Bindung – damit Entwicklung gelingt Dr. Angelika Schöllhorn 29.3.2012 Guter Start ins Kinderleben Thurgau
1. Zur Bedeutung von Bindung für die Entwicklung des Kindes 2. Bindung und Bindungsmuster 3. Die hochunsichere Bindung 4. Frühe Hilfen und Kinderschutz
Gelingendes Aufwachsen von Kindern Der weitaus größte Teil der Kinder entwickelt sich positiv bzw. unauffällig, aber: • Verunsicherung bei Eltern (Erziehungsgutachten des wiss. Beirats für Familienfragen 2005) > Shell Studie: 50% der befragten Eltern wissen nicht, woran sie sich in der Erziehung halten sollen (Deutsche Shell, 2000) • Verhaltens-/psychischen Störungen ca. 20% (KIGGS, 2007) > Kinder und Jugendliche: 18% bis 27% (Petermann et al., 2000) > Kindergartenkinder: ca. 18% (Hahlweg, & Miller, 2001) > unter Dreijährige: ca. 20% (Remschmidt,1998) • rasche, schwer vorhersehbare Veränderungen von ökonomischen, sozialen und beruflichen Lebensbedingungen
Besonderheiten in der Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit • Eltern können das körperliche und psychologische Wohlbefinden und die Entwicklung eines Säuglings und Kleinkindes entscheidend fördern, aber auch einschränken • frühe Verhaltensprobleme und –störungen zeigen sich (zunächst) in der Beziehungsdynamik -> oft nur in Interaktion mit einem Elternteil Behandlung von Beziehungsproblemen in der frühen Kindheit häufig nur auf der Symptomebene 2002: Verordnungsrate von Atosil bei Schlafproblemen 0 -4 Jahren: überdurchschnittlich hoch vs. Neuroleptikaeinsatz alle Altersgruppen (0 – 19) (Daten Gmünder Ersatzkasse, Janhsen, 2006)
Bedeutung früher Erfahrungen für die Gehirn- und Verhaltensentwicklung Funktion und Struktur des sich entwickelnden Gehirns wird positiv oder negativ von sozial-emotionalen Beziehungserfahrungen beeinflusst Bindungssicherheit beeinflusst positive sozial-emotionale Entwicklung Thompson, 1998; Weinfield et al., 1999
feinfühliges elterliches Verhalten beeinflusst Bindungssicherheit (mäßiger, aber zuverlässiger Prädiktor) deWolff & van IJzendoorn, 1997
Psychobiologische Regulation in der Bindungsbeziehung: Elterliche Feinfühligkeit
-
emotionale Sicherheit als Puffer gegen Stress
-
massive neuropsychologische Folgen bei frühem emotionalem Stress
flexible und kompetente Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress und belastenden Lebensereignissen (Werner, 1990) Umgang mit Neuem, sich Neuem zuwenden können und es verarbeiten (Rauh, 2002, Gloger-Tippelt, 2002)
Das Zusammenspiel zwischen Kind und Eltern
Kind:
kindliche Signale von Offenheit oder Belastung Feinzeichen der Befindlichkeit
Eltern: kindliche Signale … wahrnehmen … richtig interpretieren … prompt beantworten … angemessen beantworten intuitive elterliche Kompetenzen und elterliche Feinfühligkeit ”The infant’s brain needs to ‘feel felt’ by the caregiver” (Siegel, 2001) Feinfühlige Eltern als „Emotions-Coach“ ihrer Kinder Dyadische Emotionsregulation (Sroufe, 1996)
1. Zur Bedeutung von Bindung für die Entwicklung des Kindes 2. Bindung und Bindungsmuster 3. Die hochunsichere Bindung 4. Frühe Hilfen und Kinderschutz
John Bowlby (1907-1991)
Die Wurzeln
Psychoanalyse Ethologie Systemtheorie Piaget
Bindungstheoretische Grundannahmen: Bindungs- und Explorationssystem • Bindungsbedürfnisse sind biologische Grundbedürfnisse, angeborene Dispositionen • Das Bindungssystem wird insbesondere in Situationen von Verunsicherung und Angst aktiviert • Bindungsverhaltensweisen bei Kindern: > Weinen, Schreien, Rufen > Suchen von Blickkontakt > Anklammern, Festhalten > Nachlaufen • Bindungsperson als externe Regulationshilfe bei Verunsicherung und Angst • Die Aktivierung des Bindungssystems ist mit starker innerer Erregung verbunden
Bindungstheorie ist eine Theorie über den Schutz vor Gefahren
Bindungstheoretische Grundannahmen: Bindungs- und Explorationssystem
• Komplementär zum Bindungssystem wird das Erkundungssystem beschrieben, das der Erforschung der Welt und Erfahrungszuwachs dient. Dieses System ist in unbedrohlichen Situationen aktiv. • Zum Erkundungsverhalten gehört das Tasten, Schauen, spielerische Aktivitäten, den Raum erkrabbeln etc. • Zwischen dem Bindungssystem und dem Erkundungssystem gibt es ein dynamisches Wechselspiel. • Im günstigen Falle ist diese Dynamik gut beweglich und flexibel.
Bindungs-Explorations-Balance
Bindung
Exploration
Bindungsperson: Quelle emotionaler Sicherheit und externe Hilfe zur Regulation Trennung, unvertraute Situation, (körperliche, emotionale) Überforderung
Bindungsperson Belastetheit, Verunsicherung, (HerzfrequenzAnstieg)
Entlastung, Interesse an Erkundung (Absinken Herzfrequenz)
Bindungstheoretische Grundannahmen
Die Organisation von Bindung erfolgt in der Beziehung
Bindungs-/ Explorations-Balance (Nähe- und Distanzregulation)
Was ist eine Bindungsfigur?
• Vermittelt Schutz, Geborgenheit & Trost • Die Person, an die sich das Kind / der Jugendliche / der Erwachsene wendet, wenn es Schutz, Geborgenheit und Trost braucht • Eine länger- bis langfristige, intime, reziproke Beziehung • Affektiv aufgeladen • Personenspezifisch • Die Basis für das physische und psychische Überleben
Hierarchischer Aufbau mentaler Bindungsmodelle durch Scripts (Beispiel nach Gloger-Tippelt 2001)
Papa ist für mich da, wenn ich ihn brauche
Wenn ich traurig bin, wird Papa mich beruhigen.
Erfahrung Papa nimmt mich in den Arm
Erfahrung kann mich an ihn anlehnen
Wenn ich etwas Schwieriges erlebt habe, unterstützt er mich.
Erfahrung redet beruhigende Worte
Erfahrung spricht mir Mut zu
Manchmal ist Papa beschäftigt, dann muss ich warten.
Erfahrung ist nicht immer erreichbar
Zusammenfassung: Bindungsverhaltenssystem
• Entwicklungsabhängiges Kontakt- und Nähebedürfnis • Situationsabhängig z.B. Verunsicherung, Müdigkeit, Angst oder Krankheit aktivieren das Bindungssystem • Erfahrungsabhängig z.B. Präsenz und Verfügbarkeit der Bindungspersonen
Mary Ainsworth (1913-1999)
Das Konzept der elterlichen Feinfühligkeit
• Signale des Kindes wahrnehmen • Signale richtig interpretieren • Signale prompt und • angemessen beantworten
Feinfühligkeit beinhaltet kognitive Funktionen
Fremde Situation: Ablauf Episode
Dauer
Personen
Ablauf
1
ca. 30 Sek.
Kind, Bindungsperson, VL
Bindungsperson, Kind werden hereingeführt
2
3 Minuten
Kind, Bindungsperson
Kind spielt bzw. Bindungsperson aktiviert das Kind zum Spielen
3
3 Minuten
Kind, Bindungsperson, Fremde Person
Fremde Person kommt herein, schweigt (1. Minute) unterhält sich mit der Bindungsperson (2. Minute) versucht Kontakt mit Kind aufzunehmen (3. Minute)
4
3 Minuten (oder kürzer)
Kind, Fremde Person
5
3 Minuten
Kind, Bindungsperson
1. Wiedervereinigungsepisode. Bindungsperson kommt zurück, geht zum Kind beruhigt es ggf.; Fremde Person verlässt den Raum
6
3 Minuten (oder kürzer)
Kind
Bindungsperson verlässt den Raum (verabschiedet sich)
7
3 Minuten (oder kürzer)
Kind, Fremde Person
Fremde Person kommt zurück; beruhigt das Kind ggf.
8
3 Minuten (oder kürzer)
Kind, Bindungsperson
2. Wiedervereinigungsepisode. Bindungsperson kommt zurück; Fremde Person verlässt den Raum.
Bindungsperson verlässt den Raum (ohne sich zu verabschieden)
Typ B-Kinder: sichere Bindung
• Kinder erfahren die zeitlich und affektiv abgestimmte Reaktion der Bindungsperson. • Sie signalisieren, was sie wollen und vorhaben. • Sie passen sich an Informationen an, die von der Bindungsperson kommen (integrieren kognitive Informationen). • Sie zeigen sowohl positive als auch negative Affekte. • Die Beziehung zu ihrer Bindungsperson wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Typ A-Kinder: unsicher-vermeidende Bindung
• Kinder erfahren eine ignorierende oder bestrafende Reaktion, wenn sie negative Affekte (Angst, Ärger) zeigen. • Sie lernen das Darstellen des negativen Affekts zu hemmen. • Die Beziehung zu ihrer Bindungsperson wird dadurch besser. • Sie beginnen, das somatische Gefühl von der Darstellung des Gefühls abzuspalten. • Sie passen sich den Erwartungen der Bindungsperson an. Mach das Richtige - aus der Sicht der Anderen
Typ C-Kinder: unsicher-ambivalente Bindung • Kinder erfahren eine nicht vorhersagbare, intermittierende positive Verstärkung des negativen Affekts. Kinder werden über Absichten getäuscht. • Sie lernen, den negativen Affekt zu übertreiben und Worten zu misstrauen. • Sie erreichen dadurch immer wieder die Aufmerksamkeit der Bindungsperson. • Sie zeigen ein Gemisch aus Ärger, Angst & dem Bedürfnis nach Trost und Geborgenheit – gemischte Motivation. • Eltern sind verwirrt. Bleib Deinen Gefühlen treu – selbst wenn sie sich im Konflikt mit den Interessen Anderer befinden
Bindungsmuster
Unterschiede in der Bindung entstehen aus der unterschiedlichen Qualität der Erfahrungen mit den wesentlichen Bindungspersonen Ainsworth et al. 1978, Schuengel et al. 1999, Bakermans-Kranenburg et al. 2003
Mütterliche Sensitivität gegenüber kindlichen Signalen und die Bindungsqualität
Insensitivität
Sensitivität
Sicher (B)
Ambivalent (C)
Vermeidend (A)
Elterliche Feinfühligkeit: Interaktionscharakteristika feinfühlig
wenig feinfühlig
wahrnehmen
verzögerte oder fehlende Wahrnehmung kindlicher Signale (hohe Schwelle)
angemessen interpretieren
inadäquate Interpretation kindlicher Signale (Verzerrungen, mangelnde Empathie)
angemessen reagieren
inadäquate Reaktion (Über-, Unterstimulation)
prompt reagieren
verzögerte Reaktion (hohe Latenzzeit)
Entwicklung als Prozess gegenseitiger Einflussnahme Lebensumstände
soziale Unterstützung
Kind
Modell der Passung
Temperament, neurobiologische Vulnerabilität
Eltern
eigene Bindungsgeschichte
Partnerschaft
Mentalisierungsfähigkeit und feinfühliges Verhalten
• Die elterliche Fähigkeit, mental die Perspektive des Kindes einzunehmen, begünstigt feinfühliges Verhalten (mentale Bindungsrepräsentation) • Eine unvollständige, gefilterte oder verzerrte Repräsentationen über bindungsrelevante Bedürfnisse des Kindes hemmen feinfühliges Verhalten
Welche Strategie ist am besten?
• Jede ist die beste für einige Probleme • Keine ist die beste für jedes Problem • Um letztlich sicher zu sein, brauchen wir sie alle!
Bindungsmuster sind selbstprotektive Strategien und Muster der Informationsverarbeitung
Alle Bindungs -Typen sind kindliche Lösungsstrategien, um Schutz und Geborgenheit bei den Eltern hervorzurufen
Bindungsentwicklung (1) Vorphase (0 bis ca. 3 Mon.): Orientierung und Signale ohne Unterscheidung der Person Das Kind ist allgemein sozial ansprechbar ohne Unterschied der Person. Das Kind richtet seine Signale ohne Unterschied an die Umwelt. In der Interaktion lernt es, seine Partner zu unterscheiden.
Personen-unterschiedene Ansprechbarkeit (3 bis ca. 7 Mon.): Orientierung und Signale, die sich auf eine oder mehrere unterschiedene Person/en richten Das Kind wendet seine Signale bevorzugt einer spezifischen oder einigen vertrauten Personen zu und erweitert sein Repertoire an Bindungsverhaltensweisen Ainsworth, 1978
Bindungsentwicklung (2)
Eigentliche Bindung (ab ca. 7 Mon.): Aufrechterhaltung der Nähe zu einer unterschiedenen Person durch Fortbewegung und durch Signale Das Kind lernt sich aktiv in die Nähe der Bezugsperson zu bringen; es beginnt sie bei Abwesenheit zu vermissen und fremdelt bei nicht vertrauten Personen (Lokomotion und Objektpermanenz).
Bildung einer zielkorrigierten Partnerschaft (ab ca. 3 Jahren): Das Kind organisiert sein Verhalten nicht mehr alleine um von ihm gesetzte Ziele herum, sondern es beginnt, die Ziele und die Pläne der Bezugsperson mit einzubeziehen und zu berücksichtigen. Ainsworth, 1978
Patricia McKinsey Crittenden
Probleme für das Kind und deren Lösung • Typ B Wie kann man genauer kommunizieren? „Signalisiere, was du willst und vorhast und passe das an Informationen an, die von der Bindungsfigur kommen“ • Typ A Wie kann man Geborgenheit und Trost bei den Fürsorgepersonen hervorrufen? „Hemme den Ausdruck negativer Affekte und Absichten; tu, was die Bindungsfigur will“ • Typ C Wie kann man inkonsistente Fürsorgepersonen vorhersagen? „Signalisiere deine negativen Gefühle intensiv, verändere dabei dein Verhalten entsprechend dem Verhalten der Bindungsfigur“
Regulation
•
Typ B – Säuglinge verbringen mehr Zeit munter und sozial engagiert
•
Typ A - Säuglinge lernen, hoch negative Erregung zu hemmen. Sie werden ruhige, gute Babys
•
Typ C - Säuglinge halten Zustände hoher negativer Erregung über zunehmend lange Zeiträume aufrecht. Sie werden quengelige Babys
Gemeinsame Entwicklungsaufgaben •
0-3. physiologische Regulation
•
Kann die Erwachsene den Säugling länger in einem wachen und entspannten Zustand zu halten?
•
3-6. wechselseitiger Austausch (turn-taking)
•
•
6-9. das Spiel spielen (playing the game)
•
Kann die Erwachsene mit dem Säugling wiederholte dyadische Abfolgen entwickeln, an denen beide beteiligt sind? Kann die Erwachsene mit dem Kind ein gemeinsames „Thema mit Variationen“ entwickeln?
•
• 9-12. aufeinander bezogene Kommunikation über Gegenstände/ geteilte Aufmerksamkeit (joint attention)
Können Erwachsene und Kind ihre Aufmerksamkeit voneinander weg und auf einen Gegenstand richten, an dem sie beide Spaß haben?
•
12-15. Sprache ins Spiel einbeziehen
•
Kann die Erwachsene Sprache in einfacher Weise nutzen und dem Kind helfen das Spiel zu regulieren (ohne nonverbale Kommunikation)
Gemeinsame Entwicklungsaufgaben •
•
15-24. Eltern-Kind-Konflikt
ab 24. sprachliche Kommunikation und Aushandlung
•
Kann die Erwachsene eine hierarchische Beziehung etablieren, in der das Kind sowohl sicher erkunden als auch Trost finden kann?
•
Kann die Erwachsene dem Kind helfen negative Affekte so zu regulieren, dass sie die weitere Kommunikation nicht stören?
•
Kann die Erwachsene das Kind unterstützen (1) Verhalten in sprachliche Kommunikation umzusetzen, („geschichten- ähnliche“ Verhaltenssequenzen) (2) Affekte in sprachliche Formulierungen über Gefühle und Bedürfnisse „übersetzen“
Ausdruckskanäle der Interaktion • Gesichtsausdruck • Vokalisation • Körperhaltung und Körperkontakt • Affekt • wechselseitiger, zeitlich abgestimmter Austausch • Kontrolle • Wahl der Aktivität
Entwicklungspsychologische Voraussetzungen im Kleinkindalter
• kognitiv: Intuitives Wissen über die eigene Wirkung auf andere und intuitives Wissen darüber, dass eigenes Verhalten von anderen wahrgenommen wird → Erwartungen eigener Wirksamkeit im Auslösen erwünschter Reaktionen bei anderen → Steuerungsfunktion: Vorhersagen, Verbindungen herstellen, vorausschauend Planen • emotional: Schüchternheit als neue Gefühlsqualität → wird strategisch eingesetzt • sozial-kognitiv: Empathie als neue Kompetenz
Sprachentwicklung
Änderung mit neurologischer Reifung: Das Gedächtnis und das symbolische Denken erlauben mehr Strategien Das denkende und sprechende Kind hat eine größere Bandbreite schützender Verhaltensweisen Diese Strategien geben dem Kind eine größere Sicherheit
Neue Entwicklungskompetenzen im Kleinkindalter
Getrennt regulierbar: interne Regulation von Gefühlen und Ausdrucksverhalten Aufspalten gemischter negativer Gefühle - verletzlich vs. unverwundbar Aufspalten positiver und negativer Gefühle - Inhibieren „echter“ negativer Gefühle - Ausdruck „falsch-positiver“ Gefühle
Aggressive Performance
• Kopf erhoben, Nase nach oben • Kinn vorgereckt • Augen verengt oder geschlossen • Bauch herausgestreckt signalisiert Trotz • Arme schützen Bauch signalisiert Schutz der Verletzlichkeit
Verschämt/neckische Signale
Funktionen: • beendet Aggression • löst Fürsorge aus
Signale: • Zurschaustellung von Nacken, Bauch, Genitalien • Lächeln mit bedeckten Zähnen • Blicke aus dem Winkel der Augen • ‚gebrochenes (Fuß-) Gelenk‘ – Haltung • ‚waffenlose‘ oder ‚betende‘ Hände
Wie werden die neuen Möglichkeiten eingesetzt? Typ B beide Strategien gelegentlich Typ A überwiegender Einsatz des verschämt/neckischen Verhaltens: Der Zurückweisung des Erwachsenen vorbeugen und Wohlwollen hervorrufen Typ C beide Strategien werden abwechselnd eingesetzt, um das Verhalten der Bindungspersonen zu steuern (drohend-entwaffnend, aggressiv-vorgetäuscht hilflos, provokativ-unterwürfig -> Risikoverhalten): Aufmerksamkeit anziehen und erhalten
Muster elterlichen und kindlichen Verhaltens: kontrollierend – zwanghaft angepasst
Motto: Es ist gefährlich, etwas anderes zu wollen
Typ A – unsicher vermeidende Bindungsstrategie
Dargestellter positiver Affekt (falsch positiver Affekt)
Inhibierter negativer Affekt (Wut, Angst, Sehnsucht nach Trost / Geborgenheit)
Wurzeln zwanghaft angepassten Verhaltens
Zwei psychologische Prozesse • Hemmung/Unterdrückung von Verhalten und Gefühlen (precompulsvie) (Inhibition unerwünschten Verhaltens) • Ausdruck falscher Gefühle und bemüht angepassten Verhaltens (compulsive) „zwinge dich, wenn Du glaubst der andere will es; sieh die Anforderungen voraus und erfülle sie, auch, wenn du es nicht willst“ (Crittenden, 1992)
Wurzeln zwanghaft angepassten Verhaltens
• Neugeborenenzeit: Inhibieren ist nicht-selektiv; massiv und vollständig (frozen watchfulness; sensorische Assoziationen) • ca. 2 Monate: Übergang zum selektiven Inhibieren (Inhibierung oft fragmentarisch sichtbar; gemäß lerntheoretischen Prinzipien – Verhalten der Bindungsperson) • 15 – 18 Monate: Ausdruck erwünschten/erwarteten Verhaltens
Verhaltensmarker (compulsive) Verhaltensbereich Verhaltensausdruck Gesichtsausdruck plötzlicher Beginn und Beendigung von Lächeln/ uneindeutiges, angedeutetes Lächeln Hände oder Gegenstände vor dem Gesicht, wenn im Blickkontakt mit der Bindungsperson ausdruckslos, maskenhaft eingefroren, wachsam (vigilant) Blickabwendung Körperhaltung unbequeme Körperhaltung, steif oder regungslos abgehackte, ausfahrende Bewegungen emotionale hohe Erregung (arousal) verbunden mit Schweigen Gestimmtheit fröhlich ohne erkennbaren Anlass mangelnde Freude, Angeregtheit Tolerieren negativen oder harschen elterlichen Aktivität/Spiel Verhaltens ohne beobachtbare Reaktion mangelnde Initiative verzögerte Verhaltensreaktionen
Zwanghafte Muster (Typ A)
• Inhibition von Angst
• Inhibition von Wut
• Zwanghafte Aufmerksamkeit (Unerreichbarkeit)
• Zwanghafte Leistung (Liebesentzug)
• Zwanghafte Fürsorge (Im Stich lassen)
• Zwanghafte Gefügigkeit (Strafe)
Typ C – unsicher ambivalente Bindungsstrategie
WUT
Angst & Sehnsucht nach Trost / Geborgenheit
Regulation: Die Darstellung des Affekts
• Typ B: Akkurates Zeigen von positivem und negativem Affekt. • Typ A: Auslösen fürsorglichen Verhaltens/Auflösen feindseligen Verhaltens Hemmung von negativem Affekt & Darstellung von falsch positivem Affekt. Anwenden der Emotionssprache ohne den Bezug zu inneren Gefühlszuständen. • Typ C: Kontrolle über die Bindungsperson; fortwährende Aufmerksamkeit und Zuwendung Verschämt/neckisches Verhalten & das Wechseln von verschämt/neckischem und aggressivem Verhalten.
Einfluss von Bindungsstrategien auf Verhalten und Emotionsregulation
sichere Bindung offener Austausch über Gefühle kompromissbereit bei Konflikten beziehungsbezogen und autonom selbstverantwortlich bei Belastung; dazu gehört, andere aktiv um Hilfe zu bitten
Bindung
Exploration
Einfluss von Bindungsstrategien auf Verhalten und Emotionsregulation Bindung
unsicher-vermeidende Bindung kein Austausch über (negative) Gefühle Anpassung an äußere Erwartungen emotionale (Pseudo-) Unabhängigkeit selbstbezogener Umgang bei Belastungen
Exploration
Einfluss von Bindungsstrategien auf Verhalten und Emotionsregulation Bindung
unsicher-ambivalente Bindung übersteigerter Gefühlsausdruck wenig kompromissbereit emotionale Abhängigkeit wenig selbstverantwortlich bei Belastungen
Exploration
Kontinuität von sicherer vs. unsicherer Bindung
B
1 Jahr
2 Jahre
6 Jahre
10 Jahre
schnell getröstet
rufen nach der
konzentriertes Spiel;
kohärente
Binungsperson wenn sie sie
Erinnerungen; sozial flexibel
brauchen
Geschichte über Bewältigung von Konflikten
empathisch A
Unterdrückung der
feindselig &
überkontrolliert
wenig Erinnerungen
negativen Gefühlen
distanziert mit
bzgl. Stress;
& Selbstbewußtsein
Gleichaltrigen
zeichnen Bilder mit
Trauer wird nicht
leeren Gesichtern,
gelöst
ohne Hände C
unzufrieden
unbeholfene Abhängigkeit
unterkontrolliert
inkohärente Geschichte; unbewältigte Traurigkeit
1. Zur Bedeutung von Bindung für die Entwicklung des Kindes 2. Bindung und Bindungsmuster 3. Die hochunsichere Bindung 4. Frühe Hilfen und Kinderschutz
Frage
Welche Verhaltensweisen können Sie sich vorstellen, wenn Sie • ganz dringend zu jemandem hingehen möchten und • gleichzeitig große Angst davor haben?
Mary Main (geb. 1943)
Desorganisiertes Bindungsverhalten
• Furcht als durchgängige Beziehungserfahrung - Furcht vor der Bindungsperson (direkte ängstigende Interaktionserfahrung) - Furcht der Bindungsperson (indirekte Auswirkung elterlicher traumatischer Beziehungserfahrung)
Konflikt zwischen Bedürfnis nach Sicherheit durch die Bindungsperson und Furcht vor ihr
Zusammenhang mit der Eltern-Kind-Interaktion
Das Kind zeigt innere Konflikte während es Trost sucht, weil die Bezugsperson die primäre Trostquelle ist, aber die Bezugsperson reagiert nicht auf konsistente und effektive Weise auf die kindlichen Bedürfnisse nach Regulation von ängstlicher Erregung. Dies stellt für sich genommen bereits eine Bedrohung für das Kind dar. (Lyons-Ruth, Bronfman & Parsons, 1999)
Desorganisiertes Bindungsverhalten
(Konflikthaftes Bindungsverhalten, hochunsichere Bindung)
Überforderung der kindlichen Anpassungsfähigkeiten, teilweiser Zusammenbruch einer organisierten Strategie im Umgang mit Bindungsbedürfnissen und Furchtreaktionen.
Erstarren, Einfrieren (Freezing) insbesondere bei jungen Kindern
Der Beginn der konflikthaften (desorganisierten) Bindung (Beebe, 2008) • Der Beginn einer konflikthaften Bindung zeigt sich bereits im Alter von 4 Monaten • Konflikthafte Bindung hängt mit unterschiedlichen Informationen in unterschiedlichen Bereichen der Kommunikation zusammen (Mimik, Affekt, Aufmerksamkeit, Berührung) • Es zeigt sich ein Konflikt im Baby (Stress ohne Spiegelung, Anpassung an die Stimmung der Mutter bei Diskrepanz zur eigenen Befindlichkeit) und zwischen Mutter und Baby (Mutter reagiert auf den Stress des Kindes mit positivem Affekt)
Implizite und explizite Kommunikation Auch wenn es keine bewusste Wahrnehmung von den Emotionen eines Gegenübers gibt, reagiert unsere Körperwahrnehmung auf diese Emotionen 1. Bildpräsentation emotionaler Ausdrücke im subliminalen Bereich 2. Suizidabsichten von Patienten in der Mimik der Therapeuten Das Baby entkommt den mütterlichen Emotionen in ihrem Gesicht nicht!
Verhalten der Mütter (Beebe, 2008)
• Emotionale Dysregulation emotionale Abwesenheit vom gestressten Kind • Visuelle Dysregulation Verlust der mimischen Variabilität, facial-affektive Mauer • Aufmerksamkeits-Dysregulation Mütter schauen vom kindlichen Gesicht weg, zeigen weniger Aufmerksamkeit für das gestresste Kind oder unvorhersagbar invasives Verhalten • Berührungs-Dysregulation Kinder berühren weniger (Haut, Mütter, Objekte), die Mütter zeigen geringere Koordination mit kindlichen Berührungsmustern
Verhalten der Mütter (Beebe, 2008)
Weg für Mütter, emotionale Distanz zum Stress des Kindes zu bekommen Mutters Furcht, den Stress des Kindes wahrzunehmen
Intervention
Frühe Intervention unterstützt die kindliche Entwicklung • Kinder zeigen mit der Mutter vokal hohen Stress • Kinder zeigen mit adäquaten Fremden keinen vokalen Stress Sie reorganisieren ihr Verhalten in adäquater Umgebung und kehren zu einem mittleren Erregungslevel zurück
Hochunsichere Bindung – ängstigendes und beängstigendes Elternverhalten
Trennung, unvertraute Situation, (körperliche, emotionale) Überforderung
Versagen der Bindungsperson als Quelle emotionaler Sicherheit und externe Hilfe zur Regulation
Bindungsperson Belastetheit, Verunsicherung, (HerzfrequenzAnstieg)
Entlastung, Interesse an Erkundung (Absinken Herzfrequenz)
Bindungsstörung: kinderpsychiatrische Nosologie vs.entwicklungspsychologisches Bindungskonzept
Bindungsforschung
sichere Bindung
unsichere Bindung
ICD-10
hochunsichere Bindung
Bindungsstörungen
Bindungsstile und –strategien
• sicher
• Ausschöpfen der gesamten Bandbreite
• unsicher-vermeidend
• eingeschränkter Zugang zu helfenden Anderen
• unsicher-ambivalent
• Einschränkungen in Exploration/Autonomie
• hochunsicher
• Risikoindikator für emotionale Vulnerabilität
Bindung und Selbst- und Persönlichkeitsentwicklung
• Sichere Bindung als Schutzfaktor für gelingende sozialemotionale Entwicklung • Hochunsichere Bindung als Risikofaktor für Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten in Kumulation und in Wechselwirkung mit anderen psychosozialen Risikofaktoren!
1. Zur Bedeutung von Bindung für die Entwicklung des Kindes 2. Bindung und Bindungsmuster 3. Die hochunsichere Bindung 4. Frühe Hilfen und Kinderschutz
Frühe Hilfen und Kinderschutz
kein Unterstützungsbedarf
Frühe Hilfen
Freiwilligkeit der Eltern
Gefährdung
Wann immer möglich: Freiwilligkeit der Eltern Wenn keine Freiwilligkeit: Gegen den Willen, aber nicht ohne Wissen
Risikoeinschätzung drohender Entwicklungsgefährdung
geringes Risiko, wenn nur einzelne Risiken vorhanden hohes Risiko, wenn viele und chronische Risiken kumulieren und interagieren und/oder wenn keine Schutzfaktoren vorhanden, die Risiken abpuffern (Rutter, 2000)
Bedeutung von Familienbeziehungen • Bella Studie (Ravens - Sieberer 2006) und RKI Survey KIGGS (2006, 2007) bestätigen englische Befunde: • doppeltes Risiko bei Alleinerziehenden (OR:2,09) • aktuelle Familienkonflikte (OR: 4,97) • Konflikte in der Familie der Eltern (OR: 2,02-3,89) • Unzufriedenheit in der Partnerschaft (OR: 2,75) • Risiko für psychische Erkrankung steigt mit mehreren Belastungen • bei 3 Risiken 30,7% • bei 4 Risiken 47,7% aller betroffener Kinder
Langzeit-Follow-up von Kindern mit und ohne Verhaltensproblemen und –störungen (Grünbuch EU)
Abb.: Langzeitkosten psychischer Gesundheitsprobleme, umgerechnet auf Euro zum Preisniveau 2002 (Scott, Knapp, Henderson & Maughan, 2001. Umrechnung in Euro durch David McDaid, Mental Health Economics European Network). Quelle: Scott, S., Knapp, M., Henderson, J. & Maughan, J. (2001). Financial costs of social exclusion. Follow-up study of anti-social children into adulthood. British Medical Journal, 323, 191-196.
Frühe Störungen der Eltern-Kind-Beziehung als Risikofaktor späterer Verhaltensprobleme Frühe Kindheit Vernachlässigung und Misshandlung (Carlson et al., 1989; Ciccetti & Barnett, 1991; Lyons-Ruth et al., 1990; Crittenden, 1988, 1995)
Kindergarten- und Vorschulalter aggressiv auffälliges Verhalten (Lyons-Ruth et al., 1993, 1997; Hubbs-Tait et al., 1994; Shaw & Vondra, 1995; Shaw et al., 1996)
feindseliges Verhalten (Lyons-Ruth et al., 1989) internalisierendes Verhalten (Moss et al., 1998) Jugendalter Verzögerungen in der kognitiven Entwicklung (Jacobsen et al., 1994) dissoziative Symptomatik (Ogawa et al., 1997; Carlson, 1998)
! In Kumulation und Wechselwirkung mit anderen Risiken !
Risikoindikatoren für Vernachlässigung / Misshandlung • sozio-ökonomische Belastungen • jugendliche Mütter • suchtmittelabhängige Eltern / psychisch kranke Eltern • vorhergehende Vernachlässigung/Misshandlung Kumulation und Wechselwirkung von Risiken, die nicht durch Schutzfaktoren abgepuffert werden: chronische, schwerwiegende Überforderungssituationen mangelnde/fehlende positive Beziehungsvorerfahrungen/ “emotionales Repertoire“: eingeschränkte elterliche Beziehungs- und Erziehungskompetenzen (Kindler, 2007)
„Misshandlungen und Vernachlässigungen [sind] in den meisten Fällen Endpunkte einer von den Eltern nicht gewollten, verhängnisvollen Entwicklung , an deren Anfang vielfältige Überforderungen stehen.“ (Kindler, Sann 2007)
Je früher Risiken erkannt und Benachteiligungen aufgefangen werden, desto eher können Gefährdungen des Kindeswohls, deren Folgen und dadurch entstehende gesellschaftliche Folgekosten vermindert werden. 85
Die Ausgangssituation für Frühe Hilfen
• Ziel: Sicherstellung von kindlichen Basisbedürfnissen Vernachlässigung als zentrales Risko • Familienbeziehungen, insbesondere Feinfühligkeit, in der Eltern-Kind-Interaktion als wichtiger familienbezogener Ansatzpunkt • Vernetzung zwischen den Professionen und Institutionen als zentraler Ansatz der Verbesserung
Herausforderung für die Planung und die Entwicklung von Hilfen Familien benötigen unterschiedliche und unterschiedlich intensive Hilfen (von Information
spezifische Hilfen zur Erziehung)
Übergänge zwischen Normalität, Belastung und pathologischer bzw. gefährdender Entwicklung sind fließend intelligente Kombination von Allgemeinmaßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Familien und spezifischen Hilfen: Kinderschutz beginnt mit Prävention
Passung zwischen Eltern und Kind (nach Crittenden, 2006)
Hochrisikobereich
Interventionsbereich
angemessener bis guter Bereich
Angebotsstruktur
Vorausgehendes
Jugendliche Eltern
Psychisch erkrankte Eltern
-
oder einmaliges
Kinder mit Auffälligkeiten
-
Gefährdungsereignis
Familien mit Migrationshintergund
Indizierte Prävention
Familien mit psychosozialen Belastungen
Familien mit Kindern im Säuglings- und Kleinkindalter
Selektive Prävention
Universelle Prävention
Wege zu den Angeboten
alle Eltern: Screening und Information
Bei Belastung/Risiken: Werbung für die Annahme von Hilfen, Vermittlung in spezifische und passgenaue Hilfen, Gestaltung der Übergänge
offene Angebote, Familienbildung
stationäre Angebote, Behandlung
Koordinierung der Hilfen, Monitoring
Ziele der frühen Hilfen • Prekäre Lebenssituationen erkennen • Eltern früh erreichen und für Hilfe gewinnen • Gestufte Angebote (Information – spezifisch) • Differenzierte spezifische Hilfeangebote für den frühen Bereich • Gemeinsame Sprache und Fachlichkeit zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen entwickeln • Gemeinsame Standards für Dokumentation und Umgang nachhaltige Verbesserung im Kinderschutz
Besonderheiten Frühe Hilfen Frühe Hilfen sind ein interdisziplinäres Anliegen: -
es braucht: Überwindung von Ressortgrenzen verbindliche und nachhaltige Vernetzungsstrukturen gemeinsame Sprache/Standards/Diagnostik Personelle Ressourcen und festgelegte Verantwortlichkeiten Zeitliche und finanziell ausreichende Rahmenbedingungen
Frühe Hilfen beginnen als präventives Angebot von Anfang an -
niedrigschwellige und für alle Eltern und ihre Kinder erreichbare Angebote Überschaubarkeit und Information über die Angebote Einbindung spezifischer Hilfen für Hochrisikofamilien in breit angelegte Präventionsmaßnahmen; passgenaue Hilfen (aus bestehenden Angeboten und/oder ergänzenden Bausteinen)
Chancen Früher Hilfen
• Im Übergang zur Elternschaft sind Familien Hilfeangeboten besonders offen gegenüber eingestellt • Zugang zu den Familien ist möglich, bevor verfestigte Problemlagen und eine akute Gefährdung vorliegen • Hilfen bei vorhandenen Risiken statt Behandeln von Folgen
Frühe Hilfen rechnen sich (Heckman 2007)
Bindungstheoretisches Interventionsmodell – präventive Intervention (nach Bakermans-Kranenburg, Juffer & van IJzendoorn, 1998) mentales Bindungsmodell der Eltern
ElternKindBindung
elterliche Feinfühligkeit
Information Videofeedback
bindungsorientierte Gespräche Interventionsziele
Besonderheiten früher und präventiver Beziehungsförderung
Ressourcenorientierter Zugang zu den Familien Angebote in entwicklungscharakteristischen Zeiten von Offenheit (für Veränderung) Früher und rechtzeitiger Kontakt Niedrigschwellig
Aufbau und Pflege einer stabilen und verlässlichen Beziehung Vorausschauende und längerfristige Planung von Hilfen Angebote als Brücken zu folgenden Entwicklungsherausforderungen
Koordinierung und Verknüpfung unterschiedlicher und interdisziplinär angelegter Hilfen Ziegenhain, 2001
Die Entwicklungspsychologische Beratung
Verknüpfung bindungstheoretischer Annahmen und Befunde zur elterlichen Feinfühligkeit mit entwicklungspsychologischem Wissen über Bedürfnisse, Kompetenzen und Ausdrucksverhaltensweisen von Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern
Ressourcenorientiert Videogestützt Verhaltensbeschreibung aus der Perspektive des Kindes
Ergebnisse früher Beziehungsförderung in sozial benachteiligten Familien Verbesserte allgemeine soziale Kompetenzen der Mütter / positive soziale Interaktion (Barnard, Morriset & Spieker, 1993; versus wissensvermittelnd/didaktisch)
Verbessertes feinfühliges, positiv stimulierendes Verhalten der Mütter (Erickson, Korfmacher & Egeland, 1992) Verbesserte emotionale Beteiligung der Mütter frühgeborener Kinder (Beckwith, 1988) Positive Bindungsentwicklung bei Kindern depressiver Mütter (Lyons-Ruth, Connell, Grunebaum & Botein, 1990) Positive Bindungsentwicklung bei hoch-irritablen Kindern und verbessertes feinfühliges Verhalten der Mütter (van den Boom, 1991, 1994, 1995) Ziegenhain, 2001
Feinfühliges Verhalten bei jugendlichen Müttern mit und ohne Intervention (Ziegenhain, Libal, Derksen, Dreisörner & Fegert, 2005)
+ F E I N F Ü H L I G K E I T -
attachment based intervention
treatment as usual
9 8 7 6 5 4 3 2 1
Neugeborenenzeit
2. Monat
3. Monat
6. Monat
N = 30
Literatur • Ahnert, L. (2004): Frühe Bindung. Entstehung und Entwicklung, München (Ernst Reinhardt) • Bowlby, J. (1975): Bindung: Eine Analyse der Mutter-KindBeziehung. München (Kindler) • Brisch, K.H. (2010): Bindungstheorie. In: R. Adler, W. Herzog, P. Joraschky, K. Köhle, W. Langewitz, W. Söllner & W. Wesiak (Hrsg.): Psychosomatische Medizin. 7. Aufl. München (Urban & Fischer in Elsevier), S. 125 – 135 • Crittenden, P. M. (Hrsg.) (2000): The organization of attachment relationship. Maturation, culture and context. Cambridge, MA (Cambridge University Press) • Scheidt, C.E. & Waller, E. (2002): Bindungsforschung und Psychosomatik. In: B. Strauß, A. Buchheim, H. Kächele (Hrsg.): Klinische Bindungsforschung. Stuttgart, New York (Schattauer), S. 242 – 254