurichten. Mir scheint, dieser Weg inspiriert zu solchen Vorhaben und das ist auch gut so.

Der Nebel liegt hoch, aber er ist dicht und die paar Steigungen erwärmen uns auf angenehme Weise, Michel Ribet ist bei Hélène Roussin zu uns gestoßen und wir haben uns von Martine Leenhard verabschiedet… wir haben noch einiges an Weg auf der Asphaltstraße vor uns, aber nicht schlimm, denn bald werden wir die alte Brücke von Cognet über den Drac (wunderbar!) überqueren. Auf der anderen Seite geht es wieder bergan, wir erahnen die Schluchten am Fuß der Felsabstürze, die Landschaft im Nebel… einige Passagen durch die Wälder, und wieder umfängt uns der Duft der Pinien, vermischt mit dem diverser Sträucher… Cognet, dann gegen 16h30 La Mure… Trotz der Kälte kommen wir begeistert an und versprechen uns, eines sonnigeren Tages wiederzukommen… Corinne Valence in La Mure (???) beherbergt unsere Esel in ihrem Garten, lädt uns ein in ihr Haus und serviert uns Tee und Gebäck. Corina, Michel und René verlassen uns, Corina hat bis zur Schweiz einiges an Strecke vor sich; wir drei (Achtung, Claude Brand ist ab jetzt definitiv Teilnehmer an unserer Reise - bis nach Genf) bleiben bei Catherine und Bruno, die uns für die Nacht einladen, ich werde mich an ihre Freundlichkeit erinnern, aber auch an die sehr gute Kürbis-Ingwersuppe. Morgen Start gegen 9h30 gegenüber der École des Bastions in La Mure zur Etappe nach Laffrey.

12 La Mure - Laffrey Freitag, 15. Oktober 2010 Der Nebel hält sich heute Morgen, die Kälte ebenfalls… aber um 9h30 sind die Esel beladen. Catherine begleitet uns ein Stück durch La Mure (Foto vor dem Marktpavillon in Gegenwart des Konservators Guillaume Benoist vom Musée matheysin – Foto Musée matheysin). Bald verlassen wir die Stadt und folgen dem Weg zum Croix Fayollat. Ein erster Berghang ist zu nehmen. Catherine verabschiedet sich, nochmals danke für alles! Weiter geht es auf dem angenehmen Kammweg, die umliegenden Berghänge erahnen wir nur … und nur nicht anhalten bei die feuchten Kälte. Das Dorf Tord, eine belebte Straßenecke, ah, ein Backofen, um uns ein wenig aufzuwärmen; man redet, alle Welt ist begeistert; weiter geht es mit einem Brot, frisch aus dem Ofen… ein wenig weiter erliegen wir der Versuchung, davon zu naschen, noch dazu mit Entenpastete, seit der Ankunft Claudes sind die ’Menüs abwechslungsreicher geworden’, Claude findet sogar eine feuchte Ecke, um seine tägliche 10Minutensiesta zu halten!! Aber nur nicht zu lange aufhalten, die Feuchtigkeit „kriecht hoch“, sobald man anhält. Der Weg verengt sich und wird zum Pfad, schöne Hecken begrenzen die kleinen Weiden. Die Kühe beäugen die vorbeiziehenden Esel, viele Kühe hier in diesem Land… Der Pfad verschwindet in einem Gehölz, steigt an, wird erneut zu einem Gipfelweg, ein schöner Wald, viele Haselnussbüsche, Buchen, wenig Fichten und… alles voller Pilze… hier fühle ich mich zu Hause… die Erklärung folgt bald: wir wandern auf einer Moräne (ich bin auf einer Moräne geboren…), hier sind wir vor der Kälte geschützt und wir kommen gut voran inmitten dieses Dufts feuchten Unterholzes, das reine Glück. Gegen 15 Uhr kommen wir in Laffrey, unserem Etappenziel, an. Man erkennt kaum den See, so ist der Nebel in das Tal eingefallen. Wir sind auf dem Gemeinde-Camping untergebracht, aber glücklicherweise nicht im Zelt; unser Logis wird ein Gebäude am Eingang des Platzes sein, wo uns Hélène Perrin, die Bürgermeisterin von Laffrey, erwartet. Herzlichen Dank für diesen großartigen Empfang. Diese Nacht wird uns gut tun, es ist warm und mehr verlangen wir nicht… Eine gute Suppe und ab ins Bett! Morgen Start in Laffrey gegen 9h30 nach Vizille

13 Laffrey - Vizille Samstag, 16. Oktober 2010 Ich will mich nicht zu lange aufhalten mit dieser letzten Etappe zwischen Laffrey und Vizille (Notre Dame de Mésage), wir haben heute Morgen nur ein Bestreben: Ankommen in der nächsten Unterkunft; 3° C heute Morgen um 9h30… noch immer Nebel und dazu Regen, wir holen die Handschuhe heraus, denn, um die Esel zu führen, ist ständig eine Hand ohne Bewegung. Wir ziehen Pullover und Jacken übereinander; im Wald wird es dann besser, die Glieder entspannen sich; beim großen Abstieg treffen wir auf mutige Marathonläufer auf Gegenkurs (Claude kennt sie alle). Es geht ständig abwärts bis nach Vizille (wir sind hier auf einem Parallelweg der berüchtigten Gefällestrecke der Route Napoléon von Laffrey). Wald ohne Ende; als wir ihn verlassen, hat der Regen aufgehört und wir sind am Ende unserer Etappe angekommen. Ohne Mühe finden wir den Reitstall La Touche und Robert Aillaud, unseren Quartiergeber für die nächsten zwei Nächte. Robert ist außerdem Präsident des Vereins Freunde der Geschichte des Viziller Landes. Von diesem Tag wird uns vor allem das im Gedächtnis bleiben, was am Abend folgen wird; Robert hatte uns von einer Plauderei berichtet, die für 18 Uhr in der Saint Firmin-Kirche vorgesehen war und in Wirklichkeit durften wir an einem sehr interessanten Referat über die Schlacht von Jarrie im Jahre 1587 teilnehmen; die Schlacht, in der Schweizer Söldner (4500 Mann) den Katholiken gegenüber standen. Während dieses Kampfes wurden 1500 Schweizer hingemetzelt, während die Truppen Lesdiguières dem Massaker vom anderen Flussufer der Romanche zusahen. Robert hat uns völlig in seinen Bann geschlagen, sowohl durch den Inhalt als auch durch die Art des Vortrags. Es war eine interessante Darbietung, vertieft und belebt durch die von Danièle, seiner Gefährtin per Computer beigesteuerten Illustrationen. Das waren Kenntnisse, erworben durch die Leidenschaft, allem auf den Grund zu gehen, schriftlichen wie mündlichen Überlieferungen - bis in die schweizerischen Archive von Bern… Sonntag erwartet uns ein schöner Besuch des Schlosses von Vizille Wir sind glücklich, den Weg von Robert und Danièle gekreuzt zu haben.! Danke für die Aufnahme und die bereichernden Gespräche während dieser beiden Tage. Montag werden wir gegen 10 – 10h30 von Vierge Noire (Gemeinde La Tronche) aus die Etappe La Tronche – Biviers angehen. Der Text des Vortrags wurde im Verlag Robert Aillaud 2008 „La Bataille de Jarrie“ (Die Schlacht von Jarrie) verlegt. Sonntag, 17. Oktober Ruhetag

15 Grenoble – Saint Hugues (Biviers) Montag 18. Oktober 2010

Kommen wir noch einmal zurück auf den gestrigen Tag, unseren Ruhetag in Vizille: Dank zunächst an Robert und Danièle für den Besuch des Schlosses „Vizille und die Lesdiguières“. Danièle hat uns diesen Sonntag auch den Ort der Schlacht von Jarrie gezeigt. Es ist uns doch ein wenig zu Herzen gegangen, sie heute Morgen zu verlassen und es war bereichernd, sie kennen gelernt zu haben. Doch nun geht es wieder los! Grenoble durchqueren wir wie geplant per LKW (zu große Risiken mit den Eseln); rdv morgens gegen 10 Uhr an der „Vierge Noire“. Hier sind wir nicht allein; anwesend sind bereits Herr und Frau Bouyraud de Truinas (Pays de Bourdeaux-Drôme), Gabriel Dutoit, Journalist aus Lausanne und der ältere Sohn Pascalines – die Letzteren werden uns im übrigen begleiten. Nach dem Interview durch France 3 Grenoble machen wir uns auf den Weg. Zum ersten Mal wandern wir in einem Stadtgebiet… und da es in der Isère noch keinerlei Markierung des Weges „Sur les Pas des Huguenots“ gibt, gestaltet sich der Beginn schwierig. Selbst Pacaline, unschlagbar im Kartenlesen, zögert mehrfach und wir haben große Schwierigkeiten, die Spur nicht zu verlieren. Nach mehrfachen Umwegen durch Wohngebiete finden wir den Weg und sind glücklich, uns wieder außerhalb der Stadtzone zu befinden, wo wir entlang der beeindruckenden Felswand wandern, die das Plateau der Chartreuse (Kartause) im Süden begrenzt. Noch immer kein blauer Himmel, aber zumindest sind wir im Trocknen… Picknick auf einer schönen Wiese, am Fuß der Felswand dann ein kleiner Weg im herbstlichen Wald; später, nach ausgiebigem Studium der Karte, führt uns der Weg Richtung Rochasson (vermutlich haben wir uns geirrt); Gabriel verlässt uns hier, er muss noch heute Abend wieder zurück nach Lausanne; schade, der weitere Weg hätte ihm sicherlich gefallen, dieser Weg bergan, auf dem wir, ständig entlang der Chartreuse durch einen schönen Wald voller tiefroter Sumachbüsche wandern, die reine Augenweide! Erst auf Höhe des Schlosses beginnen wir unseren Abstieg zur Gemeinde Bivet. Unser heutiges Nachtquartier liegt direkt neben dem Schloss bei Xavier Guigue, einem Freund von Claude. Hier werden wir uns übrigens, wie üblich gegen 9h30, für die morgige Etappe wieder treffen. Achtung, morgen geht es von Biviers nach St. Pancrasse, ein Wegstück für kräftige Waden, dazu noch die Wettervorhersage „winterliche Tendenz“ plus einige Befürchtungen hinsichtlich eventuell ein wenig schwieriger Passagen für die Esel (und ihre Führerinnen…) … ja ja, jetzt besser ab ins Bett. Dass ich nur nicht vergesse, den EselführerInnen Babette und Yohan von „Lou pa de l’aze“ für den Transport der Esel heute Morgen zu danken, aber auch und vor allem für diese köstliche Fleischpastete, ein wahrer Genuss! Dank auch an Xavier für seine herzliche Aufnahme.

16 Saint Hugues (Biviers) – Tournoux (Saint Pancrasse) Dienstag, 19. Oktober 2010 Die Erste Reaktion nach unserer Ankunft im Gemeinde-Ferienhaus von Saint Pancrasse: „Wunderbar, es war herrlich“ Seit Beginn des Morgens ist uns das Wetter gnädig, die Strecke sehr angenehm, die Aussicht wunderbar. Der Weg hinauf zum Col de Baure ist großartig, ohne Mühe steigen wir auf, Velours unter den Füßen und Hufen dank des Humus eines Buchenwaldes in all seiner Schönheit. Sehr gute Ausschilderung hier im Nationalpark der Chartreuse, zwar keine gesonderte Markierung zum Projekt, aber der Wegverlauf ist gut markiert. Kleiner Gedanke an einen der Initiatoren des Projekts „Sur les Pas des Huguenots“, der gerade unterhalb unseres Weges in Saint Ismier wohnt: Pierre Bolle, Dozent an der Universität von Grenoble ist es, der den historischen Wegverlauf auf französischer Seite festgelegt hat. Der Weg verläuft fast während der ganzen Etappe im Wald. Glückliches Eintreffen dann in Saint Pancrasse. Man bietet uns eine Koppel für die Esel an …das uns von der Gemeinde angebotene

Ferienhaus ist wunderbar und bietet einen direkten Ausblick auf den Dent de Crolles, auf Belledonne im Schnee und selbst auf den Mont Aiguille in der Ferne. Am Abend, schon im Dunklen, Lichter in den Felshängen, ein Hubschrauber auf der Suche, ein Bergunglück ??? Gar nicht so einfach, die Berichte per Handy zu übermitteln, ein „Smartphone“, das wohl doch nicht so smart ist… Schluss mal für heute.

17 Tournoux (Saint Pancrasse) – Les Pelloux (Saint Bernard) Mittwoch, 20. Oktober 2010 Heute starten wir im Regen. Dank an die Gemeinde Saint Pancrasse für die Unterkunft und an Herrn Goyot für die Unterbringung der Esel heute Nacht… sie haben sich an dem guten Grün der Chartreuse laben können. Der Schnee ist nicht weit und die Wege werden sehr rutschig. Besigo spielt sogar Schlitten. Dann der Felsweg mit einem schwachen Ausblick auf das Tal und Belledonne gegenüber. Aber das verliert sich schnell in Regen und Nebel. Schön durchweicht kommen wir um 12h30 in Saint Hilaire an. Aufwärmen im Lokal Zur Seilbahn. Claude hat Hunger, ein kleines Sandwich vor den letzten Kilometern. Diese Kilometer werden wir auf der Straße zurücklegen, den Nadège von „Carav’âne“ eine hiesige Eselführerin rät uns sehr davon ab, den Felsweg einzuschlagen, so rutschig ist es dort. Zu gefährlich für Esel. Warm hatten wir es schon heute Morgen – und kalt ebenfalls! Wir müssen einfach wiederkommen, denn sobald die Sonne durchbricht, wird die Landschaft sofort grandios. Wir kommen in unserer Familienpension an, eine Familienpension, von der wir glaubten, dass es sie so gar nicht mehr gibt. Ein Pension, die von einer alten Dame und ihrem Sohn gehalten wird. Wie um uns zu verhöhnen, zeigt sich die Sonne, kaum dass wir an der Pension ankommen. Also noch mal zurück zu einem Aussichtspunkt, um die Welt von oben zu betrachten. Manchmal ganz wichtig. Also gut, ich hoffe das gilbt einen kleinen Eindruck von dem, was hier in der Chartreuse so passiert, denn einen langen Bericht per Handy übermitteln… Natürlich, und glücklicherweise, gibt es hier keinen Computer, wir fallen da mal ein paar Jahrhunderte in der Zeit zurück. Und ja, das Ambiente ist fast ein wenig Hitchcock-mäßig. Doch der Platz ist gut, sympathisch und gut unterhalten. Morgen geht es schon wieder abwärts und wir attackieren Fort Barraux.

18 Les Pelloux (Saint Bernard) - Barraux Donnerstag, 21. Oktober 2010 Heute Morgen die Überraschung: Blauer Himmel, aber eisiges Wetter. Bei unserer Ankunft vor der Kirche Saint Bernard erwarten uns bereits drei Kandidaten für die Wanderung: Gérard und Marie-Lou Bauruel und Gérard Gaude. Gérard hat sich mit einer Gruppe von Les Oisans das Thema „Weg des Exils zwischen Besse im Oisans und Les Marches“ zur Aufgabe gemacht. Dieser Weg soll eines Tages bei Les Marches eine Verbindung mit der Hugenottenstrecke eingehen. Gérard gibt uns dazu heute einen historischen Abriss. Auch er hat viel mit Pierre Bolle zum Thema des Weges und zu den historischen Gesichtspunkten dazu gearbeitet. Hier erfahren wir nun übrigens vom Ableben Pierres am letzten Montag. Stilles Gedenken - auch für seine Familie - für diesen generösen und aufrechten Menschen, der von Beginn an bei der Erarbeitung dieses Weges dabei war.. Also Start um 10 Uhr, wir verlassen die kleine Familienpension, die es seit 1881 gibt, Mutter, Sohn, Tochter, Cousine… wir beginnen auf der Straße, um auch weiterhin die zu rutschigen Wege zu meiden. Zum ersten Mal hat es heute morgen gefroren… Gut, dass wir bis Le Villard die Straße nehmen, man hat freie Sicht auf die Berge vor uns, Belledonne, das „Massif des sept lots“… Wunderbar! Beim Laufen lernen wir uns kennen, wir diskutieren, aber wir kommen auch gut voran… ein langer Anstieg nach Le Villard, ein Belohnungs-Frühstück beim Verlassen des Waldes oberhalb

der Wiesen. Auch hier wieder Postkarten-Ausblicke. Aus den Rucksäcken unserer Begleiter tauchen Kuchen und Honigkuchen auf, ein sympathischer kleiner Augenblick. In Saint Georges erwartet uns wie geplant Alain Vigreux, Gemeinderatsmitglied von Barraux. Später stellen wir fest, welche Distanz er bereits beim Anstieg zurückgelegt hatte, um uns zu treffen. Wieder einer dieser wunderbaren Menschen und eines dieser unvergesslichen Treffen auf unserem Parcours... Der Abstieg nach Barraux ist sehr schön, aber auch sehr steil. Man läuft im Walde auf einem oft von Weißbuchen begrenzten Weg… unten folgen wir der ehemaligen Strecke einer Straßenbahn, dann folgt ein Stückchen Straße. Um 19 Uhr werden wir zu einem Essen erwartet, aber zunächst servieren unsere Gastgeber uns bei unserer Ankunft noch einen Tee. 5*****-Unterkunft für die Esel (sie haben abends sogar Licht). Herzlichen Dank an Anne und Denis Damamme für diese warmherzige Aufnahme in ihrem Hause… Am Abend sind wir gut 20 Personen bei einem schönen, warmen Essen. Sympathisanten unserer Tour, Volksvertreter, Mitglieder des Verkehrsbüros… Alles sehr, sehr gesellig. Dieser Hugenottenweg scheint tatsächlich zu großer Offenheit zu führen und man freut sich darüber. Morgen eine kurze Etappe zu einem Platz namens „Les Atrus“, dort ein Ruhetag und anschließend die Wanderung bis nach Chambery, gefolgt vom Transport der Esel nach Le Bourget du Lac, zum Start in die letzte Woche unser Reise.

19 Barraux – Les Atrus Freitag, 22. Oktober Natürlich verläuft der Weg „Sur les Pas des Huguenots“ von Barraux Richtung Les Marches normalerweise in der Ebene. Les Marches ist die Gemeinde, in der der Weg des Exils der Waldenser auf den der Hugenotten trifft. Les Marches ist jedoch ebenfalls der Ort, an dem der Weg des Exils der Protestanten des Oisans sich mit dem internationalen Weg verbindet, der von Le Poët-Laval nach Genf und weiter über Schaffhausen nach Bad Karlshafen verläuft. Aber da uns Thierry Garin vom Ferienhaus „Les Tanières“ in „Les Atrus“ im Gebiet Chapareillan ein schönes Angebot für zwei Übernachtungen gemacht hatte, weichen wir mal vom Wege ab, um dorthin zu gelangen. In Barraux machen wir uns nach einem absolut köstlichen Frühstück (der Duft der Brötchen stieg seit dem Wachwerden bis zu uns hoch) auf den Weg. Mehrere Leute, die wir schon gestern getroffen hatten, sind wieder dabei. Wir freuen uns, Alain Vigreux, Henri Gremen, Robert Engrand, Enzo Flebus und Claude und Elisabeth Reymond-Larniaz vom Verkehrsbüro wiederzusehen. Alles gute Marschierer und Naturliebhaber. Sie sind unsere Führer bis Bellecombe, eine kräftige Steigung von ungefähr 1h30 durch den Wald erwartet uns. Das eher kühle Wetter vom Morgen mildert sich langsam. Und schon müssen wir Adieu sagen, wir vermissen sie alle schon jetzt, aber Alain werden wir morgen wieder sehen… unsere Reise ist auf diese Art von schönen Begegnungen durchsetzt. Bellecombe, wir sind wieder zu dritt, aber gut… ist auch eigentlich nicht ganz seriös, aber warum nicht eine kleine Weinverkostung, um uns in Savoyen zu akklimatisieren. Bald darauf haben die Esel die Last unserer Einkäufe zu tragen – vier Kilo zusätzlich. Schöne Aussicht von „Bellecombe“ auf die Gebirgskette gegenüber, dann ein rapider Abstieg nach Les Atrus. Thierry empfängt uns. Heute Abend auf der Speisekarte: Boeuf bourguignon. Vielen Dank, Thierry und Marie, für eure Aufnahme. Morgen, am Samstag, den 23. Oktober ist Ruhetag. Alain Vigreux holt uns mit dem Auto zu einer Besichtigung von Fort Barraux ab. Ein sehr interessanter Besuch, Chantal Jalo kennt das Thema sehr gut und versteht es uns mit Begeisterung näher zu bringen. Auf dem Hugenottenweg ist Fort Barraux ein Muss und ein Besuch sozusagen unumgehbar. Dieser Platz, zunächst vom Herzog von Savoyen erbaut und dann von Henri IV übernommen, hat im Laufe der Jahrhunderte ständig den Verwendungszweck geändert – beginnend mit dem Ende der Religionskriege und bis zum zweiten Weltkrieg. Ein strategisch außerordentlich wichtiger Platz mit zuweilen 125 km Sicht über drei Täler, das Grésivaudan im Süden, Chambéry im Norden und das Maurienne im Osten. Nicht zu vergessen, das Hochtal der Chartreuse im Rücken.

Während der beiden Kriege des 20. Jahrhunderts war das Fort Gefangenenlager für Deutsche und Judensammellager vor dem Transfer in andere Lager. Dieser wichtige Platz ist heute Eigentum der Gemeinde Barraux. Bestimmte Teile sind restauriert, darunter der sehr schöne Vauban-Saal, der zu mieten ist. Weitere schöne Vorhaben stehen bevor; vielleicht kann auch der Hugenottenweg sein bescheidenes Scherflein zu Entwicklung dieses Objekts beitragen. Herzlichen Dank für den Besuch. Und morgen: Schluss mit dem Tourismus, Start zum Weitermarsch am Sonntag um 9h30 von Les Atrus nach Chambéry, wer ist mit dabei? Samstag, 23. Oktober Les Atrus - Ruhetag

20 Les Atrus – Chanaz (Transfert Le Bourget du Lac) Sonntag, 24, Oktober 2010 Ein schöner Dauerregen wird uns während der ganzen Etappe begleiten. Doch dieser Regen hat die Familie Jiquet aus Albertville nicht zurückhalten können. Auch Elisabeth, Kevin, Caroline und Albert kommen um 9 Uhr bei unserer Unterkunft an, bereit, den Weg mit uns zu machen, egal was kommt. Und so ein kleines Nichts von Regen kann sie sicherlich nicht aufhalten. Der Zug ist bald auf Achse, Gamaschen (danke Michel), Regenumhänge und auf geht’s nach Chambéry. Nachdem wir einige Zeit durch die Weinberge marschiert sind, erreichen wir den internationalen Weg. Über uns der Mont Granier. Unser Weg führt uns durch die letzten Ausläufer des ChartreuseNaturparks. Einer der Esel, Bésico, wird noch einige ziemlich spektakuläre Rutschpartien vor sich haben… ein Unfall ist jederzeit möglich und wir sind froh, bald weniger vom Dauerregen durchweichte Wege vorzufinden. Gegen 17 Uhr kommen wir vor dem Rousseau-Museum an, wo wir die Esel zum Weitertransport nach Le Bourget-du-Lac verladen werden. Herzlichen Dank an Chantal und Claude Desgranges für die Aufnahme in ihrem Ferienhaus La Goetaz in „La Serraz“. Eines der besten Kartoffelgratins lässt uns schnell den Regen und die Aufregungen des Tages vergessen, man wärmt sich auf, man fühlt sich wohl. Grüß dich, Babette, sie wird den letzten Teil des Weges bei uns sein. Noch einen Kaffee, den Blog und dann gute Nacht. Die morgige Etappe heißt Le Bourget – Aix-les-Bains; um 10h bis 10h30 Treffen an der Kirche von Le Bourget unter Berücksichtigung von etwa einer halben Stunde Zeit für die Anfahrt.

21 Le Bourget du Lac – Aix les Bains Montag, 25. Oktober 2010 Der Wetterbericht hatte nicht geirrt, « Nordwind, Unwetterwarnung »… Doch wir ziehen dieses Wetter dem gestrigen Regen vor… Um 9 Uhr geht es los und um 10 Uhr erreichen wir wie geplant die Kirche von Le Bourget. Heute keine Freiwilligen, die mit uns laufen möchten. Falsch – da ist ja Claude Desgranges, unser Gastgeber dieser Nacht, der uns durch die Stadt bis nach Viviers-du-Lac führen wird. Schon heute Morgen um 8 Uhr hat er unseren heimlichen Begleiter Claude Brand per Auto bis nach Aix mitgenommen, um die heutige Wegstrecke zu erkunden. Nicht zu vergessen, dass auch er es war, der gestern Abend den LKW quer durch Chambéry zu unserem Rendezvous am Musée des Charmettes geleitet hat. Ist ja doch ziemlich erstaunlich, all diese Leute, die uns willkommen heißen, als sei das die normalste

Sache der Welt. Als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen. Doch es ist wahr, wenn die Gefühle echt sind, fühlt man sich sofort wohl. Zusätzlich zur freundlichen Aufnahme ist ihre Hilfe dann stets sehr willkommen. Solche Begegnungen erleben wir vielfach auf dieser Reise– jeden Tag auf die gleiche Weise und doch auch jeden Tag unterschiedlich und aufrichtig. So sind wir diesen Morgen also fünf Personen, die ihren Körper gegen den Nordwind stemmen. Der Vorteil beim Laufen ist, dass man nicht kalt hat. Um Le Bourget-du-Lac zu verlassen, nehmen wir zunächst einen Radweg und es geht so, trotz der nahen Straße. Wir sind ja noch im städtischen Bereich. Die Esel schrecken vor nichts zurück, nicht vor Brücken, nicht vor Tunneln, nicht vor dem Lärm. Am linken Ufer des Sees angekommen, verlassen wir die Straße, um einen Weg in einiger Entfernung zum See einzuschlagen. Hier verlässt uns nun Claude Desgranges nach zwei Stunden Marsches – danke! Wir unterqueren die Eisenbahnstrecke Richtung Viviers-du-Lac, dann wenden wir uns Richtung Norden und folgen den Schienen auf einem sehr angenehmen Weg, der für Fahrzeuge gesperrt ist und direkt auf Aix-les-Bains zuführt. Wir marschieren schnell, es ist kalt, man spürt den nahenden Schnee. Picknick in den Maisfeldern. Die Esel sehen den Zügen nach, wieder etwas Neues kennen gelernt. Wir nähern uns Aix-les-Bains ohne jeglichen Verkehr, passieren den Eingang zum Golf, die Pferderennbahn, dann überqueren wir den Parkplatz eines Supermarkts (schon wieder ein Lehrstück für die Esel !!!). Ohne allzu große Probleme finden wir die Montée Marlioz gegenüber der Kirche Sainte Bernadette. Hier finden wir auch das Haus von Annie Lecoq, die uns heute Abend willkommen heißt. Wir sind zu früh; die Esel nutzen das, um das Gras rund um die Kirche und vom Sportplatz abzuweiden. Die Jugendlichen werden neugierig, fragen nach dem wieso und warum. Das macht zwar Freude, aber die Kälte geht unter die Haut, sobald wir Halt machen. Wir sind also glücklich, als wir die Hausherrin gegen 16 Uhr ankommen sehen. Ich selbst kehre heute Abend zu den Desgranges in Le Bourget zurück; wir sind eine Person mehr als geplant und Claude Desgranges hatte das heute Morgen vorgeschlagen. Ich bin sicher, jeder wird einen sehr schönen Abend verbringen. Zwar werde ich Annie Lecoq heute Abend nicht treffen, aber ich sehe sie ja morgen früh. Claude hat also einmal mehr sein Auto herausgeholt, um mich abzuholen. Auf diese Weise habe ich kein Problem mit dem Bericht und vielleicht kann ich sogar heute Nacht ein wenig länger schlafen. Den Blog letzte Nacht hatte ich erst um 1 Uhr fertig, da ich mangels Netzzugangs Verspätung hatte. Morgen starten wir also vor der Kirche Sainte Bernadette (eingangs Aix-les-Bains, Chambéry-Seite, Montée Marlioz, gegen 9h30.

22 Aix les Bains - Chindrieux Dienstag, 26. Oktober 2010 Danke nochmals an Claude und Chantal Desgranges für diese zweite Nacht und den „Fahrdienst“ zwischen den beiden Unterkünften (Aix-les-Bains und Le Bourget-du-Lac). Bei meiner Ankunft in Aix sind meine drei Trabanten bereits beim Frühstück, todmüde, denn die Esel haben während eines guten Teils der Nacht für Unterhaltung im Quartier gesorgt. Sicher hat der Wind seinen Teil dazu beigetragen. Heute morgen dürfen wir uns über ein weitaus milderes Wetter freuen. Noch immer ein wenig Wind, aber kein Vergleich mit gestern. Kein Regen. Sicher ist es noch kalt, aber der Fußmarsch wird das regeln. Wir verlassen unser Quartier unterhalb der Sozialwohnungen von Marlioz gegen 9h30 wie geplant. Der Anschlussweg zum Hugenottenpfad bringt uns zurück zur Rennbahn, dann geht es auf der anderen Seite der Bahnstrecke (Tunnel) Richtung Stadtmitte. Auf Höhe des Flüsschens „la Sierroz“ nehmen wir das linke Ufer, um zu einer Brücke zu gelangen und dort… dort geht nichts – zu enge Brücke, die Esel führen sich auf wie Esel und wir verlieren eine gute Stunde, um diese Brücke über den Wald von Corsuet und die Landstraßenbrücke zu umgehen. Man braucht Zeit, um die Stadt hinter sich zu lassen und erst viel später finden wir einen schönen Weg in einem schönen Wald.

Hinter Brison-Saint Innocent entscheidet sich die Gruppe – trotzdem wir mit unserem Tagespensum kaum voran gekommen sind - für eine Frühstückspause. Aber die Pause fällt kurz aus und die Siesta von Claude ebenfalls. Ein kühler Wind ruft uns zur Ordnung. Ab hier und bis zu unserer Unterkunft in Groisin wandern wir in einer Umgebung, die man vermutlich als die „schönste“ der Landschaften unserer ganzen Reise beschreiben könnte. Natürlich ist es unmöglich und unnütz, Landschaften miteinander konkurrieren zu lassen, aber hier stoßen wir auf das „Außergewöhnliche“. Seit dem Anstieg zu den Granges de Brison entdecken wir eine sehr liebliche Landschaft mit oft sehr schönen Aussichten auf den See, anmutige Wälder in Herbstfarben und, als Krönung des Ganzen und seit mehreren Tagen zum ersten Mal, einen blauen Himmel. Jede Menge Fotos mit Postkartenmotiven, die ich aus technischen Gründen aber erst morgen übermitteln kann. Vor La Chambotte wird der Weg zum Saumpfad und verläuft unterhalb der Felshänge; während des gesamten Abstiegs genießen wir immer wieder die Ausblicke auf den See von Le Bourget. Unser Quartiergeber – beunruhigt, dass wir auch gegen 17h noch nicht angekommen sind – kommt uns entgegen. Er zeigt uns eine Abkürzung und welch ein Glück dann, als wir das Ende unserer Etappe erreicht haben!!! Ein kleiner Weiler nicht weit vom Chateau de Châtillon, noch immer der Blick auf den See, über uns das Gebirge. Zwei werden im Ferienhaus ’Le Cellier des Carabins’ bei Michelle und Jean-Louis Lalut nächtigen, die beiden anderen in der ’Hautinière’ bei Christiane Chardet. Zum Aperitif machen uns zwei Volksvertreter von Chindrieux die Freude, dabei zu sein. Das nachfolgende Abendessen ist köstlich. Heute Abend sind wir wirklich müde. Noch ein kleiner „Kartäuser“, dann ab ins Bett.

23 Chindrieux - Motz Mittwoch, 27. und Donnerstag, 28. Oktober 2010 Bestens geschlafen in unseren jeweiligen Unterkünften; unter einem einladenden Himmel findet man sich nach dem Frühstück wieder. Am Start: Wir, die vier Reisegefährten, aber auch unsere Gastgeber, ihre Freunde und drei Personen aus Saint Julien-en-Genevois und Umgebung. Diese Leute haben „Wind“ von unserem Projekt bekommen und Lust, dabei zu sein. Wir sind also heute Morgen auf den Wegen der Chautagne zwischen Groisin und Chindrieux mit rund fünfzehn Personen unterwegs, auf angenehmen und nicht asphaltierten Wegen, geführt von Michelle Lalut und das von Beginn an. Fotostopp vor dem Rathaus von Chindrieux; wir wissen, dass wir ab hier unsere Wanderkarten einpacken können, da Pierre Baltz und Brigitte Bianchi, die das Projekt „Sur les Pas des Huguenots“ kennen (wir werden sie später am Tage kennen lernen), uns eine gelbe Wegmarkierung vorbereitet haben, die uns auf herrliche und unerwartete Wege führen wird, zunächst markiert sie kleine Straßen, später dann kleinere Pfade, einer schöner als der andere. Die Sonne lässt uns die herrlichen Herbstfarben in den Weinbergen oder im Wald unter dem Bergmassiv des Gros Foug genießen und nicht zu vergessen sei der Blick ins Rhône-Tal. Geschichtlich ist das ein Blick zum Ende des XVII. Jh. auf das französische Königreich jenseits der Rhône und Savoyen am linken Ufer. Zum Mittagessen halten wir im Ferienhaus von Pierre und Solange Baltz in „Lachat“, Gemeinde Ruffieux, an. Ein Ort oberhalb des Tales, umgeben von Weinbergen. Unter solch günstigen Umständen leiden wir weder unter der Länge der Etappe, noch unter den Höhenunterschieden im Waldgebiet. Wir folgen den gelb markierten Steinen, Weg um Weg in Richtung Schweiz. Historisch betrachtet, schleichen wir uns, versteckt in den Wäldern und in unwegsamem Gebiet, mithilfe von Menschenschmugglern durch das Territorium des „Herzogs von Savoyen“. Wir wissen, dass nach dem Lac de Bourget die Rhône unser Führer sein wird und dass wir danach in zwei oder drei Tagen die Hochebene von Vuache umgehen müssen – mächtige „Meilensteine“ in der Landschaft. Heute Abend werden wir jedoch auf Einladung der Gemeinde in Motz Halt machen, Brigitte Bianchi und Kévin erwarten uns oben vor dem letzten Abstieg.

Erst gegen 17h30 kommen wir im Gasthof von Motz an. Wir sagen Liliane Delavouet, Christian Compagnon und Maurice Chapoulier, die mit uns bis zum Schluss gelaufen sind, auf Wiedersehen – man hat sich gut unterhalten und hofft, sich auf einer weiteren Etappe wieder zu sehen! Ein schöner Gasthof erwartet uns in Motz. Motz, dieser Ort liegt ebenfalls auf dem Jakobsweg – interessanter ökumenischer Ansatz – der morgen teilweise auch unser Weg sein wird. Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Johannes Melsen, Koordinator des Projekts „Sur les Pas des Huguenots“ für Frankreich, stellt auf Einladung der Gemeindeverwaltung im Gemeindesaal das Gesamtprojekt vor. Der Saal füllt sich bis auf den letzten Platz. Bürgermeister Jean Thévenet beginnt in Gegenwart seiner Vertreter M. Gérard Rendu und Mme. Nadine Thévenet mit einer Einführung zum Thema La Chautagne und der historischen Bedeutung dieses quasi obligatorischen Durchzugsgebiets. Nach der Vorstellung erteilt uns der Bürgermeister das Wort und es werden Fragen zu unserem Projekt und unserer Reise gestellt. Das Treffen schließt mit dem Hinweis des Tourismus-Vizepräsidenten der Communauté de communses de la Chautagne, M Olivier Rognard, auf die bereits seit 2007 andauernde Teilnahme seiner Vereinigung an diesem Projekt und der Wert dieser neuen Aktion für den hiesigen Bereich. Auch M. Yves Husson, Mitglied des Conseil général des Kantons von Ruffieux schließt sich dieser Aussage an und betont die Wichtigkeit dieses Projektes und generell anderer strukturverbessernder Aktivitäten und bietet seine Unterstützung an. Ein Glas auf die Freundschaft und ein reger Meinungsaustausch beschließen diesen Abend, der um 19 Uhr begann, schließlich um 21h30. Donnerstag, 28. Oktober 2010 Ruhetag. In Motz Der 28. Oktober: Brigitte Bianchi aus Motz hat einen Tag der Entdeckung der Region vorgeschlagen. Letzter Ruhetag vor unserer Ankunft in Genf; Brigitte Bianchi bietet uns ein sehr interessantes Programm an: Morgens Besuch eines Hofes, auf dem die Spirulina-Alge kultiviert wird, eine mikroskopisch keine, spiralförmige Alge, von deren Wirkung man schnell überzeugt ist. Wir erhalten eingehende Erklärungen dazu und verabschieden uns dann, jeder mit einer Dose Spirulina unter dem Arm… (spiruline-de-savoie.vom). Der Himmel ist so blau wie am Vortag, Stille liegt über Motz, dieser kleinen charmanten Gemeinde der Chatagne mit Blick auf die Rhône; in der Ferne errät man noch den Lac du Bourget. Besico, Choucar und Pitchounette grasen friedlich auf ihrer Wiese. Nächste Besichtigung Anfang Nachmittag: Die Barockkirche von Motz und ein ausführlicherer historischer Überblick zur Gemeinde – danke Denise. Brigitte, unserer Freundin aus Bourdeaux ist bei uns, Michelle Pillet und ihre Freunde aus Savoyen hören interessiert zu, alles sehr sympathisch… aber die Ruhetage sind immer schnell vorbei und auf uns wartet im Gasthof von Motz ein Feinschmeckermenü – wir werden es genießen! Aber wären wir an einem der Marschtage nicht noch müder? Wir fallen nachher in unsere Kissen; morgen die lange Etappe Motz – Frangy. Treffen gegen 9h30 vor dem Gasthof. Nochmals danke, Brigitte für deine Freundlichkeit und danke an die Gemeinde Motz für die freundliche Aufnahme. Info: Spirulina-Algen

Ein reines Naturprodukt aus der blau-grünen Mikroalge „Spirulina pacifica hawaii“. Wegen ihrer Fähigkeit, über ihre Oberfläche selektiv Nährstoffe aus dem Meerwasser aufzunehmen, werden Spirulina-Algen mit ihrer unveränderten, biologisch ausgeglichenen Zusammensetzung als Nahrungsergänzung sehr geschätzt. Auch Sportler, Vegetarier sowie Personen, die gerade eine Diät, Fasten- oder Schlankheitskur durchführen, greifen gerne zu Spirulina-Algen.

24 Motz - Frangy Freitag, 29. Oktober 2010 Ein sehr gutes Frühstück hilft uns heute Morgen auf die Beine ; jemand mit Hut und Schnurrbart verlangt an der Bar einen Kaffee: Jean-Louis Sartre ist der Erste unserer Begleiter. Dann die Equipe um Michelle Pillet und Brigitte – wir starten zu acht. Um nach Seyssel zu gelangen, nehmen wir die Straße nach unten über Châteaufort, die direkten Weges auf die Brücke über den Fluss Fier zuführt. Den Ort Châteaufort lassen wir links liegen; zum Fluss geht es dann links am Schloss vorbei (früher ein strategisch wichtiger Platz über dem Tal). Unter blauem Himmel folgen wir auf dieser Variante des GR65 dem Lauf des Flusses und erreichen die Rhône, Schutzgebiet…Neue Entdeckungen für die Esel: Enten und Schwäne. Brigitte entdeckt sogar einen Eisvogel! Der Weg nach Seyssel ist gleichzeitig auch Radweg (vermutlich jener, der eine Verbindung zum Mittelmeer herstellt, das Großprojekt Via-Rhôna der Region Rhône-Alpes, das bereits zum großen Teil realisiert ist) Eine sehr angenehme Wanderung. Gegen 11 Uhr erreichen wir Seyssel-port (natürlich auf der Savoyer Seite). Oberhalb Seyssel dürfen wir uns über die Ankunft von vier weiteren Wanderern freuen: Didier, Huguette, Marie und Mireille, die aus dem Gebiet um Frangy kommen. Die Zeit vergeht. Interview von Radio RCF. Wir lassen die Montagne des Princes hinter uns und es wird bald Zeit, einen Platz für das Mittagessen zu finden! Michelle Lalut, unsere Gastgeberin von Groisin, ihre Freundin und ihre Enkel stoßen zu uns, zu unserer großen Freude. Danke. Das Picknick im Grünen notieren wir mit 5 Sternen; fast ist noch ein Mont-Blanc-Blick inbegriffen, es genügt, 20 Meter zurück zu gehen. Und Schluss mit den Trockenobst-Mahlzeiten der Vergangenheit: Weine, gute Pasteten und verschiedene Käsesorten (sogar Picodon) werden mit Genuss vertilgt. Schon die Ankunft von Babette in Le Bourget-du-Lac hatte unsere Menüs wesentlich verändert. Ihr Rucksack steckt voller schöner Überraschungen, die sie großzügig mit uns teilt. Wir tafeln und reden. Aber Frangy ist noch weit, also nur Mut! Jean-Louis voran, auf geht’s. Eine sehr offene Landschaft, noch immer mildes Wetter, wir genießen die schönen Aussichten, fast 340° rundum, die Alpen am Horizont und bald dann das Land um Genf. Eine Landschaft so schön, dass der Umstand, sehr oft auf kleinen Straßen unterwegs zu sein, der Stimmung keinen Abbruch tut – erst Recht in Begleitung so außergewöhnlicher Menschen. Vannecy, Champagne; keiner bedauert es, als wir dann endlich vor dem Gasthof „La Cave à la Ferme“ in Frangy angekommen sind. Wir fühlen die Kilometer in unseren Beinen! Der Empfang ist sehr herzlich, die Presse ist vor Ort und auch der Leiter des Verkehrsbüros mit Laurence Crochet. Die Esel sind glücklich, ein Gehege voller Äpfel vorzufinden. Salut Edouard und Léonore, Ciao Michelle, bis bald, schön, dass ihr bei uns wart! Ich möchte auch Didier Carbannie, Huguette Duclos, Marie Pichollet und Mireille Protto, ebenso wie Jean-Louis Sartre und Daniel Cavillier danken, die gegen Ende der Wanderung zu uns gestoßen sind, danke, dass wir mit euch zusammen wandern konnten. Für Babette und mich eine Raclette, Claude und Pascaline Würstchen; zwei Bier, Wasser darf nicht fehlen und dann ab in die Heia – willkommen in dieser angenehmen Herberge. Morgen Frangy – Chancy, Abmarsch gegen 9h30. Ein wenig Melancholie vor dem Einschlafen; es bleiben uns nur noch zwei Tage… Wir wissen schon, dass der Empfang morgen bereits auf höherem Niveau stattfinden wird. Ein unruhiger Schlaf steht uns bevor.

25 Frangy - Chancy Samstag, 30. Oktober 2010

Mehrere Personen warten zu Beginn dieses neuen Tages, der uns in die Schweiz bringen soll, vor dem Verkehrsbüro des Val des Usses auf uns. Gérard, Lucien und Anna, Eric, Florence vom Verkehrsbüro und dessen Leiter Robert Atlani. Beim Start sind wir neun, der Himmel hat sich bezogen, die Gamaschen kommen letztmalig zum Vorschein. Kurzer Halt von dem Verkehrsbüro für die Fotos – haben wir diese Behandlung als „Stars“ verdient? Hinter der Kirche verlassen wir die Straße und gelangen auf einen schönen, bewaldeten Weg, laubbedeckt in allen Herbstfarben. Ach, ich habe gestern noch vergessen, vom mehrfachen Kreuzen des Weges „Sur les Pas des Huguenots“ mit dem Weg „Saint Jacques de Compostelle“ zu sprechen, schöne Symbolik. Heute folgen wir seit Beginn der kleinen Muschel des „Jakobsweges“, aber es ist nicht der Heilige Jakob, der großen Schrittes mit uns läuft, es ist Maurice Chapoulier, der Freund, der uns vor kurzem auf der Etappe Chindrieux – Motz begleitete, welche Freude, ihn hier wiederzutreffen. Zudem macht er oft den Führer, er ist auf bekanntem Gebiet, danke, Maurice, welche Freude, dass du bei uns warst!!! Heute wandern wir wieder auf einer herrlichen Strecke durch Wald und Flur… Die Stimmung ist gelockert, es wird viel gelacht, man diskutiert und kommt Schritt für Schritt Richtung Schweiz voran. Im schönen Ort Chaumont wird uns der Kaffee in einer schönen Scheune serviert, dazu Äpfel, ApéroPizzen, danke. Aber heute ist die Etappe in einen Zeitrahmen gezwängt; wir werden um fünf Uhr in Chancy erwartet. Sehr, sehr schön, dieser Weg entlang des „Vuache“-Gebirges, um 13h30 versuchen wir einen Platz zum Essen zu finden – im Windschutz. Der Regen tut nur so, uns ist nicht kalt und wir fühlen uns bestens. Achtung! Höchstens 1 Stunde Zeit zum Essen, um nicht zu spät am Grenzstein Nr.1 der Schweiz einzutreffen! (Gérard kümmert sich um das Timing und er macht das prima!) Aber Maurice hat uns eine Flasche Wein mitgebracht, dazu Käse mit Marc (Tresterbranntwein) und selbstgebackenen Kuchen – bitteschön! Das ganz große Leben. In bester Laune nehmen wir die Wanderung Richtung Valleiry wieder auf, die Esel sehen zum ersten Mal eine Autobahn. Voran, voran – (und ganz ohne Spritverbrauch!). Kurz vor Eintritt am Grenzstein Nr.1 in die Schweiz muss ein Privatgrundstück überquert werden; danke an den Besitzer, Herrn Scheidegger, der uns durchgelassen hat. Vielen Dank auch an Jean-Daniel Payot für all die Vorbereitungen der letzten Tage, um unsere Reise zu einem guten Ende zu bringen. Noch einmal zurück zu dem kleinen Weg, der uns hinunter zum Grenzstein Nr.1 bringen soll, den östlichsten Punkt der „Confoederatio Helvetica“. Dann plötzlich der Applaus einer Gruppe von zwanzig Personen, die uns dort erwarten. Einen Monat nach unserem Start in Le Poët-Laval, am (historischen) Grenzstein Nr. 1 mitten im Wald… Blasmusik – der Bürgermeister von Chancy hält eine Rede. Es ist fast unwirklich, aber es ist noch nicht alles… Die Stadt Chancy ist nun nicht mehr weit. Hier haben die Bewohner den Exilanten zur Zeit des Widerrufs des Edikts von Nantes sehr geholfen. Ein Freudenfeuer wird bei unserer Ankunft entzündet, Blasmusik und Reden folgen, Bürgermeister Günther, die Pastoren, Jean-Daniel Payot, der Präsident der Kirchengemeinde… Solidarität und Toleranz sind die Schlüsselworte. Viele Leute sind gekommen, um dabei zu sein; es gibt Glühwein zum Freundschaftsumtrunk. Ich treffe meine Kinder Laura und Lou wieder, das Glück ist komplett. Wir alle sind in Gastfamilien untergebracht; ich möchte hier ganz herzlich all den Leuten danken, die diesen Abend mit uns verbrachten. Vielen Dank auch der Familie Stalder, bei der ich den Rest des Abends und eine exzellente Nacht verbracht habe und Dank auch den anderen drei Familien dieses letzten Abends vor unserem Start gegen 9 Uhr nach Genf.

26 Chancy - Genève Sonntag, 31. Oktober 2010 Heute Morgen beim Wecken habe ich es schwer, mit vorzustellen, dass es auf das Ende unseres schönen Abenteuers zugeht. Dank an die Familie Stalder, bei der ich meinen letzten Halt gemacht habe und wo man mich mit so viel Freundlichkeit aufgenommen hat. Die Nacht war gut, heute

Morgen ein schönes Frühstück in ihrem Beisein und schon ist es Zeit, meine Kameraden zu treffen und die Esel zu beladen. Bei Ankunft vor der Kirche gegen 8h30 sind bereits andere Esel, Pferde und mehrere Personen versammelt. Wir bereiten unsere Esel ein wenig abseits vor, die kleine Versammlung wird größer und größer; am Ende macht sich in Chancy um neun Uhr ein gutes Hundert Menschen mit uns auf den Weg, um die letzte Etappe im Geiste von Solidarität und Offenheit, bei Begegnungen und regem Gedankenaustausch zurückzulegen – also den Werten unseres kleinen Unternehmens seit 31 Tagen. Bei jedem Abschnitt schließen sich mehr und mehr Leute dem Zug an, Frauen, Männer, auch Kinder… der Wunsch, diesen Tag in gutem Einvernehmen und einem fröhlichen Ambiente zu verbringen – die Schweizer Organisation dazu ist „außer-gewöhnlich“. Am Schluss waren wir mehr als zweihundert, im Dunst des Morgengrauens war das Ende der Menschenschlange nicht zu sehen, Bilder der Exilanten zogen vor meinem inneren Auge vorbei… Aber ganz sicher war es ein anderes Ambiente. Dank den Wanderern und Wandererinnen für ihr Dabeisein am 31. Oktober, danke, dass sie trotz der nicht so schönen Wettervorhersage gekommen waren und auch trotz Gründen, etwas nicht zu tun, weil man woanders etwas zu tun haben könnte. Heute bin ich glücklich und dies auch, weil Sie bei uns waren, weil Sie unser Projekt, diesen Tag wichtiger fanden – danke! Danke für die gute Aufnahme, den Tee, die Suppe, den Kaffee, das Gebäck in Avully, Cartigny und La Petite-Graye, dann auch für das Picknick aus dem Rucksack im Gemeindezentrum von Bernex. Unglaublich, die Organisation während des ganzen Weges, bis zum Transport der Esel in Bernex, um in den „Jardin des Bastions“ zu gelangen, eine letzte „Premiere“ für unsere drei Lasttiere, diese Stadt, der Besuch des Platzes vor dem Großen Theater, das Weiden vor den Standbildern der Reformatoren und schließlich der Aufstieg zum Platz Saint Pierre, große Eindrücke für sie wie für uns. Der Vorplatz der Kathedrale Saint Pierre füllt sich schnell, die offizielle Zeremonie (Einweihung der ersten Schweizer Etappe) um 16h30 wird mit großem Interesse verfolgt. Françoise Demol, die Präsidentin der „Amis du MIR“, Johannes Melsen, Leiter des Wegprojekts in Frankreich, Simone Saxer von der Fondation VIA und Initiatorin der Schweizer Wegstrecke und Isabelle Graessle, Direktorin von MIR schalten sich kurz ein. Das Ambiente auf diesem schönen Platz ist weiterhin froh gestimmt, die Leute treffen sich, sprechen miteinander, ich schaue von weitem zu, ich bin gerührt, das Ergebnis dieses schönen Abenteuers ist ein Erfolg für den gemeinsamen Weg „Sur les Pas des Huguenots“. Die Esel sind Teil dieser Attraktion und ich denke, sie werden sich freuen, heute Abend erneut eine Wiese zu finden, bevor sie am Montag wieder nach Frankreich zurück gebracht werden. Ich und die Meinen kehren noch am heutigen Abend zurück, Claude bleibt in Genf, um Montag Richtung Lausanne weiter zu laufen, Pascaline und Babette bleiben mit ihren Familien noch eine Nacht in Genf. Ein Gedanke an meine Mama drüben im Aargau, nicht weit von Aarau, die seit der Idee zu Realisation des Hugenottenpfades den Werdegang dieses schönen Projekts verfolgt hat, die aber leider aus gesundheitlichen Gründen heute Abend nicht bei uns sein konnte. Soweit die persönlichen Nachrichten, ich hoffe, sie wird noch die Freude haben, den Weg bei sich vorbeiführen zu sehen. Die erste Etappe wurde heute auf Schweizer Territorium gestartet, guten Wind für die folgenden bis Schaffhausen, möge die Begeisterung, die wir heute vor der Kathedrale Saint-Pierre spürten, diesen Weg bis zum Ende voranbringen.

27 Nachtrag Jean Rabaud 3.11.2010 Mit Genehmigung von Jean Rabaud (Dieulefit) möchten wir den folgenden Text hier einfügen „Als schlichte Information möchte ich mir erlauben, Ihnen den kleinen Text zu übermitteln, den ich verfasst habe, noch ganz ergriffen von den Eindrücken bei der Ankunft in der Schweizer Konföderation, nach dem Marsch mit den Eseln auf dem Weg „Sur les Pas de Huguenots“. „Ankunft der Wanderer in der Schweiz, die die französische Wegstrecke Sur les Pas des Huguenots in Begleitung von 3 Eseln zurücklegten Mit diesem Bericht möchte ich durch Schilderung meiner Eindrücke zu diesem Thema Informationen und Artikel ergänzen, die für viele bereits auf Google unter „Sentier sur les pas des Huguenots“ und im Blog www.quandlescheminsdexilontdesoreilles.blogspot.com“ zugänglich sind. Aber auch andere Personen unserer Gemeinschaft waren zugegen und sicherlich zusätzliche Meinlungen einbringen. Meine hauptsächlichen Eindrücke sind: • •

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Sowohl die Wanderung in Frankreich wie auch die Ankunft in der Schweiz waren ein voller Erfolg Der tägliche Lagebericht, die sorgfältige Vorbereitung, Empfang und wiederholte Begleitung durch Freunde, die eine oder mehrere Etappen mitgingen, waren Ausschlag gebende Grundlage dieses Erfolgs Der Empfang in der Schweiz hat als Motto deutlich die Grundwerte Exil, Aufnahme und Toleranz, die dem Weg als Basisgedanken zugrunde liegen, vorangestellt. Die hohe Qualität der Wanderer Pascaline CHAMBART und Barbara HUNZIKER, später vereinigt mit Claude BRAND, und ihrer Tiere, ihre Eigenschaft, auch schwierigere Momente durchzustehen, die Begeisterung und Warmherzigkeit ihrer Begegnungen mit ihren Gastgebern waren für die Letzteren eine große Freude. Der Ablauf der zwei letzten, durch die Freunde und Freundinnen vom Nationalmuseum der Reform koordinierten Tage, die einen 400km-Parcours im Rhythmus von etwa 4 km pro Stunde abschließen – ein Parcours, der am 1. Oktober 2010 in Le Poët-Laval begann.

Am Samstag, den 30. Oktober sah eine etwa fünfzigköpfige Gruppe am Grenzstein Nr.1 (der östlichste zwischen der Schweiz und Frankreich) die Helden dieses Marsches in das Territorium der Gemeinde Chancy eintreten: Freude, Umarmungen, Blasmusik… (zu betonen ist, dass die Tiere tierärztliche Genehmigungen besaßen und dass die Wegmarkierungen für Nichtschweizer nicht völlig verständlich waren, was zu einigen Verspätungen führte) Gemeinsamer Marsch von ungefähr 4 km bis zum Ort, vorbei an einer Koppel, von der 6 andere Esel ihre Artgenossen grüßten. Empfang durch den Bürgermeister mit Begrüßungsansprache und Führung durch die Stadt, die damit ihre Tradition der Aufnahme von Flüchtlingen fortsetzt, mit einem Freudenfeuer und einigen Getränken zur Begrüßung; ein kleines Kompliment über den Empfang vom Präsidenten des Gemeinderats; ein weiteres über die Toleranz der Pastorin der 3 lokalen Sprengel; Verlesung eines Textes der Genfer ökumenischen Seelsorge, der bei – heutigen – Asylsuchenden verteilt wird. Die beiden Wandererinnen haben geantwortet und dann zu ihren Familien und Freunden zurück gefunden. Mit Stolz habe ich mir aufgrund meines Mandats als Volksvertreter erlaubt, abseits der Menge den nachstehenden Persönlichkeiten zu danken: Dem Bürgermeister im Namen der Communauté des Communes, der Pastorin und dem Präsidenten der Kirchengemeinde im Namen der Kirchengemeinde Dieulefit, den Schweizer Organisatoren im Namen des Musée du Protestantisme Dauphinois, den WandererInnen und Johannes MELSEN für die großen Eindrücke, die sie uns vermittelt haben.

Am Sonntag, den 31. Oktober hat mir mein Fußgelenk nicht erlaubt, die erste Schweizer Etappe des Weges zu begleiten, die, wie man mir berichtete, mit etwa 100 Teilnehmern, zusätzlichen Eseln und Pferden manchmal inmitten der zahlreichen aufmerksamen Zuschauer stattfand. Aber um 15h30 war ich an der Mauer der Reformation, wo die Esel per Lastwagen eintrafen. Großer Empfang, Fotos, Stimmung… (man notiere, dass einer der Esel sich vergessen hatte und dass seine Hinterlassenschaft augenblicklich von einem der Organisatoren beseitigt wurde). Dann gemeinsamer Anstieg zum Vorplatz der reformierten Kirche Saint Pierre (von Genf), die geöffnet war; 4 Stände trugen zum materiellen Willkommen bei: Weg, Museum, Getränke; dann kam der Augenblick der letzten Ansprachen: Der Präsident der Freunde des Museums unter Zitieren zahlreicher anwesender Personalitäten, Johannes MELSEN, Koordinator des Weges, die Initiatorin der Schweizer Wegstrecke, die Direktorin des Museums, die beiden Wandererinnen: Schließlich Öffnung und Gratisbesuch des Museums, was zum ersten Mal geschah“. Jean Rabaud, 3. November 2010

28 Danksagung Bourdeaux, 19. November 2010 Liebe Freunde, Nun sind wir also wieder zu Hause nach dieser wunderbaren Reise von einem Monat auf dem Weg « Sur les Pas des Huguenots » Wir möchten heute jeden von Ihnen aus ganzem Herzen danken, dass Sie mit so viel Herzlichkeit und Ungezwungenheit zum Erfolg unseres Abenteuers beigetragen haben. Sie, die uns ihr Haus geöffnet haben Sie, die uns diese schönen, kleinen Gerichte zubereitet haben, die wir an Ihrem Tische teilten Sie, bei denen wir nach dem Regen unsere Sachen trocknen und uns nach dem ersten Herbstreif wieder aufwärmen durften Sie, die uns Ihr Dorf, seine Reichtümer und sein Besonderheiten entdecken ließen Sie, die uns durch Ihre Meinung und Ihre Passionen bereicherten Sie, die uns für einige Kilometer oder eine Etappe lang begleitet haben und mit denen wir uns darüber austauschen konnten, was die Menschen zu einander finden lässt Sie, die Ihr Gehege voll zarten Grüns für unsere Esel öffneten. Von unserer Seite möchten wir Sie heute nach dem Ende des Winters, in den ersten Frühlingstagen, zu einer Hugenottensuppe zu uns ins Land von Bourdeaux einladen. Wir könnten dann ein wenig zusammen wandern, Ihnen unser Land zeigen, seine Leute, auch unsere Häuser und Ihnen am Abend eine kurze Zusammenfassung in Bildern von unserer Reise zeigen. Schon heute sollten Sie sich den Donnerstag, 21. April 2011 merken; Vorschläge hinsichtlich der Organisation und der Inhalte erhalten Sie in Kürze. Für alle, die interessiert sind, folgt am nächsten Tag das Programm „Exil & Toleranz – Auf den Spuren der Hugenotten im Diois“ mit einer Wanderung zwischen Bourdeaux und La Chaudière. Wir freuen uns, Sie bald wiederzutreffen, Barbara [email protected]

Pascaline [email protected]